09.09.15 -Flüchtlinge-

Friedensgebet St. Marien Kaunitz 09.09.2015 – Flüchtlinge 2 –

 

Begrüßung/Kreuzzeichen

„Gott gab uns Füße, dass wir fest stehn.“ Ich lade Euch ein, Euch noch einmal hinzustellen, Eure Füße bewusst wahrzunehmen – und unter Euren Füßen den Boden, auf dem Ihr steht. Und dann kehrt in Eure Erinnerung zurück auf den Boden Eurer Kindheit, in Eure Heimat. Spürt Ihr den Mutterboden unter Euren Füßen – den Boden, auf dem Ihr Eure ersten Schritte gegangen seid, der Euch in Eurer Kindheit getragen hat, die Erde, in der Ihr verwurzelt wart– und vielleicht auch noch seid?

Stille

Unser Mutterboden gibt uns Sicherheit. Aus ihm schöpfen wir Kraft. Viele Menschen haben

erfahren, dass ihnen diese Sicherheit genommen wurde. Sie mussten ihre Heimat verlassen,

den Boden, der sie trägt, der ihnen vertraut und lieb ist. Freiwillig, beruflich oder familiär

bedingt. Unfreiwillig, durch Vertreibung oder Flucht.

Das freiwillige oder unfreiwillige Verlassen der Heimat ist zu einem zentralen Problem

unserer Zeit geworden. Nie waren so viele Menschen davon betroffen.

 

Gedicht:

„Dort unten schläft die Stadt! Nun sind wir frei,

nach bangen Wochen frei, nach Angst und Schauern;

an schönen Villen fahren wir vorbei

und mondbeglänzten, stillen Gartenmauern.

Hier wohnt der Reichtum, Glück und Frieden hier!

Sieh diesen Garten mit den dunklen Bäumen;

Cypressen sind es, fast zu dunkel mir,

darunter weiße Marmorgötter träumen.

 
 

Welch schönes Friedensbild! O, sei uns mehr,

künd‘ uns die Wonnen, die auch unser warten!“ –

Da sprach mein Leidgenoss‘ und seufzte schwer:

„Schau hin! Ein Friedhof ist der schöne Garten!“

Gedicht von Hugo Salus (1866 – 1929) um 1900

 

STILLE

 

Gott des Erbarmens,
du hast dein Volk begleitet
auf dem Weg durch die Wüste
und ins Exil.
An dich wenden wir uns
angesichts des Leids unzähliger Menschen,
die ins Ungewisse aufbrechen,
um Armut, Verfolgung und Gewalt zu entfliehen.

 

Die hohen Flüchtlingszahlen
machen uns Sorgen;
aber was wiegen sie
gegen den Schmerz derer,
die alles Vertraute verlassen mussten,
und Unsägliches durchgemacht haben.

 

Du hast ein Herz für alle Menschen,
du hast Ohren für ihre Wehklagen,
du siehst auch ihr verborgenes Leid.

Wir bitten dich für die Familien,
die alle Ersparnisse dafür geben,
damit ihre Söhne und ihre Töchter es in der Fremde
einmal besser haben,
damit sie dem Grauen des Krieges entkommen,
damit sie ohne Angst leben können.
Gott, höre ihre Gebete!

 

Wir bitten dich für die Frauen,
die auf der Flucht vergewaltigt werden
und für die Männer,
die ihre Würde verlieren,
weil sie sich und andere nicht schützen können
vor den Übergriffen der Schlepperbanden.
Gott, höre ihre Gebete!

 

Wir bitten dich auch für die vielen Kinder,
die fliehen müssen.
Sie haben oft viel mehr gesehen und erlebt
als ihre Kinderseelen verkraften,
und wenn sie ihre Eltern verlieren
ist niemand ist da, der sie in den Arm nimmt.
Gott, höre ihre Gebete!

 

Gott, du weißt,
es gibt viele, die helfen,
und Hoffnung schenken,
auch hier bei uns
in unserer Kirche.
Lass sie nicht resignieren,
oder zynisch werden
angesichts der Schwierigkeiten,
mit denen sie zu kämpfen haben.
Gott, höre ihre Gebete!

 

Wecke Weisheit und Erbarmen in allen,
die Verantwortung tragen
für das Geschick der Flüchtlinge
hier in Europa
und in den anderen Kontinenten.
Lass die Regierenden
Gastfreundschaft beschließen,
und mach uns bereit,
von dem, was wir haben
mit Fremden zu teilen.
Gott, höre unsere Gebete! Amen.

 

LIED: Der mich atmen läßt

Schon immer waren Menschen auf der Flucht. Das Volk Israel flieht vor der Gewaltherrschaft

der Pharaonen in Ägypten und zieht 40 Jahre in der Wüste umher. Als Nebukadnezar

Jerusalem erobert hatte, wurden viele Menschen nach Babylon verschleppt. Das Volk Gottes

lebt im Exil – fern von Jerusalem, fern vom geliebten Berg Zion, fern der Heimat. An Euphrat und Tigris, den Füssen in Babylon, sitzen sie und weinen.

 

Psalm 137 Heimweh nach dem Zion in der Verbannung

An den Strömen von Babel, /

da saßen wir und weinten, / wenn wir an Zion dachten.

 

Wir hängten unsere Harfen / an die Weiden in jenem Land.

 

Dort verlangten von uns die Zwingherren Lieder, /

unsere Peiniger forderten Jubel: / «Singt uns Lieder vom Zion!»

 

Wie könnten wir singen die Lieder des Herrn, /

fern, auf fremder Erde?

 

Wenn ich dich je vergesse, Jerusalem, /

dann soll mir die rechte Hand verdorren.

 

Die Zunge soll mir am Gaumen kleben, /

wenn ich an dich nicht mehr denke, /

wenn ich Jerusalem nicht zu meiner höchsten Freude erhebe.

 

LIED: By the river of Babylon

 

Hinführung zum Evangelium:

Menschen sind auf der Flucht. Weil sie Hunger haben. Weil ihnen Gewalt droht oder bereits

angetan wird. Weil sie keine Zukunft sehen. Der Evangelist Matthäus berichtet uns, dass auch

Jesus auf der Flucht war:

Evangelium: Mt 2,1315a.

Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, erschien dem Josef im Traum ein Engel des

Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten; dort

bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu

töten. Da stand Josef in der Nacht auf und floh mit dem Kind und dessen Mutter nach

Ägypten. Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. … Als Herodes gestorben war, erschien dem

Josef in Ägypten ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Steh auf, nimm das Kind und

seine Mutter und zieh in das Land Israel; denn die Leute, die dem Kind nach dem Leben

getrachtet haben, sind tot. Da stand er auf und zog mit dem Kind und dessen Mutter in das

Land Israel. Als er aber hörte, dass in Judäa Archelaus an Stelle seines Vaters Herodes

regierte, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Und weil er im Traum einen Befehl erhalten

hatte, zog er in das Gebiet von Galiläa und ließ sich in einer Stadt namens Nazaret nieder.

Gedanken:

Wenn wir dieses Evangelium heute hören, tut sich ein ganz anderer Blick auf das Ereignis

von Weihnachten auf. Wir hören meist die Idylle: „Ein Kind ist uns geboren.“ Das Baby liegt

geborgen in den Armen der Mutter. Hirten und Weise kommen und beten an.

Idylle war es aber nicht. Die Geschichte der Geburt Jesu ist auch eine Geschichte von Flucht

und Migration. Josef erfährt es im Traum: „Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten.“

Josef steht auf und flieht mit dem Kind und seiner Mutter nach Ägypten. Er übernimmt die

Verantwortung des Vaters. Das Wohl des Kindes liegt ihm am Herzen. Als die Gefahr vorbei

ist, plant Josef die Rückkehr in die Heimat. Doch Judäa und Betlehem scheinen nach wie vor

gefährlicher Ort zu sein. So geht Josef mit Frau und Kind nach Galiläa – und Nazaret wird

neue Heimat für die kleine Familie. Josef, der oft im Hintergrund steht – er handelt.

Er nimmt Mutter und Kind – und flieht.

Das kleine Kind in den Armen des Vaters – unser Gott ist Flüchtling geworden. Flucht nach

Ägypten. Jesus hat in der Fremde gelebt. Als Fremder unter Fremden. Als Ausländer hat er

sprechen gelernt. Hat er mit fremden – mit ägyptischen – Kindern gespielt?

Unser Gott ist Flüchtling geworden – und Migrantenkind. Der Rückweg von Ägypten führt

nicht in die Heimat. Erneut ist die Fremde das Ziel. Galiläa wird Heimat. Gott sein Dank.

Was Gott geteilt hat, teilt er weiter. Er bleibt auf der Seite der Flüchtlinge, der Migrantinnen

und Migranten, der Heimatlosen, der Fremden im fremden Land. Jesus Christus geht an ihrer

Seite – ob sie es spüren oder nicht, brauchen tun es alle. Der geflohene Gott flieht nicht sondern sucht die Nähe der Menschen, die ihn brauchen.

LIED: 425 1-5

 

 

Großer Gott,

sprachlos vor Entsetzen wollen wir Worte finden, wenn wir Dich nun anrufen:

In diesen Wochen sind wieder hunderte Flüchtlinge im Mittelmeer und mitten in Europa gestorben. Diese Menschen starben nicht nur, weil ihre Boote zu alt und die Schlepper zu skrupellos sind – sondern letztlich auch deshalb, weil ihnen ein sicherer Weg nach Europa verwehrt bleibt. Wir bitten um Vergebung für die Menschen und Institutionen, die vor Flüchtlingen die Tür verschließen.

 

Für all die Toten dieser Wochen möchten wir beten – auch für die, von denen wir noch nichts wissen, die unbemerkt „verschwinden“. Stehe den Angehörigen und Freunden bei, die nun diesen schweren Verlust verarbeiten müssen. Begleite auch diejenigen, die in den Heimatländern voll Ungewissheit auf Nachrichten von ihren geflüchteten Angehörigen warten.

 

Herr, dein Sohn Jesus Christus war nach seiner Geburt selbst ein Flüchtling. Du kennst die Situation der Millionen Menschen, die auf der Flucht vor Gewalt, Verfolgung und Hunger sind. Beschütze sie und sei ihnen Zuflucht und Heimat, wenn sie nicht mehr weiter wissen. Gewähre allen Geflüchteten, dass sie ihr Ziel in Dir finden.

 

Wir möchten auch für uns und unsere Mitmenschen beten: Wir danken für alle, die sich für Flüchtlinge einsetzen und ihnen in der Liebe Jesu begegnen. Gib uns und allen Gläubigen Kraft und Mut, den Heimatlosen eine Heimat und den Stummen eine Stimme zu geben. Öffne unsere Herzen für all jene, die bei uns ihre Zuflucht suchen. Bewirke eine Veränderung bei uns und unseren Politikern, damit wir bessere Wege des Zusammenlebens in der Einen Welt finden.

 

Denn es gibt keine Fremden in Deiner Familie, nur Brüder und Schwestern, die füreinander Verantwortung tragen.
Amen.

 

VATER UNSER

SEGEN

 

LIED: 430 1+7

Für uns und die Menschen auf der Flucht bitten wir um Gottes Segen:

Segne uns, Gott, du mitgehender Gott,

Gott in Ägypten und in Babylon, Gott in Afrika und im Irak,

in Afghanistan und in Syrien.

Segne uns, Jesus Christus, Kind auf der Flucht, heimatlos, Flüchtling, Migrantenkind.

Segne uns, Heiliger Geist,

du Tröster und Kraft.

Segne uns, du Gott, Vater und Sohn und Heiliger Geist. Amen.

 

ABSCHIED:

28.10.15 Friede beginnt in uns-

FRIEDENSGEBET Kaunitz 28.10.2015

 

LIED: 433 Schweige und höre

 

Gott im Himmel und auf Erden,

wir sind in deinem Namen beisammen,

wir haben begriffen,

dass Menschen nur im Frieden leben und wachsen können,

dass Friede nicht außen beginnt,

sondern tief in uns,

dass Friedensfähigkeit Liebenkönnen voraussetzt,

dass Hass und Konkurrenzdenken den Frieden austreiben,

dass Gewaltausüben neue Gewalt erzeugt,

dass mit dem Frieden jedoch deine Wirklichkeit unter uns wächst,

wir deine liebende Nähe erfahren und weitergeben dürfen.

Steh uns bei,

damit wir alles das, was wir vom Frieden begriffen haben,

nicht wieder verlieren.

Du, Gott, lass deinen Frieden Wirklichkeit werden unter uns,

im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

 

Gebet um den Frieden (gemeinsam)

Gott, unser Vater,
Du hast Deinen eingeborenen Sohn
nicht geschont,
um uns Erlösung und Frieden
zu bringen.

Wir bitten Dich, gütiger Vater,
schenke Frieden jedem Herzen,
schenke Frieden jedem Haus,
schenke Frieden allen Menschen,
schenke Frieden allen Völkern,
schenke Frieden jeden Tag,
schenke Frieden jede Nacht.

Schenke uns allen Deinen Frieden,
um den wir Dich
in diesen Tagen und Stunden
des Krieges bitten.

Sende den Regierenden und Verantwortlichen
Deinen Geist, Dein Licht und Deine Wahrheit,
auf dass sie erkennen,
was sie hier tun
und was sie den Menschen antun.

Gib ihnen die Einsicht und die Übersicht
über ihre Entscheidungen,
und lass sie stets hierbei bedenken,
was sie an Not, Elend und Verzweiflung
sowie Zerstörung auslösen.

Stehe diesen betroffenen Menschen bei,
gib ihnen Kraft, Mut und Zuversicht,
das für sie Unabänderliche durchzustehen,
ein neues Leben zu beginnen.

Schenke uns, die wir hier nicht betroffen sind,
ein großes Herz, offene Augen,
offene Ohren und offene Hände,
und mache uns bereit,
die Not und das Elend
zu lindern.

Gib uns gütiger Vater
hierzu die erforderliche Kraft
und lass uns Liebe und Freundschaft
denen bringen,
die nun so geschlagen sind.

Schenke uns allen Geduld, Ausdauer
und Gelassenheit,
damit die Menschen durch uns
an Deine unendliche Liebe glauben können.

Darum bitten wir Dich durch
unseren HERRN und BRUDER
JESUS CHRISTUS.

AMEN.

LIED: Der Himmel geht über allen auf 789

 

HERR, schenke uns Deinen Frieden,
der vollkommen ist und ewig währt,

den die Welt uns nicht geben kann,

auf dass unsere Seelen

diesen Frieden ausstrahlen.

 
 

HERR, gib uns Deinen Frieden,

auf dass unser Denken, Reden und Tun

mit Deinem Willen im Einklang stehen.

 
 

HERR, gib uns Deinen Frieden,

auf dass wir dankbar und zufrieden sind

für das tägliche Brot und alle guten Gaben.

 
 

HERR, gib uns Deinen Frieden,

auf dass wir mitten im Streit der Völker

etwas von Deiner Liebe und Güte erahnen

und etwas von der Freude in Deiner Ewigkeit

spüren mögen.

 
 

HERR, gib uns Deinen Frieden,

auf dass wir all das geduldig ertragen,

was uns hier an Ungemach zugemutet wird,

und trotz allem in der Gewissheit leben,

von Deiner Gnade und Kraft gehalten zu werden.

 
 

HERR, gib uns Deinen Frieden,

auf dass unser Leben und Streben

dem Göttlichen Bilde näher kommt

und wir so Dein Ebenbild werden

und so Licht in der Finsternis sind.

 
 

HERR, gib uns Deinen Frieden,

auf dass wir als Deine Kinder hier auf Erden

zu einem großen Volke Deines Friedens werden

 

LIED: 386 Laudate omnes gentes

 

Ein Glaubensbekenntnis (gemeinsam)

 
 

Ich glaube an Gott,
der die Welt nicht fertig geschaffen hat
wie ein Ding, das immer so bleiben muss;
der nicht nach ewigen Gesetzen regiert,
die unabänderlich gelten;
nicht nach natürlichen Ordnungen
von Armen und Reichen,
Sachverständigen und Uninformierten,
Herrschenden und Ausgelieferten.

Ich glaube an Gott,
der den Widerspruch des Lebendigen will
und die Veränderung aller Zustände
durch unsere Arbeit,
durch unsere Politik.

Ich glaube an Jesus Christus,
der Recht hatte, als er,
„ein Einzelner, der nichts machen kann“,
genau wie wir
an der Veränderung aller zustände arbeitete
und darüber zugrunde ging.
An ihm messend erkenne ich,
wie unsere Intelligenz verkrüppelt,
unsere Fantasie erstickt,
unsere Anstrengung vertan ist,
weil wir nicht leben, wie er lebte.
Jeden Tag habe ich Angst,
dass er umsonst gestorben ist,
weil er in unsern Kirchen verscharrt ist,
weil wir seine Revolution verraten haben
in Gehorsam und Angst
vor den Behörden.

Ich glaube an Jesus Christus,
der aufersteht in unser Leben,
dass wir frei werden
von Vorurteilen und Anmaßung,
von Angst und Hass
und seine Revolution weitertreiben
auf sein Reich hin.
Ich glaube an den Geist,
der mit Jesus in die Welt gekommen ist,
an die Gemeinschaft aller Völker
und unsere Verantwortung für das,
was aus unserer Erde wird,
ein Tal voll Jammer, Hunger und Gewalt
oder die Stadt Gottes.

Ich glaube an den gerechten Frieden,
der herstellbar ist,
an die Möglichkeit eines sinnvollen Lebens
für alle Menschen,
an die Zukunft dieser Welt Gottes.

Amen.

VATER UNSER

 

 

Segen

Du, ich wünsche Dir Augen, die die kleinen Dinge des Alltags wahrnehmen,

Ich wünsche dir Ohren, die die Schwingungen

Und Untertöne im Gespräch mit anderen aufnehmen,

Ich wünsche dir Hände, die nicht lange überlegen,

Ob sie helfen und gut sein sollen.

Ich wünsche dir zur rechten Zeit das richtige Wort.

Ich wünsche dir ein liebendes Herz,

Von dem du dich leiten lässt,

Damit dort, wo du bist, der Friede einzieht.

Ich wünsche dir genügend Erholung

Und ausreichend Schlaf,

Arbeit, die Freude macht,

Menschen, die dich mögen und dir Mut machen,

Aber auch Menschen,

Die dich bestätigen, dich anregen,

Die dir Vorbild sein können,

Die dir weiterhelfen,

Wenn du traurig bist- und müde- und erschöpft.

Du, ich wünsche dir Zeit,

Zeit für Dich- Zeit zum Träumen und zur Ruhe,

Zeit Du zu sein und zu werden.

Zeit, die du meinst sonst nicht zu haben,

Zeit zum Teilen und Geniessen.

All das wünsche ich dir – mit diesem Friedensgruss.

Im Namen Gottes, der Quelle allen Lebens

Im Namen Jesu, des Friedenslichts

Im Namen des Geistes, der allumfassenden Liebe.

 

LIED: 795 Möge die Strasse

09.12.15 -Advent-

FRIEDENSGEBET Kaunitz 09.12.2015

Begrüßung: Arthur

LIED: 221 1+4+5 Kündet allen in der Not

(Arthur und Ursel im Wechsel)

O Gott des Friedens, der du uns kennst, bevor wir im Schoss unserer Mütter gewoben wurden.

Vergib uns, wenn wir nur gute Absichten bekunden, statt uns zu konkretem Handeln für Frieden und Gerechtigkeit zu entschließen.

Gib, dass unsere Taten und Worte stets im Dienst des Friedens stehen.

O Gott der Gerechtigkeit, der du uns Menschen mit Barmherzigkeit richtest.

Vergib uns, wenn wir dein Bild in uns verfinstern, indem wir angesichts von so viel Gewalt und Diskriminierung passiv bleiben.

Gib, dass unsere Taten und Worte stets im Dienst des Friedens stehen.

O Gott der Liebe, der du die Menschheit als eine große Familie erschaffen hast.

Vergib unsere Unfähigkeit zur Versöhnung mit anderen Menschen, unseren Nächsten und unseren Feinden.

Gib, dass unsere Taten und Worte stets im Dienst des Friedens stehen.

O Gott der Gnade, der du uns die Gabe des Redens als Instrument zur Veränderung der Zustände verliehen hast.

Vergib uns, wenn wir zu schnell zu Worte kamen, ohne an die Folgen unserer Rede zu denken, oder wenn wir uns aus Furcht oder Gleichgültigkeit in Schweigen gehüllt haben.

Gib, dass unsere Taten und Worte stets im Dienst des Friedens stehen.

O Gott des Lebens, der du uns auf diese Erde gestellt hast, um sie zu pflegen und zu bewahren.

Vergib uns, wenn wir in unserer Aufgabe versagt haben, für deine Welt keine Sorge trugen, die Natur nicht in Schutz nahmen, die doch unsere Heimat ist, die Heimat unserer Vorgänger war und die auch noch die Heimat der uns nachfolgenden Generationen sein soll. Hilf uns, Leben zu fördern und Frieden zu suchen.

Gib, dass unsere Taten und Worte stets im Dienst des Friedens stehen. – Stille –

Das Kind des Friedens soll unter uns geboren werden.

Doch in was für einer Welt heißen wir es willkommen?

Wir haben diese Welt zu einer Welt der Gewalt gemacht.

Heute bekennen wir vor dir, o Herr, wie sehr wir selbst zu dieser Situation beigetragen haben,

als Einzelne, als Glaubensgemeinschaft, und als Gesellschaft.

(ALLE)

Wir glauben, dass Menschen, die in Mühsal und Not leben

nicht ewig von Finsternis umgeben sein werden,

nicht ewig unter Unrecht, Ausgrenzung, Diskriminierung

zu leiden haben werden,

weil Christus Licht ist.

Wir glauben, dass die Menschen nicht ewig in Feindschaft miteinander leben werden, getrennt aus Hass oder Bitterkeit, wegen kultureller oder ideologischer Differenzen,

aufgrund ihrer gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Situation, wegen ihres Glaubensbekenntnisses, ihrer Rasse oder ihrer sexuellen Orientierung,

weil Christus Versöhnung ist.

Wir glauben, dass die Tore zum Leben nicht ewig verschlossen bleiben werden,

dass die Mauer, die Freiheit und Menschenwürde einengt, fallen wird

und dass jede Form von Gewalt und Unterdrückung überwunden wird,

weil Christus Frieden ist.

Wir glauben, dass nicht ewig Tische leer bleiben,

während andere überladen sind,

weil der Tisch der Schöpfung für alle gedeckt ist,

weil die Früchte der Erde zum fairen Teilen unter allen Geschöpfen bestimmt sind,

weil Christus die Sonne der Gerechtigkeit ist.

Wir glauben, dass das Wasser nicht länger verschmutzt werden wird,

und dass genügend Wasser für alle vorhanden ist und niemand Durst leiden muss.

Wir glauben, dass die Flüsse kein Privatbesitz sein werden und niemand Wasserquellen für sich persönlich einzäunt,

dass das Polareis ewig bewahrt und Regen ein heiliger Segen bleibt,

weil Christus rein und transparent ist.

Wir glauben, dass der Tag kommt, wo der Wolf nicht mehr das Lamm töten will

und dass die Geschöpfe im Freien spielen können, ohne Furcht vor den Schlangen des

Machtmissbrauchs, der Tücke, der Vernachlässigung, der Verschleppung, des Nahrungsmangels und der Gleichgültigkeit,

weil Christus in die Schöpfung eingegangen ist.

Wir glauben, dass eine freie und gerechte Erde,

auf der ein gemeinsames Leben in Harmonie möglich ist,

wo alle Menschen Raum und Gelegenheit zur Selbstentfaltung finden,

kein ferner Traum, sondern eine nahe stehende Wirklichkeit ist.

Wir glauben, dass eine andere Welt möglich ist,

weil Christus in die Welt gekommen ist um sie neu zu gestalten.

LIED: 219 Mache Dich auf und werde Licht 3x

Märchen vom Auszug aller „Ausländer“ (Arthur)

„Es war einmal …“, so beginnt das Märchen „Von denen die auszogen, weil sie das Fürchten gelernt hatten“:
Es war einmal, etwa drei Tage vor Weihnachten, spätabends. Über den Marktplatz der kleinen Stadt kamen ein paar Männer gezogen. Sie blieben an der Kirche stehen und sprühten auf die Mauer „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“. Steine flogen in das Fenster des türkischen Ladens gegenüber der Kirche. Dann zog eine Horde ab. Gespenstische Ruhe. Die Gardinen an den Bürgerhäusern waren schnell wieder zugefallen. Niemand hatte etwas gesehen.
– „Los, komm, es reicht, wir gehen.“
– „Wo denkst du hin? Was sollen wir denn da unten im Süden?“
– „Da unten? Das ist immerhin unsere Heimat. Hier wird es immer schlimmer. Wir tun, was
an der Wand steht: „Ausländer raus!“ Tatsächlich, mitten in der Nacht kam Bewegung in die kleine Stadt. Die Türen der Geschäfte sprangen auf: Zuerst kamen die Kakaopäckchen, die Schokoladen und Pralinen in ihren Weihnachtsverkleidungen. Sie wollten nach Ghana und Westafrika, denn da waren sie zu Hause. Dann der Kaffee, palettenweise, der Deutschen Lieblingsgetränk; Uganda, Kenia und Lateinamerika waren seine Heimat. Ananas und Bananen räumten ihre Kisten, auch Trauben und Erdbeeren aus Südafrika. Fast alle Weihnachtsleckereien brachen auf, Pfeffernüsse, Spekulatius und Zimtsterne, die Gewürze in ihrem Inneren zog es nach Indien. Der Dresdner Christstollen zögerte. Man sah Tränen in seinen Rosinenaugen, als er zugab: Mischlingen wie mir geht es besonders an den Kragen. Mit ihm kamen das Lübecker Marzipan und der Nürnberger Lebkuchen. Nicht Qualität, nur Herkunft zählte jetzt. Es war schon in der Morgendämmerung, als die Schnittblumen nach Kolumbien aufbrachen und die Pelzmäntel mit Gold und Edelsteinen in teuren Chartermaschinen in alle Welt starteten.
– Der Verkehr brach völlig zusammen. Lange Schlangen japanischer Autos, vollgestopft mit Optik und Unterhaltungselektronik krochen gen Osten. Am Himmel sah man die Weihnachtsgänse nach Polen fliegen, auf ihrer Bahn gefolgt von feinen Seidenhemden und den Teppichen des fernen Asien.
– Mit Krachen lösten sich die tropischen Hölzer aus den Fensterrahmen und schwirrten ins Amazonasbecken. Man musste sich vorsehen, um nicht auszurutschen, denn von überall her quoll Öl und Benzin hervor, floss aus Rinnsalen zu Bächen zusammen in Richtung Naher Osten. Aber man hatte ja Vorsorge getroffen.
– Stolz holten die großen deutschen Autofirmen die Krisenpläne aus den Schubladen: Der Holzvergaser war ganz neu aufgelegt worden. Wozu ausländisches Öl?! – Aber die VWs und BMWs begannen sich aufzulösen in ihre Einzelteile, das Aluminium wanderte nach Jamaika, das Kupfer nach Somalia, ein Drittel der Eisenteile nach Brasilien, der Naturkautschuk nach Zaire. Und die Straßendecke hatte mit dem ausländischen Asphalt im Verbund auch immer ein besseres Bild abgegeben als heute.
– Nach drei Tagen war der Spuk vorbei, der Auszug geschafft, gerade rechtzeitig zum Weihnachtsfest. Nichts Ausländisches war mehr im Lande. Aber Tannenbäume gab es noch, auch Äpfel und Nüsse. Und „Stille Nacht“ durfte gesungen werden – zwar nur mit Extragenehmigung, das Lied kam immerhin aus Österreich. Nur eines wollte nicht ins Bild passen. Maria, Josef und das Kind waren geblieben. Drei Juden. Ausgerechnet!
– Wir bleiben“, sagte Maria, wenn wir aus diesem Land gehen – wer will ihnen dann noch den Weg zurück zeigen, den Weg zurück zur Vernunft und zur Menschlichkeit?“

LIED: 218 1+2 Macht hoch die Tür

Fürbitten (Ursel)

Herr,

wir beten um Frieden für die, die still sind und weinen, . Stille –

wir beten um Frieden für die, die sprachlos sind,

wir beten um Frieden, wo alle Hoffnung verschwunden zu sein scheint.

wir beten um Frieden für die, die ihre Stimme erheben, um ihn zu erflehen,

wir beten um Frieden, auch wenn so viele Menschen davon nichts hören wollen,

wir beten um Frieden auf dem Weg zur Gerechtigkeit.

Inmitten des Wütens, der Gewalt und der Enttäuschung,

inmitten von Kriegen und Zerstörung der Erde,

zeige uns, Herr, dein Licht inmitten der Finsternis.

VATER UNSER

Segen

Lasst uns in Frieden hinausgehen,

und möge im Laufe des kommenden Jahres

der Stern des Friedens unseren Weg erleuchten.

Mag es uns gegeben sein, auch weiterhin Zeichen des Friedens

im Antlitz aller Menschen zu entdecken

– im Antlitz von Männern, Frauen, Erwachsenen,

Jugendlichen und Kindern, wo immer wir sein mögen –

daheim, am Arbeitsort, in der Schule oder in der Kirche,

in Stadt und Land,

um unsere Träume Wirklichkeit werden zu lassen,

und der Gewalt ein Ende zu bereiten,

„auf dass Friede herrsche auf Erden und Ehre sei Gott im Himmel“.

Dazu segne uns der jeden Menschen liebende Gott,

der Vater mit dem Sohn und dem Heiligen Geist.

Amen.

LIED: Segne Du Maria 535 1+2