Frühschicht 04. Dezember 2013 -Magnificat-

Frühschicht 04. Dezember 2013 Verl Sürenheide

 

A:
Ich darf euch alle ganz herzlich zu unserer ersten Frühschicht im Advent
2013 begrüßen. Es ist schön, dass ihr gekommen seid und wir uns gemeinsam
auf den Advent, die Vorbereitungszeit auf Weihnachten, einstimmen
können.

Wir beginnen diese Frühschicht gemeinsam im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

 

Lied:

 

U:
Diese Frühschicht steht unter dem Titel „Magnifikat“. Ein biblischer Text, ein Gebet, ein Loblied aus dem Neuen Testament soll uns durch diese 1. Woche der Vorbereitungszeit begleiten.

Stellen wir uns gemeinsam den Fragen dieses Textes – und suchen wir gemeinsam Antworten!

 

A: Magnifikat – dieser Lobgesang steht nicht im luftleeren Raum. Er ist verwurzelt in einer bestimmten Zeit, an einem bestimmten Ort, in einer bestimmten Person. Hören wir aus dem Lukas-Evangelium:

 

U: Nach einigen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet. Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib.

Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?

In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ. Da sagte Maria:

 

A: Halt, da kommt ja schon das Magnifikat. Lass uns noch einen Augenblick bei der Situation, wie die Bibel sie schildert, verweilen. Ich lade euch dazu ein, die Augen zu schließen und euch das, was ich jetzt sage, bildhaft vorzustellen. Stellen wir uns vor, Maria würde selbst berichten, wie sie es erlebt hat:

„Als der Engel erschien, um mir anzukündigen, dass ich Mutter des Sohnes Gottes werden sollte, war ich noch zu Hause. Ich war mit Josef verlobt, aber ich wohnte noch nicht bei ihm. Meine Schwangerschaft war natürlich nicht zu verbergen, und so kam es, dass bald über mich geredet wurde.

Ich durchlebte eine schmerzvolle Zeit, und mein einziger Trost war, mir immerfort zu sagen: „Alles ist Gott möglich.“

Inzwischen wagte ich nicht mehr aus dem Haus zu gehen, und einmal sah ich eine Nachbarin über die Hofmauer spähen, mit kalter Neugier in den Augen. Die Sache spitzte sich zu, und ich zitterte bei dem Gedanken, man könnte mich als Ehebrecherin anzeigen. Dazu fehlte nicht viel. Josef brauchte nur zur Synagoge zu gehen und alles zu erzählen. Schnell hätte er eine Horde Eiferer hinter sich gehabt, mit Steinen in der Hand, um mich zu steinigen. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass in Nazareth eine Ehebrecherin zu Tode gebracht wurde.

Doch irgendwann sagte mir Josef, er habe einen außerordentlichen Traum gehabt und sein Vertrauen zu mir sei durch nichts zu erschüttern. Wie froh war ich, als er mir das sagte!

Noch etwas kam hinzu, dass meine Qual in diesen Monaten erleichterte. Der Engel hatte mir ein Zeichen gegeben. Er hatte mir mitgeteilt, dass meine Verwandte Elisabeth auch schwanger wäre. Eine höchst erstaunliche Tatsache, denn wir alle in der Familie wussten, dass sie unfruchtbar war.

Ich sollte sie nun in Judäa besuchen. Auf diese Idee war meine Mutter gekommen. Sie wollte mich vor den zudringlichen Blicken und dem Geschwätz der Leute bewahren.

In der Nacht brach ich auf, und wie gern! Weit fort von Nazareth! – Als ich ankam, war Elisabeth schon nahe vor der Geburt. Sie fing vor Freude zu singen an, und ich sang mit ihr.“

 

Lied:

 

U: Hören wir nun, was Maria sagte:

Meine Seele preist die Größe des Herrn

und mein Geist jubelt über Gott meinen Retter.

denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.

Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.

Denn der Mächtige hat Großes an mir getan,

und sein Name ist heilig.

 

A: Das klingt ja ganz schön, aber ich stolpere schon über den zweiten Satz:

„Mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter… “

Gott, mein Retter – ein Name für Gott, mit dem ich nicht viel anfangen kann.

Das klingt so alt, so verstaubt. „Christ der Retter ist da“ – das singen wir an Weihnachten. Aber den Rest vom Jahr kommt mir das nicht über die Lippen. Wovor soll mich Gott retten? Wie rettet er mich? Wann brauche ich diesen Retter?

 

U: Vielleicht geht es euch ja ähnlich. „Gott mein Retter“ entspricht nicht unbedingt unserem Sprachgebrauch und auch nicht unserer alltäglichen Lebenserfahrung. Ich lade euch ein darüber nachzudenken, welches für euch persönlich ein guter Name, ein guter Titel für Gott ist.

Während im Hintergrund ruhige Musik läuft, liest der/die Leiter/in die verschiedenen Gottesnamen und -titel vor und legt jeweils die entsprechenden Kärtchen in die Mitte. Dazu viel Zeit und Pausen lassen, damit die Namen nachklingen können.

Retter Vater

Mutter Freund

Herr Begleiter

Hirte Allmächtiger

Ich-bin-da Guter Gott

Heiliger Leben

Geist Licht

Schöpfer König

Helfer der Allerhöchste

der Heilige …

 

A: Gottes viele Namen – Namen und Begriffe sind wie Fesseln, die versuchen, Geist zu be-greifen, sind wie Gitter, die versuchen, Licht einzu-binden …

Doch wir haben nichts anderes, an das wir uns halten und mit dem wir uns unterhalten könnten.

 

Nun lade ich euch ein, euch das Kärtchen aus der Mitte zu holen, auf dem der Name Gottes steht, der euch am meisten anspricht. Ich lege noch ein paar leere Kärtchen und auch Stifte dazu. Wenn euch ein anderer Gottesname einfällt, der euch wichtig ist, dann schreibt ihn auf ein leeres

Kärtchen und behaltet es bei euch.

Pause

U: Jeder und jede, der oder die möchte, kann jetzt sein Kärtchen vorlesen. Es macht gar nichts, wenn ein Name öfter gelesen wird, wenn wir den Namen, der von vielen als besonders schön empfunden wird, auch öfter hören.

Die Namen werden vorgelesen.

 

A: Ich lade euch ein euren Gottesnamen heute mit in den Tag zu nehmen; nicht nur das Kärtchen mit dem Namen, sondern den Namen selbst. Ihn im Gedächtnis und im Herzen zu tragen und immer mal wieder zu wiederholen, ihn euch zu sagen. Er, Gott, ist bei uns – heute und an allen Tagen.

 

Lied: Du bist da, wo Menschen leben

 

Gemeinsames Gebet

Barmherziger Gott,

Maria dankt dir in ihrem Loblied für die Würde, die du ihr gibst.

Weil du sie im Blick hast, kann sie, die zu den armen Israels gehört, zu dir aufschauen und aufatmen.

Du hast Maria erwählt, Mutter deines Sohnes Jesus zu werden. Sie singt voller Freude über dein Zutrauen zu ihr.

Maria nimmt dein Handeln an der Welt in ihr Lied hinein und bezieht die ganze Menschheit mit ein.

Hilf auch uns – wie sie es tat – unseren Blick zu weiten für die Not der Armen bei uns und in den Entwicklungsländern.

Gott, dein Wirken in dieser Welt ist das Fundament unseres Lebens und Handelns. Dafür sagen wir dir Dank.

Lass uns unsere Güter mit den Menschen, die hungern müssen, teilen und uns tatkräftig einsetzen für Gerechtigkeit, Frieden und die ganze Schöpfung.

Schenke uns Mut und Fantasie, in unseren Verbänden, Gruppen und Gemeinden das Loblied Marias heute mit Leben zu erfüllen.

Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Vaterunser

U: Wir wollen unser Beten einmünden lassen in das Gebt, das Jesus uns

gelehrt hat. Wir beten zu Gott unserem Vater – aber auch zu unserem Retter,

Freund, unserer Mutter, unserem Begleiter…

Vater unser…

 

Schlussgebet

Der du viele Namen hast

in aller Welt

und viele Gesichter

bei allen Menschen

Verlass uns nicht

der du verehrt wirst

in vielen Religionen

und angebetet

auf vielerlei Weisen

Steh uns bei

Der du eine große Frage bist

in vielen Herzen

und angezweifelt

in vielen Köpfen

Zeig dich

 

Segen

A: Wir bitten Gott um seinen Segen für diesen Tag und diese Woche:

Gott unser Herr, der dich geschaffen hat

in deiner Einmaligkeit,

der dich gerufen hat, seine Botschaft mit deinen Gaben

der Liebe und Freude heute neu aufzugreifen,

der dich beschenkt hat mit seinem Geist und dich sendet –

Er segne dich heute an diesem Tag.

Er stehe dir vor Augen als dein Ziel.

Er umgebe dich mit seinem Schutz.

Er brenne in dir als dauerndes Feuer.

Er begegne dir in jedem Menschen.

Er sei für dich der Erste und der Letzte und der Lebendige!

Und so segne uns der gute Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Amen.

 

Lied:

1. Frühschicht Fastenzeit 2013 – WÜSTE –

1. Frühschicht Fastenzeit 2013 – WÜSTE –

(dichtes Tuch, Sand, Steine, – Klebestifte , Zettel)

Die Wüste als Ort der Bedrohung oder Prüfung und als Ort der Besinnung auf das

Wesentliche : eine Wüstenlandschaft aus Naturmaterialien.

 

Begrüßung: Im Namen des Vaters …..

 

BetrachtungTraumreise:

Wir machen miteinander eine Traumreise,

eine Reise in die Wüste.

Wir schließen die Augen,

und versuchen ganz still zu werden.

In uns ist Wüstenstille.

Die Wüste ist weit und groß.

Es ist einsam.

Überall ist nur Sand.

Oft treibt der Wind den Sand hoch, vor sich her,

häuft ihn zu Hügeln auf.

Wie die Wellen im Meer, so ist der Sand.

Wir sinken im Sand ein,

nur ein beschwerliches Gehen ist möglich.

Der Wind treibt einem die Sandkörner ins Gesicht.

Man muss die Augen zusammenkneifen.

Selbst zwischen den Zähnen knirscht der Sand.

Der Wind heult und zerrt an der Kopfbedeckung.

Der Himmel ist wolkenlos,

und die Sonne brennt vom Himmel.

Es ist heiß.

Die Haut scheint zu brennen.

Brütende, lähmende Hitze, Trockenheit.

Durst macht sich bemerkbar.

Spröde, trockene Lippen.

Wie in Luftspiegelungen sehen wir Bilder aus unserem Leben,

wichtige Ereignisse in unserem Leben,

die uns wie „Wüstenerfahrungen“ vorkommen.

Was ist „Wüste“ in meinem Leben – meine Wüste?

Einsamkeit?

große, scheinbar unüberwindbare Probleme?

Langeweile, Eintönigkeit?

Erfolglosigkeit – schlechte Noten?

Krankheit?

Zerbrochene Freundschaften?

 

Aktion:

Auf einem braunen Stück Papier schreiben alle mit einem Klebestift ein Wort, das stellvertretend für die eigene innere Wüste steht. Das Papier wird anschließend in den Sand gedrückt, so dass die Sandkörner das Wort lesbar machen.

Die bedruckten Sandbilder werden anschließend schweigend um das Mittelbild gelegt.

 

Schriftstelle: Lk 4,1-8 (Jesus wird auf die Probe gestellt)

Vom Heiligen Geist erfüllt, ging Jesus vom Jordan weg. Vierzig Tage lang wurde er vom Geist in der Wüste umhergetrieben und vom Teufel auf die Probe gestellt. Die ganze Zeit hindurch aß er nichts, so dass er schließlich sehr hungrig war. Da sagte der Teufel zu ihm: „Wenn du Gottes Sohn bist, dann befiehl doch diesem Stein hier, dass er zu Brot wird!“ Jesus antwortete: „In den Heiligen Schriften steht: ‚Der Mensch lebt nicht nur von Brot.'“ Darauf führte ihn der Teufel hinauf und zeigte ihm auf einen Blick alle Reiche der Welt und sagte: „Ich will dir die Macht über alle diese Reiche in ihrer ganzen Größe und Pracht geben. Sie ist mir übertragen worden, und ich kann sie weitergeben, an wen ich will. Alles soll dir gehören, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest.“ Aber Jesus sagte: „In den Heiligen Schriften heißt es: ‚Vor dem Herrn, deinem Gott, wirf dich nieder, ihn sollst du anbeten und niemand sonst!'“

 

Gebet:

Lasset uns beten:

Herr, unser Gott, unser Leben gleicht oft einer Wüste,

wir alle leben in verschiedenen Wüsten,

ja wir müssen uns eingestehen,

dass wir viele Wüsten oft selbst angerichtet haben.

In uns gibt es Grenzen und Gebrochenheiten,

Zwänge und Ängste, Versagen und Schuld.

Um uns sind Steinwüsten, Städte, die wir gebaut haben und

in denen unser Geld und Machtbedürfnis zum Ausdruck kommt.

Wir lassen uns berauschen von Musik in allen Variationen –

aber möglichst laut. Und das alles,

damit wir unsere Wüsten nicht wahrnehmen müssen.

 

Der Gang in die Wüste (nach H. Halbfas: Der Sprung in den Brunnen)

Ein Weisheitslehrer und sein Schüler unterhalten sich.

Schüler: Zeige mir, wie ich beten kann.

Lehrer: Ich kann es dir nicht zeigen.

Schüler: Bist Du denn nicht ein Lehrer in Religion?

Lehrer: Eben deswegen! Beten lernt niemand durch Wissen und Können, sondern durch Erfahren und Leben. Was immer ich weiß, kann dir nicht ersparen, dich selbst zu suchen. Selbst musst du die Wüste erfahren, die Weite wagen, den inneren Raum und die innere Zeit entdecken.

Höre folgende Geschichte:

Da ging eines Tages der Knabe zu seinen Brüdern. Er sagte zu ihnen: „Gebt acht! Ich will, dass wir zusammen einen merkwürdigen Ort aufsuchen.“

„Wohin willst du uns führen?“ fragten die Brüder. „Ich will euch dahin führen, wo ihr die Wahrheit über euch selbst erfahren sollt.“

Die Brüder baten ihn: „Lass es doch sein, es lohnt sich nicht. Warum sollten wir die Mühe auf uns nehmen?“ Sie wollten nicht gehen. Der Jüngste aber bestand darauf: „Entweder kommt ihr mit, oder ich bringe mich um!“ So zwang er sie, mit ihm zu gehen.

Sie gingen lange, und noch am selben Tage kamen sie in jene Wüste. Der Jüngste sagte zum

Ältesten: „Ich will dich hier an einen Felsen binden, wir werden dich eine Zeitlang allein lassen.

Schau dir an, was es in der Wüste gibt.“

Der Älteste fing an zu weinen. „Warum willst du mich allein in der Wüste lassen?“ Er hatte Angst, allein zu bleiben. Er bat um Gnade. Der Jüngste sagte zu ihm: „Bitte nicht um Gnade, wir müssen alle dorthin.“ Er band ihn fest, und die beiden verließen ihn.

Doch kaum waren sie wenige Meter von ihm entfernt, da fing der Älteste an zu schreien und zu weinen – noch ein bisschen und die Angst zerreißt ihn. „Ich sterbe, ich sterbe!“ Der Knabe eilte zurück, band seinen Bruder los, denn er sah, was für ein Mensch das war.

Dann kam der zweite. Der Knabe band auch ihn fest und sie verließen ihn. Doch kaum waren sie 20 Meter entfernt, da begann er zu schreien vor lauter Angst: „Ich sterbe, ich sterbe!“ So kehrten die Brüder zurück und banden ihn los.

Dann kam die Reihe an den Jüngsten. Er sagte: „Hört zu! Wie viel ich auch weinen und schreien werde, lasst mich allein. Kommt erst wieder, wenn die Sonne untergeht!“ Die Brüder baten ihn: „Du bist unser Jüngster. Warum sollen wir dich allein lassen?“ Sie baten, er möge von seinem Vorhaben ablassen, doch er wollte nicht auf sie hören. Da banden sie ihn und verließen ihn.

Schüler: Das ist eine schöne Geschichte. Ich möchte wissen, wie sie weitergeht.

Lehrer: Es ist nicht irgendeine Geschichte, es soll deine Geschichte werden. Wohin sie führt, musst du selbst erproben.

Schüler: Aber wo gibt es die Wüste, in die ich gehen könnte?

Lehrer: Weitab und doch nahe. „Sie gingen lange und noch am selben Tag kamen sie an“, heißt es in der Geschichte. Je weiter du in die Welt ausschweifst, um so entfernter bist du ihr.

Suchst du bei dir, dann siehst du den Wüstenrand.

Schüler: Dann ist die Wüste in mir?

Lehrer: Deine eigene Tiefe!

Schüler: Aber warum dann Angst haben? Was in mir ist, muß ich doch nicht fürchten?

Lehrer: Nichts ist dem Menschen unbekannter und erschreckender als die eigene Seele. Die meisten Menschen haben Todesängste, in die Wüste zu gehen und durch das Alleinsein den Blick auf die unbekannte Seele zu wagen. Sie leben nur außen, von allem gefesselt, was zur Schau gestellt wird, aber sie werden schon verwirrt, wenn sie nur einen Blick über den Wüstenrand werfen sollen. Ihre Sicherheit liegt im Geläufigen der äußeren Welt.

Schüler: Wie komme ich also in die Tiefe/Weite?

Lehrer: Zunächst musst du mit dir allein sein können! Wenn du es versuchst, wirst du sehen, wie schwer das ist. Du kannst unruhig werden und sogar Angst verspüren. Dann wird dich nichts anderes drängen als der Wunsch, schnell wieder mit anderen zusammen zu treffen. Du wirst dir vorsagen, Alleinsein sei sinnlos, führe zu nichts, und ähnliches.

Schüler: Und? Ist es wirklich anders?

Lehrer: Es ist anders. Aber nicht sofort und nicht nach drei Wochen. Dazu gehören Beständigkeit und Geduld. Für jemanden, der das Alleinsein wieder und wieder übt, verändert sich die Welt. Dann werden zugänglich der Baum, zugänglich der Himmel, zugänglich wird der Bach. Was zuvor im geschäftigen Leben nur zufällig da war, wird jetzt die eigentliche Welt. Die kann man nur durch häufiges, mühseliges Alleinsein erfahren.

 

Wir beten gemeinsam:
Vater Unser im Himmel ……

 

Wunsch zum Abschluss der Frühschicht:

Ich wünsche uns allen, dass wir uns gerade in der Fastenzeit Möglichkeiten schaffen, unsere eigene Wüste auszuhalten, wenn wir uns auf das Wesentliche konzentrieren, um einen Blick in unsere Seele zu werfen. Hier nähern wir uns der Wahrheit: Wüste – das ist ein Ort der Ruhe. Wüste – das ist aber auch ein Ort des Sich-Selbst-Ausgeliefert-Seins.

 

Das uns das gelingt, dazu segne uns und unsere Familien der treue und liebende Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen

Einladung zum Frühstück

Frühschicht Advent 2012 „Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen“

Frühschicht Advent 2012 „Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen“

A: Begrüßung

(freihändig) Jahr zu Ende – Lebensring abgeschlossen – Neuer Ring entsteht – Narben und Risse – Aber stabil – Gezeichnet vom Leben mit allen Höhen und Tiefen
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.

 

U: „Was pflanzt du diesen Baum?“ wird der alte Mann gefragt, der mit viel Mühe ein Loch gegraben hat, den Baum gepflanzt und angeschlemmt hat, der die Erde mit letzter Kraft festgestampft hat und nun noch einen letzten Eimer Wasser holt, um den Baum anzugießen. Man sieht ihm an, dass ihm die Arbeit nicht leicht gefallen ist. Aber nun steht der Baum da, zierlich noch. Was pflanzt du diesen Baum? Wann wird er erste Früchte tragen? In fünf Jahren, in zehn Jahren? Du wirst seine Früchte nicht ernten! Der alte Mann ist still und atmet tief, er braucht Zeit, seine Worte zu finden, die Arbeit hat ihm mehr Kraft genommen als in früheren Jahren. Und dann antwortet er: Keinen Baum, in den ich als Kind geklettert bin, keinen Baum, unter dem ich als Liebender gelegen habe, keinen Baum, in den wir unsere Namen geritzt, keinen Baum, dessen Früchte ich reichlich in meinem Leben geerntet habe, habe ich selber angepflanzt. Ich hatte mein Leben, es war nicht immer leicht, es war auch nicht immer gut, aber es war reich – nicht durch mich, sondern durch den, dem mein Leben gehört.
(Verfasser unbekannt)

A: Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.

Düster scheinen die Aussichten Rilkes: Wird das der letzte Ring sein, der sich für mich öffnet? Keiner von uns weiß es. Wir hoffen und beten dass, sich noch viele Ringe anschließen, aber es gehört zu unserer menschlichen Begrenztheit, dass wir nicht wissen, welches Maß uns gesetzt ist. Für Rilke ist das nichts, was ihm Angst macht. Er stirbt selbst am 29.12.1926 an Leukämie mit gerade 51 Jahren. „Aber versuchen will ich ihn“ – vielleicht ist es auch entlastend, dass wir den allerletzten Kreis nicht selbst vollbringen müssen.

Paulus kann das in seinem zweiten Brief an Timotheus mit Blick auf sein Lebensende sehr zuversichtlich schreiben: „Die Zeit meines Aufbruchs ist nahe. Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue gehalten. Schon jetzt liegt für mich der Kranz der Gerechtigkeit bereit, den mit der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird.“ (2Tim 6b-8a)

Ein anderer wird den letzten Ring vollenden, den Kranz der Gerechtigkeit geben. Auch dieses neue Kirchenjahr bleibt ein Versuch, der nicht unter dem Zwang steht, unserem Leben den letzten Sinn und seine letzte Perfektion zu geben.

Wir sind nicht gescheitert, wenn wir am Ende spüren, vieles ist mir gelungen und noch mehr habe ich versäumt. Jesus macht seinen Jüngern Mut: „Sorgt euch nicht um euer Leben… Euer Vater weiß, was ihr braucht.“ Den letzten Ring unseres Lebens, ob es 2012 oder erst in vielen Jahren sein wird, den dürfen wir getrost aus den Händen geben und sagen: „Gott du machst es gut.“ In diesem Sinn gehen wir auch gelassen in dieses Jahr, das uns so bald wieder in den Fingern zu zerrinnen scheint, von dem wir am Ende fragen werden, wo ist die Zeit hingekommen.

 

U:
Wenn Dein Herz wandert oder leidet, bring es behutsam an seinen Platz zurück

und versetze es sanft in die Gegenwart Deines Herrn.

Und selbst, wenn Du nichts getan hast in Deinem ganzen Leben außer Dein Herz zurückzubringen

und wieder in die Gegenwart unseres Gottes zu versetzen, obwohl es jedes Mal wieder fortlief,

nachdem Du es zurückgeholt hattest, dann hast Du Dein Leben wohl erfüllt.

Hl. Franz von Sales (1567-1622)

 

Lied: Der mich atmen läßt, ……. 1 – 4

 

 

A: Körperübung „Wachsen wie ein Baum“

Stell dir vor, du bist ein ganz junger Baum. Noch klein, mit einem zarten Stamm.

Mach dich so klein wie möglich am Boden.

Dein Stamm ist noch klein, deine Zweige und Äste sind noch ganz kurz.

Aber deine Wurzeln sind fest in der Erde verankert.

Sie halten dich fest und versorgen dich mit allem, was du brauchst.

Die Sonne scheint auf dich und wärmt dich, der Regen und Tau fällt auf dich, die Erde gibt dir Nahrung.

Und du spürst, wie sich das Leben in dir regt.

Du hast Lust, zu wachsen und größer zu werden.

Und du stellst dir vor, wie du wächst und langsam größer und stärker wirst.

Und du beginnst, langsam und ruhig aufzustehen.

Du bekommst einen richtigen Stamm, und deine Arme werden kräftige Äste …

Du kannst dich ganz leicht und sanft bewegen, wie ein großer Baum im Wind.

Du kannst es genießen, wo ein großer, starker und fest verwurzelter Baum zu sein, der seine Äste der Sonne entgegenstreckt.

Wie ein Baum, gepflanzt am Wasser stehst du jetzt da.

Umarmt von Gottes Liebe bist du jetzt.

Und Gott hält dich und will, dass du lebst und wächst.

Er ruft dich zum Leben.

Und wenn du dieses Gefühl lang genug genossen hast, komm langsam in diesen Raum zurück, werde wieder Mensch.

Vielleicht bewegst du dich und streckst dich und öffnest langsam die

Augen.

Gemeinsam stehen wir hier vor Gott, wie Bäume, die er pflanzt und zum Wachsen und Werden beruft.

Gemeinsam können wir unsere Hände öffnen, wie ausgebreitete Äste und beten, beten, wie Jesus es uns gelehrt hat.

 

Vater unser …

 

U:
Der Abt eines Klosters wurde von Besuchern gefragt:

„Wie ist es möglich, dass alle Mönche trotz ihrer verschiedenen Herkunft, Veranlagung und Bildung eine Einheit darstellen?“

Statt einer theoretischen Erklärung antwortete der Abt mit einem Bild: „Stellt euch ein Rad vor. Da sind Felge, Speiche und Nabe.

Die Felge ist die umfassende Mauer, die aber nur äußerlich alles zusammenhält.

Von diesem Rand des Rades aber laufen die Speichen in der Mitte zusammen und werden von der Nabe gehalten. Die Speichen sind wir selbst, die einzelnen unserer Gemeinschaft. Die Nabe ist Jesus Christus.

Aus dieser Mitte leben wir. Sie hält alles zusammen.“

Erstaunt schauten die Besucher auf. Sie hatten etwas Wichtiges verstanden.

Doch der Abt sagte weiter:

„Je mehr sich die Speichen der Mitte nähern, umso näher kommen sie auch selbst zusammen. Ins konkrete Leben übertragen heißt das:

Wenn wir uns Christus, der Mitte unserer menschlichen und geistlichen Gemeinschaft, wirklich ganz nähern, kommen wir auch einander näher. Nur so können wir miteinander und füreinander und damit auch für andere leben.“

 

A:
Herr, wie ein Baum, sei vor dir mein Leben.

Herr, wie ein Baum sei vor dir mein Gebet.

Gib Wurzeln mir, die in die Erde reichen, dass tief ich gründe in den alten Zeiten, verwurzelt in dem Glauben meiner Väter.

Gib mir die Kraft, zum festen Stamm zu wachsen,

dass aufrecht ich an meinem Platz stehe und nicht wanke,

auch wenn die Stürme toben.

Gib Zukunft mir und lass die Blätter grünen und nach den Wintern Hoffnung neu erblühen.

Und wenn es Zeit ist, lass mich Früchte tragen.

Herr, wie ein Baum sei vor dir mein Leben.

Herr, wie ein Baum sei vor dir mein Gebet.

Amen

Segen

U:
Ich wünsche Dir, dass Du wirst wie ein Baum, der sich tief gründen und Wurzeln schlagen kann,

der aus dem Mutterboden seine Lebenskraft empfängt.

Ich wünsche Dir, dass Du wirst wie ein Baum, der sich aufrichtet und dem Himmel öffnet,

der in des Geistes Weite Orientierung finden kann.

Ich wünsche Dir, dass Du wirst wie ein Baum, der sich dem Jahreszeitenwechsel seines Lebens

nicht entzieht, der blüht und Frucht bringt und auch nach der Wintereinsamkeit wieder neue

Knospen treibt.

Ich wünsche Dir, dass Du Dir Deinen Lebensraum eroberst in Gottes Schöpfung,

dass alles Lebendige, dem Du begegnest, Dich mit Freude erfüllt,

und dass Du an dem Platz, an dem Du bist, verantwortlich umgehen kannst mit den Menschen,

die Dir anvertraut sind, und mit aller nichtmenschlichen Kreatur.

Ich wünsche dir, dass Du im Sinne Jesu den Menschen in Liebe begegnest und

durch Dein Tun Spuren des Reiches Gottes sichtbar werden in dieser Welt.

Ich wünsche Dir, dass Dich das Feuer des Heiligen Geistes täglich neu

mit Mut und Lebenslust, mit Kraft und Phantasie entzündet,

dass Du aus einer unerschöpflichen Lebendigkeit

Deine Berufung entdecken und Deine Träume verwirklichen kannst, um ganz du selbst zu sein,

und dass sich Dein Leben darin sinnstiftend erfüllt.

Dazu segne Dich und alle die zu Dir gehören, der

Liebende und treue Gott, der unsere Mitte sein will

Mit dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Amen

 

Lied: Der mich atmen läßt, ……. 5 – 8

Frühschicht 01.März 2012

Frühschicht 01.März 2012 St. Judas Thaddäus 5.45 Uhr

Begrüßung:

Morgengebet GL Nr. 4 Seite 44

Ganz besondere und wichtige Momente bleiben in unserem Leben lange in

den Gedanken abrufbar. Wir erinnern uns gern daran und können hierdurch

oftmals wieder auftanken, wenn wir uns nicht so gut fühlen. Trotzdem ist es

häufig leider so, dass wir schnell umgeben sind von eher negativen

Eindrücken. Denn gerade unangenehme Gedanken bleiben oft gedanklich

lange haften. Zugleich verdrängen sie hin und wieder auch positive

Eindrücke, die als selbstverständlich abgehakt werden. Leider können sich

hierdurch schöne Momente nicht richtig entfalten und somit auch nicht

einprägen. Schade oder?

Geschichte: Als der Tausendfüßler die Welt entdeckte

Eine kleine Schnecke kroch langsam mit ihrem schweren Haus auf einem

engen Pfad dahin. Es war ein wunderschöner Tag, die Sonne schien, und die

kleine Schnecke sang vergnügt vor sich hin. Es wäre ihr schon möglich

gewesen, schneller zu kriechen, aber sie ließ sich Zeit und blieb sogar dann

und wann stehen, um sich an den wärmenden Strahlen der Sonne zu freuen.

Plötzlich ließ das Donnern unzähliger Füße den Boden unter ihr erzittern. Die

Schnecke sah sich um, und da schoss mit atemberaubender Geschwindigkeit

ein Tausendfüßler um die Kurve. Er hätte die kleine Schnecke glatt

überrannt, hätte diese nicht im letzten Moment einen spitzen Schrei

ausgestoßen. Der rasende Tausendfüßler bremste haarscharf hinter ihr ab,

und zwar so abrupt, dass sich seine zahllosen Beinchen hoffnungslos

ineinander verhedderten.

»Du blöde Schnecke!« begann der Tausendfüßler lauthals zu schimpfen und

zu zetern. »Warum musst du gerade mir im Weg herumstehen! Du siehst

doch, dass ich es eilig habe!« Er stieß noch tausend andere Flüche und

Verwünschungen aus, während er gehetzt seine verhedderten Beinchen

entwirrte.

Die arme Schnecke sah ihm verängstigt zu, denn das hatte sie wirklich nicht

gewollt. Betreten hörte sie sich seine Beschimpfungen an, bis er schließlich

das Chaos unter seinen Beinchen beseitigt hatte und danach eiligst

aufsprang und rief: »So, jetzt lass mich endlich vorbei! Du hast mich schon

genug aufgehalten. Ich habe es eilig!« Doch die Schnecke antwortete: »Ich

würde dir wirklich gern Platz machen, damit du weiterlaufen kannst. Aber sieh

dich doch um: Dieser Pfad ist so schmal, dass ich mich nicht mal umdrehen,

geschweige denn dich vorbeilassen kann! Du wirst wohl oder übel hinter mir

gehen müssen.«

Da sah sich der Tausendfüßler zum ersten Mal um, wo er überhaupt war,

denn in seiner Eile hatte ihn die Umgebung nicht im Geringsten interessiert.

Und er sah, dass die Schnecke recht hatte: Links und rechts von ihm türmten

sich Wolkenkratzer aus Gras, und der Pfad war gesäumt von kleinen,

unüberwindbaren Steinen, an denen sich jeder Tausendfüßler die Beine

gebrochen hätte. Als er erkannte, dass er nun den ganzen Weg hinter dieser

lahmen Schnecke herlaufen musste, raufte er sich verzweifelt die Haare und

zeterte: »Aber ich habe keine Zeit! Ich muss weiter! Keine Zeit! Keine Zeit!«

Die Schnecke ließ sich nicht beirren und setzte ihren Weg fort, langsam und

im Schneckentempo. Der Tausendfüßler trippelte nervös hinter ihr her und

fragte ein dutzendmal, ob sie nicht schneller kriechen könnte.

Irgendwann, nach endlos langer Zeit, beruhigte sich der Tausendfüßler, weil

er einsah, dass ihm die ganze Hetzerei nichts nützte, und stapfte stumm

hinter der Schnecke her.

Und plötzlich nahm er zum ersten Mal in seinem gehetzten Leben seine

Umgebung richtig wahr. Er sah zum Himmel hinauf und rieb sich ungläubig

die Augen. War der Himmel wirklich so blau? Ein solch strahlendes und

wunderschönes Blau hatte er noch nie gesehen. Und die Sonne! Wie

wohltuend ihre Strahlen doch wärmten. Und die Blumen! Welch betörender

Duft! Den geschäftigen Tausendfüßler überkam ein so unglaubliches

Glücksgefühl, dass er am liebsten lauthals gesungen hätte, obwohl er noch

nie in seinem Leben Lust am Singen verspürt hatte. Während des weiteren

Weges entdeckte er tausend neue Wunder, die sich ihm offenbarten. Und so

merkte der Tausendfüßler nicht, dass die Schnecke plötzlich stehenblieb. Er

prallte gegen sie und fragte dann erstaunt: »Was ist los?« »Siehst du denn

nicht?« erwiderte die Schnecke. »Nun ist der Weg breit genug. Du kannst

weiterlaufen.«

Doch anstatt wieder wie der Blitz loszuzischen, trippelte der Tausendfüßler

bedächtig an der Schnecke vorbei, während er lächelnd eine

Marienkäferfamilie beim Spaziergang beobachtete.

Und die Schnecke sagte: »Es tut mir leid, dass ich dich aufgehalten habe!«

Doch der Tausendfüßler antwortete: »Nein, ich danke dir dafür! Und komm

mich doch mal besuchen, wenn du Zeit hast.«

Und während er langsam seinen Weg fortsetzte, sang er lauthals vor sich hin.

  • Geht es uns nicht manchmal auch so, wie dem rasenden Tausendfüssler?
  • Wir hetzen durch den Tag, erledigen eine Aufgabe nach der anderen, und nehmen unsere Umwelt in der Zeit kaum wahr.
  • Wo oder was ist unsere Schnecke, die uns stoppt?
  • Wann und wobei können wir Aufatmen und Auftanken?

Schaffen wir uns im Alltag immer wieder Oasen der Ruhe und genießen auch

die schönen Augenblicke. Nehmen wir doch nicht alles als selbstverständlich

hin – wir werden staunen wie viele schöne Momente es noch gibt für die es

sich lohnt sie im Herzen zu bewahren. Das gibt uns Kraft für unseren

weiteren Weg im Leben. Denken wir darüber einmal nach.

Gebet:

Herr, öffne unsere Herzen, um bewusst zu leben

und Selbstverständlichkeiten wieder als kostbare Gegebenheiten

wahrzunehmen.

Schenke uns die Gelassenheit, nicht übereilt zu handeln, sondern sich

bewusst Zeit zu nehmen für sich selbst, die Familie und Freunde.

Herr Du bist bei uns jeden Tag, schenke uns die Ruhe und die Kraft, um

wirklich zu erkennen was um uns geschieht.

Herr, wir möchten dankbar sein für unser Leben, hilf uns sorgsam damit

umzugehen.

Amen

 

Gemeinsames Vater Unser

Der Herr segne Euch,
er lasse Euer Leben gedeihen,
er lasse Eure Hoffnung erblühen,
er lasse Eure Früchte reifen.

Der Herr behüte Euch,
er umarme Euch in Eurer Angst,
er stelle sich vor Euch in Eurer Not.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Euch,
wie ein zärtlicher Blick erwärmt,
so überwinde er bei Euch, was erstarrt ist.

Er sei Euch gnädig,
wenn Euch Schuld drückt, dann lasse er Euch aufatmen
und mache Euch frei.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf Euch,
er sehe Euer Leid, er tröste und heile Euch.

Er schenke Euch das Wohl des Leibes und das Heil Eurer Seele durch Jesus Christus!
Er gebe Euch Frieden.

Das gewähre Euch und mir der treue und liebende Gott:
der Vater mit dem Sohn im Heiligen Geist.

Amen

 

Lied: Ins Wasser fällt ein Stein GL 961

Frühschicht Advent 1 2011 Thema: Die hellste Kerze

1. Frühschicht Advent 2011 Thema: Die hellste Kerze

 

Kurze Begrüßung und Kreuzzeichen

Am letzten Sonntag hat sie begonnen – die Adventszeit. Die schöne und

gemütliche Zeit. Die Vorfreude auf das Weihnachtsfest wird entfacht. Die

Häuser werden adventlich geschmückt, der Adventskranz zählt mit uns

die Wochen. Im Kamin knistert das Feuer und bei Kerzenschein sitzt

man gern gemütlich beisammen. In der Küche wird gebacken und der

Duft leckerer Plätzchen durchströmt das Haus.

Sind das nicht alles wunderschöne Assoziationen? Advent bedeutet

Ankunft – Warten auf den Sohn Gottes. Diese schöne Zeit verbringt man

am Liebsten im Kreis seiner Familie. Gemütliches miteinander, Lieder

singen, Geschichten erzählen. Wunderschön, oder?

Aber geht es jedem so? Was ist mit den Menschen, die allein sind?

Kennen wir jemanden? Was für die meisten Menschen die Zeit der

Vorfreude auf das „große Fest“ ist, wird für manche Menschen zur

einsamsten, traurigsten Zeit und macht ihre Seele tonnenschwer.

Einsamkeit erstickt schnell die Vorfreude.

Wir wollen heute einmal zur Ruhe kommen, Inne halten und

nachdenken. Gibt es auch in unserem Leben jemanden, der sich freuen

würde, wenn wir anrufen? Oder vielleicht mal einen Brief schreiben, weil

wir lange nichts mehr voneinander gehört haben? Denken wir einmal

darüber nach.

 

Stille mit Musikuntermalung

 

Geschichte: Die hellste Kerze

Maria sitzt nachdenklich in ihrem Zimmer im Wohnheim. Letztes Jahr um

diese Zeit wohnte sie noch bei den Eltern zu Hause. All die

vorweihnachtlichen Abläufe kennt sie. Maria ist darin aufgewachsen- das

Plätzchen backen, die klebrig verschmierten Teigfinger… Die

Chorproben in der großen Stadtkirche als Übung für den „großen Auftritt“

in der Christmesse… Das heimliche Geschenke-Kaufen, die

schmunzelnden Gesichter, wenn sie und ihre Geschwister

schon im Voraus durch geschickte, kindliche Fragetechnik

versucht hatten, die Art der Überraschungen aus den

Eltern zu pressen… Bald ist es wieder so weit.

Maria sitzt im Dunkeln des Zimmers. Nicht wie früherviele

Kisten, die bunte Männchen hervorbrachten,

glänzende Kugeln für die Weihnachtsdekoration, viele

gemütliche Kerzen auf Weihnachtskugeln aufgesteckt,

die es heimlich, warm und hell machten… nicht wie

früher, wenn die Familie miteinander lachte, sang,

sich gemeinsam vorbereitete.

Maria sitzt mit einer einzigen flackernden Kerze

nachdenklich in ihrem einsamen Zuhause. Als sie

im Februar von den Eltern auszog, war sie froh,

endlich „auf eigenen Beinen“ zu stehen. Als sie im März

die Ausbildung anfing, war sie stolz, dass sie zu den

besten in der Klasse zählte und ihr eigenes Geld verdiente. Als es

Sommer wurde, investierte sie all das frisch verdiente Geld in einen

alten, brummenden Polo, der aber für sie Freiheit und Unabhängigkeit

bedeutete. Der Herbst verging voller Stress und Hektik, denn Maria traf

sich, wann immer sie konnte, mit ihren neuen Freunden. Nun ist es

Dezember, morgen Advent- Maria starrt auf die Kerze und fühlt sich

einsam. Irgendetwas fehlt in diesem Zimmer, doch erst heute fällt ihr das

auf, denn erst heute sitzt sie hier und fühlt „Weihnachten“ nicht.

Alle anderen Freunde sind über die Wochenenden nach Hause

gefahren, „weil es doch Advent ist“. Doch ihr Zuhause- immer wieder

fliegen die Gedanken zurück in vergangene Jahre… Mit den Eltern hatte

Maria sich gestritten, weil sie keine Zeit für Telefonate, Briefe oder

500km lange Heimfahrten hatte- irgendwann zwischen Mai und

September hatten sie sich aus den Augen verloren…

Zu Hause- Maria denkt zum ersten Mal nach, kommt am Vorabend der

„stillen Adventszeit“ zur Ruhe. Aber diese Ruhe ist unruhig für sie. Zu

stolz, um die Eltern anzurufen; zu einsam, um spazieren zu gehen in der

kühlen, verschneiten Nacht; zu dunkel in diesem Zimmer, um wieder

dieses vertraute Vorweihnachtsgefühl zu bekommen…

Da klopft es an der Tür. Schnell springt Maria auf, wirft einen Blick auf

die Uhr – weit nach 8 Uhr abends – wer wird das wohl sein? Vielleicht

doch noch ein Freund, der noch hier ist und jetzt mit ihr ein wenig

plaudern möchte? Ja, so wird es sein… Voller Erwartung reißt Maria die

Zimmertür auf.

„Ach du bist es nur!“ Marias Enttäuschung ist unschwer aus ihrer Stimme

zu erkennen. Matze steht da, der Pförtner des Wohnheims. „Ich wollte dir

das noch vorbeibringen, das kam heute Mittag mit der Post bei mir an.

Ist für dich.“ Ein Päckchen drückt Matze ihr in die Hand. „Ich wünsch dir

`nen schönen Adventstag, Maria und gehe jetzt auch nach Hause“, ruft

der freundliche alte Mann ihr zu und schon klappern die Schlüssel an

seinem Bund beim Absperren der Tür hinter ihm.

Maria steht wie angewurzelt im Hausflur – allein, keiner mehr da.

Erst, als sie wieder am Tisch sitzt, erkennt sie die Handschrift ihrer

Mutter auf dem Päckchen: „Meiner lieben Maria“

Nervös reißen die Finger die Verpackung auf. Ein Päckchen für sie von

den Eltern? Aber sie hat doch schon so lange nicht mehr angerufen, sich

nicht mehr gemeldet…? Drinnen, im Innersten des Kartons, kommt eine

Kerze zum Vorschein auf einem einfachen, gläsernen Ständer, daneben

liegt ein Briefumschlag ohne Beschriftung. Maria stellt die Kerze auf den

Tisch und braucht vor Aufregung 5 Streichhölzer, bis der weiße Docht

beginnt zu klimmen. Immer heller wird der Schein der Kerze, während

Maria den Umschlag aufreißt und mit ausgetrockneter Stimme zu lesen

beginnt:

Liebe Maria,

Es ist schon so lange her, dass wir etwas von dir hörten. Wie es dir wohl

geht? Ob du wohl richtig gute Freunde um dich hast und mit deinem

Leben als erwachsene, junge Frau zurechtkommst? Ich bete jeden Tag,

dass du mit deinem Auto keinen Unfall haben wirst, wo auch immer du

hinfährst, sicher ans Ziel kommst…

Wir haben gestern begonnen, all die Weihnachtssachen aus den Kisten

zu holen und auch die Kerzen aufgestellt. Unsere liebe Maria, wir

wissen, du musst viel arbeiten und der Weg zu uns ist lang und weit zu

fahren, doch Papa und ich, wir würden uns freuen, wenn du das

Zugticket nutzt. Wir stellen von heute bis zum Weihnachtsabend jeden

Abend eine Kerze ins Fenster, die dir hoffentlich den Weg weisen wird,

wenn du nicht weißt, wo du zu Hause sein kannst. Du darfst kommen,

jeder Zeit- möge deine Kerze dich zu uns tragen, wann immer du dich

danach sehnst….“

 

Maria reißt die Jacke vom Haken, steckt die Zugfahrkarte in die Tasche-

…. Jetzt, nach Hause, jetzt… Die Tränen schießen ihr aus den Augen,

sie rennt los, stolpert, kann kaum den Fahrplan lesen…Die Kerze der

Eltern ist ihr zur hellsten Kerze geworden, während sie die Abfahrtszeit

in ihrem Schein auf dem Holzkasten findet. Jetzt – nach Hause…. immer

wieder flüstert sie sich das selbst zu… Als sie im Zug sitzt, hat sie noch

gute 3 Stunden zum Fahren. Es wird spät in der Nacht sein, wenn sie vor

dem Haus ihrer Eltern steht. Sie hat kein Gepäck dabei- das hätte zu

lange gedauert. Sie war seit einem Jahr nicht mehr bei den Eltern… Aber

in ihrer linken Hand drückt sich das warme Wachs der Kerze in die

Finger hinein. Egal wann, sie ankommt, nicht so wichtig, wenn sie nichts

als sich selbst mitbringt. Maria fährt nach Hause und ist voller Erwartung

und Vorfreude. Es wird hell mit dieser Kerze, schon auf dem Weg dahin.

 

Lied: Mache Dich auf und werde Licht

 

Wo Menschen still werden,

in sich hinein horchen,

beginnen ihr Zuhause zu suchen,

nach dem Sinn zu fragen…

Wo Menschen einen Weg aus der Einsamkeit suchen

und eine Kerze das Dunkel ihrer Seele durchbricht…

Wenn Menschen beginnen, Wärme und Vertrautheit zu erahnen-

Da wird es Advent,

da kommt Vorfreude auf und Hoffnung

auf das eigentliche Fest –

mach dich auf den Weg

dann kommst du „Zu Hause“ an

und du findest all das,

wonach du dich in der Stille deines Herzens sehntest-

Gott ist dein Vater, dein Schöpfer

Und in Jesu Geburt leuchtet er dir den Weg nach Hause.

 

Kurze Stille

 

Werde still und finde heim zu Dir selbst.

Verzehre Deine Kräfte nicht im Lärm der Welt.

Es ist gut, wenn Du Deine Arbeit tust,

Deine Aufgaben und Pflichten erfüllst –

und es ist wichtig, dass Du das gerne tust.

Aber gehe nicht auf in dem, was draußen ist,

sondern nimm Dich immer wieder zurück.

Sammle Deine Gedanken,

versenke Dich in Deine eigene Tiefe

und suche nach der Mitte Deines Wesens

und Deines Lebens.

Von dieser Mitte – von Deinem Herzen – her

wirst Du den Maßstab finden für das,

was wirklich wichtig ist für die Erfüllung

und die Ganzheit Deines Lebens.

 

Gemeinsames Vater Unser

 

Lied: Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht

 

2. Frühschicht Advent 2011 Thema: Der bessere Weg

 

Kurze Begrüßung und Kreuzzeichen

Ein jeder von uns beschreitet seinen eigenen Lebensweg. Aber wie sieht

das eigentlich aus? Ertappen wir uns nicht häufig dabei, dass wir

innerlich unzufrieden sind? Liegen nicht viel zu viele Stolpersteine genau

auf unserer eigenen Strecke? Bei den anderen läuft vieles leichter und

besser. Wir vergleichen und entdecken das Negative bei uns. Mit der

Zeit verschlechtert sich die eigene Stimmung. Wir leben unser Leben wie

gewohnt. Nichts Besonderes, nein alles nach altem Trott. Was wir bei

anderen als toll ansehen, erscheint bei uns selbst nicht erwähnenswert

oder sofort ganz negativ. Die Stimmung sinkt.

Aber halt – lassen wir es doch erst gar nicht so weit kommen. Es gibt

bestimmt nicht nur Irrwege oder Stolperfallen. Wir müssen nur wachsam

durch unsere Leben gehen und die Augen nicht verschließen für das,

was um uns herum geschieht. Bestimmt finden wir dann auch eine

wärmende Hand, die uns auf den rechten Pfad zurückführt.

 

Musikuntermalung

 

Der bessere Weg

Ein kleiner Junge, der auf Besuch bei seinem Großvater war, fand eine

kleine Landschildkröte und ging gleich daran, sie zu untersuchen. Im

gleichen Moment zog sich die Schildkröte in ihrem Panzer zurück, und

der Junge versuchte vergebens, sie mit einem Stöckchen

herauszuholen. Der Großvater hatte ihm zugesehen und hinderte ihn,

das Tier weiter zu quälen. “ Das ist falsch“, sagte er, “ komm, ich zeig‘ dir

wie man das macht.“ Er nahm die Schildkröte mit ins Haus und setzte sie

auf dem warmen Kachelofen. In wenigen Minuten wurde das Tier warm,

steckte seinen Kopf und seine Füße heraus und kroch auf den Jungen

zu. – „Menschen sind manchmal wie Schildkröten“, sagte der Mann.“

Versuche niemals, jemanden zu zwingen. Wärme ihn nur mit etwas Güte

auf, und er wird seinen Panzer verlassen können.“

 

Lied: Mache Dich auf und werde Licht

 

Das rosa Tütchen

Als ich eines Tages, wie immer traurig, durch den Park schlenderte und

mich auf einer Parkbank niederließ, um über alles nachzudenken was in

meinem Leben schief läuft, setzte sich ein fröhliches kleines Mädchen zu

mir.

Sie spürte meine Stimmung und fragte: “ Warum bist Du traurig?“

„Ach“, sagte ich „ich habe keine Freude im Leben. Alle sind gegen mich.

Alles läuft schief. Ich habe kein Glück und ich weiß nicht wie es

weitergehen soll.“

„Hmmm „, meinte das Mädchen, „wo hast Du denn Dein rosa Tütchen?

Zeig es mir mal. Ich möchte da mal hineinschauen.“

„Was für ein rosa Tütchen?“, fragte ich sie verwundert.

„Ich habe nur ein schwarzes Tütchen.“

Wortlos reichte ich es ihr. Vorsichtig öffnet sie mit ihren zarten kleinen

Fingern den Verschluss und sah in mein schwarzes Tütchen hinein.

Ich bemerkte wie sie erschrak. „Es ist ja voller Alpträume, voller Unglück

und voller schlimmer Erlebnisse!“

„Was soll ich machen? Es ist eben so. Daran kann ich doch nichts

ändern.“

„Hier nimm,“ meinte das Mädchen und reichte mir ein rosa Tütchen.

„Sieh hinein!“

Mit etwas zitternden Händen öffnete ich das rosa Tütchen und konnte

sehen, dass es voll war mit Erinnerungen an schöne Momente des

Lebens.

Und das, obwohl das Mädchen noch jung an Menschenjahren.

„Wo ist Dein schwarzes Tütchen?“ fragte ich neugierig.

„Das werfe ich jede Woche in den Müll und kümmere mich nicht weiter

drum“, sagte sie.

„Für mich besteht der Sinn des Lebens darin, mein rosa Tütchen im

Laufe des Lebens voll zu bekommen. Da stopfe ich so viel wie möglich

hinein. Und immer wenn ich Lust dazu habe oder ich beginne traurig zu

werden, dann öffne ich mein rosa Tütchen und schaue hinein. Dann geht

es mir sofort wieder besser.

Wenn ich einmal alt bin und mein Ende droht, dann habe ich immer noch

mein rosa Tütchen. Es wird voll sein bis obenhin und ich kann sagen, ja ,

ich hatte etwas vom Leben. Mein Leben hatte einen Sinn!“

Noch während ich verwundert über ihre Worte nachdachte gab sie mir

einen Kuss auf die Wange und war verschwunden.

Neben mir auf der Bank lag ein rosa Tütchen.

Ich öffnete es zaghaft und warf einen Blick hinein. Es war fast leer, bis auf einen kleinen zärtlichen Kuss, den ich von einem kleinen Mädchen auf

einer Parkbank erhalten hatte.

Bei dem Gedanken daran musste ich schmunzeln und mir wurde warm ums Herz. Glücklich machte ich mich auf dem Heimweg, nicht vergessend, am nächsten Papierkorb mich meines schwarzen Tütchens zu entledigen.

 

Kurze Stille

 

Denken auch wir heute daran. Es gibt ihn, den besseren Weg. In zwei

schönen Geschichten wurde er beschrieben. Wir sollten nichts

erzwingen und auch nicht alles einfach hinnehmen. Nein, Wärme und

Güte weitergeben und diese ebenso annehmen, das ist wichtig.

Genauso sollten wir alle daran denken unser rosa Tütchen sorgfältig

aufzubewahren und zu schützen mit all den wunderschönen Momenten,

die unser Herz erfüllen und Erinnerungen wach werden lassen.

Wir wünschen allen eine glückliche, besinnliche, wärmende

Weihnachtszeit 2010 mit vielen Ereignissen die das rosa Tütchen noch

füllen können.

 

Gemeinsames Vater Unser

Lied: Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht

Frühschicht Fastenzeit 2011 +1

FRÜHSCHICHT ST. JUDAS THADDÄUS 06.04.2011

 

Schön, dass ihr da seid, dass ihr euch Zeit genommen habt, um gemeinsam in den Tag zu starten. Ich begrüße euch ganz herzlich zu unserer vierten Frühschicht. Wir beginnen im Zeichen von Tod und Auferstehung:

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

 

Lied: 937.1 Jetzt ist die Zeit, …….

 

Einleitung

In den Frühschichten dieser Fastenzeit wollen wir unseren oft sehr hektischen Alltag unterbrechen. Heute wollen wir einen genaueren Blick auf unsere Zeit werfen. Zeit die oft an uns vorbeirast und unseren Tag in viele kleine Abschnitte teilt, ohne eine Zeit der Stille und des Atemholens.

 

Hinführung

Ein Bekannter hat mich im Auto mitgenommen. Ich sitze auf dem Beifahrersitz, seine Frau und das Kind hinten. Die Straße ist kurvenreich und unübersichtlich, die Geschwindigkeit auf 60 km/h beschränkt.

Dessen ungeachtet bleibt der Fahrer auf dem Gaspedal. „Kannst du nicht langsamer fahren?“ frage ich ihn verärgert. Der Fahrer grinst: „Ich habs eilig. Es kommt auf jede Minute an.“ Nach einiger Zeit wird’s mir zu dumm. „Wie alt bist du eigentlich?“ frage ich ihn. „Dreißig“, antwortet er.

„Da hast du noch eine statistische Lebenserwartung von 20 Millionen Minuten!“ „Na klar“, entgegnet er, „ich habe nicht vor, den Löffel so schnell abzugeben.“ „Und wie alt bist du?“ wende ich mich an seine Frau, indem ich meinen Kopf zu ihr hin drehe. „Ich bin zweiundzwanzig“, sagt sie. „Da hast du statistisch gesehen noch 25 Millionen Minuten zu leben.

Und wie alt ist euer Jan?“ „Der Kleine? Vier Jahre!“ entgegnet mein Bekannter und lacht dem Kind glücklich zu. „Vier Jahre! Wie beneidenswert! 35 Millionen Minuten liegen noch vor ihm.“ „Sag mal, was soll der Quatsch?“ reagiert der Fahrer leicht genervt. „Warum erzählst du uns das

alles?“ Und ich antwortete: „Weil ich nicht verstehen kann, wie ein vernünftig denkender erwachsener Mann durch zu schnelles riskantes Fahren zusammen 80 Millionen Minuten an Menschenleben riskiert, nur um wenige Minuten zu gewinnen.“

 

Stille

 

Zeit, so sagen wir oft,

Zeit müsste man haben!

Zeit für dieses.

Zeit für jenes.

Zeit für sich.

Zeit füreinander.

Zeit haben.

Zeit haben, heißt:

Die Uhr vergessen,

abschalten und ruhen,

sich entspannen,

Atem holen,

gut zu sich selber sein.

 

Zeit haben, heißt:

Ein Gespräch genießen,

ein spannendes Buch lesen,

ein Konzert anhören,

einen Trauernden trösten,

einen Kranken besuchen.

Zeit haben, heißt:

Gott einen Platz im Terminkalender geben,

mit ihm sprechen,

die Verbindung zu ihm nicht abreißen lassen,

still sein und hören.

Zeit haben:

Zeit für mich!

Zeit für dich!

Zeit für Gott!

 

Stille

 

Wenn du mal fünf Minuten Zeit hast,

weißt du, was du dann tun kannst?

Abschalten

Mal nachdenken!

Mal für Ruhe sorgen um dich herum.

Radio abstellen,

Fernseher ausmachen,

die Zeitschrift weglegen,

den Computer ausschalten,

das Handy beiseitelegen.

Ausschalten!

Abschalten!

Innehalten!

Still werden!

 

Die vergangenen Tage befragen:

Für mich war diese Woche interessant und spannend, weil …

Enttäuscht war ich über …

Gefreut habe ich mich über …

Dankbar bin ich für …

 

STILLE (Musik)

 

Ich wünsche dir nicht alle möglichen Gaben.

Ich wünsche dir nur, was die meisten nicht haben:

Ich wünsche dir Zeit, dich zu freuen und zu lachen,

und wenn du sie nützt, kannst du etwas draus machen.

Ich wünsche dir Zeit für dein Tun und dein Denken,

nicht nur für dich selbst, sondern auch zum Verschenken.

Ich wünsche dir Zeit, nicht zum Hasten und Rennen,

sondern die Zeit zum Zufriedensein können.

Ich wünsche dir Zeit, nicht nur so zum Vertreiben.

Ich wünsche, sie möge dir übrigbleiben

als Zeit für das Staunen und Zeit für Vertraun,

anstatt nach der Zeit auf der Uhr nur zu schaun.

Ich wünsche dir Zeit, nach den Sternen zu greifen,

und Zeit, um zu wachsen, das heißt, um zu reifen.

Ich wünsche dir Zeit, neu zu hoffen, zu lieben.

Es hat keinen Sinn, diese Zeit zu verschieben.

Ich wünsche dir Zeit, zu dir selber zu finden,

jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden.

Ich wünsche dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben.

Ich wünsche dir: Zeit zu haben zum Leben!

 

Stille

 

Bibeltext

Herr, du hast mich erforscht und du kennst mich. Ob ich sitze oder stehe, du weißt von mir. Von fern erkennst du meine Gedanken. Ob ich gehe oder ruhe, es ist dir bekannt; du bist vertraut mit all meinen Wegen.

Noch liegt mir das Wort nicht auf der Zunge – du, Herr, kennst es bereits.

Du umschließt mich von allen Seiten und legst deine Hand auf mich. Zu wunderbar ist für mich dieses Wissen, zu hoch, ich kann es nicht begreifen.

Wohin könnte ich fliehen vor deinem Geist, wohin mich vor deinem Angesicht flüchten? Steige ich hinauf in den Himmel, so bist du dort; bette ich mich in der Unterwelt, bist du zugegen. Nehme ich die Flügel des Morgenrots und lasse mich nieder am äußersten Meer, auch dort wird

deine Hand mich ergreifen und deine Rechte mich fassen. Würde ich sagen: «Finsternis soll mich bedecken, statt Licht soll Nacht mich umgeben », auch die Finsternis wäre für dich nicht finster, die Nacht würde leuchten wie der Tag, die Finsternis wäre wie Licht. Denn du hast mein

Inneres geschaffen, mich gewoben im Schoß meiner Mutter. Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast. Ich weiß: Staunenswert sind deine Werke.

 

Stille

 

In dieser Frühschicht wollen wir in ganz besonderer Form unsere Bitten, unseren Lob und Dank, unser ganzes Leben zu Gott bringen.

Der Spiegel in der Mitte soll uns daran erinnern, dass Gott uns so annimmt wie wir sind.

Ich lade euch ein den Spiegel im Kreis herumzugeben und hineinzublicken, als Zeichen, dass Gott zu jedem einzelnen von uns sagt: Es ist gut so wie du bist! Ich sende dich voll Vertrauen in diese Welt, um sie zu verändern!

Der Spiegel kann jetzt bei jedem eine kurze Zeit verweilen. In dieser Zeit kann man nun eine Bitte oder einen Dank aussprechen.

 

Wir wollen uns die Hände reichen und uns verbinden. In dieser Verbundenheit untereinander und mit Gott wollen wir alle ausgesprochenen und unausgesprochenen Bitten, unser Lob und unseren Dank mit hinein nehmen in das Gebet, das Jesus uns gelehrt hat.

 

Vater
unser

 

Gebet

Guter Gott, du gibst jedem von uns Zeit:

Die Zeit einer Stunde, die Zeit eines Tages, einer Woche, eines Monats, eines

Jahres. Die Zeit unseres Lebens.

Hilf uns, dass wir unsere Zeit nicht vertrödeln und vertändeln.

Aber hilf uns auch, dass wir sie nicht verplanen und vertreiben mit allzu

vielen Dingen, die uns wichtig scheinen, aber doch nicht wesentlich sind.

Du weißt, was wirklich wichtig ist in unserem Leben und wofür es sich

lohnt, Zeit zu reservieren.

Und wir wissen es eigentlich auch – nur nehmen wir uns oft nicht die Ruhe,

um auf die Stimme unseres Herzens zu hören.

Hilf uns, Gott, den Krug unseres Lebens so zu füllen, dass es gut ist – nicht

krampfhaft und nicht zu sorglos.

Denn meine Zeit steht in deinen Händen.

Amen.

 

Segen

Was ich auch tue

Ich schreie, ich kreische, ich weine, ich fliehe.

Ich fürchte, ich freue, ich hasse, ich liebe.

Ich schwächle, ich strauchle, ich stolpre, ich knie.

Ich wachse, ich stehe, ich laufe, ich fliege.

Ich spüre, ich rieche, ich fühle, ich sehe.

Ich schöpfe, ich mache, ich tue, ich gehe.

Und ich frage: Was sagt mir Gott?

Ich höre nichts, ich sehe nichts.

Aber ich weiß: Er ist da.

 

Damit wir das nie vergessen, segne uns der treue und liebende Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist: Amen

 

Lied: 937.2+3 Jetzt ist die Zeit …..

Früschicht 2 Advent 2011 – Weil wir Christen sind, können wir uns einsetzen

Weil wir Christen sind, können wir uns einsetzen

 

Ablauf

 

Eingangslied        Herr, gib uns Mut zum Hören

 

Eröffnung

 

Einführung    Weil wir Christen sind, können wir uns für andere einsetzen. Das hat seinen Grund darin, dass Christen ihr Leben und Handeln an Christus orientieren. Wenn wir uns das Leben Jesu ansehen, so stellen wir schnell fest, dass es ein Leben für andere war. Im ganz großen Zusammenhang lebt und stirbt Jesus für uns und wird für uns auferweckt, so dass wir vom Tod erlöst sind.

Es gibt aber auch die vielen Erzählungen von den kleinen Zusammenhängen, in denen sich Jesus für andere einsetzt und sich damit ernsthaft in Gefahr bringt. Hören wir von einem dieser kleinen Zusammenhänge aus dem Evangelium.

 

Lesung        Mt 12,9-14

Darauf verließ er sie und ging in ihre Synagoge.  Dort saß ein Mann, dessen Hand verdorrt war. Sie fragten ihn: Ist es am Sabbat erlaubt zu heilen? Sie suchten nämlich einen Grund zur Anklage gegen ihn.  Er antwortete: Wer von euch wird, wenn ihm am Sabbat sein Schaf in eine Grube fällt, es nicht sofort wieder herausziehen?  Und wie viel mehr ist ein Mensch wert als ein Schaf! Darum ist es am Sabbat erlaubt, Gutes zu tun. Dann sagte er zu dem Mann: Streck deine Hand aus! Er streckte sie aus, und die Hand war wieder ebenso gesund wie die andere. Die Pharisäer aber gingen hinaus und fassten den Beschluss, Jesus umzubringen.

 

Erklärung        In diesem Evangelium geht es um drei Aspekte:

 

1.     Jesus sucht sich nicht eine Situation, in der er etwas Gutes tun kann, sondern er begegnet ihr einfach.

 

2.     Diese spezielle Situation ist allerdings unangenehm. Sie ist in der Synagoge und die Frage der Pharisäer ist heikel. Jesus geht aber der damit verbundenen Herausforderung nicht aus dem Weg. Er zeigt Zivilcourage, wie man heute sagen würde.

 

3.     Seine Entscheidung, was nun zu tun ist, hängt er an ein klares Kriterium: Was nutzt dem Menschen? Ob der Sabbat nun heilig ist oder nicht, der Mensch braucht Hilfe und bekommt sie.

 

 

    Was kann das für uns bedeuten?

 

1.     Wir brauchen in aller Regel nicht lange zu suchen, wo wir uns einsetzen können oder sollen. Es reicht, wenn wir die Augen und die Herzen offen halten für die Menschen, die unsere Hilfe brauchen.

 

  1. Es gibt früher wie heute genug Gründe, um nichts zu tun:

Sollen doch die anderen…

Wahrscheinlich ist der da selbst Schuld…

Ich habe gerade keine Zeit…

Wer weiß, wohinein ich da verstrickt werde…

Das alles sind keine Gründe, die für Christen entscheidend sein dürfen.

 

3.     Es gibt die uneindeutigen Fälle, in denen nicht von vornherein klar ist, was zu tun ist. Im Zweifelsfall ist das Kriterium: Was hilft dem Menschen, den ich da gerade vor mir habe?

 

 

Gebet            Menschenfreundlicher Gott,

öffne unsere Augen,

damit wir die Situationen erkennen,

in denen unser Handeln gefragt ist.

Stärke unser Herz,

damit wir den Mut haben,

auch in schwierigen Situationen nicht zu kneifen.

Heilige unsere Hand,

damit wir tun,

was den Menschen zum Leben verhilft.

Darum bitten wir durch Christus,

unseren Freund und Herrn.

 

Aktion    Damit wir in den kommenden Tagen nicht die Situationen verpassen, in denen unser Einsatz gefragt ist, liegen in der Mitte Zettel, auf denen ein Wecker abgebildet ist. Jeder und jede von euch kann sich nun einen nehmen. Steckt diesen Wecker dorthin, wo ihr ihn oft zwischen die Finger bekommt und er euch „weckt“. In den Kalender, die Geldbörse, ein Heft oder Buch…

 

 

 

 

 

            Vater unser

            

            Segen

 

            Lied

Du für mich.        Das bist du, guter Gott.

Du bist der, der da ist

und zwar der, der für mich da ist.

Vater bist Du mir.

Als Vater liebst Du mich

und Du willst es mich spüren lassen,

dass Du mich liebst.

Heute –

Durch die Menschen, die mir begegnen;

Durch die Freude, die Du mir schenkst;

Durch die Aufgabe, die Du mir gibst;

Durch das Leid, das Du mir zutraust;

Durch alles, was mir widerfährt;

Du für mich.

Danke.

 

Ich darf zu Dir kommen,

Wenn ich müde bin;

Wenn ich Angst habe;

Wenn ich nicht weiter weiß;

Wenn ich zweifle.

Wenn ich dich nicht finden kann,

nimmst Du mich an der Hand,

gibst mir Heimat.

Du für mich.

 

Das ist das Geheimnis unseres Glaubens:

Ich muss nicht alles alleine machen,

brauche mich nicht selbst zu erlösen,

kann gelassen sein und frei.

Mit innerer Ruhe kann ich allem entgegensehen,

was da kommen mag.

Du für mich. Danke.

Früschicht 1 Advent 2011 – Weil wir Christen sind, können wir vergeben

Weil wir Christen sind, können wir vergeben

 

Eingangslied        GL 160 1 – 3 (Arthur singt vor)

 

U Eröffnung    Herzlich willkommen zur ersten Frühschicht. Toll, dass wir das geschafft haben, hier so früh zusammen zu kommen. Wenn man sich erst mal aufgemacht hat, fühlt man sich ganz wohl und dann darf man sich auch über sich selbst freuen. Lasst uns so weiter machen, uns hier in den Frühschichten treffen, zusammen beten und singen und damit den Tag gut beginnen:

Im Namen des Vaters und des ……………….

 

U Einführung    Weil wir Christen sind, können wir vergeben. Das ist eine der größten Herausforderungen an unser Christ sein, zur Vergebung bereit zu sein und in gleicher Weise unsere eigene Vergebungsbedürftigkeit einzusehen. Wir dürfen uns der Vergebung Gottes anvertrauen. Dafür gibt es viele Zeugnisse in der Bibel und davon haben wir im Eingangslied gehört und gesungen. Aber wir sollen genau das auch unseren Mitmenschen gewähren. Darüber gibt es ebenfalls etliche eindeutige Aussagen Jesu, die uns dazu auffordern. Hören wir eine davon.

 

A Lesung        Lk 17, 3b-4

Wenn dein Bruder sündigt, weise ihn zurecht; und wenn er sich ändert, vergib ihm.  Und wenn er sich siebenmal am Tag gegen dich versündigt und siebenmal wieder zu dir kommt und sagt: Ich will mich ändern!, so sollst du ihm vergeben.

 

A Überleitung    Dem Evangelium ist nichts Erklärendes hinzuzufügen.

Es ist einfach absolut eindeutig.

Allerdings ist es eine gewisse Zumutung,

diese Aufforderung Jesu im Leben in die Tat umzusetzen.

Das erfordert Geduld und Kraft.

Um beides wollen wir bitten:

 

A Gebet            Versöhnungsbereiter Gott,

durch deinen Sohn hast du uns die Zusage gegeben,

dass es immer einen Weg der Umkehr zu dir gibt.

Gleichzeitig stellst du uns unter den Anspruch,

dass wir gleiches auch unseren Mitmenschen gewähren sollen.

Stärke unsere Geduld und unsere Kraft, so zu vergeben,

wie auch du uns vergibst.

Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn. Amen.

Lied            GL 160 5 – 7 (Arthur singt vor)

 

U Das Zeichen

 

Der junge Mann saß allein im Bus und starrte die meiste Zeit aus dem Fenster. 

Er war ungefähr Mitte zwanzig und sah gut aus mit seinem sympathischen Gesicht. 

Sein dunkelblaues Hemd passte zu seinen  Augen und sein Haar war kurz geschnitten.

 

Ab und zu sah er sich im Bus um und die Sorge in seinem Blick berührte das Herz einer älteren Dame,

die auf der anderen Seite des Ganges saß. Der Bus erreicht gerade die Vororte einer kleinen Stadt

und sie fühlte sich so zu dem jungen Mann hingezogen, dass sie ihn fragte, ob sie sich neben ihn

setzen dürfe.

 

Nach einigen Sätzen über das Wetter platze der junge Mann heraus: 

"Ich habe zwei Jahre im Gefängnis gesessen. Heute Morgen wurde ich entlassen und jetzt fahre ich nach Hause.

 

Er erzählte ihr, dass er aus einer armen, aber stolzen Familie stammte und dass seine Eltern 

sich wegen seines Vergehens sehr schämten. 

In den ganzen zwei Jahren hatte er nichts von ihnen gehört. Er wusste, dass sie nicht genug Geld hatten,

um ihn zu besuchen und wahrscheinlich fühlten sie sich zu ungebildet, um ihm zu schreiben. 

Er hatte aufgehört, ihnen zu schreiben, als er nie eine Antwort erhielt.

 

Drei Wochen vor seiner Entlassung hatte er ihnen einen letzten verzweifelten Brief geschrieben. 

Er hatte ihnen gesagt, wie traurig er darüber war, dass er sie enttäuscht hatte,

und bat sie um Vergebung. Dann erklärte er, dass er bald entlassen würde und den Bus nach Hause 

nehmen würde. Die Linie führte genau am Vorgarten seiner Eltern vorbei und in seinem Brief 

hatte er geschrieben, dass er es verstehen würde, wenn sie ihm nicht vergeben könnten.

 

Er wollte es ihnen möglichst leicht machen und so hatte er sie gebeten, ihm ein Zeichen zu geben,

das er vom Bus aus sehen konnte. Wenn sie ihm vergeben hatten und wollten, dass er nach Hause kam,

sollten sie in den Apfelbaum vor dem Haus ein weißes Tuch knoten. Wenn dieses Zeichen nicht

da war, würde er einfach im Bus sitzen bleiben und sie nie wieder belästigen.

 

Als sich nun der Bus seiner Straße näherte, wurde der junge Mann immer nervöser, bis er sich schließlich nicht 

mehr getraute, aus dem Fenster zu schauen. Er war sich so sicher, dass kein weißes Tuch im Baum hängen würde.

 

Die alte Frau bot ihm deshalb an, für ihn aus dem Fenster zu schauen. Dann sah sie den Apfelbaum. 

Sie berührte den jungen Mann an der Schulter und rief: "Sehen Sie nur! Oh, sehen Sie doch nur!

Der ganze Baum hängt voller weißer Tücher!"

 

Lied:         GL 164 1+5

 

A Aktion    In der Mitte seht ihr ein Becken mit Weihwasser. Weihwasser soll uns an die Taufe erinnern, mit der wir zu Christen wurden.

Eine symbolische Bedeutung des Wassers der Taufe ist, dass die Sünden von uns abgewaschen werden, Gott sich also mit uns versöhnt, uns vergibt.

Wenn wir uns daran erinnern, fällt es uns vielleicht leichter, die Geduld und die Kraft aufzubringen, anderen zu vergeben.

Kommt nun Einzeln in die Mitte und bekreuzigt euch mit dem Weihwasser und denkt dabei daran, dass ihr in den kommenden Tagen und Wochen versöhnungsbereiter mit denen umgehen wollt, mit denen ihr im Streit liegt oder die ihr nicht leiden könnt.

 

A Vater unser

 

Lied            GL 1 – 4 Selig seid ihr, wenn ihr einfach lebt

 

U Segen    Gott du Quelle des Lebens,
du Atem unserer Sehnsucht,
du Urgrund allen Seins.
Segne uns
mit dem Licht deiner Gegenwart,
das unsere Fragen durchglüht
und unseren Ängsten standhält.

Segne uns,
damit wir ein Segen sind
und mit zärtlichen Händen
und einem hörenden Herzen
mit offenen Augen
und mutigen Schritten
dem Frieden den Weg bereiten.

Segne uns,

dass wir einander segnen
und stärken
und hoffen lehren
wider alle Hoffnung,
weil du unserem Hoffen
Flügel schenkst.

So segne uns der dreieinige Gott

der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen

 

Lied:             GL 924 1+2 Komm Herr, segne uns ……

 

Schön, dass ihr da wart, bringt nächste Woche noch viele mit. Arthur und ich sind dann im sonnigen Spanien in Urlaub. Jetzt guten Appetit zum Frühstück.

 

1.Frühschicht Advent 2010

1.Frühschicht Advent 2010

Begrüßung

Lied:
„Du bist das Licht der Welt!“. GL 968

„Du bist das Licht der Welt, bist wie der Stern in unserer Nacht“. Was bedeutet für uns der Vergleich mit dem ´Stern, dem Licht in der Nacht´? Ist es nicht so, dass es uns Sicherheit und Orientierung schenkt? Licht ist für uns schon fast etwas Selbstverständliches geworden.

Wenn es dunkel wird, drücken wir auf den Schalter und es wird hell. Aber wie ist das eigentlich mit der Adventszeit? Ist diese Zeit nicht eine besondere Zeit der Stille und vor allem des Lichts? Oftmals hören oder singen wir davon, wie z.B. in folgendem Lied:

„Tragt in die Welt nun ein Licht, sagt allen fürchtet Euch nicht!“.

Eigentlich ist dies doch eine sehr schöne Vorstellung oder? Licht weiterzugeben mit der tröstenden Botschaft: „Fürchtet Euch nicht!“.

Licht bringt gleichzeitig auch eine Atmosphäre der Sicherheit, Gemütlichkeit und Geborgenheit. Uns begegnen in der vorweihnachtlichen Zeit vor allem Kerzen. Diese unterstützen natürlich neben den soeben gehörten Eigenschaften auch das Gefühl nach Wärme. Licht und Wärme, zwei ganz wichtige und elementare

Dinge, die unentbehrlich zur Weihnachtszeit dazugehören. Jeder hat zu hause die Kerzen am Adventskranz, im Adventsgesteck oder vielleicht ein anderes Weihnachtslicht? In diesen Tagen kommt das Friedenslicht aus Bethlehem auch in unsere Gemeinde. Auch am Weihnachtsbaum brennen die Kerzen. Vielfach sind diese Kerzen sicherlich auch dekorativ. Aber ist dies der eigentliche Sinn? Der Zauber des Lichtes soll uns heute einmal zum Nachdenken bewegen.

 

Kurze Stille mit Musikuntermalung

 

Geschichte: Das Weihnachtslicht

Als die Engel den Hirten verkündet hatten, dass im Stall von Bethlehem der König der Welt geboren war, da suchte jeder nach einem passendem Geschenk, das er dem Kind in der Krippe mitbringen wollte. „Ich bringe ein Schäfchen mit“, meinte der eine. „Ich eine Kanne voll frischer Milch!“ sagte ein anderer. „Und ich eine warme Decke, damit das Kind nicht friert!“ rief ein Dritter. Unter den Hirten war auch ein Hirtenknabe. Er war bettelarm und hatte nichts, was er dem Kind schenken konnte. Traurig lief er zum Schafstall und suchte in dem winzigen Eckchen, das ihm gehörte, nach etwas, was er vielleicht doch mitbringen könnte. Aber da war nichts, was auch nur den Anschein eines Geschenkes hatte. In seiner Not zündete der Hirtenjunge eine Kerze an und suchte in jeder Ritze und in jeder Ecke. Doch alles Suchen war umsonst.

Da setzte er sich endlich mitten auf den Fußboden und war so traurig, dass ihm die

Tränen an den Backen herunterliefen. So bemerkte er auch nicht, dass ein anderer

Hirte in den Stall gekommen war und vor ihm stehen blieb. Er erschrak richtig, als ihn der Hirte ansprach: „Da bringen wir dem König der Welt alle möglichen Geschenke.

Ich glaube aber, dass du das allerschönste Geschenk hast.“ Erstaunt blickte ihn der

Hirtenjunge mit verweinten Augen an. „Ich habe doch gar nichts!“ sagte er leise. Da lachte der Hirte und meinte: „Schaut euch diesen Knirps an. Da hält er in seiner Hand eine leuchtende Kerze und meint, er habe gar nichts!“ „Soll ich dem Kind vielleicht eine kleine Kerze schenken?“ fragte der Hirtenjunge aufgeregt. „Es gibt nichts Schöneres“, antwortete der Hirte leise. Da stand der Hirtenknabe auf und legte seine Hand schützend vor die kleine Flamme und machte sich mit den Hirten auf den Weg. Als die Hirten mit ihren Geschenken den Stall erreichten, war es dort kalt und dunkel. Als aber der Hirtenknabe mit seiner kleinen Kerze den Stall betrat, da breitete sich ein Leuchten und eine Wärme aus, und alle konnten Maria und Josef und das Kind in der Krippe sehen. So knieten die Hirten vor der Krippe nieder und beteten den Herrn der Welt, das kleine Kind mit dem Namen Jesus, an. Danach übergaben sie ihre Geschenke. Der Hirtenjunge aber stellte seine Kerze ganz nah an die Krippe und er konnte deutlich das Leuchten in Marias und Josefs Augen sehen. „Das kleine Licht ist das allerschönste Geschenk!“ sagte der Hirte leise. Alle freuten sich an dem schönen Weihnachtslicht, das sogar den armseligen Stall warm und gemütlich machte. Der Hirtenknabe aber spürte, wie in ihm selbst eine Wärme aufstieg , die ihn immer glücklicher machte.

Bis zum heutigen Tag zünden die Menschen vor Weihnachten Kerzen an, weil sie alle auf Weihnachten warten und ihnen das kleine Licht immer wieder Freude und

Geborgenheit schenkt.

 

Kurze Stille mit Musikuntermalung

 

Text:

Eine Kerze kann ein schönes Sinnbild sein. Sie brennt still und langsam, erfüllt den sie umgebenden Raum mit Licht und einer geheimnisvollen, wärmenden Atmosphäre.

Die Kerze brennt nicht nur für andere, sie verzehrt sich auch für das Licht. Sie fragt nicht nach dem Sinn, sondern ist einfach da und verschenkt Helligkeit an jeden, der in ihre Nähe kommt. Sie erschafft einen eigenen Lebensraum, setzt ihre kostbare Flamme dem Wind aus und riskiert zu verlöschen, bevor ihre Kraft am Ende ist. Solange sie brennt und dabei immer kleiner wird, gibt sie uns die Möglichkeit zu erfahren, was unser Leben zum Leuchten bringen kann.

Wünsche dir, dass du wie eine Kerze dein Licht teilst und weiterreichst, dass du von deinem Licht verschenkst, ohne selbst dabei ärmer zu werden.

 

Kurze Stille

 

Text:

Einer der Großen Clowns, Oleg Popov, kann mit seinen Späßen die Zuschauer im

Zirkus auch zum Nachdenken anregen. Seine Nummern sind humorvoll, aber auch

tiefsinnig und hintergründig:

Der Zirkus ist überfüllt. Die Manege ist noch dunkel. Ein Scheinwerfer geht an und wirft einen winzigen Fleck Licht in das Rund der Manege. Oleg Popov kommt aus dem Dunkel, weiter Mantel, zu große Schuhe, ein kleinen Koffer in der Hand. Er geht auf das kleine Fleckchen Licht zu, nimmt Platz und räkelt sich wohlig im Licht. Das Licht aber wandert weiter, und der Clown sitzt im Dunkel. Er steht auf, nimmt sein Köfferchen und läuft dem Licht nach. Wohlig streckt er sich darin aus, als sei es die wärmende Sonne. Aber wieder geht das Licht weiter. Der Clown hinterher. Aber der Lichtfleck entweicht, und der Clown steht wieder in Dunkel und Kälte. Er läuft dem Licht nach, und schließlich beginnt er, es in seinem Köfferchen einzufangen. Es gelingt ihm. Aber nun ist es in der Manege wieder Dunkel. Da öffnet der Clown seinen Koffer und schüttet das Licht in die Manege. Es wird taghell im Zirkus. Die Zuschauer klatschen Beifall. Die Vorstellung beginnt.

Oleg Popov, ein Mensch auf der Suche nach Licht, nach Wärme und Geborgenheit.

Einer wie du und ich. Wir laufen dem Licht nach, möchten uns im Licht wohlig

ausstrecken, aber dann ist es wieder weg. Wenn wir schließlich das Licht des Lebens irgendwo finden, dürfen wir es nicht für uns behalten, dann wird es dunkel sein. Wenn wir es aber ausschütten, weitergeben, wird es hell im ganzen Rund unserer Umgebung.

 

Wir wünschen Euch allen, mit Euren Familien fröhliche, lichtreiche und

wärmende Feiertage.

 

Gemeinsames Vater Unser

Lied:
Tragt in die Welt nun ein Licht GL 979.6

Frühschicht Advent 2009 „Wir müssen ihn einlassen“

Frühschicht Advent 2009 „Wir müssen ihn einlassen“

Herzlich willkommen zur ersten Adventsfrühschicht. Wir beginnen in Gottes Namen. Im Namen des Vaters und des Sohnes …….

Wann wird denn nun wirklich Weihnachten?

Wenn

– die Wohnung geputzt ist?

– die Geschenke gekauft sind?

– die Plätzchen gebacken sind?

– das Weihnachtsgeld auf dem Konto ist?

Oder

– Wenn ein Mensch zum andern sagt: Lass es uns noch mal miteinander

versuchen

– Wenn einer merkt: Ich bin nicht mehr allein.

– Wenn Menschen anfangen, miteinander zu reden.

– Wenn Menschen einander ernst nehmen.

– Wenn wir uns wieder Zeit nehmen füreinander.

– Wenn Menschen wieder Hoffnung schöpfen und Freude am Leben

gewinnen.

– Wenn wir merken: Gott klopft auch bei uns an.

 

Ein kleiner Junge hörte so oft die Erwachsenen vom Herrgott reden. Bei allen möglichen Gelegenheiten redeten sie von ihm, aber der kleine Junge konnte sich nicht erinnern, dass der Herr Gott schon einmal aufgetaucht wäre.

Eines Tages sagte er bei seinen Eltern zuhause: „Also, ich möchte jetzt endlich auch mal den Herr Gott sehen!“ Und wo sollte das möglich sein? Natürlich, in der Kirche! Die ist doch schließlich das Haus vom Herrgott, wie der Junge schon oft gehört hatte. Als er von seinem Besuch in der Kirche wieder zurückkam, fragte ihn die Mutter: „Na, hast du den Herrgott gesehen?“

„Nein“, antwortete der kleine Junge enttäuscht, „der Herr Gott war nicht daheim. Nur seine Frau. Und die musste putzen.“ Ein goldiges Ansinnen, das der kleine Junge da hatte! Wir Erwachsenen hätten ihm natürlich gleich sagen können, dass er den „Herr Gott“ in der

Kirche nicht zu sehen bekommt, denn der ist ja unsichtbar. Und wir sind aufgeklärt genug um zu wissen, dass Gott nicht in einer Kirche wohnt.

Ja, so vernünftig sind wir doch.

Aber dann fallen mir die vielen, vielen Menschen ein, die an Weihnachten, vielmehr an Heiligabend zur Kirche in den Gottesdienst kommen. Geht es ihnen nicht ein bisschen wie dem kleinen Jungen, dass sie zumindest an diesem besonderen, bewegenden Abend des

Jahres einmal mit Gott zu tun haben möchten? Und werden sie ihm begegnen an diesem Abend, in unseren Kirchen? Schließlich kommen sie doch alle mit dem vernünftigen Wissen: So richtig wohnen, tut Gott in der Kirche ja nicht.

‚Gott wohnt, wo man ihn einlässt‘, sagt eine jüdische Weisheit. Ich möchte unserem Krippenspiel und unseren feierlichen Gottesdiensten an Heiligabend durchaus viel zutrauen. Ich glaube, dass Gott sich dort erfahrbar macht, dass Menschen, indem sie die alten und neuen Lieder singen, indem sie sich mitten im Gebet mit den anderen wieder finden und indem sie von der Weihnachtsbotschaft hören, von Gott berührt werden. Ich möchte dem aber auch noch einen dringenden Wunsch hinzufügen: Ich wünsche für alle Menschen, die da kommen, dass sie nicht nur Gott an diesem Abend einen Besuch abstatten und sich bei ihm wohl fühlen. Ich

wünsche, dass sie Gott nicht nur in die Welt, sondern bei sich, in sich ankommen lassen. Gott wohnt, wo man ihn einlässt – ich wünsche, dass wir alle auch in diesen Frühschichten derart von Gott bewegt werden, dass wir ihn mitnehmen für das ganze Jahr. Denn Gott will nicht im Kirchengebäude bleiben. Er will unter uns wohnen, in uns, damit wir gestärkt durchs Leben gehen. Und damit wir, je öfter wir eine Kirche besuchen, ihm immer leichter und tiefer begegnen.

Ich wünsche Euch eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit, in der

Ihr Gott immer deutlicher in Euch ankommen und wohnen fühlt.

 

Lied: Wir sagen Euch an (GL 115,1)

 

Dem Pfarrer einer Stadt im Süddeutschen fiel ein alter, bescheiden

wirkender Mann auf, der jeden Mittag die Kirche betrat und sie kurz

darauf wieder verließ. Eines Tages fragte er den alten, was er denn in

der Kirche tue. Der antwortete: „Ich gehe hinein, um zu beten.“ Als der

Pfarrer verwundert meinte, er verweile nie lange genug in der Kirche, um

wirklich beten zu können, sagte der Besucher: „Ich kann kein langes

Gebet sprechen, aber ich komme jeden Tag um zwölf und sage: Jesus,

hier ist Johannes.“

Eines Tages musste Johannes ins Krankenhaus. Ärzte und Schwestern

stellten bald fest, dass er auf die anderen Patienten einen heilsamen

Einfluss hatte. Die Nörgler nörgelten weniger, und die traurigen konnten

auch mal lachen. „Johannes“, sagten sie, „du bist immer so gelassen

und heiter.“ „Ach“, winkte Johannes ab, „dafür kann ich nichts. Das

kommt durch meinen Besucher.“ Doch niemand hatte bei ihm je Besuch

gesehen. Er hatte keine Verwandten und auch keine engeren Freunde.

„Dein Besucher“, fragte eine Schwester, „wann kommt der denn?“

„Jeden Mittag um zwölf. Er tritt ein, steht am Fußende meines Bettes und

sagt: Johannes, hier ist Jesus.“

 

Lied: Macht hoch die Tür (GL 107,1)

 

Herr,

Du bist als Außenseiter in diese Welt gekommen.

Lass mich der Türöffner sein für diejenigen, die draußen stehen.

Du hast die Unberührbaren berührt und die Aussätzigen geheilt.

Lass mich die Hand sein, die diejenigen stützt, die wanken,

und die den Menschen Wärme gibt, die in der Kälte sind.

Du hast zu denen gesprochen, die ohne Hoffnung waren.

Lass mich der Mund sein, der Deine Worte weitersagt,

und das Ohr,

das Zeit und Geduld zum Zuhören hat.

Du bist für alle Menschen den Weg des Kreuzes gegangen.

Lass mich der Weggefährte sein, der denjenigen hilft,

denen das Kreuz zu schwer wird.

Du hast eine Gemeinschaft gegründet,

in der alle wie Schwestern und Brüder zusammenleben sollen.

Lass mich die Schwester oder der Bruder sein,

und lass mich hier und jetzt damit beginnen.

Amen.

 

Gemeinsames Vater Unser

 

Und so segne uns, unsere Familien und die ganze Gemeinde

Der treue und liebende Gott,

der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen

 

Lied: Kündet allen in der Not (GL 106, 1+2)