PREDIGT 1. Advent 23 – Kolpinggedenktag
„Steht auf und gebt der Welt ein Lebenszeichen in jedem von euch brennt dasselbe Licht. Noch ist es dunkel, doch die Nacht wird weichen. Schenkt der Welt ein menschliches Gesicht.“
Diese Zeilen, verehrte Gemeinde und liebe Kolpingschwestern und -brüder,, stammen von dem Lied „Lebenszeichen“ aus dem Musical „Kolpings Traum“. Dieses Lied erzählt vom Wirken Adolph Kolpings und von den schwierigen Umständen in der Mitte des 19. Jahrhunderts, in denen damals die Menschen leben mussten.
Die Sehnsucht der Menschen nach Freiheit und Gerechtigkeit, nach Hoffnung und Zuversicht, nach Sorglosigkeit und besseren Lebensverhältnissen war unendlich groß.
Adolph Kolping hat es durch sein Wirken als „Handwerker Gottes“ geschafft, der Sehnsucht der Menschen ein zu Hause zu geben.
In ihm brannte das Licht Jesu Christi.
Kolping gab dieses Licht auf vielfältige Art und Weise weiter und schenkte so der Welt wieder ein menschliches Gesicht.
Und heute? Die Sehnsucht der Menschen ist heute nicht viel anders als damals. Auch wir leben in ungewissen Zeiten und sehnen uns nach Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit, nach Hoffnung und Zuversicht, nach Sorglosigkeit und einer guten Zukunft.
Als Menschen brauchen wir Gemeinschaft, Geselligkeit, Begegnung, Kontakt, … Wir sind so geschaffen. Es ist in uns grundgelegt.
Wir brauchen, einfach gesagt, ein menschliches Gesicht. Gott weiß das! Deswegen sucht er auch die Begegnung mit uns Menschen.
Unser Gott will uns als Mensch begegnen.
Genau das ist das Geheimnis der Heiligen Nacht, auf die wir warten: Gott schenkt der Welt ein menschliches Gesicht.
Dieses menschliche Gesicht blickt uns an und sagt:
„Du bist einzigartig und wertvoll. So wie du bist, bist du gut.“
Gott schenkte der Welt ein menschliches Gesicht.
Das heißt auch, wenn wir in ein menschliches Gesicht blicken, dann können wir auch unserem Gott begegnen.
Das hat Kolping irgendwann verstanden und vor allem auch gespürt.
Deswegen wurde er vom Schuster-Handwerker zum Handwerker Gottes.
Er hat verstanden, dass überall dort, wo Güte und Liebe herrscht, Gott wohnt. Mit seinem Reden, Wirken und Handeln hat Kolping Gott wieder ins Spiel gebracht.
Er hat seinen Mitmenschen somit zu verstehen gegeben, dass sie nicht in Stich gelassen werden, dass ihre zum Himmel schreiende Not gehört wird.
Kolping hat seiner Welt wieder ein menschliches Gesicht geschenkt.
Und heute? Gerade zu Beginn der Adventszeit sind wir es, die der Welt wieder ein menschliches Gesicht schenken sollen.
Und wir können das – trotz allem!
Wir, die sich Kolpingschwestern und -brüder, und alle, die sich Christen nennen, haben allen Grund dazu, so zu handeln.
Dieser Grund ist Jesus Christus selbst.
Sein Licht, das im Stall von Bethlehem zu leuchten begann, hat immer schon unzählige Menschen angesteckt.
Immer und immer wieder haben Menschen durch tätige Nächstenliebe dieses Licht weitergeschenkt.
Und wenn es noch so dunkel ist, dieses Licht Jesus Christi hat die Kraft, die Dunkelheit zu vertreiben – wie ein kleines Streichholz, das in einem stockfinsteren Raum plötzlich aufflackert.
Wenn wir uns mit allen Kräften und Mitteln in unsere Gemeinde einbringen, dann können wir viel bewirken, dann bekommt unsere Welt wieder ein menschlicheres Gesicht.
Nehmen wir uns dabei Adolph Kolping zum Vorbild. „Die Nöte der Zeit, werden uns lehren, was zu tun ist.“
So hat er es uns ins Stammbuch geschrieben.
Hören wir endlich auf, darüber zu diskutieren, warum etwas NICHT geht. Sondern lasst uns einfach anfangen, lasst uns neue Wege gehen, Wege, die uns wieder zueinander führen.
Denn wir brauchen ein menschliches Gesicht.
Das ist das schönste und wertvollste Geschenk, das wir einander schenken können.
Wir schenken der Welt ein menschliches Gesicht,
- wenn wir über unseren Schatten springen und um Vergebung bitten.
- wenn wir dem anderen ein offenes Ohr für seine Sorgen und Ängste schenken.
- wenn wir dem anderen das geben, was er zum Leben braucht.
- wenn wir den Ärmsten und Schwächsten wieder ihre Würde zurückgeben.
- wenn wir damit anfangen in jedem Menschen Gottes Ebenbild zu sehen.
- wenn Gott in unserer Welt durch uns Mensch wird.
Kolping sagt: „Steht auf und gebt der Welt ein Lebenszeichen.
In jedem von euch brennt dasselbe Licht.
Noch ist es dunkel, doch die Nacht wird weichen.
Schenkt der Welt ein menschliches Gesicht.“
Amen.