07.11.10 „Ihr werdet Euch wundern!“

Wort zum Sonntag 6./7. November 2010 „Ihr werdet Euch wundern!“

Allerheilgen, Allerseelen, Totensonntag, Volkstrauertag, Ewigkeitssonntag, der November ist prall gefüllt mit Tagen und Terminen des Gedenkens und des Erinnern. Mindestens bei uns Christen kommt dazu noch das Danken, das Beten und die Hoffnung, dass der Tod nicht das Ende ist, dass die Verstorbenen in Gottes liebevollen Armen geborgen sind und auf uns warten. Die folgende Geschichte könnte uns helfen ohne Angst und voller Vertrauen in die Zukunft zu gehen.

„Es geschah, dass in einem Mutterleib Zwillingsbrüder empfangen wurden. Die Wochen vergingen, und die Knaben wuchsen heran. In dem Maß, in dem ihr Bewusstsein wuchs, stieg ihre Freude: „Sag, ist es nicht großartig, dass wir empfangen wurden? Ist es nicht wunderbar, dass wir leben?“

Die Zwillinge begannen, ihre Welt zu entdecken. Als sie aber die Schnur fanden, die sie mit ihrer Mutter verband und die ihnen die Nahrung gab, da sangen sie vor Freude: „Wie groß ist die Liebe unserer Mutter, dass sie ihr eigenes Leben mit uns teilt!“

Als aber die Wochen vergingen und schließlich zu Monaten wurden, merkten sie plötzlich, wie sehr sie sich verändert hatten. „Was soll das heißen?“ fragte der eine. „Das heißt“, antwortete ihm der andere, „dass unser Aufenthalt in dieser Welt bald seinem Ende zugeht.“ „Aber ich will gar nicht gehen“, erwiderte der eine, „ich möchte für immer hier bleiben.“ Wir haben keine andere Wahl“, entgegnete der andere, „aber vielleicht gibt es ein Leben nach der Geburt!“ „Wie könnte dies sein?“ fragte zweifelnd der erste, „wir werden unsere Lebensschnur verlieren, und wie sollten wir ohne sie leben können? Und außerdem haben andere vor uns diesen Schoss verlassen, und niemand von ihnen ist zurückgekommen und hat uns gesagt, dass es ein Leben nach der Geburt gibt. Nein, dies ist das Ende!“

So fiel der eine von ihnen in tiefen Kummer und sagte: „Wenn die Empfängnis mit der Geburt endet, welchen Sinn hat dann das Leben im Schoss? Es ist sinnlos. Womöglich gibt es gar keine Mutter hinter allem.“ „Aber sie muss doch existieren“, protestierte der andere, „wie sollten wir sonst hierhergekommen sein? Und wie könnten wir am Leben bleiben?“

„Hast du je unsere Mutter gesehen?“ fragte der eine. „Womöglich lebt sie nur in unserer Vorstellung. Wir haben sie uns erdacht, weil wir dadurch unser Leben besser verstehen können.“

Und so waren die letzten Tage im Schoss der Mutter gefüllt mit vielen Fragen und großer Angst. Schließlich kam der Moment der Geburt. Als die Zwillinge ihre Welt verlassen hatten, öffneten sie ihre Augen. Sie schreien. Was sie sahen, übertraf ihre kühnsten Träume.“

Ich bin sicher, dass alle Ängstlichen und Zweifler mit diesen Zwillingen verwandt sein könnten und dass selbst die, die an die Auferstehung glauben, das Staunen noch lernen werden. Auf unseren Gott ist Verlass!

Ihnen und Ihren Familien einen gesegneten Sonntag. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)


24.12.10 „Gott wohnt nicht gerne möbliert!“

Wort zum Sonntag 24.12.2010 „Gott wohnt nicht gerne möbliert!“

„Christus ist geboren!“Mit diesem Freudenruf verkünden viele orthodoxe Christen nach der Christmette die Frohe Botschaft den Menschen, denen sie in den Straßen begegnen. „Christus ist geboren!“ und „Er hat unter uns gewohnt!“, heißt es im Engel des Herrn.

Christus ist geboren und will bei uns wohnen, weil er uns liebt – er kann nicht anders.

Wir Menschen sind nicht verloren, weil Gottes Liebe größer ist, als die Zurückweisung durch die Menschen.

Gott liebt jeden so, wie er ist! Das ist die unglaubliche Botschaft von Weihnachten.

Wer Student ist, oder auf Montage geht, oder im Hotel übernachtet, ist froh, wenn er ein schönes möbliertes Zimmer findet. Gut ausgestattet, gemütlich, schöne Farben, alles so richtig wohnlich – so lieben wir das.

Und dann stellen wir unsere persönlichen Utensilien dazu, Bücher, ein Bild der Familie oder der Freundin und, wenn wir länger bleiben, ziehen wir eigene Bettwäsche auf.

Und wenn Gott bei uns Wohnung nehmen will? Wenn er bei uns einziehen und mit uns leben will? Natürlich bekommt er das schönste Zimmer, die beste Ausstattung und alles wird gesaugt und gewischt. Ob ihm das gefällt? Ob er sich da wohlfühlt?

Wenn Gott in uns Wohnung nimmt, dann richtet er sich seine Wohnung am liebsten nach seinem Geschmack ein. Gott wohnt nicht gerne möbliert. Und wir werden schnell seine Stimme hören: „Das passt hier nicht rein!“ „Das kommt raus!“ „Dieses muss unbedingt aufgearbeitet werden!“

Und Gott wird uns für alles, was raus muss, etwas Neues geben. Wir werden uns dann wundern und freuen über die Weite in unserer Wohnung, wenn wir uns endlich frei bewegen können und nicht dauernd stolpern über die Dinge, die uns im Weg stehen.

Gerne richtet sich Gott seine Wohnung, unser Leben ein – und wir werden staunen, was aus unserem alten Leben alles werden kann. Aus dunklen, muffigen Räumen, die einem schon beim Reinkommen den Atem verschlagen, werden helle, lichte Wohnungen, in denen sich das Leben entfalten kann: Die Schuld wird hinausgeworfen, zur Not auch immer wieder. Die schweren Vorhänge der Angst werden aufgezogen und alle Gaben und Fähigkeiten werden aus den Truhen herausgeholt und poliert, damit sie uns und andere erfreuen. Und Gott hat dafür unendlich viel Zeit und Geduld – aber das macht nichts, Gott wird nie müde an uns Menschen.

Wenn Gott bei uns einzieht, werden wir das spüren, wir müssen nicht raten was er will, sondern er redet zu uns und mit uns.

Das erste was wir von ihm hören ist: „Ich bin bei Dir, ich bin in Dir, ich stärke und tröste und heile, ja, ich verwandle Dich!“ „Das Leben in Fülle bin ich – für Dich!“

Nur das kann uns zu Menschen machen, die unerschrocken, ohne Furcht und mit nie endender Hoffnung sich selbst und dieser Welt gegenüber treten können. Das gelingt uns, wenn die Liebe Gottes in uns Wohnung nimmt. Diesem Gott der Liebe lasst uns an diesem Weihnachtsfest endlich die Tür öffnen, er hat schon mehrfach angeklopft! Er will uns und wir brauchen ihn.

Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes und friedvolles Weihnachtsfest (vielleicht mit neuen Möbeln) wünscht Ihnen

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

06.02.11 „DU bist DU!“

Wort zum Sonntag 06.02.2011 „DU bist DU!“

„Vergiss es nie: Dass Du lebst, war keine eigene Idee, und dass Du atmest, kein Entschluss von Dir. Vergiss es nie: Dass Du lebst, war eines Anderen Idee, und dass Du atmest, ein Geschenk an Dich. Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls, keine Laune der Natur, ganz egal ob Du Dein Lebenslied in Moll singst oder Dur. Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu. Du bist Du, …..“ (T.: Jürgen Werth)

Ein faszinierendes modernes Kirchenlied. Ich singe es sehr gerne. Manchmal singe ich das Lied im Taufgottesdienst – mehr Zusage kann man keinem neugeborenen Menschen mitgeben.

Vor vielen Jahren hatten wir das Lied als Firmmotto in der Sürenheide, jetzt im Februar wird es im Tauferneuerungsgottesdienst für die Getauften der letzten 5 Jahre erklingen. Und im Jahr der Taufe bei unseren evangelischen Freunden wird man das sicher auch singen.

Gerade junge Menschen singen das Lied auch gerne, fühlen sie sich doch darin angenommen und bestärkt, auch mit ihren Schwächen, aber besonders auch jeder mit seinen individuellen Stärken und Talenten. Jugendliche überlegen sich sehr genau, heute mehr als früher, ob der christliche Glaube Bestandteil ihres Lebens sein soll, ob sie auch als Erwachsene für ihr Leben und ihre Entscheidungen der Kraft des Glaubens vertrauen wollen.

Ich weiß mich mit den Jugendlichen in einem Boot, wenn die Fragen und Zweifel kommen, ob ich auch von Gott geliebt und angenommen bin mit meinen Eigenheiten, Macken und sicher auch manchen Liebenswürdigkeiten und guten Seiten. Gerade darum singe ich mit Begeisterung: „Vergiss es nie: Niemand denkt und fühlt und handelt so wie du, und niemand lächelt, so wie du’s grad tust. ….. Niemand sieht den Himmel ganz genau wie du, und niemand hat je, was du weißt, gewusst. Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls, keine Laune der Natur …. Du bist ein Gedanke Gottes, …..“

Schnell glauben wir Menschen, wir könnten alles selbst machen, planen und bestimmen. Bei Präimplantationsdiagnostik, Revolution in Ägypten per Internet und seit Jahren die Erde umkreisenden Menschen, ist das dann schon ein mutiger Gedanke: Jeder einzelne Mensch ein Gedanke Gottes! Aber besser und treffender kann man nicht ausdrücken, dass jeder Mensch einmalig und geliebt ist. In jedem einzelnen von uns verdichtet sich ein Gedanke Gottes zu Fleisch und Blut. Aber wenn wir alle – wirklich alle – Gedanken Gottes sind, dann muss man das doch unter uns spüren, dann muss das doch Auswirkungen haben auf unser Miteinander.

Meinen Anspruch versuche ich umzusetzen indem ich jedem Menschen, auch denen die offensichtlich anders sind als ich, die anders denken und sprechen, mit großem Respekt gegenüber trete und ihre Art zu leben, zu denken, zu essen und zu kleiden achte. Das ist manchmal wirklich nicht leicht. Aber unser Angenommen sein, unser Selbstbewusstsein und unser Selbstwertgefühl sind beste Grundvoraussetzung dafür, dass wir auch Anderen ihre Einmaligkeit zusprechen und tolerieren können: Vergiss es nie: „Dein Gesicht hat niemand sonst auf dieser Welt, und solche Augen hast alleine Du …. Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu….“

Mir tut das gut, dass das so ist! Und – DU bist DU! Schönen Sonntag noch!

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

27.03.11 „Lernen von den Meisen“

Wort zum Sonntag 27.03.2011 „Lernen von den Meisen“

Wissen Sie, was ein Meisenknödel mit der Fastenzeit zu tun hat?
Meisenknödel, das sind diese kleinen Säckchen mit unterschiedlichen Körnern gefüllt, eingeschmolzen in gesundes Fett, die man am Balkon oder im Garten aufhängen kann, um die Vögel während der kalten Jahreszeit zu füttern. Hat unsere Tochter diesen Winter auch gemacht und zwar Kiloweise. Die nicht so gut schmeckenden Körner liegen jetzt in meinen Blumenbeeten und werden dort wohl anwachsen. Hab ich auch was davon. Für meine Enkelkinder – aber auch für meine Frau (für mich allerdings auch) – ist das immer wieder schön, die Vögel beim Fressen zu beobachten. Viele Arten waren vertreten. Alle Vögel im Kreis Gütersloh wussten Bescheid – bei uns gibt es Futter reichlich. Die Säckchen hingen immer an der gleichen Stelle. So ging das – ob Schnee oder nicht, 5 Monate lang – durch den ganzen Winter durch.
Weil ich den Schmutz leid war, wurden jetzt zum ersten Mal die Säckchen an einer anderen Stelle aufgehängt. Die ersten hungrigen Schnäbel kamen auch bald. Vor allem Meisen und Spatzen. Und an der alten Stelle, dort, wo sonst immer die Säckchen hingen, kamen auch immer wieder Meisen an. Blickten sich um, schienen verwirrt, und schauten so als wollten sie klagen, dass da doch immer was für sie war. Und flogen wieder weg. Leer ausgegangen. Den neuen Ort – nur wenige Meter nebendran – haben sie anscheinend zunächst nicht gefunden. Komisch. Aber das ist wohl die Macht der Gewohnheit. Oder sie haben das bei den Menschen abgeschaut, immer der gleiche Trott – haben wir schon immer so gemacht.
Klingt zunächst banal, aber vielleicht kann man das von den Meisen und Spatzen lernen: Wer sich immer nur auf Althergebrachtes verlässt, wer durch die Gewohnheit unbeweglich wird, wer zu sehr an Vergangenem festhält, wer immer im gleichen Trott lebt, der geht irgendwann leer aus. Der merkt auch nicht, wenn Veränderungen Neues mit sich bringen. Der verstellt sich den Blick für das Neue. Der erkennt nicht, das neue „Nahrung“, neue Kraft da ist. Der beschwert sich vielleicht noch, dass es früher besser war, ohne zu merken, dass das Neue Vorteile und Gutes und bessere Perspektiven hat.
Unsere Vögel an der Terrasse waren nur auf der Suche nach etwas zu fressen. Aber unbewusst haben sie mir von der Fastenzeit erzählt: Von der Zeit, in der es Altes zu überdenken gilt, Scheuklappen wegzuwerfen, einen neuen Blickwinkel zu finden; und in der es heißt, aufmerksam zu werden für das, was Neues kommt. Es könnte sich lohnen.

Ihnen noch eine gesegnete Fastenzeit. Augen auf! Das Halleluja kann man schon hören. Ich freue.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

Ein wunderbarer Tag soll das heute werden, sagt der Wettermann. Warm und sonnig, Vorfrühling – beinah wie im Paradies.

Wenn da bloß nicht diese Bilder wären: Das Erdbeben in Japan, die gewaltige Flutwelle, die alles mit sich reißt, verstörte Menschen. Wie sich das wohl anfühlt, wenn man den Boden unter den Füßen verliert? Wenn unsicher wird, worauf man sich bisher verlassen hat. Ich denke an die Menschen, die alles verloren haben, was ihr Leben bedeutet hat. Ich hoffe und bete, dass sie bald wieder auf das Leben vertrauen können und Halt finden.
Geologen wissen Erklärungen für diese Katastrophe, reden von Erdplatten und tektonischen Verschiebungen. Und doch bleibt es im Grunde unfassbar, dass das Leben so bedroht ist. Dafür gibt es keine Erklärung, außer vielleicht, dass die Welt eben nicht das Paradies ist. Deshalb gibt es beides: Wunderbare Frühlingstage – und so schreckliche Katastrophen. Und es zeigt sich immer wieder, welche Gefahren in den Entwicklungen des Fortschritts liegen, die uns doch eigentlich das Leben leichter machen sollen. Die beschädigten Atomkraftwerke in Japan sind jetzt eine weitere, unberechenbare Gefahr. Gutes und Böses liegen ganz nah beieinander in unserer Welt, die nicht das Paradies ist. Wenn ich die verzweifelten Menschen dort in Japan sehe, dann macht mich das ängstlich und traurig.

In der Bibel wird erzählt, wie das Paradies verloren gegangen ist. Diese Geschichte ist mir eingefallen, weil sie gerade heute in den evangelischen Kirchen vorgelesen wird. Sie kennen die Geschichte von Adam und Eva vielleicht, mit eindrücklichen Bildern wird erzählt, wie die Welt geworden ist, wie sie ist: wunderschön und schrecklich. Gutes und Böses ganz nah beieinander, manchmal sogar in einem einzigen Menschen. Es friert mich, mitten im Frühling, wenn ich daran denke.

Aber die Geschichte erzählt auch etwas anderes: Gott selbst, heißt es, rüstet die Menschen aus, damit es sie nicht friert in dieser schrecklichen, schönen Welt. Er macht ihnen Kleider, sagt die Bibel, damit es nicht so kalt wird, wenn der Schreck ihnen in die Glieder fährt. Damit sie nicht frieren, wenn der Tod ihnen ganz nah kommt. Er gibt ihnen Kleider. Ich verstehe das so: Gott gibt ihnen das Mitgefühl. Gibt den Menschen die Liebe. Damit es nicht so schrecklich kalt wird. Damit sie einander Mut machen können zu helfen, zu trösten und neu anzufangen, wenn alles in Trümmer gefallen ist.
Gott hat uns Menschen die Liebe gegeben, damit wir füreinander da sein können, gerade weil die Welt nicht das Paradies ist. Ich hoffe, dass auch in Japan niemand allein sein muss mit seinem Leid. Vielleicht können ja auch unsere Gedanken und Gebete ein bisschen dazu helfen.

Heute und in den letzten Tagen reihe ich mich ein in diese lange Kette von Menschen, die beten. Ich ringe um Worte, weiß oft genug gar nicht, was ich sagen soll. Ich bete vor allem darum, dass Gott all das fasst und umfasst, was ich nicht fassen kann. Dass all die, die in Japan von Erdbeben, Tsunami und atomarer Katastrophe bedroht sind, Hoffnung und Zukunft bleibt. Das hört sich gestammelt und hilflos an – und das ist es auch. Aber es hilft mir und vielleicht auch meiner Tochter, zumindest ein bisschen mit dieser unfassbaren Situation umzugehen. Ich bete: »Gott, sei bei den Menschen in Japan. Steh ihnen zur Seite. Und sei auch bei mir, in meiner Fassungslosigkeit.«

Liebe Hörerinnen, liebe Hörer. Bei meinem Nachdenken über die Katastrophe in Japan und darüber, was sie herausfordert, drängt sich mir ein Zusammenhang auf, der vielleicht überraschend klingt. Eine Verbindung nämlich mit Grundgedanken der Fastenzeit. In der Bibel geht es da nicht um Verzicht und Askese-Leistungen. Da heißt fasten: die Sinne schärfen, berührbar sein für die Not anderer, einen realistischen Blick gewinnen und mit dem, was ich dann sehe, das Leben verändern. Das meint Fasten im biblischen Sinn. Deshalb möchte ich schließen mit einem Abschnitt aus dem Buch des Propheten Jesaja aus dem Alten Testament:

Das ist ein Fasten, wie ich es liebe, spricht Gott: die Fesseln des Unrechts
zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, die Versklavten
freizulassen, jedes Joch zu zerbrechen,
an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins
Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und
dich deinen Verwandten nicht zu entziehen.

17.04.11 Palmsonntag „Hosianna – Kreuzigt ihn!“

Wort zum Sonntag 17.04 2011 Palmsonntag – „Hosianna – Kreuzigt ihn!“

Ich bin ja richtig gespannt, ob Sie sich wiedererkennen. Sie kommen in der Geschichte nämlich auch vor. Jeder kommt in dieser Geschichte vor. Sie und ich, und die neben uns auch. Sie ist schon 2000 Jahre alt die Geschichte, aber sie passiert immer wieder, jeden Tag, immer wieder ähnlich: Die letzten Tage und Stunden von Jesus, und ich finde: Jeder und Jede ist mitten drin in dieser Geschichte.

Der Eine wird direkt schuldig, die Andere schaut tatenlos zu und der Nächste muss hilflos miterleben, was einem Menschen angetan wird, den er liebt und die Dritten gucken aus der zweiten Reihe emotionslos zu und stecken so auch mittendrin.

Sie haben das sicher schon selbst erlebt oder kennen das. Man will irgendwie dabei sein, aber lieber nicht ganz vorne und besser ohne Namenschild. Man will ja schließlich nichts verpassen. Aber man ist nicht so ganz dabei, die Tür für den Rückzug muss immer noch offen bleiben. Man weiß ja nie…. . Ok, anfeuern, Beifall klatschen, mitgrölen aus der dritten oder vierten Reihe. Einfach nur Mitlaufen, damit man im Notfall immer noch sagen kann: „Ich hab es gleich gewusst, das kann nicht gut gehen!“

Verstehen Sie, so aus der Distanz, warum Menschen so sind? Genau wie vor 2000 Jahren. Da zieht Jesus, wohl auf seinem Esel, ein in die Hauptstadt Jerusalem. Ein großer Ruf eilt ihm voraus. Ein Wunderheiler, eine Art König soll er sein und jetzt kommt er selber in die Stadt und wird die lästigen Römer und korrupten Tempeldiener einfach verjagen, wegpusten, mit Gottes Hilfe. Und an dieser Stelle kommen wir, Sie und ich, wir Zuschauer am Rande, wir Mitläufer: „Eine sehr große Menge breitete ihre Kleider auf dem Weg; andere schnitten Zweige von den Bäumen
und streuten sie auf den Weg. Die Menge aber, die ihm voran ging und nachfolgte, schrie: Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!“ Und dann, nur vier Tage später. Da stehen dieselben Männer und Frauen wieder in der dritten Reihe, aber sie haben die Fronten gewechselt. Und sie schreien wieder mit hochrotem Kopf, weil die Anderen auch schreien: „Kreuzige ihn! Kreuzige ihn!“ Wahrscheinlich sagen sie: „Ich habe es gleich geahnt, das wird nichts!“ Enttäuscht wenden sie sich ab, hängen ihr Fähnchen in den neuen Wind. Was Jesus wohl von diesen Menschen hält? Ich meine, von Ihnen und mir, wenn wir so unentschlossen sind, aus Angst. So wankelmütig, weil wir enttäuscht worden sind oder schlechte Erfahrungen gemacht haben. Oder auch so klein und mickrig, weil wir einfach feige sind. Was denkt und hält Gott wohl von uns? Wendet er sich von uns ab, mit Schauern und Abscheu? Überall in der Bibel steht, das ist nicht so. Gott ist unendlich traurig, aber er liebt weiter, er kann nur lieben. Das ist das Unglaubliche, das Wunder, dass wir auch in diesem Drama der Karwoche feiern. Jesus geht seinen qualvollen und verspotteten Weg weiter, dann eben alleine, ohne unsere Hilfe, aber trotzdem, wegen uns und für uns. Gott liebt nämlich jeden Menschen! Lasst uns weiter rufen: „Hosianna“ – Herr hilf!

Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich eine gesegnete Karwoche.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

27.03.11 „Lasst uns zusammen beten!“

Wort zum Sonntag 26./27.03.2011 „Lasst uns zusammen beten!“

Ein wunderbare Zeit und schöne Tage im März könnten das werden, einige hatten wir schon. Warm und sonnig, Vorfrühling – beinah wie im Paradies. Auf die Wettervorhersage kann man mittlerweile gut vertrauen. Es ist für mich die schönste Zeit im Jahr, das Wachsen und blühen macht mir nur Freude. Wenn ……., wenn die Bilder und Informationen im Fernsehen nicht wären. Diese Bilder aus Japan – sie gehen nicht aus meinem Kopf. Dieses gewaltige Erdbeben, diese furchtbare alles zerstörende Flutwelle, die alles mit sich reist und in Bruchteilen von Sekunden alles tötet was im Weg ist. Wie grausam und von schlimmster Angst begleitet muss das sein, wenn man so plötzlich den Boden unter den Füßen verliert und nicht mehr weiß, wo oben oder unten ist. Immer wieder muss ich an die Menschen denken, die alles, alles verloren haben, alles was ihr Leben bedeutet und sinnvoll gemacht hat. Immer wieder, meistens in unvollständigen Sätzen und Gedanken bete ich, dass sie wieder Halt finden, dass sie jemals wieder dem Leben vertrauen können.

Und überall gibt es die vielen schlauen Erklärungen für diese Katastrophe. Und dennoch kann ich es nicht begreifen, dass ein intaktes und frohes Leben so labil, so plötzlich bedroht und zerstörbar ist. Für mich ist das nicht wirklich erklärbar, außer, dass unsere Welt eben doch nicht das Paradies ist. Oder muss es vielleicht Beides geben, hier die tödliche Katastrophe – dort der beginnende Frühling der immer wieder neu keimen und wachsen lässt? Und Schlimmes lässt sich immer noch steigern, die geschädigten Atomkraftwerke bedrohen das wenige Leben, das geblieben ist. Der menschliche Fortschritt beinhaltet immer auch Risiken. Hier das Messer zum Brot teilen, da der Dolch zum töten. Hier die Atomkraft, sauber und geruchslos – da Zerstörung und unmögliches Leben für tausende von Jahren.

Gutes und Böses liegen ganz nah beieinander in unserer Welt, die wirklich nicht das Paradies ist. In der Bibel wird erzählt, wie das Paradies verloren gegangen ist. Sie kennen die Geschichte von Adam und Eva bestimmt. Mit eindrücklichen Bildern wird erzählt, wie die Welt geworden ist, wie sie ist: wunderschön und schrecklich. Gutes und Böses ganz nah beieinander – manchmal sogar in einem einzigen Menschen. Es friert mich, mitten im Frühling, wenn ich daran denke. Aber in der Bibel steht auch, Gott denkt an die Menschen in dieser schrecklich schönen Welt. Er gibt ihnen Kleidung damit sie nicht frieren. Das heißt: Gott gibt ihnen Mitgefühl. Gott gibt den Menschen füreinander Liebe, damit es nicht so kalt ist. Damit sie einander Mut machen können zu helfen, zu trösten und neu anzufangen, wenn alles in Trümmer gefallen ist.
Gott hat uns Menschen die Liebe gegeben, damit wir füreinander da sein können, gerade weil die Welt nicht das Paradies ist. Ich hoffe, dass auch in Japan niemand allein sein muss mit seinem Leid. Sicher können ja auch unsere Gedanken und Gebete und unser Tun ein bisschen dazu helfen. Heute und in den letzten Tagen reihe ich mich ein in diese lange Kette von Menschen, die beten. Ich ringe um Worte, weiß oft genug gar nicht, was ich sagen soll. Ich bete vor allem darum, dass Gott all das fasst und umfasst, was ich nicht fassen kann. Dass all denen, die in Japan von Erdbeben, Tsunami und atomarer Katastrophe bedroht sind, Hoffnung und Zukunft bleibt. Lasst uns zusammen beten!

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

04.07.11 „Bitte rechts abbiegen!“

Wort zum Sonntag 3./4.07.2011 „Bitte rechts abbiegen!“

In meinem Auto habe ich ein tolles Gerät, ein „Navi“. Meins nenne ich Mimi. Sie kennen so ein Teil sicher. Mimi spricht sogar mit mir. „Demnächst links abbiegen!“ „Jetzt links abbiegen und nach 100 Metern bitte scharf rechts!“ Ein tolles Ding, für mich fast ein Wunder. Manchmal will ich nicht so wie Mimi, dann nehme ich eine Abkürzung und sofort werde ich ermahnt „Nach Möglichkeit bitte wenden!“ Manchmal rede ich mit dem Ding und sage: „Mimi, halt die Klappe, ich fahre wo anders her. Mach mal Pause!“ Aber mein „Navi“, meine Mimi ermahnt mich immer wieder so zu fahren, wie sie mir vorgibt. Sie macht keine Pause. Mimi hört mir nämlich gar nicht zu, und sie redet auch nicht wirklich mit mir.

Dass einem der Andere gar nicht wirklich zuhört, passiert einem ja öfter – auch bei Menschen. Und bei Gott – wie sieht das da aus? Was passiert eigentlich, wenn wir mit Gott im Gebet sprechen? Nicht runter plappern sondern wirklich reden. Ok, es tut zunächst einfach richtig gut, seine Gedanken – auch die ganz persönlichen – in Worte und Sätze zu fassen und einem gedachten Gegenüber zu erzählen. Aber ist das nur ein gedachtes Wesen, nur eine Illusion? Hört Gott mir wirklich zu und interessiere ich ihn und das was ich sage überhaupt?

Wenn die Bibel vom Beten sprich, geht es um mehr. Sie spricht von Gott als Person. Das darf man nicht falsch interpretieren: Person bedeutet an der Stelle nicht, dass Gott ein Mensch ist wie wir. Gott ist anders als wir und doch ist er ein lebendiges Wesen, hat eine Meinung, einen Willen und macht sich Gedanken über jeden von uns. Die Bibel ist voll von Berichten über Menschen, die mit ihm ins Gespräch gekommen sind. Und das tolle ist: Unser Gott hört nicht nur zu – er antwortet auch. Wirkliches beten ist nie eine Einbahnstraße, beten meint Reden und Hören!

Jetzt werden viele sagen: „Ich habe ihn aber noch nie gehört! Ich kenne auch keine Tonbandaufnahmen von ihm!“ Die kann ich natürlich auch nicht vorspielen, auch mit der neusten Technik nicht. Aber ich kann ansatzweise beschreiben was in mir vorgeht, wenn Gott mit mir redet und zu mir spricht. Ich spüre und empfinde dann: „Es oder er oder sie denkt in mir!“ Während ich Gott erzähle, was mich bewegt, was mir Sorgen macht, entsteht auf einmal ein Gedanke, eine Idee, eine Vorstellung in meinem Inneren. Und dann geht es nicht mehr darum, was Gott so meint, sondern es drängt mich dann zu handeln: den Hintern hochkriegen und einen langen Vorsatz endlich umzusetzen, oder eine Entscheidung, vielleicht auch eine Enttäuschung endlich zu akzeptieren, oder mich auf den Weg machen – vielleicht auch per Telefon – und mich mit jemandem versöhnen. Für mich ist gar nicht die Frage ob Gott zu mir redet, sondern ob ich ihn hören will. Manchmal höre ich ihn, obwohl ich gar nicht mit ihm gesprochen habe. Und ich kann ihn nicht abstellen wie meine Mimi.

Der bekannte amerikanische Prediger Billy Graham wurde einmal gefragt: „Woher wissen sie eigentlich, dass es Gott gibt?“ Seine schnelle Antwort war: „Ich habe gerade mit ihm gesprochen!“ Sie glauben, Spinnerei? Sicher nicht! Ich kenne so etwas auch!

Sprechen Sie doch auch mal wieder mit ihm – oder hören Sie einfach nur zu!

Ihnen und Ihren Familien einen gesegneten Sonntag und gute Gespräche – auch mit Gott.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

21.08.11 „Gebt Ihr ihnen zu essen!“

Wort zum Sonntag 20./21.08.2011 „Gebt Ihr ihnen zu essen!“

Es gibt Tage, die schlagen mir richtig auf den Magen – auch wenn im Privatleben – Gott sei Dank – alles seinen erfreulich geordneten Gang geht. In allen Nachrichten: Euro- und Finanzkrise, wir reden über hunderte von Milliarden. „Alles oder Nichts“ Poker um den Staatshaushalt in Amerika – es geht um Billionen Dollar. Der Spaceshuttle geht nach 30 Jahren Weltraumflug in den Ruhestand – seit über dreißig Jahren können wir zum Mond fliegen. Und in der Zeitung steht dann, dass die Situation in Somalia, Kenia und Äthiopien offiziell zur Hungersnot mit Hunderten von Toten täglich erklärt wird. Es gibt keine Nahrung mehr. Die wehrlosen Kinder sterben als Erste. Das würde nur für unseren Ort Verl bedeuten, dass zusätzlich zur normalen Sterblichkeit bei uns jedes Jahr noch etwa 7.000 Personen (in Worten sieben Tausend) vor Hunger sterben.

Als Christenmensch stellen sich mir da zunächst nur zwei Fragen. „Was geht mich das an?“ und „Was würde Jesus dazu sagen?“

Euro/Finanz-Krise, Weltraumfahrt, Hungersnot: beim letzten, der Hungersnot, wissen wir Christen alle Bescheid. Worte und Taten Jesu liegen da auf einer eindeutigen und klaren Linie: „Ich bin hungrig gewesen – und ihr habt mir zu essen gegeben!“ Damit meint Jesus auch heute noch ganz klar Dich und mich. Eigentlich brauche ich nicht mehr zu wissen, um meine Überweisung noch heute zu tätigen. Vielleicht kann eine Geschichte die Situation erhellen.

Also, die Hölle war total überfüllt, und noch immer stand eine lange Schlange am Eingang. Schließlich kam der Teufel persönlich heraus. „Bei mir ist alles so überfüllt, dass nur noch ein einziger Platz frei ist“, sagte er. „Den muss der ärgste Sünder bekommen.“ Also forschte er unter den Anstehenden und hörte sich deren Verfehlungen an. Was auch immer sie ihm erzählten, nichts schien ihm schrecklich genug, als dass er dafür den letzten Platz in der Hölle hergeben mochte. Wieder und wieder blickte er die Schlange entlang. Schließlich sah er einen, den er noch nicht befragt hatte.
„Was ist eigentlich mit ihnen – mein Herr, der sie da für sich alleine stehen? Was haben sie getan?“ „Nichts“ sagte der Mann, den er so angesprochen hatte. „Ich bin ein guter Mensch und nur aus Versehen hier. Ich habe geglaubt, hier gibt es etwas umsonst.“ „Aber sie müssen doch etwas getan haben“, sagte der Teufel. „Jeder Mensch tut etwas.“ „Ich sah es wohl“, sagte der ‚gute Mensch‘, „aber ich hielt mich davon fern. Ich sah, wie Menschen ihre Mitmenschen verfolgten, aber ich beteiligte mich niemals daran. Sie haben Kinder hungern lassen und in die Sklaverei verkauft; sie haben auf den Schwachen herum getrampelt. Überall um mich haben Menschen von Übeltaten profitiert. Ich allein widerstand der Versuchung und tat nichts.“ – „Absolut nichts?“, fragte der Teufel ungläubig. „Sind sie sicher, dass sie das alles mit angesehen haben? Und nichts haben sie getan?“ wiederholte der Teufel. „Nein!“ „Komm herein, der Platz gehört dir!“ Und als er den ‚ guten Menschen‘ einließ, drückte sich der Teufel zur Seite, um nicht mit ihm in Berührung zu kommen.

Ihnen und Ihren Familien wünsche ich einen sorgenfreien und gesegneten Sonntag.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)


09.10.11 „Erntezeit ist immer“

Wort zum Sonntag, 8./9.10.2011 – „Erntezeit ist immer“

Gartenarbeit mache ich richtig gerne. Aber mein Einsatz dort ging letztes Jahr haarscharf an einem Streit vorbei. Bei meinen Aktivitäten im Garten ist mir das schon öfter passiert. Ich hatte unsere Sträucher und vor allem unseren wunderschönen Amberbaum radikal zurückgeschnitten. Meine Frau und die Kinder glaubten nicht, dass sie das überleben. Und dabei wusste ich genau was ich tat. Ich hatte noch den Satz von Schwester Christophera, der Gartenschwester aus Varensell im Ohr: Haben Sie beim Beschneiden kein Erbarmen, schneiden Sie alles Verblühte tief ab, dann kommt das Neue umso besser. Kein Erbarmen, nicht zimperlich sein, kein Mitleid mit dem Gewächs. Keine Schonung, so wie wir Christen das sonst von der Bibel her kennen. Geduld wird dort gepriesen als wunderbare Tugend, es heißt: ein Geduldiger ist besser als ein Starker. Selbst Jesus ergreift Partei für einen Feigenbaum der keine Früchte bringt. Jesus sagt: Gib ihm noch ein Jahr, schenk ihm Geduld.

Der Rat von Schwester Christophera ist ein anderer: Loslassen, einen Schnitt machen damit das Neue kommen kann. Sich trennen von dem, was seine Zeit gehabt hat. Meine Sträucher und mein Baum hatten ihre Zeit. Sie haben toll geblüht, sie haben ihre Aufgabe erfüllt. Jetzt müssen die alten Äste weg, damit das Neue kommen kann und im kommenden Jahr neu und besser blüht.

Als Pensionär, als Rentner – oder einfach, fast alt geworden – frage ich mich auch, wo sind die Blüten von denen ich mich trennen muss in meinem Leben. Die Erfolge, die Höhepunkte, das Schöne? Eben meine Blüten, die verwelkt sind. Auch die muss ich abschneiden, von denen muss ich mich trennen, damit Neues wachsen kann.

An anderer Stelle der Bibel sagt Jesus auch zu uns: Lasst die Toten ihre Toten begraben, du aber gehe hin und verkünde das Reich Gottes. Wende dich der Gegenwart zu, dem Leben heute und schau, was jetzt, was heute dran ist, was Gott jetzt in dein Leben legt an Gaben, und auch an Aufgaben.

Bei ersten Lesen klingt das vielleicht kalt und herzlos, wenn einer seinen Partner schon loslassen musste, mit dem er noch gerne viele Jahre gegangen wäre. Ein gewaltiger Einschnitt, der viel Zeit zur Verarbeitung braucht.

Beim nochmaligen Lesen und tiefer hinein hören in die Aussage, ist es aber ein hilfreicher Satz, ein Trost und neue Motivation. Er meint nämlich: Orientiere dich nicht nach rückwärts. Was gewesen ist, ist vorbei. Du darfst alles in guter Erinnerung behalten. Du darfst dankbar sein für die Blüten und Früchte, die im Garten deines Lebens gewachsen sind. Aber all das soll dich nicht vom Jetzt und vom Heute abhalten. Frag dich immer wieder: Was ist heute wichtig? Was will in deinem Leben noch wachsen und reifen – vielleicht sogar noch blühen? So wie meine Rosen, die manchmal bis spät in den November noch kurze Zeit blühen, selbst wenn es gefroren oder geschneit hat. Ich freue mich auf diese Zeit.

Ihnen und Ihren Familien noch einen schönen und langen Herbst und einen gesegneten Sonntag. Vielleicht schauen Sie sich mal meinen Amberbaum an, er lebt noch und Sie werden staunen.

Arthur Springfeld (Diakon)

1. Advent 11 „keine Zeit zum beten“

Wort zum Sonntag am 1. Advent 2011, keine Zeit zum beten“

„Herr der Töpfe und Pfannen, ich habe keine Zeit, eine Heilige zu sein und dir zum Wohlgefallen in der Nacht zu wachen, auch kann ich nicht meditieren in der Morgendämmerung und im stürmischen Horizont. Mache mich zu einer Heiligen indem ich Mahlzeiten zubereite und Teller wasche.

Nimm an meine rauen Hände, weil sie für dich rau geworden sind. Kannst du meinen Spüllappen

als einen Geigenbogen gelten lassen, der himmlische Harmonie hervorbringt auf einer Pfanne?

Herr der Töpfe und Pfannen bitte darf ich dir anstatt gewonnener Seelen die Ermüdung anbieten, die mich ankommt beim Anblick von angebrannten Gemüsetöpfen?

Erinnere mich an alles, was ich leicht vergesse, nicht nur um Treppen zu sparen, sondern, dass mein vollendet gedeckter Tisch ein Gebet werde“.

Ich weiß schon, warum die Heilige Teresa von Avila eine meiner Lieblingsheiligen ist. Mit diesem Gebet will sie sagen: Ich habe keine Zeit zum beten und meditieren. Ich muss die Mahlzeiten zubereiten und die Töpfe und Pfannen schrubben. Viele – besonders Hausfrauen und Mütter – können das gerade in der nun beginnenden Adventszeit gut nachvollziehen. Es ist ein wirklicher Spagat, der bei den vielen Aufgaben von ihnen verlangt wird. Auf der einen Seite die Forderung und sicher auch der persönliche Wunsch nach einem besinnlichen Advent. Mit viel Zeit für sich und die Familie und vielleicht auch für Gebet und Besinnung und auf der anderen Seite die vielen Termine und Verpflichtungen: Weihnachtsessen in der Firma oder beim Partner, Weihnachtsmärchenaufführung im Kindergarten, Adventsfeier im Verein, Hilfe beim Seniorennachmittag im Pfarrheim. Und was noch alles vorbereitet und gemacht sein will: Geschenke kaufen, Plätzchen backen, Wunschzettel für den Ehemann und Kinder schreiben, Weihnachtsessen überlegen, Karten schreiben und Hl. Abendabläufe planen bei veränderten Gottesdienstzeiten. In der Adventszeit, der Zeit der Ruhe und Besinnung ist eher mehr Stress und Geschäftigkeit. Was tun? Sich noch mehr Stress machen, damit man sich besinnen kann? Das kann es wohl nicht sein. Teresa hat da eine ganz andere Lösung. Sie bittet Gott: Mach mich zu einer Heiligen, indem ich den Tisch bereite und in der Küche spüle. Da ich keine Zeit habe, nimm mein Tun und arbeiten als Gebet. Ich bin sicher, dass Gott der Heiligen Teresa keinen Korb gegeben hat. Beten ist nicht nur in Ruhe und Besinnung möglich. Beten geht statt mit gefalteten Händen und brennenden Kerzen auch beim Plätzchen backen und Betten beziehen für die Gäste. Als Trost für alle Mütter, Großmütter, Pastöre und andere Aktive um des Nächsten Willen noch mal der Schluss des Gebetes: „Erinnere mich an alles,

was ich leicht vergesse Gott, dass mein vollendet gedeckter Tisch ein Gebet werde“.

Ihnen allen einen gesegneten Advent. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)