Gottesdienst am Heiligen Abend
Lied zur Eröffnung „Wir sagen euch an den lieben Advent“ – GL 223
Bei jeder Strophe wird von einem Kind eine Kerze am Adventskranz angezündet.
A: Endlich ist es so weit. Es ist Weihnachten. Die Adventszeit ist vorbei. Das Warten hat ein Ende. Wir haben uns auf den Weg durch die Adventszeit gemacht und sind nun fast am Ziel.
Heute kommen wir gemeinsam zur Krippe. Heute heißt es: Kommt, wir gehen nach Betlehem!
A: Wir breiten die Arme aus und beten:
Gott, du bist uns nah – noch bevor wir zu dir kommen.
Du bist bei uns – noch bevor wir uns aufmachen zu dir.
Schau auf die Kinder und alle, die hier zusammengekommen sind: Schau unsere Sehnsucht nach Glück, unseren Willen zum Guten und auf all das, was uns nicht so gut gelungen ist.
Erfülle uns mit deinem Leben, mit deinem Licht und mit deiner Liebe.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unsern Freund und Bruder. Amen.
Evangelienbuch holen:
A: Aus der Bibel wissen wir viel über Jesus. Menschen, die mit Jesus zusammen waren, haben weitererzählt, was Jesus gesagt und getan hat. Andere haben es dann aufgeschrieben. Einer, der die Frohe Botschaft von Jesus aufgeschrieben hat, hieß Lukas. Er erzählt uns, wie Jesus geboren wurde.
Lukas war nicht dabei, als Jesus geboren wurde, aber andere Christen haben ihm von Jesus erzählt. Lukas wusste: Jesus wurde von einer Frau geboren. Sie hieß Maria. Maria war verlobt mit Josef. Gott schickte einen Boten zu Maria. Lukas hat es aufgeschrieben.
F: Maria hat sich sehr gewundert. Sie war erstaunt über das, was der Engel zu ihr gesagt hatte.
Aber sie glaubte ihm. Sie glaubte, dass er ein Bote Gottes war.
T: Das alles geschah zu der Zeit, als ein mächtiger Kaiser herrschte. Er hieß Augustus. Er war
Kaiser des Römischen Reiches. Er wohnte in der Hauptstadt Rom.
Dieser Kaiser beherrschte viele Länder. Er hatte viele Soldaten. Damit er und seine Soldaten schnell überall hinkommen konnten, baute er Straßen. Und wenn er andere besiegt hatte, baute er Siegessäulen und Triumphbögen.
F: Dafür brauchte er viel Geld. Er war mächtig und bestimmte, dass alle in seinem Reich Steuern zahlen sollten. Alle sollten sich in Listen eintragen lassen. Sie mussten dafür dorthin gehen, wo sie geboren waren.
A: Lukas hat auch das aufgeschrieben.
F: Maria und Josef sind nach Betlehem gegangen.
Natürlich war die Wanderung nach Bethlehem sehr anstrengend, vor allem für Maria,
die bald ihr Kind bekommen sollte.
Wie froh waren Josef und Maria, als sie endlich am Ziel waren.
Sie suchten eine Herberge, aber alle waren bis auf den letzten Platz belegt.
In Bethlehem wimmelte es wegen der Volkszählung von Menschen.
T: Ein Herbergsbesitzer hatte Mitleid und bot den beiden Fremden einen Stall an, in dem sie übernachten konnten. Er diente den Tieren auf dem Feld als Unterschlupf in der Nacht.
Der Mann gab Maria und Josef noch Decken. Denn die Nächte waren kalt.
F: Kaum hatte Josef den Stall gesäubert und hergerichtet, brachte Maria ihr Kind zur Welt, einen Jungen. Sie nannten ihn Jesus, wie der Engel es Josef aufgetragen hatte.
Maria wickelte das Kind in Windeln.
Und da sie keine Wiege hatten, legte Josef das Baby in die Futterkrippe.
LIED: 239 1+2 Zu Bethlehem geboren
A: Ein Engel kommt von Gott. Er hat eine Nachricht für die Hirten. Er verkündet ihnen, was in Betlehem passiert ist. Was der Engel zu den Hirten sagt, hören wir jetzt aus der Bibel.
T: In der Nähe lagerten Hirten auf den Feldern.
Viele schliefen bereits, als es plötzlich hell vom Nachthimmel leuchtete.
Ein Engel Gottes trat zu den Hirten. Sie hatten große Angst.
Der Engel aber sagte: Fürchtet euch nicht. Denn ich verkünde euch eine große Freude.
Heute wurde in Bethlehem der Auserwählte geboren, euer aller Retter.
Geht und seht selbst! Ihr werdet das neugeborene Kind in einem Stall finden.
Es liegt dort in einer Futterkrippe.
F: Die Hirten schauten wie gebannt zum Himmel, aus dem der Engel herabgestiegen war.
Da war plötzlich der ganze Himmel voller Engel.
Sie sangen: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden den Menschen auf der Erde.
So schnell die Engel gekommen waren, verschwanden sie wieder.
Die Hirten aber konnten kaum glauben, was sie erlebt hatten.
Ein alter weiser Hirte sagte: Kommt, lasst uns das neugeborene Kind in der Krippe suchen!
LIED: 237 1-3 Vom Himmel hoch
T: Die Hirten liefen, so schnell sie konnten, bis sie endlich den Stall erreicht hatten.
Dort fanden sie Maria, Josef und das Kind in der Krippe.
Die Hirten fielen auf die Knie und beteten es an.
Dann erzählten sie Maria und Josef von den Engeln und ihrer Botschaft.
Maria freute sich, und sie bewahrte alles, was sie gehört hatte, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.
LIED: 248 1+2 Ihr Kinderlein kommet
Predigt
Liebe Gemeinde am Heiligen Abend!
Was ist eigentlich schöner: Schenken oder beschenkt werden?
Was ist leichter: Geschenke bekommen oder Geschenke geben?
Alle warten heute auf Geschenke – auf eine schöne Bescherung – so oder so.
Manchmal glaube ich, dass es viel mehr Freude macht für andere Päckchen zu packen
und Geheimnisse zu hüten als umgekehrt.
Irgendwie stimmt es auch an Weihnachten das Sprichwort: Geben ist seliger, denn nehmen.
Heiligen Abend kommt es auf Eines ganz besonders an:
Wie und ob ich mich beschenken lasse.
Wie und ob ich offen bin, dafür, dass ich etwas bekomme.
Nicht was ich mitbringe, sondern was ich mitbekomme – darauf kommt es an!
Ich will es mit einer Geschichte deutlich machen:
In einer Gemeinde sollte ein Krippenspiel sein. Wie jedes Jahr am Heiligen Abend.
Diesmal hatten junge Leute das Krippenspiel selber geschrieben, wie oft auch in unserer Gemeinde.
Und sie hatten wirklich an alles gedacht.
Sogar an Ochs und Esel, ja sogar an das Stroh.
Bei der Generalprobe, bei der angeblich generell alles schief gehen muss, ging tatsächlich allerhand ziemlich schief.
Kaum einer hatte seinen Text im Kopf, die Kulisse war noch absolut unfertig und was das schlimmste war, – die 3 Könige hatte man schlichtweg vergessen.
Aus nicht bekannten Gründen hatte man diese so wichtigen Rollen überhaupt nicht besetzt.
Aber natürlich gehören die dazu und darum schlug jemand vor, in der Gemeinde rumzufragen, wer spontan bereit wäre, König zu sein.
Es müsse jetzt ja kein Text mehr auswendig gelernt werden, es würde genügen, wenn die 3 ein Geschenk mitbringen und das an der Krippe ablegen.
Gesagt, getan.
Und so war wieder einmal ganz plötzlich Heilig Abend.
Die Kirche war voll, die Leute gespannt und die Schauspieler aufgeregt.
Das Krippenspiel begann und es begann gut,
und es lief wunderbar, niemand blieb hängen,
und wenn doch mal einer ins Stottern kam, war es genau an der richtigen Stelle
und hat zu der Weihnachtsgeschichte wunderbar gepasst.
Und dann die letzte Szene, der Auftritt der 3 Könige.
Absolut ungeprobt sozusagen traten sie auf, ganz live, wie es ist eben im Leben.
Der erste König war ein Mann. Mitte 40 vielleicht. Oder auch schon älter.
Er hatte eine Krücke dabei brauchet sie aber scheinbar nicht.
Alle schauten gespannt und spitzten die Ohren als er die Krücke vor der Krippe ablegte und sagte:
„Ich hatte in diesem Jahr einen Autounfall. Ich lag lange im Krankenhaus.
Niemand konnte mir sagen, ob ich je wieder laufen kann. Jeder kleine Fortschritt war für mich wie ein Geschenk.
Diese Zeit hat mein Leben verändert. Ich bin aufmerksamer und dankbarer geworden.
Es gibt für mich nichts Kleines oder Selbstverständliches mehr.
Aufstehen am Morgen, sitzen, gehen und stehen, dabei sein, alles ist wunderbar, alles ein Geschenk
Ich lege diese Krücke vor die Krippe als Zeichen für meinen Dank, für den der mich wieder auf die Beine gebracht hat!“
Es war sehr still geworden in der Kirche, als der zweite König nach vorne trat.
Der zweite König war eine Königin, Mutter von 2 Kindern,
sie sagte:
„Ich schenke Dir etwas, was man nicht kaufen und nicht sehen und nicht einpacken kann
und was mir heute doch das wertvollste ist.
Ich schenke Dir mein JA, mein Einverständnis zu meinem Leben wie es geworden ist
so wie Du es bis heute geführt hast,
auch wenn ich zwischendurch oftmals nicht mehr glauben konnte, dass Du wirklich einen Plan für mich hast,
Ich schenke Dir mein JA zu meinem Leben und allem, was dazu gehört
meine Schwächen und Stärken, meine Ängste und meine Sehnsucht
die Menschen, die zu mir gehören
mein Ja zu meinem Zweifel auch und zu meinem Glauben
ich schenke Dir mein Ja zu Dir – Heiland der Welt!“
Jetzt trat der 3. König vor.
Ein junger Mann mit abenteuerlicher Frisur, top gekleidet, gut gestylt
so wie er sich auf jeder Party sehen lassen könnte, aber jetzt war ja die Party hier erst mal wichtig
und alles hielt den Atem an, als er mit ziemlich lauter Stimme sagte:
„Ich bin der König mit den leeren Händen!
Ich habe nichts zu bieten.
In mir ist nichts als Unruhe und Angst.
Ich sehe nur so aus, als ob ich das Leben leben kann, hinter der Fassade ist nichts
kein Selbstvertrauen, kein Sinn, keine Hoffnung,
dafür aber viel Enttäuschung, viel Vergebliches, viele Verletzungen auch.
Ich bin der König mit den leeren Händen.
Ich zweifle an so ziemlich allem, auch an Dir, Du Kind in der Krippe.
Meine Hände sind leer. Aber mein Herz ist voll
voller Sehnsucht nach Vergebung, Versöhnung, Geborgenheit und Liebe.
Ich bin hier und halte Dir meine leeren Hände hin, und bin gespannt, was Du für mich hast…“
Tief beeindruckt von diesem unerwarteten Königsauftritt zum guten Schluss, stand jetzt eine merkwürdig bedrückende Sprachlosigkeit im Raum –
bis Josef spontan zur Krippe ging, einen Strohhalm herausnahm ihn dem jungen König in die leeren Hände gab und sagte:
„Das Kind in der Krippe ist der Strohhalm, an den du dich klammern kannst!“
Spätestens jetzt war aus dem Spiel Ernst geworden das hatten sie so nicht geprobt
und weil alle spürten, dass so gesehen alle mehr oder weniger Könige mit leeren Händen waren- trotz voller Taschen und Geschenke –
konnte man die Betroffenheit mit Händen greifen
Und so kam es, dass am Ende alle Leute, die in der Kirche waren
nacheinander nach vorne zur Krippe kamen und einer nach der anderen nahm sich einen Strohhalm.
Und da wurde auf einmal deutlich, dass es am Heiligen Abend ganz und gar keine Schande ist
mit leeren Händen dazustehen, sondern ist geradezu die Voraussetzung dafür, dass man etwas entgegennehmen, etwas bekommen kann.
Damit wir wieder auf die Beine kommen, damit wir das JA finden mit unserem Lebensweg
damit wir einen Halt finden, dazu ist der Heiland geboren für Dich – für mich – für uns! Amen
LIED: 238 1-3 O du fröhliche
Fürbittgebet
A: Herr, Jesus Christus, du bist in die Welt gekommen. Damals zu den Hirten.
Du hast sie froh gemacht. Du hast Licht in ihr Leben gebracht.
Komm auch heute zu uns und allen Menschen. Höre unsere Bitten:
T: Wir bitten für alle, die allein und einsam sind. – Stille (5 Sekunden)
Komm, Herr Jesus: – A: Wir bitten dich, erhöre uns.
F: Wir bitten für alle, die arm sind und hungern müssen. – Stille (5 Sekunden)
Komm, Herr Jesus:
T: Wir bitten für alle, die sich streiten und nicht vertragen. – Stille (5 Sekunden)
Komm, Herr Jesus:
F: Wir bitten für alle, die krank sind und Schmerzen haben. – Stille (5 Sekunden)
Komm, Herr Jesus:
T: Wir bitten für alle, die kein Zuhause haben, für Obdachlose und Flüchtlinge. – Stille (5 Sekunden)
Komm, Herr Jesus:
Vaterunser
A: Wie wir es von Jesus gelernt haben, so beten wir jetzt voll Vertrauen zu Gott,
der immer bei uns sein will wie ein guter Vater und eine liebende Mutter:
A: Vater unser im Himmel …
Segen
A: Der gute Gott hat durch die Geburt seines Sohnes die dunkle Nacht vertrieben. Er mache unsere Herzen hell mit seinem Licht.
Den Hirten ließ er durch den Engel die große Freude verkünden. Mit dieser Freude erfülle er unser ganzes Leben.
In Jesus schenkt Gott allen Menschen guten Willens seinen Frieden. Er segne uns und bleibe bei uns heute und alle Tage.
Das schenke uns das Christkind, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
Könnte es sein, dass sich etwas in mir verändert hat,
wenn ich an der Krippe war – und das ich verändert
in den gleichen Alltag zurückkehre?
Vielleicht ein bisschen vertrauender,
ein bisschen getrösteter,
ein bisschen hoffnungsvoller?
Was nehme ich von der Krippe meinen Alltag hinein?
Es muss nicht viel sein,
vielleicht reicht ein Strohhalm Hoffnung,
ein Strohhalm Zuversicht,
ein Strohhalm Trost ….
ein Strohhalm, der uns mitten in unserm Alltag
davon erzählen kann,
dass Weihnachten wirklich war.
Die Kinder dürfen sich an der Krippe ein Ausmalbild mitnehmen und wenn es fertig ist wieder an die Krippe bringen.
Und jetzt singen wir noch das Lied: Tragt in die Welt nun ein Licht- Ich sage die Strophen an.
Lied: Tragt in die Welt nun ein Licht
Tragt zu den Kindern ein Licht
Tragt zu den Fremden ein Licht
Tragt zu den Menschen ein Licht
„Nun freut euch, ihr Christen“ – GL 241 oder „O du fröhliche“ – GL 238