„Verlorene Kinder?“ 23.04.2017

WORT ZUM SONNTAG – „Verlorene Kinder?“ 23.04.2017

Sind schon anrührende Bilder die wir in diesen Tagen in den Zeitungen sehen. Das geht ans Herz, das bewegt uns. Nein, ich meine nicht die Bilder der vergasten Kinder in Syrien oder der knöchernen schwarzen hungernden Kinder mit großen angstvollen Augen aus Somalia.
Ich meine die Bilder mit den hübschen Kommunionkindern in den weißen Kleidern oder schicken Anzügen mit toll gestylten Haaren, die sich toll vorbereitet haben, die begeistert sind und sich freuen. Es werden bald Bilder folgen von den Firmungen in unserem Verbund, ebenso die Konfirmierten, die sich ein Jahr vorbereitet haben und mit Gottes Segen in eine gute Zukunft gehen.
Die Kinder in Syrien und Somalia hatten keine Chance mehr für ihr Leben. Einfach ausgelöscht, verloren? Unsere Kinder haben beste Karten ein gesegnetes Alter zu erreichen und eine Chance mit dem Wissen um den liebenden, froh machenden und versöhnenden Gott, ihr Leben in die Hand zu nehmen, zu gestalten und auch zu meistern.
Bei der Taufe haben wir alle versprochen, sie durch ein Beispiel des helfenden Glaubens zu begleiten. Wir haben versprochen, dass unser Glaube an Gott, den wir in der Gemeinschaft mit anderen Christen leben wollen, sie anstecken soll, motivieren soll, selbst ihren Platz in dieser Kirche einzunehmen.
Und wir – wir singen immer noch Lieder mit fast mittelalterlichen Texten, beten Gebete in einer Sprache, die die Kinder nicht verstehen und feiern Gottesdienst mit zementierter Karfreitagsmimik.
Ich glaube, unser Gott weint, wenn er uns sieht! Er ist doch ein Gott, der durch Jesus die Frohe Botschaft zu uns gebracht hat, dass er unser Freund ist, vor dem wir stehen dürfen. Wenn wir glauben, dass Gott immer an unserer Seite ist, müssten wir selbst an Karfreitag, am good Friday, „Oh happy day“ singen. Unsere Glaubensfreude müsste man uns ansehen und sie würde unsere Kinder dann anstecken. Wir sollen jubeln und glücklich sein, wie auf einem schönen Fest, denn durch Jesus Christus sind wir doch von aller Schuld befreit.
Natürlich macht uns ein Großteil unsere Kirche das auch nicht vor. Sie haben Angst, das Gottesvolk sonst nicht mehr leiten zu können, sie verstecken sich hinter Brokat und ernsten Gesichtern und sitzen auf prachtvollen Stühlen.
Aber wir, jeder von uns, wir sind doch alle Gottes Volk. Wir müssen endlich was tun um unserer Kinder willen, die so gerne mehr sehen, mehr erleben, mehr glauben wollen.
Papst Franziskus ruft den Jugendlichen zu: „Geht auf die Barrikaden! Lasst Euch das nicht gefallen!“ Er sagt das den Jugendlichen, weil er vermutlich sicher ist, die Älteren nicht mehr zu erreichen.
Leben und zeigen wir doch diesen uns geschenkten, so frohmachenden Glauben auch in unseren Gottesdiensten, damit unsere Kinder angesteckt werden und so jede Chance haben die Höhen und Tiefen ihres Lebens zu überstehen.
Kurz vor dem Ende seines Lebens in dieser Welt sagt Jesus: „Alles das habe ich zu euch gesagt, auf dass meine Freude in euch sei und eure Freude vollkommen werde“.
Und wenn die Freude in uns lebendig wird, finden wir auch Wege und Möglichkeiten, den noch lebenden Kindern in Syrien und Somalia, aber auch in Verl und überall eine Chance zu geben, ein Leben in Frieden, in Freude, in Liebe mit Gott und den Menschen zu leben.
Selbst wenn wir versagen – kein Kind geht jemals verloren, weil Jesus lebt! Halleluja.
Ihnen, Ihren Familien, Kindern und Enkelkindern wünsche ich einen frohen Sonntag.
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

 

 

 

Kolpingkreuzweg Stromberg 2017

KOLPINGKREUZWEG STROMBERG 2017
(das meiste ist aus dem Internet, von mir leicht korrigiert

Herzlich willkommen wieder einmal zu unserem Karfreitagsgottesdienst hier in den Bergen von Stromberg. Wir gehen den
Kreuzweg ( 9 km) auf den Spuren Jesu, der sein Kreuz – unser Kreuz – auf seine Schultern genommen hat und somit für uns Erlösung und Rettung brachte. Wir spüren so oft seine Nähe, seine Hilfe, seine Hand, die uns immer wieder führt.
Darum müßten wir heute eigentlich kein trauriges Gesicht machen, nicht gebeugt, nicht beladen diesen Kreuzweg nachgehen, sondern eher singen:
„Oh happy day …. Als Jesus meine Sünden hinweg wusch, oh beglückender Tag. Er lehrte mich, wie man wachsam ist, wie man kämpft und betet und mit Freude lebt – täglich“
Jesus wünscht sich, dass wir auch all unsere Schuld auf seine Schultern packen, und das ist nicht nur die sichtbare, sondern auch die, die wir nur selbst kennen.
Und es ist auch noch Platz für die Ängste und Sorgen vieler Menschen an so vielen furchtbaren Plätzen dieser Erde. Vergaste Kinder, verhungerte Säuglinge, verkrüppelte Erwachsene. Lasst uns heute auch beten für die, die nicht erkennen, welche Schuld sie auf sich geladen haben.
Und so stellen wir uns hier mit allen Menschen unter Gottes Schutz: Im Namen des Vaters …..

Wir singen die erste Strophe: Großer Gott, wir loben sich.

Erste Station: JESUS WIRD ZUM TOD VERURTEILT

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Als es Morgen wurde, fassten die Hohenpriester und Ältesten gemeinsam den Beschluss, Jesus hinrichten zu lassen. Sie ließen ihn fesseln und abführen und lieferten ihn dem Statthalter Pilatus aus. Während Pilatus auf dem Richterstuhl saß, ließ ihm seine Frau sagen: Lass die Hände von diesem Mann, er ist unschuldig. Ich hatte seinetwegen heute Nacht einen schrecklichen Traum. (10 Sekunden Pause)

Bei der ersten Kreuzwegstation konzentrieren wir uns meist nur auf Pilatus, der den schuldlosen Jesus verurteilt. Wenn jedoch auch die Frau des römischen Statthalters erwähnt wird, kann uns das an jene Menschen erinnern, die zu allen Zeiten warnend ihre Stimme gegen das Unrecht erheben und doch kein Gehör finden. Auch wir schwanken oft zwischen Angst und Mut, Anpassung und Protest. Wo fälle ich leichtfertig Urteile, wo ist mein Widerstand gegen lieblose und falsche Urteile nicht entschieden genug? (10 Sekunden Pause)

Jesus, auch ich bin mitschuldig, wenn andere verurteilt werden oder Vorurteilen ausgesetzt sind. Mein Engagement hört da auf, wo es unangenehm wird für mich. Dann bin ich nur zu leicht bereit, den Rückzug anzutreten und faule Kompromisse zu schließen. Auch ich urteile und verurteile häufig lieber und schnell, als mich um einfühlendes Verstehen zu bemühen. Hol mich vom Richterstuhl herunter, damit ich dir und den Menschen in neuer, liebevoller Weise begegnen kann. Amen

Wir beten gemeinsam:
Vater Unser im Himmel ….

Zweite Station: JESUS NIMMT DAS KREUZ AUF SEINE SCHULTERN

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Nachdem sie ihren Spott mit ihm getrieben hatten, nahmen sie ihm den Purpurmantel ab und zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an. Dann führten sie Jesus hinaus, um ihn zu kreuzigen. (10 Sekunden Pause)

Das Kreuz, das Jesus auf sich nimmt, ist Ausdruck dafür, wie Lebensschicksale durchkreuzt werden, wenn Wege anders verlaufen als erhofft und geplant… Auch Jesus ist das „Ja“ zum Kreuz nicht leichtgefallen, aber er lässt sich darauf ein, weil Gott dadurch zeigt, wie er für die Menschen bis ins Äußerste gehen will. Seine Liebe bewahrt nicht vor dem Leid, aber sie bewährt sich darin. Von Edith Stein, die in der Nachfolge Jesu selber den Leidensweg bis ans Ende gegangen ist, stammt der Satz: „Gott nimmt uns die Lasten nicht ab, aber er stärkt unsere Schultern.“ (10 Sekunden Pause)

Jesus, wir bitten für alle Menschen, deren Lebenserwartung durchkreuzt wurde: für unheilbar Kranke, für Behinderte, für jene, die mit einem leeren Platz an der Seite leben müssen, für alle, deren Dasein oft kaum mehr Sinn zu enthalten scheint. Deine Liebe ist leidensfähig – lass uns hier und jetzt etwas davon spüren und erst recht dann, wenn auch in unserem Leben etwas durcheinanderkommt. Amen.

Wir beten gemeinsam:
Vater Unser im Himmel ….

Dritte Station: JESUS FÄLLT ZUM ERSTEN MAL UNTER DEM KREUZ

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Da nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus und versammelten die ganze Kohorte um ihn. Und sie spuckten ihn an und schlugen ihn mit dem Stock. (10 Sekunden Pause)

Bei dieser Station ist es vielleicht wichtig, einmal auf die „Randfiguren“ zu schauen: Die Soldaten haben das Urteil zwar nicht gefällt, aber sie sind Vollstreckungshelfer.

Heute gibt es moderne Vollstreckungshelfer, die davon profitieren, wenn Menschen zu Fall kommen: Etwa Sensationsjournalismus oder Gewaltverherrlichung in manchen Medien. Oft sind im Lauf der Geschichte brutale Grausamkeiten auch mit dem Satz gerechtfertigt worden: „Ich habe doch nur meine Pflicht getan“.
Wo bemerke ich gar nicht mehr, dass ich oft im Alltag solche scheinbar harmlosen Ausreden gebrauche? – Vollstreckungshilfe bei Gewalttätigkeit beginnt nicht erst bei physischer Brutalität, sondern schon dort, wo wir einander mundtot machen und mit Worten einschüchtern, die mehr schmerzen können als Schläge. (10 Sekunden Pause)

Jesus, hilf mir, wahrzunehmen, wo Menschen um mich herum gedrückt und niedergeschlagen sind. Lass nicht zu, dass ich Standpunkte im Leben einnehme, die für andere nur belastend wirken und sie einengen. Bewahre mich auch davor, andere mit Worten zu erschlagen und mundtot zu machen. Gib mir die Weite deines Geistes. Amen.

Wir beten gemeinsam:
Vater Unser im Himmel ….

Vierte Station: JESUS BEGEGNET SEINER MUTTER

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Simeon sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen. (10 Sekunden Pause)

Maria begegnet uns an mehreren Stationen des Kreuzweges. Ihre Sendung verdichtet sich darin nochmals ganz eindrucksvoll: Maria muss erkennen, dass ihr Sohn Wege geht, die ihr Begreifen übersteigen – aber sie geht diese Wege mit, bis unter das Kreuz.
Wo das Be-greifen endet, kann man sich nur noch von Gottes Wort er-greifen lassen – im Vertrauen darauf, dass Gott sich beim Wort nehmen lässt. Maria macht uns durch ihr Verhalten Mut dazu. „Wir gehen nie allein- Gott geht alle Wege mit“ – dieses Wort von P. Alfred Delp zeichnet die Einstellung Marias und kann auch uns Mut machen. (10 Sekunden Pause)

Jesus, lass mich aus dem Glauben heraus offen sein für Gott und die Menschen. Maria, deine Mutter, macht uns Mut dazu. Ihre Bereitschaft, auch in Schwierigkeiten Gottes Wege mitzugehen, kann uns helfen, wieder neu dem Leben zu trauen – weil du es mit uns lebst. Amen.

Wir beten gemeinsam:
Vater Unser im Himmel ….

Fünfte Station: SIMON VON ZYRENE HILFT JESUS DAS KREUZ TRAGEN

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Einen Mann, der gerade vom Feld kam, Simon von Zyrene, den Vater des Alexander und des Rufus, zwangen sie, das Kreuz zu tragen. Und sie brachten Jesus an einen Ort namens Golgota, das heißt übersetzt: Schädelhöhe. (10 Sekunden Pause)

Das fünfte Stationsbild zeigt Simon, wie er das Kreuz mitträgt. Man kann darin einen Hinweis sehen, wie wichtig Jesus menschliches Mittragen nimmt. Aber wie sieht diese Hilfe beim näheren Hinschauen aus? Sie ist zunächst geprägt von äußerem Zwang und muss Widerwillen überwinden.
Steht Simon für meine Einstellung zum Glauben, der immer noch viel zu oft als bloße Dienstverpflichtung, als Belastung oder gar als Zwang gesehen wird?
Kann ich mich auf überraschende Situationen einlassen, die ich mir nicht aussuchen konnte, in denen aber meine Hilfe gefordert ist?
Kann ich es in dem Wissen, dass Jesus mir zutraut, dabei seine Sendung sichtbar zu machen?
Wo lebe ich in dieser seltsamen Verspanntheit von Bereitschaft und Widerwillen? (10 Sekunden Pause)

Jesus, oft sind wir gezwungen, die Lasten anderer mitzutragen: in Ehe, Familie, im Beruf, in der Gemeinde… Du mutest uns – wie Simon – mitunter auch zu, für Fremde einzustehen, gerade in dieser Zeit. Hilf mir, Reserviertheit und Widerwillen zu überwinden. Mach mich stark genug, anderen Lasten tragen zu helfen, statt sie durch mein Verhalten zu belasten. Amen.

Wir beten gemeinsam:
Vater Unser im Himmel ….

Sechste Station: VERONIKA REICHT JESUS DAS SCHWEISSTUCH

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Vernimm, o Herr, mein lautes Rufen; sei mir gnädig und erhöre mich! Mein Herz denkt an dein Wort: Sucht mein Angesicht. Dein Angesicht, Herr, will ich suchen, verbirg nicht dein Gesicht vor mir! (10 Sekunden Pause)

Veronika steht für all jene Menschen, die der Eingebung ihres Herzen folgen und spontan helfen, auch wenn die Situation aussichtslos wirkt. Ihre Geste, dem zum Tod verurteilten Jesus ein Tuch hinzuhalten, wirkt zunächst wie ein Akt rührender Hilflosigkeit.
Aber der scheinbar geringe Dienst, den sie Jesus erweist, wird zum Abbild seiner Zuwendung:
Wenn die Überlieferung im Schweißtuch der Veronika die Gesichtszüge Jesu sieht, will sie damit sagen: Das wahre Gesicht Jesu erkenne ich nicht in theoretischen Überlegungen, sondern in praktischer Hilfe. In der aussichtslosen Lage des zum Tod Verurteilten ergibt sich in Wirklichkeit eine neue Ansicht Gottes: Wer sich erniedrigten Menschen zuwendet, der lernt Gott auf neue Weise kennen, weil er selbst in Jesus bis in die äußerste Erniedrigung gegangen ist.
Die Gestalt Veronikas hat in mir die Überzeugung gefestigt:
Jesu Gesicht wird erkennbar, wenn ich in die Begegnung mit hilflosen Menschen meine oft begrenzten Mittel und bescheidenen Möglichkeiten einbringe. Ich darf darauf vertrauen, dass Jesus diese oft hilflosen Gesten zu Erkennungszeichen seiner Wirklichkeit, seiner liebenden Nähe macht. Denn für ihn ist nichts zu gering. (10 Sekunden Pause)

Jesus, du hast uns mit dem Wort ermutigt: Was ihr für einen von den Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan. In der helfenden Zuwendung und sei sie noch so unauffällig, werden deine Wesenszüge erkennbar. Lass mich in jedem Menschen dich erkennen, auch in jenen, wo es mir schwerfällt, dein Abbild wahrzunehmen.
Gib mir den Mut zum Dienst im Kleinen und ein waches Gespür, worauf es ankommt, wenn du kommst!

Wir beten gemeinsam:
Vater Unser im Himmel ….

Siebte Station: JESUS FÄLLT ZUM ZWEITEN MAL UNTER DEM KREUZ

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Ich bin in tiefem Schlamm versunken und habe keinen Halt mehr; ich geriet in tiefes Wasser, die Strömung reißt mich fort. Ich bin müde vom Rufen, meine Kehle ist heiser. Zahlreich sind meine Verderber, meine verlogenen Feinde.
(10 Sekunden Pause)

Auch dieses Kreuzwegbild wirkt erschreckend: Jesus fällt erneut; die Soldaten stoßen ihn noch tiefer zu Boden, anstatt ihn aufzurichten.
Wie weit kann menschlicher Hass gehen? Bis dahin, dass Kinder vergast, dass Wehrlose beschossen und mutwillig getötet werden, wie in vielen Krisengebieten unserer Zeit?
Aber habe ich überhaupt das Recht, auf andere zu zeigen? Gibt es nicht in meinem Leben Methoden unauffälliger Vernichtung, an die wir uns längst gewöhnt haben?
Wo stoße ich Wehrlose in den Schmutz – durch Vorurteile, mit hämischen Bemerkungen oder Gerüchten? Bin ich mir bewusst, dass ich damit auch Jesus treffe? (10 Sekunden Pause)

Jesus, wenn einer versagt hat, auf der Strecke geblieben ist und nicht mehr weiter kann – dann gib mir Mut zum Aufrichten. Gib mir das Vertrauen, dass dem, der zum Helfen bereit ist, selbst Kraft und Hilfe durch dich geschenkt wird. Amen.

Wir beten gemeinsam:
Vater Unser im Himmel ….

Achte Station: JESUS BEGEGNET DEN WEINENDEN FRAUEN

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Es folgte eine große Menschenmenge, darunter auch Frauen, die um ihn klagten und weinten. Jesus wandte sich zu ihnen und sagte: Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich, weint über euch und eure Kinder!
(10 Sekunden Pause)

Die Szene ist zwiespältig. Warum weist Jesus die Frauen zurecht, die doch aufrichtiges Mitleid mit ihm haben?
Gewiss, es ist schon viel, wenn das Leid anderer unser Mitgefühl weckt. Aber Mitleid empfinden ist noch nicht unbedingt wirkliches Mitleiden, das Konsequenzen hat und mich im Inneren verändert. Es geht um mehr als bloßes Betroffensein. Die Frauen von Jerusalem leiden wegen Jesus, aber nicht wirklich mit ihm. Tränen sind kein Ersatz für Glaube und Nachfolge. Mit-leiden mit Jesus erfordert
Selbsterkenntnis, Eingestehen von Mitschuld an eigenem wie fremdem Leid und die Bereitschaft zur ständigen Kurskorrektur. Bin ich dazu bereit? (10 Sekunden Pause)

Jesus, lass mich erkennen, was Not tut. Lass mich nicht einfach über Leid klagen, sondern schenke mir im Mit-leiden die Erkenntnis, wo ich durch mein Verhalten Gemeinschaft gefährde.
Bewahre mich vor einem Glauben, der sich in momentanen Gefühlen ergeht, aber zu echter Nachfolge nicht fähig ist.
Gib, dass mein Mit-fühlen zum Mitleiden und mein Mit-leiden zum Mit-gehen wird. Amen.

Wir beten gemeinsam:
Vater Unser im Himmel ….

Neunte Station: JESUS FÄLLT ZUM DRITTEN MAL UNTER DEM KREUZ

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, der Leute Spott, vom Volk verachtet. Alle, die mich sehen, verlachen mich, verziehen die Lippen, schütteln den Kopf: Er wälze seine Last auf den Herrn, der soll ihn befreien. (10 Sekunden Pause)

Wer im Leben immer wieder fällt und versagt, ist irgendwann ganz unten und riskiert es, dass er keinen mehr hat, der ihm auf die Beine hilft.
Der Gedanke liegt nahe: Es hat ja doch keinen Sinn!
Auch Jesus wirkt in dieser Szene wie erdrückt von dem übermächtigen Kreuz, das ihn zum wiederholten Mal niedergestreckt hat.
Aber steckt in diesem Fallen Jesu nicht auch ein Hinweis auf die Solidarität Gottes mit denen, die am Boden zerstört sind, die immer wieder ins Schleudern kommen?
Wenn Jesus gleich mehrfach am Boden liegt, begibt er sich auf die gleiche Ebene mit denen, die von anderen – und vielleicht sogar von sich selbst – aufgegeben sind. Gott will in Jesus auch an solchen Menschen dranbleiben. Seine Wege führen so tief hinunter, wie wir es uns nie ausdenken könnten.
(10 Sekunden Pause)

Jesus, die wiederholte Darstellung deines Fallens provoziert uns. Es zeigt sich, wie wenig du in unser Denken passt. Wo wir geneigt sind, über Menschen, die ständig versagen, das Urteil „vergeblich“ zu sprechen, hast du noch das Wort der Vergebung.
Wir brauchen ein neues Denken, dass ich am Maßstab deiner Liebe orientiert, die Gefallene nicht allein lässt. Lass uns auch selbst diese Hilfe erfahren, die uns das Gefühl nimmt, am Ende zu sein, wenn wir immer wieder unsere Schwäche spüren. Amen.

Wir beten gemeinsam:
Vater Unser im Himmel ….

Zehnte Station: JESUS WIRD SEINER KLEIDER BERAUBT

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Die Soldaten warfen das Los und verteilten seine Kleider unter sich. Die Leute standen dabei und schauten zu; auch die führenden Männer des Volkes verlachten ihn und sagten: Anderen hat er geholfen, nun soll er sich selbst helfen, wenn er der erwählte Messias Gottes ist. (10 Sekunden Pause)

Jemanden bloßstellen ist eine der schlimmsten Formen der Erniedrigung. Da wird die persönliche Ehre als häufig letzter Schutz vernichtet. Unsere Zeit hat viele Formen der Entblößung entwickelt: von der Rufmordkampagne bis zum verletzenden Eindringen in die Intimsphäre.
Aber genügt bloße Entrüstung über solche Tendenzen?
Wo mache ich mich mitschuldig, indem ich Menschen um ihren guten Ruf bringe, mich aus Sensationslust oder Neugier in den Bereich des Persönlichen dränge? (10 Sekunden Pause)

Jesus, in deiner Entblößung liegt nicht nur Ohnmacht gegenüber brutaler Gewalt. In dieser Bloßstellung verwirklichst du auf unbegreifliche Weise Gemeinschaft mit all denen, die sich nicht wehren können, wenn sie in ihrer Persönlichkeit vernichtend getroffen werden, weil man ihnen Schutz und Ehre nimmt. Lass uns wachsam sein – in unserer Umgebung und gegen uns selbst. Amen.

Wir beten gemeinsam:
Vater Unser im Himmel ….

Elfte Station: JESUS WIRD ANS KREUZ GENAGELT

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Sie kamen zur Schädelhöhe; dort kreuzigten sie ihn und die Verbrecher, den einen rechts von ihm, den anderen links. Jesus aber betete: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. (10 Sekunden Pause)

Es gibt so viele Angenagelte: Menschen, die ans Bett gefesselt sind oder auf Intensivstationen an Schläuchen hängen. Festgenagelt sind aber auch jene, die sich nicht mehr aus Denkschablonen anderer befreien können. Lähmen und festnageln können uns auch Ängste, Befürchtungen, Abhängigkeiten, unter denen wir leiden.
Jeder kennt solche Momente, wo er nichts mehr tun kann, wo ihm die Hände gebunden sind, wo er sich wie gelähmt fühlt. Man kann diese Station aber auch so deuten: Jesus lässt sich festmachen am Leid der Welt und am Elend der Menschen; er macht angesichts des Todes keinen Rückzieher, sondern zeigt, wie weit Gottes Treue geht. (10 Sekunden Pause)

Jesus, lass mich daran denken, dass du vor dem menschlichen Elend nicht zurückgewichen bist, als es tod-ernst wurde. Lass dieses Wissen in mir wirksam werden, wenn ich unter der Enge meines Lebens leide, wenn ich mich festgelegt fühle oder andere durch mein Verhalten einenge. Auch für mich wird einmal die Zeit kommen, da ich nichts mehr tun kann. Lass mich dann spüren, dass du bei mir bist und dich auf mein Leben einlässt. Amen.

Wir beten gemeinsam:
Vater Unser im Himmel ….

Zwölfte Station: JESUS STIRBT AM KREUZ

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. (10 Sekunden Pause)

In dieser Szene verdichtet sich ganz Entscheidendes. Im Moment größter Einsamkeit, im Tod, wo jeder auf sich selbst zurückgeworfen ist, gelingt es Jesus nochmals, Gemeinschaft herzustellen, indem er seine Mutter dem Freund anvertraut.
Darin liegt der Hinweis, dass gerade im Sterben Jesu, in der Lebenshingabe bis ins Äußerste, Gemeinschaft nicht zerstört, sondern neu eröffnet wird. Gottes Liebe lässt sich auch in der äußersten Bedrohung nicht verdrängen. Dies nimmt dem Tod nichts von seinem Schrecken, aber in dieser Gemeinschaftsinitiative am Kreuz eröffnet sich bereits eine ganz neue Lebensperspektive: Menschliche Gemeinschaft im Leid, wie sie zwischen Maria und Johannes unter dem Kreuz Jesu deutlich wird, ist immer schon – wenn auch oft verborgen – ein Wahrzeichen für die unzerstörbare Liebe Gottes.

(10 Sekunden Pause)

Jesus, was den Tod so schlimm macht, ist die Einsamkeit des Sterbens – jeder muss diesen Weg für sich allein gehen. Du hast uns gezeigt, dass in dieser äußersten Bewährungsprobe Gemeinschaft möglich ist – mit Gott und unter Menschen, auch wenn uns dies unbegreiflich vorkommt.
Diese Erfahrung macht mir Mut, dich zu bitten: Für alle, die eines gewaltsamen Todes sterben, für die Ungeborenen, die im Mutterleib getötet wurden, für die Opfer des Verkehrs und von Naturkatastrophen, für jene, die durch Hunger und Krieg umgekommen sind. Schenke ihnen jene Gemeinschaft mit dir, die niemals endet. Amen.

Wir beten gemeinsam:
Vater Unser im Himmel ….

Dreizehnte Station: JESUS WIRD VOM KREUZ ABGENOMMEN

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Weil Rüsttag war und die Körper während des Sabbats nicht am Kreuz bleiben sollten, baten die Juden Pilatus, man möge den Gekreuzigten die Beine zerschlagen und ihre Leichen dann abnehmen; denn dieser Sabbat war ein großer Feiertag. Also kamen die Soldaten und zerschlugen dem ersten die Beine, dann dem anderen, der mit ihm gekreuzigt worden war. Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon tot war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine Seite, und sogleich floss Blut und Wasser heraus. (10 Sekunden Pause)

Ein häufig gebrauchter Gedanke aus der Frühzeit des Glaubens sieht die Entstehung der Kirche in der Seitenwunde Jesu. Dieses scheinbar ferne Bild bekommt brennende Aktualität, wenn man auf die vielen Verwundungen unserer Zeit schaut – auf die Wunden der Kriege genauso wie auf die seelischen Verletzungen, die sich Menschen zufügen.
Ist es nicht eigenartig, wenn die Kirche von ihrem Ursprung her bleibend auf einen Verwundeten verwiesen ist? Verwundungen können empfindlich und wehleidig machen, sie können aber auch zu stärkerer Empfindsamkeit und größerer Reifung beitragen.
Anders gesagt: Die Kirche wird immer mit ihren „wunden Punkten“ zu tun haben – aber wenn der Glaube dadurch offen und wahrnehmungsfähig wird, wirken solche Verletzungen nicht mehr lähmend – sie befreien zu neuer Zuwendung.
(10 Sekunden Pause)

Jesus, die Erwähnung der gebrochenen Beine steht für die vielen zerschlagenen Hoffnungen. Solche Erfahrungen können lähmend sein und unbeweglich machen.
Aber das Bild deiner Wunden steht für eine neue Offenheit in allen Verletzungen, die wir uns zufügen, steht für eine Wirklichkeit, die Leid nicht verdrängt, sondern verwandelt. Mach auch mein Leben offen für diese Erfahrung. Amen.

Wir beten gemeinsam:
Vater Unser im Himmel ….

Vierzehnte Station: DER LEICHNAM JESU WIRD INS GRAB GELEGT

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Damals gehörte zu den Mitgliedern des Hohen Rates ein Mann namens Josef, der aus der jüdischen Stadt Arimathäa stammte. Er ging zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. Und er nahm ihn vom Kreuz, hüllte ihn in ein Leinentuch und legte ihn in ein Felsengrab, in dem noch niemand bestattet worden war. Die Frauen, die mit Jesus aus Galiläa gekommen waren, gaben ihm das Geleit und sahen zu, wie der Leichnam in das Grab gelegt wurde. (10 Sekunden Pause)

Das letzte Kreuzwegbild drückt nicht nur Trauer aus, sondern vermittelt wieder eine Vorahnung der Ostererfahrung. Die Grablegung Jesu verweist uns auf das Wort aus dem Neuen Testament: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht“. Damit verbindet sich die Überzeugung des Glaubens, dass Jesu Tod nicht einfach Scheitern und Ende, sondern Durchgang zu einem neuen Leben bedeutet, das für immer in Gott geborgen ist.
(10 Sekunden Pause)

Jesus, dein Grab wurde vom Ort der Trauer zum Zeichen der Hoffnung. Lass auch uns etwas davon erahnen, dass der Tod die Tür zu einem neuen Leben sein kann, der Zugang zur ewigen Gemeinschaft in dir. Hilf uns, aus dieser Erfahrung unser Leben zu gestalten – jetzt und in der Stunde unseres Sterbens. Amen.

Wir beten gemeinsam: Vater Unser im Himmel, ….
Wir danken der Gottesmutter für ihr liebendes Beispiel: Gegrüßet seist Du Maria, ….

Abschlussgebet:

Herr Jesus Christus! Dein Kreuzweg erinnert uns daran, dass du unsere Wege mitgehst – die geraden und krummen, die leichten und schwierigen, die zielführenden und die, auf denen uns die Orientierung fehlt. Wir danken dir, dass du bei uns bist – heute und alle Tage bis in Ewigkeit. Amen.

Wir singen die erste Strophe: Großer Gott, wir loben sich.

Danke an Alle!

05.04.2017 – HUNGERTUCH 2017 – „ICH bin, weil DU bist!“

WORTGOTTESFEIER 05.04.2017 – HUNGERTUCH 2017 – „ICH bin, weil DU bist!“

LIED: 491 1+3 Ich bin getauft und Gott geweiht

weiter ganz leise Orgel bis zum nächsten Lied

Wir haben uns Zeit genommen, Zeit zum Hiersein, Zeit zum Nachdenken, Zeit zum Beten, Zeit nach vorne zu schauen. Wir versuchen, zur Ruhe zu kommen, auf dem Stuhl aber auch innerlich:

Ich sitze bequem und entspannt. Ich nehme den Raum und die anderen um mich herum wahr. Ich schließe die Augen und konzentriere mich auf meinen Atem. Er geht langsam und regelmäßig: Ein und aus, ein und aus, ein und aus.

kurze Stille (Orgel weiter)

Ich lasse mit jedem Atemzug all das los, was mich beschäftigt, und komme immer mehr innerlich zur Ruhe.

kurze Stille (Orgel weiter)

Jetzt bin ich ganz da und offen für diesen Gottesdienst und die Gemeinschaft mit Gott.

immer noch leise Orgel

Die kurz vor uns liegende Karwoche bringt uns in Erinnerung, dass Jesu Botschaft und Leben Konsequenzen für uns haben und er uns in seine Nachfolge gerufen hat.

Nachfolge Jesu heißt, seine Vorstellung vom Leben in Fülle für alle Menschen im Glauben an Gott – und im Handeln gemäß seiner froh machenden Botschaft zu leben.

Dafür um Kraft bittend, eröffnen wir diesen Gottesdienst:  + Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

weiter leise Orgel

Guter Gott:

Aus unserem Alltag
kommen wir zu dir.
Aus dem, was uns in Beschlag nimmt,
kommen wir zu dir.
Mit unseren Ideen
kommen wir zu dir.
Mit dem, was uns hindert,
kommen wir zu dir.
Du bist an unserer Seite.
In Jesus, unserem Bruder, gibst du uns ein Vorbild.
Mit deiner Geistkraft belebst du uns und schenkst uns Kreativität.
Lass uns deine Gegenwart spüren
hier und jetzt
im gemeinsamen Beten, Singen und Nachdenken.
Du gehst mit – durch alle Zeit. Amen.

LIED: 798 1-3 Wo Menschen sich vergessen

Das Hungertuch von MISEREOR knüpft an ein afrikanisches Sprichwort an: „Ich bin, weil du bist – und du bist, weil wir sind“.
Kein Mensch lebt allein auf einer Insel, auch wir nicht in der Sürenheide und in Verl.
Wir alle sind miteinander verbunden und aufeinander angewiesen.
Das drückt der Künstler Chidi Kwubiri aus, indem er zwei Menschen in intensiver Begegnung zeigt:
Sie schauen einander an, sie berühren sich über eine Grenze hinweg.
Über Distanz und Nähe, Begegnung und Verständnis füreinander und in der Einen Welt, wollen wir in diesem Gottesdienst nachdenken.
Gott überwindet immer wieder Grenzen und lädt auch uns dazu ein. Er will uns begegnen – immer wieder, auch in diesem Gottesdienst. Dazu ist es nötig, dass wir uns für ihn und füreinander öffnen.

BILDBETRACHTUNG

Nehmen wir uns die Zeit, das Bild des Künstlers Chidi Kwubiri zu betrachten.

– Kurze Stille; anschließend leise meditative Orgel

Der Afrikaner ein in Deutschland lebender nigerianischer Künstler, hat zwei Bilder in der Maltechnik des Drip painting geschaffen; das bedeutet so viel wie getropfte Malerei. Werden beide Bilder nebeneinander aufgehängt oder aufgestellt, bleibt der Zwischenraum zwischen ihnen erhalten.

Der Zwischenraum steht für Distanz, für Fremdheit, doch die Distanz wird zur Nähe durch den tiefen Blick, den beide Personen tauschen, und die Berührung über die Grenze hinweg.

Die ausgestreckten Arme liegen auf den Schultern des oder der Anderen und nehmen die Farbe des Gegenübers an. Wir können das Grün als Farbe der Lebenskraft und Erneuerung deuten und das Gelb als Farbe der Schöpfung und Fruchtbarkeit.

Die beiden dargestellten Menschen tragen afrikanische Züge. Sie hätten aber auch anders gemalt werden können.

Das Weisheitswort „Ich bin, weil du bist“ gilt für alle Kulturen.

Auch wir in Europa, auch wir in Deutschland, in Verl brauchen einander, wir leben mit- und voneinander.

So leben wir in den Industrieländern von der Arbeit und den Rohstoffen, dem Wissen und der Weisheit der Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern.

Waren und Güter fließen hin und her, vom Süden in den Norden, vom Norden in den Süden.

Es gibt Abhängigkeiten in beide Richtungen – es gibt aber auch Gemeinschaft und Austausch von Kenntnissen, Erfahrungen, Ideen, Werten.

Im Süden wie im Norden suchen Menschen nach Nähe, Verständnis und Anerkennung.

Sie – Ihr -wir – suchen nach einem Weg in die Zukunft, nicht gegen-, sondern miteinander.

Wenn er tragfähig sein soll, kann es nur ein gemeinsamer Weg sein. (Musik Ende!)

Weil Augen dich ansehen

Ich war schon am Ufer des Ganges, des Tiber des Nils, aber ich war noch nie an den Ufern des Niger oder des Benue, der beiden großen Flüsse, die durch Nigeria fließen. Diese beiden Flüsse haben den aus Nigeria stammenden Künstler des diesjährigen Hungertuches inspiriert.

Das Gelb-Braun symbolisiert den schlammigen, fast rostfarbenen Niger, der aus Benin kommend durch die Südsahara nach Nigeria fließt.

Der grüne Teil symbolisiert den grünlichen Fluss Benue. Er entspringt im Hochland von Kamerun und fließt durch dichte Regenwälder.

In der Stadt Lokoja fließen die beiden Ströme zusammen. Dieser Zusammenfluss gleicht einem Naturwunder, so der Künstler.

Die beiden Ströme existieren nach ihrem Zusammenfluss nebeneinander und miteinander weiter, obwohl sie aus verschiedenen Quellen stammen.

Sie können – so der Künstler – sich gegenseitig halten, ansehen und sagen: «Schau, ich bin, weil du bist.»

Beim Blick auf das Hungertuch fallen die beiden Menschen im Profil auf, einer türkis-grün, der andere sandig- gelb. Sie schauen sich in die Augen.

« Es gibt dich weil Augen dich wollen dich ansehen und sagen, gut dass es dich gibt » heißt es in einem Gedicht.

Ich bin nicht allein auf der Welt. Der andere Mensch ist immer schon da.

Wenn man sich in die Augen schaut, entsteht Begegnung.

Nicht kreisen um sich selbst, sondern den anderen wahrnehmen.

Wir wissen auch: Wir können andere Menschen auch ignorieren und die Begegnung verweigern.

Wir können gar verletzen, ausbeuten, Leid zufügen.

Das tun die beiden Menschen auf dem Bild nicht.

Die ausgestreckten Arme liegen auf den Schultern des oder der anderen und nehmen die Farbe des anderen an.

«Ich bin, weil du bist»

Das Hungertuch weist uns hin auf unsere Verbundenheit mit der Natur, mit den Mitmenschen und mit Gott.

Diese Verbundenheit fordert uns heraus, hinzusehen, wenn die Natur geschunden oder Rechte der Menschen verletzt werden.

In allen Erdteilen raffen Investoren, wirtschaftliche und politische Eliten Land und eignen es sich so an. Menschen, die bisher auf und von diesem Land gelebt haben, werden dadurch vom Land vertrieben.

Und nur die Aussicht auf Gewinn bestimmt, was auf den Flächen angebaut wird.

Die Bedürfnisse der Menschen, die Fruchtbarkeit der Böden, der Lebensraum der Tiere und die Vielfalt der Pflanzen sind nicht wichtig.

Als Menschen, als Christen die in Verbundenheit mit den Menschen, mit der Schöpfung und mit Gott leben wollen, sind wir aufgerufen, an einer gerechteren Welt mitzuarbeiten.

Um als Christinnen und Christen stark und kreativ zu sein in der Welt, suchen wir uns Verbündete und Geschwister.

Wir finden sie nicht nur in unserer Zeit, sondern auch in unseren Traditionen und in der Bibel.

Wir erinnern uns an Franz von Assisi, Hildegard von Bingen oder Oscar Romero, Erbischof aus Südamerika, der während der Heiligen Messe 1980 erschossen wurde.

Mit dem Blick in die Bibel suchen wir nach einer Form des Zusammenlebens, das alle Menschen von ihrer Würde her in den Blick nimmt.

Jesus eröffnet uns die Möglichkeit, zu wählen, wen wir ansehen und wo der Geist der Gemeinschaft und Verbundenheit gedeihen kann.

Das Hungertuch fordert uns auf, nach Wegen zu suchen, wie wir als Verbündete Gottes behutsam und geistreich mit den Menschen und mit der Schöpfung leben können.

LIED: 457 1-3 Suchen und fragen

FÜRBITTEN

Von ganzem Herzen wollen wir umkehren zu unserem Gott. Er hilft uns, steht uns zur Seite.

So treten wir vor ihn mit den Anliegen unserer Zeit und Welt:

Ich bin, weil du bist. Wir beten für alle Menschen, die du nach deinem Bild geschaffen hast.
Für alle, die deine Botschaft weitertragen. Für jene, die sich schwer tun. Du, Gott unseres Lebens – Wir bitten dich, erhöre uns.

Ich bin, weil du bist. Wir beten für die Menschen in Burkina Faso, in Nigeria, in Eritrea und an vielen Ecken und Enden der Erde. Für alle, die Neues wagen. Für all jene, die ausgebremst werden. Du, Gott unseres Lebens – Wir bitten dich, erhöre uns.

Ich bin, weil du bist. Wir beten für die politisch und gesellschaftlich Verantwortlichen in den betroffenen Ländern aber auch bei uns in Deutschland. Für alle, die die Würde des Menschen achten. Für jene, die andere ausbeuten.
Du, Gott unseres Lebens – Wir bitten dich, erhöre uns.

Ich bin, weil du bist. Wir beten für die Kranken und Einsamen, auch die, die keine ärztliche Hilfe erfahren und die keine Perspektive auf ein besseres Leben haben. Für alle, die ihnen zur Seite stehen. Für jene, deren Kraft zu Ende geht.
Du, Gott unseres Lebens – Wir bitten dich, erhöre uns.

Ich bin, weil du bist. Wir beten für unsere Toten, aber auch für alle Toten in den ausgebeuteten Ländern, denen wir nicht helfen konnten oder nicht geholfen haben. Für alle, die um sie trauern. Für jene, die trösten und Perspektiven eröffnen.
Du, Gott unseres Lebens – Wir bitten dich, erhöre uns.

Du, Gott, hast uns die Eine Welt anvertraut und uns als Menschheitsfamilie den Auftrag gegeben, gemeinsam Leben zu gestalten. Für dieses Vertrauen danken wir durch Jesus, unseren Bruder und Herrn. Amen.

Wir beten gemeinsam:

ICH bin – weil DU bist
ICH
Mit meinen Charismen
Meinen Fähigkeiten
Meinen Stärken
Meinen Schwächen
DU
Mit deiner Geistkraft
deiner Stärke
deinem Lebensatem
deiner Barmherzigkeit
ICH
Im Leben
Manchmal aufrecht
Manchmal gebeugt
Manchmal voller Energie
Manchmal resigniert
Manchmal echt und ehrlich
Manchmal feige und schuldbeladen
DU
Das Leben
Die Auferstehung
Der Gekreuzigte
Der Sinn
Der Halt
Die Wahrheit
Der Neubeginn
ICH
bin – weil DU bist
Aus dir lebe ich
Von dir gewollt und gerufen
Mit dir beginnt alles
Mit dir endet alles
Mit dir will ich mich neu ausrichten in diesen
vierzig Tagen
Dem Leben Raum geben
Mich dem Dunkel stellen
Mit dir auf-er-stehen zu einem neuen Leben
Diesen Weg gehe ich in Vertrauen, denn:
ICH
bin – weil DU bist.

LIED: 453 1-4 Bewahre uns Gott

VATER UNSER
Gemeinsam mit den Christinnen und Christen auf der ganzen Welt beten wir zu Gott, den die Menschen, die sich ihm anvertrauen, immer als den Mitgehenden, Lebensspendenden und Liebenden erfahren: Vater unser…

SEGEN

Wenn wir uns die Hände nicht schmutzig machen wollen, und uns einreden, dass genug andere Menschen aktiv werden könnten, dann wünsche ich uns den Mut, uns für die Wahrheit zu entscheiden.
Wenn wir merken, dass Menschenrechte mit Füßen getreten werden, dann wünsche ich uns den Mut, uns einzumischen und Partei zu ergreifen für ein Leben in Würde.
Wenn wir erkannt haben, was auf dem Spiel steht, aber vor den damit verbundenen Hindernissen zurückschrecken, dann wünsche ich uns den Mut, über unseren Schatten zu springen.
Dazu segne uns der dreieinige Gott:
+ der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen

LIED: 481 1+2+7 Sonne der Gerechtigkeit

Nachfolgendes Blatt wurde für alle Teilnehmer ausgedruckt.

ICH bin – weil DU bist
ICH
Mit meinen Charismen
Meinen Fähigkeiten
Meinen Stärken
Meinen Schwächen
DU
Mit deiner Geistkraft
deiner Stärke
deinem Lebensatem
deiner Barmherzigkeit
ICH
Im Leben
Manchmal aufrecht
Manchmal gebeugt
Manchmal voller Energie
Manchmal resigniert
Manchmal echt und ehrlich
Manchmal feige und schuldbeladen
DU
Das Leben
Die Auferstehung
Der Gekreuzigte
Der Sinn
Der Halt
Die Wahrheit
Der Neubeginn
ICH
bin – weil DU bist
Aus dir lebe ich
Von dir gewollt und gerufen
Mit dir beginnt alles
Mit dir endet alles
Mit dir will ich mich neu ausrichten in diesen
vierzig Tagen
Dem Leben Raum geben
Mich dem Dunkel stellen
Mit dir auf-er-stehen zu einem neuen Leben
Diesen Weg gehe ich in Vertrauen, denn:
ICH
bin – weil DU bist.



Friedensgebet am 22.03.2017 – hoher Meditationsinhalt über eigene Stärken und Schwächen

Friedensgebet am 22.03.2017 – hoher Meditationsinhalt über eigene Stärken und Schwächen –

Begrüßung

LIED: 437 1-4 Meine engen Grenzen

Einführung:
Es gibt viele Möglichkeiten die Fastenzeit sinnvoll zu gestalten. Mehr beten – weniger essen – mehr gutes Tun – weniger Computer – mehr Freunde kontaktieren – weniger Süßigkeiten – mehr gute Gespräche führen – weniger quatschen, und noch vieles mehr oder weniger.

Beim heutigen Friedensgebet wollen wir versuchen mit weniger Worten auszukommen und unseren Gedanken eine Chance geben, etwas tiefer in uns einzudringen.

  • Musik anstellen

Es gibt so viel, dass mir an mir nicht gefällt, dass ich gerne ändern würde. Manche Eigenschaften, manche Worte, die ich sage, manche Gedanken, die ich pflege, manche Dinge, die ich tue.

5 Minuten Stille

Auch ich bin nicht nett, nicht liebevoll, nicht versöhnt mit manchen Menschen in meinem Umfeld. Es gibt Menschen, die auf eine versöhnende Geste und ein freundliches Wort von mir warten.

5 Minuten Stille

Ich suche die Nähe und Freundschaft mit Gott, der in Jesus Mensch wurde, der mir nahe ist in guten und in weniger guten Stunden und Tagen. Oft traue ich mich nicht, mich offen zu ihm zu bekennen und meinen Glauben sichtbar zu leben.

5 Minuten Stille

Frieden in uns, Frieden in der Welt, das ist unser Wunsch – wir sehnen uns danach.
So viel Unfriede ist in uns, so viel Elend und Krieg ist in der Welt, wir klagen vor Dir, Gott, höre uns.
Wir wissen, dass Du uns den Geist und die Kraft gibst, dass zu ändern, hilf uns und stärke uns, bitte!

– Musik aus –

Wir fassen unsere Bitten zusammen in dem Gebet, das Jesus uns gegeben hat.

Vater unser im Himmel …

Herr, wir bitten für uns:
Lass uns immer wieder neu auf Dein Gebot besinnen: „Liebe den Nächsten – wie Dich selbst!“
Lass uns immer wieder neu Brücken bauen zu unserem Nächsten und Worte des Friedens und der Versöhnung sprechen.
Lass uns immer wieder neu Deine Nähe suchen und die Begeisterung für Dich unter die Menschen tragen.
Lass uns gemeinsam, auch hier in Kaunitz, immer wieder neu für den Frieden beten.
Lass uns immer wieder den Mut finden, uns für den Frieden einzusetzen,
– durch verbindende Worte und Taten,
– durch Teilen,
– durch Abbau von Trennendem
– und vor allem: durch Widerstehen der Gewalt.
Schenke uns dazu die Kraft und deinen Segen.

So spricht Gott zu dir:

Du bist gesegnet.
Ich gebe dir meinen Geist.
Ich mache dich stark,
zu wirken und zu lieben.
Geh und tu, was die Liebe dir zeigt.
Ich bin bei dir.
Und segne und behüte uns
der allmächtige und barmherzige Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

LIED: 451 1-4 Komm Herr, segne uns

3. Fastensonntag – Jakobsbrunnen – Predigt

3. FASTENSONNTAG – 19. März 2017 –

JOHANNES 4,5-15.19b-26.39a.40f – Jakobsbrunnen

(Brunnen (blaue Tüte) – jede Menge Müll)

Liebe Gemeinde,
Jesus kommt zu einem Dorf in Samarien. Er setzt sich dort an den Brunnen, der vor dem Dorf gegraben ist.
Eine Frau kommt, und Jesus bittet sie um Wasser. Daraus entwickelt sich ein Gespräch, in dem Jesus der Frau lebendiges Wasser anbietet.
Die Frau bittet ihn: gib mir davon, dann habe ich keinen Durst mehr!
Und da geschieht etwas Merkwürdiges. Jesus fragt die Frau nach ihrem Mann.
Und sie antwortet: Ich habe keinen Mann. Und Jesus sagt ihr auf den Kopf zu: Richtig, du hattest fünf Männer und auch der jetzige ist in Wirklichkeit nicht dein Mann.
Damit trifft Jesus das Thema dieser Frau: ihren großen Durst nach Liebe, Anerkennung und Zuwendung.
Ist es Zufall, dass dies alles an einem Brunnen geschieht?
Brunnen sind ein uraltes Symbol für Menschen. Menschen sind auch wie Brunnen. Menschen haben auch Zugang zum Wasser in ihrer Tiefe, zum Grund ihres Lebens, zu ihren Gefühlen.
Und auch da werden Brunnen gegraben: Dass wir daraus leben und überfließen können.

Und dann – kommt die Welt:
Die Eltern. Die Großeltern. Die Geschwister, Nachbarn Freunde, Lehrer, Erzieherinnen… Und dann kann es passieren, dass unsere Tiefe verstopft, verschmutzt, verschüttet wird.

Das Tragische ist: Wir haben es sicher alle erlebt und geben es weiter. Unbewusst. Wir können nicht anders. Wenn wir mit dem Begriff Erbsünde überhaupt noch etwas anfangen können, dann hier. Wir erleiden Einschränkungen und geben sie oft automatisch weiter.

Ich will dieses am Bild des Brunnens deutlich machen. (Müll in den Brunnen)

Wir hören als Kinder zum Beispiel:
-Ein Junge weint nicht. -Du hast hier nichts zu sagen.
-Du bist zu dumm. -Dafür bist du noch zu klein.
-Grins nicht so unverschämt. -Halt die Klappe. – ein Mädchen macht so was nicht
-Solange du deine Füße unter meinen Tisch steckst, machst du, was ich sage. (Fällt Gemeinde was ein!?)
Natürlich gehören auch Streit und Prügel und Schlimmeres zu dem Abfall, der sich auf dem Grund unseres Brunnens ablagert.

Schlimm ist das, was da geschieht. Wir haben es alle erlebt als Kinder und es setzt sich bei den Erwachsenen fort, nur meist etwas verdeckter und versteckter.

Tragisch ist auch, dass nicht immer eine Kleinigkeit nur eine kleine Wirkung hat. Ein für meine Ohren oft unbedachtes harmloses Wort kann schlimme Wirkung bei einem Kind oder einem Erwachsenen haben. Umgekehrt mag eine für mich furchtbar klingende Sache bei einem anderen vielleicht nur eine geringe Wirkung haben. Wir haben´s oft nicht in der Hand und können´s nicht voraussagen.

Es trommelt im Leben so viel auf uns ein, dass wir keine Möglichkeit haben, es zu verarbeiten.
Es bleibt im Brunnen liegen und verstopft, verschüttet, vergiftet den Zugang zu meiner Tiefe, zu meinen Gefühlen, zum Wasser des Lebens. Mehr oder weniger.

Das Wasser will aber nach wie vor heraus. Es gehört zu unserem Lebensprinzip, dass Gefühle fließen wollen, ob ich das will oder nicht.
-Ich will meine Freude zeigen.
-Ich will meine Angst ausdrücken.
-Ich will meiner Trauer freien Lauf lassen.
-Ich will meine Wut herauslassen.

Kinder tun dies immer wieder, spontan, überraschend und unverkrampft, bis sie auf die Erwachsenen treffen.
Und je nachdem, was ich erlebe, habe ich mehr und mehr Mühe mit meinen Gefühlen oder einem Teil damit.


Später, wenn wir größer sind gibt es zwei Möglichkeiten, mit dem stärker werdenden Druck umzugehen.

Der Druck will irgendwann raus.
Er sucht sich schließlich seinen Weg zwischen dem Abfall und schießt mit Schärfe heraus.
Dann sprechen wir von Gewalt – oder ein Mensch brüllt laut – oder Kinder werden verhaltensauffällig genannt.
Oder es geht an einer Stelle nichts mehr durch, der Abfall wiegt einfach zu schwer.
Dann sucht der Druck sich seinen Weg in Krankheiten.
Was wir im Leben erlebt haben, das drücken wir aus.
In unserer Haltung. – Unserem Gesichtsausdruck. – Unserer Gestik. – unseren Worten

Die Frau in der Geschichte hat Durst nach einer verlässlichen Beziehung zu einem Mann. Fünf hat sie gehabt und der momentane ist auch nicht richtig ihr Mann, d.h. mit ihm erlebt sie auch nicht, was sie sucht.
In ihrem Leben sind sicher Dinge geschehen, die diese Frau unfähig gemacht haben, zu lieben.
Vielleicht war die Angst zu vertrauen, zu groß. Vielleicht hat sie nie gelernt Freude auszudrücken.

Jesus sieht auf den Grund der Seele dieser Frau wie in einen tiefen Brunnen.
Das bist du jetzt, sagt er, und das ist dein Problem.
Und ich biete dir lebendiges Wasser an. Komm, wag einen Schritt. Sag ja!
Da ist keine Forderung. Da ist kein erhobener Zeigefinger von Jesus!

Sondern es fließt von Jesus etwas über zu der Frau. Und sie erhält dadurch Zugang zu einem Teil ihrer verschütteten Gefühle in der Tiefe. Doch zugleich geschieht noch mehr. Es geht noch eine Stufe tiefer.

Denn wenn ich es wage, mich dem zu stellen, was in mir ist, dann kommt die Angst in mir wieder hoch. Die Angst, die ich damals hatte, als ich meine Gefühle zeigen wollte und auf die Erwachsenen traf. Vielleicht spüre ich noch sehr deutlich die ausholende Hand des Vaters hinter mir.

Jesus sagt: Gott will Dir lebendiges Wasser anbieten. Gott will, dass du hindurchdringst zum Grund deiner Selbst“.
Das Fundament Deines Lebens ist Gottes Zusage: Ja, und so bist du. Und so bist du angenommen!“

Und vermittelt wird dies durch Menschen. Damals durch Jesus. Heute Menschen in seiner Nachfolge. Menschen die es mir erlauben, mich meinen Gefühlen zu stellen und sie herauszulassen, sie aus-zu-drücken und die dabei glaubwürdig vermitteln, dass Gott hinter und unter mir steht, immer, absolut und sicher.

In der Geschichte hat Jesus eine Tür geöffnet. Die Frau hat einen ersten Schritt getan. Doch der Schutt liegt noch drin. Aber sie hat Vertrauen gefasst. „Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe. Doch es muss weiter gehen. Der Abfall muss heraus. Schritt für Schritt“. – (Müll aus Brunnen holen)
Damit lässt der Druck nach. Das Wasser kann wieder fließen.

Wie das gehen kann, ist ganz unterschiedlich sein. Durch Gespräche. Durch Schreiben. Durch Lachen und Weinen. Durch Malen. Durch Singen und Musizieren. Durch Tanzen. Durch Stille. Durch beten …..

So können wir Menschen unser Leben verändern. Es ist möglich!
Jesus sagt: Komm, wag es! Du fällst nicht ins Bodenlose! Gott steht unter dir! Absolut und sicher!
Aber: Es ist nicht möglich, alles aus-zu-drücken und zu beseitigen, was da so in uns ist.
Das ist uns in dieser Welt nicht vergönnt.
Und:
Das Aus-ge-drückte ist nicht ganz weg! Es bleibt sichtbar auf dem Brunnenrand oder dicht daneben.
Aber es drückt nicht mehr! Es tut nicht mehr weh!

Und dann können wir es schaffen und auch erleben, dass wir mit Gottes Hilfe beginnen, überzufließen und andere, auch unsere Kinder und Enkelkinder, unsere Kommunionkinder und Firmlinge so zu begeistern und anzustecken, dass auch sie sich auf den Weg machen. So wie in der Geschichte die Frau zu ihren Nachbarn geht und sie zu Jesus bringt.
Denn: Wes das Herz voll ist, fließt der Mund über.
Amen.

Jakobsbrunnen – für Kinder

3. FASTENSONNTAG – 19. März 2017 – Kinder

JOHANNES 4,5-15.19b-26.39a.40f – Jakobsbrunnen

 

Es ist Mittagszeit. Jetzt brennt die Sonne besonders erbarmungslos vom Himmel. Die Straßen und Gassen von Sychar sind wie leer gefegt. Alle suchen in diesen Mittagsstunden ein schattiges Plätzchen, am besten im Haus, am besten eine Runde schlafen.

So machen das alle hier.

Nur SIE nicht. Wenn sich alle in ihre Häuser zurückgezogen haben, dann erst wagt sie sich auf die Straße. Sie will ja keinem begegnen. Die Leute mögen sie nicht. Sie sagen:

„Mit dir wollen wir nichts zu tun haben. Hau ab“.

Und so hat sie sich angewöhnt, nicht wie die anderen Frauen am frühen Morgen oder am kühleren Abend Wasser zu holen, sondern dann, wenn sie sicher sein kann, dass alle in ihren Häusern ein Mittagsschläfchen halten.

Nun ist sie auf dem Weg zum Brunnen. Der Brunnen liegt draußen vor den Toren der Stadt. Morgens und abends ist hier immer viel los. Um die Mittagszeit nicht.

Schweißperlen rinnen ihr in dieser Mittagshitze über das Gesicht.

Die Frau hat Durst. Großen Durst. Natürlich nach Wasser – aber nicht nur nach Wasser, die Frau hat auch einen unsagbaren Durst nach Leben.

Was ist das für ein Leben das sie führt? Keine Freundinnen. Verachtet von allen. Wer will ihr Freund sein? Immer wieder hat sie es versucht, immer wieder hat sie einen Freund gehabt, aber immer wieder wurde sie enttäuscht.

Den Durst nach Wasser wird sie in wenigen Augenblicken am Brunnen draußen stillen können. Ihren Durst nach Leben wird sie aber sicher weiter mit sich herum tragen.

Plötzlich gerät sie ins Stocken. Was war denn das? Das konnte doch gar nicht sein. Da saß einer am Brunnen. Jetzt um diese Zeit. Was sollte sie tun? Umkehren? Trotzdem an den Brunnen gehen? Vielleicht sagt man ihr wieder böse Worte.

Da entdeckt sie, dieser Mann am Brunnen muss ein Fremder sein. Er trägt andere Kleidung.

Er gehört nicht hier her. Er kennt sie nicht. Ein fremder Mann spricht eine Frau auch nicht an. Das gehört sich nicht. Also wird sie ihre Ruhe haben. Und so werden ihre Schritte wieder schneller und bald schon hat sie den Brunnen erreicht.

Die Frau geht schnurstracks mit gesenktem Kopf auf den Brunnen zu. Nur ganz vorsichtig schielt sie unter ihrem Kopftuch hervor.

Was macht der Fremde da (jetzt um die Mittagszeit? Ist er auf der Durchreise? Hat der sich verlaufen? (Juden kommen hier normal nicht vorbei.)

Die Frau bindet den Krug an die Leine am Brunnen und lässt ihn vorsichtig das tiefe Loch hinab. Nach zahlreichen Metern hört man, wie der Krug ins Wasser platscht. Vorsichtig zieht sie nun den vollen Krug wieder nach oben.

Mit einem Mal sagt der Fremde: „Gibst du mir bitte was zu trinken?“

Die Frau erschrickt fast zu Tode. Der Fremde will was von ihr. Ist das ein Trick? Erschrocken sieht sie dem Fremden ins Gesicht. Nein, der Mann sieht nicht böse aus. Vielleicht hat er ja tatsächlich Durst in dieser heißen Mittagszeit.

Schüchtern beginnt sie ihren Satz: „Wie? „Du willst von mir was zu trinken? Du bist doch ein Jude und ich eine Frau aus Samarien. Normalerweise sprecht ihr doch gar nicht mit uns.“

Aber der Fremde sagte nur ganz ruhig: „Lass gut sein. Wenn du wüsstest, wer ich bin, dann würdest du mich um frisches Wasser bitten.“

Mit großen Augen sieht die Frau den Fremden an. Sie mustert ihn von oben bis unten. „Wie willst du mir denn Wasser geben, du hast ja nicht einmal einen Krug zum Schöpfen dabei? Wer bist du? Jakob hat hier schon Wasser geschöpft. Wie willst du jetzt ohne Krug Wasser geben? Bist du was Besseres als Jakob?“

Damit, so denkt die Frau, wird dieses Gespräch wohl beendet sein.

Aber nein, der Fremde gibt nicht auf:

„Ach Frau, wenn du das Wasser aus diesem Brunnen trinkst, wirst du bald wieder Durst haben. Spätestens morgen Mittag stehst du wieder hier und holst in der Mittagshitze dein Wasser.

MEIN Wasser löscht einen anderen Durst und zwar so, dass man nicht gleich wieder Durst bekommt. Ja mehr noch, ich biete dir das ewige Leben.“

Völlig überrascht starrt die Frau den Fremden an. Der Fremde spricht rätselhafte Worte.

Was meint er wohl damit?

Egal, wenn sie ein Wasser kriegt, dass sie zukünftig nicht wieder in der Mittagshitze zum

Brunnen raus muss, dann soll ihr das mehr als recht sein. Und so bittet sie ihn:

„Gib mir von diesem Wasser!“

Jetzt ist sie gespannt. Was wird er tun? Was wird er ihr geben?

Der Fremde bleibt sitzen. Er blickt sie an, als ob er in sie hinein sehen könnte und dann sagt er:

„Hol deinen Mann!“

Traurig senkt die Frau den Kopf. Das war doch ihr Problem. Sie hat einen Freund fürs Leben gesucht und keinen gefunden. Jede Beziehung ist wieder kaputt gegangen. Deshalb lästern doch auch alle andere aus dem Ort über sie und sagen böse Worte hinter ihr her.

Sie ist nicht mehr verheiratet.

Traurig antwortet sie dem Fremden: „Ich habe keinen Mann.“

Der Fremde nickt:

„Ich weiß. Du hattest sogar fünf Männer. Und mit deinem Freund jetzt, bist du nur so zusammen.“

Erschrocken blickt sie den Fremden an. Woher weiß der das?

„Wer bist du? Bist du ein Prophet Gottes? Aber, wo soll ich Gott um Vergebung bitten. Hier, wo meine Vorfahren gebetet haben oder soll ich nach Jerusalem, wo euer Heiligtum steht?“

Der Fremde antwortet:

„Der Ort ist gar nicht so entscheidend, viel wichtiger ist, dass man Gott kennt, wenn man zu ihm betet. Es ist Zeit, dass auch du Gott kennen lernst und dann zu ihm betest. Dazu braucht es Gottes Geist! Und den schenkt der Messias.“

Die Frau nickt:

„Ich weiß, und der Messias kommt aus dem Volk der Juden. Ich habe davon schon gehört. Wenn der kommt, der wird uns dann beibringen, auf was es ankommt.“

Der Fremde strahlt sie freudig an:

„Siehst du, das will ich dir schon die ganze Zeit erklären. ICH bin es! Du sprichst schon mit dem Messias, dem Retter.“

Zuerst blickte die Frau ganz verständnislos den Fremden an. Dann aber kapiert sie, wen sie da wirklich vor sich hat und rennt weg:

„Warte, ich komm gleich wieder . . .“

Was hatte sie nur vor?

Die Frau rannte zurück in die Stadt und schrie es durch alle Gassen:

„Ihr müsst alle schnell zum Brunnen kommen. Da draußen sitzt der Messias, der Retter. Der kann euren Durst nach Leben stillen.“

Die Bewohner Sychars dachten zuerst, jetzt ist die Frau voll ganz übergeschnappt. Aber dann erzählte ihnen die Frau, dass der Fremde alles über sie wusste.

„Kommt“, sagte sie, „prüft es selbst, ob es nicht der Retter ist.“

Und tatsächlich, sie gingen hinaus und trafen dort den Fremden, der sich Jesus nannte.

Sie hörten ihm zu und viele von ihnen sagten:

„Es stimmt, das ist wirklich der von Gott gesandte Retter für die Welt. Der kann den Durst nach Leben stillen.“

Geschichte:

Die Fische eines Flusses sprachen miteinander: „Man behauptet, dass unser Leben vom Wasser abhängt. Aber wir haben noch niemals Wasser gesehen. Wir wissen nicht, was Wasser ist.“
Da sagten einige, die klüger waren, als die anderen: „Wir haben gehört, dass im Meer ein gelehrter Fisch lebt, der alle Dinge kennt. Wir wollen zu ihm gehen und ihn bitten, uns das Wasser zu zeigen.“
So machten sich einige auf und erreichten das Meer. Sie fragten den großen gelehrten Fisch. Als der Fisch sie angehört hatte, sagte er: „Ihr dummen Fische! Im Wasser lebt und bewegt ihr euch. Ihr lebt im Wasser und wisst es nicht.“
So wie die Fische im Wasser leben, ohne es zu wissen, so leben die Christen, die durch die Taufe mit Jesus Christus verbunden sind, in Gott, im Meer seiner Liebe. Und doch fragen viele Menschen: Wo ist Gott? Was hat Gott mit meinem Leben zu tun? Der heilige Paulus hat auf diese Frage schon vor fast 2000 Jahren geantwortet: „In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir.“

Taufe Theo Sp. 4.3.17 mit Ansprache

Taufe von Theo Springfeld am 4.3.2017 in der

St. Judas Thaddäuskirche in Verl – Sürenheide

A:Begrüßung + Kreuzzeichen

Liebe Martina, lieber Bernd, wir alle haben unser Leben von Gott. So sollt ihr euern/unsern Theo als Gabe des Schöpfers annehmen. Durch eure Liebe soll er das erste Zutrauen zur Güte Gottes gewinnen. Aber noch größer als unsere Liebe ist die Liebe Jesu Christi. Darum sollt ihr Theo zum Glauben an Jesus Christus hinführen, zum Beten anleiten und ihm helfen, ein lebendiges Glied der Gemeinschaft der Kirche Jesu Christi zu werden. Seid ihr dazu bereit?

A: Liebe Britta, lieber Christoph, ihr vertretet bei diesem Kind die christliche Gemeinde. Deshalb frage ich euch: Seid ihr bereit, die Patenschaft an diesem Kind zu übernehmen, für Theo zu beten, ihm in Notlagen beizustehen und ihm zu helfen, ein lebendiges Glied der Kirche Jesu Christi zu werden?

A: Liebe Freunde von Martina, Bernd und Theo. Theo soll einmal selbst auf den Ruf Jesus Christi antworten. Dazu braucht es die Gemeinschaft der Kirche, dazu braucht es unsere Mithilfe und Begleitung. Für diese Aufgabe stärke uns Gott durch seinen Heiligen Geist.

Guter uns liebender Gott,

dir wird heute durch die Taufe Theo anvertraut.
Segne und behüte ihn.
Bleibe bei ihm auf allen Wegen und
sei bei ihm alle Tage und Stunden.
Segne aber auch seine Eltern und Freunde,
dass sie Theo das, was er an Liebe braucht,
behutsam und verlässlich geben. Amen.

Bezeichnung mit dem Kreuz:
A:  Theo, mit großer Freude empfängt dich die Gemeinschaft der Glaubenden. Im Namen der Kirche bezeichne ich dich mit dem Zeichen des Kreuzes.

Gebet von Martina und Bernd

Lieber Gott,
für unseren Theo danken wir dir.

Sei Du stets bei ihm, das wünschen wir,
schicke ihm Sonnenstrahlen am frühen Morgen,
und leuchtende Sterne in tiefer Nacht,
zeige ihm Berge, sie zu erklimmen
und einen Engel, der ihn bewacht!

Öffne seinen Blick übers weite Meer;
der warme Regen tue ihm gut,
schicke ihm auch Sturm und tosende Wogen,
doch einen Engel mache ihm Mut!

 

Schenke ihm das Leuchten des Regenbogens
und glückliches Wandern übers weite Land,
leite ihn zu neuen Ufern,
und ein Engel halte ihm dabei die Hand.

Führe ihn immer wieder heim,
lass ihn bei uns glücklich sein.

Wir wissen nicht, was sein Leben ihm bringt;
doch du bist stets bei ihm, dass wissen wir.

Wir danken dir. Amen

Halte zu mir, guter Gott


Aus dem Evangelium nach Markus (nacherzählt)

Am Rande des Dorfplatzes haben sich die Männer versammelt. Es waren sehr viele. Sie standen rund um Jesus aus Nazareth herum. Sie redeten miteinander. Manchmal waren sie so aufgeregt, dass sie wild gestikulierten, dann wieder hörten sie gefesselt zu, was dieser bekannte Wanderprediger aus Nazareth redete.

Alle wollten seine Geschichten hören. Jesus erzählte den Menschen von Gott, dem guten Vater im Himmel. Er heilte Kranke und tröstete die Traurigen. Er gab Hungrigen zu essen und sprach mit Zweiflern und Kritikern über ihre Fragen. Für alle hatte er ein offenes Ohr.
Da kamen Frauen mit ihren Kindern auf der Straße daher. Die einen führten sie an der Hand. Die andern trugen sie auf dem Arm. Sie wollten auch zu Jesus.
Und Jesus sollte ihre Kinder segnen. Denn es war auch damals nicht leicht, Kindern ein gutes Zuhause zu schenken und ihnen den Weg in das Leben zu zeigen.
Erst standen die Mütter mit ihren Kindern weit hinten. Niemand machte ihnen ein wenig Platz. Und als sie näher an Jesus herankamen, mussten sie hören, wie hier und da getuschelt wurde: „Was wollen denn die hier? Kinder haben hier doch nichts verloren.“
Aber die Mütter mit ihren Kindern blieben da. Sie wussten: morgen ist Jesus vielleicht schon wieder anderswo. Heute ist der Tag, um ihm zu begegnen.
So drangen sie langsam zu Jesus vor. Und als sie endlich in der ersten Reihe standen, schon ganz nah bei Jesus, da wurden sie plötzlich ganz unwirsch angefahren: „Was sucht ihr denn hier? Kinder gehören hier doch nicht her. Ihr Geplapper und ihr Lachen stören hier nur. Und richtig still sitzen können sie auch nicht. Außerdem verstehen sie ja nicht, worum es hier bei Jesus geht. Geht am besten wieder heim. Die Kinder sollen zuhause spielen.“
Die Männer machten ärgerliche Gesichter. Ihre Hände waren wie eine Mauer, wie ein Zaun. Undurchdringlich. Abweisend.
Doch plötzlich, da wurden sie von hinten auseinander geschoben.
Jesus war das. Mit energischen Händen zerbrach er die abweisende Mauer.
Er rief:
„Lasst die Kinder zu mir kommen. Weist sie nicht ab. Denn sie sind bei Gott, meinem Vater herzlich willkommen. Sie gehören zu Gott. Gott ist bei ihnen. Ihnen gehört das Reich Gottes. Habt ihr noch so wenig von Gottes Reich verstanden?
Ich sage euch: Die Kinder sind nicht nur willkommen; ihr sollt sie euch zum Vorbild nehmen. Schaut sie an, wenn sie etwas geschenkt bekommen. Und wie selbstverständlich sie sich versorgen und helfen lassen. Sie rechnen nicht auf, ob das, was sie bekommen, verdient ist oder erstattet werden muss.
Wer sich so von Gott beschenken lässt wie diese Kinder, der empfängt von Gott alles, was er zum Leben braucht, der bekommt das Himmelreich geschenkt.
Mit vollen Händen, die viele Dinge festhalten wollen, mit Händen, die gefüllt sind mit dem, was wir vorweisen wollen, mit abweisenden oder abwartenden Händen können wir nichts empfangen.
Ihr müsst werden wie diese Kinder, euren leeren Hände Gott entgegenstrecken, dann erlebt ihr, dass Gott wie ein guter Vater für euch sorgt.“
Und dann ging Jesus zu den Kindern, schloss sie liebevoll in seine Armen, legte ihnen die Hände auf und segnete sie.

Ansprache (am Ende)


Taufwasserweihe:

Herr, unser Gott, du hast das Volk Israel durch das Rote Meer geführt, um es zu retten. Dein Sohn Jesus ist im Wasser des Jordan von Johannes dem Täufer getauft worden. Aus der geöffneten Seite deines Sohnes am Kreuz floss Wasser heraus. So ist uns das Wasser zum Zeichen des Heils geworden. Segne das Wasser, mit dem Theo getauft wird. Uns aber lass unserer eigenen Taufe gedenken und versuchen ein Leben zu führen das Gott gefällt. Amen.

Taufe (Arthur gemeinsam mit Martina und Bernd)

Chrisam Salbung: Theo, du bist was ganz besonderes. Du bist wertvoll, wie ein Kaiser oder König. Mit Gott an der Seite kannst Du alles schaffen.

Weißes Kleid: Theo, Du bist heute besonders schön angezogen. Du bist heute und für Dein ganzes Leben bekleidet mit der Würde Gottes. Bewahre Dir diese Würde das ganze Leben.

Taufkerze: So wie diese schöne Taufkerze leuchtet und wärmt, so soll Dein Leben sein. Die Menschen sollen sich freuen, wenn sie Dich sehen und Du in ihrer Nähe bist.

Er hält die ganze Welt


Fürbitten

Lieber Gott, wir bitten Dich, lass Theo immer eine Familie haben, die ihn begleitet und die immer für ihn da ist.

Wir bitten Dich erhöre uns.

Lieber Gott, wir bitten Dich, lass es den Paten immer gut gehen und schenke ihnen ein offenes Ohr für Theos Erzählungen und Sorgen.

Wir bitten Dich erhöre uns.

Lieber Gott, wir bitten Dich, schenke Theo Gesundheit, Freude, Energie und Ausdauer, damit er sein Leben meistern kann. Halte Deine Hand beschützend über ihn und sei bei ihm wenn er Dich braucht.

Wir bitten Dich erhöre uns.

Lieber Gott, wir bitten Dich für andere Kinder auf dieser Welt, die nicht so ein Glück wie Theo haben. Sei auch für sie da und hilf ihnen ihre Probleme zu beseitigen.

Wir bitten Dich erhöre uns.

Lieber Gott, wir bitten Dich um Frieden auf der Welt. Lass die Menschen ihren Zorn und ihren Hass vergessen, damit Theo und wir in einer friedlichen Welt leben können.

Wir bitten Dich erhöre uns.

Lieber Gott, wir bitten Dich für unsere Verstorbenen. Lass sie vom Himmel aus über Theo wachen und ihn als Engel begleiten und Freude an seinem Leben haben.

Wir bitten Dich erhöre uns.

Gedicht: Die große und die kleine Hand

Es sagte einmal die kleine Hand zur großen Hand

Du große Hand, ich brauche dich,
weil ich bei dir geborgen bin.
Das spüre ich,
wenn ich wach werde und du bist bei mir,
wenn ich Hunger habe und du mich fütterst,
wenn du mir hilfst, etwas zu greifen,
wenn ich mit dir meine ersten Schritte versuche,
wenn ich zu dir kommen kann, weil ich Angst habe.
Ich bitte dich: große Hand bleibe in meiner Nähe und halte mich!

Und es sagte einmal die große Hand zur kleinen Hand:
Du kleine Hand, ich brauche dich,
weil ich von dir ergriffen bin.
Das spüre ich,
weil ich viele Handgriffe für dich tun darf,
weil ich mit dir spielen, lachen und herumtollen kann,
weil ich mit dir kleine, wunderbare Dinge entdecke,
weil ich deine Wärme spüre und dich lieb habe,
weil ich mit dir zusammen wieder bitten und danken kann.
Ich bitte dich: kleine Hand bleibe in meiner Nähe und halte mich!

Vater Unser

Gegrüßet seist Du Maria

Segen für Theo (gemeinsam Arthur, Bernd Martina)

Theo: Es segne dich

mit allem Guten, das dein Körper, dein Geist und deine Seele benötigt

und behüte dich

vor allen Bedrohungen auf allen deinen Wegen

der allmächtige Gott

der dich in diese Welt schickte und dich begleitet

der Barmherzige

der dich trägt, wenn deine Kräfte versagen, der dir den Weg zeigt, wenn du dich verläufst, der dich neu anfangen lässt, wenn du Fehler machst

der Vater

der Ursprung allen Seins, ohne den diese Welt nicht bestehen würde

der Sohn

der Mensch wurde, um dir nahe zu sein, der dich willkommen heißt, der dich einlädt in das Reich Gottes, dich berührt, dich herzt und täglich neu segnet

und der Heilige Geist

der immer schon bei den Menschen war und der auch jetzt nahe ist und der bleiben wird und als gute Kraft dein Leben immer bereichern wird.

Amen!

A: Segen über alle:

Gottes Segen begleite euch alle in die neue Woche,
begleite euch in eure eigene Zukunft!
Gott segne euch und schütze euch vor den bösen Mächten,
auch auf den Straßen, in der Schule und bei der Arbeit, im Internet und anderswo!
Christus segne euch und lasse Euch seine Nähe spüren,
auch da wo ihr euch einsam und verlassen fühlt!
Die heilige Weisheit segne euch
und stärke das Licht auf eurem Weg
und das Licht, das in euch selbst leuchtet!

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! Amen

Von guten Mächten wunderbar geborgen



Wir können unsere Kinder nach unserem Sinne nicht formen,

so wie Gott sie uns gab, so muss man sie haben und lieben.

Johann Wolfgang von Goethe

ANSPRACHE

Liebe Kinder, Liebe Martina und Bernd, liebe Oma Veronika und Ursel, lieber Opa Ton, liebe Paten Britta und Christoph, liebe Freunde von unserem THEO.

Johanna oder Leonore oder Teresa, wisst Ihr was da ist? Ein Absperrband! Wofür braucht man das?

Als Jesus lebte, da gab es so etwas noch nicht. Aber wenigstens einmal, Antonia hat das gerade vorgelesen, da hätten sich die Freunde von Jesus, seine Jünger, sich so ein Absperrband gewünscht. Es waren so viele Väter und Mütter mit Babys auf dem Arm und kleinen Kindern an der Hand, die zu Jesus wollten. Eine richtig bunte, lustige und laute Menge war das.

Alle wollten hören, was Jesus über Gott erzählte. Sie wollten ganz nahe zu ihm hin, ihn am liebsten anfassen. Und die Jünger sahen, dass es immer mehr wurden und wurden ganz ärgerlich. Was wollen denn diese Kinder alle von Jesus. Der hat doch wirklich genug zu tun. All die Kranke, die er noch heilen sollte und dann die Männer aus den Tempeln, die mit ihm schlaue Gespräche führen wollten und nun auch noch die quiekenden Kinder?! So kann das nicht gehen.

Am liebsten hätten die Jünger so ein Absperrband gehabt und zwischen die Kinder und Jesus gezogen. (Absperrband ziehen)

Und dann hätten sie laut gerufen, Mikrofone gab es damals noch nicht:

  • Halt, Stop, keinen Schritt weiter!
  • Weg mit euch – ihr habt hier nichts zu suchen!
  • Jesus hat keine Zeit für Euch – ihr seid noch viel zu klein!
  • Ihr kennt ja nicht mal die 10 Gebote!
  • Ihr wisst ja nicht mal, wie man sich in einem Gottesdienst benimmt!
  • Ihr stört nur – weg mit euch – lasst unsern Jesus in Ruhe!

Liebe Martina, lieber Bernd, liebe anderen Eltern, ich ahne wie es euch geht, manchmal würdet ihr sicher auch gerne mal ein Absperrband ziehen, wenn alles durcheinander geht,

  • wenn ihr eure Ruhe mal haben wollt.
  • wenn ihr all die Probleme mit den Kindern auch mal aussperren wollt.
  • wenn ihr nur mal unter Euch sein wollt oder nur mit Freunden

Zumindest für begrenzte Zeit, sollen andere nicht reinkommen, nicht eindringen in eure Intimsphäre.
Die Jünger würden nicht gerne ein Absperrband ziehen, sie haben praktisch eins gezogen, nicht so ein weiß/rotes, eher ein unsichtbares.
Klare Meinung – klare Entscheidung – die Kinder haben bei Jesus nichts zu suchen!
Ihr beide, Martina und Bernd bringt den Theo heute hier zur Taufe. Wenn man für euch einen Platz in der Geschichte sucht, dann seid ihr mit Christoph und Sara, Verena und Andre und vielen anderen, nicht auf der Seite der Jünger, sondern bei denen, die die Kinder zu Jesus bringen wollen.
Damit habt ihr nicht alle auf eurer Seite. Viele denken und handeln:

  • Taufe JA – aber mit einem Säugling schon beten?
  • oder sogar christliche Lieder singen beim ins Bett bringen!?
  • oder jeden Abend das Kind segnen und ein Kreuz auf die Stirn machen!?

Das versteht so ein kleines Kind sowieso nicht. Später mal, aber jetzt doch noch nicht! – Ein Absperrband, nicht rot weiß, aber unsichtbar im Kopf!
Natürlich kann Theo nicht, Johanna sicher auch noch nicht und die größeren nur teilweise erfassen und begreifen, was passiert, wenn wir mit ihnen beten, am Bett oder bei Tisch.
Aber jedes, jedes Kind spürt dabei,

  • meine Eltern sind da,
  • da ist Nähe, da ist Wohlwollen und Geborgenheit,

  • da ist tiefstes Vertrauen zu jemandem der noch mit da ist.
  • Da ist Gott, bei uns und mit uns.

 

Was kann es schöneres geben, als schon die Allerkleinsten so hinzuführen zu unsrem Gott, dessen Nähe uns gut tut und hilft. Zu unserm Gott, der lebenslang an unserer Seite gehen möchte.
Und damit, auch bei Theo. Darum heute schon anfangen, nicht später, wenn sie größer sind, wenn sie alles vielleicht verstehen können.
Die Jünger sind da ein schlechtes Beispiel, ein lebendes Absperrband gegenüber Gott. Sie wollen bremsen, stoppen, aufhalten.
Und dann kommt Jesus und er wird ganz ärgerlich, natürlich nicht auf die Kinder, nein auf seine Freunde. „Lasst die Kinder durch!“ ruft er, „Alle sollen kommen, die Großen und die Kleinen.
Für Gott sind alle Menschen wichtig und wertvoll – er liebt sie alle!“
Als Jesus das sagte, das war, als wenn das Absperrband zerschnitten wurde (durchschneiden).
Jetzt konnten auch die Kinder zu Jesus kommen, er nahm sie in den Arm und zeigte ihnen, wie lieb sie auch Gott hatte.
Seit Jesus die Kinder eingeladen hat, gibt es keine Absperrung mehr zwischen Kindern und Gott. Mit Jesus hat sich das Denken gewandelt, wenn vielleicht auch noch nicht in allen Köpfen.
In der Geschichte, die Antonia vorgelesen hat ging es nicht um die Taufe, aber jeder erkennt, es hat viel mit der Taufe zu tun. Was Jesus da tut, geschieht auch in der Taufe:

  • Gottes Liebe spüren
  • seinen Segen, seine dauernde Nähe zugesprochen bekommen
  • angenommen werden ohne Vorbedingungen

Und ihr hier, ihr Großen, auch ihr werdet das alles richtig verstanden haben. Jesus sagt zu jedem von uns, ohne Vorbedingung:

  • Kommt doch alle zu mir, die ihr Sorgen und Angst habt, die ihr traurig seid, kommt einfach.
  • Und wenn ihr euch freut, teilt die Freude mit mir – macht es wie die Kinder.
  • Wenn ihr nicht mehr könnt, sagt es mir.
  • Wenn ihr keinen Ausweg wisst, nehmt meine Hand

bei mir dürft ihr euch ausruhen, könnt ihr durchatmen, und wenn ihr nicht mehr könnt, werde ich euch tragen. Das verspreche ich euch.
Wie die Kinder, sollen auch wir Erwachsenen uns beschenken lassen, uns anrühren lassen.
Aber das unterscheidet uns von den Kindern,
Wir Erwachsenen, wir glauben das im Kopf zu wissen:
Ja, zu Gott kann ich mit leeren Händen kommen – aber leben, leben tun wir es eben doch oft anders.
Wir knüpfen an den Zugang zu Gottes Reich Vorleistungen,

  • vielleicht eine bestimmte Reife,
  • ein gewisses Maß an gelebtem Glauben,
  • ein moralisch korrektes Leben

und versperren uns selbst so den Zugang Gott.
Gott aber will unsere Armut, unsere Leere, unsere Suche beschenken.
Er sucht immer wieder die leeren Hände, die sich ihm entgegenstrecken.
Gott hat immer Sprechstunde – bei ihm wird nie jemand abgewiesen.

Es ist nie zu spät!

AMEN


Wort zum Sonntag 26.02.2017 – KARNEVALSSONNTAG –

Wort zum Sonntag 26.02.2017 – KARNEVALSSONNTAG –

„Elisabeth betet wieder mal zum Jahresbeginn: Lieber Gott, schenke mir bitte dieses Jahr eine schlanke Taille und ein dickes Bankkonto – aber verwechsle das dieses Jahr bitte nicht schon wieder!“ Das ganze Pfarrheim brüllt vor Lachen – so geht Karneval.

Und was macht unser Gott? Sitzt der im Himmel und lacht mit oder schmunzelt er wenigstens oder hat er vor lauter Andacht Tränen in den Augen? Gott weiß ja alles und natürlich kennt er den Witz auch schon. Ich glaube, er lacht trotzdem und dass er Spaß versteht und am meisten lacht er wahrscheinlich über sein ernstes Bodenpersonal.

Sagt der Pastor: „Und ich warne euch, Brüder und Schwestern, vor der Zigarette. Auf die erste Zigarette folgt zwangsläufig das erste Glas Alkohol, und auf den Alkohol folgt ganz selbstverständlich die erste Sünde mit einer Frau“, unterbricht ihn der einzige jugendliche Zuhörer: „Wo, bitte, kann man diese tolle Zigarette kaufen?“

Wer die Menschen und das Leben liebt, der kann auch lachen. Und wenn ich eins ganz bestimmt glaube, dann, dass Gott die Menschen und das Leben liebt. Er sieht den guten Willen und das Engagement so vieler seiner Freunde, er sieht die Tiere und die Blumen, die Vielfalt der Farben, die Pracht der Früchte.

Ich bin ganz sicher, dass Gott heute mit jedem Menschen bei Terror und Hunger, im Krankenhaus und Hospiz mit leidet, aber ich glaube auch ganz fest, dass Gott sich freut, wenn Menschen auf der ganzen Welt am Leben Spaß haben und dass er auch Freude hat, wenn ausgelassen gelacht und gefeiert wird.

In der Bibel heißt es: „Der Himmel soll sich freuen, die Erde soll jauchzen, das Meer soll tosen mit allem, was darin lebt! Der Ackerboden soll fröhlich sein samt allem, was darauf wächst; alle Bäume im Wald sollen jubeln!“ (Psalm 96), oder „Am Abend mögen Tränen fließen – am Morgen jubeln wir vor Freude.“ (Psalm 30).

Und wir dürfen auch davon ausgehen, dass Jesus gelacht hat. Jesus war wahrer Mensch und wahrer Gott. Bei ihm haben sich Ernst und Freude, Schmerz und Lachen nicht ausgeschlossen. Er hat den Menschen leidenschaftlich die frohe Botschaft Gottes erzählt. Er hat sich gefreut, wenn er mit den Menschen gegessen und getrunken hat, er war auf Hochzeiten und Festlichkeiten. Er hat voll Freude die Kinder in die Arme genommen und gedrückt. Er hat die Menschen liebevoll angesehen.

Wer jemanden voll Liebe anschaut, der schaut nicht ernst. Liebe zaubert ein Strahlen in das Gesicht jedes Menschen. Jesus sagt: „Liebt einander“ und er hat seinen Freunden in der Bergpredigt so eine wunderbare Verheißung gegeben: „Selig seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen!“.

Das ist mein Gott – der mich das Lachen lehrt und der mich trägt in Trauer und Freude, der mit mir lacht und mit mir weint, der will, dass mein und unser Leben gelingt – und das geht nur, wenn wir voll gelebter Freude unsere Zukunft mit ihm planen und anpacken.

Papst Franziskus wünscht allen Gläubigen „viel Mut zur Freude“ und bedauert die Menschen denen das Leben wie eine dauernde Fastenzeit ohne Ostern erscheint.

Darum lasst uns mit fröhlichem Gesicht beten und singen, tanzen und feiern, damit wir andere anstecken, damit sie in unsere Freude mit einstimmen können.

Das wäre ein wirklich tolles Christentum, nicht nur an Karneval – und Gott würde vor Freude schon wieder lachen. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

Sagt der Pfarrer zu einem Mann, den er lange nicht in der Kirche gesehen hat: Mein Sohn, ich fürchte, wir werden uns nie im Himmel begegnen.“ – „Nanu, Herr Pfarrer, was haben sie denn ausgefressen?“


DAS TRUMPELTIER

DAS TRUMPELTIER
Normal sind es der Beine vier,
die schmückt das braune Trampeltier,
das blonde Trumpeltier hat zwei,
sein Auftritt geht auch schnell vorbei,
sein schriller Ruf klappt ohne Hirn,
als Leittier, kann er nur verliern.

5. So. Jk. A – 5. Februar 2017 „Licht der Welt“

5. So. Jk. A – 5. Februar 2017 „Licht der Welt“

Kennen Sie den? Ein Diakon stirbt und kommt natürlich in die Hölle.
Sagt der Teufel: „Hier gibt es drei Kammern – kannst Dir eine aussuchen. Er macht sich auf die Suche.
In der ersten Kammer werden alle mit glühenden Eisen gequält – Ne, das ist nix.
In der zweiten Kammer werden alle ausgepeitscht – Is auch nix.
In der dritten Kammer, da wo das himmlische Abwasser hingeleitet wird, da stehen alle bis zum Hals in der Güllegrube und rauchen…..

Ach ne …………. erzähl ich doch nicht weiter! Ne, geht gar nicht – ist viel zu lustig!

Dann eben nicht, aber was glauben sie, was haben gute Witze mit unserem christlichen Glauben zu tun? Bei der großen Karnevalsveranstaltung unserer katholischen Frauengemeinschaft werden Sie sicher auch einige hören und bestimmt viel bessere als meine.
Natürlich ist unser Glaube kein Witz. Lacht ja auch kaum einer außer den Kindern. Unser Glaube ist eine ernste Sache – eine sehr ernste Sache, sieht man ja schon an den Gesichtern beim Beten.
Aber das ist vielleicht auch schon unser eigentliches Problem.
Vielleicht wäre es gut, wir würden unsern Glauben mehr wie einen Witz behandeln, oder wie einen Witz leben.
Denn Witze haben dem Glauben gegenüber einen ganz großen Vorteil.
Oder können Sie sich etwa vorstellen, dass ein Büttenredner bei der Karnevalssitzung der KFD – bei voll besetztem Pfarrheim und toller Stimmung -, können Sie sich vorstellen, dass der seinen besten Witz im Abstellraum erzählt, bei verschlossener Tür und gelöschtem Licht, ja dass er die Pointe grade mal flüstert?
Jeder weiß das – Büttenreden hält man nicht im Verborgenen, man verkündet sie vor aller Welt, vor brechend voll besetzten Sälen.
Vollbesetzte Säle – da kann unser Glaube ja richtig neidisch werden.
Und das liegt nicht an den fehlenden Inhalten der Frohen Botschaft – die haben wir, ohne Ende – das liegt an uns!
Wäre unser Glaube für uns wie ein guter Witz, dann würden wir den nicht für uns behalten.
Wir würden ihn rausposaunen immer wieder, wen auch immer wir treffen, beim Kaffeetrinken mit Nachbarn, beim Stammtisch und beim Kegeln, auf dem Fußballplatz oder per Twitter und Facebook.
Und alle, die uns erleben, hörten gerne zu, sie wären gespannt, die Pointe natürlich auch zu hören.
Wenn wir von unserm Glauben begeistert wären wie von guten Witzen würden wir ihnen allen Bekannten und bei jeder Gelegenheit erzählen.

Aber Glaube ist für uns ja eine ernste Sache. Jawoll!

Und Ernst, das geht meist im stillen Kämmerlein einher oder sonntags hier mit runter gezogenen Mundwinkeln und dem Blick tiefer Traurigkeit.
In der Öffentlichkeit spricht man nicht mehr darüber, über den Glauben, man zeigt ihn auch nicht.
Und wie vielen geht es so, dass es ihnen geradezu peinlich ist, wenn Sie auf den Glauben angesprochen werden. Wenn man am Arbeitsplatz etwa entdeckt, dass der ja noch zur Kirche geht und vielleicht Lektor ist, oder wenn da in der Schule bekannt wird, dass da eine noch bei den Messdienern ist und sich aktiv in der Jugendarbeit beteiligt.
Schnell die Tür zu und den Deckel drauf, damit ja niemand es merkt.
Wie ein Licht, das man unter einen Eimer stellt.

Sie haben das sicher gemerkt – Wenn Jesus im heutigen Evangelium die Botschaft von Gott mit dem Licht unter dem Eimer vergleicht, dann hat das den gleichen Stellenwert, wie der Witz, den ich nicht zu Ende erzähle oder die Pointe des Gags auf der Karnevalssitzung in der Besenkammer.

Beides ist ein Unding, das ist sofort jedem klar.
Geht einfach überhaupt nicht, nicht beim Witz und nicht beim Glauben.

Liebe Freunde von Jesus,
das ist die Botschaft des heutigen Sonntags, die Frohe Botschaft Jesus Christi:
Nehmen wir die Leuchtkraft dieser tollen Botschaft mit und bringen sie unter die Menschen.
Leben und zeigen wir diese Botschaft, damit unsere Welt wirklich hell wird.
Wir haben mit unserem Glauben alle Gewürze um diese Welt schmackhafter, schöner und wertvoller zu machen.
Lassen wir uns das doch gemeinsam vornehmen hier. Das wir öfter uns mehr von der Freude unseres Glaubens lenken lassen. Dass man uns diese Freude ansieht, auch hier in der Kirche.
Das steckt an. Das macht andere neugierig, auch die Kinder und Jugendlichen.
Was sollen sie auch hier, wenn sie sich nicht freuen können.
Das macht das Leben an so vielen Stellen leichter.

Gott will, dass es uns gut geht. Er will, dass wir froh sind. Er möchte unseren Glauben strahlen sehen.
Unser Glaube an den uns, – j e d e n v o n u n s – liebenden Gott, dieser Glaube will nicht klein machen oder einengen, sondern uns frei und unbedrückt helfen, das Leben zu meistern.

Erzählen wir diese Botschaft weiter, wen immer wir auch treffen, erzählen wir das weiter wie einen guten Witz, wie die Pointe im Karnevalssketch, dass alle drauf warten und neugierig sind.
Erzählen wir es und leben den Glauben auch so!
Niemand kann einen guten Witz einfach für sich behalten – ich schon lange nicht.
Eine Pointe muss unter die Leute, damit es den Saal mitreißt und die andern ansteckt zum Lachen.

Die Frohe Botschaft unseres Gottes, sein Evangelium ist so toll, das muss unter die Menschen und dort kann es dann, mit Gottes Hilfe seine helfende und wohltuende Wirkung entfalten.

Amen

Ach ja – In der dritten Kammer, da stehen alle bis zum Hals in der Güllegrube und rauchen.
Da will ich auch hin, sagt der Diakon.
Er geht in die Grube und steckt sich auch eine Zigarette an.
Da ruft der Teufel: „Frühstückspause zu Ende! Alle wieder untertauchen!“

Sehen sie – geht doch!