MEIN VATER UNSER und Gegrüßet seist DU Maria

MEIN VATER UNSER und   Gegrüßet seist DU Maria

Für das Friedensgebet in Kaunitz im Februar 2015 habe ich das Vater Unser mal neu geschrieben. Eigentlich eine Anmaßung, aber so kann ich vielleicht leichter beten:

„VATER UNSER“

DU, der da ist, was wir Himmel nennen.
Ich sage Gott, lieber Gott
oder auch Vater zu Dir.
Ich weiß Deinen richtigen Namen nicht,
ich suche nach Worten,
sage ihn mir!

Ich habe von Dir gehört,
vielleicht Dich auch gespürt.
Es tut so gut, was Du sagst.
Alles müsste so sein,
wie Du es für uns Menschen willst.

Es wäre so schön,
wenn es mir mit allen gelingen würde,
Deinen Willen zu tun.
Dann ist die Erde der Himmel
und Dein zuhause bei uns.

Ich habe Hunger,
nach Liebe und Versöhnung,
ich brauche das jeden Tag.

Aber wie könnte ich das verdienen?
Mein Beispiel steckt keinen an.
Ich will anfangen zu lieben,
meine Augen öffnen für den Anderen.

Du kannst meine schlechten Gedanken vernichten
und mein Herz füllen mit Deiner Botschaft.

Dir gehört diese Welt
Du gibst uns die Kraft,
weil Du der Liebende bist
und nicht anders kannst,
bis wir Deinen Namen gefunden haben.
Amen

Das hat mich angespornt, auch das Gegrüßet seist Du Maria in meinen Worten zu schreiben,
aber wer hätte das besser sagen können als Elisabeth.

Ich spreche gerne mit Dir, Maria.
Du bist eine wundervolle Frau,
von Gott beschenkt mit Freude und Schmerz,
immer war er an Deiner Seite.
Er hat Dich erwählt aus der Vielzahl von Frauen
und Dir einen Sohn geschenkt,
der die Welt reich gemacht hast.
Mutter des Erlösers wirst Du gerufen,
erbitte Kraft und Hilfe für uns,
weil uns die Fehler erdrücken.
Wir brauchen Deine Hilfe täglich,
ohne Unterbrechung,
bis zum Abend im Leben.
Amen

16. So. Jk. 2004 – Reif für die Insel-

 

 

 

Predigt zum Evangelium 16. Sonntag im Jahreskreis

Reif für die Insel

Ausruhen, sich erholen, ist gerade jetzt in der Sommerzeit, wo die Kinder Schulferien und viele Erwachsenen Urlaub haben, der Wunsch vieler.

„Kommt mit an einen einsamen Ort und ruht ein wenig aus!“ könnte auch ein Werbeslogan sein, der gestresste Manager oder vielleicht auch Pastöre in das Urlaubsparadies lockt.

Weg von der Arbeit, von den Mitarbeitern, Chefs und Kunden, die einem schon auf die Nerven gehen.

Nichts tun, keinen Druck, keine Hektik, es sich gutgehen lassen.

 

Auch die Jünger Jesu haben eine spannende aber genauso anstrengende Zeit hinter sich. Jesus hat sie ausgesandt, das zu tun, was auch er tat: von einem Dorf zum andern ziehen, die Kranken heilen, Dämonen austreiben und die Menschen zu Gott hinführen.

Die Erfahrungen und Begegnungen dieses Abenteuers waren sicher einschneidend für die Jünger.

Auf der einen Seite die Menschen, denen sie helfen konnten, auf der anderen Seite Misstrauen und Neid der Pharisäer und anderer, schließlich die Römer als Besatzungsmacht, die für „Ordnung“ sorgen und nicht zuletzt das Wissen, dass so unendlich viele Menschen Hilfe brauchen würden, all das brachten sie mit, als sie zu Jesus zurückkehrten.

Es ist notwendig, darüber zu reden, die Erfahrungen auszutauschen, vielleicht ein wenig Lob und Anerkennung zu bekommen, heraus aus dem Trubel, ein bisschen in Ruhe mit Jesus reden.

Jesus weiss, dass seine Jünger das nötig haben und er lädt sie ein: „Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus!“

Und sie fahren mit dem Boot weg.
Aber aus dem Urlaub wird nichts.

Die Menschen verfolgen sie, eilen ihnen voraus und mit der Ruhe ist es wieder vorbei.


Etwas, was uns selber nur allzu bekannt vorkommt.

Gerade dann, wenn man dringend eine kleine Pause nötig hätte ruft jemand an, wollen die Kinder etwas, ist noch dringend was zu erledigen . . .

 

Ich bin mir sicher, dass es nicht der Sinn dieser Erzählung ist, Aufopferung bis zum Letzten zu fordern.

Im Gegenteil habe ich eher den Eindruck, dass die Jünger an die Grenze ihrer Möglichkeiten stoßen sollten.

Mit der Vollmacht Jesu handeln zu können, hat auf alle Fälle tiefen Eindruck auf die Jünger gemacht und vielleicht auch den Wunsch hervorgerufen, jetzt gleich „die ganze Welt in Ordnung zu bringen“.

Die Sehnsucht nach Heilung und nach Hilfe ist groß.

Die Erzählung endet nicht da, wo Jesus die Menschen lehrt.

Nicht nur für den Geist, für die Seele braucht der Mensch Nahrung, sondern für den ganzen Leib.

Ehe sich die Jünger auf ihren Taten ausruhen können, stellt Jesus sie vor die nächste unlösbare Aufgabe: Sie sollen für die vielen Leute, die ihnen gefolgt sind, etwas zu essen beschaffen.

 

Aussichtlos nach menschlichem Ermessen.

Es sind nicht die Jünger oder wir Menschen, die aus eigener Kraft die Welt retten.

Gott ist es, der schenkt, so wie bei der Brotvermehrung, die alle Menschen die dort bei Jesus sind satt macht und noch viel mehr Brot als notwendig gibt.

Natürlich sind wir als Christen aufgerufen zu helfen, wo wir können, aber nicht bis zum Umfallen, nicht so, dass wir meinen: ich allein werde es schaffen.

Wir dürfen und wir sollen uns auch beschenken lassen, von anderen und nicht zuletzt von Gott, dessen Handeln keine Grenzen kennt.

 

Ausruhen können, vor allem dann, wenn ich sagen kann: ich hab mein Bestes versucht, heißt sich dem Wirken Gottes anvertrauen, auch anderen Menschen etwas zuzutrauen, anstatt sich unentbehrlich zu machen.

Die Orientierungslosigkeit und Bedürftigkeit der Menschen sind heute sicher nicht geringer als damals, vielleicht brauchen die Menschen heute sogar noch dringender einen Hirten.

 

Auch wenn wir nur bruchstückhaft zum Heil anderer beitragen können oder manchmal sogar dagegen arbeiten, trotzdem dürfen wir die Hoffnung und die Zuversicht haben, dass unser Tun nicht umsonst ist.

1. 11.1004 – Allerheiligen (1 Joh 3,1-3)

1. November – Hochfest Allerheiligen (1 Joh 3,1-3)

Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es. Die Welt erkennt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. Liebe Brüder, jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden. Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Jeder, der dies von ihm erhofft, heiligt sich, so wie Er heilig ist. (1 Joh 3,1-3)

Es gibt keinen Papst, der so viele Menschen heilig gesprochen hat, wie gerade der jetzige. Manchmal hat es gar den Anschein, als wolle er am Ende die ganze Welt heilig sprechen.

Das wäre ja was – dann müssten wir uns ja einfach nur hinsetzen und darauf warten, dass er es irgendwann einmal auch mit uns tut. Denn wenn er so weiter macht, dann wird er über kurz oder lang auch Sie und mich heilig sprechen.

Liebe Schwestern und Brüder,

natürlich ist das Blödsinn. Das wissen Sie genauso gut wie ich, dass wir auf diesen Tag vergeblich warten würden. Von einem Papst wird wohl kaum jemand von uns einmal heiliggesprochen werden.

Aber es geht ja auch anders. Wir brauchen nämlich gar keinen Papst, der uns heilig spricht. Das können wir selbst. Und das ist jetzt kein Blödsinn. Denn das steht genau so in der Bibel.

Wir brauchen gar niemand anderen, um zu Heiligen zu werden. Wir können uns selbst heilig sprechen. Im ersten Johannesbrief steht das ausdrücklich drin. Gerade eben haben wir es gehört:

„Wir wissen, dass wir Gott ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehn, wie er ist. Jeder, der dies von ihm erhofft, heiligt sich, so wie Er heilig ist.“

Das ist alles! Mehr braucht es nach biblischem Ausweis gar nicht dazu, um heilig zu sein. Wir müssen lediglich hoffen – auf Gott hoffen, von ihm erhoffen, einmal zu sehen, wie er ist.

D’rauf zu vertrauen einmal bei ihm zu sein, das ist alles, was Not tut. Denn dann gehören wir schon zu ihm. Und weil er, weil Gott der Heilige ist, sind alle, die zu ihm gehören, heilig.

„Jeder, der dies von ihm erhofft, heiligt sich, so wie Er heilig ist.“

Fast alle Christen und selbst die meisten christlichen Handbücher und viele Theologen und Kirchenmänner haben nach Ausweis des ersten Johannesbriefes eine ganz falsche Vorstellung von der Heiligkeit.

Heilig wird man nicht zuerst durch eigene Leistung, nicht durch ein tolles Leben und nicht einmal durch heroische Taten. Heilig wird man zu aller erst weil man zu Gott, dem Heiligen, gehört.

Das ist wie in einer Familie. Meinen Namen habe ich bekommen, weil ich in diese Familie hineingeboren bin. Diesen Namen habe ich mir nicht verdient, meinen Namen habe einfach deshalb, weil ich zu dieser Familie gehöre. Ich kann mich dieses Namens als würdig erweisen, ich kann aber genau so zum schwarzen Schaf der Familie werden. Ich gehöre trotzdem zu ihr und den Namen trage ich auch dann.

Christ zu heißen, das ist wie mein Name, und heilig zu sein, das ist, wie zu einer Familie zu gehören, zu Gottes Familie, zur Familie des Heiligen schlechthin.

Sein Kind zu sein, Gottes Kind, Kind des Heiligen – das bedeutet heilig zu sein.

Ob ich mich seiner Familie als würdig erweise, steht auf einem ganz anderen Blatt. Zu ihm gehöre ich. Schon wenn ich von ihm erhoffe, ihn einmal zu sehen, so wie er ist, schon dann gehöre ich zu seinen Heiligen.

Deshalb verstehe ich die Aufregung auch nicht, wenn wieder einmal eine etwas zweifelhafte Persönlichkeit vom Papst heiliggesprochen worden ist. Ganz egal, wie zweifelhaft deren Ruf auch sein mag. So heilig wie Sie und ich sind die allemal, denn heilig ist jeder, der von Gott erhofft, ihn einmal zu sehen wie er ist.

Das sage nicht ich, das sagt die Heilige Schrift, das sagt uns Gott selbst: Und deshalb dürfen wir uns gerade heute an solch einem Festtag gegenseitig regelrecht willkommen heißen: willkommen nämlich in der Schar aller Heiligen.

Amen.

Pastoralverbund 2006 – Jetzt sind wir zu dritt-

Weiter sage ich euch: Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem Vater erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. (Mt 18,15-20)

 

Jetzt sind wir zu dritt – schon länger. Kein Zweifel – wir sind jetzt drei. Nein – Vater bin ich nicht wieder geworden, ich meine auch keine 3 Menschen, nein drei Gemeinden meine ich: St. Marien, St. Anna und St. Judas Thaddäus. Eben haben wir gehört, dass Jesus sagt:“ wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“

 

Liebe Gemeinde

 

als der Pastor mir das Evangelium für den heutigen Sonntag gab, fiel mir der Zusammenhang sofort ein. Es ist so, als ob Jesus uns, den drei Gemeinden dieses mit auf den Weg geben wollte: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen!“

 

Das ist nicht nur ein Bibelwort, gerade wo unser Pastor uns bald verlassen wird, klingt das für mich wie ein Leitwort, wie eine Überschrift über all das, was dann auf uns zukommt.

Und Jesus sagt, egal was kommt, egal wie ihr es anpackt, egal was sich ändert bei Euch dreien: „Ich bin dabei!“ Und das tut gut!

 

Seit Monaten frage ich mich und habe eigentlich noch keine Antwort, wie es denn wohl werden wird, was ist mit den Erwartungen unserer Gemeinde, welche Anforderungen werden an uns gestellt?

Auf Anordnung von Paderborn haben wir uns gerade dran gewöhnen müssen, dass wir nun in einem Boot sitzen, dass wir Dinge gemeinsam anpacken müssen, läuft ja auch schon, und jetzt wo der Pastor bald geht, müssen wir uns auch auf neue Leute einstellen, vielleicht noch mehr zurückstecken oder auf liebgewordene Gewohnheiten verzichten.

 

Judas Thaddäus hat den eigentlichen Pastor nicht mehr vor Ort, den zuständigen Pfarrer oder Vikar wird man weniger sehen als den Meisten lieb ist, und einige von uns haben von der neuen Situation einiges gehört oder ahnen einiges, so dass man kaum noch unvoreingenommen der Zukunft ins Auge schauen kann.

 

Dazu kommt noch, dass sich eigentlich niemand – ich auch nicht – richtig vorstellen kann, wie denn dann die Seelsorge hier bei uns an der Front in echt laufen soll.

Wer setzt die Schwerpunkte, wer packt die Dinge und Themen an die zu bearbeiten sind.

Wo behalten wir unsere Eigenständigkeit und wie können wir die gemeinsam leben?

 

All das sind Fragen, die ich bis heute mehrheitlich nicht geklärt sehe.

Da gilt es dann auszuprobieren, Lehrgeld zu bezahlen und auch Unsicherheiten auszuhalten.

Und alles was unsicher ist wirkt bedrohlich und macht auch ein Stück Angst.

 

Was auf uns zu kommt ist schon kompliziert und verlangt von jedem von uns eine ganze Menge. Nicht zuerst Arbeit – das nicht, was letztendlich viel schwerer wiegt nämlich: Bereitschaft.

 

Es geht um die Bereitschaft sich aufeinander einzulassen – auf das Neue, dem ganzen überhaupt eine Chance zu geben.

 

Wenn sich die Art unserer Erstkommunionfeiern etwa verändert – und es wird ganz zwangsläufig so sein, dass sie nicht so bleiben können, wie es früher gewesen ist – wer sagt uns aber, dass am Ende nicht etwas dabei herauskommt, was für unsere Kinder auch gut und hilfreich ist.

 

Wenn Verantwortlichkeiten, Kommunikationswege, Strukturen in unseren Gemeinden anders und auch unmittelbarer werden, wer sagt uns denn, dass dadurch das Leben vor Ort möglicherweise nicht sehr viel mehr gestärkt werden wird, als jemals zuvor.

Wir brauchen ganz einfach die Bereitschaft, uns auf das Neue einzulassen.

 

Aber jetzt nicht nur irgendeine theoretische Bereitschaft – so im Sinne von: Im Prinzip ist mir völlig klar, dass sich vieles ändern wird, und das ist auch notwendig so – außer wenn es mich betrifft!

Vor allem, wenn es mich betrifft: die Erstkommunion unseres Kindes, unsere Hochzeit, den geplanten Tauftermin oder auch die Trauerfeier und die Beerdigung eines lieben Angehörigen, vor allem da, wo es mich selbst betrifft, braucht es das Verständnis und die Bereitschaft, mich auf Veränderungen, zunächst einmal Ungewohntes und Neues wirklich einzulassen.

Dafür kann ich eigentlich nur werben und Sie alle ganz dringend darum bitten.

 

Wir müssen uns hier bei Thaddäus alle neu klar machen, warum wir bestimmte Dinge so tun, wie wir sie angehen, warum wir sie in der Vergangenheit so und nicht anders angepackt haben und weshalb manches davon auch anders geregelt werden kann und manches eben auch nicht.

 

Nur so sehen wir wirklich, woran wir bei uns unter keinen Umständen rütteln sollten und was für unseren Glauben unverzichtbar ist und was eben auch anderes werden kann und deswegen morgen auch anders geordnet werden muss.

 

Eine Antwort suchen auf all die Fragen wird für mich in den kommenden Monaten ganz sicher ein ganz großer Schwerpunkt in meinem Denken sein.

Und ganz sicher wird das auch für den Pfarrgemeinderat, den neuen Kirchenvorstand aber ebenso für Kolping, Frauengemeinschaft und andere Gruppen gelten.

Aber mit der Zusage im Hintergrund, die uns Jesus selbst heute gibt, habe ich da eigentlich gar keine Angst davor.

 

Wenn alle drei, St. Judas Thaddäus, St. Marien und St. Anna wirklich in Jesu Namen diesen Weg gemeinsam beschreiten, dann dürfen wir sicher sein, das der Herr selbst diesen Weg mit uns geht.

Er ist mitten unter uns und nimmt uns an die Hand.

Und wenn wir uns von ihm wirklich leiten lassen, wenn wir seinem Geist den Raum bieten unter uns anzusetzen, dann werden wir vielleicht in wenigen Jahren schon feststellen, dass es alles andere als schlimm war, als er uns zu dieser Zeit zusammen in ein Boot gesetzt hat.

Alles andere als schlimm – ganz im Gegenteil!

 

Vielleicht werden wir über kurz oder lang sogar entdecken, dass eigentlich alles ganz gut, dass es so wie es geworden ist, eigentlich ganz gut geworden ist.

 

Amen.

14. So. – C Lk 10,1-12. 17-20 – Freut euch doch, eure Namen sind im Himmel verzeichnet-

14. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C (Lk 10,1-12. 17-20)

Superfreundlich war der Verkäufer. Reden konnte der wie ein Bilderbuch. Höflich war der und zu jeder Frage fiel ihm eine absolut passende Antwort ein – ohne nachzudenken. Ein Superfahrradhelm war das, topdisign, absolute modefarbe und passend zu jedem Outfit. Natürlich hat die Frau neben mir den Helm gekauft, sah auch wirklich gut aus. Nur eins fiel mir auf, nach der Sicherheit hatte die hübsche Dame nicht gefragt. Ob ihr hübscher Kopf dadurch auch wirklich geschützt wurde, spielte bei dem Gespräch keine Rolle mehr.

Liebe Schwestern und brüder,

so ist das manchmal im Leben, da will man einen Helm kaufen, der Schutz und Sicherheit geben soll und am Ende ist Schnickschnack viel wichtiger. Hier könnte es sich auch um den Autokauf eines Mannes handeln.

Wenn der Helm, oder das Auto dann am Ende in Ordnung sind, mag das ja noch gehen, aber nur ein hübscher Helm oder ein Auto mit toppen HiFi Anlage und Navi und abgefahrenen Bremsen?

Ähnlich geht es den Jüngern heute. Natürlich wollen die keine Fahrradhelme kaufen, aber sie sind voll dabei, das was sie eigentlich wollen aus den Augen zu verlieren. Anderes ist wichtiger geworden und das eigentliche Ziel scheint verloren gegangen.

„Freut euch doch, eure Namen sind im Himmel verzeichnet!“ Na toll, , aber hier auf Erden , da gehorchen uns die Dämonen!

Die Jünger entdecken auf einmal dass sie Macht haben, Ansehen und Einfluss. Was ist da schon, dass man im Himmel die Namen kennt.

Eine Riesengefahr, in der wir Menschen immer wieder stehen. Als Chef einer Firma, in der Politik, aber auch Menschen in der Kirche und bei Kirche. Vieles andere ist wichtig, nur nicht mehr das, wofür man eigentlich angetreten ist.

Erlebe ich auch so, auch an mir. Ist schon schön mal gelobt zu werden, tut so gut. Anerkennung finden, Erfolg haben, man kennt einen – tolles Wort zum Sonntag, das sie da geschrieben haben, tolle Predigt, die bringt einem was fürs Leben.

Eigentlich bin ich als Diakon angetreten, Diener zu sein, einem Gekreuzigten zu folgen, einem der zum Spott aller geworden ist, den sie verlacht und gepeinigt haben.

 

Bekannt sein, Einfluss haben, Macht haben – dann fehlt nur noch Geld – dann ist das ursprüngliche Ziel oft ganz weg. Über Politiker will ich hier nicht reden, bleiben wir bei Kirche. Nicht umsonst heißt es Geld und auch dadurch Macht verdirbt den Charakter.

Und das geht so schnell, schleichend zunächst unmerklich und plötzlich sind die Ziele verschwunden, zumindest nicht mehr ganz so wichtig.

Nehmen wir unsere Pfarrfeste. Bald steht das Jubiläumsfest an. „Freut Euch darüber, dass Eure Namen im Himmel verzeichnet sind!“ Freut Euch darüber, dass Ihr zu Gott gehört, freut euch seine Gemeinde zu sein, und feiert genau das, macht eure Freude erlebbar für die ganze Gemeinde und alle Gäste. Darum soll es gehen, das ist das Ziel. Natürlich klingeln sollen die Kassen ja auch, ganz zu verachten ist der Umsatz auch nicht. Und was ist dann das Ende vom Lied? -zich Leute, gut dass es sie gibt – es sind oft immer die Gleichen, sind nach dem Pfarrfest fix und fertig, fertig mit den Kräften und auch mit den Nerven. Aber stolz sind wir auch – wir haben es mal wieder mal geschafft.

Von wegen.“ Freut Euch, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind. Das Fest Freude und Miteinander Kirche sein, bleibt ein Stück auf der Strecke. Alles läuft rund, die Bilanzen und das Ergebnis stimmen, wir haben allen bewiesen, dass wir ein Fest feiern können, — und dass sich in Gemeinde engagieren oft auch Schaffen, fast bis zum Umfallen bedeutet. Ist das die Idee, das der Plan des Ganzen?

Wenn ich weiß, dass bei einem Helm der Schutz und die Sicherheit das Wichtigste sind, dann kann er doch eigentlich aussehen wie er will. Wenn er mein Leben rettet, meinen hübschen Kopf schützt, dann ist er doch das wertvollste auf der Welt.

So kann auch Kirche, der Pastor, der Diakon und jedes Gemeindemitglied, auch ohne Geld, auch ohne Amt, auch ohne Macht, Ansehen und Einfluss, den Menschen den Weg zum Leben zeigen, die Frohe Botschaft weitersagen und Freude miteinander teilen.“Eure Namen sind im Himmel, bei Gott verzeichnet. Gott kennt euch, Gott kennt dich und mich“. Das ist der Wert unseres Glaubens, unserer Hoffnung.

 

Und die Bilanz, die materielle Bilanz eines Pfarrfestes kann noch so miserabel sein. Selbst wenn unterm Strich kaum was übrig bleibt, dass wir mit anderen teilen können, aber Gemeinde Jesu Christi sich dabei näher gekommen ist, und andere Gäste und Fremde die wir eingeladen haben entdecken konnten, dass hier in der Sürenheide christliche Gemeinde lebt, dann wäre es das erfolgreichste Fest aller Zeiten.

Darum: Verlieren wir nie aus dem Blick bei all unserem Tun, das was wirklich wesentlich ist. Jesus erinnert uns heute daran: Einzig und allein darum kann es gehen, dass unsere, unser aller Namen bei Gott verzeichnet sind, und wir selbst ganz fest bei ihm verankert und zuhause sind. Und darüber wollen wir uns freuen, dass wollen wir feiern, bald am Pfarrfest für 50 Jahre gute , erfolgreiche und lebendige Kirchengemeinde, aber auch besonders heute und hier im Gottesdienst und jeden Tag. „Freut Euch darüber, dass Eure Namen im Himmel verzeichnet sind!“ Amen

 


 

5.So. A Joh 14, 1-12 – Dreimal umgezogen-

5.Sonntag A Joh 14, 1-12

Liebe Schwestern und Brüder,

„Dreimal umgezogen, das ist wie einmal abgebrannt!“ dieses Sprichwort kennen sie alle. Im Moment bin ich ja nicht davon betroffen, trotzdem kann ich da nur sagen: da steckt eine ganze Menge Wahrheit drin. Es gibt wohl kaum etwas, was mehr Bauchschmerzen bereitet als so ein Umzug. Bauen sie mal eine alte Küche ab, furchtbar- dahinter. Viele von Ihnen haben das sicher selbst schon am eigenen Leib verspürt, und alle anderen müssen sich nur einmal vorstellen, was das heißt, alles, was man besitzt, was sich so im Laufe der Jahre angesammelt hat, in Umzugskartons zu verpacken und an einen anderen Ort zu transportieren. Ein Umzug, ganz egal ob ein kleiner oder ein großer, so ein Umzug, was man da auch alles findet – eine Qual.

Es würde mir schon schwer fallen, jemandem zu glauben, der mir weiß machen möchte, dass ihm ein Umzug keinen Druck bereitet, dass er etwa keine Angst davor haben würde, ob da auch alles gut geht, die schönsten Stücke nicht etwa zu Bruch gehen, ob die Möbel auch rechtzeitig angeliefert werden, die Wohnung zum ausgemachten Zeitpunkt auch wirklich fertig wird.

Ich kann’s mir kaum vorstellen, dass es Leute geben soll, denen all dies nicht so manche schlaflose Nacht bereiten würde.

Umziehen tut man normalerweise nicht gerne. Das ist vielmehr eines von diesen notwendigen Übeln, an die man am liebsten überhaupt nicht denken möchte. Ein notwendiges Übel, um das man halt ab und an ganz einfach nicht d’rum ‚rum kommt.

Und ich verstehe deshalb auch, was Jesus wohl damit sagen möchte, wenn er im heutigen Evangelium vom Umziehen spricht. Das ist mir vorher so gar nicht aufgefallen, aber Jesus vergleicht ja in dieser Stelle, die wir gerade eben gehört haben, das Sterben, den Tod des Menschen, tatsächlich mit einem Umzug!

Er spricht davon, dass er uns vorausgeht, dass er hingeht um eine Wohnung zu bauen, um uns im Hause seines Vaters eine Wohnung einzurichten. Und in diese Wohnung, sollen wir dann einziehen, wenn sie fertig ist, dann sollen wir ihm dorthin folgen, in diese neue Wohnung umziehen.

Sterben, für Jesus ist das offensichtlich so etwas wie Umziehen.

Je länger ich darüber nachgedacht habe, finde ich das großartig, dieses Bild zeigt mir eine ganz großen Menschenkenntnis bei Jesus. Er weiß wieder mal wovon er redet. Jesus weiß , glaube ich ganz genau, dass ein Wohnungswechsel für uns Menschen absolut nichts Schönes ist. Er weiß, dass uns so etwas Druck setzt und Bauchschmerzen bereitet.

Und wenn er vom Sterben im Bild vom Umzug spricht, dann nimmt er offensichtlich ganz deutlich zur Kenntnis, dass wir Angst haben, dass uns unser Sterben und unser Tod Angst macht. Gott weiß sehr wohl darum, dass auch für uns Christen der Tod eine schaurige, ja grausige Sache ist, ein unangenehmes, schreckliches Erleben.

Es stimmt also nicht, wenn manche sagen, die Christen, die müssten doch freudig auf den Tod zugehen. Christen haben schließlich eine Hoffnung, und deshalb müssten sie sich doch auf das Jenseits freuen, deshalb dürften sie doch keine Angst vor dem Sterben haben. Gut gebrüllt Löwe, in guten Zeiten- heute – will ich das wohl glauben. Aber das stimmt ganz sicher nicht! Christus weiß darum, was Sterben für uns Menschen bedeutet.

Auch wenn uns die Botschaft vom neuen Leben, das uns Christus bereitet, die Botschaft vom Reich Gottes, diesem Ort, wo es dann kein Leid und keinen Schmerz mehr geben wird, auch wenn uns diese Botschaft noch so begeistert, der Gedanke, dass wir vorher sterben werden, dass wir vorher durch den Tod, wie durch solch einen Umzug hindurchgehen müssen, dieser Gedanke, der wird Menschen immer Furcht und Entsetzen einflößen.

Und das ist normal, das ist kein Zeichen von schwachem Glauben, das gehört zu uns Menschen dazu, und Jesus weiß das genau. Diese Furcht kann auch er uns nicht wirklich ganz wegnehmen.

Er weiß aber auch, was uns bei all diesen Ängsten noch am besten hilft. Und genau das versucht er seinen Jüngern im heutigen Evangelium deutlich zu machen. Wenn es um einen Wohnungswechsel, um einen Umzug geht, dann ist noch am ersten hilfreich, wenn man weiß, dass die Handwerker, die das neue zuhause richten, dass die zuverlässig sind, dass man sich wirklich auf die verlassen kann.

Und wenn es um einen Wohnungswechsel geht, dann ist es ganz toll hilfreich, wenn man weiß, dass das ganze Vorbereiten und Tun in der Hand eines guten Architekten liegt. Das nimmt einem nicht die Angst vor dem Umzug, aber es beruhigt, es lässt einen gelassener, etwas ruhiger in diese ungewisse, weitgehend auch unbekannte Zukunft blicken.

Das weiß Jesus sehr wohl, Er weiß, dass er uns die Angst vor dem Sterben im letzten nie ganz nehmen kann. Aber er macht uns deshalb ganz besonders deutlich: Das mit der neuen Wohnung, das mit eurem neuen Zuhause, das geht in Ordnung.

Ihr sollt und dürft darauf vertrauen, dass da mit Sicherheit nichts schief gehen wird. Denn dieses neues Zuhause, das liegt in der Hand eines guten Architekten.

Und Jesus selbst ist dieser Architekt. Er ist der Architekt dieses neuen Lebens. Er selbst geht hin, er nimmt es selbst in die Hand um für uns dieses neue zuhause beim Vater zu schaffen.

Und selbst wenn uns der Umzug dorthin, wenn uns das Sterben eine noch so große Gänsehaut bereitet, auf dieses neue zuhause, darauf dürfen wir uns freuen, denn davon können wir ausgehen, das ist ein Kern unseres Glaubens, bei diesem Architekten, wenn Jesus selbst die Planung übernommen hat, wenn Gott selbst die Bauaufsicht führt, dann kann da wirklich am Ende absolut nichts schief gehen.

Amen.

2. So. Jk. B – 1 Sam 3, 3b – 10.19 -Hier bin ich!-

2. Sonntag im Jahreskreis B – 1 Sam 3, 3b – 10.19

Erinnern Sie sich noch. Haben Sie die Worte noch im Ohr, die Worte der Lesung eben, meine ich. Da sind die Hauptbeteiligten ganz schön schwer von Begriff. Dauert ja ewig bis die kapieren was da passiert. Drei Mal muss Gott den Samuel rufen, bis der endlich sinnvoll reagiert, bis bei ihm dämmert was da abläuft.

Aber noch schlimmer ist eigentlich, dass selbst der große Eli, der die Geschicke Israels in Händen hält, erst beim dritten Mal – ganz langsam – kapiert.

Ganz ehrlich, wenn das noch ein paar Mal so weitergegangen wäre, wär die heutige Lesung echt langweilig geworden. Oder – ist doch schon ziemlich an der Grenze: „Hier bin ich – Du hast mich gerufen. – Ich hab Dich nicht gerufen – geh wieder schlafen!“ und dann wieder: „Hier bin ich – Du hast mich gerufen. – Ich hab Dich nicht gerufen – geh wieder schlafen!“ Und dann nochmal: „Hier bin ich ……

Wenn Eli jetzt wieder gesagt hätte: „Geh wieder schlafen!“, wär es ja nicht zum aushalten, wollte es keiner mehr hören.

Nur einer hat scheinbar Spaß an der Sache. Der Einzige, dem das offenbar überhaupt nicht langweilig zu werden scheint, ist Gott.

So wie das da in der Bibel aufgeschrieben ist, könnte ich mir vorstellen, dass der nicht nur ein viertes, ein fünftes, vielleicht sogar ein sechstes Mal rufen würde, wahrscheinlich noch viel öfter, immer wieder.

Meine Enkelkinder spielen manchmal „Geist im Schrank oder unter der Decke“ und rufen von dort den Suchenden zu. So ist das mit Gottes Stimme und seinem Rufen nicht, das wäre Blödsinn das anzunehmen, so funktioniert das nicht. Und Gott ruft auch nicht so, dass wir es mit einem Kassettenrekorder aufnehmen könnten – so hat er noch nie gerufen.

Aber er ruft! Und er tut es auch noch heute. Er tut es nur anders, als sich viele vorstellen können.

Schauen sie sich den Samuel noch mal an: Wie im Traum vernimmt er den Ruf Gottes. Keine klar vernehmbare und sofort verständliche Botschaft. Gott spricht, Gott ruft, aber wie in einem Traum.

Wenn jemand von ihnen meint, Gott würde ihn so ansprechen, dass er eindeutig beweisbar und völlig über jeden Zweifel erhaben, ganz klar seine Stimme als die Gottes erkennen könnte, der wird ihn vermutlich nie zu hören bekommen.

Aber so hat ihn wahrscheinlich auch bisher kaum jemand gehört. Gott spricht nämlich ganz anders – meist nicht mal mit Worten, meistens auf eine Weise, dass mir erst mit Abstand, nach längerer Zeit bewusst wird < Ja Gott, angekommen, hab verstanden. Jetzt erkenne und begreife ich, was du mir wahrscheinlich sagen wolltest >.

Gott bricht in ganz bestimmten Situationen, oft in Kleinigkeiten, oft durch Andere, manchmal bei größeren Ereignissen und manchmal auch durch sogenannte Schicksalsschläge in unser Leben ein. Manchmal bestätigend, manchmal bremsend oder auch korrigierend – im Regelfall ohne Worte, und wenn dann sicherlich ganz leise. Direkt hören kann man ihn wahrscheinlich gar nicht.

Beim Samuel, haben wir gehört, war es wie im Traum. Manchmal ist es, als spräche Gott durch andere Menschen – denn in denen begegnet er uns auch, oder oft, oder vielleicht auch immer. Meine Freundin „Mutter Teresa“ hat gesagt: „In jedem Menschen, dem wir begegnen, sehen und spüren wir auch Gott!“ Häufig müssen andere uns doch erst helfen und auf die Sprünge bringen, weil wir die Dinge oder Vorgänge gar nicht einordnen können, so wie Samuel ohne die Hilfe Elis nie begriffen hätte, dass Gott in sein Leben einbricht und wirklich was von ihm will.

Aber genau das ist es. So handelt unser Gott mit uns. Wie dem Samuel ganz langsam klar wurde, dass er eine Geschichte mit Gott hat, dass Gott eine Nachricht eine Botschaft für ihn hat, die er nur verstehen lernen muss, dass er die Zeichen richtig deuten muss, genau so und wahrscheinlich nur so, spricht Gott auch heute, zu Dir, zu Euch, zu mir. Wir müssen es nur entdecken und uns gegenseitig dabei helfen.

Ich bin ganz sicher, Gott spricht nicht nur durch unseren Papst, auch nicht nur durch Mutter Teresa, auch nicht nur durch Priester oder Diakone. Seine Stimme können wir auch hören durch unseren Partner, unsere Kinder und Enkelkinder. Ich bin ganz sicher, ihn auch gehört zu haben durch Menschen, die ich überhaupt nicht leiden konnte.

Es gibt Situationen, Gott sei Dank, da spüren wir das ganz schnell und deutlich. Aber manchmal spüren wir es auch erst nachdem wir uns lange dagegen gesträubt und gewehrt haben und dann hoffentlich doch einsehen müssen, dass das, was Gott für mich als Pfad geplant hat, genau mein Weg und mein Leben ist und das die Korrektur notwendig war.

Egal wie es auch kommt, Gott ruft jeden von uns, und jeden auf seine nur ihm eigenen Weise. Ganz egal ob Mann oder Frau, ob jung oder alt. Wir müssen nur die Antennen ausfahren, unser Herz aufmachen, es nur verstehen lernen, wie er uns ruft, wie den Samuel: „Komm, folge mir nach“, ich will den Weg Deines Lebens mit Dir gehen!

Christi Himmelfahrt 2009

Predigt Christi Himmelfahrt 2009

Also das kann ich Ihnen schon jetzt am Anfang sagen. Noch mal muss ich das nicht haben. Es ist wohl schon 15 Jahre her, da sitze ich, angeschnallt auf ergonomisch geformten Sitzen. Mit mir vielleicht noch 50 Leute. Sie schreien alle schon um dann mit tierischem Gekreische vornüber in die Tiefe zu stürzen.

Eine der größten Achterbahnen Europas, damals im Heidepark. Ich brauchte schon ganz schön Mut um mich in die Schlange der Wartenden einzureihen. Und da sitzt man dann, wahrscheinlich schon käsebleich, der Puls auf 150 und ganz langsam werden die Wagen erst nach oben gezogen. Und es geht höher und höher bis auf fast 70 Meter und dir wird bewußt, so geht es auch wieder runter. Warum tue ich mir das an? 70 Meter hochziehen lassen um dann mit 100 Stundenkilometern in die Tiefe zu rasen. Warum? Kaum ist die Fahrt zu Ende – möchte man sich am liebsten wieder anstellen. Gleich noch mal das Ganze, es war ja so toll.

Da kann nur mitreden, wer das schon mal erlebt hat. Wahnsinnsgefühl! Diese Kurven, dieses immer wieder rauf und runter und Looping, von unten mag man sich das ja vorstellen können, aber in echt weiß man das nur, wenn man es erlebt hat.

Erzählen sie mal jemanden, der noch nie Achterbahn gefahren ist wie toll das ist. Begreift der nie. Man kann ihm auch nicht die Angst nehmen, man kann es nicht echt beschreiben, erst wenn man selbst gefahren ist, weiß man wie das wirklich ist.

Warum ich Ihnen das erzähle? Weil Himmelfahrt ist natürlich. Natürlich geht die Achterbahn nicht bis zum Himmel, aber so ganz anders ist Himmelfahrt vielleicht gar nicht. Nein, ich meine nicht die von Jesus. Unsere eigene meine ich, deine, unsere Himmelfahrt. Wir alle hier, selbst die Kinder, gehen jeden Tag einen Schritt näher. Hoffentlich dauert es noch – manche Leute im Altersheim, oder die schwer krank sind, meinen es würde ewig dauern. Aber, je näher es darauf zu geht, um so komischer wird es doch einem im Bauch. Manchmal hat man unsägliche Angst, manchmal ist einem zum Schreien zu Mute, und manchmal kribbelt es auch so komisch in der Magengegend. Und niemand kann einem das Gefühl nehmen.

Was einen wirklich erwartet, wie genau es dann sein wird, wenn es dann so weit ist, wenn es ans Sterben geht, wenn diese Schwelle überschritten wird, das weiß keiner von uns zu sagen. Ich muß es wohl erst selbst erlebt haben, um wirklich begreifen zu können, wie das ist. Kann sein, dass ich dann nicht mehr davon lassen kann. Mag sein, dass ich dann alles möchte, nur nicht zurück. Hier jetzt, im Augenblick hilft mir das wenig, denn momentan graut es mir eher davor.

Und selbst Christus kann da noch so begeistert berichten, er kann noch so viele Bilder verwenden, in noch so vielen Gleichnissen ausmalen, wie toll es sein wird, dass wir auf die Fülle des Lebens zugehen, dass es ein Fest sein wird, eine turbulente Feier, wie eine rasante, aufregende, begeisternde Fahrt – am bedrängenden Gefühl in meiner Magengegend ändert das nichts. Da ist Christus wie jemand, der mir ganz begeistert berichtet – und ich stehe nur da und mache ein Gesicht wie ein Fragezeichen.

Bei einer Achterbahn hilft da nur eines: mich an der Hand nehmen und einfach mit mir gehen.

Und vielleicht ist das auch das einzige, was man überhaupt machen kann, was Christus tun kann.

Er wird mir die Angst vor dem Sterben kaum nehmen können, er wird es kaum fertig bringen, dass ich mit fliegenden Fahnen und riesiger Begeisterung diesem Tag entgegeneile.

Aber vielleicht braucht es das auch gar nicht. Bei der Achterbahn hilft es schon, wenn einer mitgeht, wenn einer neben mir sitzt und mir das Gefühl gibt, nicht allein zu sein. Dann verliert die Zeit davor etwas von ihrer Bedrohung und leichter ist es dann auch.

Der heutige Tag will vielleicht genau das tun. Christi Himmelfahrt feiern, das heißt vielleicht nichts anderes, als sich vor Augen zu führen, dass Jesus Christus selbst zu uns sagt: Ich bin diesen Weg schon gegangen, ich habe es erlebt, ich weiß, wie es ist. Und komm, ich geh mit dir, ich nehm‘ dich an der Hand, und wir gehn den Weg zusammen.

Das Kribbeln ist dadurch nicht weg, die Beklemmung wird dadurch nicht kleiner, und die Begeisterung hält sich in Grenzen. Aber manch einer hätte den Weg wohl nicht gehen können, nicht zu seiner ersten Achterbahnfahrt, und erst nicht den Weg durch die noch vor uns liegende Lebenszeit, wenn er nicht genau so ganz einfach an die Hand genommen worden wäre.

Amen.

11. So. Jk. – Lesejahr B (Mk 4,26-34) – Ohne Fleiß keinen Preis –

11. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr B (Mk 4,26-34)

Liebe Schwestern und Brüder,

erzählen Sie das einmal einem Landwirt: „Die Erde bringt von selbst ihre Frucht!“ Wie wenn es so einfach wäre! Im Frühjahr den Samen ausstreuen und im Herbst dann die dicke Ernte einfahren. Schön wär’s ja!

Und was ist mit dem Düngen, dem Bewässern, dem Schneiden der Sträucher und Bäume! Von wegen, die Erde bringt von selbst ihre Frucht. Jeder, der schon einmal – und sei es auch nur in einem Garten – gearbeitet hat, der weiß das: Bis die Früchte wirklich geerntet werden können, da fließt viel Schweiß den Puckel runter. Das ist in der Landwirtschaft nicht anders, als im übrigen Leben. Nichts ist schließlich umsonst auf dieser Welt. Wer etwas erreichen will, wer am Ende seine Früchte ernten will, der muss sich ganz schön ‚ranhalten. Ohne Fleiß keinen Preis und nur sich regen bringt Segen.

Als ob Jesus das nicht gewusst hätte! Er wusste doch, wie es in der Werkstatt eines Zimmermanns zugeht, wusste doch, wie sich die Bewohner von Nazareth auf den Feldern abgeschunden haben, und trotzdem beinahe tagtäglich darum bangen mussten, auch morgen noch das Nötige, was man zum Leben eben braucht, wirklich zu haben.

So hat es Jesus doch jeden Tag selber erlebt. Wie kann er dann daher kommen und einfach sagen: „Die Erde bringt von selbst ihre Frucht“?

Nun, vielleicht sagt er es ja gerade deshalb. Vielleicht sagt er es ja gerade, weil er tagtäglich erlebt hat, wie sehr sich die Menschen anstrengten und abmühten, um am Ende wirklich etwas ernten zu können. Vielleicht sagt er es ja weil er erleben musste, dass sich die Menschen schon gar keine Ruhe mehr gönnten, in dem Glauben sich um alles kümmern zu müssen, ja nichts vergessen zu dürfen, und eigentlich alles, aber auch wirklich alles selber machen zu müssen.

Zu ihnen sagt er es: „Vergesst nicht: Die Erde bringt von selbst ihre Frucht!“ Das Wesentliche tun nicht wir, ja? – wir können es überhaupt nicht tun. Wir können säen, wir können der Saat helfen, wir können das Wachsen der Saat begleiten durch düngen und Unkraut ziehen, Wachsen lassen tut es ein anderer. Das Eigentliche tun wir nicht, wir können es nicht einmal.

Und im Letzten heißt das – und das ist das eigentlich Wichtige daran – wir brauchen es auch gar nicht zu tun. Denn nicht wir, die Erde bringt ihre Frucht.

Es ist das große Evangelium von der Gelassenheit, das Jesus hier verkündet. All denen, die jeden Tag voller Verbissenheit an die Aufgaben des Alltags gehen, die unter der Fülle der Aufgaben schon beinahe zusammenbrechen, die sich unter dem Gedanken quälen, dass all das, was sie nicht bewerkstelligen am Ende ja liegen bleiben wird, die sich mit dem Gefühl abplagen, dass sie allein all das auf die Reihe kriegen müssen, all denen, und damit wahrscheinlich immer wieder auch uns, sagt Jesus ganz deutlich: „Hört auf Euch zu plagen, denkt daran, das wirklich wichtige, das Wesentliche, das macht nicht ihr! Ihr müsst es gar nicht tun!“

Blöd muss man allerdings auch nicht sein. Sicher, Gott will, dass wir mit Hand anlegen. Er will, dass wir unseren Einsatz bringen, es braucht den Landwirt, damit die Ernte ordentlich gedeihen kann, und es braucht unser Mittun, damit unser Leben gelingen kann. Es braucht unseren Einsatz, damit aus den Anlagen, die uns mitgegeben wurden, etwas werden kann. Aber wir dürfen diesen Einsatz natürlich mit all unseren Talenten aber dann auch mit einer ganz großen Gelassenheit bringen. Denn wir dürfen davon überzeugt sein, dass wir nichts anderes tun, als mitzuhelfen, zu unterstützen hilfreich zu sein, bei dem Werk, das Gott zu wirken unternommen hat. Er ist es, der wachsen lässt: die Pflanzen, unser Leben, unsere ganze Welt. Und er lässt all dies wachsen auf eine Ernte hin, von der er sagt, dass sie gut sein wird. Was soll da unsere ganze Verbissenheit ? Wenn Gott selbst am Werk ist, dann wird es recht werden, dann kann ja eigentlich letztendlich überhaupt nichts schief gehen.

Ein letztes. Es gibt einen Satz, der Ignatius von Loyola, dem Begründer des Jesuitenordens zugeschrieben wird. Bete so, also alles von Gott abhinge und arbeite so, als ob alles von Dir abhängt.

Dieser Satz bringt für mich das ganze auf den Punkt. Wir können gar nicht zuviel in die Beziehung zu Jesus investieren. Wir können gar nicht genug mit ihm die Dinge unseres Lebens besprechen und bewegen. Wir können ihm gar nicht genug vertrauen. Er meint es gut mit uns und ist für uns. Er ist die Grundlage unseres Lebens. Seine Worte sind Richtschur,

Orientierung uns Sicherheit. Von ihm hängt alles ab.

Auf der anderen Seite hat er uns geschaffen mit dem Auftrag Leben zu gestalten. Natürlich wird er uns nicht alles abnehmen, sondern uns herausfordern auch selber loszulegen, zu arbeiten, zu rackern, mit Enttäuschungen und Frustration umzugehen. Aber – mit ihm zusammen und in seiner Kraft! Das ist der große Unterschied.

 

Ich wünsche Ihnen, und ich wünsche mir, dass es uns gelingt in diese Woche die nun begonnen hat, ein wenig von dieser Gelassenheit mitzunehmen. Lassen wir uns von dem Berg von Aufgaben, der scheinbar vor uns liegt, nicht erdrücken. Das Wesentliche brauchen wir gar nicht zu tun. Gott selbst nämlich wird die Frucht dieser Woche wachsen lassen.

Vielleicht wird es eine andere werden, als wir sie uns erträumen, aber es wird am Ende ganz sicher Gottes Frucht sein. Er ist es, der aus dem Samen, den wir legen die Pflanze wachsen lässt. Wir vollbringen das wenigste daran, wir sind im besten Falle hilfreich dabei. Aber das Wesentliche machen wir nicht. Das Wesentliche geschieht meist ohne, dass wir es wirklich bemerken, im Grunde wie von selbst.

Amen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fürbitten:

Vertrauensvoll bringen wir unsere Bitten vor Gott,
den Ursprung und die Vollendung allen Lebens:

Warum Pflanzen wirklich wachsen, wissen wir heute genauso wenig wie vor 2000 Jahren.
Hilf uns die Welt als deine Schöpfung zu begreifen
und sie nicht unter dem Vorwand der Wissenschaft als Objekt zu mißbrauchen.

Wir bitten Dich, erhöre uns!

In jedem Lebewesen hast du Wachstum und Reifung grundgelegt.
Hilf uns, den Wert alles Lebendigen zu achten.

In uns Menschen hast du eine Sehnsucht eingepflanzt, die alles Irdische übersteigt.
Hilf uns, diese Sehnsucht nicht durch Besitz oder Sucht zuzuschütten,
sondern immer mehr offen zu werden für das, was du mit uns vorhast.

Dein Reich macht nicht viel Lärm und ist kein Medienereignis, wo es anbricht.
Hilf uns die verborgenen Ansätze deiner Gegenwart in dieser Welt zu entdecken,
und staunen zu lernen über die Wunder des Alltags.

So vorsichtig und geduldig wie du dein Reich unter uns wachsen läßt, gehst du auch mit uns um.
Hilf uns mehr Geduld und Liebe im Umgang mit uns selbst und mit unseren Mitmenschen aufzubringen.

In dir ist die Fülle des Lebens.
Hilf uns und unseren Verstorbenen, den Weg in deine Herrlichkeit zu finden.

Denn dein ist das Reich und Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

29. So. Jk. B – 18-.10.09 – „Dienen“

PREDIGT 29. Sonntag i.Jk. B – 18-.10.09 – „Dienen“

Unübersehbar groß war die Zahl, die ich in Indien gesehen habe. Männer und Frauen, Kinder – oft noch im Kindergartenalter, darunter offensichtlich Kranke aber ebenso scheinbar Gesunde und dann wieder ausgemergelte Typen, aber wahrscheinlich auch Professionelle und wohl jede Menge Alkoholiker. Ein typisches Bild an jeder Straßenecke, vermutlich in allen armen Ländern der Welt so anzutreffen. Seit Jahren finden sie diese Menschen auch in Deutschland. Nicht in Verl, aber schon in Gütersloh, Paderborn und Bielefeld. Sie sitzen bei Wind und Wetter in den Fußgängerzonen, manchmal an Kircheneingängen, bei Frauen oft augenscheinlich keine in Deutschland geboren, bei Männern häufig das gleiche Outfit – abgetragene Hosen, etwas schäbiger Pullover. Neben ihnen steht ein kleiner schäbiger Rucksack, zwei Plastiktüten und vor ihnen liegt eine Kappe mit der Öffnung nach oben und davor ein krakelig geschriebenes Schild, oft einfach mit dem Wort „DANKE!“

Ich weiß nichts, gar nichts von dieser Person. Wo und wie sie lebt, welches Schicksal sie auf die Strasse gebracht hat. Meistens schaut sie die Vorbeigehenden nicht an, bettelt nicht aggressiv, sitzt einfach nur da, irgendwie schicksalergeben.

Und dann komme ich – seit der Euroumstellung trage ich mein Kleingeld immer lose in der Tasche, werfe im Regelfall auch immer eine Münze in die Kappe – und gehe dann wieder weiter. Und wahrscheinlich – doch das ist so – finde ich mich ganz toll dabei. Ich Arthur, habe dieser armen Person ja etwas gegeben. Wie viele – die Meisten – laufen einfach vorbei und sehen nicht mal hin, nehmen diese Person scheinbar gar nicht wahr.

Wenn Jesus vom „Dienen“ spricht, meint er etwas ganz anderes. Es geht nicht um die netten Almosen von oben herab, aus der Position des Sicheren, des Besitzenden, des Habenden. Dieser gegebene Euro tut mir nicht weh, Kleinkram, Peanuts, lächerlich! Entschuldigung bitte – aber mir geht es wirklich gut! Bin gesund, arbeite wieder und werde jeden Tag satt!

Aber ich habe auch Jesus verstanden, ich weiß genau was er sagen will. Solange ich von oben herab freundlich gebe hat das mit „Dienen“ nichts zu tun. Ich sonne mich in dem Bewußtsein und der Macht, etwas geben zu können.

Ein solches Geben aber meint nicht wirklich den Anderen. Ein solches Geben meint eigentlich mich. Mir soll es ein wenig besser gehen, ich – manchmal betrifft das auch eine Kirchengemeinde – ich will ein gutes Gefühl haben, geholfen zu haben. Ob es dem Anderen mit dem einen Euro, meinem Euro wirklich besser geht, interessiert mich eigentlich nicht wirklich.

Gott meint es anders – und er macht es uns vor. Er, der große Gott, macht sich klein, um in unser Verstehen hineinzupassen – er wird Mensch, ein kleines Kind.

Und dann – Mutter Teresa hat das auch getan – kniet sich unser Gott in unserem Bruder Jesus vor seinen Jüngern hin, um ihnen die Füße zu waschen. Er dient, er dient auf „Augenhöhe“, nicht im Vorbeigehen, nicht von oben herab. Ihm geht es an keiner Stelle um die Plätze rechts und links von ihm, ihm geht es nicht darum, dass wir uns gut fühlen – auf Kosten anderer. Ihm geht es darum, dass andere in unserer Nähe aufleben können. Es geht Jesus nie um das „Oben“. Jesus geht es immer um das „Unten“!

Das ist schwer, wahnsinnig schwer – viel schwerer als Almosen geben von oben herab.