Wortgottesfeier 09.10.2018 – Erntedank

Wortgottesfeier 09.10.2018 – Erntedank
(Bild der Erde und drei Fladenbrote vorbereiten)

LIED: 411 1+2 Erde singe, …

Begrüßung:
Unser ganzer Glaube wird in diesem einen Satz zusammen gefasst: Im Namen des Vaters …
Der Herr unser Gott, ist in dieser halben Stunde, in der wir gemeinsam beten und singen in unserer Mitte.
Wir können nur wirklich gemeinsam beten, wenn wir friedliche Gedanken haben. Darum wollen wir zum Beginn dieses Gottesdienstes einander den Frieden zusagen und gleichzeitig auch unserem Mitbeter und unserer Mitbeterin DANKE sagen, dass er oder sie durch das Hiersein auch unseren Glauben unterstützt und stärkt.  – Friedensgruß

Kyrie:
Gott-sei-Dank sind wir heute hier zusammen, um Gott zu danken an diesem Tag für all das, was er uns geschenkt hat und immer wieder neu schenken will. „Gott sei Dank“ – diese drei Worte nehmen wir oft in unseren Mund. Doch meinen wir es immer auch so, was es eigentlich bedeutet?
1:
Zwei Kinder sitzen in einer Schulbank und schreiben eine Prüfung. Nach einiger Zeit nimmt sich einer den anderen zu Hilfe und schreibt ab … Nachdem die Lehrperson die Prüfungen eingesammelt hat, sagt der eine: „Gott-sei-Dank, hat sie nichts gemerkt.“
2:
Zwei Kinder gehen/laufen. Auf einmal stolpert der eine über einen Stein und stürzt schwer. Der andere hilft ihm auf und fragt, ob er sich verletzt hat. Als der eine verneint, sagt der andere: „Gott-sei-Dank, ist dir nichts passiert.“
3:
Ein Ehepaar sitzt vor dem Fernseher und hört die Schlagzeilen von den Anschlägen in Syrien. Meint sie zu ihm: „Gott-sei-dank, müssen wir nicht da unten leben.“
4:
Eine Mutter kommt mit einem neugeborenen Kind und trifft eine Nachbarin, die sich nach der Geburt erkundet. Die Mutter sagt: „Gott-sei-Dank ist es gesund“.

Oft vergessen wir, danke zu sagen und es auch zu meinen. Bitten wir Gott immer wieder um seine Nähe und um sein Erbarmen:

  • Herr, alles Leben kommt von Dir. Herr, erbarme dich.
  • Du gibst uns das, was wir brauchen. Christus, erbarme dich.
  • Dir gehört unser Lob und Dank. Herr, erbarme dich.

Gebet:
Herr, unser Gott,
heute in dieser Wortgottesfeier wollen wir dir ganz bewusst Danke sagen.
Wir danken dir, dass du jetzt bei uns bist und dass du uns dein gutes Wort schenkst,
ein Wort, das verstehen hilft und danken lehrt. Wir danken Dir für so viele Dinge, Begebenheiten, Fakten, die uns im Alltag meistens nur selbstverständlich sind.
Wir bitten dich, lass uns in ehrlicher Dankbarkeit an das Gute erinnern, das DU aber auch MENSCHEN immer wieder für uns tun. Hilf uns, dass wir das nicht nur heute tun, sondern empfindlich werden für diese vielen Geschenke. Darum bitten wir Dich Du naher Gott, durch Jesus Christus, unseren Freund und Bruder.

LIED: 405 1+2 Nun danket alle Gott

Die Erschaffung der Welt: 1,1 – 2,4a
Am Anfang schuf Gott die ganze Welt. Aber dort war alles dunkel und leer. Noch lebten keine Menschen, Tiere oder Pflanzen dort. Aber Gott war da.

Und Gott sprach: „Es soll hell werden!“ Da wurde es hell. Gott freute sich über das Licht. Er nannte es Tag und die Dunkelheit Nacht. Und Gott sah, dass es gut war. So ging der erste Tag zu Ende.

Am nächsten Tag sagte Gott: „Über der Erde soll sich der blaue Himmel wölben. Von der Erde soll Wasserdampf aufsteigen und sich in den Wolken sammeln.“

Gott freute sich über den Himmel und die Wolken.
Und Gott sah, dass es gut war. So ging der zweite Tag zu Ende.

Am nächsten Tag sagte Gott: „Das Wasser soll zurückweichen, damit Land entsteht.“ Gott nannte das Land Erde und das Wasser Meer. Dann befahl er: Auf der Erde sollen Büsche, Bäume, Blumen und Gräser wachsen, und die Erde grün und bunt machen.

Gott freute sich über die bunte Erde und das Wasser.
Und Gott sah, dass es gut war. So ging der dritte Tag zu Ende.

Am nächsten Tag sagte Gott: „Am Himmel sollen Lichter leuchten.“ Gott schuf zwei große Lichter: Die Sonne für den Tag und den Mond für die Nacht. Dann machte er noch viele kleine Lichter dazu: die Sterne.

Gott freute sich über Sonne, Mond und Sterne.
Und Gott sah, dass es gut war. So ging der vierte Tag zu Ende.

Am nächsten Tag sagte Gott: „Im Wasser und in er Luft sollen Tiere leben.“ Und so schuf er die großen und kleinen Fische, die Krebse, die Adler, die Spatzen und noch viele Tiere mehr.

Gott freute sich über die Tiere im Wasser und in der Luft. Er sprach zu ihnen: „Vermehrt Euch und bevölkert die Meere und die Luft!“.
Und Gott sah, dass es gut war. So ging der fünfte Tag zu Ende.

Am nächsten Tag sagte Gott: „Auch auf dem Land soll es Leben geben.“ Er machte die vielen Tiere, die auf dem Land leben, wie die Kühe, die Löwen, die Raupen und die Schnecken.

Gott freute sich über die Landtiere. Er sprach zu ihnen: „Vermehrt Euch und breitet Euch über die ganze Erde aus!“ Und Gott sah, dass es gut war.

Dann sagte Gott: „Jetzt will ich noch etwas erschaffen, das mir ähnlich ist. Ich will Menschen machen.“ Und er erschuf den Menschen nach seinem Bild – einen Mann und eine Frau.

Gott freute sich über die Menschen. Er sprach zu ihnen: „Vermehrt Euch und breitet Euch über die ganze Erde aus! Ich vertraue euch alles an, was lebt: Fisch, Vögel und die übrigen Tiere, den Wald mit allen Bäumen, die Blumen und übrigen Pflanzen. Geht sorgsam mit ihnen um.“

Gott sah alles an, was er geschaffen hatte und er sah: Es war alles sehr gut. So ging der sechste Tag zu Ende.

Am siebten Tag ruhte Gott von seiner Arbeit aus.
Er sagte: „Dieser Tag gehört mir. Er ist ein heiliger Tag. Ein Ruhetag.“

LIED: 462 1-4 Tanzen, ja tanzen, wollen wir und singen …..

Bild von der Erdkugel (für alle Teilnehmer)
Die Raumfahrt hat für uns Menschen neue Horizonte eröffnet. Aus dem Weltraum sieht der Mensch seinen Lebensraum Erde als Ganzes. Der Mensch sieht sie gleichsam im Licht des ersten Schöpfungstages als wunderbares, kraftvolles Gebilde des Kosmos.

Das kann uns stolz machen, denn wir erfahren uns so, als Teil einer geheimnisvollen, überirdischen Ordnung und Schönheit, so wie eben im Buch Genesis beschrieben. Gleichzeitig entdecken wir, dass der Planet Erde – unsere Heimat – nichts weiter ist als ein winzig kleiner Tupfen inmitten von Millionen und Milliarden anderer Gestirne, deren Ausmaß in unser relativ kleines Gehirn gar nicht reinpasst. Das könnte oder sollte uns demütig machen, denn wir erfahren uns nicht mehr als einmalige und einzigartige Mitte der Welt, sondern als fast bedeutungslose Partikel im Raum der Räume.

Und doch hat der Schöpfer dieser Welt ausgerechnet diesen einen, in sich lichtlosen Splitter Welt ausgewählt als Schauplatz der Gottesgeschichte, die seit Christus für immer untrennbar verbunden ist mit der Menschengeschichte. Gott hat die Erde ins Licht gehoben. Ins Licht der Erlösung.

Und – Dankbarkeit wo bist du geblieben – er hat uns zu Zeugen dieses Lichtes und zu Erben seiner Schöpfung gemacht. Wir können dieses Zeugnis weitergeben oder verleugnen. Wir können das Erbe verwalten oder vergeuden. Wir können diesen Planeten zur Hölle entarten lassen oder auf ihm die Wege bereiten für einen neuen Himmel und eine neue Erde. Wir können das Unsre dazu beitragen, dass die Erde wirklich aller Menschen Heimat wird; wir können sie aber auch immer noch unmenschlicher und unbewohnbarer machen.

Das ist alles in unsere Hand gelegt. Und doch wird das letzte Wort über den Planeten Erde und seine Bewohner nicht von uns gesprochen werden, sondern vom Herrn der Geschichte. Und – Gott sei Dank – das zu wissen ist tröstlich.

LIED: 415 1xgemeinsam, dann Kanon: Vom Aufgang der Sonne

Jesus hat nicht nur im Abendmahlssaal mit seinen Freunden gegessen. Wo immer sie auch waren, am See Genezareth, am Jordan, bei der Wanderung durch die palästinensische Wüste, immer wieder aßen sie gemeinsam.
Und bei einem Mahl hat er seine Jünger gelehrt, wie man beten kann.
Beten heißt, mit Gott ins Gespräch kommen.
Mit ihm reden, wie mit einem Freund.
Ihr von meinen Sorgen erzählen. Ihr danken, für die Vielfalt des Gutgehens.
Wir sagen dieses Gebet oft auf, wie ein Gedicht.
Lasst uns versuchen, gemeinsam mit unserem Gott zu sprechen, so, dass unsere Sehnsucht und Liebe deutlich wird.
Lasst uns unsere Hände öffnen wie eine Schale, die leer ist und vom Vater gefüllt wird:
Vater unser im Himmel ……

Jetzt haben wir gesungen, Texte gehört und gemeinsam gebetet. Lasst uns jetzt auch Mahl halten und diese Brote miteinander teilen. Dabei wollen wir ganz still werden und unserem Gott all das erzählen, wofür wir dankbar sind, auch wenn 5 Minuten dazu bestimmt nicht reichen.
5 Minuten meditative Musik   Wir teilen und essen das Brot gemeinsam

Fürbitten:
Guter Gott, du gibst uns, was wir brauchen.
Du hörst uns, wenn wir beten. Zu dir kommen wir mit unseren Bitten:

  • Guter Gott, es gibt Menschen, die dir nicht danken können,
    weil du in ihrem Leben keinen Platz hast.
    Hilf ihnen, sich neu auf dich auszurichten.
  • Guter Gott, Menschen sehen oft nicht, was ihnen alles geschenkt wird.
    Hilf ihnen, zu sehen – mit den Augen und mit dem Herzen.
  • Guter Gott, vielen Menschen fehlt es an einem Zuhause, an Ernährung, an Liebe.
    Hilf uns, mit ihnen zu teilen.
  • Guter Gott, sei denen nahe, die zerstritten sind,
    die traurig sind, die krank sind, die Hunger haben.

SEGEN:

Denn nur du unser Gott hältst uns alle in der Hand und lässt uns nicht allein, auch wenn wir dich manchmal nicht spüren. Dafür wollen wir dir danken, heute, alle Tage unseres Lebens und darüber hinaus.

Der Herr segne die Ernte dieses Jahres,
in unsere Hände gelegt von der Mutter Erde:
das Korn, damit wir nicht hungern,
die Trauben, damit wir uns freuen am Wein,
die Beeren, damit wir schmecken, wie süß das Leben ist,
die Kräuter, damit wir nicht vergessen:
auch die bitteren Tage stammen aus der Hand dessen, der alles gesegnet hat.

Er segne das gute Wort das wir sprechen und das uns gesagt wird.
Er segne die Hand die uns hilft und die Hände, die wir zur Versöhnung reichen.

Er lasse uns Freude haben an dem Reichtum seiner Gaben
und das Leben dankbar genießen aus seiner Fülle:
jetzt und an den kommenden Tagen,
wenn draußen das Sterben beginnt,
wenn Schnee oder Dürre statt Blumen die Erde bedecken.

Der gütige und menschenfreundliche Gott helfe uns,
die Schränke zu öffnen und das Brot zu teilen,
wenn wir Bettlern begegnen, so vielen Armen und ihrer ausgestreckten Hand,
hungernd nicht nur nach Brot,
sondern auch einem guten Wort und einer geschwisterlichen Geste.

Er lasse uns die Tage des Sommers nicht vergessen und all die Lebensfarben,
die uns die Zeit des Lichtes und der Wärme geschenkt hat.
In Stunden des winterlichen Schaffens und Sorgens
mögen sie Zeichen und Symbol der Hoffnung sein.

Wir sind Teil und Hüter der Schöpfung.
Und dazu segne uns Gott,
der den Winter und den Sommer des Lebens gewollt hat,
den Tag und die Nacht,
das Säen und Ernten: der Vater und Sohn und Heiliger Geist.

Geht in Frieden und vergesst das Danken nicht.

LIED: 380 1+2+5 Großer Gott wir loben Dich

 

Wort zum Sonntag 09.09.18 „Ich bin bei Euch“

Wort zum Sonntag 09.09.18 „Ich bin bei Euch“

Als ich Kind war, lange her, mussten wir natürlich in die Sonntagsmesse – keine Frage.  Wir hatten damals einen Pfarrer, 2 Vikare und einen Kaplan und ein paar Pensionäre. Fünf Messen gab es jeden Sonntag. Die Kirche war immer rappelvoll, selbst hinten gab es oft kaum noch Stehplätze und einige verfolgten das ganze Geschehen draußen vor den Kirchentüren – sie bekamen kaum was mit. Man ging aber halt zur Kirche. Und wir Kinder mussten regelmäßig wieder aufstehen, wenn in der letzten Minute noch einige erwachsene Gottesdienstbesucher kamen. Manche hatten sogar reservierte (bezahlte) Plätze mit Messingschildern. Viele Ältere sagen heute noch, „das waren damals noch gute Zeiten“.
Heute haben wir in der Sürenheide und Kaunitz nur noch eine Messe am Wochenende – in 20 Jahren wird es im ganzen pastoralen Raum vielleicht auch nur noch eine, aber dann für alle geben.

Trotzdem, für mich ist heute aber auch eine gute Zeit! Besonders, weil meine Lieblingsstellen in der Bibel lauten: „Ich bin bei euch alle Tage“ und „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich auch!“
Diese Zusagen Jesu an die Menschen gelten auch heute noch, sie prägen die Wortgottesfeiern, die in Verl in allen Kirchen schon länger angeboten werden. Vorbereitet von engagierten Christen mit besonderer Ausbildung und Beauftragung durch den Bischof. Man spürt in jeder Feier eine dichte Atmosphäre, wenn das gute Dutzend Menschen den verständlichen und meistens aktuellen Texten und Gebeten folgt. Teils kann man sich selbst einbringen und dem anderen durch das gemeinsame Beten sehr nahekommen. Da spürt schnell jeder – man ist nicht allein. Unser Gott ist mit uns, neben uns, schaut uns an. Man sieht das dankbare Lächeln im Gesicht des anderen, weil er sich wohlfühlt und weil er seine Gedanken und Wünsche in den Ausführungen der Gottesdienstleiter wiederfindet.

Ganz neu erlebt man hier Jesu Zusage an uns. Ganz anders lässt sich spüren, dass rechts und links Menschen mit uns den uns liebenden Gott suchen. Ganz anders gestärkt und ermutigt gehen die Menschen anschließend mit einem „Bis zum nächsten Mal“ wieder nach Hause.

Natürlich ist die Eucharistiefeier mit dem „Geheimnis des Glaubens“ etwas ganz besonders und wir sollten sie so oft wie möglich besuchen. Aber nicht nur da ist Gott gegenwärtig, denn die schlichte Botschaft, die Jesus uns hinterlassen hat, ist: „Kommt zusammen, denkt an mich, lobt und preist den Vater im Himmel – und dann bin ich bei Euch“. In den Wortgottesfeiern tun wir das mit unseren Worten, in unserer heutigen Sprache, auf der Grundlage unserer Sorgen und Belastungen, so wie die Menschen in den ersten Jahrhunderten auch.
Darum ist es gut, und darum ist es wichtig, dass diese Gottesdienste einen festen und wertvollen Stellenwert in unserem Alltags- und Glaubensleben einnehmen.
Wir Christen werden in Zukunft uns mehr anstrengen müssen, um Gleichgesinnte im Glauben zu treffen, um uns gegenseitig zu stärken und zu ermutigen. Hier verbindet uns der eine Glaube an den auferstandenen Herrn. ER schweißt uns zusammen und eröffnet uns neue Perspektiven unser Christsein zu leben und zu stärken.
Nächste Termine Wortgottesfeiern: 11.09. um 19.00 Uhr Sürenheide, 12.09. um 19.15 Uhr Friedensgebet in Kaunitz, 13.09. um 18.00 Uhr Marienkapelle Verl.

Ein herzliches Willkommen an alle Menschen guten Willens. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

Wortgottesfeier 08. Mai 2018 – Liebet einander

Wortgottesfeier 08. Mai 2018 – Liebet einander

 LIED: Liebe ist nicht nur ein Wort (Zettel)

 Ich begrüße Sie ganz herzlich zu unserem Gottesdienst. Wir beginnen ihn im Namen Gottes: des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Gottes Liebe sei mit uns allen.
„Liebe ist nicht nur ein Wort“, so haben wir eben versucht im Lied zu singen: „Liebe, das sind Worte und Taten.“ Dass Gottes Liebe zu uns kein leeres Wort bleibt, sondern in diesem Gottesdienst erfahrbar wird, das wünsche ich uns allen. Dadurch werden auch wir fähig, in Wort und Tat anderen liebevoll zu begegnen. In seinem Namen beginnen wir auch diesen Gottesdienst, den wir in seiner Gemeinschaft feiern: Im Namen des Vaters …..

EINFÜHRUNG

Seit unserer Taufe sind wir Kinder Gottes und untereinander Schwestern und Brüder. Das ist eine Verbindung, die uns zu Gottes Familie werden lässt, wo keiner dem Anderen gleichgültig sein darf.

Es gilt auch heute für die Kirche wie für die Familien, was Mutter Teresa einmal so formulierte:

„The family that prays together – stays together“.
Eine Familie, die zusammen betet, hält zusammen, einer steht dem anderen bei, es ist leichter die Hand zur Versöhnung zu reichen und jeder Tag ist ein neuer Anfang, das was gestern war hinter sich zu lassen und einen neuen Anfang zu starten.

Was Familie bedeutet, das können wir menschlich schnell und gut nachempfinden, aber immer wieder bleiben wir aber hinter diesem Ideal zurück!

Wir müssen uns eingestehen, dass auch wir, jeder von uns, fehlerhafte Menschen sind, denn Liebe schulden wir einander immer und meistens mehr als wir einander schenken   –  kurze Stille –

 KYRIE

„Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.“ Weil uns das oft nicht gelingt, bitten wir den Herrn um sein Erbarmen:

Herr Jesus Christus,

  • manchmal ist von unserer Liebe nicht viel zu spüren. Wir achten nicht auf den anderen und auf das, was er gerade braucht. Wir vergessen öfters, einander zu zeigen und zu sagen, wie wertvoll der andere für uns ist. Herr, erbarme dich unser!
  • Immer wieder streiten wir miteinander, stiften Unfrieden oder verletzen einander mit Worten oder durch Taten. Christus, erbarme dich unser!
  • Oft nehmen wir nicht wahr, dass du uns liebst und uns nahe bist. Herr, erbarme dich unser!

Der barmherzige Gott lass uns seine Nähe spüren. Er gebe uns Kraft durch seine Liebe, die alles Böse und alle Schuld überwindet, und er schenke uns, wenn es sein muss, jeden Tag, jede Stunde, einen neuen Anfang. Amen.

LIED: 427 1 Herr, deine Güt‘ ist unbegrenzt

TAGESGEBET:

Liebe – ein großes Wort in unserer oft so kalten Welt.
Liebe – ein Wort, von dem Menschen Tag für Tag leben.
Guter Gott, du hast deine Liebe zu uns lebendig werden lassen in Jesus von Nazareth.
Du machst deine Liebe sichtbar im Umgang der Menschen miteinander, wenn wir deinen Auftrag erfüllen.
Gib, dass wir einander selbstlos lieben und einander helfen, heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.

EINFÜHRUNG ZUR LESUNG

Seit dem Weißen Sonntag hören wir Lesungen aus dem 1. Johannesbrief, der aus derselben „Jesusschule“ stammt wie das heutige Johannes-evangelium. Wieder und wieder meditiert dieser sogenannte „große Brief“ das eine Thema, nämlich die Liebe – als alles Entscheidende und alles eröffnende Gabe und Aufgabe.

LESUNG AUS DEM ERSTEN JOHANNESBRIEF 4,7‑10

Liebe Brüder und Schwestern, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott.
Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe.
Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbart, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben.
Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat.

LIED: 456 1+4 Herr, du bist mein Leben

EVANGELIUM NACH JOHANNES 15,9‑17

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe. Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.  Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe! Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.

Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Dies trage ich euch auf: Liebt einander!

PREDIGT

„Was fällt euch zum Thema Liebe ein?“ „Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst!“ „Du sollst den Herrn deinen Gott lieben!“ „Du sollst Vater und Mutter lieben!“
Du sollst, du sollst, du sollst…

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Freunde im Glauben
das fällt Menschen ein, wenn es um Liebe geht? Du sollst?
Nun, so antwortet man wahrscheinlich nur, wenn ein Pfarrer oder Diakon fragt und wenn es um Glaube und Kirche geht.
Wenn unsere Jugendlichen an Liebe denken, dann hoffentlich nicht an „Du sollst“.
Und wenn diejenigen von Euch, die auf lange Jahre der Partnerschaft zurückschauen und sich gar nicht mehr vorstellen können, ohne den anderen zu sein, ihre Beziehung mit den Worten „Du sollst“ umschreiben würden, dann läge da wohl manches im Argen.

Und ganz besonders dann, wenn es um die eigenen Kinder geht, um all die Liebe, die Eltern in die Kleinen oder dann auch Großgewordenen investieren.
Um ganze Achterbahnen von Gefühlen geht es da, um alles, nur nicht um Sollen und Müssen.

Aber wenn der Pastor nach Liebe fragt, wenn es um Glaube und Kirche geht, dann fällt vielen häufig nur eines ein: Du sollst! Denn Kirche hat ja immer mit Sollen zu tun.

In der Kirche muss ich ja immer etwas: Gebote halten, Pflichten erfüllen, mich im Glauben bewähren.

Wenn das alles getan ist, dann – so glauben es viele -, dann erst schenkt Gott ja seine Gnade; ansonsten falle ich aus ihr heraus, falle aus seiner Liebe wieder heraus.
So denken es viele. Und sie denken es falsch!!

Der erste Johannesbrief macht es mehr als deutlich. Habt ihr etwas von Geboten gehört, eben, in dieser Lesung?

Natürlich, auch die Johannesbriefe sprechen davon, dass sich Menschen, die Gott erkannt haben, an ihn und seine Wegweisung halten, ihm folgen, als gäbe es nichts anderes auf der Welt. Aber sie tun das doch nicht, um ein Gebot zu erfüllen, um vor Gott gut dazustehen und um seine Liebe dadurch gleichsam zu erarbeiten.

Gottes Liebe – das ist die Botschaft des ersten Johannesbriefes -, Gottes Liebe zeichnet sich dadurch aus, dass er uns schon lange geliebt hat, lange, bevor wir auch nur zu erahnen in der Lage waren, dass es ihn überhaupt gibt.

Und er liebt uns auch nicht etwa, weil wir so gut wären oder alles toll und richtig machen würden.
Seine Liebe, schließlich, erträgt ja erst all unsere Fehler und überwindet sie am Ende.

„Denn nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben“, heißt es im Text, „sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat.“
Er liebt genau uns Menschen, die wir ohne ihn einfach nur halbherzig, schlecht, ja – Versager wären.

Und er liebt auch nicht erst dann, wenn man sich zu ihm bekennt, sich auf seine Seite stellt und an ihn glaubt. Alle liebt er, alle Menschen, egal, wie alt sie sind, egal, welches Geschlecht sie haben, welche Hautfarbe, egal, wo sie wohnen, ja selbst egal, was sie glauben.
Seiner Liebe zum Menschen tut das keinen Abbruch.
Und der erste Johannesbrief setzt sogar noch einen drauf: Nicht nur, dass er auch diejenigen liebt, die von ihm gar nichts wissen wollen. Nimmt man diesen neutestamentlichen Brief wirklich ernst, dann kann es sogar sein, dass Menschen, die Gott ständig im Munde führen und in unseren Augen fromm bis dorthinaus sind, ihn selbst wirklich gar nicht erkannt haben, von ihm sogar weiter entfernt sind, als Menschen, die wir vordergründig gar nicht mit Gott in Verbindung brächten.

Ob man Gott erkannt hat, ob man Gott gefunden hat, das spürt man nämlich nicht am Bekenntnis, am Studium, nicht an irgendwelcher Theologie und auch nicht am Verinnerlichen noch so vieler Katechismusantworten.

Es erweist sich nicht einmal an der Kirchenzugehörigkeit.
Nicht einmal sie gibt Aufschluss darüber, ob jemand Gott erkannt hat oder nicht.

Wirklich davon sprechen, dass ein Mensch Gott in seinem Leben gefunden hat, kann nach Ausweis des ersten Johannesbriefes, nämlich nur derjenige, der liebt, der liebevoll mit Mensch und Umwelt umgeht.

Jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott – ganz egal wie und auch egal wo auf der Welt.
Und wer nicht liebt, hat Gott auch nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe, liebe pur!

Was für ein Text!
Was für eine revolutionäre Botschaft!
Was für ein alle Größen, alle Grenzen und alle Engherzigkeit und Lieblosigkeit sprengender Gott – unser Gott, euer Gott mein Gott! Halleluja.

LIED: 483 4 Halleluja

GLAUBENSBEKENNTNIS

Auf Gottes Wort, auf seine Liebe wollen wir mit dem Glaubensbekenntnis Antwort geben.

Im Glauben sagen wir JA zum Amen, das Gott über uns ausgesprochen hat.
So lasst uns diesen Glauben, auf den wir getauft sind, nun gemeinsam bekennen:
Ich glaube an Gott, den Vater, …

FÜRBITTEN

Wie die Luft zum Atmen brauchen wir die Liebe, auch die Liebe Gottes, in der wir uns geborgen fühlen und leben dürfen. So bitten wir ihn:

  • Schenke den Einsamen und Verzweifelten Kraft und Mut, und lass sie spüren, dass du sie nicht alleine lässt.
  • In unseren Breiten scheint dein pilgerndes Volk, die Kirche, müde und alt, ja fast schimmelig und muffig geworden zu sein. Viele kehren ihr den Rücken, finden in ihr keine Heimat mehr. Belebe sie mit deinem Geist, den du mit einem Sturmwind verglichen hast, damit von denen, die treu zu dir stehen, Aufbruchsstimmung und Lebensfreude ausgeht.
  • Lass uns erfahren, dass sich unsere Liebe vermehrt, wenn wir sie in reichem Maße verschwenden.
  • Schenke unseren Familien immer wieder neu die Kraft aufeinander zuzugehen und Versöhnung im Alltag zu leben.
  • Für unsere Kirche: Gib, dass deine Liebe und Menschlichkeit in unserer Kirche durch uns immer mehr spürbar wird.
  • Für uns alle bitten wir um die Gaben des Hl. Geistes, um Offenheit und Verständnis füreinander und um die Erfahrung der liebevollen Gemeinschaft im Gottesdienst und im Leben unserer Gemeinde.

Du nimmst auch unsere Verstorbenen auf in dein Reich, und lässt sie in deiner Liebe geborgen sein, denn du kannst nicht anders als lieben. Hilf uns, davon etwas in diese Welt hineinzutragen, durch Christus, unseren Freund uns Bruder. Amen.

PRÄFATION

Guter Vater, wir danken dir und preisen dich,
weil du uns in deiner Liebe trägst und erhältst.
Du hast uns einander anvertraut,
damit wir zum sichtbaren Zeichen deiner Liebe und Treue
unter den Menschen werden.
Du kommst uns entgegen in deinem Wort,
in der Feier des Mahles und in jedem Menschen,
der uns auf unserem Lebensweg begegnet.
Wir danken dir, dass wir immer wieder erfahren dürfen,
wie sehr du uns liebst, wenn Menschen zueinander finden,
wenn sie Streit und Hass begraben
und neue Wege des Miteinander suchen.
Wir danken dir besonders für Jesus, deinen Sohn,
der für uns den Weg der Liebe gegangen ist,
damit auch wir gemeinsam die Liebe entdecken
und den Weg ins Leben finden.
So vereinen wir uns mit allen, die uns im Glauben verbunden sind,
mit allen, die dich loben und ehren, und singen voll Freude:

 LIED: 380 2 Großer Gott wir loben Dich

ZUM VATER UNSER

Gott liebt diese Welt und uns Menschen. Aus Liebe zu uns sandte er seinen Sohn. Wir wollen unsere Gemeinschaft und gegenseitige Unterstützung ausdrücken, indem wir uns an die Hand nehmen und eine Einheit bilden. Mit Jesu Worten wollen wir nun gemeinsam beten: Vater unser im Himmel, …

FRIEDENSGRUSS

Jesus, wenn du nach deiner Auferstehung den Jüngern begegnet bist, hast du ihnen den Frieden zugesprochen. Die Sehnsucht nach Frieden erfüllt die Welt – und wird doch jeden Tag durch Mord, Terror, Krieg und Hass enttäuscht. Wir bitten dich:

Schenk du uns den Frieden, den nur du geben kannst und stärke uns mit deiner Kraft, wenn wir einander immer wieder diesen Frieden zusprechen:

Dieser Friede des Herrn sei mit jedem von uns! Geben wir einander ein Zeichen dieses Friedens!

LIED: 464 1+2+7+8 Gott liebt diese Welt

MEDITATION

Ein frommer Mönch saß meditierend in einer Höhle.
Da huschte eine Maus herein und knabberte an seiner Sandale.
Der Mönch öffnete verärgert die Augen: „Warum störst du mich in meiner Andacht!“
„Ich habe Hunger“, piepste die Maus.
„Geh weg, törichte Maus“, schimpfte der Mönch, „ich suche die Einheit mit Gott, wie kannst du mich dabei stören!“
„Wie willst du dich mit Gott vereinigen“, fragte die Maus, „wenn du nicht einmal mit mir einig wirst?“

SCHLUSSGEBET

Guter Gott, deine Liebe zu uns Menschen ist unendlich groß. Äußerlichkeiten, Kleinigkeiten, sind für dich nicht maßgeblich.
Du lässt dich nicht von menschengemachten Geboten und Verboten in deinem Handeln beeinflussen.
Wir danken dir, dass du uns mit den Augen der Liebe siehst. In dir geborgen, können wir durchatmen und – von deiner Liebe gestärkt – unser Leben annehmen.
Lass uns diese Liebe leben und die Welt ein bisschen schöner und heller machen.
Wir wissen, dass Du uns dabei hilfst, jeden Tag neu und darum sagen wir dir „DANKE“, jetzt und jeden Tag. Amen

SEGEN

Gott,
du segnest uns,
wenn wir froh sind,
wenn uns vieles gelingt,
wenn wir lachen und uns nicht mehr einkriegen können vor Lachen,
wenn wir das schöne Gefühl haben „Alles ist O.K.!“

Gott ,
du segnest uns,
wenn es uns schlecht geht,
wenn wir traurig sind und überhaupt nicht mehr weiter wissen,
wenn unser Herz so schwer ist, dass wir glauben:
„Ich kann mich nie mehr in meinem Leben über irgendetwas freuen!“

Gott,
du segnest uns,
wenn wir vor Wut platzen,
wenn wir uns selbst oder andere nicht mehr leiden können,
wenn wir das Gefühl haben „Das ist nicht fair!“

Gott,
du segnest uns,
wenn wir keine Wunder vollbringen,
wenn wir den Erwartungen anderer nicht entsprechen,
wenn wir der ganzen Welt entgegen rufen möchten:
„Das bin ich nicht und so werde ich nie sein!“

Gott,
du segnest uns,
wenn wir ängstlich sind,
wenn wir schwach sind,
wenn wir glauben „Das schaffe ich niemals!“

Gott,
du segnest uns,
wenn wir auf die Nase fallen,
wenn was nicht so läuft und das Ergebnis einfach nur mies ist,
wenn wir nur noch schreien wollen: “So ein Mist!“

Manchmal spüren wir deine Nähe, manchmal nicht.
Gott,
du gehst mit uns.
Wir sind dir nicht egal.

Das ist gut so.
Amen.

Und so segnet uns Gott immer wieder neu: Im Namen des Vaters ……..

 LIED: Danke für diesen guten Abend

 

22. So. Jks. – 2.8.18 – MK 7,1 8.14 15.21 Nach dem Pinkeln vor dem Essen …..

MK 7,1 8.14 15.21 23 Nach dem Pinkeln vor dem Essen …..

Was hat Jesus eigentlich gegen Händewaschen?
Jeder von uns hat doch diesen Spruch gelernt und an die Kinder weitergegeben.
Ich fange an – und sie die zweite Hälfte:
Nach dem Pinkeln vor dem Essen – Händewaschen nicht vergessen!
Ok, alle trauten sich nicht. Egal!
Aber, das ist doch wirklich einsehbar, muss man doch verstehen, oder?
Das ist hygienisch, das ist sinnvoll, dass hält Krankheiten ab.

Also – Die haben doch wirklich Recht die Pharisäer, wenn sie die Jünger kritisieren, oder doch nicht? Natürlich haben sie absolut recht, denn durch Reinigung und Hygiene soll unsere Gesundheit doch erhalten bleiben.

Und das weiß Jesus natürlich auch.
Bei Jesus haben Hygiene oder Unreinheit aber auch noch eine ganz andere Bedeutung.
Jesus meint unser Innerstes, das, was in uns Menschen unrein ist, das wo Schmutz und Gift und Bösartigkeit uns innerlich belasten und vielleicht krank machen,
unsere schlechten Gedanken,
unsere Unehrlichkeit gegenüber uns selbst, gegenüber dem Nächsten oder der Öffentlichkeit.

Das was uns hier in der Seele krank macht und schadet, das meint Jesus – und er meint nicht nur die Pharisäer damals – er meint auch die Pharisäer von heute, er meint jeden von uns.

Hände waschen – da bräuchte man nur ein bisschen Wasser drüber laufen lassen, aber eine reine Seele zu haben, innerlich sauber vor Gott dazustehen, das kostet Kraft und Anstrengung und genau das ist das Ziel, das Jesus uns vermitteln will.
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Toll, dass ihr alle hier seid heute.
Lieber Gott, sind wir vorbildliche Christen. Super! Nur so geht‘s! Weiter so!
Weiter so??

–   Warum tut ihr so, als ob ihr betet und denkt an ganz was anderes?
–   Warum singt ihr ein Loblied auf den Gott, der sogar uns liebt, der uns geschaffen hat, der uns unsere Schuld
vergibt – und man sieht es euch gar nicht an?
–   Was ist mit den Menschen in der Sürenheide, die ihr nicht leiden könnt und über die ihr hinter der Hand nur
dumme Sprüche macht und blöde unnütze Geschichten weitererzählt?
–  Was ist mit den Verwandten und Bekannten oder Nachbarn, denen Ihr nicht die Hand zur Versöhnung reichen
wollt oder kein freundliches Wort mehr schenkt?
–  Warum schmeiße ich meine Kippen im Auto immer aus dem Fenster und beschwere mich laut über die blauen
Müllsäcke am Wideiweg im Graben?
–  Was soll das oft böse Nachgeplapper über Flüchtlinge, die ihr nicht kennt, denen ihr auf der Straße nicht mal
freundlich zunickt oder im Elly Markt und bei Aldi nicht helft?

Jesus sagt: Unrein ist das, was von innen aus dem Menschen herauskommt, nicht die schmutzigen Hände oder der riechende, unrasierte Penner.
Warum versuchen wir immer wieder – Gott auf den Arm zu nehmen – meinen wir wirklich sie merkt das nicht? Sind wir so blöd?

——————————-
Wir sind keine Heiligen! Niemand von uns! Unsere bösen Gedanken und unser schlechtes innerliches Tun werden lebenslang bleiben und uns bedrohen.
Sie werden immer eine schmutzige Gefahr sein und uns vielleicht krank machen.
Und da gibt es nur ein Mittel dagegen, dass diese Gefahr kleiner wird und vielleicht sogar fast verschwindet.
Das ist unser, jeden Tag immer wieder neu versuchter und gelebter Glaube an unseren jeden liebenden Gott, und die Kraft der Hilfe seines Geistes.
Daraus entsteht so etwas wie eine Imprägnierung unseres Herzens, eine Mauer, ein Wall, der zunehmend das Böse in Gedanken und Werken abhält und uns schützt.

Das hat Johannes damals nämlich schon versprochen:
Ich taufe mit Wasser, aber da kommt einer und der hat die Lösung, der hat die wirkliche Hilfe,
der tauft euch nämlich mit dem Heiligen Geist.
Und wir sind getauft! Darum kommen wir in die Kirche und bekreuzigen uns mit dem Wasser, symbolisch eine Erneuerung der Taufe, die uns rein gemacht hat, die uns stärkt.
Aber dabei müssen wir uns auch was denken, uns was vornehmen und nicht einfach nur die Fliegen verscheuchen.

Wir, jeder von uns, wir haben so gute Karten, so gute Voraussetzungen, diese unsere vergängliche Welt ein bisschen schöner, heller, liebevoller, friedvoller zu machen.
Alle Kräfte, ja selbst alle finanziellen Mittel, so viele Ideen und Hilfen sind uns dazu gegeben.
Wir müssen es nur tun!   Anfangen!

Der heilige Augustinus sagte: Liebe – und dann tue was du willst!“
„Liebe, und dann tue was du willst“
. Man müsste sich das als Schild umhängen, auf die Stirn schreiben. Damit wir und andere es sehen, jede Stunde.

Das ersetzt das Händewaschen nicht und die Dusche, aber diese von uns geforderte tätige Liebe gegenüber den Mitmenschen und gegenüber uns selbst, die sorgt für die wirkliche Reinheit des Herzens.

Und das setzt zunächst ganz, ganz viel Ehrlichkeit voraus.
Ganz viel Ehrlichkeit, besonders uns selbst gegenüber.

Von jungen Leuten habe ich schon öfters zum Abschied den Gruß gehört: „Bleib sauber!“
Das ist ein Gruß an jeden von uns, der auch von Jesus stammen könnte.

Eine kurze wahre Geschichte zum Schluss.
Ähnliches habe ich vor Jahren mit einer Firmgruppe im Münsteraner Dom erlebt.

In einem Problemstadtteil im Ruhrgebiet wird an einem saukalten Wintertag die heilige Messe gefeiert.
Alle scheinen sehr andächtig zu sein.
Unmittelbar vor der Wandlung kommt ein Betrunkener polternd mit einer Flasche Bier in der Hand in die Kirche um sich aufzuwärmen.
Als der Priester die Hostie erhebt, ruft der Betrunkene laut:
Und Judas, dieses Schwein, hat ihn verraten!
Absolute Stille in der Kirche.
Der Priester erhebt dann den Kelch und der Betrunkene ruft:
Und ich auch!

Wort-Gottes-Feier – zum Ferienbeginn Juli 2018

Wort-Gottes-Feier – zum Ferienbeginn Juli 2018

LIED: 784 1-3 Meine Zeit steht in deinen Händen

EINFÜHRUNG

Es ist Urlaubszeit. Der Urlaub weckt hohe Erwartungen – er soll eine Zeit besonders intensiven Lebens sein. Für uns als Christen heißt intensives Leben vor allem auch: dem näher kommen, der das Leben selbst ist. Die Schönheit dieser Welt erfahren als eine Ahnung jenes Lebens, das uns versprochen ist. Diese Erfahrung ist nicht unbedingt gekoppelt an weite Reisen und an Sonne und Strand. Sie kann uns auch geschenkt sein in der Begegnung mit den Menschen, mit denen wir alltäglich zusammenleben, in einem Wort, das uns glücklich macht, in einer Stunde, in der wir aufatmen dürfen. Auch hier und jetzt. Und wenn man will, darf man während unseres gemeinsamen Betens fast immer sitzen bleiben.

Schuldbekenntnis
Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus. Diese Einladung hat Jesus damals seinen Freunden gesagt. Und auch für heute haben wir diese Einladung bekommen. Schön, dass wir alle zusammen sind. Schön, dass wir gemeinsam Gottesdienst feiern. Schön, dass Ihr da seid. Schön, dass wir Jesus in unserer Mitte haben. Schön, dass Jesus immer bei uns ist. Aber im Alltag denken wir wenig daran, dass Jesus immer bei uns ist, immer unter uns lebt.  Wir nehmen uns oft wenig Zeit für andere. Wir nehmen uns wenig Zeit für uns selbst.

Herr, wir suchen das Glück und finden es nicht. Herr, erbarme dich.
Herr, Jesus Christus, wir suchen das Leben und finden es nicht. Christus erbarme dich.
Herr, wir hören dein Wort und verstehen es oft nicht. Herr, erbarme dich.

Guter Gott, du hast fest versprochen, dass Du immer bei uns bist.  Egal, ob wir zu Hause oder unterwegs sind, du beschützt uns mit Deinem guten Geist.  Auf Dich können wir vertrauen, auch wenn das Leben nicht immer gut ist.  Behüte uns zu jeder Zeit, darum bitten wir durch Jesus, unseren Bruder und Freund. Amen.

Gebet (gemeinsam):

Manchmal muss ich mich suchen gehen,

damit ich nicht ersticke

im Berg der Arbeit.

Manchmal muss ich mich suchen gehen,

damit ich mich nicht verliere

im Irrgarten der Gedanken.

Manchmal muss ich mich suchen gehen,

damit ich wieder glauben kann,

in den Zweifeln meiner Nächte.

Manchmal muss ich mich suchen gehen,

damit ich mich wieder öffne

für die Welt,

für den anderen,

für Gott.

Manchmal muss ich mich suchen gehen,

damit ich wieder ich selber bin

und nicht nur ein Schatten.

Hilf mir beim Suchen. Amen

Evangelium: (Mk 6,30-34)
In jener Zeit versammelten sich die Apostel, die Jesus ausgesandt hatte, wieder bei ihm und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus. Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein. Aber man sah sie abfahren, und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an. Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange.

Ansprache:

Sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Diesen Eindruck könnte man mitunter bekommen, wenn man – wie in diesen Tagen – die km-langen Autokolonnen und Staus der Urlauber zu sehen bekommt. Dabei ist der Urlaub doch für den Menschen etwas so Wichtiges. Es kommt nur darauf an, was man daraus macht.

Es muss ja nicht Ballermann sein oder lautstark brüllende Deutsche an Italiens Stränden, über die man im Ausland sich aufregt. Es darf schon die richtige Erholung sein.

Alle Menschen haben die Erholung nötig. Die einen suchen Erholung durch Abschalten vom alltäglichen Betrieb, durch Tapetenwechsel, durch neue Erlebnisse, Reisen und Besichtigungen. Andere suchen Entspannung durch Ausruhen und richtiges Faulenzen. Wieder andere suchen ihre Kräfte aufzufrischen durch körperliche Betätigung, durch Schwimmen, Wandern, Bergsteigen, durch Ausgleichssport.

Viele geben im Urlaub eine Menge Geld aus. Sie kommen weit herum. Sie sehen und hören und erleben alles Mögliche. Und doch, wenn sie wieder zuhause sind, dann fühlen sie sich nicht erholt. Es ist immer noch die gleiche Leere und Langeweile da, wie zuvor. Sie sind immer noch nervös, leicht reizbar, schnell niedergeschlagen. Und was ist der Grund dafür? Vielleicht ist es, weil ihre Erholungsmaßnahmen nicht in die Tiefe des Menschen hinabgewirkt haben. So bleiben sie – wie das Evangelium heute sagt – wie Schafe, die keinen Hirten haben.

Bestimmt kann uns gerade dieses Evangelium ein paar Hinweise geben. Es heißt da nämlich von Jesus: Er nimmt seine Jünger, die von der Arbeit erschöpft sind, ein wenig heraus. Er will sie an einen einsamen Ort bringen, damit sie ein wenig ausspannen können. Jesus weiß genau: Der Mensch braucht auch die Ruhe und Erholung. Die nervliche und vor allem die seelische Erholung. Und der Mensch braucht gerade auch die Stille, wo er mal Abstand gewinnt, wo er zur Besinnung kommt und zu sich selber findet. Das aber kann nicht geschehen, wenn wir nur den Stress des Alltags durch eine neue Hetze im Urlaub ersetzen. Wir brauchen Stille, damit wir Zeit haben zum Nachdenken, Zeit füreinander, Zeit zum Hineinschauen in uns selbst.

So entgehen wir der Gefahr, dass wir nur noch reine Arbeitstiere sind – selbst als Oma und Opa noch. So ist es möglich, dass die geistigen und seelischen Werte unseres Menschseins nicht vor die Hunde gehen. Sinn und Aufgabe unseres Lebens ist es doch auch, dass wir immer mehr Mensch werden, wahren Menschen mit all der Vielfalt unserer Begabungen und Fähigkeit, die jedem geschenkt sind. Wir leben nicht nur, um Leistungen zu vollbringen, sondern wir leisten etwas und arbeiten, um zu leben und um uns zu entfalten, auch mit alledem, was uns Freude macht, was unser Leben froh und farbig werden lässt. Um das wieder neu zu entdecken. Dazu aber braucht der Mensch auch die Ruhe, das Durchatmen, damit wir wenigstens zeitweilig frei werden von den alltäglichen Zwängen.

Das Evangelium sagt über die Menschen aus: Sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Aber die Leute damals sind Jesus und seinen Jüngern nachgelaufen. Sie haben ihn gesucht, Sie waren ja überhaupt auf der Suche.

Auch heute sind viele Menschen auf der Suche. Ein eigenartiges Verlangen, eine Unruhe treibt sie. Sie wollen einen inneren Frieden suchen. Jesus damals weiß um den Hunger der Menschen nach Glück und Geborgenheit, er weiß um das Verlangen nach einem Sinn und Ziel und nach verlässlicher Wahrheit. Jesus will diesen Hunger stillen. Und er kann es. Er kann es auch noch in unserer Zeit.

Es ist schon ein erstaunliches Phänomen – und möglicherweise haben auch Sie, auch schon die Erfahrung gemacht – dass man im Urlaub mit wildfremden Menschen ins Gespräch kommen kann. Und nach kurzer Zeit ist man bei religiösen Themen. Da tauchen Fragen und Nöte, Enttäuschungen und Hoffnungen auf. Da besteht die Chance zu einem hilfreichen Wort. Da wartet jemand auf unser Glaubenszeugnis. Da sucht jemand Antworten auf die Grundfragen des Lebens. Da bekommt jemand wieder Mut zu einem Neuanfang.

Liebe Freunde! Im Evangelium haben wir gehört: Jesus wollte damals Urlaub machen mit seinen Jüngern. Aber dann waren ihm doch die Menschen wichtiger, die vielen Menschen mit ihren Fragen und Nöten. Jesus hatte immer Zeit für sie. Und er nahm sich Zeit.

Vielleicht bietet sich auch uns die Gelegenheit, dass wir uns Zeit nehmen, dass wir ausbrechen aus unserem alltäglichen Stress. Der Rest unserer Familie fährt bald drei Wochen in Urlaub. Vielleicht finden wir Gelegenheit zur Stille, zum Nachdenken, zum Gebet, zum Gespräch mit Jesus. Hier könnten wir zu einer Erholung an Leib und Seele finden, die hineinreicht bis in die Tiefe unserer Persönlichkeit. Damit dann für uns nicht gelten muss: Sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.

LIED: 365 3x Meine Hoffnung und meine Stärke

CREDO

Ich glaube dir, Gott.
In dir ist mein Leben.
Du hast mich gekannt, bevor ich geboren war.
Du nimmst mich auf am Ende meiner Tage und öffnest mir deine Ewigkeit.
Ich glaube dir, Gott.
In Jesus von Nazareth kann man dich erkennen.
Du hast mich gefunden, ehe ich es gespürt habe.
Du wirst diese Welt verändern schon heute und hier.
Ich glaube dir, Gott.
In deinem Atem werde ich frei.
Du hast den Wunsch nach Frieden und Gerechtigkeit in mich geweckt.
Du machst mich stark und verbindest mich mit deiner Ewigkeit.
Ich glaube dir, Gott, manchmal, wirklich.
Mach meinen Glauben stark.

LIED: Der mich atmen läßt

FÜRBITTEN
Gott, du willst das Glück der Menschen. Unser Leben soll ein Leben in Freude sein.  Arbeit gehört dazu, aber auch Erholung und freie Zeit.  Sorge gehört dazu, aber auch Entspannung und Stille.  Zu dir wollen wir beten:

Für alle Menschen, die im Urlaub fahren oder Ferien machen.  Schenke ihnen eine gute Zeit und lass sie gesund und erholt nach Hause kommen.  GUTER GOTT:

Für alle Menschen, die von Termin zu Termin eilen und keine Zeit haben.  Schenke ihnen Zeiten des Aufatmens und der Ruhe.  GUTER GOTT:

Für alle Menschen, die nicht gut schlafen, weil sie täglich Stress haben.  Schenke ihnen Orte wo sie zur Ruhe kommen. GUTER GOTT:

Für alle kranken Menschen.  Schenke ihnen Geduld und lass sie schnell wieder gesund werden.  GUTER GOTT:

Für alle Menschen, die nicht mehr beten können.  Schenke ihnen die Zeit das Gespräch mit dir zu suchen.  GUTER GOTT:

Für unsere Toten. Schenke ihnen das ewige Leben, denn du bist ein Gott des Lebens.  GUTER GOTT:

Wir beten für die Menschen, die ihre Heimat verlassen, um irgendwo anders in Sicherheit und Frieden leben zu können. GUTER GOTT:

So nimm unsere Bitten an und gib uns, was gut für uns ist.  Darum bitten wir dich, heute und alle Tage.  Amen.

Vater unser:
In Gemeinschaft mit allen Christen setzen wir unser Vertrauen auf Gott unseren himmlischen Vater und beten, wie sein Sohn uns zu beten gelehrt hat: Vater unser …

Jesus verkündet den Frieden für die Fernen und die Nahen.
Bei ihm gibt es keine Fremdlinge mehr.
Alle stehen ihm nahe.
Alle nimmt er herein in den Kreis seiner Freunde.

Deshalb bitten wir: Herr Jesus Christus, schau nicht auf unsere Sünden, sondern auf unseren Glauben. Und schenk nach deinem Willen unserer Kirche die Einheit und der Welt deinen Frieden.

LIED: 796 1-3 Herr wir bitten komm und segne uns

SCHLUSSGEBET 

Guter Gott,
wie die Apostel bei Jesus zusammengekommen sind, um auszuruhen, so waren wir vor dir versammelt. Nun gehen wir wieder zurück:
an die Orte, wo wir hingehören;
an fremde Orte, weil wir verreisen; an neue Orte, weil wir vielleicht eine andere Zukunft haben, oder wir bleiben zu Hause und sind sicher, dass wir dich auch dort finden.
Begleite du uns mit deinem Segen.
Darum bitten wir durch Christus unseren Freund und Bruder. Amen.

SCHLUSSSEGEN

Der Herr begleite uns auf allen Wegen. Er mache uns zu einem Segen für die Menschen, denen wir begegnen. Er bewahre uns und alle, die uns nahestehen, in jeder Gefahr. Er führe uns einst in das himmlische Vaterhaus.
Dazu segne uns der barmherzige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

LIED: 795 1-4 Möge die Straße uns zusammen führen

Predigt 15. Sonntag B, Zeugnistag – Mk 6,7-13

PREDIGT – 15. Sonntag im Jahreskreis – 15. Juli 2018 – MARKUS 6,7‑13

Zeugnistag (Song einspielen R. Mey)
Ich denke, ich muss so zwölf Jahre alt gewesen sein,
Und wieder einmal war es Zeugnistag.
Nur diesmal, dacht‘ ich, bricht das Schulhaus samt Dachgestühl ein,
Als meines weiß und hässlich vor mir lag.
Dabei war‘n meine Hoffnungen keineswegs hoch geschraubt,
Ich war ein fauler Hund und obendrein
Höchst eigenwillig, doch trotzdem hätte ich nie geglaubt,
So ein totaler Versager zu sein.

So, jetzt ist es passiert, dacht‘ ich mir, jetzt ist alles aus,
Nicht einmal eine 4 in Religion.
Oh Mann, mit diesem Zeugnis kommst du besser nicht nach Haus,
Sondern allenfalls zur Fremdenlegion.
Ich zeigt‘ es meinen Eltern nicht und unterschrieb für sie,
Schön bunt, sah nicht schlecht aus, ohne zu prahl‘n!
Ich war vielleicht ‘ne Niete in Deutsch und Biologie,
Dafür konnt‘ ich schon immer ganz gut mal‘n!

Der Zauber kam natürlich schon am nächsten Morgen raus,
Die Fälschung war wohl doch nicht so geschickt.
Der Rektor kam, holte mich schnaubend aus der Klasse raus,
So stand ich da, allein, stumm und geknickt.
Dann ließ er meine Eltern kommen, lehnte sich zurück,
Voll Selbstgerechtigkeit genoss er schon
Die Maulschellen für den Betrüger, das mißrat‘ne Stück,
Diesen Urkundenfälscher, ihren Sohn.

Mein Vater nahm das Zeugnis in die Hand und sah mich an
Und sagte ruhig: „Was mich anbetrifft,
So gibt es nicht die kleinste Spur eines Zweifels daran,
Das ist tatsächlich meine Unterschrift.“
Auch meine Mutter sagte, ja, das sei ihr Namenszug.
Gekritzelt zwar, doch müsse man versteh‘n,
Dass sie vorher zwei große, schwere Einkaufstaschen trug.
Dann sagte sie: „Komm, Junge, lass uns geh‘n.“
Ich hab‘ noch manches langes Jahr auf Schulbänken verlor‘n
Und lernte widerspruchslos vor mich hin
Namen, Tabellen, Theorien von hinten und von vorn,
Daß ich dabei nicht ganz verblödet bin!
Nur eine Lektion hat sich in den Jahr‘n herausgesiebt,
Die eine nur aus dem Haufen Ballast:
Wie gut es tut, zu wissen, dass dir jemand Zuflucht gibt,
Ganz gleich, was du auch ausgefressen hast!

Ich weiß nicht, ob es Rechtens war, dass meine Eltern mich
Da rausholten, und wo bleibt die Moral?
Die Schlauen diskutier‘n, die Besserwisser streiten sich,
Ich weiß es nicht, es ist mir auch egal.
Ich weiß nur eins, ich wünsche allen Kindern auf der Welt,
Und nicht zuletzt natürlich dir, mein Kind,
Wenn‘s brenzlig wird, wenn‘s schiefgeht, wenn die Welt zusammenfällt,
Eltern, die aus diesem Holze sind.

Ich weiß nicht, wie Reinhard Mey an meine, an Arthur Springfelds Lebensgeschichte gekommen ist, die ich eins zu eins genau so erlebt habe.
Ich weiß auch nicht, ob es vor Gericht Bestand hätte, dass mein Vater mich damals gerettet hat.
Ich bin heute ziemlich sicher, dass der Lehrer das auch gemerkt hat und mir eine neue Chance gab.
Natürlich hat Papa hinterher zuhause mich sehr ernst angeschaut und gesagt:
„Das machst Du nie wieder!“
Das genügte – und ich habe es nie wieder gemacht. Eine Lehrstunde für das Leben, auch heute noch nach 60 Jahren.

Der Sohn: ein fauler Hund, schulisch ein Versager, ein Urkundenfälscher, und trotzdem stehen die Eltern weiterhin zu ihm und glauben weiterhin an ihn.
Das ist eigentlich die wichtigste Qualifikation für ein Kind im Leben, wichtiger als schulische Leistung: dass es jemanden gibt, der zu mir steht und an mich glaubt.
Dann ist auch eine Sechs in der Schule nicht mehr so schlimm.

Welche Qualifikationen verlangt Jesus von seinen Aposteln, d.h. von den Menschen, die die Frohe Botschaft verkünden sollen?
Im Evangelium heißt es, er gebot ihnen, nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld“. Es braucht also keine materiellen Voraussetzungen, um Apostel zu sein, keine Mitgift.

Es braucht eigentlich auch keine Schulabschlüsse oder moralischen Voraussetzungen.
Jesus hat ja zum großen Teil ganz einfache Leute berufen.
Apostel Jesu sein kann jeder, egal, wie wenig an Voraussetzungen er mitbringt.
Egal, was er in der Vergangenheit schon alles angestellt hat.
Die entscheidende Qualifikation ist, dass Jesus an ihn glaubt und der Jünger diesen Glauben erwidert.

Sooft habe ich später mit meinen eigenen Kindern oder Enkeln in der Grundschule oder am Gymnasium erlebt, dass sie Theaterstücke oder Musikaufführungen hatten. Der Saal, die Aula war immer voll, großartige Atmosphäre, die Kinder nervös und gespannt. Und alle waren beteiligt, egal welche Noten, egal welche schulischen oder sogar familiären Probleme sie hatten.

Aber auf dem Weg zur Vorführung, den sie über Wochen hin gegangen sind, haben sie gespürt: Ich bin wertvoll auch ohne gute Noten, denn es gibt jemanden, der steht zu mir und glaubt an mich. Und das war nicht immer perfekt!

Aber dieses Empfinden, diesen Glauben haben sie dann weitergegeben an die Menschen, die da waren und sie erlebten.
Apostel, Botschafter Jesu Christi wird man, indem Jesus Christus an uns glaubt und wir an ihn glauben, und andere auf diesen Weg mitnehmen.
Und den einen oder die andere können auch wir anstecken, zum Glauben führen.
Ein Glaube, der das Leben stark macht, der uns Kraft gibt und der uns auch immer wieder aus der Sch …… aus dem Schlamassel des Lebens rausführen kann, weil wir nie alleine sind – nie – auch nicht, wenn wir Mist gemacht haben.

Es macht stolz und froh so einen Gott, aber auch so einen Papa, solche Eltern zu haben.
Gott sei Dank!

Amen

 

Wort zum Sonntag, 15.07.2018 – „Wo bist Du, Adam?“

Wort zum Sonntag, 15.07.2018 – „Wo bist Du, Adam?“

Ich kann es (fast) nicht mehr ertragen! Es gibt kaum noch eine Situation im Leben, wo nicht irgendjemand sein Handy betrachtet. Kaum eine Mahlzeit, wo das Ding nicht mit auf dem Tisch liegt. Kaum ein Treffen, wo mich nicht jemand nach meiner Handynummer fragt. Selbst in der Kirche oder bei Beerdigungen pingelt manchmal dieses S……ding!

Scheinbar hatte Adam damals noch kein Handy. Unvorstellbar! Sie erinnern sich!? Das paradiesische Leben neigte sich nach dem „Apfelklau“ dem Ende zu. Die ersten Menschen versteckten sich und plötzlich rief Gottes Stimme: „Adam, wo bist Du?“ („Adam“, ist der hebräische Name für „Erdling“, Mensch.)

„Mensch, wo bist Du?“ – „Ich suche Dich!“. Das ist wohl sein Anruf, der noch häufiger erfolgt, als das oft lästige Handyklingeln.

Und dieser „Mensch“ der gebraucht wird, ist nicht Moslem oder Katholik, nicht Hindu oder Protestant, nicht Nigerianer oder Verler. Dieser Mensch sind Sie und ich – wir alle! Dieser Mensch ist jeder, der den Namen Mensch trägt. Und unser aller Gott will unsere Hilfe, weil er uns braucht, denn wir sind seine Hände und sein Mund.

Aber wir hören seine Stimme nur, wenn wir unser Herz öffnen, weil er in so vielen verschiedenen Sprachen und Situationen ruft.

„Adam, dein Nachbar ist krank und fühlt sich so einsam!“ „Adam, dein Freund wartet auf deinen Anruf!“ „Adam, deine Frau kann nicht schlafen, weil du dich nicht versöhnen willst!“ „Adam, kauf lieber den fair gehandelten Kaffee!“ „Adam, vermiete doch die leere Wohnung an die Flüchtlingsfamilie!“ „Adam, hilf der älteren Dame doch die Taschen zum Auto zu bringen!“ „Adam, sag ein freundliches Wort zu den Kindern, auch wenn sie laut sind!“
Wir Menschen, vielleicht aller Religionen, beten und rufen täglich zu unserem Gott, immer wieder und immer lauter. „Gott, wo bist Du? Wie finden wir dich? Warum hilfst du nicht? Warum lässt du das zu? Greif doch endlich mal ein!“ Und wir schreien so laut, dass wir seinen Ruf: „Adam, wo bist du?“ gar nicht hören.

Er – oder auch sie – ruft jeden von uns, jeden – nur manchmal auch ganz leise und doch unüberhörbar, auch wenn wir manchmal die Kopfhörer im Ohr haben.
Und unser Gott macht keinen Unterschied, zwischen Christen und Hindus, Moslems oder Sikhs, er lässt selbst die scheinbaren Atheisten nicht in Ruhe.
Und wir können uns nicht mehr vor ihm verstecken wie Adam, der Angst hatte, weil er Schuld auf sich geladen hatte und sich darum schämte. Das ist sein Angebot – die Welt wird nur schöner, friedlicher und liebevoller, wenn wir ihn hören.
Und egal, welche Geschichte oder Hautfarbe, welche Sprache oder welches Geschlecht, welche Talente oder Schwächen wir vorweisen, jeder Tag ist ein Neubeginn, eine neue Chance seinem Ruf zu folgen, auch wenn wir ihn gestern vielleicht noch verleugnet haben.

Jesus hat damals die Menschen aus Galiläa an seinen Tisch gerufen hat, zum gemeinsamen Mahl ohne Test und Prüfung, niemand wurde gefragt, ob er würdig ist. Mit Jesus am Tisch sitzen zu wollen, ist die einzige Würdigkeit. Und die genügt! So genügt auch unser guter Wille seine Töne zu hören und zu spielen und den Rest, den wird ER schon tun.

Ihnen Adam, wünsche ich immer wieder, auch im bevorstehenden Urlaub, einige stille Minuten, damit sie den himmlischen Klingelton hören. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

Begrüßung zur Flüchtlingsdemo (8.7.18)

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde und Gäste aus vielen Ländern dieser Erde hier auf dem Delphosplatz, in Verl.

Diesen Platz, der erst vor wenigen Tagen offiziell so benannt wurde, gäbe es nicht, wenn nicht vor gut 150 Jahren viele Hundert aus Verl und Umgebung und zigtausende aus Deutschland nach Amerika geflüchtet wären um Hunger, Armut und Tod zu entgehen. Dankbar wurden sie dort aufgenommen und haben das heutige Amerika stark geprägt.

Vielen von Ihnen geht es sicher so wie mir, dass die Vorkommnisse der letzten Tage und Wochen im verbalen und praktischen Umgang mit Flüchtlingen, einem die Tränen in die Augen treiben und die Wut die Stirn kraust.

Allein in diesem Jahr sind etwa 1.400 Menschen – Männer, Frauen und Kinder – elendig im Mittelmeer abgesoffen. Politiker reden von Lagern – Ankerzentren – Transitzentren – Transferzentren – stunden und tagelang und bei den nachweislich wenigen gewalttätigen Flüchtlingen, werden alle andern von vielen über einen Kamm geschoren.

Da werden Rettungsschiffe, voll mit geflüchteten Erwachsenen und vielen Kindern nicht an Land gelassen und wenn doch wird der Kapitän angeklagt, zu viele Menschen an Bord zu haben.

Da werden Flugzeuge am Boden festgehalten, damit sie keine Schiffbrüchigen mehr aufspüren können – der Tod wird einfach billigend in Kauf genommen.

Einzelne Länder – eigentlich zivilisierte und christlich geprägte Länder – nehmen gar keine Flüchtlinge auf, weil sie ethnisch nicht zum Land gehören.

Da wird über Lager in Nordafrika gesprochen – hunderte von geflüchteten Menschen, besonders Frauen, können nicht mehr lächeln oder schlafen, nach ihren Erlebnissen dort.

Da werden Menschen nach Jahren in Deutschland mit großem Polizeieinsatz mitten in der Nacht aus der Wohnung geholt, gefesselt und in Abschiebehaft genommen, obwohl die Länder über die sie gekommen sind, sie nicht aufnehmen.

Da werden Familien mit Kindern, die nur noch Deutsch sprechen können in das Kriegsgebiet von Afghanistan zurückgebracht.

Natürlich sind viele Menschen, die zu uns gekommen sind, nicht alle verfolgt und von Krieg, Terror bedroht, aber wie die Deutschen vor 150 Jahren nach Amerika geflüchtet sind, weil keine Arbeit, kein Brot für die Kinder und keine Zukunft für die Menschen  da war, verlassen viele ihr Land um über tausende von Kilometern eine Chance für sich, ihre Familie und ihre Kinder zu haben.
Denn zu Hause gibt es diese Chance nicht mehr, nachdem wir in vielen Fällen mit billigen Massenprodukten das Land überschwemmen oder Europa oder China ihr Land industriell nutzen und für wenig Geld die Erträge nach Deutschland und Europa holen.

Kein Einzelner und kein Land kann die ganze Welt retten, aber wir können ein Beispiel geben, ein kleines Beispiel nur, aber dieses kann Kreise ziehen, kann anstecken, kann andere motivieren, zu helfen und vielleicht auch das eigene Konsumverhalten zu überdenken.

Hier in Verl, auch in den Nachbargemeinden gibt es viele Gruppen und Organisationen, die sich stark und liebevoll in die Hilfe für Flüchtlinge einbringen.
Viele Einzelpersonen haben Patenschaften für Familien übernommen. Freundschaften in Vereinen, in den Schulen und an den Arbeitsplätzen entstehen – und die deutsche Sprache macht mit den meisten eine ordentliche Kommunikation möglich.

Hilfen durch Angebote von Turn- und Sportvereinen ermöglichen den Menschen die Traumata der Flucht abzuschwächen.
Günstige Lebensmittel durch Tafel und Warenkorb erleichtern das Auskommen mit dem oft wenigen Geld.

Respekt auch vor manchen Verler Unternehmen, die Flüchtlinge beschäftigen, obwohl die Deutschkenntnisse noch verbesserungsfähig sind.

Sprach Cafés und die Mitarbeiter von „Grenzenlos“ leisten täglich jede nur denkbare Unterstützung für alle die Hilfe brauchen.

Gerne weise ich hier noch auf das interkulturelle Sommerfest am kommenden Freitagnachmittag hin, dass vor dem „Grenzenlos“ stattfinden soll. Wäre schön, wenn viele kommen.

Die Stadt Verl hat gerade in der Hochsaison der Flüchtlingsströme Großartiges geleistet, jetzt aber muss die Zeit folgen, in der Integration, Wohnraumbeschaffung und Arbeitsplätze in Angriff genommen werden müssen.

Die Situation der Flüchtlinge ist in vielen Ländern – Nordafrika, Mali, Amerika, Myanmar, Syrien und Irak sicher noch katastrophaler, aber das kann nicht unsere Messlatte sein.

Viele Helferinnen und Helfer, die sich teils rund um die Uhr für unsere Flüchtlinge engagieren, stöhnen oft unter der Last der Bürokratie, aber mehrheitlich bestätigen alle, dass ihr Einsatzgut  tut, bekommt man doch meistens mehr zurück, als man investiert.
Wir hier in Verl sind auf einem guten Weg.
Dadurch, dass Sie alle gekommen sind, geben wir ein starkes Signal, dass wir weiterhelfen wollen, dass die Menschen und Familien mit Bleiberecht hier bei uns ein Stück Heimat und Geborgenheit und vielleicht auch Nächstenliebe finden können.

Ich danke Ihnen im Namen aller Menschen, die zu uns gekommen sind.

Es wäre schön, wenn Sie die Zeit, in der sie hier ein Beispiel geben auch dazu nutzen, mit unseren Gästen ins Gespräch zu kommen, um vielleicht ein bisschen mehr zu erfahren und zu verstehen, warum sie zu uns gekommen sind.

Gleich würde ich gerne mit ihnen den schönen Text „Hoffnung schenken“ von den verteilten Zetteln gemeinsam lesen.

Und egal welchen Namen wir unserm Gott gegeben haben, es ist der Vater für uns alle im Himmel, darum beten wir anschließend mit allen die möchten das „Vater Unser“ und wenn sie dabei die Hand ihres Nächsten finden, wäre das toll.

Nochmals „Danke“ für ihr Kommen!

Danke der Polizei, die auf uns aufpasst und allen, die mit dieser Veranstaltung Arbeit hatten.

Ihnen anschließend noch einen sommerlichen Abend und wir sehen uns spätestens beim interkulturellen Sommerfest.

(ca. 80 Personen sind gekommen, darunter ca. 20 Flüchtlinge. Selber habe ich eine böse Mail bekommen. Der Beitrag auf Facebook wurde nach 6 Stunden gelöscht, da zig Hassmails eingegangen waren)

 

 

PREDIGT 13. Sonntag B – 2018- Talita kum

PREDIGT 13. Sonntag B – 2018- Talita kum

Talita kum – Mädchen steh auf!
Hier in Verl hätte man vielleicht ziemlich platt gesagt: Mach hinne! Oder „Komm in die Pötte!“ oder bei uns in Papenburg „Man tau!“
Aber wozu eigentlich? Was soll passieren? Worum geht’s?
Was will das Evangelium uns eigentlich sagen?
Von einer geheilten Frau?
Einem auferweckten Kind?
Von traurigen Eltern oder schreienden Klagefrauen?

Es wird so viel berichtet in den vier Evangelien, dass wir aufpassen müssen, das Wichtigste nicht aus dem Blick zu verlieren.
Das Wichtigste ist – auch der heutige Text berichtet von davon.
JESUS – ER ist es, der alle Beteiligten dieser Geschichte und im ganzen Evangelium verbindet.

Natürlich macht es Sinn, über dieses Mädchen nachzudenken. Natürlich tut es gut, diese Geschichte auf sich wirken zu lassen. Sie lebt wieder, Freude bei allen!
Aber ich denke, Markus und die anderen Evangelisten, die die Evangelien geschrieben haben, haben sich nicht wirklich für die genauen Umstände oder historische Zusammenhänge interessiert, sie haben geschildert, wie sie Jesus erlebt haben und was ihnen wichtig war.

Natürlich hatten sie noch keine Ahnung, wie die Situationen und die Probleme in der heutigen Zeit sind, schon lange nicht in Rom, nicht in Paderborn und nicht in Verl.

Oder glauben sie, dass bei der Schilderung des Abendmahls, an dem Jesus bestimmt seine Alltagsklamotten anhatte, jemand das römische Messbuch im Blick hatte?

Oder bei der Berufung der Zwölf? Selbst Jesus kannte nicht die Begriffe: Kardinal – Erzbischof – Diakone – Nonnen – Mönche oder Priester? Rabbis gab es damals!
Oder, dass jemand Paragraphen entwickelt, die die vollen Zugangsvoraussetzung zur römisch-katholischen Kirche und dem Empfang der Sakramente regeln?
Im Evangelium geht es um nichts anderes als um Jesus! Und darum heißt das Evangelium auch „Gute Nachricht“ oder auch „Frohe Botschaft“!
ER – Jesus Christus war das Evangelium – was er gesagt, was er getan und vor allem – wie er es getan hat.

Wir halten uns heute in unserer Kirche an so viel überholten Traditionen fest, an so viel historischem Sondermüll, an so viel Volksfrömmigkeit und tagtäglichem Domtrubel, und zwar so, dass ER – JESUS – mit seiner Liebesbotschaft und seiner Liebesanfrage an uns, so manches Mal fast untergeht.

Manchmal glaube ich, wir müssen endlich die Ärmel aufkrempeln und ihn wieder freischaufeln.
Papst Franziskus versucht es auf seine Weise – schauen sie sich mal den Film an über das Leben von Franziskus, läuft nächste Woche noch in Gütersloh im Kino – super Film. Hoffentlich weckt Jesus auch Franziskus noch 3x wieder auf, wenn er gestorben ist.

Liebe Mitfreunde von Jesus, je älter ich werde, je näher ich ihm komme, durch Alter, viele Erlebnisse oder manche Krankheit – vor allem aber durch unendlich viele Begegnungen und Gespräche, frage ich mich, wie es ihm – Jesus –  wohl ginge, wenn wir ihm heute gegenüberständen.
Ihm, der immer den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt gestellt hat, der sich mit den religiösen Führern damals angelegt hat, weil ihm der Mensch wichtiger war, als Sabbat, als Gebote. Der den Tempel aufgeräumt hat von allem was die Beziehung zu Gott stört.
Was sagte er wohl heute den hochstudierten Kirchenrechtlern, oder Herrn Woelki oder Herrn Marx, aber auch Herrn Bedform Strom oder Frau Käßmann, oder auch mir oder Pastor Korsus?

Was würde er unseren Bischöfen sagen, zu zig Seiten Regelwerk, ob man eine Kommunionfeier oder einen Wortgottesdienst feiern darf, wenn am Sonntag kein Priester da ist und wer auf welchem Stuhl sitzen darf?

Wahrscheinlich bekäme er Kopfschmerzen vom Kopfschütteln oder Weinen.
Und vielleicht würde er ganz liebevoll sagen: Freunde, teilt doch das Brot, reicht den Wein und vertraut ganz fest darauf, dass Gott auch da ist, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind.

Oder glaubt irgendjemand, dass ER, der selbst dem Judas das Brot gereicht hat, heute jemand dieses Brot verweigern würde?

Leute – Lasst uns neu von Jesus lernen.
Talita kum!, sagt er zu jedem von uns!
Kommt in die Gänge!
Folgt mir nach!

Das ist sicher oft nicht ganz einfach. Sich an Jesus orientieren, heißt manchmal auch, liebgewordenes über Bord werfen.
Von überholter Geschichte, Regularien, Liedern und Texten sich verabschieden.
Sich auch mal böse in die Nesseln setzen. Ja auch, sich der Kritik aussetzen und Anfeindungen ertragen.

Glaube ist nicht einfach!
Glaube fordert uns jeden Tag und jede Stunde!

Aber gelebter Glaube kann und will diese Welt verändern – liebevoller machen, friedlicher, gottgefälliger – einfach besser.

Talita kum! Helft den Armen!
Talita kum! Gebt Platz den Heimatlosen!
Talita kum! Schenkt ein liebevolles Lächeln den Flüchtlingen!
Talita kum! Geht zu den Kranken und Einsamen!
Talita kum! Gebt denen Speise, die Hunger haben!
Talita kum! Reicht euch endlich die Hand zur Versöhnung!

Steht auf! Steht endlich auf!
Niemand muss am Boden liegen bleiben, sagt Jesus uns. Ich reiche dir doch die Hand. Steh auf!

Das ist nämlich genau der Weg, den Jesus selbst auch gegangen ist, aufstehen – aufertehen, ein Weg, der zum Leben führt, auch zu einem Leben bei Gott.

Schwestern und Brüder in Christus – lasst uns doch diesen Weg gemeinsam gehen, und habt doch keine Angst, Jesus geht doch mit.

TALITA KUM!

Predigt Hochzeit (Fußball WM)

HOCHZEIT    M…. und M….. ( Fußball WM) – Ansprache

23.06.2018 Gütersloh 14.00 Uhr

BIBELSTELLE:
1. Mose 2, 18  „Und Gott sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine bleibt!“

Ansprache:
Liebe M……, lieber M……, liebe Gäste, buenos dias, dobry dzień,

hab ja lange überlegt, worüber ich denn heute predigen soll. Dann hatte ich ne Idee. Kommt ihr nicht drauf. Natürlich spreche ich über Fußball. Fußball ist doch gerade jetzt ein großartiges Thema um euch beide auf eure Ehe einzustimmen.
Sepp Herberger hat mal gesagt: „Das Spiel dauert 90 Minuten und der Ball ist rund!“
Die Ehe dauert in der Regel deutlich länger und das Ende des „Ehespiels“ ist nicht wirklich berechenbar und ist eigentlich ausgerichtet auf eine unbestimmte Zeit.
Denn in Eurem Eheversprechen vor Gott und dieser Gemeinde heißt es: „in guten und in schlechten Zeiten, solange ich lebe“!

„Der Ball ist rund“. Ich glaube hier unterscheidet sich die Ehe deutlich vom Fußball. Die mehrheitlich glatte Oberfläche des Spielballes unterscheidet sich von den Höhen und Tiefen in der Ehe. Jeder von uns weiß, dass nicht immer alles gerade läuft, dass es auf und ab gehen kann und wird. Da kommt es auf das gute Miteinander – auf den Ausgleich – auf die Ausgeglichenheit der Partner – an.

Jeder weiß, ein Spiel gewinnen – und da ist es egal ob man Favorit oder Außenseiter ist – kann man nur wenn man zusammenhält. Wenn jeder seine eigene Aufgabe erkennt und erfüllt. Wenn man Leistung bringt und kämpft – auch wenn das Spiel ausweglos erscheint. Da muss einer für den andern einstehen, auch wenn das manchmal nicht einfach ist.
Die Spielregel ist: Einer für Alle – Alle für Einen.
Denn es funktioniert nicht, wenn alle ganz vorne und im Mittelpunkt stehen wollen, wie die Stürmer, sondern nur wenn jeder sein Spielfeld – sein Lebensfeld – entsprechend der Begabungen und Fähigkeiten besetzt und ausfüllt.

Damit meine ich bestimmt nicht, dass die Frau an den Herd gehört oder bügelt und der Mann für das Einkommen sorgt und das Auto fährt.
Die ersten Spiele bei der WM haben in diesem Jahr bewiesen, dass der Erfolg auch jenen zugetraut werden kann, die angeblich wenig vom Fußball verstehen.

Beim Spiel und in der Ehe ist es wichtig, dass man sich entsprechend ergänzt, unterstützt und ausgleicht. Ein Stürmer der nur vorne vor dem gegnerischen Tor steht und auf die Bälle wartet ohne sich darum selbst zu bemühen – der gerät sehr schnell ins Abseits!
Ein Partner, der sich in der Ehe nicht bewegt und nur an seiner Auffassung festhält und kleben bleibt, blockiert die notwendige Entwicklung der Beziehung!
Ehe heißt: losmarschieren, in die Gänge kommen – in Bewegung bleiben! Kondition trainieren, neue Spielzüge erproben!

Ach ja, interessant beim Spiel sind die Fans, ihre Fanfaren, aber auch ihre Kritik, ihr Jubel, aber auch ihr Zusammenhalt wenn der Ball mal nicht rund läuft.
Je niedriger die Liga, umso weniger Fans unterstützen die Mannschaft in der Regel.
Ihr beide spielt offensichtlich ziemlich hoch!
Ihr habt heute eine Menge Fans in Euren Reihen sitzen!
Ich denke, es kommt aber nicht immer auf die Menge an, sondern auf die Treue und Ehrlichkeit, mit der die Fans ihre Teams begleiten.

Und natürlich gibt es auch einen Schiedsrichter! Es gibt einfach Dinge im Leben, beim Fußball ist es der Mann oder die Frau, meistens in Schwarz, deren Entscheidungen muss man akzeptieren ohne zu diskutieren.
Es wird im Leben eines Menschen auch immer wieder Entscheidungen durch Schicksaal geben, die wir nicht akzeptieren wollen – die wir als Fehlentscheidungen betrachten – die wir als zu hart oder als unfair verurteilen, aber wie beim Fußballspiel bringt es nichts mit dem Schiedsrichter – und im Leben nicht mit Gott zu diskutieren oder zu wegzulaufen.

Wir müssen manche Gegebenheiten, manche Schicksalsschläge akzeptieren und annehmen – und dann: aufstehen, weiterleben, nach vorne schauen, neuer Abstoß – und das Spiel der Ehe weiterspielen.
Am Ende zählt allein der Sieg!

Wir Christen nennen den Sieg des Spiels: unsern Sieg des Glaubens, das ewige Leben, den Himmel. Den wirklichen Meistertitel erwerben wir nämlich nur beim Meister selbst, bei unserm Gott!

Oft sind seine Entscheidungen schon heute und hier ja auch zu unseren Gunsten.
Das hat sicher auch etwas mit unserer Sympathie und Nächstenliebe zu tun, mit unserem Miteinander in der Ehe aber auch mit dem Umgang mit unseren Gegnern.
Dass grobe Fouls geahndet werden müssen, bleibt ohne Frage!
Doch immer wieder muss man verzeihen und vergeben, die Chance des Neuanfangs nutzen.
Nachtreten – das so genannte Revanche-Foul bedeutet immer die rote Karte!

Wichtig beim Spiel und in euerer Ehe ist, dass Ihr eben diesen einen guten Trainer habt, der Euch begleitet, euch richtig nach Euren Gaben und Fähigkeiten im Leben einsetzt, Euch vielleicht auch mal auf die Bank setzt, damit der andere dran ist.
Ihn müsst ihr immer im Auge behalten und respektieren – und wenn ihr nicht weiterwisst, ihn einfach fragen.

Und noch was ganz Wichtiges!
Eine gute Mannschaft achtet heute und jetzt immer auch schon auf die Zukunft. Und da habt ihr sicher gute Absichten. M….. bringt dafür viele praktisch schon erprobte Talente mit.
Was wäre eine Mannschaft ohne den eigenen Nachwuchs!?

Liebe M….., lieber M…….
Ich glaube ich habe jetzt genug über Ehe und Fußball, Familie und Weltmeisterschaft philosophiert. Es wird Zeit, dass das Spiel beginnt.
Ich denke ein gutes Training habt Ihr schon hinter Euch, und euer Teamgeist spricht für auch Euch und gibt euch alle Chancen zum Titel.

Der Teamgeist ist nämlich etwas ganz Wichtiges im Leben.
Christen sprechen da vom Heiligen Geist.
Geistvoll ist auch Euer Trauspruch, den Ihr Euch selber ausgesucht habt:
„Und Gott sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine bleibt!“ – das ist nicht gut, wenn man jung ist und auch nicht gut, wenn man im Alter alleine übrig bleibt.

Ich wünsche Euch einen starken Glauben, den Glauben an Euch selbst, an die Ehe – an die Familie – an Euren Trainer – an Euren Gott!

Ich wünsche Euch die Hoffnung – dass eure Hoffnung nie erlöscht, dass Ihr sie nie aufgebt, egal wie viele Tore Ihr auch einfangen möget, egal wie weit hinten Ihr im Spiel auch liegt.

Ich wünsche Euch die Liebe, die Liebe zueinander – untereinander – die Liebe zum Vergeben, die Liebe eurer Familien und Freunde und die nie endende Liebe von unserem Gott. Amen.