Wortgottesfeier 09.April 2019 – „Selig seid ihr“ „Gott braucht unsere Hände“
(Erstmals Wortgottesfeier an der „Front“ im Einkaufszentrum)
Schön, dass Sie, dass Ihr da seid. Lasst uns in Gottes Namen diesen Gottesdienst gemeinsam beginnen: Im Namen des Vaters …….
FRIEDENSGRUSS:
Bevor wir gemeinsam singen und beten und über unsern Gott und seine Liebe zu uns nachdenken, wollen wir erst untereinander ein Zeichen geben, dass wir den guten Willen haben versöhnt zu sein, dass wir Frieden wollen, mit Gott und allen Menschen.
LIED: 422 1-3 Ich steh vor dir mit leeren Händen Herr
Begrüßung: Herzlich Willkommen, hier in der Mitte der Sürenheide. Zu den Wortgottesfeiern in der Kirche kamen ja selten mehr als ein gutes Dutzend Mitchristen. Bis mir klar wurde, Jesus hat ja auch nicht in der Synagoge auf die Menschen gewartet, sondern ER ist zu ihnen hingegangen, mitten rein in den Trubel oder auch an die Ränder der Gesellschaft, zu den Ausgegrenzten und Einsamen.
Das ist hier, wo wir heute beten natürlich anders.
Wir sind in einem Zentrum des Reichtums unserer Gesellschaft:
Ein Supermarkt mit allem was wir zum Überleben brauchen, sicherlich mit Waren im Wert von einer knappen Million Euro, die auf uns warten.
Ein Bäckerladen mit mehr als 10 Sorten Brot und zig Sorten Kuchen.
Eine Podologiepraxis, in der man alles bekommt um sich auf den Beinen wohlzufühlen oder wieder fit zu werden.
Eine Arztpraxis mit 2 guten Ärzten, die heilen, lindern und alles erdenkliche tun, damit man lange leben kann, und wenn da keine Chance mehr besteht, wird man die letzten Stunden des Lebens auch noch qualifiziert begleitet.
Einige Wohnungen gibt es oben im Haus und alles ist behindertengerecht und seniorenfreundlich eingerichtet.
Und Überraschung: – zu 100% – auch hier können wir unseren Gott treffen wenn wir unser Herz und unsere Augen öffnen, in jedem Menschen, dem wir begegnen.
GEBET:
Du Gott aller Menschen – wir danken Dir für unsern Wohlstand. Aber den haben wir auch ganz bestimmt verdient, das wissen wir, wo wir doch oft 35 Stunden pro Woche arbeiten, oder viele Jahre unseres Lebens gearbeitet haben. Und Du siehst es ja Gott, sogar an Tagen wie heute, an einem Werktag kommen wir zusammen um zu beten und Dir zu danken und manchmal sprechen wir auch zuhause das Tisch – und Abendgebet.
Uns geht es wirklich gut, Gott – bis auf ein bisschen „Rücken“ manchmal, oder wenn mieses Wetter ist, oder wenn ein paar Euro für das neue Auto fehlen. Aber für den „Rücken“ haben wir Ärzte, für das Wetter haben wir eine Heizung und für das Auto hilft uns wahrscheinlich die Bank.
Eigentlich ist hier bei uns alles gut Gott, weil Du auch da bist, hier bei uns, wir können Dich spüren – aber, – sorry Gott – , was ist mit den Menschen, z.B. in Mosambik und Mali, Bangladesch und andernorts? Denen reicht nicht mal eine 60 Stunden Woche und sie haben keine Heizung und keinen Strom, kaum Ärzte, ja nicht mal WLAN.
Sogar das Brot müssen sie selbst backen, draußen am Feuer – wenn sie gerade Korn haben.
Sie bekommen Cholera, weil Ihnen der Schlamm bis zum Hals steht – kein Arzt in der Nähe ist, und wenn doch einer kommt – haben sie kein Geld für Medikamente, und – du wirst sie hören, die beten wahrscheinlich Tag und Nacht um die Chance zu überleben, hauptsächlich für ihre Kinder, aber – da bist DU doch auch!! Oder verstehst Du die nicht? Verstehst Du nur Deutsch, Gott?
Oder Gott? Du bist bestimmt auch regelmäßig in den Containern unserer Flüchtlinge, die kaum Besuch bekommen und spürst selbst körperlich die Angst dieser Menschen, dass sie wieder zurückmüssen in das alte Elend.
Oder Gott, Du stehst mit in der Schlange am Warenkorb oder in den Suppenküchen oder in Gütersloh und Bielefeld am Eingang der Obdachlosenunterkünfte um mit den Menschen Schutz vor Frost und Regen zu finden.
OK – Gott sei Dank, das ist alles oft weit weg von der Sürenheide Gott, und den Fernseher können wir schnell ausschalten, aber Du könntest denen doch wenigstens ein bisschen helfen, dass sie wenigsten einmal am Tag ein wenig zu essen haben, oder Decken oder freundliche hilfsbereite Menschen, die sich kümmern – da würden die sich bestimmt freuen.
Tu uns doch bitte den Gefallen Gott, kann doch nicht so schwer sein, mach doch endlich was, damit wir endlich ein gutes Gewissen haben. Letzten Sonntag haben wir doch auch schon für die Armen gespendet, in allen Kirchen von Verl – hast Du bestimmt gesehen Gott.
Und schau es Dir doch bitte an, wenn Du mal da drin bist Gott – wir haben doch unsere Kirchen so schön restauriert – alles nur für Dich. Wir haben auch wirklich viel Geld dafür bezahlt und wir machen auch weiter – das versprechen wir Dir.
Schade, dass wir nicht sehen können, wie Du Dich freust.
Ach ja Gott, wir bitten Dich ja selten, aber eine Bitte haben wir doch noch:
Bitte, gib uns ein bisschen mehr Verstand, damit wir endlich begreifen, was Du uns sagen willst. Amen.
LIED: 448 1-4 Herr, gib uns Mut zum hören
EVANGELIUM: Seligpreisungen aus der Bergpredigt Mt. 5 (nach Frank Reintgen und Klaus Vekkgut)
Selig, die mit den Augen des anderen sehen können
und seine Nöte mittragen, denn sie werden Frieden schaffen.
Selig, die willig sind, den ersten Schritt zu tun,
denn sie werden mehr Offenheit finden, als sie für möglich hielten.
Selig, die dem Nächsten zuhören können, auch wenn er anderer Meinung ist,
denn sie werden Kompromisse fördern.
Selig, die Kranke, Alte und Behinderte besuchen,
denn sie werden niemals einsam sein.
Selig, die den Tag mit Dir am Frühstückstisch beginnen,
denn sie werden Sinn im Alltag finden.
Selig, die ihre Vorurteile überwinden,
denn sie werden einen neuen Frieden erleben.
Selig, die auf ihr eigenes Ansehen verzichten,
denn an neuen Freunden wird es ihnen nicht mangeln.
Selig, die Niederlagen verkraften können,
denn sie werden Menschenbrücken bauen.
Selig, die sich zuerst selbst kritisch anschauen, bevor sie andere richten,
denn sie dürfen auf Gottes Segen hoffen.
Wirkliche Frohe Botschaft unseres Bruders Jesus Christus!
Ansprache:
Liebe Liebhaber des einen Gottes, liebe Freundinnen und Freunde unseres Bruders Jesus Christus.
Wenn man den Evangelien Text hört oder liest, kann man schnell denken: Unmöglich diese Forderungen Gottes zu erfüllen – kann kein Mensch schaffen.
Wenn man dann ein wenig darüber nachdenkt, kommt man schnell dahin: Eigentlich ist unser Tun und Denken, ja unser ganzes Leben arm-selig, ohne diese gelebten Worte der Seligpreisungen.
Wer unsern Gott in seiner Botschaft sucht, wer ihm einen Platz im Leben in uns geben will, kommt an diesen Worten nicht vorbei. Ohne diesen Anspruch zu leben, sind wir geistig ärmer dran als die Menschen in den Katastrophengebieten dieser Erde.
Wir alle kennen das noch von früher: Du sollst, Du darfst nicht, Du musst dieses und jenes tun, und ….. sonst !!! ganz schön heiß in der Hölle!
Unsere Theologen, unsere Päpste und die Verantwortlichen haben – Gott Dank – dazu gelernt in den letzten 2.000 Jahren.
Viele haben endlich begriffen, dass wir für Gott nicht in einem Welt-Zirkus sind, Gott will uns nicht dressieren: aufstehen – hinknien – Kopf runter – reuiges Gesicht machen.
Unser Gott möchte uns prägen, zu besonderen Menschen machen – uns sein Präge-Siegel schenken, ja aufdrücken auf unser Leben, wie in der Firmung oder bei der Konfirmation! Er möchte mit seiner Liebe durch uns hindurch scheinen zu allen und jedem Menschen.
Unser Gott möchte, dass wir eine neue, seine Haltung annehmen, sein Liebesangebot uns zu eigen machen und auch im Alltag leben und weitergeben. Durch unser gelebtes Tun, durch unsere Worte, durch unser Beispiel soll deutlich werden, was seine Botschaft ist, eine Frohe Botschaft die selbst im letzten Winkel der Erde diese Welt, seine Welt, besser und schöner und liebevoller macht.
Die Seligpreisungen zeigen uns wie in einem Brennpunkt, wie durch eine Riesenlupe, wie in maximaler Vergrößerung, was Gottes Botschaft und gleichzeitig seine Forderung an uns ist.
Ohne diese Gottes Botschaft anzunehmen, können wir uns noch so den Hintern aufreißen, noch so strampeln, und Gebete runter plappern ohne Ende, der Tag wird mit leeren Händen enden.
Wir brauchen in unserer Birne seinen Geist, seine führende Hand, sein hilfreiches Wort.
Erst wenn wir endlich aufhören uns selbst zu loben, uns zu beweihräuchern, uns auf die Schultern klopfen, selbst oder untereinander, dann, erst dann kann unser Gott uns die geöffneten leeren Hände füllen, uns beschenken – damit wir mit vollen Händen weiterschenken können.
So wie dieser uralte Christuskorpus dort beispielhaft zeigt:
Gott will und braucht uns Menschen. Er hat uns hier, uns Verlern und Sürenheidern und Gästen und allen Menschen, diese doch wunderbare Welt geschenkt, geliehen, anvertraut, damit wir sie gestalten nach seinen Wünschen mit unseren Händen.
Und das bedeutet, dass Gott uns, vielleicht morgen schon, nicht messen wird an der Größe unseres Fernsehers, nicht an der Anzahl der Pullover und Hosen im Schrank, nicht nach unserm Kontostand, nicht nach unserm Gewicht oder der Größe und Pracht einer Kirche, von der wir gerne behaupten, es sei seine.
Wenn ein Mensch wirklich als tätiger Christ lebt, strebt er nicht nur danach selbst „selig“ und glücklich zu werden, sondern er setzt eine Bewegung in Gang, von der andere angesteckt werden, und es läuft dann wie ein Perpetuum mobile von alleine und es läuft runder, je nachdem, wie viele mitmachen..
Was vor Gott mit leeren Händen anfängt, endet dann damit, dass wir Gottes Botschaft, seinen Willen mit unseren von ihm gefüllten Händen, mit unseren Talenten und Kräften und Liebe umsetzen – und wir können das!
Und auch wenn unsere Kirchen immer leerer werden, sind wir, die wir immer wieder ehrlich versuchen seine Botschaft im Alltag zu leben, nicht die letzten Zeugen eines sterbenden christlichen Abendlandes, sondern die Pioniere, die Gründer von Gottes neuer Welt unter den Menschen, so wie er sie immer schon gewollt hat.
Christus hat keine Hände,
nur unsere Hände,
um seine Arbeit heute zu tun.
Er hat keine Füße,
nur unsere Füße,
um Menschen auf seinen Weg zu führen.
Christus hat keine Lippen,
nur unsere Lippen,
um Menschen von ihm zu erzählen.
Er hat keine Hilfe,
nur unsere Hilfe,
um Menschen an seine Seite zu bringen.
Wir letzten Christen sind unendlich wichtige Menschen, denn wir sind die einzige Bibel, die die Öffentlichkeit manchmal noch liest.
SONG: Mensch, wo bist Du? (Fietz)
Fürbitten: (Herr, schenke uns Deine Hilfe)
Die Bergpredigt Jesu beginnt mit Seligpreisungen.
Sie sind große Verheißungen, Bilder voller Sehnsucht und Zärtlichkeit, Liebeserklärungen Gottes.
Darum wollen wir ihn wieder mal bitten, durch unser Tun diese Welt besser zu machen:
Viele Menschen haben nicht einmal das Nötigste, um jeden Tag unbelastet leben zu können.
Schenke uns die Kraft, mit den Möglichkeiten, die wir haben, unsere Ressourcen und Träume zu teilen.
Wir rufen zu dir: Herr, schenke uns Deine Hilfe
Viele Menschen sind traurig, weil sie einen geliebten Menschen verloren haben, in ihrem Leben versagten oder keine Kraft hatten, etwas zum Guten zu wenden. Schenke uns das offene Ohr, ihnen liebevolle und treue Begleiter zu sein.
Wir rufen zu dir: Herr, schenke uns Deine Hilfe
Viele Menschen leiden unter gewalttätigen Verhältnissen, unter aggressiven Verhaltensweisen und beängstigenden Auseinandersetzungen.
Schenke uns offene Augen für ihre Lage und gute Ideen, uns vom Bösen nicht anstecken zu lassen.
Wir rufen zu dir: Herr, schenke uns Deine Hilfe
Viele Menschen stiften Frieden, kümmern sich um eine gute Rechtsprechung, kämpfen um Menschenrechte.
Schenke uns das Interesse, ihre Sache zu unserer zu machen.
Wir rufen zu dir: Herr, schenke uns Deine Hilfe
Viele Menschen werden um ihres Glaubens willen verfolgt, mundtot gemacht und ausgegrenzt.
Schenke uns die Ungeduld, Toleranz und Recht einzufordern.
Wir rufen zu dir: Herr, schenke uns Deine Hilfe
Du, Herr, hast verheißen, dass Trauernde getröstet werden, dass das Land den Gewaltlosen gehört, dass die Barmherzigen Erbarmen finden.
Wir nehmen dich beim Wort um Christi willen. AMEN
Lobpreis:
Herr, Du die Menschen liebender Gott,
nimm unseren Dank, nimm unser Lob an,
das wir Dir eigentlich täglich sagen wollen,
denn du hast uns zuerst geliebt.
Du hast nie aufgehört,
uns Menschen entgegenzukommen auf dem Weg,
den wir in Dunkel und Schuld gegangen sind.
Du warst nicht fern,
wo Menschen nach dir gesucht und getastet haben
und hast Dich immer gerne finden lassen.
Immer wieder aber danken wir dir,
Gott, Du unser Vater und unsere Mutter,
weil du uns Jesus, unsern Bruder gegeben hast.
Er ist für uns Dein Gesicht geworden,
deine spürbare Gegenwart und deine Liebe.
In Jesus und durch ihn, ist unser Leben
reicher, sinnhafter und erfüllter geworden.
Sein Geist ist die Kraft, durch die wir leben wollen
und unseren Brüdern und Schwestern
hier in Verl und überall auf der Erde
dienen können, darum singen wir
dankbar, mit Liebe und frohem Gesicht
und ehrlichem Herzen:
LIED: 395 2 Den Herren will ich loben
VATER UNSER:
Gott beschenkt uns und will uns immer wieder beschenken, mit seiner Kraft, seinem Mut, seinem Vorbild. Darum lasst uns bei dem Gebet, das er uns geschenkt hat, die Hände öffnen wie Schalen, damit Gott sie füllt und wir die Kraft bekommen, seine Seligpreisungen in unseren Gedanken und Taten mit Leben zu erfüllen. Vater unser im Himmel, ——-
MEDITATION:
Glücklich alle, die über sich selbst lachen können. Sie werden ernst genommen und sind dem Himmel nahe.
Glücklich alle, die einen Berg von einem Maulwurfshügel unterscheiden können. Sie ersparen sich Ärger und Enttäuschungen.
Glücklich alle, die sich ausruhen, ohne dafür Entschuldigungen zu suchen. Sie strahlen Gelassenheit aus.
Glücklich alle, die schweigen und zuhören können. Sie werden dabei viel Neues lernen.
Glücklich alle, die achtsam sind auf die Bedürfnisse des Anderen. Sie werden viel Freude verschenken.
Glücklich alle, die ein Lachen auf ihrem Gesicht haben. Sie sind wie die Sonne nach dem Regen.
Glücklich alle, die das Anderssein anderer wohlwollend begleitet. Sie verschenken ein Stück Frieden.
Glücklich alle, die denken, bevor sie handeln, und beten und still werden, bevor sie denken. Sie werden sich eine Menge Dummheiten ersparen.
Glücklich alle, die Unrecht ertragen können um der größeren Gerechtigkeit Gottes willen. Sie sind dem Geist des Evangeliums sehr nahe.
Glücklich alle, die die Bergpredigt Jesu in ihr Leben übersetzen, Sie werden Licht, Güte und Freude ausstrahlen.
GEBET:
Jesus Christus hatte nur 33 Jahre für sein Leben auf dieser Erde.
Das hat ihm nicht gereicht, uns allen zu helfen.
Er hat nicht lieben können wie eine Mutter; dazu braucht er Mütter.
Er hat nicht für eine Familie sorgen können; dazu braucht er Väter.
Er hat nicht den Kranken unserer Zeit helfen können, dazu braucht er Ärzte und Krankenschwestern.
Er hat nicht das Brot für alle brechen können; dazu braucht er Priester.
Er hat nicht den Kindern von den Lehren unserer Vergangenheit erzählen können, dazu braucht es Großmütter und Großväter.
Der Herr braucht dich und mich – jeden von uns, um das, was er anfing, in dieser Welt weiterzubauen.
Der Herr braucht uns, um Wunder zu wirken;
Wunder der helfenden und teilenden Liebe und der Güte,
Wunder des Friedens und der zur Versöhnung gereichten Hand.
Der Herr will durch unsere Herzen und durch unsere Hände die Welt menschlicher machen; er will durch unsere Vernunft und unsere Arbeit das Himmelreich kommen lassen; denn es geht ihm um diese Welt und um diese Menschen. nach Paul Claudel
Damit wir das schaffen, segne uns alle der liebende und treue Gott, der Vater mit dem Sohn im Heiligen Geist. Amen.
LIED: 458 1-4 Selig seid ihr