22.08.09 „Ursula statt Barbara“

Wort zum Sonntag 22.08.09 „Ursula statt Barbara“

Ursula statt Barbara. Diese Entscheidung musste ich vor langer Zeit mal treffen. Ok, früher sah ich gut aus, es gab auch noch Annemarie und Magdalene und ….. J. Aber dann habe ich mich schnell für Ursula entschieden, ohne Rücksicht auf Gewicht, politische Einstellung und Vermögen. Die inneren Werte waren entscheidend. Eine gute Entscheidung, eine richtige Entscheidung, denn mit Ursula bin ich schon 39 Jahre, meistens glücklich verheiratet.

Man denkt kaum drüber nach, aber es vergeht keine Minute in der man sich nicht entscheidet, nicht wählt; Lesen oder Fernsehen, Gas geben oder bremsen, Kartoffeln oder Nudeln, sündigen oder beten. Meistens können wir wählen zwischen wenigen oder vielen Alternativen. Zwischen unterschiedlich guten oder aber auch zwischen verschiedenen Übeln. Wer sich nicht entscheidet, wer nicht wählt, gibt sich auf und hat schon verloren. In der Bibel steht nicht viel über das Wählen. In der Apostelgeschichte werden Personen in den Kreis der Apostel gewählt, und bei Lukas sagt Jesus zu Martha: „Maria (Magdalena) hat das Bessere erwählt“. Sie hat richtig entschieden. Sie hat sich entschieden zwischen einem wohl sehr freizügigem Leben und der Anhängerschaft Jesu. Bei Jesaja heißt es noch: „Siehe, ihr seid aus nichts, und euer Tun ist auch aus nichts; und euch wählen ist ein Greuel!“ und im Römerbrief von Paulus: „… sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber nach der Wahl sind sie Geliebte ……..“. Soviel zum Wählen in der Bibel. Parallelen zur heutigen Zeit sind sicher zufällig. Aber stellen Sie sich doch trotzdem mal vor, man müsste zwischen Peter und Paul wählen. Der eine, das Fundament, der Fels unserer katholischen Kirche und obwohl Petrus Jesus jämmerlich verraten hat, hat Jesus trotzdem auf ihn gesetzt. Eine lange Reihe folgte ihm mit vielen guten Päpsten, aber auch Perioden, die uns nicht stolz machen können. Trotzdem hört man oft Stimmen aus den vielen evangelischen Kirchen, die uns zumindest darum beneiden, dass durch den Papst die weltweite Einheit der Katholiken gewährleistet wird. Der andere, Paulus, hat jahrelang die Christen verfolgt, war Zeuge der Steinigung von Stephanus und wurde dann, nach seiner Bekehrung, ein glühender Verehrer der Sache Jesu. Ohne die faszinierenden Schriften, Briefe und Berichte des Paulus, gefüllt mit religiösen Feinheiten, Anweisungen und Hilfen, wären alle christlichen Kirchen ein großes Stück ärmer. Manche Historiker sagen, ohne Paulus gäbe es kein Christentum. Wen soll man da favorisieren? Wer ist der wirklich Bessere? Wer kann uns helfen das Leben menschlicher und gerechter zu machen? Beide wurden laut Zeugnis der Bibel für ihre Überzeugung umgebracht. Das kann nicht die Lösung sein! Die Katholiken stehen da wahrscheinlich mehr auf Petrus, den Gottesleugner, aber auch Fundament unserer Kirche – bis heute. Paulus steht möglicherweise den Protestanten näher, hat die frohe Botschaft für die Menschen für uns hilfreich interpretiert, hat sie uns zugänglicher gemacht als Hilfe zum Leben. Gerne möchte ich mich nicht entscheiden zwischen Petrus und Paulus. Der eine wäre ohne den Andern nur halb. Sie gehören zusammen, so wie wir ihr Fest auch zusammen feiern. Es hat gedauert, aber man kann sich auf beide verlassen, es hat gedauert, aber sie sind uns Vorbild geworden. Gott braucht beide um uns zu lehren unsere Unzulänglichkeiten anzunehmen, er braucht beide, damit wir unsere Stärken suchen und erkennen. Entscheiden zwischen Petrus und Paulus – niemals! Müssen wir auch nicht! Dennoch muss man sich das ganze Leben entscheiden. Täglich und immer wieder. Nicht entscheiden, nicht wählen, alles so nehmen wie es kommt ist das Schlimmste. Gott will dass wir unser Leben gestalten, dass wir aktiv mitwirken an der Entwicklung der Schöpfung. Dass wir das Gute vorantreiben und die Situation aller Menschen auf der Erde verbessern. Nichtwählen, Nichtmitentscheiden passt nicht zur Verantwortung eines Christen. Aber was soll ich wählen, zwischen welchen Angeboten oder Alternativen soll ich mich entscheiden. Da ist unser Verstand, unsere Erfahrung, sind unsere Kenntnisse gefragt, sicher auch unser Gefühl für Wahrheit und Ehrlichkeit. Und wenn dann die Entscheidung ganz schwer ist, wenn ich mich belesen, schlau gemacht und das Gespräch auch mit Anderen gesucht habe, wenn ich dann ganz still werde und Gott um Hilfe bitte, dann kann meine Entscheidung zunächst nur richtig sein. Denn wenn ich Gott um Hilfe bitte, wenn ich seine Nähe suche, wenn ich ihm Platz in meinem Leben gebe und mit ihm mein Leben gestalte, dann habe ich den Richtigen Teil schon erwählt, dann habe ich an der Stelle richtig entschieden. Ihnen wünsche ich immer, die Fähigkeit das Gute vom Schlechten zu unterscheiden, das Talent das Bessere zu erkennen und mit Gottes Hilfe den Mut, dann das Richtige zu wählen, in diesen Tagen und immer wieder.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

04.10.09 „Was ist Dein Name?“

Wort zum Sonntag 04.10.09 „Was ist Dein Name?“

„Wie heißen Sie?“ „Katharina!“ „Und wie mit Hausnamen?“ „Katharina!“ „Wie hieß denn Ihr Vater?“ „Ich glaube Katharina?!“ Die Bewohnerin sitzt unsicher und ratlos auf ihrem Stuhl. Solche Dialoge erlebe ich fast jedesmal, wenn ich Krankengottesdienst in einer kleinen Wohngruppe für Senioren halte. Viele Menschen werden heute älter und mit der gestiegenen Lebenserwartung steigt auch die Zahl der Menschen, die an Demenz erkranken. Viele Einzelpersonen, Familien und Senioreneinrichtungen kümmern sich rührend um diese Menschen, um ihnen ein Leben und irgendwann ein Sterben in Würde zu ermöglichen. Heilung gibt es nicht. Und so sind mit der Krankheit auch viele Fragen und viel Leid verbunden. Was geht in dem betroffenen Menschen vor? Wer oder was kann sie im fortgeschrittenen Stadium noch erreichen? Für die Angehörigen ist es oft ein schmerzlicher und sehr langer Weg des Abschieds. Ein Mensch, der vertraut war, vielleicht der Partner, verändert sich und rückt immer weiter weg. Und wer dieser Krankheit begegnet, begegnet auch der eigenen Angst. In Gesprächen mit älteren Menschen erlebt man immer wieder die Freude darüber alt werden zu können, aber auch der Furcht, die Kontrolle über sich selbst zu verlieren. Wer bin ich dann noch, wenn ich ganz auf die Hilfe anderer angewiesen bin? Wer bin ich denn noch, wenn meine Gedanken immer öfter durcheinander geraten? Wenn ich vielleicht selbst nicht mehr weiß, wer ich bin? Wer oder was hilft mir dann? Eins weiß die Medizin heute genau, Menschen mit solchen Krankheitsbildern haben – wie Kinder – ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Liebe und Fürsorge. Darum müssen die Angehörigen und Betreuer lernen mit Gesten und Lächeln und Berührungen zu lieben. „Das ist das Einzige, was Opa noch versteht!“, sagte mir jemand. Meine „Freunde“ in der Seniorengruppe haben alle einen Namen und kennen ihn und ich kenne sie. Dadurch haben sie eine unverlierbare Würde. Man kann sie ansprechen, mit ihrem persönlichen,( privaten) Namen und das ist wichtig. Der Name ist ganz tief in der Person grundgelegt, verankert. Sehr lange kann ein Mensch dadurch erreicht werden, dass man ihn mit Namen anspricht. Der Name steht dafür, dass der Mensch eine eigene wertvolle Person ist und bleibt. Wer mit Demenzkranken zu tun hat, steht immer wieder vor der Frage, was macht den Menschen aus? Was gibt ihm eigentlich seine besondere Würde? Und dahinter steht dann immer auch die Frage, was macht mich aus? Was gibt mir meine besondere Würde? Lernen wir aus der Bibel, lernen wir aus Gottes Wort: Die Dir eigene besondere Würde ist Dir mit Deinem Leben geschenkt. Es gibt das Leben und es gibt Dich, weil Gott es gewollt hat. Weil Gott gesprochen hat, und indem er sprach, schuf er Dich nach seinem Bilde. Und Gott lässt Dich nicht los. Er redet immer wieder mit Dir, hinein in Dein Leben, auch hinein in Deine Schuld und Lebensangst. Er sagt auch zu Dir: „Fürchte Dich nicht, ich habe Dich bei deinem Namen gerufen und DU bist mein!“ So spricht unser Gott, der Dir und mir und uns das Leben geschenkt hat, der seine Hand auf uns gelegt hat im ersten Moment des Entstehens und uns auf seinen Händen trägt – auch durch die Nacht – in sein Vaterhaus. Dies gibt mir Sicherheit und Vertrauen. Ich – Arthur – würde mir wünschen, dass es auch hier in der Welt Menschen gibt, die mir sagen: „Fürchte Dich nicht!“ und mich spüren lassen, dass ich nicht verloren bin, auch dann, wenn es dunkel und still wird.

(In einem Firmlied haben wir mal gesungen: „Vergiss es nie: Dass du lebst war keine eigene Idee, und dass du atmest, kein Entschluss von dir“. „Vergiss es nie: Niemand denkt und fühlt und handelt so wie du, und niemand lächelt so, wie du´s grad tust“. Ich – Arthur – würde mir wünschen, dass es auch Menschen gibt, die mir dies sagen und spüren lassen. Dass ich mich nicht fürchten muss, weil ich nicht verloren bin, auch dann, wenn es dunkel und still wird.) Herbert Wehner spielte für seine Lotte, die schwer demenzkrank war in den letzten Minuten auf der Mundharmonika: „So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich.“ Dabei schlief sie für immer ein. „Wenn ich auch gleich nichts fühle von Deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele – auch durch die Nacht“ Es ist gut, wenn wir mit Worten und Berührungen die Botschaft vermitteln können, die dieses Vertrauen in die Geborgenheit Gottes anrührt und schenkt. („Wie heißt DU?“ „Fürchte Dich nicht, denn ich habe Dich erlöst; ich habe Dich bei deinem Namen gerufen; DU bist mein!“ Das ist unser Gott! So spricht unser Gott, der Dir und mir und uns das Leben geschenkt hat, der seine Hand auf uns gelegt hat im ersten Moment des Entstehens und uns auf seinen Händen trägt – auch durch die Nacht – in sein Vaterhaus. Friede und Freude darum mit Dir – Wie heißt DU?)

Ihnen allen einen gesegneten Sonntag. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

14.11.09 „Fliegen kann jeder!“

Wort zum Sonntag 14.11.09 „Fliegen kann jeder!“

Vielen meiner Bekannten geht das Novemberwetter auf den Geist. Regen, diesige Luft, es wird immer früher Dunkel und draußen blüht kaum noch was. Vielleicht ist deshalb der November der Monat, mit den vielen Gedenktagen an Tod und Verstorbene. Spätestens wenn man mal schwer krank war, ist der Gedanke an den Tod oft wiederkehrender Begleiter im wieder gewonnenen Leben.

Zur Lebenskunst gehört, das wussten schon die Alten, auch die Kunst des guten Sterbens. Ich weiß von vielen älteren Menschen, die, nicht nur im Alter, täglich um eine gute Sterbestunde gebetet haben. Die gute Sterbestunde, die Kunst des Sterbens ist der Prüfstein dafür, wie tragfähig die Kunst des guten Lebens ist.
Wie eng leben und sterben können zusammenhängen, ist mir an einem vor einiger Zeit gelesenem Interview klar geworden. Darin schildert ein berühmter Trapezkünstler die gefährliche Arbeit der Artisten hoch oben in der Zirkuskuppel. Die Kunst, scheinbar schwerelos durch die Luft zu fliegen und sicher auf der anderen Seite zu landen.
„Als Luftspringer muss ich absolutes Vertrauen haben auf den, der mich auffängt“, sagt er. „Das Publikum meint immer, ich sei der Star am Trapez. Ich, der Flieger. Aber der wirkliche Star ist mein Fänger. Er muss für mich im Bruchseil einer Sekunde da sein und mich aus der Luft angeln, wenn ich in hohem Bogen auf ihn zufliege.“
„Klappt das denn immer?“, fragt der Interviewer. – „Die Kunst liegt darin“, sagt der Artist, „dass der Flieger nichts tut und der Fänger alles. Wenn ich auf meinen Partner zufliege, muss ich bloß meine Arme und Hände ausstrecken und darauf warten, dass der andere mich auffängt.“
„Und Sie tun dabei nichts?“ – „Nein, gar nichts“, sagt der Artist. „Das Schlimmste, was ich tun könnte, wäre, nach dem Fänger greifen zu wollen. Ich würde seine oder meine Handgelenke brechen, und das wäre für uns beide das Aus. Nein, ein Flieger soll nichts als fliegen, ein Fänger nichts als auffangen. Ich muss mit ausgestreckten Armen völlig darauf vertrauen, dass der Andere im richtigen Moment nach mir greift.“
„Das ist das ganze Geheimnis?“ – „Ja, dass der Flieger, der in die Leere hineinspringt, nichts tut. Und der andere, der Fänger, alles.“
Eine starke Vorstellung, finde ich. Eine, die mir klar macht, worin letztendlich die Kunst zu leben wie zu sterben besteht: in diesem Vertrauen, nicht abzustürzen, sondern aufgefangen zu werden. Ob man das lernen kann, solches Vertrauen?
Bevor Jesus stirbt, sagte er einen Satz, der voll gesogen ist von diesem Vertrauen:
„Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.“ In seiner Todesstunde sagt er ihn, in äußerster Verlassenheit.
Diesen Satz kann ich nachsprechen. Die Kraft, die darin steckt, kann ich mir zu Eigen machen. Und so lernen zu vertrauen, dass Gottes Hände auch mich halten, selbst wenn ich falle, es geht nie tiefer als immer in Gottes Hände. Diese Überzeugung tut mir unendlich gut. Ihnen und Ihren Familien wünsche ich einen besinnlichen Sonntag.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

24.12.09 „Schwäche darf man verschenken!“

Wort zum Sonntag 24.12.09 „Schwäche darf man verschenken!“

Es gibt in manchen Ländern eine Weihnachtssitte, einen Ravi an die Krippe zu stellen, eine Person, ohne Geschenke, mit hoch erhobenen Armen, die nichts anderes tut als ihrer Begeisterung durch Staunen Ausdruck zu verleihen. Die Hirten bringen ihre Gaben, die Könige kostbare Geschenke und der Ravi steht mit geöffneten leeren Händen vor dem Kind und staunt.

„Ähnlich wie der kleine Junge der neugierig und gespannt zuschaut, wie sein Großvater an einer mächtigen Krippenfigur schnitzt. Andere Figuren stehen schon fertig auf dem Tisch. Der Junge wird ein wenig müde vom Zuschauen und legt seinen Arm auf die Tischkante, den Kopf ebenfalls.

Auf einmal merkt er, wie all die Gestalten lebendig werden. Ganz erstaunt stellt er fest: „Ich kann mit ihnen reden!“ Auf einmal sind die Hirten, Könige, Maria und Josef nicht mehr klein und er nicht mehr groß. Es ist gerade so, als ginge er mitten unter ihnen umher, ohne aufzufallen. Und

so geht er mit ihnen, in den Stall von Bethlehem hinein. Auf einmal steht er vor der Krippe, und das Jesuskind schaut ihn an. Plötzlich bekommt der Junge einen Schreck, Tränen steigen ihm in die Augen. „Warum weinst du denn?“ fragt das Jesuskind. „Weil ich dir gar nichts mitgebracht habe.“ Das Kind erwidert: „Ich will aber gerne etwas von dir haben.“ Da wird der Junge rot vor Freude und stammelt: „Ich will dir alles schenken, was ich habe.“ „Drei Sachen hätte ich gerne von dir“, sagt das Jesuskind. Aber da fiel ihm der Junge ins Wort: „Meinen neuen Mantel, meine Eisenbahn, mein schönstes Buch?“ Doch das Jesuskind schaut ihn an. „Das brauche ich nicht. Ich will von dir etwas anderes haben.“ „Was denn?“ fragt der Junge erstaunt. Leise, so dass es niemand anders hören kann, sagt das Jesuskind: „Schenk mir deinen letzten Aufsatz!“ Der Junge erschrickt. „Jesus“ stottert er ganz verlegen und und flüsterte: „Da hat doch der Lehrer darunter geschrieben: Nicht genügend!“ Doch das Jesuskind erwidert: „Eben deshalb will ich ihn haben.“ Der Junge kann das nicht verstehen. „Aber warum denn?“ fragt er. „Du sollst mir immer das bringen, wo „nicht genügend“ darunter steht. Versprichst du mir das?“ sagt Jesus. Auf einmal überzieht ein Leuchten das Gesicht des Jungen. „Ja, sehr gern.“ „Aber ich will noch ein zweites Geschenk von dir“, sagt das Jesuskind. Hilflos schaut ihn der Junge an. „Was denn?“ „Deine Frühstücktasse!“ Wieder erschrickt der Junge. „Aber die ist doch heute Morgen zerbrochen!“ entgegnet er. Wieder schaut ihn das Jesuskind an. Gerade so, als ob er bis hinein in die Seele des Jungen sehen könnte. Langsam sagt es: „Du sollst mir immer das bringen, was du im Leben zerbrochen hast. Ich will es wieder heil machen. Gibst du mir auch das?“ Der Junge nickt. „Aber nun, mein dritter Wunsch“ sagt das Jesuskind. „Du sollst mir auch die Antwort bringen, die du deiner Mutter gegeben hast, als sie dich fragte, wie die Tasse kaputt gegangen ist.“ Da legt der Junge die Stirn auf die Kante der Krippe und weint bitterlich. „… ich … ich“, so bringt er unter Schluchzen heraus, „ich habe die Tasse umgestoßen. In Wahrheit habe ich sie absichtlich auf die Erde geworfen.“ Wieder schaut ihn das Jesuskind an. Kein Ärger, kein Vorwurf, kein Schimpfen ist in diesen Augen. Nur Liebe, verstehende, helfende und heilende Liebe. „Du sollst immer alle deine Lügen, deinen Trotz, alles Böse was du getan hast, zu mir bringen“, sagt das Jesuskind. „Und wenn du zu mir kommst, dann will ich dir helfen. Ich will dich annehmen in deiner Schwäche. Ich will dir immer vergeben. Ich will dich an deiner Hand nehmen und dir den Weg zeigen. Willst du dir das schenken lassen?“

Und der Junge schaut und hört und staunt. Und zum ersten Mal fühlt er, dass Weihnachten mehr ist als Geschenke. Langsam formen seine Lippen: „Danke, Jesus. Danke, ich will dir alles bringen, was ich nicht fertig bekomme. Ich will dir alles bringen, was ich zerbrochen habe. Ich will dir alles, was ich falsch mache, bringen.“ Jesus spricht: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen, ich werde ihn in meine Arme nehmen und es wird alles gut!“

Der Ravi und der kleine Junge geben mir eine leise Ahnung von dem was Weihnachten passiert. Ihnen, Ihrer Familie, Ihren Freunden aber auch denen, die Sie nicht leiden können, wünsche ich ein gesegnetes Weihnachtsfest.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)


24.01.10 „Lasst euch versöhnen!“

Wort zum Sonntag 24.01.10 „Lasst euch versöhnen!“

Viele werden es gar nicht gewusst haben. Die Vereinten Nationen hatten für das Jahr 2009 ein „Internationales Jahr der Versöhnung“ ausgerufen. Auf Versöhnung wagen wir eher kaum zu hoffen angesichts all der Bomben und Raketen, die den Frieden als Illusion erscheinen lassen; angesichts der ethnischen Kämpfe, der dramatischen Kluft zwischen Arm und Reich, des Konflikts der Religionen überall auf der Welt. Schon im engen Kreis unseres persönlichen Zusammenlebens, in der Familie oder im Freundeskreis, fällt es uns doch oft schwer, Misstrauen und Streit zu überwinden. Manche Verwundungen können wir nicht vergessen. Wir sehnen uns alle nach Frieden; und zugleich sind auch die Kräfte der Feindseligkeit tief in uns wirksam. Aber wir haben – im Großen wie im Kleinen – keine andere Chance, als auf diese Hoffnung zu setzen, uns immer wieder zur Versöhnung herausfordern zu lassen.
Wenn ich von Versöhnung rede, dann meine ich nicht Vergessen. Vergessen heilt keine Wunden; nur wer sich erinnert und das erlittene oder begangene Unrecht offen beim Namen nennt, kann einen Weg finden, um neu zu beginnen. Versöhnung bedeutet auch nicht „Entschuldigung“. Niemand kann Schuld einfach auslöschen. Vor allem mich selbst kann ich nicht freisprechen. Schuld kann ich nur ehrlich eingestehen und um Vergebung bitten. Und Schuld kann ich vergeben. Nur durch Vergeben kann die Last der Schuld gelöst werden, die das Leben lähmt und über Generationen hinweg belastet.
Mich zu versöhnen beginnt damit, dass ich mich selbst und den anderen Menschen ehrlich sehe, mit all dem , was belastet und entfremdet.
„Lasst euch versöhnen mit Gott!“ Der Apostel Paulus ruft uns das zu. An manchen Stellen werden wir Menschen wohl immer unversöhnt und unversöhnlich bleiben. Aber Gott bleibt dabei, uns Versöhnung anzubieten; er nimmt uns ganz sicher trotz allem als liebenswerte Menschen an. Es fällt mir oft ganz schön schwer, dies für mich selbst zu bejahen. Aber es kann mir doch die innere Freiheit schenken, auch den Menschen neben mir anzunehmen – trotz allem – und auch das Versöhnliche in ihm zu stärken. Ich behaupte nicht, dass dies einfach ist. Mir hilft es, wenn ich beginne für die, die ich nicht leiden kann, zu beten, immer wieder. Die Vision einer internationalen Versöhnung ist damit immer noch in weiter Ferne. Aber wo soll sie beginnen, wenn nicht bei mir und Dir? In 2010 gibt es noch viele neue Chancen, die nächste ist heute!

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

13.03.10 „Wie Honig schmecken deine Lippen.“

Wort zum Sonntag 13.03.10 „Wie Honig schmecken deine Lippen.“

„Die Liebe ist ein seltsames Spiel, sie kommt und geht von einem zum andern“, Wer sich daran erinnert muss schon ganz schön alt sein. Conny Froboes hat das gesungen. Das war ein Ohrwurm, der eingeht und hängen bleibt. Von der Liebe kann man nicht oft genug singen, oder Gedichte machen oder malen. Die Liebe ist das Schönste, was das Leben zu bieten hat. Sie ist aufregend und spannend und setzt ungeahnte Kräfte und Kreativität frei. Verliebt kann man die höchsten Mauern überwinden und nahezu alle Grenzen überschreiten. Blumen, Geschenke oder Liebesbriefe, deutliche Botschaften werden ausgetauscht. Solche Zeichen stärken die Liebe, denn Liebe ist so lebendig, dass sie wachsen und gedeihen, aber auch abnehmen und sogar sterben kann. Darum muss Liebe gepflegt, gedüngt und gehegt werden, wie ein zartes Pflänzchen – immer wieder. Auch in der Bibel wird diese Liebe beschrieben. „Deine Schönheit ist vollkommen, meine Freundin, kein Makel ist an dir. Du hast mich verzaubert mein Mädchen. Mit einem einzigen Blick hast Du mein Herz geraubt. Wie glücklich macht mich deine Liebe, mein Mädchen. Ich genieße deine Liebe mehrt als den besten Wein, dein Duft ist bezaubernder als jedes Parfüm. Wie Honig schmecken deine Lippen. Ja, süße Honigmilch ist unter deiner Zunge. Und wie der Wald auf dem Libanon so duften deine Kleider. Wie schön du bist, meine Freundin, wie wunderschön.“ Und weiter gehen diese leidenschaftlichen Beschreibungen im Hohenlied Salomos im Alten Testament. Fachleute sind heute sicher, dass es sich bei diesen Beschreibungen auch um die Liebe zwischen Gott und seinem Volk handeln muss, oder übertragen, um die Liebe zwischen Christus und seiner Kirche. Mir leuchtet das ein, denn die Liebe ist von Gott. Überall, wo die Liebe ist, ist immer auch Gott. Egal ob es sich um die Liebe von zwei Menschen handelt, kameradschaftlich, freundschaftlich oder erotisch, oder um die Liebe zwischen Gott und den Menschen. Die Liebe ist das Entscheidende. Liebe macht das Leben erst wirklich schön. Wir bleiben ein Liebespaar, auch nach der Silberhochzeit, auch wenn wir längst Großeltern sind. Die Liebe hat uns einst zusammengeführt und wir hüten und pflegen sie und kämpfen auch darum, dass sie uns nicht zu gewöhnlich wird oder verloren geht. Überraschendes noch voneinander erwarten und füreinander bereithalten ist eines der tiefen Geheimnisse starker Partnerschaften. Diesem Gemälde der Liebe immer wieder frische Farben hinzufügen, damit sie leuchten und strahlen und dem Gedicht weitere leidenschaftliche Strophen, das ist der Auftrag. Und Gott sagt: „Du sollst dir kein Bild machen von mir!“, das könnte auch der Liebe zwischen zwei Menschen helfen. Ein Bild ist starr, legt mich fest ist endgültig. Liebe zwischen Menschen und zu Gott ist dynamisch, ist offen und neugierig, verbindlich und frei. Wenn wir aufmerksam aufeinander achten, die Liebe immer im Blick behalten und zärtlich einander begegnen, dann können wir auch Raum finden um Gott in unserer Beziehung einen Platz zu geben. Wir könnten vielleicht gemeinsam beten: „Großer Gott, so viele Jahre sind wir zusammen! Wie alter Wein können wir füreinander sein: köstlich, feurig, kräftig. Wie ein altes Haus können wir füreinander sein: sicher, fest , wohnlich. Wie ein altes Buch könnten wir füreinander sein: kostbar, schön und wertvoll. Lass es uns sein und bleiben!“ (nach Rotzetter) Ihnen ein liebevolles Wochenende. Ihr Arthur Springfeld (z.Zt. im Liebesurlaub)

02.05.10 „Auferstehung ist immer“

Wort zum Sonntag 02.05.2010 „Auferstehung ist immer“

Ein Mensch hatte ein „Buch Gottes“ geschenkt bekommen und freute sich darauf, es ernsthaft zu studieren. Auf dem Heimweg aber geriet er in ein Feuer und konnte nur das nackte Leben retten. Auch das Buch ging verloren. Er trauerte ihm lange nach. Aber dann erinnerte er sich, oft gehört zu haben, dass in diesem Buch nur das Beste und Tiefste stünde. Und er sagte sich: „Dann muss ich so leben, wie wenn ich es gelesen hätte. Und er ging hin und tat ein Leben lang Gutes und Versöhnliches. Als er starb und vor Gott trat, wurde er gefragt, was er für ihn getan habe. Der Mensch neigte den Kopf und antwortete: „Herr, ich weiß nicht, was ich für dich hätte tun sollen. Ich habe das Buch verloren, in dem es geschrieben stand. Vergib mir!“ Da befahl Gott: „Bringt ihm sein Buch!“ Da traten viele Menschen auf, die er getröstet, umarmt, besucht, ermutigt und versöhnt hatte. Und Gott sprach: „Das ist dein Buch. Du hast gelesen und verstanden, ohne zu buchstabieren“.

Für mich passt diese Geschichte noch ganz toll in die Osterzeit, ist doch eigentlich eine richtige Auferstehungsgeschichte. Dieser Mensch tut in seinem Leben viel Gutes, er tröstet, er macht Mut, gibt Hoffnung und versöhnt. Einfach so. Weil er es will. Weil es auch ihm gut tut. So versteht er sein Leben. Er fragt nicht nach Anweisungen aus einem Buch, er sichert sich nicht ab durch Gesetze und Vorschriften. Er tut es einfach, selbst ohne sich immer wieder auf Gott zu berufen, er hat das Buch ja nicht, das ihm Anweisungen geben könnte. Das was er tut, hat seine Messlatte in seiner Überzeugung und in seinem Glauben. Das ist sicher nicht immer einfach, sicher nicht der bequeme Weg und kostet bestimmt immer wieder ehrliche Anstrengung. Er hilft anderen Menschen leben – mehr nicht, ohne vordergründigen Nutzen, ohne zu fragen und zu deuten.

Dieses Tun, so jeden Tag leben und handeln, meint Ostern feiern, bedeutet seiner Auferstehung vertrauen, ist innigste Liebe zu unserem Schöpfer. Wenn wir Christen in diesen Tagen hören und singen: ER ist auferstanden – dann heißt das: ER lebt und ist da, wo und wie wir leben, und dort unter uns stirbt er auch. Halleluja meint: ER lebt nach seinem Tod in und mit unserem Leben. Und dann kommt die entscheidende Frage an uns: „Und wie lebt Ihr?“ Das ist einzig Gottes Botschaft an uns, seine alles entscheidende Frage: wie ich mein Leben, mein Handeln und Tun begreife und wie ich meinem Nächsten zum würdigen Leben verhelfe. Vielleicht fragt einer: „Ist das wirklich christlich, wenn ich göttliche Auferstehung und meinen oft lächerlichen Alltag so eng miteinander verwebe?“ Ich bin da ganz sicher. Seine Auferstehung dürfen wir jeden Tag feiern, weil unser Gott ein Gott des Lebens ist, treu, liebevoll, versöhnend und barmherzig. Er ist immer bei mir, mit mir und bei allen die ihm vertrauen. Wenn wir Christen ehrlich und aus tiefer Freude und vollem Herzen singen: „Christ ist erstanden“, dann protestieren wir auch gegen Formalismus, Oberflächlichkeit, Uneinsichtigkeit und Härte, Unfrieden und mangelnde Versöhnungsbereitschaft. Denn davon ist Ostern und Auferstehung weit weg. Ostern ist das Fest meines ehrlichen und wirklichen Lebens, und das 365 Tage im Jahr.

Ihnen einen gesegneten Sonntag – mit Sicherheit mit Ihm. Ihr Arthur Springfeld, Diakon

19.06.10 „Und es wird helfen!“

Wort zum Sonntag 19. Juni 2010 „Und es wird helfen!“

Jeder von uns trägt Mitverantwortung für unser Land! Nicht nur, dass wir wählen gehen. Nicht nur, dass wir uns engagieren, auch politisch. Unsere Verantwortung reicht weiter! So wie wir für den Frieden beten, für die Einheit im Glauben, für eine gute Ernte, stehen wir auch in der Pflicht für unsere Politiker zu beten, über alle Parteigrenzen hinweg! Gerade in der so unbefriedigenden Situation wie in diesen Tagen und Wochen. Und nicht nur für Angela Merkel, Horst Köhler, Jürgen Rüttgers oder für Paul Hermreck, man sollte für alle Politiker beten, die im Bund in den Ländern, Städten oder Gemeinden Verantwortung tragen – Verantwortung die wir nicht übernommen haben oder gewollt hätten. Stammt nicht mal von mir diese Bitte. Steht in der Bibel, unserer Heiligen Schrift. Paulus hat das geschrieben. Natürlich kannte er Angie oder seinen Namensvetter nicht und all die anderen. Aber er schreibt: „so ermahne ich Euch, dass ihr für die Könige und die Obrigkeit betet. (1. Tim 2). Die also, die uns regieren, und in einer Demokratie gehören die Oppositionspolitiker auch dazu: für die sollen Christen beten.

Paulus hat sicher nicht nur an die Politiker gedacht, die in seinem Sinne regieren. Er hatte den Kaiser von Rom im Blick und der war den Christen ganz und gar nicht wohlgesonnen. Im Gegenteil. Paulus sagt auch nicht, dass man um eine christenfreundliche Politik beten soll. Gott muss man beim Beten keine Ratschläge geben, das wusste Paulus genau. Aber Paulus wusste auch, diese Politiker, weltweit, haben das Schicksal der Menschen, auch unser Schicksal, in der Hand. Deren Tun ist eine unglaublich verantwortungsvolle Aufgabe und flotte Urteile sind sicher nicht angebracht. Wer demnach für die Politiker betet, der zeigt dadurch auch seine Wertschätzung für ihre Arbeit. Wer für sie betet, hört zunächst auf, auf die da oben zu schimpfen. Wer für sie betet, der erkennt auch, dass alle Politiker vor Gott stehen – genau wie jeder andere Mensch auch. Jeder wird sich spätestens vor Gott verantworten müssen. Sie haben auch von ihm den Auftrag, das Beste für seine Geschöpfe und seine Schöpfung zu tun. Wir glauben aber auch, dass Gott niemanden in seiner Aufgabe allein lässt. Darum ist es gut und wichtig, sich nicht nur wirklich zu informieren, nicht nur wählen zu gehen, sondern auch zu beten. Natürlich hoffe ich, dass das die Politiker auch tun, in dem Wissen „so wahr Ihnen Gott helfe“!

Aber wofür sollen wir denn dann beten, vielleicht gerade in diesen schwierigen Tagen? Paulus schreibt: „Gott will, dass allen Menschen geholfen werde!“ „ALLEN“ steht da in der Bibel. Also nicht nur mir, nicht nur den Christen. Nicht nur meinem Land oder Gemeinde. Nicht nur denen, die so sind, denken und leben wie ich. Allen soll geholfen werden. Wer dafür betet, bin ich ganz sicher, der kann eher akzeptieren, dass nicht immer alles zu seinem eigenen Vorteil ausgeht. Wer dafür betet, dass allen geholfen wird, der kann leichter hinnehmen, dass es einen Ausgleich geben muss und nicht immer alles so bleiben kann oder besser wird. Auch, dass bei manchen Entscheidungen andere zuerst dran sind, damit unterm Strich, am Ende, allen geholfen werden kann, werde ich dann auch verstehen können.

Ich glaube fest an das Gebet. Jedes Gebet wird Positives bewirken, mit garantierter Sicherheit, entweder bei den Politikern oder bei uns selbst!

Ihnen (für Fußballer kann man übrigens auch beten) einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche mit Gott. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

07.08.10 „Segen bringt Leben“

Wort zum Sonntag, 6./7.08.2010 „Segen bringt Leben“

Kinder sind anstrengend und stören! So dachten die Freunde von Jesus. Jesus hatte viel zu tun, war müde, sollte sich ausruhen. Und dann kamen Mütter und brachten auch noch ihre kleinen Kinder zu Jesus, er sollte sie segnen. Die Mitarbeiter von Jesus waren sehr ungehalten zu den Müttern. Sie wollten Jesus vor den Kindern und ihren Müttern schützen. Sie hatten es eigentlich nur gut gemeint mit Jesus.
Ich glaube, das kennen viele Mütter und Väter, die ihre Kraft im Beruf gelassen haben und Entlastung brauchen. Die würden manchmal auch gern ihre Ruhe haben und die Kinder für eine Weile abgeben. Wie gut, wenn es dann Großeltern in der Nähe gibt, die nicht immer, aber sie doch ab und zu von ihren Kinder entlasten. Manchmal sind es sogar gute Nachbarn und Freunde die sich anbieten. Bei uns damals waren es auch Freunde, die sagten: „Lasst uns mal die Kinder. Geht, macht euch einen schönen Abend, fahrt mal ein paar Tage weg!“ Das hat gut getan.
Die Jünger wollten Jesus nur schonen. Deshalb hielten sie die Kinder von ihm fern. Jesus aber ärgerte sich über seine Freunde. Er war mit ihrem Verhalten überhaupt nicht einverstanden. Er wurde richtig böse. Er wies sie zurecht. „Lasst die Kinder zu mir kommen und verwehrt ihnen das nicht.“ So sagte er zu ihnen in sehr scharfem Ton. Vermutlich waren seine Jünger erschrocken. Sie hatten es doch nur gut gemeint. Warum hat Jesus das nicht gemerkt?
Merkwürdig ist, was Jesus dann sagt: „Denn den Kindern gehört das Reich Gottes.“ Man könnte fast sagen: Gott gehört den Kindern. Kinder sind Gottes Lieblinge. An ihnen ist er besonders interessiert. Sie sind ihm ein Herzensanliegen. Wer keine Zeit für Kinder hat, beleidigt Gott persönlich und Jesus. Der war sich mit Gott eins. Er nannte ihn seinen Vater, Abba, ganz wie ein kleines Kind. Jesus sagte: Für Kinder müssen wir immer Zeit haben. Kinder sollen wir schützen und ins Leben begleiten.
Und noch etwas: Kinder sind Vorbilder für euch Erwachsene, sagte Jesus. Kinder sind offen für Gott. Nur wenn ihr so offen für Gott seid wie Kinder, bekommt ihr ein Gespür dafür, wie Gott ist.
Und dann wird erzählt, wie Jesus den Kindern die Hand auf den Kopf legte, sie umarmte, ganz lieb und behutsam und sie segnete. Segnen, das ist etwas besonders Schönes. Regelmäßig haben wir es bei unseren Kindern auch gemacht. Ihnen beim Verlassen des Hauses oder in wichtigen Situationen kurz die Hand auf den Kopf gelegt, ein Kreuz gezeichnet und gesagt: „Gott segne dich. Er möge dich begleiten und behüten. Er hat dich lieb und wir dich auch.“ Bei wichtigen Anlässen warten selbst die Großen heute noch darauf. Und – segnen tut mir mindestens ebenso gut wie den Kindern. Versuchen Sie es doch mal!

Ihnen, hoffentlich mit Kindern und Enkeln, wünsche ich einen gesegneten Sonntag.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon und glücklicher Opa)

26.09.10 „Einen Menschen zu lieben …“

Wort zum Sonntag 25./26.09.2010 „Einen Menschen zu lieben …“

Mich berührt das immer sehr, wenn ich in Verl oder in Urlaubsorten alte Ehepaare sehe, die Hand in Hand spazieren gehen und sich oft beispiellos liebevoll anschauen. Man könnte glauben, sie sind noch in den Flitterwochen und haben dabei die goldene Hochzeit oft schon hinter sich.

Wer von uns, auch die noch jung Verheirateten, wünscht sich das nicht? Der Eine kann nicht mehr, der Andere versorgt ihn. Und das geschieht ganz selbstverständlich. Oft sind es die Frauen, die den alt und gebrechlich gewordenen Lebenspartner pflegen und liebevoll versorgen, aber umgekehrt natürlich auch. Unter diesen Umständen sind das Miteinander und der Alltag natürlich nicht immer leicht. Manche bieten Kräfte auf, die die Grenze der Belastbarkeit fast überschreiten. Dennoch übernimmt der Partner in freier Entscheidung die Aufgabe, den Anderen zu begleiten und zu pflegen bis ans Ende und das mit einer Selbstverständlichkeit, die keine Zweifel offen lässt.

Von Albert Camus, dem französischen Schriftsteller, stammt der Satz: „Einen Menschen zu lieben heißt einwilligen, mit ihm alt zu werden.“ Dieser Satz hat sich bei mir fest gemacht. Aber mir kommen auch einzelne Männer in den Sinn, die einem Trugschluss erliegen. Ihre Frauen werden älter, nur sie selbst anscheinend nicht. Ihre Selbstwahrnehmung hinkt dem Alter hinterher. In meinem Empfinden bin ich jünger als mein biologisches Alter erlaubt. Da gibt es dann ältere Männer, die suchen sich an Stelle ihrer ebenso älter gewordenen Frau eine jüngere, manchmal vom Aussehen und Gehabe der Ehefrau sehr ähnlich, nur bedeutend jünger. Vielleicht meinen sie, dass sie dadurch jung bleiben.
„Einen Menschen zu lieben heißt einwilligen, mit ihm alt zu werden.“ Am Anfang ist das für jedes Paar selbstverständlich. Im Traugottesdienst versprechen sie es sich dann aus tiefster Überzeugung. Sie sagen ohne jeden Zweifel „Ja“ wenn ich ihnen die zur Gültigkeit der Ehe notwendige Traufrage stelle: „Glaubt ihr, dass Gott euch einander anvertraut hat. Wollt ihr ein Leben lang füreinander da sein in Freud und Leid, in guten und in bösen Tagen, bis Gott euch durch den Tod scheidet?“ Im Gespräch vor der Trauung war das bei mir noch nie die Frage, ob die beiden Brautleute einander die Treue halten würden. Da störte höchstens der Satz vom Tod und vom scheiden. Lieber wollten sie ewig beieinander bleiben.
Mit den Jahren und zunehmenden Alltag schwankt oft diese Sicherheit. Da braucht es immer wieder eine neue Einwilligung, immer wieder neu das „Ja“ miteinander alt zu werden. Das kann gelingen, wenn die älter gewordenen Paare sich erinnern: Wir haben so vieles miteinander erlebt. So viel Schönes, so viel Freude. Auch sorgenvolle Zeiten haben wir miteinander ausgehalten und durchgestanden. Gemeinsam kann man das Schöne intensiver genießen und sich gegenseitig aufmerksam machen. Und gemeinsam kann man das Schwere leichter tragen. Oft sind Kinder und Enkelkinder zusätzlich Motivation, alt zu werden um deren Leben zu erleben und zu begleiten. Welche wertvollen Schätze können so auch transportiert werden!
Einwilligen, miteinander alt zu werden, „Ja“ sagen zu guten und zu schlechten Zeiten heißt: das eigene Altern und das des Partners annehmen. Einander immer wieder vergeben. Jeden Tag als Chance füreinander wahrzunehmen, und das, was man miteinander geschenkt bekommen hat, gemeinsam genießen. So miteinander alt werden und in das Altwerden einwilligen, das ist Liebe und die kann ewig halten.

Ihnen wünsche ich, dass Sie an diesem Sonntag jemand ganz lieb in den Arm nimmt.

Ihr fast alter Diakon Arthur Springfeld