28. So Jk. – 13. 10. 2013 -Einer kehrt zurück-

28. Sonntag im Jahreskreis – 13. Oktober 2013 –

PREDIGT
Immer wenn ich dieses Evangelium höre, denke ich an Firmvorbereitung vor längerer Zeit. Ich fragte die Firmbewerber:

Was denkt Jesus wohl über den einen, der da zurückkommt, und über die neun anderen? Ein Junge sagte ganz spontan:

„Jesus denkt: Die neun sind wohl auch ein bisschen krank im Kopf!“

Ja, so haben selbst junge Leute ein gutes und natürliches Gefühl für Danken und Loben. Sie wachsen daran, dass sie bestätigt und ermutigt werden.
»Wann haben Sie Ihr Kind das letzte Mal gelobt?« war vor vielen Jahren ein Autoaufkleber. Und wann haben Sie das letzte Mal Ihren Ehepartner, Ihre Mitarbeiterin, Ihre Mitbewohner, ihre Hilfe hier im Anna Haus gelobt und ihnen gedankt, statt einfach alles als selbstverständlich zu nehmen?

Wie viel schneller gehen uns Kritik und auch Spott – als Lob und Dank über die Lippen! Auch Erwachsene wachsen noch an Lob und Dank, durch dauernde Kritik und Meckerei werden sie Stück für Stück kleiner und kleiner …

Und wann haben wir das letzte Mal Gott gedankt und ihn gelobt? Nicht nur »routinemäßig«, weil es in der Hl. Messe ebenso üblich ist, sondern aus tiefster Überzeugung: weil ich gesund bin, weil es uns so gut geht und weil wir nicht in einem Land mit Hunger oder Naturkatastrophen leben müssen, weil es hier bei uns so schön ist, dass uns in diesen schönen Herbsttagen wieder das Herz aufgeht, weil wir so gesunde Luft haben, weil einem die Kinder oder Enkel so froh und glücklich machen, weil, weil, weil …

Das heutige Evangelium ist eigentlich eine große Provokation. Sie wissen sicher, wie übergenau Juden, insbesondere die Pharisäer, in Sachen »Reinheitsgebote« waren und wie oft sich Jesus mit ihnen darüber gestritten hat.

Für jeden Juden stand endgültig fest: Jeder Samaritaner ist die Ausgeburt des Unreinen und des Teufels. Mit solchen Leuten durfte man keinen Umgang haben, mit ihnen konnte man nur im »kalten Krieg« leben.


Und gerade einer von denen, ein Samaritaner, wird jetzt von Jesus den jüdischen Zuhörern als das große Vorbild vorgestellt…

Doch auch uns können viele Fremde oder Kinder, ganz einfache Menschen, beschämen, weil für uns alles so selbstverständlich ist, weil uns Lob und Dank so schwer über die Lippen kommen, weil wir dabei oft Gott vergessen.

Er braucht unser Lob nicht, um sich als Gott groß und anerkannt zu fühlen, aber uns bringt das sicher aus manchem Höhenflug und Größenwahn wieder »auf den Teppich« zurück, denn in vielerlei Hinsicht haben wir zwar keinen »Vogel« oder „sind wohl ein bisschen krank im Kopf“, aber wir haben doch ein überzogenes Bild von unserem Können.

Ich fände es gut, wenn man demnächst öfters auch mal auf einem Autoaufkleber lesen könnte:

»Wann haben Sie das letzte Mal Gott gelobt und ihm gedankt?«

Schließen will ich mit einem Gebet der Keckchi-Indianer aus Guatemala:
„Um was soll ich dich bitten, du mein Gott?

Ich habe dir doch noch nicht für alles gedankt.

Wie aber sollte ich aufhören, dir zu danken?

Wo ich doch nicht weiß, ob ich dir morgen noch danken kann.“ Amen.

29. So Jk C Lk 18,1-8

29. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C (Lk 18,1-8)

 

Glauben Sie es bloß nicht!

Glauben Sie bitte nicht, man müsse nur genügend beten, und dann wird einem schon nichts passieren. Es stimmt nämlich nicht.

Sie können beten so viel Sie wollen – das wird nichts daran ändern, dass Sie trotzdem immer wieder auf die Nase fallen werden.

Sie können so viele Christopherusplaketten ins Auto hängen wie Sie möchten, das wird nichts daran ändern, dass Ihnen bei jeder Fahrt, die Sie unternehmen, ein Unfall passieren kann.

Auch die Schutzengelfiguren, die Sie an jeder Ecke kaufen können, werden Sie nicht schützen, keine Litanei und kein Rosenkranz werden Sie dauerhaft vor Krankheit bewahren und kein Gebet der Welt wird dafür sorgen, dass vor Lampedusa keine Menschen mehr elendig ertrinken.

Liebe Kinder, liebe Schwestern und Brüder (evtl. Kommunionkinder),

das zu erwarten, das hieße nämlich, Gott völlig falsch zu verstehen.

Sicher – auf den ersten Blick sieht es so aus, als würde uns Jesus mit dem heutigen Evangelium sagen: Ihr müsst nur richtig glauben, ausdauernd beten und alles ist in Ordnung.

Aber ich glaube, dann würde er nicht von einem Richter erzählen.

In seiner kleinen Geschichte geht es ja um eine Witwe und einen Richter, wie wir eben gehört haben.

Und wenn Jesus Gott hier mit einem Richter vergleicht, dann ist das ein Beispiel.

Ein Richter, das ist nämlich keiner, der vor Not und Elend bewahrt.

Ein Richter, das ist jemand, den man zurate zieht, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, wenn man allein keinen Ausweg mehr findet, keinen Ausweg aus Spannungen, Schwierigkeiten oder Not.

Ein Richter hilft in solchen Situationen, bewahren kann er vor ihnen nicht.

Richter waren besonders damals Männer, die sehr viel mehr taten, als nur Recht zu sprechen oder Urteile zu verkünden.

Ein Richter, das steckt ja noch in unserem deutschen Wort drin, das war jemand, der das Volk wieder neu ausrichtete, der ihm wieder die Richtung anzeigte, wenn es sich plötzlich auf einem falschen Weg vorfand.

Und dann war der Richter auch jemand, der Gefallene, oft Ausgestoßene wieder aufrichtete, sie wieder zu rechten – zu richtigen – Gliedern der israelitischen Gesellschaft machte.

Dass Gott wie so ein Richter für die Menschen sei, das erhoffte sich Israel.

Darum bat man auch in den Psalmen: „Richte mich, Herr.“

Und man verstand darunter: „Richte mich wieder auf dich aus! Und richte mich auf, wenn ich gefallen bin, wenn ich wieder einmal zusammengebrochen bin.“

Denn das wusste Israel: der Glaube an Gott war keine Garantie dafür, nicht mehr auf die Nase zu fallen.

Gott ist kein vorbeugender Unfallverhinderer.

Gott ist alles andere als eine Garantie kein Unheil, kein Leid und keine Not mehr zu erleben. Das zu glauben, das hieße den Gott, der in Jesus Christus selbst dreimal unter dem Kreuz zusammengebrochen ist und gelitten hat, gründlich miss zu verstehen.

Gott bewahrt nicht vor dem Hinfallen, zumindest hat er uns das nie versprochen.

Aber er ist Richter, er richtet auf, er kann das was wir kaputt gemacht haben, wieder heil machen.

Er ist der, der beim Aufstehen hilft, den Gefallenen wieder aufrichtet, und ihm neu das Gehen lehrt.

Das zu sehen ist für unseren Glauben ganz wichtig.

 

Wenn man sich hier falsche Vorstellungen macht, kann man schnell in Gefahr kommen an unserem Gott zu zweifeln: zu fragen, wo denn Gott gewesen sei, als ich krank geworden bin, wie er hat zulassen können, dass mir dieses oder jenes Unglück zugestoßen ist, und warum er nichts unternommen hat, als meine Kinder anders wurden, als ich wollte.

Diese Fragen führen uns nicht weiter und helfen uns nicht.

Der Gott, der am Kreuz für uns gestorben ist, hat uns nämlich nie zugesagt, dass er uns vor dem Leiden bewahrt.

 

 

Etwas anderes hat uns unser Gott versprochen: Er sagt uns zu, dass er uns aufrichten wird, dass er all denjenigen, die zu Boden gedrückt werden, wieder auf die Beine verhilft.

Keiner von uns ist davor geschützt auf den Boden zu fallen.

Nicht einmal der Glaube und das immerwährende Gebet bewahren uns davor.

Aber wir dürfen und können wieder aufstehen.

Wir werden immer wieder auf die Beine kommen.

Wenn wir uns selbst nicht aufgeben, steht Gott uns zur Seite, nimmt uns an die Hand und richtet uns auf.

Und er tut es, darauf können wir uns verlassen, ganz sicher und immer wieder – er tut es mit Sicherheit zumindest immer einmal mehr als wir hingefallen sind.

In der 1. Klasse einer Grundschule fing mitten im Unterricht ein kleiner Junge an zu weinen. Vom Lehrer nach dem Grund gefragt, antwortete er zögernd, „Ich habe das Gesicht meiner Mutter vergessen!“

Die anderen Kinder lachten.

Der Lehrer aber verstand und schickte den jungen nach Hause, um seine Mutter anzusehen. Zufrieden kam er bald darauf wieder und fuhr fort, seine Buchstaben zu malen.

 

Beten ohne Unterlass heißt, auch im Alltag, während der Arbeit, bei alltäglichen Dingen das Angesicht Gottes vor Augen zu haben und es nicht zu vergessen.

Das tut gut und hilft wirklich.

So kann mein Gott mich auch heute,

was ich auch gerade tue,

wo auch immer ich bin,

sicher führen und notfalls wieder aufrichten.

 

Amen.

3. Advent 2013 Gaudete

Predigt: 3. Advent 2013 Gaudete

„Froh zu sein bedarf es wenig und wer froh ist, ist ein König!“ (Versuch zu singen!)

„Nun freu Dich doch mal!“ sagt die Mutter zur Tochter, als sie beim Geschenk des Opas nicht gleich in Jubel ausbricht, weil es nun doch keine X-Box war. „Freu Dich doch mal, sonst ist Opa beleidigt. Er hat sich doch soviel Mühe gegeben. Da musst Du Dich doch wenigstens freuen!“

Leute – das geht gar nicht. Wie bei dem Lied eben! Freude lässt sich nicht befehlen. Freude ist was ganz spontanes. Freude ist tiefer Ausdruck von erlebtem Gefühl. Freude lässt sich nicht vortäuschen – vielleicht deswegen auch die eerdigungsgesichter bei den Meisten bei „Großer Gott wir loben Dich“ oder „O Du fröhliche!“

Unsere Kinder sind uns dabei ein echtes Vorbild. Sie wissen was Freude ist und freuen sich ansteckend ehrlich. Aber nicht auf Kommando, sondern nur dann, wenn sie einen Grund haben.

Haben wir vielleicht den Grund unserer Freude nicht begriffen?

„Freut Euch“ sagt Paulus. „Freut Euch allezeit! Der Herr ist nahe!“

Wenn wir das heute hören, so kurz vor Weihnachten, dann können auch diese Worte uns nichts befehlen, was wir nicht empfinden. Auch die Vorfreude im Advent lässt sich nicht herbeizwingen.

Aber diese klare Aufforderung von Paulus kann ich trotzdem gut hören so kurz vor Weihnachten. Denn wie leicht artet mein Warten auf Weihnachten aus in Hektik, Stress – noch eben die Reste im Garten machen, noch schnell die Fenster putzen.

Wenigstens dieses Jahr will ich alle noch vorher anrufen.

 

Am Ende ist man kaputt und die ganze Vorfreude ist verloren.

 

Und es gibt so einen tiefen Grund für die Vorfreude auf Weihnachten.

Paulus meint: „Sorgt Euch um nichts! Vertraut alles Gott an! Er ist schon auf dem Weg! Er kommt zu uns!“ Und genau das ist jetzt dran! Alles andere kann und muss warten!

„Freut Euch allezeit!“ als Paulus das schreibt, liegt er nicht in der Sonne sondern er sitzt im Gefängnis – und da denkt er sicher nicht an Weihnachten.

Er erlebt dunkle und trostlose Tage. Er ist eingesperrt, weil er Jesus Christus gepredigt hat. Er weiß nicht, wie es weitergeht. Und doch schreibt er an die Gemeinde in Phillipi diesen ermutigenden liebevollen Brief: „Freut Euch und lasst Eure Freude leuchten. Lasst alle Menschen Eure Güte spüren! Sorgt Euch nicht. Bringt alles was Euch bedrückt vor Gott. Bittet ihn! Lobt ihn! Dankt ihm! In seinem Frieden, der größer ist als wir denken können, seid ihr alle geborgen!“

Solche Freude hat mit Zuversicht, mit Vertrauen mit Hoffnung zu tun, die alles von Gott erwartet.

Solche Freude kann uns durch alles tragen, denn sie sorgt dafür, dass wir uns selbst und unsere Sorgen nicht so wichtig nehmen.

Niemand kann die Freude herbeipredigen – selbst ich nicht! Aber wir können soviel beiseite schaffen, was sie hindert zu uns zu kommen – all das Jammern, Stöhnen und Klagen, alle Selbstüberschätzung und Rechthaberei, aller Unfriede und Neid.

Freude spiegelt sich im ganzen Menschen. Richtige Freude sehen wir einem Menschen von weitem an. Da lacht nämlich mehr als der Mund. Da lacht der ganze Mensch und strahlt, innen und außen.

Ein Mensch der sich richtig freut, wirklich echt, der kann das auch nicht verbergen und will das auch gar nicht. Alle dürfen das sehen und spüren. Alle dürfen sich von solcher Freude anstecken lassen.

Wann haben sie sich das letzte Mal so gefreut?

Wann haben sie zum letzten Mal einen Menschen getroffen, der so vor Freude leuchtete? Haben sie gefragt, warum er sich so freut?

Wir Christen haben doch soviel Grund zur Freude. Jetzt so kurz vor Weihnachten, voller Hoffnung, dass Gott kommt um Not zu wenden, um Frieden zu bringen – Frieden zwischen ihm und allen Menschen. Er will aller Welt HEILand sein.

Ich habe so was wie einen „Psalm“ gefundene von Hans Dieter Hüsch, eigentlich Kabarettist oder sowas wie ein „philosophischer Clown“. Er beschreibt supertoll wie diese ansteckende unwiderstehliche Freude aussieht, mit der wir auf Weihnachten zugehen dürfen:

Mit fester Freude

Lauf ich durch die Gegend

Mal durch die Stadt

Mal meinen Fluss entlang

Jesus kommt

Der Freund der Kinder und der Tiere

Ich gehe völlig anders

Ich grüße freundlich

Möchte alle Welt berühren

Mach Dich fein

Jesus kommt

Schmück Dein Gesicht

Schmücke Dein Haus und Deinen Garten

Mein Herz schlägt ungemein

Macht Sprünge

Mein Auge lacht und färbt sich voll

Mit Glück

Jesus kommt

Alles wird gut.

 

 

 

 

Amen.

 

 

 

 

2. So Jk. Johannes -Lamm Gottes

2. Sonntag im Jk. A – Johannes – Lamm Gottes

„Einer muss sich ja opfern!“ sagte die Mutter, als die Kinder wieder einmal nicht vom Computer wegzubringen waren. „Einer muss sich ja opfern, wenn’s sonst wieder einmal niemand macht!“ Sie sprach’s und brachte die leeren Flaschen selber in die Garage.

Es war jedes Mal dasselbe Lied: wenn es darum ging, mit anzupacken, dann war keines von den Kindern zur Stelle. Sicher, es wäre wahrscheinlich wohl pädagogisch richtiger gewesen, die Flaschen liegen zu lassen und darauf zu drängen, dass die Kinder sie auch wirklich selbst wegräumten.

Die Mutter hätte sich dann aber wahrscheinlich noch so lange über die herumstehenden Flaschen ärgern müssen, dass sie es lieber gleich selber machte.

Nach vielen leidvollen Erfahrungen hatte sie sich endgültig damit abgefunden: was Ordnung und Sauberkeit anging, da hatten ihre Kinder andere Vorstellungen.

Das musste sie selber tun, oder es würde eben nicht getan. Und so tat sie es eben. – „Einer muss sich ja opfern.“

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder,

sicher, dumm von der Mutter! Hätte sie ja nicht tun müssen! Es zwang sie ja niemand dazu, den anderen den Dreck wegzuräumen. Sie hätte ihn ja auch liegen lassen können.

Aber vermutlich kann so etwas nur jemand sagen, der sich absolut nicht vorstellen kann, mit wie viel Liebe sie ihr Zuhause auch für die Kinder eingerichtet hatte, was ihre Wohnung ihr bedeutete, und mit wie viel Sorgfalt alles gestaltet war.

Vermutlich kann so etwas nur sagen, wer sich absolut nicht vorstellen kann, wie weh es ihr tun musste, da mit ansehen zu sollen, wie andere das alles einfach verkommen ließen.

Es ist leicht gesagt, sie hätte den Dreck ja auch liegen lassen können, es hat sie ja niemand dazu gezwungen, ihn wegzuräumen.

Aber, wenn ich einmal mein Herz an eine Sache gehängt habe, dann schau ich nicht zu, wie sie kaputt geht, dann kümmere ich mich darum, selbst wenn ich alles alleine tun muss – sie wissen wovon ich rede.

„Einer muss sich ja opfern“, vielleicht dachte das auch Gott, als er die Sache endgültig selber in die Hand nahm. Zumindest stelle ich es mir so vor, versuche mir das eigentlich Unbegreifliche im Rahmen dieses Bildes ein klein wenig klarer zu machen.

 

Gott hatte lange genug erfahren, und sicher auch sehr leidvoll erfahren: Wie er es auch drehen und wenden wollte, wenn er sich allein auf den Menschen verlassen würde, dann wäre die Menschheit verlassen, und mit ihr letztlich auch die ganze Welt.

Wollte er wirklich nicht zusehen, wie das, woran er sein Herz gehängt hatte, nun den Bach herunterging, dann musste er die Sache wohl letztlich selber in die Hand nehmen – wie Mama.

 

Und wenn ich das Bild von der Mutter und dem Saustall ihrer Kinder, in Vergleich zu Jesus setze, dann bleibt mir kaum was anderes übrig als zu sagen: wenn schon ganz normale Eltern für ihre Kinder einen Teil ihres Lebens einsetzen, einen Teil ihres Lebens verschenken – ja sogar opfern, um wie viel mehr wird dann der Vater im Himmel sein Leben für seine Kinder hingeben.

 

So grausam und vielleicht pervers diese Vorstellung auch ist, so schrecklich das Geschehen war und so unbegreiflich dieser Gedanke für uns Menschen auch sein mag, wenn Jesus Christus sich selbst zum Lamm Gottes macht, wenn Gott zum Opferlamm wird, dann liegt das wohl letztlich für ihn auf der gleichen Ebene wie wenn eine Mutter wieder einmal das Opfer bringt, für ihre Sprösslinge die Kastanien aus dem Feuer zu holen.

Hinter diesem schrecklichen Geschehen auf Golgatha, hinter der Selbsthingabe Jesu Christi am Kreuz, dahinter verbirgt sich zuallererst ein gutes Stück des Mutter- und Vaterseins Gottes, eines Seins, das halt nicht zuschaut, wenn das, woran es sein Herz gehängt hat, den Bach heruntergeht.

Das Beispiel eines Gottes, der nicht zusieht, sondern eingreift und zwar selbst.

 

Das ist für mich etwas, was das Bild vom Gott, an den wir Christen glauben, von der Vorstellung aller anderen Religionen unterscheidet. Auch die Christen kennen das Opfer, aber im Christentum opfern nicht die Menschen, im Christentum opfert sich Gott.

Er opfert sich den Menschen, Gott opfert sich selbst um der Menschen willen.

Ich kann das nicht wirklich verstehen, ich frage mich, was das soll, und warum das jetzt so wichtig gewesen war, dass sich Gott ans Kreuz schlagen ließ, was daran jetzt so unbedingt notwendig gewesen sein soll, dass er nicht eine einfachere Idee gehabt hätte.

 

Nur, wenn ich dann an das Bild der Mutter mit ihren Kindern zurückdenke, dann kommt mir die Frage: ist etwas, was eine Mutter für ihre Kinder tut, deshalb weniger notwendig und weniger wichtig, weil es die Kinder möglicherweise meistens nicht verstehen?

Die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit dessen, was Eltern tun, hängt nicht unbedingt davon ab, dass die Kinder es auch verstehen.

 

Auch wenn ich es nicht verstehe, auch wenn ich es gruselig finde, die Botschaft von Golgatha, die Botschaft von Jesus Christus als dem Opferlamm am Kreuz das ist eine großartige Botschaft.

Es ist die Botschaft, von einem Gott, der keine Opfer will, der nicht will, dass die Menschen ihm opfern, sondern der sich selbst den Menschen opfert.

 

Diese Botschaft ist letzten Endes eine der großartigsten Aussagen über die Liebe Gottes zu uns Menschen, die es gibt.

Und vielleicht ist es daher doch gar nicht so unsinnig, wenn die Menschen früher das Denken an diesen Tod am Kreuz und die damit zusammenhängende Auferstehung mit dem Wort Opfer zusammenbrachten.

 

Vielleicht ist es gar nicht so unsinnig, die Feier von Tod und Auferstehung, die Eucharistiefeier, als Opfer zu bezeichnen. Wenn man darum weiß, dass dies absolut nichts damit zu tun hat, dass hier Menschen Gott ein Opfer darbringen, wenn man sich das klar macht, dann kann diese Bezeichnung sogar ganz sinnvoll sein.

 

Wir feiern in Dankbarkeit, dass Gott sich selbst ganz und gar für die Menschen hingibt, dass er sich selbst nicht zu schade ist, um ganz für den Menschen einzutreten.

 

Und was mir noch wichtiger zu sein scheint: wir feiern dabei nicht allein die Erinnerung.

Wir feiern nicht ein Geschehen, das vor 2000 Jahren passiert ist..

 

Wir feiern, dass Gott es immer wieder tut, dass das heute geschieht, dass Gott sich heute dazu herablässt, um unseretwillen selbst einzugreifen.

 

Gott, der sich in Jesus Christus selbst zum Lamm Gottes macht, holt auch heute für uns die Kohlen aus dem Feuer, er gibt sich selbst hin, etwa so wie eine Mutter und ein Vater für ihre Kinder.

 

Er tut es meist ganz unspektakulär, ohne Twitter oder SMS.

Und er tut es vor allem immer wieder.

 

In der Eucharistie feiern wir, dass dieses Opfer Gottes für uns Menschen, etwas gegenwärtiges ist, was jeden Tag für Dich und mich geschieht.

 

Darum: „Seht das Lamm Gottes“ – und seht es hier und heute und immer wieder.

 

Amen.

6.Sonntag Jk Mt 5 17-37 16.2.14

 

Predigt Mt 5 17 -37 6. Sonntag im Jahreskreis – 16. Februar

 

 

Liebe Schwestern und Brüdern,

meine Güte, muss ja ein wichtiges Anliegen von Jesus sein, dass wir gut und friedlich miteinander umgehen, dass unser Blick auf das andere Geschlecht nur neutral und ohne Hintergedanken ist und wenn wir was sagen, dann soll es auch die Wahrheit sein. Aber – übertreibt er da nicht ein bisschen?

Wer von uns hat nicht mal Stress oder schlechte Laune, da rutscht einem doch mal eine Beschimpfung raus, oder? Das muss der Partner oder die Freundin doch aushalten!

Oder – man wird doch wohl mal gucken dürfen, nur gucken – andere Väter haben doch auch schöne Töchter!

Und dann – Euer Ja sei ein Ja – wer kann schon diese direkte Wahrheit immer vertragen? Da wären meine Frau, die Nachbarn und Freunde sicher oft beleidigt.

So denken Sie doch sicher auch, oder?

 

Der bekannte indischer Exerzitienleiter Anthony de Mello, erzählte folgende Geschichte:

„Ich konnte kaum meinen Augen trauen, als ich den Namen des Ladens sah: Wahrheitsladen. Dort wurde Wahrheit verkauft. Die Verkäuferin war sehr höflich. Welche Art Wahrheit ich denn kaufen wolle, fragte sie.

Teilwahrheiten oder die ganze Wahrheit?

Natürlich die ganze Wahrheit, sagte ich.

Nichts da mit Halbwahrheiten, oberflächlichem Wissen, moralischen Mäntelchen.

Ich will meine Wahrheit schlicht und klar und ungeteilt.

Sie winkte mich in eine andere Abteilung des Ladens, wo die ganze Wahrheit verkauft wurde.

Der Verkäufer dort sah mich mitleidig an und zeigte auf das Preisschild. ‚

Der Preis ist sehr hoch, mein Herr‘, sagte er. , Wie viel ‚, fragte ich, entschlossen, die ganze Wahrheit zu erwerben, gleichgültig, was sie kostete.

, Wenn Sie diese hier nehmen ‚, sagte er, ‚bezahlen Sie mit dem Verlust Ihrer Ruhe, Ihres guten Gewissens und Ihrer Zufriedenheit, und zwar für den Rest Ihres Lebens.‘

 

Gerade an diesen Sonntagen werden wir in der Bergpredigt mit der ganzen Wahrheit Jesu konfrontiert, direkt und ohne Schnörkel.

Die Sätze die wir von Jesus eben gehört haben, sind der Kern der christlichen Botschaft, das Lebensprogramm Jesu für alle Menschen die ihm nachfolgen – und wir gehören dazu.

Diese Wahrheit, die Jesus allen zumutet, die in seinem Geist leben wollen – und darum sind Sie alle hier – diese Wahrheit mit dem hohen Preis heißt ganz klar:

Wir brauchen eine neue Blickrichtung! Wir brauchen ein neues Denken!

Weg von der Frage nach Gesetz und starren Regeln.

Weg von der Frage, was ist gerade noch erlaubt, hin zu einer neuen Gerechtigkeit, hin zu wahrer Nächstenliebe.

Hin zu dem was das Leben wirklich zur Entfaltung bringt.

Und das kostet: Liebe, Energie, Ausdauer, Geduld.

Das erfordert eine ständige Suche nach dem Hilfreichen, nach dem Liebevollen, nach dem Helfenden, nach dem Guten.

Das ist der schlichte und einfache Weg zu unseren ehrlichen Gedanken und Gefühlen in unseren Herzen.

 

Wenn ich einen anderen töte ist das meistens für alle sichtbar! Dann bin ich dran! Verl steht ja im Moment in jeder Zeitung.

Entscheidend ist aber doch für mich als Christ wenn ich bloß über den Anderen denke: „Der ist für mich gestorben!“ „Den kann ich auf den Tod nicht leiden!“

Haben Sie sich mit denen versöhnt, mit denen Sie im Streit sind, bevor Sie hier hingekommen sind? Haben sie wenigstens schon mal für diesen Menschen gebetet?

Genau so sichtbar ist, wenn jemand sich scheiden lässt, das ist dann das Ende eines in guter Absicht gegebenen Versprechens.

 

Entscheidend aber ist doch, dass die Entfremdung schon lange vorher im Denken und Fühlen begonnen hat.

Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, welche Macken Sie selbst haben und wie blöd sie manchmal sind? Wissen Sie doch genau!

Wir müssen mit der Umkehr, mit dem Neubeginn da anfangen, wo all die Taten geboren werden.

Hier – da drin, in unseren Herzen.

Meinen wir also nicht, bei unseren kleinen Ausrutschern in Worten oder in Blicken oder im Denken, da käme es nicht so drauf an!

Auch sie können böse verletzen, krank machen und nachwirken ein ganzes Leben lang.

Wichtig ist deshalb, dass wir uns immer wieder auf den Weg zum anderen machen, um etwas in Ordnung zu bringen – ohne zu berechnen ob ich dran bin.

Natürlich ist das oft nicht leicht. Natürlich muss ich dann meinen inneren Schweinehund überwinden.

Aber das ist der Preis für unser Christsein, das ist der Auftrag Jesu an uns – an mich!

 

Die Geschichte vom Anfang endet so:

„Traurig verließ er den Wahrheitsladen. Er hatte gedacht, er könne die ganze Wahrheit billig bekommen“.

Die neue Blickrichtung die Jesu heute und jeden Tag von jedem von uns erwartet, ist nicht billig, sie ist eine hohe Messlatte.

Sie bedeutet:

Beginne mit der Änderung deines Denkens dort, wo all die lieblosen Taten geboren werden, in dir selbst, in deinem Herzen!

 

In der jüdischen Weisheitslehre, dem Talmud um die Zeit Jesu heißt es:

Achte auf deine Gedanken,

denn sie werden zu Worten.

Achte auf deine Worte,

denn sie werden zu Handlungen.

Achte auf deine Handlungen,

denn sie werden zu Gewohnheiten.

Achte auf deine Gewohnheiten,

denn sie werden dein Charakter.

Achte auf deinen Charakter,

denn er wird dein Schicksal.

 

Unser Gott ist oft über uns traurig, aber er hat jeden von uns unendlich lieb. Darum heißt es im Talmud auch: „Wir Menschen können nur heile Gefäße gebrauchen, unser Gott aber füllt die Zerbrochenen“.


 

6.Sonntag Jk Mt 5 17-37 16.2.14

 

Predigt Mt 5 17 -37 6. Sonntag im Jahreskreis – 16. Februar

 

 

Liebe Schwestern und Brüdern,

meine Güte, muss ja ein wichtiges Anliegen von Jesus sein, dass wir gut und friedlich miteinander umgehen, dass unser Blick auf das andere Geschlecht nur neutral und ohne Hintergedanken ist und wenn wir was sagen, dann soll es auch die Wahrheit sein. Aber – übertreibt er da nicht ein bisschen?

Wer von uns hat nicht mal Stress oder schlechte Laune, da rutscht einem doch mal eine Beschimpfung raus, oder? Das muss der Partner oder die Freundin doch aushalten!

Oder – man wird doch wohl mal gucken dürfen, nur gucken – andere Väter haben doch auch schöne Töchter!

Und dann – Euer Ja sei ein Ja – wer kann schon diese direkte Wahrheit immer vertragen? Da wären meine Frau, die Nachbarn und Freunde sicher oft beleidigt.

So denken Sie doch sicher auch, oder?

 

Der bekannte indischer Exerzitienleiter Anthony de Mello, erzählte folgende Geschichte:

„Ich konnte kaum meinen Augen trauen, als ich den Namen des Ladens sah: Wahrheitsladen. Dort wurde Wahrheit verkauft. Die Verkäuferin war sehr höflich. Welche Art Wahrheit ich denn kaufen wolle, fragte sie.

Teilwahrheiten oder die ganze Wahrheit?

Natürlich die ganze Wahrheit, sagte ich.

Nichts da mit Halbwahrheiten, oberflächlichem Wissen, moralischen Mäntelchen.

Ich will meine Wahrheit schlicht und klar und ungeteilt.

Sie winkte mich in eine andere Abteilung des Ladens, wo die ganze Wahrheit verkauft wurde.

Der Verkäufer dort sah mich mitleidig an und zeigte auf das Preisschild. ‚

Der Preis ist sehr hoch, mein Herr‘, sagte er. , Wie viel ‚, fragte ich, entschlossen, die ganze Wahrheit zu erwerben, gleichgültig, was sie kostete.

, Wenn Sie diese hier nehmen ‚, sagte er, ‚bezahlen Sie mit dem Verlust Ihrer Ruhe, Ihres guten Gewissens und Ihrer Zufriedenheit, und zwar für den Rest Ihres Lebens.‘

 

Gerade an diesen Sonntagen werden wir in der Bergpredigt mit der ganzen Wahrheit Jesu konfrontiert, direkt und ohne Schnörkel.

Die Sätze die wir von Jesus eben gehört haben, sind der Kern der christlichen Botschaft, das Lebensprogramm Jesu für alle Menschen die ihm nachfolgen – und wir gehören dazu.

Diese Wahrheit, die Jesus allen zumutet, die in seinem Geist leben wollen – und darum sind Sie alle hier – diese Wahrheit mit dem hohen Preis heißt ganz klar:

Wir brauchen eine neue Blickrichtung! Wir brauchen ein neues Denken!

Weg von der Frage nach Gesetz und starren Regeln.

Weg von der Frage, was ist gerade noch erlaubt, hin zu einer neuen Gerechtigkeit, hin zu wahrer Nächstenliebe.

Hin zu dem was das Leben wirklich zur Entfaltung bringt.

Und das kostet: Liebe, Energie, Ausdauer, Geduld.

Das erfordert eine ständige Suche nach dem Hilfreichen, nach dem Liebevollen, nach dem Helfenden, nach dem Guten.

Das ist der schlichte und einfache Weg zu unseren ehrlichen Gedanken und Gefühlen in unseren Herzen.

 

Wenn ich einen anderen töte ist das meistens für alle sichtbar! Dann bin ich dran! Verl steht ja im Moment in jeder Zeitung.

Entscheidend ist aber doch für mich als Christ wenn ich bloß über den Anderen denke: „Der ist für mich gestorben!“ „Den kann ich auf den Tod nicht leiden!“

Haben Sie sich mit denen versöhnt, mit denen Sie im Streit sind, bevor Sie hier hingekommen sind? Haben sie wenigstens schon mal für diesen Menschen gebetet?

Genau so sichtbar ist, wenn jemand sich scheiden lässt, das ist dann das Ende eines in guter Absicht gegebenen Versprechens.

 

Entscheidend aber ist doch, dass die Entfremdung schon lange vorher im Denken und Fühlen begonnen hat.

Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, welche Macken Sie selbst haben und wie blöd sie manchmal sind? Wissen Sie doch genau!

Wir müssen mit der Umkehr, mit dem Neubeginn da anfangen, wo all die Taten geboren werden.

Hier – da drin, in unseren Herzen.

Meinen wir also nicht, bei unseren kleinen Ausrutschern in Worten oder in Blicken oder im Denken, da käme es nicht so drauf an!

Auch sie können böse verletzen, krank machen und nachwirken ein ganzes Leben lang.

Wichtig ist deshalb, dass wir uns immer wieder auf den Weg zum anderen machen, um etwas in Ordnung zu bringen – ohne zu berechnen ob ich dran bin.

Natürlich ist das oft nicht leicht. Natürlich muss ich dann meinen inneren Schweinehund überwinden.

Aber das ist der Preis für unser Christsein, das ist der Auftrag Jesu an uns – an mich!

 

Die Geschichte vom Anfang endet so:

„Traurig verließ er den Wahrheitsladen. Er hatte gedacht, er könne die ganze Wahrheit billig bekommen“.

Die neue Blickrichtung die Jesu heute und jeden Tag von jedem von uns erwartet, ist nicht billig, sie ist eine hohe Messlatte.

Sie bedeutet:

Beginne mit der Änderung deines Denkens dort, wo all die lieblosen Taten geboren werden, in dir selbst, in deinem Herzen!

 

In der jüdischen Weisheitslehre, dem Talmud um die Zeit Jesu heißt es:

Achte auf deine Gedanken,

denn sie werden zu Worten.

Achte auf deine Worte,

denn sie werden zu Handlungen.

Achte auf deine Handlungen,

denn sie werden zu Gewohnheiten.

Achte auf deine Gewohnheiten,

denn sie werden dein Charakter.

Achte auf deinen Charakter,

denn er wird dein Schicksal.

 

Unser Gott ist oft über uns traurig, aber er hat jeden von uns unendlich lieb. Darum heißt es im Talmud auch: „Wir Menschen können nur heile Gefäße gebrauchen, unser Gott aber füllt die Zerbrochenen“.


 

6.Sonntag Jk Mt 5 17-37 16.2.14

 

Predigt Mt 5 17 -37 6. Sonntag im Jahreskreis – 16. Februar

 

 

Liebe Schwestern und Brüdern,

meine Güte, muss ja ein wichtiges Anliegen von Jesus sein, dass wir gut und friedlich miteinander umgehen, dass unser Blick auf das andere Geschlecht nur neutral und ohne Hintergedanken ist und wenn wir was sagen, dann soll es auch die Wahrheit sein. Aber – übertreibt er da nicht ein bisschen?

Wer von uns hat nicht mal Stress oder schlechte Laune, da rutscht einem doch mal eine Beschimpfung raus, oder? Das muss der Partner oder die Freundin doch aushalten!

Oder – man wird doch wohl mal gucken dürfen, nur gucken – andere Väter haben doch auch schöne Töchter!

Und dann – Euer Ja sei ein Ja – wer kann schon diese direkte Wahrheit immer vertragen? Da wären meine Frau, die Nachbarn und Freunde sicher oft beleidigt.

So denken Sie doch sicher auch, oder?

 

Der bekannte indischer Exerzitienleiter Anthony de Mello, erzählte folgende Geschichte:

„Ich konnte kaum meinen Augen trauen, als ich den Namen des Ladens sah: Wahrheitsladen. Dort wurde Wahrheit verkauft. Die Verkäuferin war sehr höflich. Welche Art Wahrheit ich denn kaufen wolle, fragte sie.

Teilwahrheiten oder die ganze Wahrheit?

Natürlich die ganze Wahrheit, sagte ich.

Nichts da mit Halbwahrheiten, oberflächlichem Wissen, moralischen Mäntelchen.

Ich will meine Wahrheit schlicht und klar und ungeteilt.

Sie winkte mich in eine andere Abteilung des Ladens, wo die ganze Wahrheit verkauft wurde.

Der Verkäufer dort sah mich mitleidig an und zeigte auf das Preisschild. ‚

Der Preis ist sehr hoch, mein Herr‘, sagte er. , Wie viel ‚, fragte ich, entschlossen, die ganze Wahrheit zu erwerben, gleichgültig, was sie kostete.

, Wenn Sie diese hier nehmen ‚, sagte er, ‚bezahlen Sie mit dem Verlust Ihrer Ruhe, Ihres guten Gewissens und Ihrer Zufriedenheit, und zwar für den Rest Ihres Lebens.‘

 

Gerade an diesen Sonntagen werden wir in der Bergpredigt mit der ganzen Wahrheit Jesu konfrontiert, direkt und ohne Schnörkel.

Die Sätze die wir von Jesus eben gehört haben, sind der Kern der christlichen Botschaft, das Lebensprogramm Jesu für alle Menschen die ihm nachfolgen – und wir gehören dazu.

Diese Wahrheit, die Jesus allen zumutet, die in seinem Geist leben wollen – und darum sind Sie alle hier – diese Wahrheit mit dem hohen Preis heißt ganz klar:

Wir brauchen eine neue Blickrichtung! Wir brauchen ein neues Denken!

Weg von der Frage nach Gesetz und starren Regeln.

Weg von der Frage, was ist gerade noch erlaubt, hin zu einer neuen Gerechtigkeit, hin zu wahrer Nächstenliebe.

Hin zu dem was das Leben wirklich zur Entfaltung bringt.

Und das kostet: Liebe, Energie, Ausdauer, Geduld.

Das erfordert eine ständige Suche nach dem Hilfreichen, nach dem Liebevollen, nach dem Helfenden, nach dem Guten.

Das ist der schlichte und einfache Weg zu unseren ehrlichen Gedanken und Gefühlen in unseren Herzen.

 

Wenn ich einen anderen töte ist das meistens für alle sichtbar! Dann bin ich dran! Verl steht ja im Moment in jeder Zeitung.

Entscheidend ist aber doch für mich als Christ wenn ich bloß über den Anderen denke: „Der ist für mich gestorben!“ „Den kann ich auf den Tod nicht leiden!“

Haben Sie sich mit denen versöhnt, mit denen Sie im Streit sind, bevor Sie hier hingekommen sind? Haben sie wenigstens schon mal für diesen Menschen gebetet?

Genau so sichtbar ist, wenn jemand sich scheiden lässt, das ist dann das Ende eines in guter Absicht gegebenen Versprechens.

 

Entscheidend aber ist doch, dass die Entfremdung schon lange vorher im Denken und Fühlen begonnen hat.

Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, welche Macken Sie selbst haben und wie blöd sie manchmal sind? Wissen Sie doch genau!

Wir müssen mit der Umkehr, mit dem Neubeginn da anfangen, wo all die Taten geboren werden.

Hier – da drin, in unseren Herzen.

Meinen wir also nicht, bei unseren kleinen Ausrutschern in Worten oder in Blicken oder im Denken, da käme es nicht so drauf an!

Auch sie können böse verletzen, krank machen und nachwirken ein ganzes Leben lang.

Wichtig ist deshalb, dass wir uns immer wieder auf den Weg zum anderen machen, um etwas in Ordnung zu bringen – ohne zu berechnen ob ich dran bin.

Natürlich ist das oft nicht leicht. Natürlich muss ich dann meinen inneren Schweinehund überwinden.

Aber das ist der Preis für unser Christsein, das ist der Auftrag Jesu an uns – an mich!

 

Die Geschichte vom Anfang endet so:

„Traurig verließ er den Wahrheitsladen. Er hatte gedacht, er könne die ganze Wahrheit billig bekommen“.

Die neue Blickrichtung die Jesu heute und jeden Tag von jedem von uns erwartet, ist nicht billig, sie ist eine hohe Messlatte.

Sie bedeutet:

Beginne mit der Änderung deines Denkens dort, wo all die lieblosen Taten geboren werden, in dir selbst, in deinem Herzen!

 

In der jüdischen Weisheitslehre, dem Talmud um die Zeit Jesu heißt es:

Achte auf deine Gedanken,

denn sie werden zu Worten.

Achte auf deine Worte,

denn sie werden zu Handlungen.

Achte auf deine Handlungen,

denn sie werden zu Gewohnheiten.

Achte auf deine Gewohnheiten,

denn sie werden dein Charakter.

Achte auf deinen Charakter,

denn er wird dein Schicksal.

 

Unser Gott ist oft über uns traurig, aber er hat jeden von uns unendlich lieb. Darum heißt es im Talmud auch: „Wir Menschen können nur heile Gefäße gebrauchen, unser Gott aber füllt die Zerbrochenen“.


 

7. Sonntag i. Jks A– 23. 2. 2014 – Liebt Eure Feinde-

PREDIGT 7. Sonntag i. Jks – 23. Februar 2014 – A

 

Liebe Gemeinde!

Ich möchte Sie bitten, sich zu entspannen.

Bitte machen Sie es sich so bequem wie es auf den harten Stühlen möglich ist. Und bitte, bitte schließen Sie die Augen.

Schließen Sie wirklich Ihre Augen! Und nun stellen Sie sich die Menschen vor, die Ihnen wichtig, lieb und teuer sind – Menschen, die Sie liebhaben oder liebhatten: den Ehepartner; die Mutter; den Vater; die Kinder; die Geschwister; die Freundinnen; die Freunde; die Kollegen!

Ihre Gesichter ziehen an Ihnen vorüber. Es fallen Ihnen schöne Erinnerungen ein!

Sie erinnern sich, wie Sie den Ehepartner kennen- und lieben gelernt haben.

Sie erinnern sich, wie sie als Kind bei Ihrer Mutter waren und wie schön es war, bei ihr zu sein.

Sie erinnern sich, wie Sie Ihr Vater an die Hand genommen hat.

Sie erinnern sich an Ihre eigenen Kinder, wie sie geboren wurden und wie sie als Kleinkinder gespielt haben.

Menschen, die Sie liebhaben oder liebhatten ziehen vor Ihrem inneren Auge vorüber – Ihnen wird dabei ganz warm ums Herz!

Bitte halten Sie Ihre Augen weiterhin geschlossen!

Stellen Sie sich nun die Menschen vor, auf die Sie zornig sind, stinksauer – die Sie vielleicht sogar hassen.

Stellen Sie sich gerade den Menschen vor Augen, auf den sie heute noch eine besondere Wut haben.

Vielleicht damals aus der Schulzeit, der eine oder andere Lehrer, der absolut kein Verständnis für seine Schüler aufbrachte, oder der Ausbilder, der Sie nur ausgenutzt hat, oder der Arbeitgeber, der Sie einfach unfair behandelt hat.

Menschen fallen Ihnen ein, die Sie lieber längst vergessen hätten.

Der alte Ärger kommt wieder hoch – vielleicht wird Ihnen kalt ums Herz! (Augen auf)

Zorn und Hass sind eigentlich wohlvertraute Gefühle.

Jeder kennt sie, doch kaum einer will sie wahrhaben.

Wer noch niemals zornig oder wütend gewesen ist, bei dem stimmt etwas nicht oder der muß ein ganz übler Heuchler sein.

Vor langer Zeit, ich war noch nicht Diakon, habe ich jahrelang die Firm Vorbereitung in der Sürenheide gemacht. Damals mit deutlich mehr Elternarbeit und Firmwochenenden irgendwo im Kloster und deutlich mehr Firmlinge.

Ich hatte die Hauptverantwortung.

Und dann war es soweit – der Bischof kam, Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat in schwarzen Anzügen, zogen feierlich mit dem Bischof ein.

Arthur kam nach den Firmlingen als letzter und machte die Tür zu.

Und der Bischof lobte die tolle Firmvorbereitung, die schwarz gekleideten strahlten um die Wette und hatten eine vor stolz geschwollene Brust.

Und ich saß an der Seite, war froh, dass die Firmlinge sich halbwegs benahmen und erstmal alles vorbei war – und war stinksauer.

Mir sagte niemand Danke, mich lobte keiner.

Und sie werden es nicht glauben, mir fiel plötzlich ein, dass ich noch nie für diese Menschen gebetet hatte.

Es war für mein Leben ein Schlüsselerlebnis.

Ich habe dann für alle diese Menschen gebetet, mir ging es gut und ich hatte dann weniger Probleme damit. Und das tue ich bis heute, beten für die, die ich nicht so gut leiden kann.

 

Liebe Freunde und Mitbeter, Frieden ist so schön.
So denken und geht es allen Menschen rund um den Erdball. Wir tragen im Herzen den Wunsch nach Frieden. Ich bin davon überzeugt, das ist eine tief verankerte Erinnerung an das Paradies und die Sehnsucht nach dem Himmel.
Jesus widerspricht damals seinen Zuhörern wenn er sagt: „Liebt auch eure Feinde!

Tretet vor Gott und bittet für die, die euch hassen und verfolgen.
Versteht doch, nur so handelt ihr wie Kinder Gottes.

Gott lässt doch auch die Sonne für Böse und Gute scheinen und er lässt es für Fromme und Gottlose regnen.

Gott macht da keinen Unterschied. Macht ihr auch keinen Unterschied.

Liebt Freund und Feind. So erhaltet ihr Frieden.“

 

Als ich mir bei der Predigtvorbereitung klar machte wie schwierig das ist, dachte ich zurück an meinen Turnunterricht in der Schule. Bockspringen war oft dran. Und der Bock wurde nach jedem Sprung ein Stück höher gestellt. So lange, bis auch der beste Turner nicht mehr drüber springen konnte. Ich war schon Minuten vorher hängen geblieben, war nämlich damals der dickste in der Klasse.

Aber so kommen mir die Forderungen Jesu auch vor. So hoch, dass sie keiner schafft. Und wenn wir uns noch so anstrengen, ‚der Bock steht zu hoch‘. Vor Jesu Forderungen hängen wir wie schlappe Säcke vor einem zu hohen Bock.

Machen wir uns nichts vor. Wir Menschen können Frieden aus eigener Kraft nicht erhalten. Wir brauchen Hilfe. Beim Bockspringen im Turnunterricht war die Hilfe ein Sprungbrett vor dem Bock. Mit dem Sprungbrett war zu schaffen, was ohne unmöglich war.

Und so stellt uns auch Jesus ein Sprungbrett vor seine hohen Forderungen. Er gibt uns seinen Heiligen Geist. Mit seiner Kraft schaffen wir, was uns allein unmöglich ist. Nun ist es nur noch wichtig, dass wir uns auf seine Kraft verlassen und uns von ihm hinüber tragen lassen.

Mir gelingt das fast immer, wenn ich für die bete, die mich ärgern.

Und immer häufiger kann ich mehr geben.

Mit der Kraft des Heiligen Geistes kann ich mit Menschen ‚die zweite Meile gehen‘ oder Menschen freundlich begegnen, die mich ablehnen.
Darum habe ich mir heute wieder vorgenommen: Ich will nicht vor dem bösen Bock aufzugeben und es mir auf den weichen Matten an der Wand gemütlich machen.

Ich will es aber auch nicht aus eigener Kraft versuchen Frieden zu erhalten – Ich schaffe es doch nicht.

Ich will wieder häufiger die Kraft des Heiligen Geistes in Anspruch nehmen. Er bringt mich sicher über den Bock.

Treffen sie doch heute auch diese Entscheidung. Der Heilige Geist hilft jedem.

Dann wird es morgen noch mehr Frieden im Verler Land und in dieser Welt geben.

Sie werden ein Wohlgefühl spüren, als wären sie schon im Himmel.

Toll ist das!

Amen

Karneval 2014 -Seligpreisungen (Reim)-

In der Einheitsübersetzung heißt es „Selig seid Ihr“,

unser Gott meint damit, dass wir frohe und glückliche Menschen sind,

dass unser Leben gelingt,

Freude macht und wir Anderen Freude machen können.

Ich versuche es mal.

 

Matthäus unser Evangelist,

der weiß, wie wichtig es wohl ist,
dass bei dem ganzen Bibel schreiben,

das Ganze muss auch spannend bleiben.

 

Nicht nur so trockne Textpassagen

Er will uns doch was Wichtiges sagen,
nicht nur Botschaften entfalten,

sondern uns auch unterhalten.

 

So dachte er sich mit Verstand:

Was finden die in Verl wohl interessant?
Ich seh‘ s doch alle Jahre wieder,

die treffen sich und singen Lieder,
sie schunkeln, tanzen überall –

trinken zu viel, auf jedem Ball,

das nennen sie dann Karneval!

 

Und eins gehört dann auch dazu,
dass unermüdlich, ohne Ruh`
einer sich nach Vorne stellt
und dann eine Rede hält
in Versen, die das Herz erfrischen,
und alle sitzen an den Tischen
und hören ihm so gerne zu.


 „Das kann ich auch, und zwar im Nu“
so denkt Matthäus, ganz entrückt,
„den Jesus schick‘ ich in die Bütt,
den lass‘ ich auch ’ne Rede bringen,
passt auf, das wird mir leicht gelingen.“

 

Gesagt, getan, was kam bei rum?
Es war grad im Evangelium:
ne tolle Rede – keine Frage,
doch eigentlich nichts für Narrentage,
weil, wie das Ganze uns erscheint,
sich dabei doch so gar nichts reimt.

 

Und dann – beseh’n bei Tageslicht –
auch witzig ist das gerade nicht,
was wir dort von Jesus hören,
da kann man sich schon fast dran stören:

 

„Glücklich, sind die armen Leute“ –
was heißt das denn für uns dann heute?
Soll ich kräftig Schulden machen
und darf dann im Himmel lachen?
Möglichst schnell mein Geld ausgeben
und dann ab ins ew‘ ge Leben?

 

 

„Glücklich, wer Durst und Hunger hat „:
Hört dies der Narr, ist er nur platt.
Soll in dem ganzen Narrentreiben
er denn tatsächlich durstig bleiben?
Und wenn er dann kein Bierchen trinkt,
ihm wirklich die Erlösung winkt?

 

„Glücklich, wenn sie auf euch schimpfen,
und euch gerne verunglimpfen“:
Soll ich wirklich glücklich sein,
wenn sie würgen mir eins rein?

 

Mmh – ich denke, auf die Dauer
macht mich das doch wohl eher sauer.

 

Die Rede, die unser Jesus hält,
passt sie denn in die Narrenwelt?
Sie ist doch weniger zum Lachen,
hier geht’s doch um die ernsten Sachen.


Hat sie denn nun in diesen Tagen
uns Narren wirklich nichts zu sagen?

 

Dann schau‘ n wir mal genauer hin!

Macht das nicht grad für Narren Sinn?
In Jesu Rede wird die Welt
doch mächtig auf den Kopf gestellt
wie‘ s sonst an Karneval nur glückt.

Denn eigentlich ist‘ s doch verrückt:

Auf einmal sind die Armen Sieger,
die Sanftmut, sie bezwingt den Krieger,
wer trauert, der wird fröhlich sein,
und wer beschimpft wird, dem geht‘ s fein.

 

Mal ehrlich, das ist nicht normal:
verkehrte Welt – wie Karneval!

 

Wie kommt es nun, man glaubt‘ s fast nicht,
dass Jesus hier so närrisch spricht?
Ich kann nur sagen, ganz beglückt:
Er ist nun mal nach uns verrückt!

 

Und wenn den Pfarrer Sorgen drücken,

mit der Gemeinde und am Rücken,

Gott ist bei ihm, hält ihm die Hand:

Er sagt zu ihm, du bist bekannt,

ich kann dir helfen, warte bloß

8 Jahre noch – dann Rente los,

dann tut dich sicher nichts mehr quälen,

dann kannst du deine Hobbys wählen.

 

Gut, dass es noch Vikare gibt,

auch, wenn man sie recht selten sieht,

der Schein der trügt, sie beten viel

unser Seelenheil, das ist ihr Ziel.

Sie loben Gott den Wunderbaren,

und hoffen auf die Himmelsscharen.

 

Was soll mein Reden, alte Leier

Wir haben ja noch den Henkemeier,

er macht uns froh und zeigt sein Strahlen

das kann kein Mensch ihm auch bezahlen,

so schaut uns Gott an, liebevoll

das finden wir in Verl so toll.

 

Und ich, als schlichter Diakon,

so oft fehlt mir der rechte Ton,

ich will noch lang den Herrn lobpreisen,

meine Frau zählt mich zum alten Eisen,

mein Glaube gibt mir täglich Kraft,

noch läuft in meinem Kopf der Saft

die Frau und auch den Herrn zu loben,

ob er wohl lächelt – ganz da oben?

Wenn Gott hier auf St. Anna schaut,

ist er nicht wirklich ganz erbaut,

er sucht die vielen, die sonst kamen,

doch auch für die hat er Erbarmen,

Er findet Wege zu Jedermann

Und tut für jeden was er kann.

 

Er liebt uns Menschen, keine Frage,
und das in jeder Lebenslage
und gerade in den schweren Zeiten,
da möcht er uns so gern begleiten.

 

ER spricht uns zu und macht uns Mut:
„Ich mache für euch alles gut.
Und wenn ihr schwach seid, liebe Leute,
grad‘ dann steh‘ ich an eurer Seite,
mit Liebe und mit viel Erbarmen“

Ein Grund zum Feiern –

für heute Amen!

23.03.14 – Jakobsbrunnen –

Predigt 23.03.14 – Jakobsbrunnen –

Eine Samariterin und ein Jude – um das zu verstehen, was das bedeutet, denkt man sich am besten – der eine ist katholisch und die andere evangelisch.

Nein nicht wie das heute ist, früher – als ich noch Kind war, als wir noch glaubten, oder glauben sollten, dass alle evangelischen in die Hölle kommen.

So muss man sich das vorstellen, wenn ein Jude mit einer Samariterin spricht.

Das Treffen war schon ein Skandal und wenn man sich mal anhört, was da gesagt wird – ist das die Krönung.

Liebe Gemeinde, da fragt doch diese Frau den Jesus was denn wohl richtig sei.

Die einen sagen, man müsse in Jerusalem beten, das wäre dann hier wie St.Anna oder Marienkapelle und die andern sagen – richtiger ist auf dem Berg Garizim zu beten – das wäre dann wie Erlöserkirche (Auferstehungskirche).

Und Jesus sagt – irgendwann ist das überhaupt nicht mehr wichtig, weil man im Geist und in der Wahrheit beten wird –

und das sind dann natürlich nur die Christen, so hat auch Johannes das damals schon interpretiert, als er das Evangelium niederschrieb.

 

Aber ob das auch die Idee von Jesus war, als er das sagte, das muss man bezweifeln.

Denn dann hätte sich gegenüber damals ja nichts geändert!

Anstelle des Streites zwischen Juden und Samaritern ist ja nicht der Geist der Wahrheit gekommen, das kleinkarierte Denken ging ja weiter!

Dann stritten sich Judenchristen und Heidenchristen, Lateiner und Griechen, Evangelische und Katholische, Papsttreue und Papstkritiker – und das bis heute, teils in böser Form – und ein Ende ist kaum in Sicht.

Aber was ist dann richtig?

Jesus wollte doch nicht, dass der alte Streit immer von neuem abgelöst wurde.

Trotzdem würde er der Frau, oder uns heute das Gleiche sagen!

 

All diese Auf Splittungen, all diese Verketzerungen und Anfeindungen sind doch letztlich vom Bösen.

Es muss doch eine Zeit kommen, dass wir, jeder von uns begreift, dass überall da wo Menschen auf der Welt nach Gott suchen, sie nur den ein und denselben Gott entdecken können!!

Und wie dieser Gott ist, was ihn ausmacht und was man alles von ihm sagen kann, wird letztlich kein Mensch wirklich und in Gänze erfassen können.

In vielen Konzilen vor hunderten von Jahren wurde schon festgehalten, dass unser Denken und Sprechen über Gott immer mehr falsch als richtig ist.

Niemand kann Gott wirklich fassen und begreifen – und ich schon lange nicht.

 

Was unser Gott aber von uns will, lässt sich an vielen Aussagen von Jesus erkennen.

Barmherzigkeit will er – nicht Opfer – so wie Papst Franziskus das sagt und lebt. Mitmenschlichkeit und Güte will er – und nicht Gehässigkeit und Rechthaberei.

Liebe und Versöhnung will er – nicht Nachttragend sein und kleinkariert.

Mir wird immer mehr klar, je mehr Jesus mein Denken und Tun bestimmt, dass Jesus in so vielen Aussagen deutlich machte, dass unser aller Gott, der Vater und die Mutter aller Menschen ist – dass er das Heil, Heilung aller Menschen will.

 

Es gab viele und böse Irrungen in unserer nicht immer geliebten römischen Kirche.

Aber unser Gott – und nichts anderes will ich glauben, will nicht nur das Heil der Katholiken, vielleicht auch gerade noch das der Protestanten.

Ich bin mir sicher, der Gott den Jesus von Nazareth verkündet macht mit seiner Liebe an den Grenzen des bekannten Christentums nicht halt, vielleicht fängt er da erst richtig an.

 

Überall da, wo Menschen es schaffen, über diese Welt hinauszudenken und etwas vom göttlichen erkennen, da werden sie auch etwas von dem Gott spüren, den Jesus als unseren Vater verkündet hat – und das ganz gleich welchen Namen sie ihm gegeben haben, ob sie ihn richtig beschreiben oder auch nur etwas von ihm erahnen – viel mehr können wir alle nicht.

 

 

„Aber es gibt doch nur das Heil durch Jesus Christus!“ wird uns von überall gepredigt.

„Er allein ist doch der Weg, die Wahrheit und das Leben!“

 

Ja – das stimmt.

 

Aber wie und wodurch erkenne ich ihn denn?

Wann stehe ich denn auf seiner Seite?

Wann bin ich denn sein Freund?

Wenn ich ihn mit Worten bekenne?

Wenn ich hier meine Sonntagspflicht erfülle und fromm vor mich hin schaue?

Wie diene ich ihm denn wirklich?

 

Erinnern Sie sich?

Überall dort, wo Menschen sich für ihre geringsten Brüder und Schwestern einsetzen, überall dort dienen sie Christus.

Da begegnet er uns im Antlitz des Anderen.

Was Menschen den Anderen tun – das haben sie ihm getan!

 

Nicht am Gesangbuch, auch nicht mit dem neuen Gotteslob entscheidet sich, ob Menschen sich für Christus entschieden haben oder nicht.

Es entscheidet sich nur an der Güte und Barmherzigkeit im Miteinander.

Überall wo diese Mitmenschlichkeit auf der Welt gelebt wird, auch hier in Verl, da wird etwas von dem gelebt, was Christus wollte und was allein den wirklich Gottsuchenden ausmacht.

 

Johannes hat sich bestimmt was gedacht, als er diesen Dialog an einen Brunnen verlegte.

In einem Land, mit mehrheitlich Wüste und Steppe, wusste man um den Wert eines funktionierenden Brunnens.

Man wusste um den Wert des Wassers, so wie immer mehr Menschen auf unserer Welt, das Verlangen nach Wasser und seinen Mangel immer bedrohlicher erfahren.

 

Aber wir müssen doch immer deutlicher erkennen, dass Menschen das Wasser des Lebens zu bringen, nicht nur bedeuten kann,

vom Leben zu reden,

religiöse Weisheiten zu verkünden und darüber zu streiten was der richtigere Glauben ist.

 

Vielleicht müssen wir – und das ist jeder von uns – uns immer deutlicher vor Augen führen, dass nur der allein recht redet und gemäß Jesu Auftrag lebt, der Menschen dazu verhilft, ein menschenwürdiges Leben zu führen – und das gilt nicht nur für Afrika sondern auch für Verl.

 

Danach wird Christus uns beurteilen, wenn er dir und mir dann ins Gesicht schaut, vielleicht schon heute oder morgen.

Er wird mich und dich dann fragen, wer ihn wirklich aufgenommen hat, als er krank, als er nackt, als er obdachlos war.

Wer zu ihm gehalten hat, als andere ihn verlachten oder hämisch auf ihn herab blickten.

Wer die Hand zur Versöhnung gereicht hat, auch wenn er sich im Recht glaubte.

 

Das ist die tiefe aber lebensnahe Frage des heutigen Evangeliums.

Wie kann ich, durch meinen Glauben an Jesus Christus – aus der Quelle aus der ich trinke und für mein Leben schöpfe – zu einer Lebensquelle für andere werden.

 

Die richtige Antwort kann nur jeder für sich selbst entscheiden. Und Gott wartet drauf!

Viel Erfolg!