LIEBE ist:

LIEBE ist:
LIEBE ist was alles überdauert, wenn die Welt sich verändert;
LIEBE ist was tröstet, wenn aller Trost versagt;
LIEBE ist was am Leben bleibt, wenn sich alles totläuft;
LIEBE ist wenn Menschen einander verzeihen,
LIEBE ist wenn Menschen einander vertrauen,
LIEBE ist wenn Menschen einander ernst nehmen,
LIEBE ist wenn Menschen einander zulächeln,
LIEBE ist wenn man einen Freund wissen lässt: Es ist gut, dass es Dich gibt;
LIEBE ist wenn man Andere erträgt und ihnen nichts nach-trägt;
LIEBE ist wenn man nicht aufhört, ein Kind zu lieben, auch wenn es Irrwege geht;
LIEBE ist wenn man für die betet, die man nicht leiden kann
LIEBE ist nicht immer für jedermann sichtbar,
LIEBE ist Vertrauen ohne Vorbehalte.
LIEBE ist wenn man den Anderen als angenehm empfindet und es ihm sagt;
LIEBE ist wenn einer dem anderen an der Silberhochzeit sagt: er würde keine
Sekunde zögern, ihn oder sie wieder zu heiraten;

Wie ist das Sterben?

Wie ist das Sterben?

Ein schwerkranker Junge merkt, dass er nicht wieder gesund wird. Eines Tages fragt er seine Mutter: «Wie ist das Sterben?» Die Mutter erklärt es ihm so: «Weisst du noch, als du klein warst, da bist du oft so herumgetobt, dass du abends viel zu müde warst, um dich auszuziehen. Du bist einfach umgesunken und eingeschlafen. Am nächsten Morgen aber warst du in deinem Zimmer und deinem Bett.

Jemand, der dich sehr lieb hat, hatte sich um dich gekümmert. Dein Vater war gekommen und hatte dich auf seinen starken Armen hinübergetragen. So ist das Sterben. Eines Morgens wachen wir zu einem neuen Tag auf. Denn Jesus hat uns mit seinen starken Armen hinübergetragen, weil er uns sehr lieb hat.» Der Junge wusste nun, dass sein Vater im Himmel ihn mit Liebe erwartet zu einem neuen Leben. Und so ist er einige Wochen später zu ihm gegangen.


Das ist unser Gott! Niemand – Niemand kann tiefer fallen als in seine Hand!

Niemand! Niemand!

DU – Vater Unser

DU –

 

wie heißt DU?

Die einen sagen ABBA,

die anderen MUTTER,

die anderen BRUDER oder

auch HEILIGER GEIST.

DU hast viele Namen.

Wo DU bist,

möchte ich sein.

Komm DU doch zu mir.

Sag mir,

was ich tun soll.

DU weißt was richtig ist,

in jeder Situation.

 

Ohne Liebe werden wir sterben.

Unsere Schuld wird uns töten,

wenn wir die Liebe

nicht großzügig verteilen.

 

Zeige uns den Weg,

damit wir das Ziel erreichen.

 

Denn wo DU bist,

sind wir zuhause.

Mit DIR,

schaffen wir alles.

So geht das Leben!

Amen

 

 

modernes VATER UNSER

Aspri

4. So. Osterzeit A – „Der gute Hirte“

Predigt 4. Sonntag Osterzeit A – „Der gute Hirte“

 

„Und wenn dich ein Fremder anspricht, und wenn er sagt, ‚Komm, ich hab‘ was Schönes für dich!‘, dann geh‘ ja nicht mit! Unter keinen Umständen! Unter keinen Umständen darfst du mit jemandem mitgehen, den du nicht wirklich ganz gut kennst!“ Jedem Kind schärfen wir das immer wieder ein. Und das aus gutem Grund.

Liebe Schwestern und Brüder,

im heutigen Evangelium schärft Jesus Christus selbst uns genau das gleiche ein! Oder besser gesagt: Er geht davon aus, dass wir es wie selbstverständlich beherzigen!

Einem Fremden, dessen Stimme man nicht kennt und von dem man nicht weiß, was er mit einem vorhat, dem kann man nicht folgen! Und selbst dann, wenn man jemanden wirklich gut zu kennen glaubt, selbst dann muss man sich fragen, und sogar immer wieder fragen, was man denn wirklich von ihm weiß, ob er tatsächlich nur mein Bestes will, und ob er es wirklich für mich, oder ob er mein Bestes nicht am Ende für sich haben möchten. Blind zu vertrauen, und blind zu gehorchen, das kann fatale Folgen haben.

Vor sechzig Jahren hat man bei uns, nur allzu deutlich und sehr schmerzlich erleben müssen, was blinder Gehorsam am Ende bewirkt. Und heute frage ich mich wie Menschen nach all den Erfahrungen, die wir in diesem Jahrhundert machen mussten, wie Menschen noch heute so verblendet sein können, dass sie nicht sehen, wie sie von falschen Hirten, denen sie blind vertrauen, nicht auf fruchtbare Weiden sondern auf Schlachtfelder geführt werden. Wer den Kadavergehorsam pflegt, der darf sich nicht wundern, wenn es nach Tod und Verwesung zu riechen beginnt.

Gehorsam zu sein, auf die Stimme eines anderen zu hören, das darf den eigenen Verstand nie ausschalten, das enthebt mich nicht der Pflicht, dass ich mir selbst darüber klar werden muss, was ich tun darf und was nicht, was richtig ist und was trotz aller Anordnungen falsch genannt werden muss. Es enthebt mich nicht der Verantwortung, die ich trotz aller Führer und Hirten dieser Welt für mein eigenes Tun am Ende immer noch selber habe.

Das gilt im Alltag, das gilt in der Politik und das gilt nicht minder in meinem Glaubensleben.

Sicher, wer unbekannte Wege geht, der vertraut sich am besten einem Führer, einem Hirten an. Wer am Ende aber ankommen möchte, der schaue zweimal hin, welchem Hirten er sich anvertraut.

Und Jesus selbst, der eigentliche, der gute Hirte, er liefert uns die Kriterien, an denen wir unsere Hirten messen können. Jesus nämlich ging es immer um den Menschen. Für ihn stand der einzelne und sein Leben immer im Mittelpunkt. Deshalb ist er Mensch geworden, damit wir das Leben haben, und es in Fülle haben.

Hirten im Sinne Jesu haben deshalb auch den Menschen im Blick. Und überall dort, wo Buchstaben und Gebote plötzlich wichtiger werden, als die Menschen für die sie gemacht sind, wo Ideen und Ideologien plötzlich mehr Gewicht bekommen als der einzelne Mensch, dort sind die falschen Hirten am Werk, Hirten, von denen ich mir nur wünschen kann, dass immer weniger Menschen auf solche Führer hören.

Und noch ein zweites Kriterium gibt Jesus selbst uns an die Hand. Falsche Hirten weisen nämlich nur den Weg. Sie sind wie Wegweiser, die starr und unbeweglich in der Landschaft stehen, die allen zeigen, wo sie lang zu gehen haben, die selbst aber den Weg, den sie anderen weisen, keinen Zentimeter gehen. Diejenigen, die vom hohen Ross und großen Sockel aus regieren, die sich selbst zu fein ist mit anzupacken oder sich die Hände schmutzig zu machen, die die Konsequenzen nur andere ausbaden lassen, selbst aber immer fein raus sind, das sind die falschen Hirten.

Der gute Hirt, muss sich an Jesus messen lassen. Er nämlich hat nicht nur einen Weg gezeigt, er ist ihn vom Anfang bis zum Ende mitgegangen. Und dort, wo der Weg am beschwerlichsten wurde, dort ist er sogar vorausgegangen.

Solch einem Hirten kann man folgen, so jemandem kann man vertrauen, ihm kann man sich anschließen. Und all denen, die es hier wirklich wie Jesus halten, allein denen ganz getrost auch.

Amen.

20. So.Jk. A – Mathäus 15 20-28 „Kanaanäische Frau“

Predigt 20. Sonntag i.Jk. A – Mathäus 15 20-28 „Kanaanäische Frau“

Man kann sich den Text für die Predigt oft nicht aussuchen. Ich hätte gerne einen Bogen um diese Geschichte gemacht. Der Jesus, von dem wir hier hören, gefällt mir nicht. Früher habe ich meiner Frau oft lange Briefe geschrieben, weil man manches so leichter sagen kann. Darum habe ich der Frau aus der Bibel auch einen Brief geschrieben.

Liebe kanaanäische Frau!
Ich soll über Ihre Begegnung mit Jesus von Nazareth predigen. Man sollte alte Geschichten nicht immer wieder aufzurühren. Aber auch nach fast 2000 Jahren ist diese Erzählung für mich peinlich, treffender gesagt, ich bin entsetzt. Wahrscheinlich hatten Sie aus Galiläa erfahren, dass ein gewisser Jesus aus Nazareth Menschen in allen Nöten annimmt und ihnen hilft.

Von Krankenheilungen und Dämonenaustreibungen hatten Sie gehört, von seinen tröstenden, liebenden und barmherzigen Worten an die Menschen. Darum wandten Sie sich als Mutter einer schwerkranken Tochter an ihn. Sie hatten größte Sorge um Ihr Kind, das Sie so gern hatten. Es hat sie richtig fertig gemacht.

Darum riefen Sie auch: „Herr, erbarm dich über mich!“

Sogar mit dem Königstitel „Sohn Davids“ sprachen Sie Jesu an und zeigten, dass Sie die Geschichte des Volkes Israel kannten und ihr nahestanden.

Alles, was dann folgte, ist mir absolut unverständlich. Ich weiß ja, wie sich Jesus für Schwache und Benachteiligte eingesetzt hat. Auch ich suche die Nähe Jesu und seine Kraft als Hilfe für mein Leben und meine Sorgen. Dabei weiß ich, dass Gott kein Automat ist, der sofort alle Wünsche erfüllen muss.

Aber was er Ihnen angetan hat, geht über mein Verständnis. Nein, das hätte ich von Jesus nicht erwartet.

Erst sagt er gar nichts – schweigt einfach. Ihr Ruf, Ihre Bitte kommt überhaupt nicht an.

Ich weiß selbst auch, wie weh das tut, wenn Worte ungehört bleiben, wenn jede Antwort auf Anregungen und Bitten ausbleibt.

Es ist wie eine leise, aber umso schmerzhaftere Verachtung. – Aber es wird bei Ihnen ja noch schlimmer.

Jesus spielt sich als Lehrer auf, er spricht zu seinen Jüngern, wohlgemerkt zu den Jüngern, nicht zu Ihnen, vom Ratschluss Gottes.

Er spricht wie ein Richter in letzter Instanz, er redet über seine Aufgaben – unpersönlich, unbarmherzig, lieblos.

Da geht Jesus in das Land der Nichtjuden, um Ihnen zu erklären, dass er nicht für sie da ist. Schlussstrich, Punkt – Gott will es so.

An Ihrer Stelle hätte ich mir das nicht bieten lassen. Nichts regt mich mehr auf als kluges Reden, wenn ein Mensch Liebe nötig hat. Mir, liebe Frau, wäre spätestens hier klar geworden, dass ich an Jesus nicht herankomme, dass er kein Fünkchen Liebe für mich übrig hat.

Aber eigentlich weiß ich nicht, was ich darauf hin getan hätte; so tiefe Verzweiflung ist mir bisher erspart geblieben.

Darum bleibt mir für das was jetzt kommt nur Sprachlosigkeit: Sie fallen Jesus erst recht zu Füßen; Jesus aber vergleicht sie mit einem Hund, dem man nichts Gutes vorwirft. Als leidende und tief traurige Mutter werden Sie offen verspottet. Dazu kann ich nichts mehr sagen. Mir fällt nichts ein.

Aber Sie, Sie gehen auf dieses Spiel ein, lassen sich förmlich von Jesus in den Boden treten. Sie nehmen den Vergleich mit einem Hund an, damit Jesus Sie schließlich doch erhört. Dieses alles geht mir zu weit. Mir tut es aufrichtig leid, gerade auch deswegen, weil ich eigentlich diesen Jesus toll finde und zu ihm gehören will. –

Liebe Frau, ich kann mich zwar nicht für einen anderen entschuldigen, aber Ihnen trotzdem mein Mitfühlen zusichern. Freundlicher Gruß Arthur Springfeld, Verl


Sie werden es nicht glauben liebe Gemeinde, nach 14 Tagen bekam ich Antwort aus Kanaa!

 

 

Sehr geehrter Herr Springfeld!
Ihren lieben Brief habe ich erhalten. Ich verstehe Ihren guten Willen, und danke Ihnen dafür. Sie wollten mir Ihr Mitgefühl zeigen, aber Ihr Brief zeigt gerade das nicht.

Wenn sie mit mir fühlen würden, könnten sie nicht von Peinlichkeit und Entsetzen schreiben. Wissen Sie, was ich fühle? Ich bin glücklich, unbeschreiblich glücklich über das, was mir geschehen ist.

Sie haben sich ein Bild von Jesus gemacht; so muß er sein und nicht anders.

Bei mir war er aber ganz anders; trotzdem ist die Begegnung mit ihm ein Wendepunkt in meinem Leben geworden. Die Krankheit meiner Tochter machte mir Angst und lag wie eine dunkle, schwere Wolke über meinem Leben. Ich litt mit ihr und konnte ihr nicht helfen. Alle medizinische Hilfe versagte. Ich wusste, auch hier ist Gott im Spiel, aber ich habe ihn nicht verstanden. Ich wusste nicht, warum mir dieses schwere Leid gegeben war. Aber nur Weniges im Leben ist so klar, dass man es eben schnell einfach erklären kann.

Als ich dann von diesem Jesus aus Galiläa hörte, kam Hoffnung auf ein gutes Ende auf.

Ich fühlte, dass er mich nicht enttäuschen würde. Dann wurde erzählt, dass er sogar ins nichtjüdische Land gekommen war. Da hatte ich auf einmal den Gedanken: Er kommt nur meinetwegen.

Ich brach auf, ihn zu suchen. Das war nicht schwer. Ich brauchte mich nur zu erkundigen. Die Menschen erzählten gern von ihm.

Als ich Ihn dann sah, sprudelte alle Not und meine ganze Hoffnung aus mir heraus. Ich war sicher, dass nach den dunklen Wolken jetzt Licht kommt.

Hinter allem Unfassbaren, Unbegreiflichen verbirgt sich der Gott, der uns liebt. Und der stand vor mir.

Das Bitten und Rufen fiel mir überhaupt nicht schwer. Jesu Schweigen sagte mir: Er weist mich nicht ab. Es war keine Verachtung, sondern ein Eintauchen in meine Dunkelheiten. Wir beide gingen im Dunkeln aufeinander zu, und auch Jesus musste erst den Weg zu mir suchen.

Die Jünger haben das nicht verstanden. Sie wollten mich wegschicken. Sie stellten sich zwischen mich und Jesus. Klar, Jesu Antwort war dann wirklich sehr mißverständlich. Aber sie beschrieb eigentlich genau meine Gottesferne. Auch hier schien Jesus seinen Weg zu suchen. Ich hörte keinen Richterspruch, sondern sein lautes Nachdenken.

Warum sollte Jesus über die Grenze zu den Nichtjuden gehen, wenn er sie dann wieder aufrichten will?

Ich war nicht verzweifelt, sondern mir auf einmal noch sicherer: Hier und heute beginnt etwas ganz Neues.

So wollte ich Jesus ganz nah sein. Mit meinem Niederfallen breitete ich mein ganzes Leben, mein Unglück und meine Sorgen vor ihm aus. Dass er mich dann Hündchen nannte, war für mich nichts Schlimmes. Gott liebt doch auch die Tiere. Und mein Leben war eben keins am feinen Tisch, sondern eher ein Hundeleben.

Ich war mir absolut sicher, dass Jesus niemand Liebe wegnehmen muss, wenn er mir davon nur ein wenig abgibt. Und das sagte ich ihm auch.

Damit war das Unfassbare, Unbegreifliche geschehen. Ab diesem Augenblick war alle Last, war alle Dunkelheit und Angst von mir genommen. Meine Tochter wurde gesund.

Jesus sagte nichts mehr, nur, dass er meinen Glauben bewunderte. Aber ich habe diesen Glauben nicht selbst hervorgebracht, das hat Gott getan.

Ich konnte erleben, dass Vertrauen alles ändern kann. Nicht die Leiden und Widerstände sind entscheidend, sondern das, was Gott für uns bereit hält.

Oft sehen wir es nicht.

Aber der Glaube gibt die Gewissheit: Hinter aller Dunkelheit wartet ein Gott voller Liebe um und für uns. Kein Leiden ist schön. Aber es ruft uns auf, es schreit uns an, uns ganz und allein auf diesen Gott zu verlassen.

Diese Begegnung hat mich, sie werden das nun verstehen, ganz tief glücklich gemacht.

Es musste alles so sein. Ich bin dankbar dafür.
Shalom – Friede sei mit Ihnen! – und dann eine unleserliche Unterschrift.

31. So. A, Mt 23, 1 – 12 Der Größte ist der Diener

31. Sonntag A, Mt 23, 1 – 12 Der Größte ist der Diener

 

Wenn ich wirklich mutig wäre, dann würde ich meine Predigt heute so anfangen: Lasst uns doch mal schauen wie das Evangelium aus der Zeit Jesu in der heutigen Zeit und Sprache uns was Hilfreiches zum Leben sagen kann.

In neuzeitlichem Text könnte es bei Matthäus dann ungefähr folgendermaßen heißen:

„Die Bischöfe, die Pastöre, die Diakone, die Religionslehrer verkünden das Wort Gottes und das ist gut so!

Danach sollt ihr Euch richten und danach handeln.

Aber nach ihrem Verhalten richtet Euch nicht!

Sie wollen Diener sein, aber am liebsten in den höchsten Positionen.

Was sie aus Gottes Wort machen, das sind schwere, zu schwere Lasten für Euch.

Sie selbst kümmern sich auch kaum darum und sie spielen sich in der Kirche, in der Gesellschaft und Öffentlichkeit auf, leben blendend und lassen sich zu gerne beweihräuchern.“

 

Natürlich bin ich nicht so mutig, meine Predigt so anzufangen.

Wahrscheinlich käme an vielen Stellen dann auch helle Empörung auf.

 

Oder meinen Sie, es würde sich keiner aufregen?

Vielleicht würden einige sagen, na ja, so pauschal kann man das auch nicht sagen.

 

Aber einige würden doch sagen: Jawohl, Genau, so ist das, das ist auch unser Eindruck.

Da werden aus Gottes Froher Botschaft schwere Lasten gemacht.

Da werden seit Jahrhunderten Fassaden aufrecht gehalten, die längst morsch sind und stinken. Da herrscht doppelte Moral und alles wird dann fein säuberlich unter dem Mantel scheinbarer Heiligkeit verborgen.

 

Wahrscheinlich gäbe es ja doch keine Empörung wenn ich meine Predigt so anfinge.

Vielen würde ich vielleicht genau aus der Seele sprechen.

 

Ehrlich, manchmal denke ich, Jesus würde wahrscheinlich heute genauso sprechen.

Jesus hat zu seiner Zeit kein gutes Haar an den religiösen Führern seines Volkes gelassen.

Bilden wir uns doch bloß nicht ein, dass er heute nicht mit uns ins Gericht gehen würde.

In dieser Kirche die ich liebe und unterstütze, die sich zu Recht auf ihn zurückführt, hätte er mindestens genau so viel zu beanstanden, anzuprangern und zu beklagen wie damals.

 

Wahrscheinlich würde er sagen:

Schaut nicht auf den Eiertanz, der da wegen Frauen in der Kirche oder wegen des Zölibats aufgeführt wird.

Schaut nicht auf die Richter, die gescheiterte Beziehungen verurteilen und keinen Neuanfang mit Liebe und meinem Segen zulassen.

Schaut nicht auf das Bild, das die Kirche gerade in der letzten Zeit in der Öffentlichkeit abgibt. Schaut nicht auf dieses so traurige Bild.

Aber sicher würde er auch sagen: Diakon, mach mal halblang und übertreibe nicht. Viele haben Ihr Leben und ihren Dienst ganz in meinem Sinne gelebt. Meine Botschaft haben sie ehrlich gelebt und verkündet. Und DU Diakon, lässt es in vielem auch am guten Beispiel fehlen.

 

Wahrscheinlich würde er weiter sagen:

Leute, Freunde, Brüder und Schwestern, lasst Euch die Freude nicht nehmen, die Freude am Evangelium.

Lebt diese meine Frohe Botschaft vor Ort, in Euren Familien und Gemeinden.

Da wo der Nächste erfahren kann und spürt, wie gut es tut, wenn einer des Anderen Last trägt. Da wo man sich in der Not gegenseitig im Glauben tröstet und einander Halt gibt.

    

Spürt täglich wie gut das tut, wenn man Leben mit anderen gemeinsam, und aus der Verantwortung im Glauben heraus, sinnvoll und sinnbringend und hilfreich gestalten kann.

Darauf schaut Freunde, und dann lebt so.

Ihr dürft jede Stunde, jeden Tag und jedes Jahr neu anfangen, so wie Eure Kinder auch.

Dann seid ihr auf der richtigen Seite.

Umformulierten Seligpreisungen aus der Bergpredigt können uns vor Augen führen, wie unser Dienst im Geiste Jesu aussehen könnte:

 

 

„Selig der Mensch, der Stück für Stück
sein Leben in die Dienste der Mitmenschen stellt.
Selig die Füße, die stundenlang
über staubige Wege marschieren, um Kranken zu helfen.
Selig der Mund, der immer wieder
Worte des Mutes und des Trostes findet.
Selig die Hände, die frei sind,
um Ausgestoßene zu umarmen.
Selig die Ohren, die Tag und Nacht
offen sind, die Klage der Leidenden zu hören.
Selig die Augen, die sehen
die nicht-vergossenen Tränen der Armen.
Selig das Herz, das nicht müde wird
zu schlagen, um Wärme auszustrahlen.
Selig der Mensch, der sein ganzes Leben lang
ein Mensch bleibt.“

Amen.

33. So. Jk. A (Mt 25,14-30) – Talente

33. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr A (Mt 25,14-30) – Talente

Das ist eine Sprache, die wir verstehen!

Da redet gerade in diesen Tagen jeder mit.

Wenn’s nämlich um Geld geht, dann sind diese Dinge sonnenklar.

Gar keine Frage: Wenn ich jemandem Geld anvertraue, dann möchte ich es auch wieder zurückbekommen. Und je mehr ich irgendwo anlege, desto größer muss der Betrag sein, der am Ende dabei herausspringt.

Das ist eine Sprache, die wir verstehen.

Ein besseres Bild hätte Jesus gar nicht wählen können.

Der Vergleich mit dem Geld macht am allerbesten deutlich, dass auch Gott ziemlich sauer reagiert, wenn mit seiner Kapitaleinlage leichtsinnig gezockt und nachlässig umgegangen wird. Wenn sein Vermögen missachtet oder in den Sand gesetzt wird – ist er genau so sauer, wie jeder andere Banker oder Investor auch.

Liebe Schwestern und Brüder,

wir müssen uns jetzt nur noch fragen, was ist das denn für ein Kapital, das Gott hier anlegen möchte.

Denn dass es ihm nicht um Geld geht, das ist eigentlich hinreichend bei jedem bekannt.

Aber was vertraut er uns hier dann an?

Was soll sich bei uns vermehren?

Und was fordert er von uns mit Zins und Zinses-Zins zurück?

 

Ich bin sicher, eine Deutung, die kennen Sie alle, und die ist ja so geläufig, dass sie selbst unsere Sprache geprägt hat. Nicht umsonst sprechen wir ja ausgehend von diesem Gleichnis des Evangeliums von Talenten.

Talente haben wir empfangen, innere Anlagen, unsere Möglichkeiten und Fähigkeiten, die wir entfalten und ausbauen sollen.

Aber ich glaube, dass sich hinter diesem Evangelium eigentlich noch viel mehr versteckt. Ich glaube, dass Jesus mehr meint, als nur unsere Talente, Stärken und Anlagen.

Gott vertraut uns ganz andere Güter an.

Güter, die für ihn das wertvollste auf der Welt sind, weit wertvoller als alle Schätze, die wir uns ausmalen können.

Das, was er uns eigentlich anvertraut, das nämlich sind Menschen!

Jedem von uns vertraut er, so wie er den Dienern im heutigen Evangelium ganz gewaltige Schätze übergibt, jedem von uns vertraut er Menschen an.

Eltern werden ihre Kinder anvertraut, junge Menschen, die eine Zeitlang bei ihnen wohnen, die von ihren Eltern behütet werden, und die für sie sorgen, und deren Leben und Stärken sie mehren sollen.

Irgendwann später sind den Kindern dann ihre Eltern anvertraut, Menschen, denen sie gerade im Alter und bei Krankheit helfen können, dass die Qualität ihres Lebens nicht stärker leidet, als es unbedingt sein muss.

Ihm oder ihr ist der Partner oder die Partnerin anvertraut.

Uns allen aber auch all diejenigen, die allein nicht mehr zurechtkommen, die ganz einfache unsere Hilfe brauchen, und deren Los nicht zuletzt in unsere Hände gelegt ist.

Gott vertraut uns andere Menschen an, das Geschick seiner Geschöpfe, legt er in unsere Hände.

Und damit vertraut er uns im Grunde einander gegenseitig an – und selbst über Grenzen und Ozeane hinweg, wie sich im Engagement vieler Verler Bürger auch zeigt. Hospizarbeit, Krankenbesuche, Warenkorb, Hütti‘ Hilfe und andere caritative Dienste sind nur einige von vielen möglichen Beispielen.

Wir können uns jeden Tag und immer wieder gegenseitig beschenken, wir können einander das Leben mehren, und diesem Leben eine ganz neue Qualität geben.

Wir können es! Yes, we can! Und wir wollen es!

Und Gott baut darauf. Er baut darauf, dass das Vertrauen, das er in uns investiert, dass dieses Vertrauen Zinsen trägt.

Gut, er weiß auch, dass wir kaum Wunder vollbringen werden, dass wir Begrenzungen haben.

Er weiß wahrscheinlich weit besser als wir, dass wir Menschen nicht die Anlageform mit der höchsten Rendite sind.

Aber unser Gott sucht eben nicht die schnelle Mark.

Ihm scheint es zu reichen, wenn wir gemeinsam Schritt für Schritt der Fülle des Lebens – langsam – immer näher kommen – und auch wenn wir dabei nicht immer messbaren Ertrag bringen, und der Gewinn von manchen nicht gesehen wird.

Wenn wir Gottes Vertrauen nicht enttäuschen weil wir uns anstrengen, dann dürfen wir sicher sein, dass er am Ende dann, wenn er das Leben von uns zurückfordert, dass er dann ganz sicher auch zu uns sagen wird:

„Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, komm, nimm teil an der Freude deines Herrn.“


 

4. So. Fastenzeit B (Joh 3,14-21) Laetare – Gerechtigkeit

Predigt 4. Sonntag der Fastenzeit B (Joh 3,14-21) Laetare – Gerechtigkeit

Sie kennen wahrscheinlich alle die Geschichte aus dem kurzen Buch Jona, wo es um den Propheten geht, denn Gott nach Ninive schickt.

Ninive ist eine große alte Stadt im heutigen Irak, dort soll, damals jedenfalls, das Böse seine Auswüchse haben und nahezu jeden betreffen.

Und Jona will, dass Ninive endlich bestraft werden soll und dass Gott diese Stadt zerstört. Alles soll dem Erdboden gleich gemacht werden.

Aber – der Herr tut es nicht, und Jona ist böse, ja zornig auf Gott heißt es, weil er offenbar so ungerecht ist. Jona ist böse, weil Gott wieder mal die Sünder verschont und am Leben läßt.

Und was sagt Gott zu Jona? „Mir sollte es nicht leid tun um Ninive? diese große Stadt mit mehr als 120.000 Menschen die da leben und dazu noch das ganze Vieh?“.

 

Liebe Kinder, liebe Schwestern und Brüder,

ich bin begeistert. So ist unser Gott!

So schnell greift unser Gott nicht ein und lässt Feuer vom Himmel fallen, nicht auf die Bösen und Ungerechten und schon gar nicht auf die Unschuldigen.

Das mögen Menschen nicht verstehen, der eine oder andere von Ihnen vielleicht auch nicht. Menschen verlangen immer nach Gerechtigkeit, vor allem bei Gott.

Gott muß die Menschen doch nach ihren Taten beurteilen.

Er muß doch all die, die Schlechtes und Böses tun bestrafen!

Und wenn er das nicht in diesem Leben, bei den Lebendigen macht, dann doch wenigstens sollen sie nach dem Tod schmoren und büßen.

Wahrscheinlich hat diese Auffassung was mit dem Hunger nach Gerechtigkeit der Menschen zu tun.

 

Liebe Kinder, liebe Erwachsene, da kann ich nur warnen, sich in der Beurteilung Gottes von solch einem Gerechtigkeitshunger leiten zu lassen.

Wer nach dieser Gerechtigkeit verlangt und Gott dazu zwingen möchte andere Menschen und dadurch natürlich auch sich selbst, nach diesen Gerechtigkeitskriterien zu beurteilen – also der tut mir wirklich leid – denn das ist dann einer der wenigen, der sich in der Hölle wiederfinden wird.

Wie kommen Menschen eigentlich dahin, sich auf ihre eigene Gerechtigkeit so viel einzubilden?

In der Bibel heißt es ohne dass man daran etwas interpretieren könnte ganz eindeutig und klar: Keiner – nicht mal einer, wird nur durch das Erfüllen der Gebote, durch das Bauen auf seine eigene Gerechtigkeit das Heil erlangen.

Allein dieser Weg führt keinen Menschen zum eigentlichen himmlischen Ziel. Paulus sagt uns ganz klar und eindeutig: Das Gesetz spricht am Ende jedem den Tod zu.

Das mögen sich doch mal alle, die von Gott verlangen, dass er nach Recht und Gesetz zu urteilen habe, ganz deutlich vor Augen halten.

 

Wir alle, jeder von uns, selbst der Politiker muß damit aufhören, die eigene Leistung in den Vordergrund zu rücken.

Wir alle müssen aufhören wollen, danach beurteilt zu werden was wir tun und was in uns steckt.

Im Stillen und Geheimen wird jedem von uns klar, wie blamabel das ausgehen würde!

 

Gott sei Dank, ist Gottes Gerechtigkeit eine andere als unsere.

Die Geschichte von Ninive und Jona macht das ganz klar und deutlich und das Gleiche hören wir im heutigen Evangelium, der wirklich Frohen Botschaft.

 

Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit er den Mist, den wir gemacht haben wieder richtig macht und so die Menschen und die Welt rettet.

Gott leidet mit jedem Menschen, jedem Einzelnen. Gott fühlt mit jedem Einzelnen und will keinen, gar keinen verlieren.

Weder Sie, weder Euch, nicht mal mich, kein Kind, keinen Erwachsenen, keinen Soldaten in Afghanistan, kein Kind im Schulbus in der Schweiz – nein er will nicht mal die Tiere verlieren.

 

 

 

 

 

 

 

Und was müssen wir dafür tun. Das Einzige ist: Wir müssen Gott diesen Wunsch, diesen Willen auch abnehmen.

Wir müssen Gott glauben, dass er unser Heil möchte, dass er uns das Leben schenkt, dass er unseren Namen kennt und es unendlich gut mit uns meint.

Wer das glaubt, wird nicht gerichtet, sagt das heutige Evangelium. So geht Frohe Botschaft!!

 

Unser Gott beurteilt uns als erstes nicht nach dem was wir tun oder was wir nicht tun.

 

Gott beurteilt uns ausschließlich nach seinen Kriterien, nach seinen Maßstäben.

Und dieser Maßstab ist nur und ausschließlich seine Liebe zu und Menschen.

 

Sie kennen wahrscheinlich alle dieses dümmliche Karnevalslied: „Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel!“ Liebe Mitchristen – weil wir so brav sind – sicher nicht!

Aber weil Gott uns liebt, und weil und wenn wir ihm das glauben und abnehmen.

 

Wenn wir uns von ihm an die Hand nehmen lassen und zu ihm führen lassen, deshalb könnte es aber tatsächlich so sein.

Und wenn es nach Gott geht – dann wird es auch so sein, „denn dies hat Gott uns zugesagt: Wer an mich glaubt, sei unverzagt!“

5. So. Osterzeit B „Weinstock“ (Mai 2012)

5. Sonntag Osterzeit B „Weinstock“ (Mai 2012)

Rehagel, Daum, Klinsmann, die anderen vielen Namen fallen mir nicht ein. Aber das sind oder auch waren alles Trainer von angesehenen Fußballvereinen. Und bumms – weg waren sie – oft über Nacht. Viele wären gerne geblieben, trotz allem was gegen das Dableiben sprach: Die Serie von Niederlagen, der drohende Abstieg, die Pfiffe der Fans, vielleicht auch der Aufstand der Mannschaft. Und dann natürlich, die Besserwisser in Presse und Fernsehen.

Mancher der Trainer hätte sicher gerne noch bewiesen, dass sein Konzept doch funktioniert, dass sie damit doch aufsteigen oder Meister werden können. – aber wer weiß?

Der Verein, der Vorstand, die Mannschaft stand nicht mehr hinter ihnen. Um mit der Bibel zu sprechen: Die Reben verließen den Weinstock. Beim Fußball ist es genau anders als in der Bibel. Da wird der Weinstock gerodet – der Trainer – und man behält die Reben. Ob die Spieler mit einem neuen Trainer Frucht bringen oder ob sie verdorren, wird sich zeigen, spätestens zum Ende der Saison.

Wenn es nicht mehr weitergeht, wenn es nicht mehr auszuhalten ist, muss einer gehen.

Klinsmann, Daum, Rehagel sind da nur einige von vielen.

Viele Menschen halten es in Deutschland nicht mehr aus. Rund 150.000 gehen jedes Jahr ins Ausland; es gibt Fernsehserien, die über die Auswanderer berichten.

Und auch in unserem Land verlassen Menschen ihre Heimat, ziehen vom Osten in den Westen, vom Norden in den Süden, der Arbeit hinterher.

Wenn Beziehungen nicht mehr stimmen, wenn Ehen kriseln, dann geht einer, zieht aus. Manchmal gehen sogar beide, und nur noch die Kinder bleiben in der gemeinsamen Wohnung zurück.

Irgendwann gehen auch die Kinder aus dem Elternhaus, um zu studieren oder um eine eigene Familie zu gründen, ihr eigenes Haus zu bauen.

Aber wer geht, lässt jemanden zurück.

Bei den Auswanderern sind es die Nachbarn und Freunde, die zurückbleiben. Die Gemeinden, die – gerade im Osten Deutschlands, ich habe es diese Woche gesehen – geradezu entvölkert werden und sich nicht mehr entwickeln können.

In den gescheiterten Beziehungen und Ehen bleibt eine oder einer zurück mit der Verantwortung für die Kinder, mit dem Gefühl, in den Scherben sitzen zu bleiben.

Und wenn die Kinder ausgezogen sind, sitzen die Eltern in dem nun stillen Haus und spüren mit einem Mal, wie alt sie geworden sind.

Auch Jesus befürchtet, dass seine Jünger gehen könnten. Das ganze Evangelium hört sich an wie ein Werben ums Dableiben. So, als seien die Jünger schon auf dem Sprung und müssten auf alle nur erdenkliche Weise vom Bleiben überzeugt werden.

Darum spricht Jesus vom Weinstock und seinen Reben: Ein Stamm und seine Zweige – enger kann man nicht verbunden sein. Ohne Verbindung zum Stamm muss der Zweig vertrocknen. Ohne den Weinstock kann die Rebe nicht existieren.

Jesus wirbt für’s Bleiben – dabei ist er es, der geht.

Was Jesus seinen Jüngern von sich als dem Weinstock und ihnen als den Reben sagt, steht in den „Abschiedsreden“ des Johannesevangeliums: Vier lange Kapitel, die Johannes vor den Beginn der Leidensgeschichte gestellt hat, vor den langen Abschied, der durch die Tiefe des Todes in himmlische Höhen führt. Ein Abschied, der Jesus endgültig von seinen Jüngern trennt – um ihn so für immer mit ihnen zu verbinden.
Und zu dem Wissen um die nahende Trennung von den Jüngern kommt die Ahnung, dass die Jünger sich von ihm trennen könnten, wenn er erst nicht mehr da ist.

Denn es ist nicht leicht, mit jemandem verbunden zu bleiben, den man nicht mehr sieht.

Davon können alle ein Lied singen, die versuchen, eine Wochenendbeziehung zu führen. Die eine Freundschaft zu jemandem aufrecht erhalten wollen, der oder die in eine andere Stadt, ein anderes Land gezogen ist. Die die Verbindung zu den Eltern, den Großeltern oder den Verwandten halten wollen, nachdem man eine eigene Familie gegründet hat.

Jesus will, dass seine Jünger bleiben. Dass sie „in ihm“ bleiben, wie die Rebzweige am Weinstock. Und dass sie seine Jünger bleiben.
„Bleib doch noch “ – so bitten Eltern ihre Kinder, bittet die Oma den Enkel. Aber es drängt sie hinaus, die Kinder, die Enkel, den Partner, sie wollen nicht bleiben.

Jetzt könnte man auch klagen über die, die nicht in der Gemeinde bleiben wollten, nicht in der Kirche; die irgendetwas – oder irgendwer – hinausgedrängt hat.

Wer zurückbleibt, bittet, klagt. Und droht vielleicht auch manchmal unverhohlen, wie Jesus den Zweigen droht, die sich partout vom Weinstock trennen wollen: „Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie müssen brennen.“
Ob seine Drohung Erfolg hatte? Oder provoziert sie nicht dazu, jetzt erst recht den Schnitt zu machen?
Wer zurückbleibt, hat nicht viel mehr als Worte, um den aufzuhalten, der davonziehen will.

Wer zurückbleibt, hat nicht viel mehr als Worte.
Was vermögen Worte gegen den Reiz des Neuen, gegen die Verlockungen des Aufbruchs, gegen ein neues Leben?
Worte haben keine Kraft; sie können einen Menschen, der gehen will, nicht aufhalten.
Und zugleich haben Worte alle Macht der Welt.

Worte können, wie Jesus sagt, „rein“ machen: Sie können reinen Tisch machen und Fehler und Schuld vergeben; sie können einen Menschen anders da stehen lassen, als andere ihn sehen; sie können ein neues Leben schenken mitten im Alten.
Worte können den abwesenden Menschen ganz nah sein lassen – auch ohne SMS und eMail.
Worte können Sehnsüchte und Träume wecken, Worte können Dinge, Menschen, die Welt verändern. Worte können am altbekannten Ort alles neu erscheinen lassen.

Jesus kommt zu uns durch das Wort, und wir bleiben durch das Wort mit ihm verbunden, ob wir gehen oder bleiben. Auch wenn wir gehen, wird die Verbindung nicht zerreißen. Aber wir müssen nicht gehen, um neue Dinge, neue Welten zu entdecken.
Jesus, das eine Wort Gottes, macht uns frei zu entscheiden, ob wir gehen wollen oder bleiben. Wir müssen nicht. Wir können uns entscheiden.

Auch dafür, zu bleiben.

Dreifaltigkeitssonntag 2012 – Kolpingschützenfest

Dreifaltigkeitssonntag 2012 – Kolpingschützenfest

„Der liebe Gott sieht alles!“ -Das ist ein Satz, der vielen Menschen Angst macht und auch Angst gemacht hat.

Kann ich verstehen, denn lange Zeit wurde – gerade in der Erziehung oder im Religionsunterricht – mit diesem Satz Druck gemacht.

Eltern, Lehrer und auch Vertreter der Kirche haben bei diesem Satz häufig den Zeigefinger erhoben und gesagt: „Denk daran, mach nichts Böses, Falsches oder gar Unanständiges; Gott sieht alles! Und er wird dich zur Rechenschaft ziehen.“

Und besonders deutlich wurde diese Aussage dann noch mit der Darstellung eines Dreiecks gemacht, in dem sich ein Auge befand. Die Älteren unter uns haben das oft gesehen. Das Dreieck stand für dieDreifaltigkeit Gottes – Vater, Sohn und Heiliger Geist – und das Auge dafür, dass er uns überwacht. Viele alte Künstler haben versucht die Dreifaltigkeit so darzustellen.

„Ein Auge ist, was alles sieht, selbst was in dunkler Nacht geschieht.“

Das hat Angst gemacht. Angst vor einem Gott, der alles kontrolliert, jedes Fehlverhalten des Menschen merkt und aufschreibt und jedem und jeder am Ende des Lebens die Rechnung präsentiert.


Die Bibel kennt Gott als einen Richter. An vielen Stellen steht das so und ich glaube, das ist auch so. Wir dürfen und können nicht tun was wir wollen. Gott hat eine Erwartungshaltung an uns.

Gott verlangt Rechenschaft von uns! Er wird fragen: Warum warst Du oft so lieblos? Was hast Du den Kindern, die ich Dir geschenkt habe, vorgelebt? Warum hast Du nicht die Hand zur Versöhnung gereicht?

Und nicht nur mit mir wird er ein ernstes Wort reden, und jeder von uns wird spätestens dann erkennen wie traurig wir Gott unseren Schöpfer gemacht haben.

Aber Gott wird sicher am Ende der Tage wieder für Gerechtigkeit sorgen, indem er als Richter

das wieder richtig macht, was wir falsch gemacht haben,

indem er da heilt, wo wir unheil waren, indem er da liebt wo wir lieblos waren und versagt haben.

Und Gott wird die wieder aufrichten und froh machen, die ganz unten waren, kaputt, gedemütigt, zerstört. Auch alle die, die unter die Räder gekommen sind, wird er zu einer neuen Größe führen und ein neues Gesicht geben.

 

Und zur biblischen Botschaft gehört genauso das Bild von Gott als dem barmherzigen Vater, der sich freut, dass der verlorene, der missratene, der vom Wege abgekommene Sohn wiederkommt.

Der dem Sohn – und der Tochter auch nicht, keine Vorhaltungen macht, sondern ihn oder sie bedingungslos wieder aufnimmt, ohne Bedingungen.

 

Der Satz: „Gott sieht alles“ muss mir keine Angst machen, ganz bestimmt nicht!

Im Gegenteil, dieser Satz, er kann befreien, er kann mir Luft geben.

Denn hier ist einer der mich einfach nur lieb hat und dem kann ich nichts vormachen – und dem muss ich auch nichts vormachen.

Bei ihm muss ich nicht so tun, als sei ich immer gut, als sei mein Verhalten und mein Leben und mein Denken immer einwandfrei.

Mein Gott kennt meine Schattenseiten, meine Ecken und Kanten. Mit ihm und zu ihm kann ich immer und in jeder Situation ganz ehrlich sein. Und das schöne ist: alles bleibt unter uns. Und wenn Jesus sagt: Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage, dann meint er auch: Ich geh mit Euch, und ich bin in Euch – immer!

Ob ich sitze oder stehe, du weißt von mir. Von fern erkennst du meine Gedanken.

Ob ich gehe oder ruhe, es ist dir bekannt; du bist vertraut mit all meinen Wegen.

Noch liegt mir das Wort nicht auf der Zunge – du, Herr, kennst es bereits.

Du umschließt mich von allen Seiten und legst deine Hand auf mich.

Zu wunderbar ist für mich dieses Wissen, zu hoch, ich kann es nicht begreifen.

Adolf Kolping hat das begriffen. Darum konnte er diese mittlerweile weltumfassenden Kolpingfamilien initiieren und Leben geben.

 

Darum feiern wir eigentlich jeden Tag und jeden Sonntag „Schützenfest“. Denn Schützenfest kommt nicht von schießen, sondern von beschützen und beschützt sein.