05.10.06 „Was sollen wir wählen – was dürfen wir hoffen?“

Wort zum Sonntag Oktober 2006 „Was sollen wir wählen – was dürfen wir hoffen?“

Vor ca. 2500 Jahren wurden die Klagelieder des Alten Testaments geschrieben. Der Dichter beschreibt den Zustand seines Volkes, das Daniederliegen der Wirtschaft, die Zerstörung des Landes. Die Not war so groß damals, dass selbst die Toten beneidet wurden. Die Menschen verhungerten, der ganze Staat war zusammengebrochen und es herrschte das Faustrecht. Ähnliche Bilder habe ich im Fernsehen jetzt aus New Orleans gesehen, nach der Hurrikankatastrophe. Über Tage – bis heute – herrschte Chaos und Anarchie. Die Naturbedrohung ist weg aber jetzt bekriegen sich die Menschen untereinander, plündern und morden, vielleicht auch um ihr eigenes Leben zu retten, um nicht zu verhungern.

Wie kann man unter solchen Verhältnissen noch leben, wie kann man noch nach Vorne schauen? Ähnliche Situationen gibt es an vielen Stellen dieser Erde. Wie findet man wieder Hoffnung, wieder Vertrauen, wieder Zuversicht.

Liebe Leser, wer solche Katastrophenzustände nicht selbst erlebt hat, kann sich wahrlich nicht vorstellen wie das ist wenn man alles verliert, Hunger und Durst leidet und der Tod einem im Nacken sitzt. Die Alten, die jetzt um Ihre Renten bangen, wissen wovon ich rede.

Uns hier – besonders in Verl – geht es dagegen gut. Eigentlich müssten wir lachen und singen, tanzen und jubeln, müssten uns des Lebens freuen und von morgens bis abends Halleluja singen. Aber es ist doch merkwürdig – wir machen das nicht, wir lieben die Beerdigungsstimmung, wir geben der Freude im Gesicht oft wenig Platz. Wir sehen das Elend beim Anderen, aber erkennen unser eigens Glück nicht. Es gibt bereits Depressionsbarometer auf denen aktuell veröffentlicht wird, wie deprimiert wir Menschen in Deutschland doch sind. Und an diesem Sonntag fragen sich aus dieser Not heraus dann viele: „Was sollen wir eigentlich noch wählen – was dürfen wir eigentlich noch für unsere Zukunft hoffen?“

Ob es einem schlecht geht, oder ob man das Gefühl hat, dass es einem schlecht geht, das sind zwei paar Schuhe.

Wo ist die Lösung? Der Psalmist schreibt: Ich will mich an etwas anderes erinnern, damit meine Hoffnung wiederkommt.

Das Gute im Leben ist schnell vergessen, dafür kommen im Wahlkampf jetzt markante Sprüche, schöne Wahlversprechen, die Mut machen sollen. Starke, durchsetzungskräftige Männer oder Frauen braucht das Land. Der Staat muss das endlich gut regeln. Von uns eine gute Wahl? Der Psalmist sagt: Ihr Mächtigen, warum liebt ihr den Schein und sinnt auf Lügen?

Meine Kinder konnte ich auf einer sehr langen Wanderung nur damit bei Laune halten, dass ich hinter jeder Bergkuppe eine Pommesbude vermutete. Lange konnte ich das nicht durchhalten. Leere Versprechungen sind gefährlich, für den der sie abgibt aber besonders für den der sie glaubt. Viele Parteien versprechen uns wünschenswerte Dinge, Süßigkeiten hinter dem nächsten schweren Berganstieg, aber bestenfalls zeigen sie uns nur das Bonbonpapier. Kinder würden darauf nicht reinfallen.

Die Wahrheit gab es schon vor 2500 Jahren: Ihr Mächtigen, warum liebt ihr den Schein und sinnt auf Lügen?

Solange wir noch eine Wahlmöglichkeit haben, sollten wir sie auch verantwortlich nutzen, müssen wir sie nutzen. Am Sonntag wählen heißt: nach Vorne in die Zukunft schauen, unsere Hoffnung auf Veränderung setzen, die Ärmel aufkrempeln und sich nicht von Schreckensbildern und leeren Versprechungen irritieren lassen.

Ob es einem schlecht geht oder man nur das Gefühl hat, dass es einem schlecht geht, das sind immer noch zwei verschiedene Dinge. Auch in Verl geht es nicht allen gut, auch in Verl haben viele Menschen Sorgen, daran muß man arbeiten, das kann man verbessern.

Tausende von Menschen (meistens Kinder) sterben täglich in den Hungerzonen der Welt, die Folgen des Wirbelsturms in Amerika – mein Gott ist das furchtbar, aber die Benzinpreis-erhöhung um 20 Cent, das ist wahrlich eine Katastrophe und wenn ich auch noch auf die Pendlerpauschale und andere Steuervergünstigungen verzichten soll, wovon und wofür soll ich dann noch leben?

Worauf setzen wir unsere Hoffnung? Von Gottes Güte kommt es, dass wir noch leben. Seine Liebe ist jeden Morgen neu und seine Treue unfassbar groß.

Liebe Leser, in dieser Zuversicht, mit dieser Hoffnung dürfen wir immer wieder Neues wagen, können den Mut aufbringen positiv zu denken und nach Vorne zu schauen. Wir können uns auf Neues einlassen, weil es uns eigentlich ganz gut geht. Nur wer nicht wählt, hat schon verloren.

? „Drei Dinge braucht der Mensch“

Wort zum Sonntag (?) „Drei Dinge braucht der Mensch“

Drei Dinge braucht der Mann: Feuer, Pfeife und …… eine bestimmte Tabaksorte. Ein Spruch den man von früher aus der Werbung kennt.

Sie, eine Sünderin, zeigte Jesus ihre Liebe, indem sie mit ihren Tränen seine Füße wusch, mit ihren langen Haaren trocknete und dann mit Öl einrieb.(nach Lukas 7)

Jesus lobt diese Frau, die ihn über alles liebt. Bei der Überlegung was man braucht um Jesus zu lieben fiel mir die obige Werbung ein. Drei Dinge …. Oder? Nein vier Dinge braucht diese Frau um ihre Liebe zu zeigen: Lange Haare, etwas Öl, Hände und staubige nackte Füße.

Jesus hatte nach langer Wanderung die Sandalen ausgezogen, und die Tränen der Frau fielen auf seine Füße. Nach längerem Weg sind Füße nicht der angenehmste Teil eines Menschen. Vielleicht sagt das Evangelium, dass richtige Liebe nicht nur die Schokoladenseiten liebt. Man kann nicht sagen, dass man Gott liebt, wenn man nur das annimmt, was in den eigenen Kram passt. Wenn man einen Menschen lieben möchte, muss man den ganzen Menschen lieben. Man bekommt nicht nur den klugen Kopf oder die tolle Figur, letztlich bekommt man auch Schnarchen und Schweißfüsse dazu.

Niemand heiratet nur die Stärken des anderen. Sich mit den Schwächen des anderen auseinandersetzen, sie tragen helfen und manchmal auch ertragen lernen, gehört zu jeder Partnerschaft wie selbstverständlich dazu.

Nicht mit dem Handtuch, mit ihrem langen Haar, mit sich selbst trocknet sie Jesus die Füße. Ganz gibt sie sich in diese Liebe ein.

Und dann sind da die Hände. Mit ihren eigenen Händen greift diese Frau dann zu. Sie fasst Jesus ganz sanft an, berührt ihn zärtlich. Wenn ich jemanden mitteilen will, dass ich ihn liebe, dann bin ich gefragt, dann bin ich gefordert, kann nicht unbeteiligt sein und muss meine Hände schon einsetzten. Bei Menschen ist das schnell einleuchtend, das weiß man. Kein glühender Liebhaber wird seine Liebe, mit beiden Händen in der Tasche, der Liebsten eingestehen.

Bei Gott dürfte das nicht viel anders sein. Wer Gott gut findet, wer das was die großen Kirchen in seinem Namen tun als wichtig und notwendig erachtet, dabei aber lediglich an andere denkt, liebt nicht wirklich. Wer nicht mal den kleinen Finger für den Glauben krumm macht, von der Hand nicht zu sprechen, da muss die Liebe ganz schön weit weg sein. Ja, Hände braucht es schon um zu lieben.

Und dann braucht es ein wenig Öl, wohlriechendes Öl, nicht ganz billig. Liebe braucht Einsatz, Liebe rechnet nicht, sie bringt sich ganz ein, sie plant nicht. Liebe schenkt blind, maßlos. Liebe ist nicht billig, sie kostet den ganzen Menschen.

Das kleine Geschenk, das Öl, das diese Frau hier mitbringt, das braucht es eben, genauso wie die Hände, die zärtlich liebend berühren, und genauso, wie der Kuss der den Füssen gilt, jenem Teil des Menschen der nur in seltenen Fällen zum Küssen einlädt.

Nackte Füße, Hände, Öl und lange Haare – mindestens die ersten drei Dinge braucht es nach dem Evangelisten offensichtlich um jemanden zu zeigen, dass man ihn wirklich liebt.

Und dann sind da noch die langen Haare. Wenn ich mich anstrenge, bekomme ich das mit den ersten drei Dingen einigermaßen hin, aber ich glaube aus tiefem Herzen, dass Jesus diese drei Dinge auch reichen, denn lange Haare um die Füße zu trocknen, damit kann ich auch bei bestem Willen nicht dienen.

Er aber sagte zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden!

20.02.05 „Bitte nicht – es ist Fastenzeit!“

Wort zum Sonntag 19/20.02.05 „Bitte nicht – es ist Fastenzeit!“

„Bitte nicht – es ist Fastenzeit!“ Wie blöd man ist, merkt man leider oft hinterher, zu spät, man könnte vor Scham im Boden versinken oder vor Zorn über sich laut schreien.

Es war kurz vor Ostern 1987, ich war das erste Mal als Tourist in Calcutta. Ein indischer Bekannter bot mir an einen Termin bei Mutter Theresa zu machen, seine Schwester gehörte auch zu dem Orden der „Sisters of Charity“. Gerne nahm ich das Angebot an. Bald darauf standen wir vor dem Haus in der Lower Circular Road. Beeindruckend diese meist zarten Schwestern in ihren weißen Gewändern mit blauen Streifen, dem Gewand der Ärmsten.

Mutter Theresa sei gerade in einer Besprechung hieß es, käme aber gleich. Wir standen vor der Tür, plötzlich dachte ich, bist du verrückt Arthur, störst diese so tolle Frau!? Aber da war es zu spät, Mutter Theresa kam heraus, ich musst runter schauen, so klein war sie und zierlich, gebeugt und dennoch eine gerade Frau. Ich habe nie schönere Falten im Gesicht eines Menschen gesehen und Augen, fröhliche Augen, die bis tief in mein Herz sahen. Eine lebendige Heilige! Ich hatte mir soviel ausgedacht was ich sagen wollte, aber ich stotterte nur sehr schlecht und sagte hilflos „Danke, für all das was sie tun“. Sie schaute mich noch intensiver an, lächelte und sagte: „Ich bete für Dich!“ Noch heute geht mir dieser Satz durch und durch. Einfach nur und dennoch so unendlich viel „Ich bete für Dich!“

Gott sei Dank – ich hatte später noch öfter Gelegenheit mit Mutter Theresa im Gottesdienst zu beten, selbst wenige Wochen vor ihrem Tod 1997.

„Ich bete für Dich!“ – Schlüsselworte auch für meine Fastenzeit. Beten für Menschen, die ich kaum kenne. Beten für Menschen, die meine Gespräche und Termine stören. Beten für Menschen die mir auf den Geist gehen. Wenn ich mit einem Menschen gar nicht zurecht komme, bete ich für ihn und ich sehe diese Person in ganz anderem Licht. Es funktioniert.

Und als ich um ein Foto bat, natürlich von Mutter Theresa und mir, noch blöder diese Idee, schaute sie mich wieder tief an, lächelte und sagte: „Bitte nicht, es ist Fastenzeit!“ Mit diesen zwei Sätzen war das Gespräch zu Ende und für mich die Lehrstunde meines Lebens.

Wie schwer ist es für mich jedes Jahr durchzuhalten und in der Fastenzeit keinen Alkohol zu trinken – so oft gibt es einen Anlaß und oft traut man sich nicht zu sagen: „Bitte nicht, es ist Fastenzeit!“

„Von den Besten lernen“ – das gilt nicht nur in der Wirtschaft sondern besonders auch für uns Christen. Es gibt viele „Mutter Theresas“, auch unter uns, aber die kleine liebenswerte heilige Frau aus Calcutta zählt zu den Allerbesten.

Vielleicht gelingt es auch uns in dieser Fastenzeit Menschen zu überraschen indem wir sie liebevoll anschauen und ihnen sagen: „Ich bete für Dich!“ oder indem wir häufiger mit fröhlichem Gesicht sagen: „Bitte nicht, es ist Fastenzeit!“

11.11.06 „Ich rufe Dich bei Deinem Namen“

Wort zum Sonntag 11.11.06
„Ich rufe Dich bei Deinem Namen“

Hier liegt Arthur! – Ein Findling, Granit, allen Unbilden getrotzt, fest am Boden liegend, von Wind und Wasser geprägt, vom Leben gezeichnet – ja das wärs, das könnte mein Grabstein werden. Das würde für Arthur passen, da könnte man an mich denken, da könnte man sich erinnern und für mich beten. Natürlich wäre das nichts für die Ewigkeit, kein Tadsch Mahal – ein Grabmal das zum Weltkulturerbe wurde, das fast unsterbliche Zeichen einer großen Liebe zu einer scheinbar tollen Frau. Die ganze Welt kennt dieses Denkmal aus weißem Marmor – aber wer kennt Mumtaz? Wer erinnert sich an diese so überaus geliebte Frau? Wer betet denn heute noch für sie nach 400 Jahren?

„Wir werden Dich nie vergessen!“ steht es oft dick über Todesanzeigen. Nur wer vergessen ist, ist endgültig gestorben.

Natürlich bete ich für meine Eltern, natürlich denke ich manchmal noch an meine Großeltern, aber spätestens unsere Enkelkinder können mit den Namen und Bildern nichts mehr anfangen. Endgültig gestorben – die Gräber längst abgeräumt und einer neuen Bestimmung übergeben.

„Wie das Gras und die Blumen sind die Menschen“, heißt es in der Bibel, „sie blühen heute und vergehen morgen, jetzt grünt das Gras und morgen schon ist es verdorrt“– wir haben es diesen Sommer erlebt.

Die Bibel – es lohnt sich sie zu lesen – sie traut an dieser Stelle den Menschen nicht. Monumente verfallen und selbst Findlinge lösen sich irgendwann auf zu Sand. Auf Gott kann man sich da verlassen, er hat Bestand. Gottes Gedenken überdauert die Zeiten.

Wie gut das doch tut: „Ich rufe Dich bei Deinem Namen Arthur!“ „Mein bist Du!“ Wenn Gott mich bei meinem Namen ruft, dann meint er mich konkret, mich mit meinem Geburtsdatum in meiner konkreten Lebenssituation. Findlinge haben viele – aber mich kann man nicht verwechseln .Ich bin ich – mich gibt es nicht noch mal. Gott der mich beim Namen ruft – ihm verdanke ich mein Leben. Niemand wird zufällig geboren und niemand verschwindet im Nichts. Weil jeder einmalig und wertvoll ist hat unser Totengedenken auch die Perspektive von Auferstehung, von Hoffnung und Erlösung wenn das irdische Leben endet.

Doch wer will all der Menschen gedenken, die vor uns lebten. Selbst die ganz großen haben bestenfalls noch einige Kapitel oder Fußnoten in speziellen Büchern die wenige lesen.

Gott vergisst niemanden. „Sieh her, ich habe dich eingezeichnet in meine Hände!“ (Jes 49) sagt der Gott, der schon im Mutterleib seine Hand auf uns gelegt hat. Unsere gedachten Bilder erschöpfen sich schnell, wenn wir an das Leben bei Gott denken. Unsere weltlichen Gedanken und Gebete reduzieren sich auf Worte die immer spärlicher werden.

Unser Totengedenken ist einfach nur menschlich, diesseitig und damit auch endlich und vergänglich. Mein Glaube sagt mir, dass ich sicher sein darf, dass meine Verstorbenen in und bei Gott geborgen sind, bei ihm der ewig ist und unvergänglich. Wie schön schreibt Rainer Maria Rilke „Wir alle fallen, und doch ist einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält“.

Mit meinem notwendigen oft armseligen Gebet für meine Verstorbenen überwinde ich alle Grenzen zwischen meinem Leben hier und meinem Leben bei Gott über den Tod hinaus. Der Tod ist nicht wirklich ein Verlust. Im Tod gewinnen wir ein unverlierbares Gut, die Begegnung mit Jesus Christus und damit die wirkliche Fülle des Lebens.

Nicht nur ich habe einen Namen und werde bei meinem Namen gerufen, auch unsere Hoffnung hat einen Namen: Jesus Christus“!

Und er sagt: „Wo ich bin, da werdet auch ihr sein.“ Dieser weite Blick aus der Zeit in die Ewigkeit öffnet mir auch die Augen für mein Heute. Wo Er ist, da bin ich. Wo ich bin, da ist immer auch Er. Mit Ihm bin ich schon heute in der Herrlichkeit. Mit mir ist Er heute im Alltag meines Lebens.

Eigentlich brauche ich jetzt keinen Findling mehr und will ich jetzt auch keinen Findling mehr, oder wenigstens keinen ganz gerundeten, sondern einen kleinen, der auch noch Ecken und Kanten hat.

Nicht nur im November, auch die Toten denken an uns!

Ihr Arthur Springfeld

30.12.06 „2 % ist in Ordnung“

Wort zum Sonntag 30.12.06 „2 % ist in Ordnung“

„Wenn das alte Jahr erfolgreich war, Mensch freue dich aufs Neue, und war es schlecht, ja, dann erst recht.“

Natürlich war das alte Jahr 2006 ein erfolgreiches Jahr. Oder nicht? Das Wirtschaftswachstum betrug 2,5 %, für 2007 werden weitere fast 2 % vorausgesagt. Davon hängt die Entwicklung in unserem Land ab, das vermehrt unseren Wohlstand. Das ist doch Erfolg, oder etwa nicht? Von meiner Enkelin Antonia in der ersten Klasse könnten wir da lernen. Um wirklich zu verstehen, muss man das Wort auseinander nehmen, buchstabieren Zwei-tau-send-sie-ben. Auf die Vokale, die Zwischentöne kommt es an.

2 % Wachstum, das wäre schon was, von zwei Prozent Wachstum kann man schon träumen. 2 % sind zwar gerade nur 2 Cent von einem Euro aber wenn alles um 2% zulegt!?

Ich kann es mir kaum vorstellen – 2% mehr Liebe zur Wahrheit, auch in der Politik. Oder 2% mehr Offenheit und Ehrlichkeit im Miteinander.

Stellen Sie sich vor 2 % mehr Ruhe vor Krieg und Gewalt. Wie viel Elend blieb manchen Familien in Palästina, Israel oder dem Irak gespart. 2 % weniger Brutalität in den Familien, Schulen und Betrieben, wie viel Angst und Tränen wären das weniger!

2 % wären zusätzlich 7 frohe Tage im Jahr, richtig verteilt brächte das viel Sonne unter die Menschen. 7 Tage Sonne bei manchmal 358 Tagen richtiger Kälte.

Unsere Zuverlässigkeit und unser Verantwortungsbewusstsein würden wir steigern, beim Autofahren könnten wir Leben retten. 2 % langsamer fahren und der Bremsweg bei 100kmh wäre 2 Meter kürzer. Zwei Meter, die Leben retten. 2% mehr Mitbeter im Gottesdienst, ein Traum für jeden Pastor.

Das wäre schon ein tolles Jahr 2007: 2% in allem positiver, gläubiger, liebender und froher und zufriedener. Es wäre ein schönes Jahr 2007: 2 % zum Guten – eigentlich müsste das doch drin sein, ich will dran glauben – gebe es Gott!

Herr, ich bitte nicht um Wunder und Visionen, sondern
um Kraft für den Alltag.
Mach‘ mich erfinderisch, damit ich mich im
täglichen Vielerlei nicht verliere.
Lass mich die Zeit richtig einteilen und mich
herausfinden, was erst- und was zweitrangig ist.
Ich bitte um Zucht und Maß, dass ich nicht durch
das Leben rutsche und auf Lichtblicke und
Höhepunkte achte, sowie mir Zeit für Besinnung,
Erholung und kulturellen Genuss nehme.
Träume helfen nicht weiter, weder über die Vergangenheit,
noch über die Zukunft. Hilf mir, das Nächste so gut wie möglich zu tun.
Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, dass im Leben
nicht alles glatt gehen kann, dass Schwierigkeiten
und Niederlagen, Misserfolge und Rückschläge
eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind,
durch die wir wachsen und reifen.
Schick mir im rechten Augenblick jemand,
der den Mut hat, mir die Wahrheit in Liebe
zu sagen.
Viele Probleme lösen sich dadurch, dass man nichts tut.
Gib, dass ich warten kann. Schenke mir wahre Freunde
und las mich diese Freundschaft wie eine zarte Pflanze pflegen.

Mach aus mir einen Menschen, der einem Schiff
mit Tiefgang gleicht, um auch die zu erreichen, die „unten“ sind.
Bewahre mich vor der Angst, ich könnte das Leben
versäumen. Gib mir nicht, was ich wünsche, sondern das, was ich brauche.
Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte. (2 % ist zunächst genug) (Exupery)

Ihnen und Ihren Familien wünsche ich Gottes Segen und ein um mindestens 2% besseres

Jahr 2007.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

17.02.07 „Bringen Sie doch mal Gott zum Lachen!“

Wort zum Sonntag 17.02.07 „Bringen Sie doch mal Gott zum Lachen!“

Ein katholischer Pfarrer sitzt an seiner Predigt. Sein Sohn sieht zu und fragt: „Woher weißt du eigentlich, was du alles schreiben sollst?“ „Das sagt mir der liebe Gott!“ Darauf der Sohn: „Und warum korrigierst du dann soviel?“ Vielleicht sollten ernste Christen nicht weiterlesen. Es ist Karneval – darf man als Christ eigentlich lachen? Ob Jesus wohl gelacht hat? Viele Menschen sagen: „In der Kirche darf nicht gelacht werden!“ (über die Kirche schon lange nicht) Selbst fröhlichste Zeitgenossen setzen, sobald sie eine Kirche betreten, eine feierliche, natürlich ernste Mine auf, die meisten Gottesdienste riechen nach Trauergottesdiensten, obwohl der Engel sagte: Siehe, ich verkünde Euch große Freude!“ und nicht „große Probleme!“ Ich stelle mir Jesus immer als fröhlichen, lächelnden Menschen vor – nee, nich am Kreuz, aber sonst im Leben mit den Jüngern und den Freunden. Er war doch voller Liebe und wahrer Mensch, und ein Mensch lacht! (auch ein Christ), nicht über Andere, nicht zynisch oder verletzend. Kommt ein Moslem in den Himmel und hat dort eine Führung durch Petrus. Vor einer hohen Mauer legt Petrus den Finger auf den Mund und bedeutet leise zu sein „Dahinter sind die Christen, die glauben, sie seien alleine hier!“
Haben Sie heute schon gelacht? Nein? Na gut, es ist noch früh und Sie haben den ganzen Tag noch Zeit. Lachen, Heiterkeit und Lebensfreude sind ein Vorgeschmack auf das was uns verheißen ist. Ein Fest, ein Fest mit Gott im Himmel. Können Sie sich ein Fest ohne Lachen vorstellen, Können Sie sich Jesus bei einer Hochzeit vorstellen, todernst, ohne Freude, ohne Lachen. Ich nicht. Sprechen wir Jesus das Lachen ab, dann sprechen wir ihm auch sein Menschsein ab. „Lachen ist ein Bekenntnis Mensch zu sein“(Rahner). Empfehlung des Gesundheitsamtes kurz vor der Grippewelle: Vermeiden Sie anderen Menschen die Hand zu schütteln! Keine Küsschen austeilen oder entgegennehmen! Meiden Sie Menschenansammlungen! Dazu ein Christ: „Dann kann ich ja öfter in die Kirche gehen. Dort begrüßt mich niemand. Keiner gibt mir ein Küsschen und in der Bank sitze ich auch alleine!“ Im Lachen sagen wir JA zum Leben das Gott uns geschenkt hat. „Lachen hilft Bosheit besiegen“ (Zuckmayer). Versuchen Sie es doch an diesem Wochenende mal mit einem Lächeln. Aber Vorsicht! Sie werden einigen Menschen dadurch näher kommen. Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist das Lächeln. Lachen heilt Leib und Seele. Lachende Menschen haben weniger Angst, weniger Schmerzen, brauchen weniger Medikamente, schlafen besser und heilen schneller. Tun Sie sich selbst doch was Gutes – Lachen Sie! Gott will, dass es mir gut geht, und wenn ich lache – geht es mir gut. In der Christenlehre wurde über Jakobs Traum mit der Himmelsleiter gesprochen. „Wenn doch die Engel Flügel haben, dann schweben sie doch rauf und runter. Wofür brauchen die eine Leiter?“ fragt ein Kind. Ehe der Pfarrer antworten kann, sagt ein Junge: „Die Engel hatten doch gerade die Mauser!“ In alter christlicher Tradition wird an Ostern dem Teufel vor Freude über die Auferstehung Christi mit lautem Lachen begegnet, dem so genannten Osterlachen. Die erlösten Christen lachen dem Tod ins Gesicht, weil sie wissen: Er hat seit der Auferstehung Jesu keine Macht mehr – denn wir dürfen teil haben an seiner Auferstehung. Natürlich muß man nicht Karneval mitfeiern. Wer aber Spaß hat, dem drückt unser Herr persönlich die Luftschlangen in die Hand: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder,….“ (Mt 18) Leider gehen manchmal Christen durch das Leben, als hätten sie nie von der Frohen Botschaft gehört, als hätten sie nichts zum Freuen und nichts zu Lachen. „Bringen sie doch mal wieder Gott zum Lachen, erzählen Sie ihm von Ihren Zukunftsplänen!“ Natürlich gibt es „eine Zeit zum Lachen und eine Zeit zum Weinen“, die letzten Worte von Papa Johannes Paul aber waren: „Ich bin froh, seid Ihr es auch!“ Befreiendes Lachen ist kein Verstoß gegen die Gläubigkeit, lasst uns öfter beten: „Unser tägliches Lachen gib uns heute!“ Ein Pfarrer und ein Rabbi wohnen nebeneinander. Der Pfarrer predigt am Sonntag über die Nächstenliebe. Und er beschließ ein Zeichen zu setzen. In der kommenden Woche wäscht er heimlich dem Rabbi das Auto. Am nächsten Tag sieht er wie der Rabbi an seinem Auto den Auspuff absägt. Er stellt ihn zur Rede, sagt der Rabbi: „Wenn Du mein Auto taufst, dann will ich Dein Auto auch beschneiden!“

Für mich ist der Humor ein großes Gottesgeschenk. Er ist etwas sehr befreiendes. Lachen zerstört die Angst. Guter Humor schenkt uns Gelassenheit und bewahrt uns davor, uns selbst zu ernst zu nehmen. „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb“ (2.Kor) Im Dorfteich planschen nackt ein katholischer Junge und ein protestantisches Mädchen. Beim Abtrocknen sagt der Junge zu dem Mädchen: „Da sieht man mal, was Euch Protestanten so alles fehlt!“ Sie wissen immer noch nicht, ob Sie lachen sollen? Fragen Sie Gott. Rufen Sie ihn an! Tel. 5015. „Rufe mich an in der Not!“ (Ps 50,15). Gott hat keinen Humor? Hätte er sonst den Menschen erschaffen?

Gott will, dass es mir gut geht und wenn ich lache, geht es mir gut!

Einen fröhlichen Sonntag und ein herzliches Lachen wünscht Ihnen Ihr

Arthur Springfeld, Diakon

Ostern 2007 “ Grabesruhe? – Nicht für Jesus!“

Wort zum Sonntag (Ostern) 2007 Grabesruhe? – Nicht für Jesus!“

Ohne Ostern brauchten Sie nicht weiter lesen, ohne Ostern wäre nämlich niemand von uns Christ. Jesus wäre längst vergessen – echt tot –, wäre nicht der Ostermorgen gewesen. Die Auferstehung macht unseren Glauben aus, aus dieser Hoffnung leben wir. Leid und Tod behalten nicht das letzte Wort. Vom Anfang der Christenheit wurde dieses weitergegeben. Von Jesus zu den Aposteln, von den Aposteln zu den Christen, von den Eltern zu den Kindern, und, und, und….. Allein kann niemand glauben. Wir alle stehen auf den Schultern derer, die vor uns glaubten. Wir wären sonst viel zu klein, würden nichts sehen und könnten nichts verstehen. Auf den dritten Tag, zwei Tage nach Karfreitag, wird dieses lebensträchtige Geschehen datiert. Warum erst am dritten Tag, warum nicht gleich oder später? Was hat Jesus gemacht seit diesem schrecklichen Karfreitag? Lag er still im Grab, war kaltgestellt, mundtot oder sogar mausetot? Oder hatte er an diesen zwei Tagen und zwei Nächten Wichtigeres vor? Konnte er nicht eher zurückkehren in das Leben? Eine der tiefsten und gehaltsvollen Antworten auf diese Frage beten und glauben wir seit über 1.700 Jahren in unserem Glaubensbekenntnis, in dem es heißt: gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes. Im Reich des Todes hat er die Zwischenzeit zugebracht. Christus hat nach seinem Tod gerungen, gekämpft, gestritten und gesiegt – im Land der Finsternis und der Toten. Er hat nicht brav stillgelegen und den dritten Tag abgewartet, sondern er hat – so die Überzeugung der Väter und Mütter unseres Glaubens – Licht, Friede und Freiheit in das Reich der Toten gebracht, darum ist das einer der größten Feiertage für die orthodoxe Ostkirche. Das ist eine so großartige befreiende und frohmachende österliche Vision, allein dafür beneiden uns viele fremde Religionen, dafür und darum kann man stolz sein auf unseren christlichen Glauben. Denn Christus hat auch die Toten nicht vergessen, von Adam an, auch die schwachen und dunklen Seiten des Lebens; die gewaltigen Dimensionen des Bösen und der Finsternis hat er bedacht und aufgesucht. Das Licht seiner Auferstehung erreicht nicht nur seine Jünger bis zu uns heute, sondern leuchtet sogar den Verstorbenen, den Vergessenen, den Namenlosen im Schattenreich des Todes. Nach seinem eigenen schmerzvollen Tod macht sich Christus zuerst auf den Weg zu den Toten, er steigt hinab in die Tiefen der Vergangenheit zu den verborgenen und verlorenen Seelen, weil die Toten zuerst hören sollen von dem neuen Leben. Und dann, welche Freude, verschließt er die Tore der Hölle, nicht nur vorrübergehend, sondern für immer und ewig. Kein Gestern und kein Vorgestern, keine Tiefe und keine Untiefe wird von ihm vergessen. Das ist ein großes, ein reiches Evangelium – das ist wahrlich Frohe Botschaft.

So ist Ostern das Fest des Lebens. Ostern ist die klare und präzise Antwort Gottes auf unsere Angst vor Tod und Hölle. Das Licht der Auferstehung, das Licht von Ostern reicht weiter als die Osterkerze, viel weiter als wir denken können. Niemand, wirklich niemand ist davon ausgeschlossen. Wie weit wir uns diese Strahlkraft von Ostern auch denken, am Ende stehen sogar Teufel, Tod und Hölle nackt da. Sie haben keine Truppen mehr. Niemand ist mehr da den sie drangsalieren und Furcht einflößen können. Seit Ostern gibt es drei zusätzliche Arbeitslose, die ausnahmsweise reine Freude machen. Ostern lässt aber nicht nur das Licht der Hoffnung in die Zukunft leuchten. Ostern eröffnet auch und gerade einen versöhnenden Blick in die Vergangenheit. Auch sie ist einbezogen in den Auferstehungsfrieden. Auferstehung findet nicht statt ohne die Verstorbenen, nicht ohne die Vergessenen, nicht ohne Zukunft und Vergangenheit. Beides wird neu, Zukunft und Vergangenheit. Das ist das Beste was man hören kann. Diese weltumspannende Befreiungstat Gottes verbietet uns kleinliches Abrechnen und engherziges Denken. Es ist nicht unsere Aufgabe, die Reichweite der Gnade Gottes zu beschränken. Wir sind nicht Richter, sondern hoffentlich Erhellte und Erleuchtete. Ostern ist die dankbare Gewissheit, dass der Auferstandene Herr auch dort Licht und Leben zu schaffen vermag, wo wir außer zerstörten Leibern, schweren Steinen und dunklen Gräbern gar nichts anderes erkennen können. Das dürfen wir glauben und daran wollen wir uns halten. Gott sei Dank und Halleluja. Gesegnete Ostern!

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

26.05.07 Pfingsten „ Wenn der Heilige Geist kommt,…“

Wort zum Sonntag 26.05.07 Pfingsten “ Wenn der Heilige Geist kommt,…“

Wow – das hätte was, das wäre mal was! Keine Sprachbarrieren mehr zwischen den Menschen. Das könnten wir heute gut gebrauchen. Ein richtiges Pfingstwunder, wir könnten uns mit den Menschen unterhalten, die unsere geliebten Autos bauen! In unseren Kindergärten und Grundschulen würden alle Kinder verstehen was die Lehrerin meint! Alle Gäste aus Osteuropa würden die Predigt des Diakons verstehen! Auf unseren Baustellen brauchte der Bauherr keinen Dolmetscher mehr – das wäre wirklich Pfingsten!

Mal was ganz Neues – der Heilige Geist als Integrationshelfer! Ein Pfingstwunder nach dem Geschmack vieler Menschen, nicht nur der politisch Verantwortlichen. An der Stelle würde ein gutes Miteinander wirklich funktionieren.

Ist doch richtig so: Die Sprachbarriere muss endlich weg. Wer hier leben will, der muss lernen Deutsch zu sprechen. Das ist wichtig, denn wer sich nicht ausdrücken kann, kann sich auch nicht verständlich machen. Da sind Missverständnisse, Befürchtungen und Ängste ja vorprogrammiert.

Aber – wie war das noch mal? „Wer im Glashaus sitzt,…….!“ Wer in der Fremde ist, soll sich gefälligst anpassen!? Da sind wir Deutschen vermutlich mal Weltmeister, oder? Da fahren wir in Urlaub nach Ägypten, in ein muslimisches Land, wo die Frauen bestenfalls ohne Kopftuch rumlaufen – und wir – liegen Oben Ohne am Strand. Da fahren wir auf die Insel, und im Ballermann sind wir kein Vorbild des sorgfältig auf die alte Kultur des Gastlandes Rücksicht nehmenden Fremden. Da entstehen wegen niedrigerer Preise im Grenzbereich des Auslandes ganze Ortsteile von Häusern von deutschen Familien, und die Zugezogenen sprechen kein Wort der Sprache ihres Gastlandes. Und in Argentinien oder den Staaten leben über Jahrhunderte Schwaben oder Pfälzer ihre Tradition ohne sich im Geringsten der örtlichen Kultur anzupassen. „Wer im Glashaus sitzt,…….!“

Es geht doch um deutlich mehr, um viel mehr, als sich nur der Sprache anzupassen. Es geht doch gar nicht darum, sich so anzuziehen wie andere das in dem Land auch tun. Es geht doch nicht darum zu essen, was so riecht wie unsere Kost. Ein wirklich gutes Miteinander, ein friedliches Verstehen, ein wohlwollendes Denken kommt doch erst, wenn man den Anderen ein bisschen mehr kennt und darum versteht – auch ohne Sprache. Und dazu gehören immer Zwei! Verstehen ist eine wechselseitige Beziehung. Verstehen hat was mit Wissen und Nähe zu tun, mit Verständnis füreinander. Dazu reicht es, bei Gott nicht, dass einer sich anpasst. Da müssen beide aufeinander zugehen.

Es geht nicht um die Sprache, um das Sprechen geht es auch nicht. Es geht um das Verstehen! An der Stelle, in der Situation, wo Menschen sich verstehen, dort werden Grenzen überwunden, da hat Angst keinen Raum, da spielen Herkunft, Hautfarbe und Bärte keine Rolle mehr, da sind Sprachen, andere Kulturen, anderes Essen und andere Gerüche, nichts Bedrohliches sondern ein Schatz, eine Bereicherung.

Wo Menschen die Kultur und die Bräuche und die Geschichte von anderen kennen und verstehen lernen, da gewinnt das Leben eine neue Größe, eine positive Chance, eine ungeahnte Dimension.

Um dieses Verstehen geht es an Pfingsten, genau darum geht es letztlich auch Gott.

Das wäre das Pfingstwunder von heute, dass wir Menschen alle Hindernisse und Gräben im Denken überwinden könnten, dass wir uns füreinander interessieren und dadurch immer mehr verstehen. Das wäre wirklich ein Pfingstwunder nach Gottes Geschmack. Er kann das in uns bewirken, wenn wir zusammen danach rufen:

Komm endlich Heiliger Geist und verändere diese Welt, aber mache nicht, dass sich einfach nur die anderen anpassen. Lass uns alle wirklich aufeinander zugehen. Und – fange bei uns an!

Ihnen und Ihren Familien nicht den Kyrill, aber ein stürmisches, ein bewegendes Wirken des Heiligen Geistes.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

20.10.07 „Kein Nobelpreis für Verl!“

Wort zum Sonntag, 20.10.2007 „Kein Nobelpreis für Verl!“

Wow, das hätte was! Jo – das wäre wirklich mal eine Sensation! Die ganze Welt würde auf uns schauen. Der diesjährige Nobelpreis geht nach ……… geht nach ……….. geht nach Veeeerrrrllll! Das wäre der Hammer! Der Nobelpreis nach Verl, die bis dahin kaum bekannte Stadt (noch Dorf) in Ostwestfalen. Nobelpreis für Verl – nicht wegen der günstigen Gewerbesteuersätze, nicht wegen der vielen Firmen die tausendenden Arbeitsplätze und Familien sicheres Einkommen bieten sogar teilweise weltweit innovativ tätig sind, nein auch nicht an den Architekten der „Black Boxes“ des neuen Rathauses. Aber an wen denn dann? Wen oder was hätten wir denn der Welt zu bieten? Welche Leistung ist denn solch einer Prämie wert? Na gut, vielleicht denkt ja einer an mich, aber das ist eher unwahrscheinlich. Obwohl? Ich denke da eher einfacher, nämlich an ganz Andere. Vielleicht an die Frau und Mutter, die trotz Arbeitslosigkeit des Ehemannes, seinem deutlich überhöhten Alkoholkonsum und dem damit verbundenen Streit, die Familie liebend zusammenhält und nicht wegläuft, obwohl sie mit den Nerven am Ende ist und niemanden hat, mit dem sie darüber sprechen kann.

Ich denke da an die Schwiegertochter, die ihrem demenzkranken Schwiegervater liebevoll zum hundertsten Mal erklärt, warum er heute nicht arbeiten braucht und warum er die Wohnung alleine nicht verlassen darf und, dass seine Frau nun wirklich vor Jahren schon gestorben ist.

Ich denke da eher an den schon älteren Arbeitslosen (vielleicht 51Jahre), der für einen Euro die Stunde trotzdem eine gute Arbeit abliefert, obwohl er in jüngeren Jahren gutes Geld für seine Familie verdient hat, bevor seine Firma Konkurs ging.

Ich denke da an die engagierten Erzieher und Lehrer, die sich jeden Tag neu mit unseren oft nicht einfachen Kindern rumplagen um ihnen das Rüstzeug mit auf den Weg in die unsichere Zukunft zu geben.

Oder Annemarie, erst 57, die Wochen vor ihrem Tod diese Woche, endlich Frieden macht mit sich, mit Gott und der Umwelt.

Ich denke da an unsere Gäste in Verl (wir sagen schnell ganz schlicht Asylanten) aus fernen Ländern, die ihre Hoffnung auf Deutschland gesetzt haben, und alles, das Geld ihrer Familie und oft auch ihr Leben riskierten weil zuhause Hunger und Krankheit grassieren und nun wieder auf ihre Abschiebung warten – und viele Zurückgebliebene daheim enttäuscht haben.

Ich denke an die Pflegenden zuhause, in Heimen und Krankenhäusern, die sich jeden Tag aufmachen und mit Freude, gut gelaunt und voll motiviert, Alten und Kranken Mut machen, sie liebevoll pflegen und lebenswerte Stimmung verbreiten, trotz mancher Berichte in den Medien, die nicht immer fair sind.

Ich denke an die, die nach Jahren die Kraft finden, Gräben zu überwinden, einen neuen Anfang machen und endlich die Hand zur Versöhnung reichen, weil Streit krank macht und unser Leben nur endlich ist.

Ich denke an die, die nicht mehr zum Bruttosozialprodukt beitragen können, die im Rollstuhl sitzen oder im Bett liegen, die wohlwollend im Gebet und in Gedanken ihr Umfeld begleiten und stärken, auch mich.

Ich denke an die arbeitslosen Jugendlichen, oft keine Ureinwohner aus Verl, die nicht abgleiten in Drogen und Gewalt, sondern sich ihre Hoffnung bewahren auf Ausbildung und Einkommen.

Ich denke an die Kinder, die keine Designerklamotten tragen können und deren Eltern sich die Lebensmittel am „Warenkorb“ holen, die trotzdem gute Leistungen in der Schule bringen, gut gelaunt sind und gute Freundschaften pflegen.

Ich denke an die Eltern, die Verantwortung für neugeborene Kinder übernehmen, weil sie an Liebe, Treue und die Zukunft glauben und Gottvertrauen haben.

Versteht jetzt noch Einer oder Eine warum der Nobelpreis nun doch nicht nach Verl gegangen ist? Diese und viele andere noch hätten den Preis doch wirklich verdient. Sie alle kennen Menschen denen der Preis gut angestanden hätte. Sie alle wissen um Frauen, Männer und Kinder, die weltbewegende Leistungen vollbringen, na ja, vielleicht nicht weltbewegend, vielleicht nur verlbewegend oder auch nur in der Familie, zuhause, im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz. Gratulieren sie ihnen doch einfach mal, oder sagen schlicht danke, oder danken einfach – ganz still, einfach nur Gott für so viele wunderbare Menschen.

Vielleicht klappt es dann ja nächstes Mal mit dem Nobelpreis, oder auch nicht, brauchen wir auch nicht, wollen wir auch nicht – wir tun es gerne und machen einfach so weiter. Und das ist gut so.

Ihnen allen einen schönen, gesegneten und preiswürdigen Sonntag.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

09.12.07 „Spring in den Ölbach!“

Wort zum Sonntag 8./9.12.2007 „Spring in den Ölbach!“

Wenn ich nicht mehr träumen kann, bin ich tot. Ich brauche das. Nicht die Träume nachts, die ich nicht steuern kann, nein, da liegst du im Bett, kuschelig warm, die Augen zu und du kannst es förmlich spüren und sehen. Wunderbares Wetter, eine riesige Blumenwiese und du liegst mitten drin. Und plötzlich steht sie da, eine wunderbare Gestalt, grazienhaft, wunderschön anzusehen – natürlich nicht meine Frau – so schön wie im Traum kann nur ein wirklicher Engel sein! Und dann diese Stimme traumhaft zart, fast erotisch, und der Engel sagt dann zu dir: „Steh auf, spring in den Ölbach!“ Und urplötzlich bist du hellwach. „So ein blöder Traum!“ Und du tust dann alles, nur nicht in den Ölbach springen.

Ok, ich hab’s ja begriffen: Manchmal sind Träume auch Schäume. Manchmal gehen Träume auch an der Realität vorbei, wir sehen es diese Woche bei den vielen Lottospielern. Wahrscheinlich bin ich nicht der Einzige der nicht verstehen kann, warum der gute Zimmermann Josef eine schwangere Frau zu sich nimmt, nur weil er das geträumt hat, auch wenn es ein Engel gesagt hat. Warum flieht er später mit seiner Familie nach Ägypten, nur weil er schon wieder geträumt hat? Es hat ja damals schon Traumdeuter gegeben, aber die Verlässlichkeit und Sicherheit ist doch eher gering.

Und dann sagt der Engel auch noch zu Josef: „Fürchte dich nicht!“ „Trau Dich!“ Die Frau die man liebt, bekommt ein Kind, wer weiß wirklich von wem und du sollst dir keine Sorgen und keine weiteren Gedanken machen? In der Haut Josefs möchte ich wirklich nicht stecken, andere werden ganz schön gegrinst haben. Muss ja furchtbar für den Mann gewesen sein. Und alles was danach laut Schrift passiert, tut Josef ohne Murren, er traut sich, einfach folgerichtig und wie gewünscht. Ich könnte glauben, Josef hat damals vielleicht doch „Ja, aber“ oder „Warum“ gedacht, es wäre nur menschlich, aber die Bibel sagt es anders. Dieser Mann lässt einfach zu, dass sein ganzes Leben, seine anderen Träume über seine Zukunft, auf einmal umgekrempelt werden, dass alles anders wird als vorgestellt und geplant. Der Engel wird ihm nicht mehr erklärt haben und Gott wird ihm keine geheime Offenbarung gegeben haben. Ein wahrer Schicksalsschlag für Josef, dessen Leben von jetzt auf gleich aus den Bahnen geworfen wird, Dinge, die vor Sekunden noch von Bedeutung waren, zum Unwichtigsten der Welt werden. Warum tut Josef das? Warum sagt er zunächst einfach JA, ganz gottergeben zunächst einfach JA. Eine oder zwei Ideen hätte ich dazu. Dieser Josef muss einen ungeheuren großen und unerschütterlichen Glauben gehabt haben. Einen Glauben nämlich, dass Gott in seinem Leben am Werk ist, dass Gott Dinge tut, die ich als Mensch schon lange nicht mehr verstehe. Es kann nur wirkliches Gottvertrauen sein, wenn alles was mir lieb und teuer ist, den Bach runter geht, wenn Andere sich über mich ihr Maul zerreißen und alles über mir zusammenstürzt und ich dennoch an meinem Gott und meiner Frau festhalte. Und, dieser Josef muss seine Maria unheimlich geliebt haben. Nur so kann es gewesen sein, vorbehaltlos, ohne Einschränkungen, in guten und in schlechten Zeiten, ohne wenn und aber, muss er seine Frau geliebt haben. Josef war doch kein Träumer, kein Spinner und schon lange kein Trottel, er hat geglaubt und geliebt, er hat vertraut, ein toller Mann. Eine kleine Scheibe würde ich mir da gerne abschneiden. Diese Treue und Zuversicht könnte ich manchmal auch gebrauchen, wenn ich in die Augen des Partners, der Kinder oder der Freunde schaue und wieder einmal das Eine oder das Andere nicht verstehen kann. Mit der Liebe und dem Gottvertrauen von Josef könnten manche Abgründe nicht nur überwunden, sondern gemeistert werden. Wie schlägt doch das Schicksal in manchen Familien bös zu! Danach ist nichts mehr wie es war. Alles ist kaputt, alles am Boden zerstört und dann wie Josef zu spüren: Auch hier ist Gott in meinem Leben am Werk. Ich sehe nichts und spüre nichts, aber ich weiß, Gott ist an meiner Seite. Es wird wieder gut.

Ob es Gottes Stimme ist, oder die eines Engels, die ich in meinen Träumen manchmal höre, ich weiß es nicht. Wichtig ist eigentlich nur, dass in mir und mit mir etwas passiert. Dass ich mein Denken und meine Gefühle noch einmal überdenke und mein Leben, meine Planungen und meine Zukunft in einem anderen Licht sehe.

Wäre damals Josef nicht gewesen, vielleicht würde es Weihnachten nicht geben. Sein Vertrauen, sein Glaube und seine Liebe haben Weihnachten erst möglich gemacht. Ein bisschen davon, wenigstens ein winziges Stück das wünsche ich mir und uns allen, ganz besonders in dieser Advents- und Weihnachtszeit. Manchmal muss man in den Ölbach springen!

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)