Weihnachten 2014

PREDIGT

Fest der Geburt unseres Herrn Jesus Christus 25. Dezember 2014

St. Judas Thaddäus Verl – Sürenheide

 
 

„Und jetzt noch eine ganz schwierige Frage“, sagte der Lehrer in der Schule, „Was meint Ihr: Gott ist doch im Himmel, aber gleichzeitig soll er doch auch hier mitten unter uns sein. Wie kann man sich das denn wohl vorstellen?“

Nach einiger Zeit meldete sich die kleine Tochter des Arztes und erklärte ganz selbstsicher: „Das ist doch ganz einfach!

Seine Wohnung hat der liebe Gott im Himmel, aber seine Praxis, die hat er hier auf der Erde.“

 

Liebe Schwestern und Brüder,

schöner kann man es eigentlich gar nicht sagen; Hunderte von Theologen hätte das nicht anschaulicher ausdrücken können.

Mit zwei Sätzen hat dieses Kind das ganze Geheimnis der Weihnacht umschrieben. „Das ist doch ganz einfach! Seine Wohnung hat der liebe Gott im Himmel, aber seine Praxis, die hat er hier auf der Erde.“

Gott hat eine Praxis eingerichtet. So wie ein Arzt, genauso hat er ein Sprechzimmer, einen Behandlungsraum.

Und Weihnachten macht uns ganz deutlich, wo wir diesen Raum, diese Praxis, finden können! Denn dadurch, dass er selbst Mensch geworden ist, dadurch dass er unter uns gewohnt hat, dadurch hat Gott uns endgültig deutlich gemacht, wo er zu finden, wo er am Werk ist.

Seine Praxis hat er auf der Erde.

Hier, bei uns wirkt Gott, hier dürfen wir seine Behandlung, sein Handeln spüren.

 

Unser Gott ist kein ferner Gott, kein Machthaber, der weit über den Wolken thront, geschützt von Bodyguards.

Unser Gott ist ein naher, ein menschenfreundlicher Gott. So menschenfreundlich, dass er sogar selbst Mensch wird.

Und deshalb: Schauen Sie doch nicht ständig nach oben, der Herr ist hier bei uns!

Hier, auch neben ihnen.

Seine Praxis hat er auf der Erde – hier!

Unter uns Menschen ist er am Werk, hier arbeitet er.

Augen auf!

Wir müssen es nur sehen!

Und das kann man! Täglich – und überall.

 

Auch wenn viele sagen: Gott sei tot, er sei nirgendwo mehr zu entdecken.

Auch wenn noch so viele deshalb ihr Heil irgendwo anders suchen in reiner Wissenschaftsgläubigkeit auf der einen oder einem ganz neuen Aberglauben auf der anderen Seite, auch wenn viele Menschen sich von Gott abwenden, weil sie meinen, bei all den Gräueltaten, die uns tagtäglich auf der Welt begegnen, bei all dem Hass, all dem Unfriede, all den Katastrophen und Unglücksfällen, bei all dem, da könne man doch nicht mehr an einen guten Gott glauben.

Auch wenn immer mehr Menschen anfangen nur noch die Steine im Leben zu sehen, sie übersehen die Blumen am Weg, wunderschöne Blumen!

Gottes Wirken unter uns Menschen kann man entdecken, man muss sich nur den Blick dafür, den Blick für die Wunder dieser Erde wach halten.

Betrachten Sie nur das Werden eines Kindes, oder schauen Sie darauf, wie es heranwächst.

 

Gehen sie mal in den Kindergarten. Das ist keine andauernde Folge von Zellteilungen, das ist Leben, lebendiges Leben!

 

Betrachten Sie doch mal Ihr Leben, all die Dinge, die manchmal ganz eigenartigerweise zusammentreffen, so dass Sie bei so vielen brenzligen Situationen etwa gerade noch einmal davongekommen sind, obwohl logischerweise doch alles dagegen sprach.

 

 

 

 

Schauen Sie Zeiten an, in denen Sie glücklich waren, oder vielleicht es sogar noch sind, und fragen Sie sich, wie viele Kleinigkeiten da zusammenkommen mussten, für die Sie absolut nichts können, die Sie überhaupt nicht in der Hand gehabt haben.

Das ist mehr, viel mehr, als man mit Zufällen erklären kann.

Gott wirkt in unserem Leben, jeden Tag, jede Stunde.

Sicher, manchmal spüren auch wir es kaum, manchmal knüppelt auch uns der Alltag so stark, dass wir schon fast daran zweifeln.

Das bleibt nicht aus.

 

Wenn Ihnen einer vormachen wollte, dass der Himmel voller Geigen hängt, oder dass es keine Steine auf dem Weg gäbe, dann wäre das ein Lump und ein Betrüger.

Jeder Lebensweg kennt Täler und führt bisweilen auch durch ganz, ganz, ganz tiefe und oft dunkle Schluchten.

Das Kind in der Krippe, das am Kreuz hingerichtet wurde, hat das nie verheimlicht – ganz im Gegenteil!

Aber es hat uns davon berichtet, dass dieser Gott uns genau dann am nächsten ist. Dann nämlich, wenn wir glauben ihn gar nicht mehr zu spüren, dann, wenn wir nur noch die Steine sehen.

Wenn um uns alles düster ist.

Manchmal braucht es ein paar Tage, und manchmal sind es lange Tage, bis man die Blumen dann wieder wahrnehmen kann.

Und manchmal schafft man es alleine nicht, sie wieder zu sehen.

 

Liebe Freunde, ich wünsche Ihnen und ich wünsche mir alle Hilfe, die wir dann brauchen; denn die Blumen sind da, manchmal muss uns nur jemand, die Augen wieder dafür öffnen; denn diese Blumen blühen, sie blühen an jedem Weg, denn Gott geht jeden Weg mit.

Und die Augen öffnet er uns durch Engel.

Und die haben verschiedene Gesichter, wie die Ehefrau, wie das Enkelkind, wie der Nachbar oder der Freund.

Gottes Wohnung, die ist im Himmel,  aber seine Praxis, die hat er auf der Erde, hier unter uns Menschen, hier ist er am Werk!

Sie können ihn finden.

Sie können ihn auch in Ihrem Leben entdecken an so vielen Stellen.

Augen auf – Herz auf!

Suchen Sie ihn, heute und morgen, und sie finden das Kind in der Krippe, so finden Sie Gott in Ihrem Leben am Werk.

Er wohnt im Himmel, aber seine Praxis, die hat er da – in Ihrem Leben.

 

Amen.

28. Dezember 2014 FEST DER HL. FAMILIE

Sonntag, 28. Dezember 2014 FEST DER HL. FAMILIE

 

Heute am Hochfest der Heiligen Familie sind wir gut beraten, mal zu schauen, wie die Familie Jesu so gelebt hat. Können wir von der Heiligen Familie eigentlich was lernen? Worin ist sie uns Vorbild?

Also – so richtig heile Welt, war das sicher nicht. Stall und Krippe sind nicht lustig. Wandernde Handwerkerfamilie ist nicht lustig und die Zeit damals war schon lange nicht lustig.

 

Und heilig im Sinne von jenseits aller menschlichen Wirklichkeit, von dem, was wir uns unter heilig vorstellen, war die Heilige Familie sicher nicht.

Jesus kommt nicht auf die Erde als nur ein den Menschen ähnliches Wesen, nein, Jesus wird ein ganz normaler Mensch bis in sein innerstes Wesen hinein.

 

Und glauben sie mir – er pinkelt in die Hose, muss Laufen und Sprechen lernen, macht Mist, und wie andere Jungs auch, muss er von seinen Eltern lernen, rechnen und schreiben üben und sein Denken trainieren und auf das Gute hin ausrichten.

Ok, blöderweise hatte er noch kein Handy und es gab sicher auch noch nicht WhatsApp, aber all das, was ihn später auszeichnet, was seine Jünger und Freunde anzieht – das Feingefühl und die Liebe zu den Einfachen und Armen, seine Bereitschaft, Not zu wenden, Leidenden beizustehen, bei der Wahrheit zu bleiben, auch Schwerem nicht auszuweichen – das alles erlernt er Schritt für Schritt in seiner Familie.

Und darum dürfen wir davon ausgehen, dass Maria und Josef neben aller Freude an ihrem Kind auch ihre Schwierigkeiten und Sorgen mit Jesus hatten. Es lief mit Sicherheit nicht einfach alles glatt und harmonisch ab, sicher so wie in allen unseren Familien.

Denken wir nur an die Beschreibung, die uns Lukas vom Tempelbesuch der Heiligen Familie mit ihrem zwölfjährigen Jesus berichtet. Sie lassen ihm Freiheit, damit er sich seinen Altersgenossen anschließen und mit ihnen zusammen sein kann.

Aber was tut dieser Bengel! Er setzt sich ab, ohne auch nur eine Wort zusagen.

Und als die Eltern ihn schließlich nach drei Tagen qualvoller Suche im Tempel finden, geht er nicht feinfühlig auf ihre Angst ein, sondern fragt sie fast vorwurfsvoll:

Is was? Hättet ihr euch doch denken können, dass ich hier im Tempel geblieben bin, ich muss doch in dem sein, wo mein Vater zuhause ist!

Auch in der weiteren Entwicklungszeit Jesu hat es sicher manch harte Auseinandersetzung zwischen Eltern und Sohn gegeben – kommt ihnen das bekannt vor?

So wie Jesus sich später den Konflikten stellt und ihnen nicht ausweicht, muss er auch das Streiten gelernt haben – nicht kleinkariert, bissig und gehässig, sondern offen und ehrlich und ohne den andern aufs Tiefste zu verletzen oder an die Wand zu drücken.

Die Heilige Familie schwebte – weiß Gott nicht – abgehoben über den Menschen, unter denen sie lebte. Sie musste sich wie alle andern ganz dem normalen menschlichen Leben stellen – mit allen Höhen und Tiefen.

 

Trotz aller Normalität der Heiligen Familie ist eines an ihr echt bewundernswert, ja da können wir lernen: Sie lebte auch in ihrem Alltag in tiefer Gottverbundenheit und sie bemüht sich, den Willen Gottes zu erfüllen. In der Familie Jesu stehen die Herzen offen für die Botschaft und Gesetze Gottes.

 

Und genau darum kann Gott neben seiner Zuwendung und dem Geschenk der Gnade, auch mit seinen Zumutungen immer wieder bei Maria und Josef landen.

Beide sind bereit, ihre eigenen Ideen und eigenen Lebenspläne von Gott durchkreuzen zu lassen.

Dieses Verhalten ist vorbildlich, es setzt enormes Gottvertrauen voraus.

Aber dies ist genau der entscheidende Punkt, um den es geht – auch bei uns.

Welchen Stellenwert darf Gott und seine Botschaft in meinem Leben einnehmen?

 

 

 

Spielt Gott in meinem alltäglichen Leben, Gedanken, Arbeiten Handlungen und Gesprächen eine Rolle? Bin ich bereit, den Weg Gottes mit mir – an seiner Hand zu gehen?

Und glauben sie mir – sein Weg mit mir wird in vielem anders verlaufen, als ich es geplant habe.

 

Darüber muss sich jeder im Klaren sein. Ist Gott mir das wert? Geht meine Liebe und Dankbarkeit soweit? Das ist die entscheidende Frage – das ist der Knackpunkt für jeden von uns!

Äußerlich hat sich das Familienleben von damals im Vergleich zu heute natürlich in den Abläufen verändert, aber gleichgeblieben ist für uns Menschen heute der Wunsch Gottes, dass wir ihn immer wieder in die Gestaltung und Abläufe unserer Familie einbeziehen. Und da sind wir dran!

 

Erbitten wir beim gemeinsamen beten in der Familie Gottes Segen für unser Miteinander und auch für andere?

Erleben Kinder, dass ihre Eltern nach Gottes Willen fragen, ihm danken und gerade auch in kniffligen Situationen auf Gott vertrauen?

Stehen Eigenliebe und Nächstenliebe in einem guten Verhältnis zueinander?

Spüren die Kinder die Wertschätzung der Eltern auch in ihren Worten für andere Menschen?

 

Bei aller Mühe der Eltern werden Kinder ganz sicher – und auch Gott sei Dank – ihre eigenen Wege gehen und neben aller Freude den Eltern auch so manche Enttäuschung bereiten. Sie können sicher alle ein Lied davon singen. Für viele Eltern ist es nicht einfach, ihre Macht- und Hilflosigkeit auszuhalten.

 

Da wo Eltern, da wo sie sich beizeiten Mühe gaben, ihren Kindern Ehrfurcht vor Gott und jedem Menschen ins Herz zu legen, sich selbst zu achten und die eigene Größe und Würde nicht leichtfertig preiszugeben, da sollten Eltern aber auch fest darauf vertrauen, dass der Weg ihrer Kinder bei aller Eigenwilligkeit letztlich nicht in die Irre geht. Nichts von dem was sie ehrlich grundgelegt haben, wird verloren gehen.

Was Eltern bei aller Ohnmacht dann oft bleibt, ist ihr Gebet. Und da dürfen Eltern auch mal sagen, Herr Gott – es ist auch Dein Kind – jetzt bist Du dran!

 

Maria und Josef weihen ihr Kind Gott. Sie haben in Gott tiefes Vertrauen.

Wie oft sie es im Laufe der darauf folgenden Jahre auch außerhalb des Tempels getan haben, wird uns nicht berichtet. Aber es wird ganz sicher wiederholt stattgefunden haben. Das Wachsen, Reifen und Erstarken ihres Kindes haben sie sicher neben aller eigenen Mühe auch von Gott erfleht – und niemand weiß, wie oft Maria und Josef über diesen Jesus geweint haben.

Auch hierin können Maria und Josef uns und allen Eltern Vorbild sein.

Nichts, gar nichts prägt die Gesellschaft so sehr wie das, was jeweils in den einzelnen Familien gelebt und vermittelt wird.

Keine Persönlichkeit, kein Heiliger, aber auch kein Gauner ist je wundersam vom Himmel gefallen.

Wie sehr die einzelnen von unseren Kindern auch selbst an ihrem Charakter gearbeitet und ihn geformt haben, grundgelegt wurde ihr Wesen auch durch die Gaben des Himmels, aber besonders auch durch die Mühe von uns Eltern – und an vielen Stellen auch durch die Großeltern.

Wir feiern heute das Fest der Heiligen Familie. Heilig werden bedeutet nicht über den Wolken schweben. Es fängt mit so vielen kleinen Dingen am Boden an.

Heute ist ein guter Tag für einen neuen Anfang.

Amen

Sylvester/ Neujahr 2014 – Drei „fabelhafte“ Wünsche –

Sylvester/ Neujahr 2014 St. Judas Thaddäus Verl Sürenheide

Drei „fabelhafte“ Wünsche –

 

Der Jahreswechsel ist die Zeit der Vorsätze und der guten Wünsche und auch ich habe heute (Abend) für Sie drei im wahrsten Sinn des Wortes „fabel-hafte“ Wünsche für Sie: Wünsche – verpackt in Fabeln.

Leichte Kost für möglicherweise bald (noch) schwere Köpfe.

Aber ich glaube,

  • dass Geschichten und Fabeln zu allen Zeiten sehr einprägsam sind;
  • dass sie Wahrheiten, Erfahrungen und Impulse anschaulich vermitteln;
  • und dass sie deshalb immer wieder in unserer Erinnerung auftauchen

und uns durch das neue Jahr begleiten können.

 

Die erste, die ich Ihnen erzähle, die Fabel vom Frosch, könnte Ihnen etwa dann wieder einfallen, wenn die unangenehmen Tage und die schweren Wochen, wenn die Krisen kommen:

„Ein Schmetterling, ein Käfer und ein Frosch fielen in ein Fass Milch. Der Optimist unter ihnen, der Schmetterling, sagte: Wir werden schon rauskommen. Warten wir einfach, bis jemand hilft.‘ Er schwamm so lange herum, bis seine Atemwege von der Milch verklebt waren. Dann ging er unter.

Der Käfer war ein Pessimist und sagte: ,Man kann ja überhaupt nichts machen.‘ Und dabei ging er unter.

Der Frosch aber war ein Realist. Er sagte: ,Ich strample -man kann nie wissen.‘ Und so strampelte er stundenlang. Plötzlich spürte er etwas Festes unter den Füßen. Er hatte aus der Milch Butter gestrampelt. Nun kletterte er auf den Butterkloß und sprang hinaus.“

Mit dieser Fabel wünsche ich Ihnen allen Kraft zum Strampeln.

Es werden sicher Zeiten und Situationen kommen, wo uns das Wasser bzw. die Milch bis zum Hals steht. Wenn wir danach sagen können: „Wieder alles in Butter“ – dann ist das sicher nicht allein unsere Leistung, aber es hängt auch von unserem Engagement ab, ob wir am Ende dieses Jahres festen Boden unter den Füßen haben.

Und ich lade Sie alle ein, mit zu strampeln, dass wir miteinander noch mehr Gemeinde Jesu werden – eine Gemeinschaft, die dafür sorgt, dass immer weniger Menschen in der Milch der Resignation und der Perspektivlosigkeit ertrinken.

 

Vielleicht fällt auch sie Ihnen hin und wieder ein, die Fabel von der Kuh, wenn Sie sich schwer tun, großzügig zu sein, loszulassen, anderen eine Freude zu machen:

„Das Schwein kam zur Kuh und jammerte: Die Menschen sprechen immer nur über deine Freundlichkeit. Zugegeben: Du gibst Milch. Doch von mir haben sie viel mehr: Schinken, Speck, Borsten. Und selbst meine Füße verspeisen sie. Und doch hat mich niemand gern. Für alle bin ich bloß das Schwein. Warum?‘ Die Kuh dachte einen Augenblick nach und sagte dann: Vielleicht ist das so, weil ich gebe, während ich noch lebe.“

Mit dieser Fabel wünsche ich Ihnen allen Bereitschaft zum Geben.

Es gibt so viele Möglichkeiten zu schenken und zu geben, während wir noch leben: Ich kann mein Lächeln schenken, wenn jemand auf ein Zeichen der Anerkennung wartet. Ich kann jemandem Gehör schenken, der sich seine Sorgen von der Seele reden muss. Ich kann jemandem meine Aufmerksamkeit schenken, der von vielen nicht beachtet wird. Ich kann meine Hand geben – zum Dank, zur Versöhnung, zum Willkommen heißen. Ich kann mein Wort

geben – zum Trösten, zum Ermutigen, zum Warnen.

Und so lade ich Sie alle ein, großzügig etwas von dem zu geben, was Ihnen geschenkt wurde: Talente, Begabungen, Fähigkeiten. Je mehr Sie Ihre Gaben einbringen, desto menschlicher, desto lebendiger, desto freundlicher kann es bei uns werden.

 

Und vielleicht fällt auch sie Ihnen hin und wieder ein, die letzte Fabel von der Libelle, wenn der Alltag Sie auffrisst, wenn Sie die großen Lebensziele aus den Augen verlieren, wenn Ihr Glaube kraftlos wird:

 

„Ein Blutegel sagte zur Libellenlarve: Ich habe niemals das Bedürfnis nach dem, was du Himmelsluft nennst!‘ ,Ach‘, erwiderte die Libellenlarve, ,ich hab‘ nun einmal die Sehnsucht nach oben. Ich versuchte auch schon einmal, an der Wasseroberfläche unseres Teiches nach dem zu schauen, was darüber ist. Da sah ich einen hellen Schein und merkwürdige Schattengestalten huschten über mich hinweg‘. Der Blutegel krümmte sich vor Lachen: ,0 du phantasievolle Seele, du meinst, über dem Tümpel gibt es noch was? Lass doch diese Illusionen! Glaub‘ mir: Ich hab‘ den ganzen Tümpel durchschwommen. Dieser Tümpel ist die Welt – und die Welt ist ein Tümpel. Und außerhalb dessen ist nichts!‘ ,Aber ich hab‘ doch den Lichtschein gesehen!?‘ ,Hirngespinste‘, erwiderte der Blutegel, ,was ich fühlen und betasten kann, das ist das

Wirkliche.‘

Aber es dauerte nicht lange, bis sich die Libellenlarve aus dem Wasser herausschob, Flügel wuchsen ihr, goldenes Sonnenlicht umspielte sie und sie schwebte schimmernd über den niedrigen Tümpel davon.“

Mit dieser Fabel wünsche ich Ihnen Mut zum Träumen.

Lassen Sie sich durch Blutegelmenschen nicht daran hindern, über den Tümpel Ihres Alltags hinauszuschauen. Versuchen Sie, die Sehnsucht nach Himmelsluft wach zu halten und in den Ereignissen und Begegnungen des neuen Jahres den Anruf Gottes zu entdecken. Geben Sie sich mit dem jetzigen Zustand unserer Welt und Ihrer Lebenswelt nicht zufrieden, halten Sie fest an Ihren Hoffnungen.

Und ich lade Sie alle ein, gemeinsam einen Schritt weiterzugehen auf dem Weg unseres Glaubens. Es wäre schön, wenn wir uns hier in unserer Gemeinde gegenseitig behilflich sein könnten auf der Suche nach dem Reich Gottes, wenn in unserem Zusammenleben und Zusammenarbeiten etwas zu spüren wäre von der Hoffnung, aus der wir leben.

Es wäre schön, wenn unsere Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit im Kleinen schon hier und da Hand und Fuß bekäme.

Im asiatischen Raum werden die Jahre bekanntlich nach Tieren benannt. Es gibt dort z. B. das Jahr der Schlange, das Jahr des Schweins, das Jahr des Affen usw.

Im Sinne der drei Fabeln möchte auch ich Ihnen heute ein „tierisch“ gutes Jahr 2015 wünschen. Ich hoffe, dass es für uns alle ein Jahr des Frosches wird und uns die Kraft zum Strampeln

nicht ausgeht;

dass es ein Jahr der Kuh wird und wir die Bereitschaft zum Geben behalten;

dass es ein Jahr der Libelle wird und wir uns den Mut zum Träumen nicht nehmen lassen.

 

Gott segne Sie !

2. Sonntag B 2015 – Im Anfang war das Wort

2. Sonntag B – Im Anfang war das Wort

 

Man kann es ja kaum noch entdecken – DAS Wort unter so vielen Worten. Das WORT unter so vielen Worten, die in diesen Tagen gesprochen, zugesagt oder einfach nur gequatscht werden.

Das was wir eben bei Johannes gehört haben – das war Kunst, hohe Sprachkunst und allerhöchste Theologie. Ganz zweifellos – formulieren kann er, dieser Johannes, auch so, dass man es auf Anhieb erst mal nicht verstehen kann.

Wo ist in diesem mächtigen Wortschwall, wo ist das
Wort, an das wir uns am Beginn eines neuen Jahres halten können?

 

In diesen Tagen wollen es uns so viele sagen: In Neujahrsansprachen und Grußbotschaften wimmelt es nur so von angeblich wichtigen Worten, guten Vorsätzen und moralischen Appellen. Manche Aussagen gefallen mir, von Papst Franziskus, aber auch vom Präsidenten Gauck und unserer Kanzlerin.

Aber all diese noch so gut gemeinten Worte überfordern mich eher, weil oft Taten fehlen.

Und dennoch, inmitten dieser vielen Reden meldet sich doch eine Sehnsucht in mir: nach DEM Wort, das mich leben lässt, das mir eine Perspektive gibt für 2015.

 

Vielleicht kommt da etwas durch bei einem, der sich selbst als Atheist bezeichnet hat, nämlich Sigmund Freud, der da sagt:

»Worte waren ursprünglich ein Zauber.

Und das Wort hat bis heute viel von seinem Zauber behalten.

Das Wort, das ein Mensch zu einem anderen sagt, kann selig machen oder in Verzweiflung bringen. Manche Worte haben Gewicht, und manche sind für die Ewigkeit gesprochen.«

Wow, das hat doch was. Und ich bin sicher, wir kennen sie alle, die wichtigen und richtigen Worte unseres Lebens; die gewichtigen Worte in unseren Beziehungen – die Seligkeit bringen, die Gewicht haben und für die Ewigkeit gesprochen sind.

Wir kennen sie, die wirklich bedeutenden Worte.

Wir kennen die Worte, die uns tragen, manchmal ein ganzes Leben lang.

 

Hinter solchen Erfahrungen spüre ich Gottes Wort:

Das Wort, das auch Johannes im heutigen Evangelium im Sinn hat. Letztlich ist es für mich Gottes Wort, das uns bis heute bezaubert.

Jenes Wort zieht in seinen Bann, als Jesus von Nazareth seine Lebensworte wie Samen ausstreut, die Friedensstifter selig preist und zu den Toten sagt: »Steht auf!«

Das Wort, das Wort des Vaters trägt ihn selbst – sogar noch durch die Erfahrung der Gottferne und des Todes hindurch.

Das Wort schafft neues Leben und neue Perspektive, als der Auferstandene verspricht: »Ich bin bei euch bis zum Ende.«

Dieses Wort zieht Kreise, als es die Jünger in die ganze Welt und durch die Jahrhunderte schickt, bis heute. Mit seinem Zauber verzaubert es alle, das Wort: die Franz von Assisis und die Mutter Teresas, alle, in denen das Wort immer wieder Fleisch geworden ist.

Bis heute ist das Wort hörbar, spürbar, greifbar, wenn es Menschen in seinen Bann zieht. Und jeder von uns hat das im Leben immer mal wieder gespürt, mal mehr und al weniger. Sonst wären wir alle nicht hier.

 

Um dieses Gotteswort geht es in all den vielen Worten, die Johannes und manche nach ihm gemacht haben.

Es ist das Wort des Anfangs und des Endes, das Wort der Vergangenheit ebenso wie das der Zukunft.

Es ist das Wort, das für die Ewigkeit zur Menschheit gesagt ist.

Es ist das Wort, sein Wort in mein Leben ebenso hinein gesprochen wie in Ihres.

Und dieses Gotteswort ist ein JA.

Ja zu jedem von uns.

Ja jeden Tag neu.

Manche Worte haben Gewicht, und manche sind für die Ewigkeit gesprochen.«

Gottes JA gilt in Ewigkeit.

 

Amen.

 

11.1.2015 Taufe des Herrn – B –

Predigt Taufe des Herrn – B – 11.1.2015

 

Liebe Gemeinde,

2 Dinge sollten Sie heute nicht tun.

Als Erstes: Also, dass mit der Stimme aus dem Himmel, sollten Sie sich nicht so vorstellen wie im Kino. So mit lautem Getöse und Lichteffekten – meine ich. Da war auch kein Donner, da erfuhr nicht plötzlich die ganze Welt – hier steht jetzt Gottes Sohn. So war es sicher nicht.

Und als Zweites: Fragen Sie mich bitte auch nicht, wie das Ganze denn wohl in echt gelaufen ist. – Ich weiß es nicht!!

 

Ok, eins weiß ich doch, wenn wir damals dabei gewesen wären, wir hätten wahrscheinlich überhaupt nichts Außergewöhnliches gemerkt.

Denn – so einfach, dass da Stimmen vom Himmel kommen, dass Gott per Mail, Whats App oder über die Tagesschau uns zeigt, dass er da ist, dass er mitmischt oder direkt eingreift, so einfach macht Gott uns Menschen das nicht.

Und hat er nie getan – auch damals nicht – da bin ich mir ganz sicher.

 

Weder Moses, und auch nicht die Propheten, auch nicht Papst Franziskus und Mutter Teresa, ja sicher auch nicht unser Jesus von Nazareth, wussten von Anfang an und ganz sicher, wohin ihr Weg genau führen würde.

Dass es wirklich unser Gott war, der da in ihr Leben eingebrochen war, das mussten alle ganz einfach glauben. Punkt!

Und alle, auch Jesus, haben bis zum Ende gerungen mit ihren Fragen, mit ihrem Glauben und auch mit unserm Gott.

Sie haben auch Zweifel gehabt und auch verdammt dunkle Strecken erlebt.

Nein – Leicht macht es Gott den Menschen wahrlich nicht.

 

Ich glaub schon, dass er das könnte!

Er könnte deutlich sagen, Arthur: das und das erwarte ich von Dir.

Oder: An alle Verler: Ab sofort: Schluss mit allem Unfrieden, Schluss mit Sünde und Schuld, es reicht!

Wenn wir ihn dabei sehen würden und ihn erkennen könnten: Ratz Fatz – hätte er die ganze Welt überzeugt.

Könnte er!! – will er aber scheinbar nicht!

 

Gott will niemanden überrumpeln, er will uns gewinnen – so wie ein Mensch die Liebe des Anderen gewinnt.

 

Befehle geben, anordnen – das geht leicht. Wenn es aber um Liebe geht, das geht nicht mit Gewalt, das geht nicht mit verordnen und Gesetzen.

Liebe braucht Zeit.

Liebe braucht Gefühle.

Liebe hat wenig mit Fakten zu tun, auch nicht mit Beweisen und Erklärungen.

 

Wenn ich vor der Frage stehe, ob ich dem Liebesangebot, dem Liebes werben des Anderen nachkomme, ob ich mich darauf einlasse, dann ist das immer ein Wagnis.

Dass die Liebe des Anderen echt und ehrlich ist, dass es ihm wirklich um mich geht, dass sie es ernst meint und mich nicht verletzen und enttäuschen will, das kann ich nicht belegen, das kann ich nicht beweisen, das kann ich nur annehmen und das Wagnis eingehen.

Aber es wird nur funktionieren, wenn ich an diese Liebe auch glaube – der andere kann seine Absichten nicht wirklich beweisen.

Und darum geht es unserem Gott.

Er wirbt um uns und will unsere Liebe gewinnen.

Und das ist ihm so wichtig, dass er das Risiko eingeht, uns bis ans Lebensende zweifeln zu sehen.

 

 

 

 

Darum: Das mit der Stimme aus dem Himmel – tolle Beschreibung, aber vermutlich haben die, die dabei waren gar nichts gehört.

Vermutlich war da, mit normalen Ohren gar nichts zu hören.

Das was Gott uns vermittelt, hört man eher seltener mit den Ohren, oder sieht es mit den Augen und kann es eher kaum mit den Händen fühlen und begreifen.

 

Unsere Evangelien sind keine Zeitungsberichte, keine Dokumentationen von neutralen Beobachtern.

 

In den Evangelien berichten Menschen, die wie wir, das Wagnis eingegangen sind, an diesen unseren Gott zu glauben.

Sie berichten davon, dass sie zutiefst zu der Überzeugung gelangt sind, dass dieser Jesus, dessen Taufe wir heute feiern, der Messias ist.

Und sie sagen uns, sie versichern uns, dass wir dies auch glauben können.

 

Das – und nicht mehr, aber auch kein bisschen weniger – sagen uns die Evangelien.

 

Dass wir es glauben können, darum wirbt dieser unser Gott!

Dass wir erkennen, dass er uns liebt, darum wirbt unser Gott!

Dass wir spüren, dass er uns trägt, darum wirbt unser Gott!

 

Und er wirbt um jeden einzelnen Menschen, und das immer und immer wieder – oft jeden Tag, und er hört nicht auf damit.

Und wer es heute noch nicht glauben kann, dem läuft er nach, er läuft ihm hinterher, und das oft ein Leben lang.

 

Denn zu jedem von uns sagt dieser unser Gott ohne Wenn und Aber:

 

DU, gerade DU bist meine geliebte Tochter.

DU, gerade DU bist mein geliebter Sohn.

 

Den Satz nehmen sie mit nach Hause, mehr brauchen sie nicht.

 

Amen

 

 

 

 

 

3. So. Fastenzeit – Lj. B (Joh 2,13-25) Händler im Tempel

3. Sonntag der Fastenzeit – Lesejahr B (Joh 2,13-25) Händler im Tempel

An alle Taubenfreunde: Keine Angst, Jesus hat nichts gegen Tauben.

Piepenbrock, Stickling und Tönsfeuerborn: Er hat genauso wenig etwas gegen Rinder und auch nicht gegen Schafe und noch weniger gegen Händler.

Und es sind auch nicht die Kaufleute, die er heute zusammen staucht.

Sein Zorn richtet sich auch nicht gegen das Kaufen und Verkaufen im Tempel, sein Zorn richtet sich nur gegen einen ganz bestimmten Handel – und der bringt ihn auf die Palme.

Liebe Schwestern und Brüder,

und daran hat sich bis heute nichts geändert. Solch ein Handel in der Kirche ist auch heute kein „gottgefälliges Werk“. Solch ein Handel ist eine Beleidigung, eine Beleidigung für den Gott, von dem uns die Bibel auf Hunderten von Seiten kündet.

 

Aber zurück zum Tempel:

Eigentlich ist es ja gar kein wirklicher Handel, was sich da abspielt im Tempel.

Es ist nicht viel mehr, als der Versuch eines Handels, eines Handels mit unserem Gott nämlich.

Die Tauben und Schafe, die Opfertiere, die wurden ja nicht ohne Hintergedanken im Tempel angeboten.

Man brauchte sie doch, die Tiere – so glaubten die Menschen – man brauchte sie, um sich Gott nähern zu können.

Denn wenn man von Gott etwas wolle, dann müsse man ihm doch auch etwas geben – man müsse ein Opfer darbringen, ein Opfer, das die Gottheit besänftigt, das Gott milde stimmt und für die eigenen Wünsche und Anliegen öffnet.

 

Seit Urzeiten hatten die Menschen das Gefühl, sich die Gnade von Gottheiten gleichsam erkaufen zu müssen.

Seit Urzeiten saßen Menschen diesem Irrglauben auf.

Und das ist heute noch so.

Und seit Menschen Gedenken haben die Propheten versucht, mit dieser falschen Vorstellung aufzuräumen.

 

Und sein ganzes Leben lang hat Jesus von Nazareth anderes gepredigt. Aber bis heute begegnet uns dieses Denken immer noch in den Köpfen selbst derer, die sich für die Frömmsten halten.

Wie oft werden dem heiligen Antonius noch fünf Mark versprochen, damit man etwas wiederfindet.

Wie oft glauben Menschen, deshalb Gottesdienste besuchen zu müssen, damit sie von Gott einen Lohn dafür erhalten.

Wie oft werden in den Kirchen Tonnen von Kerzen abgebrannt, um Gott gnädig zu stimmen in der Not.

Wie oft begegnen uns, gerade in diesen Wochen, in den Liedern und selbst in der Liturgie Formulierungen im Sinne von, lass uns dies oder jenes tun, damit wir dies oder das von Dir erlangen.

 

Glauben wir denn wirklich, unser Gott würde uns für irgendwelche Werke belohnen?

Glauben wir denn wirklich, wir könnten uns von unserem Gott irgendeine Leistung erkaufen?

Glauben wir denn wirklich, wir könnten vor Gott; durch welches Tun auch immer, auch nur den kleinsten Verdienst anhäufen?

Glauben wir denn allen Ernstes, unser Gott könnte uns durch unser Tun irgendetwas schuldig sein?

 

All unser Sprechen von Lohn ist mit dem Gedanken verknüpft: Ich gebe – und dann bekomme ich.

Denn einen Lohn hat man sich doch verdient, auf ihn hat man Anspruch, hat man ein Recht.

 

Welchen Schmerz und welche Trauer muss dieser unser Gott darüber empfinden, für wie verrückt muss er uns halten, dass wir es einfach nicht kapieren wollen?

Was ER, was unser Gott uns gibt – das schenkt er uns – bedingungslos. Punkt!

Ohne, dass wir etwas dafür tun müssten. Punkt!

Er hat es uns sogar schon längst gegeben.

Wir müssen doch gar nicht mehr darauf warten und schon gar nicht darum bitten oder beten, oder opfern oder Kerzen anzünden.

ER, unser Gott hat uns das Leben geschenkt, noch bevor wir mit unserem kleinen Gehirn zu denken imstande waren!!

 

Und er hat uns erlöst durch Jesus, den Christus, der uns vor Hunderten von Jahren schon als Mensch unter den Menschen die Botschaft von der Erlösung gebracht hat.

Warum kapieren wir das nicht?

 

Wie muss es auf einen Gott wirken, der uns dieses Geschenk schon längst gemacht hat, wenn seine Kinder ständig neu darum bitten, von ihm Erlösung zu erhalten, wo sie uns doch bereits ein für alle Mal – und für alle Zeiten – zuteil geworden ist.

Was würde Jesus heute alles an Bräuchen, Gebeten und falschen religiösen Praktiken aus unsere Mitte heraustreiben. Wir können ihn auch nicht bestechen mit Gold und Brokat.

Welche Formulierungen unserer Liturgie, welche Lieder aus unseren Gesangbüchern und welche falschen Gedanken würde er wohl alle aus unseren Herzen herausreißen und streichen?

 

Während Menschen sich immer noch Gedanken darüber machen, welche Leistungen sie alle zu erbringen haben, mit welchen Werken sie denn vor ihm glänzen könnten, wird immer wieder übersehen, dass er uns alles was nötig ist, schon längst in unsere Hände und in unsere Herzen hineingelegt hat.

Das sagt uns das erste Gebot, das wir in der Lesung gehört haben. „Ich bin der Herr Dein Gott!“

Ich bin der Herr, dein Gott, der Dich liebt, der Deine Freiheit will, der will, dass Dein Leben gelingt!

 

Wir können nichts mehr tun, wir brauchen nichts mehr zu tun, angesichts dessen, was Gott schon längst für uns getan hat, können wir schlicht und ergreifend nur danken, Dank sagen, und das auf immer und ewig. Dank sagen.

 

Ach, nun meinen Sie, sie könnten sich jetzt zurücklegen. Hilft ja doch alles nicht?

Dann haben sie aber gar nichts begriffen.

Es gibt viel zu tun! Und zwar von uns – von jedem, Dir und mir.

 

Wir – jeder von uns hat die Pflicht, sich in dieser Welt und in seinem Leben anzustrengen, so anzustrengen, als wenn das ganze Wohl und aller Friede dieser Welt von uns abhängt.

Jeder von uns muss rauskommen aus seiner Lahmheit, seinem Egoismus, seinen Vorurteilen, seiner Unfähigkeit Schuld zuzugeben und die Hand zur Versöhnung zu reichen.

Es gibt viel zu tun – nur die Kungelversuche mit Gott müssen aufhören.

 

Alle die Gott und seine Botschaft ernst nehmen, müssen all ihre Talente und Stärken einbringen um die Welt, Gottes und unserer Welt, ein bisschen schöner zu machen – so wie Adolph Kolping.

Und das kostet Anstrengung, da muss man seinen Hintern schon hochkriegen, das kostet Einsatz, das erfordert Mut, viel Mut – aber dieser Mut tut dann auch gut – der Welt und auch mir selbst.

Lasst und heute noch anfangen.

Amen

Ostersonntag 2015 -ein Ostertraum-

Ostersonntag 2015

Ein Traum – ein Ostertraum – vielleicht machen sie einfach die Augen zu!

Da träumte jemand, er wäre in Jerusalem vor dem leeren Grab, und Jesus, der Herr, stand davor im weißen Gewand und der Auferstandene legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte: „Siehe, der Himmel steht Dir offen. Er steht nun allen Menschen offen. Darum habe ich gelitten. Darum bin ich gestorben. Das hab‘ ich für Dich getan.“

Und gleich darauf fand er sich wieder, mitten im Paradiesgarten, auf einer großen blühenden Wiese, auf einer Decke, die ausgebreitet lag, wie zu einem großen Picknick. Und all die Menschen, die ihm wichtig waren, waren da, seine Eltern und Großeltern, verstorbenen Freunde, alle saßen um ihn herum und sagten: „Schön, dass Du da bist!“ Und sie feierten viele Stunden.

Doch plötzlich kamen welche und errichteten ein Haus, in unmittelbarer Nachbarschaft. Sie bauten ein Heim für Asylbewerber.

Und dann kamen andere und bauten eine Herberge, direkt auf der anderen Seite – eine Herberge für Obdachlose.

Und die Türken kamen und bauten eine Moschee und die Juden eine Synagoge und die Hindus einen Tempel.

Und dann kamen auch noch Spätaussiedler aus Russland dazu, und Flüchtlinge, die nach dem Krieg aus Schlesien und Rumänien und woher auch immer vertrieben worden waren.

Und da wachte er auf, Schweiß vor dem Kof und wusste nicht mehr, ob es ein Traum gewesen war oder nicht doch viel eher ein Alptraum, den er gerade hatte.

Liebe Schwestern und Brüder,

wie ist wohl der Himmel? Und wer wird dort sein? Und kennen Sie das auch, dass Menschen sagen, wenn der oder die dort sind, dann will ich unter keinen Umständen im Himmel sein?

Wen ertragen wir in unserer Gesellschaft, in unserer Nähe und Nachbarschaft – und wen nicht?

Manchmal denke ich, es müsste schon fast mehrere Himmel geben, so dass alle am Ende schön fein unter sich sind: einen Himmel für die Türken, einen für die Schwarzen, einen für die Studierten, einen für die Moslems, einen für die evangelischen – und die Katholiken meinen ja sowieso, dass sie im Himmel alleine seien – und natürlich einen nur für Ehemänner, die von ihren Frauen unterdrückt wurden, damit sie mal Ruhe haben.

Dass einmal alle Menschen, egal woher sie stammen, egal was sie können und ganz egal, was sie gemacht haben, selbst was sie verbrochen haben, dass einmal alle im Himmel beieinander sein sollen, eigentlich ist das doch unvorstellbar! Oder?

Können wir denn tatsächlich damit leben, dass Gott zunächst alle Menschen liebt?

Können wir damit zurechtkommen, dass er im Ernstfall sogar jedem vergibt, er jeden und jede großzügig in seine Arme nimmt?

 

Klar, dass er das bei mir so tut, darauf hoffe ich und darauf baue ich ganz stark. Aber all die Unmenschen, die mich immer wieder ärgern, die wird er doch hoffentlich zur Rechenschaft ziehen!?

 

 

Wir fordern immer wieder Gerechtigkeit von unserm Gott. Können wir aber auch mit seiner übergroßen Liebe und Barmherzigkeit leben?

Unser Gott will, dass wir das Leben haben, dass alle Menschen das Leben in Fülle haben. Er will und sorgt sich darum, dass keines seiner Kinder verloren geht. Eine Hölle will er nicht, will er nicht – für keinen.

Hoffentlich sind am Ende nicht wir es, die sie fordern – aber natürlich nur für die anderen.

Manchmal könnte man meinen, dass es eine Hölle eigentlich gar nicht braucht. Manchmal könnte man versucht sein zu glauben, die schaffen wir uns schon selber. So, wie es in manchen Redewendungen heißt, dass wir uns nämlich selbst das Leben zur Hölle machen.

Vielleicht ist genau das ja das eigentlich Entscheidende, was Gott uns schon in diesem Leben sagen will, dass wir unsere engherzigen Grenzen und Lieblosigkeiten zu anderen Menschen endlich überwinden.

Schauen sie doch mal, wer hier alles in der Kirche ist. Drehen sie sich ruhig mal um. Wen finden sie den toll von denen – aber wer hat sie schon mal geärgert? Wen finden sie denn arrogant oder doof? Wen können sie denn nicht so gut leiden?

Soll ich Ihnen was sagen – wenn die wollen, findet Gott einen Weg, dass sie alle in den Himmel kommen. Alle! Und die sitzen dann auf der Wiese vielleicht neben ihnen – immer – bis in Ewigkeit. Unser Gott ist nämlich für alle gestorben und auferstanden.

Darum sollten sie ihr Denken und ihre Einstellung vielleicht noch mal überprüfen.

Und wenn sie das vor Ihrem Tod tun und ihre Lieblosigkeit erkennen, fällt das Wort zum Sonntag, das Gott Ihnen sagt, bevor er sie in den Himmel schickt, vielleicht doch nicht so schlimm aus.

Ich freue mich auf einen Himmel voller Farben, voller unterschiedlicher Menschen, die spätestens jetzt Gott auch lieben. Ein Himmel voller Sprachen, die ich noch lernen kann und voller Geschichten, die ich noch nicht kenne. Und dann das Essen aus allen Enden der Erde, das so toll duftet und schmeckt.

Ich freue mich auch auf alle, die ich schon beerdigt habe und kannte, auch auf meine Eltern und mein bester Freund Phillip, auf unseren Pastor Joachimsky auch auf Anni, die ich gestern beerdigen musste, und es gibt dann viel zu erzählen.

Ich möchte den Rest der Ewigkeit nicht nur Halleluja singen.

Amen.

3. So. n. Ostern B Lk 24. 35 – 48 – Gemeinschaft –

PREDIGT 3. Sonntag Ostern B Lukas 24. 35 – 48 – Gemeinschaft –

Liebe Kinder, Schwestern und Brüder, liebe Kommunionkinder – auch die etwas Älteren!

Ein brasilianischer Pater erzählt einmal davon, wie eines Tages eine Frau in seine Kirche kam, die er vorher noch nie gesehen hatte. Stumm saß sie während der ganzen Messe in der Bank, ging zur Kommunion, verschwand wieder. Am nächsten Tag das Gleiche. Und auch am dritten Tag. Da ging er am Ende der Messe auf sie zu und fragte, ob sie in seine Gemeinde neu zugezogen sei. Die Frau schüttelte den Kopf. Nein, Padre, sagte sie. Ich gehöre nicht hierher, ich weiß auch nicht viel von Gott, von der Bibel und von Jesus und so. Aber seit fast einer Woche hatte ich nur Wasser zu trinken und nichts zu essen. Ich halte es bald nicht mehr aus. Zufällig habe ich gesehen, wie Sie in der Kirche Essbares ausgeteilt haben. Da bin ich auch nach vorn gegangen, um zu essen. Sonst wäre ich verhungert.

Die Frau hat die Hl. Kommunion empfangen wie ein gewöhnliches Stück Brot.

Und trotzdem – ich bin überzeugt, diese Frau hat würdiger kommuniziert als mancher von uns. Und ich schließe mich da ein, die wir regelmäßig – vielleicht ohne nachzudenken, an den Tisch des Herrn treten mit der Überzeugung, wir seien anständig genug gewesen in unserem Leben, um das tun zu dürfen.

Diese Frau hat würdig kommuniziert. Sie hat gedacht: Das Brot vom Altar ist heiliges Zeichen dafür, dass Gott ganz für uns da ist – damit wir leben.

Und wenn das Gott ist, wird er denn da nicht am allermeisten für mich da sein, gerade dann, wenn es um mein nacktes Überleben geht?

So ist sie zur Kommunion gegangen aus Hoffnung und Vertrauen, dadurch am Leben zu bleiben – im wahrsten Sinne des Wortes.

Wir gehen zur Kommunion, manche noch länger als unsere Goldkommunionkinder, genau aus dem gleichen Grund – aber ob wir je im Leben schon einmal so tief bis ins Mark hinein gespürt haben, warum wir das tun?

Es gibt Augenblicke, da will unser Glaube ganz hart geprüft werden. Am Freitag im Gottesdienst für die Opfer der Flugzeugkatastrophe wurde das deutlich. Deutlich wird das sicher auch den Menschen im Mittelmeer, egal ob Christen, Muslime oder sonst welchen Glaubens, wenn das Boot mit 500 Flüchtlingen sich zum Untergang auf die Seite neigt.

Es braucht aber nicht hunderte von Leidenden – die Familie, die erlebt, wie ihr Kind beim Spielen tödlich verunglückt, kann ihren Schmerz und ihre Wut gegen Gott mit beiden Händen packen. Gottvertrauen und Glaube bekommt man wahrhaft nicht geschenkt.

Wer das erkennt, dem wird es nicht mehr schwer fallen, auch das heutige Evangelium recht zu verstehen – eine Geschichte, die seit damals Anstoß zu erregte, ja selbst Spott und Hohn bei vielen Menschen.

Es ist die letzte Ostergeschichte des Lukasevangeliums: Mitten in ihrem Zusammensein geht den Jüngern noch einmal auf, dass Jesus mit dem, was er gelebt hat und gewesen ist, in seinem Tod nicht unterging. Aber auch er hat geschrien: Gott wo bist DU?

Aber unterm Strich konnten wir spüren, dass er selbst im Sterben das Gottvertrauen am Ende nicht verloren hat. Er vertraute, dass Gott ihn in der Stunde seines Endes nicht fallen ließ.

Darum erzählt das Evangelium, dass Jesus den Jüngern in dem Augenblick, da sie beginnen es zu begreifen, ihnen seinen Frieden zuspricht, d.h.: dass er ihnen verspricht, vor nichts und niemand mehr Angst haben zu müssen, auch nicht vor dem Tod.

Die Jünger haben es glauben wollen, aber irgendwie fehlte das letzte Vertrauen. Das war ihnen alles zu unwirklich, ja zu gespenstisch. Und darum zeigt Jesus ihnen seine Hände und Füße. Fasst mich an, sagt er ich bin hier. Auferstehung ist nicht Phantasie, ich bin kein Gespenst. Auferstehung und Himmel findet auch hier, unter uns, auf der Erde statt will Jesus sagen.

Wo Menschen, wo wir Christen, diesem Jesus und dem, wofür er steht, trauen, im Herzen vertrauen, verlieren wir letztendlich alle Angst um uns selbst und voreinander.

Indem wir Jesus mit ins Boot nehmen, ja mit ihm eine Lebensgemeinschaft bilden, egal ob allein in der Ehe oder Familie, haben wir auch teil an seiner Auferstehung – an der Gemeinschaft mit ihm. Und wo Gott ist da ist Leben – lohnenswertes Leben.

Und darum erzählt das Evangelium von der Gemeinschaft. Die Jünger – seine Freunde kommen zusammen. Sie erzählen über sich, ihre Erfahrungen im Leben und im Glauben.

Sie essen miteinander.

Sie halten Mahl.

Sie teilen das Brot und den Fisch.

Und Jesus ist dabei, mitten unter ihnen – genau wie hier bei uns. Glaubt das doch endlich!

Natürlich kann man auch im Wald beten, bei der Arbeit und im Bett. Das ist auch gut. Aber kommt zusammen sagt er, erinnert euch, haltet Mahl gemeinsam und mit mir.

Das ist die Botschaft von Ostern. Das schenkt uns ein Leben mit ihm und bei ihm.
Und dieses Leben letztlich ist jedem versprochen, jedem der Gott traut – und ich glaube, da spielt auch Religion keine Rolle.

Wirklich verstehen tut nicht
der, der etwas Erzähltes nachbetet, nachplappert, der der treue regelmäßiger Kirchgänger ist und jeden Sonntag hier sitzt und mit andachtsvollem griesgrämigem Blick mitbetet und halbherzig mitsingt.

Nein – wirklich verstehen tut es der und natürlich auch die, die es sich zu Eigen machen.

Wirklich verstanden hat das nur der Mensch, der das uns von Gott Erzählte auch selber tut – das ist der, der Gott traut und vertraut.

Das ist der, der seine, Gottes Botschaft lebt, auch mit allen Fehlern, mit aller Schuld und auch allem Versagen.

Ihr seid meine Zeugen, sagt der Herr – auch uns.

Und Zeugen sagen und leben die Wahrheit – seine Wahrheit.

Das ist der Weg nach Ostern!

Das ist unser Auftrag!

Genau!

18. Sonntag B – Exodus 16,2-4,12-15, Joh 6,24-35 – Kirchenumbau-

18. Sonntag B – Predigt über Exodus 16,2-4,12-15 und Johannes 6,24-35

Liebe Kinder, Schwestern und Brüder im Glauben,

Menschen, die in der Gefangenschaft leben müssen; Menschen, die keine Freiheit haben, die unterdrückt und versklavt werden, – wenn diese Menschen sich die Freiheit erzwingen, wenn sich ihnen das Tor in die freie Welt öffnet, dann kann es schnell Probleme geben.

Und das waren die Erfahrungen der Israeliten, als sie sich auf den Weg machen aus der Gefangenschaft, aus der Knechtschaft heraus, durch die endlose Wüste ins Gelobte Land.
Da hab ich noch die Lesung aus der Osternacht im Ohr – nur Jubel – Hurra – wir haben es geschafft! Hurra – wir sind entkommen aus der Hand der Ägypter! Singt dem Herrn ein Loblied!

Und heute in dieser Lesung: die Angst! Blanke Angst!
Die Angst vor der eigenen Courage.
Die Angst vor der Wüste.
Die Angst vor dem Weg.

Die Angst vor dem Neuen, vor der Zukunft.
Die Israeliten, sie murren und murren und murren! –
Sie protestieren gegen den Herrn – gegen Mose – gegen Aaron.
Werden wir das Gelobte Land überhaupt erreichen?
Werden wir uns in der Wüste nicht verirren und vielleicht elendig zugrunde gehen?
Ja, sind wir überhaupt auf dem richtigen Weg?
Ach – wären wir doch in Ägypten geblieben, dort gab’s Fleisch und Brot.

So schlecht war es früher doch auch nicht.

Und jetzt hier in der Wüste: nur Sand, Steine, Hunger – kein Horizont in Sicht!

Wollen wir nicht umkehren? Wieder zurück?

Ein Aufbruch, ein neues Ziel, ein neuer Anfang – dann kommt die Angst!

Viele kennen das aus der Nachkriegszeit aus der eigenen Flucht.

Die meisten der Asylbewerber werden diese Angst und Sorge sicher bestätigen nicht nur auf dem Boot im Mittelmeer, nein auch hier in Verl.

Angst, Sorge, Ungewissheit – so geht es auch nicht wenigen unserer Mitglieder hier in der Thaddäusgemeinde heute

– war doch alles so schön hier in der Kirche

– hier hab ich doch geheiratet

– 50 Jahre war es gut genug

– und alles ist doch bezahlt

– und die Bänke sind doch so bequem

– dieses schöne eichene Kreuz und der stabile Altar

– was soll dieser Quatsch überhaupt?

Andere aus unserer Gemeinde wollen einfach nur anfangen, losgehen, renovieren, bauen, ändern, alles soll schöner werden, besser und vor allem zeitgemäßer! Aber für wen?

Liebe Gemeinde!

Ich sag Ihnen mal meine Meinung, so als gelernter Krankenpfleger.

Wir liegen hier in der Sürenheide praktisch auf der Intensivstation. Die Zunge hängt uns aus dem Hals, wir kriegen kaum noch Luft und wir pumpen Geld in unsere Kirche – den Tod vor Augen.

Das Ende unserer Gemeinde ist fast greifbar und wir strampeln um unseren Glauben, mit immer wieder den gleichen Ritualen und Versuchen. Um uns herum stirbt der Glaube aus – zumindest der, den wir aus unserer Geschichte kennen.

Wenn die Friedrichsdorfer jetzt nicht kämen, blieben immer mehr Bänke frei.

Wenn der traditionelle Glaube so weiter stirbt, braucht kein Mensch in Verl drei Kirchen und ne schöne Kapelle.

Darum lasst uns doch die alten bequemen Bänke wieder hinstellen und warten, bis der letzte das Licht ausmacht. Schluss und Ende und das war’s dann!

Und genau das will ich nicht! So kleingläubig ist mein Glaube nicht! Ich hab keine Angst vor der Zukunft. Ich will leben und glauben mit Euch, ich will meinen Glauben teilen mit euch, ich will meinen Glauben leben für meine Kinder und Enkel. Ich will das Lob Gottes singen aus vollem Hals und frohem Herzen. Ich möchte weiter hier Kinder taufen, Liebenden helfen, wenn sie sich trauen und ich möchte mit Euch dem Herrn danken für die Menschen, die wir von hier beerdigen müssen.

Aber dafür brauche ich erst mal keine neue Kirche, keine neuen Bänke.

Dafür brauche ich Menschen, die mit mir gehen,

Menschen, die Gott suchen

Menschen, die seine Botschaft leben

Menschen, die mich tragen und annehmen

Menschen, denen ich helfen kann.

Menschen, die einen starken Glauben wünschen und an unseren gemeinsamen Gott glauben,

an den Gott der will, dass wir das Leben in Fülle haben

den Gott der will, dass wir als Schwestern und Brüder zusammen kommen

den Gott der will, dass es uns gut geht und das wir leben können.

Wir brauchen wieder Menschen, die Andere anstecken durch ihre Taten, durch ihre Begeisterung.

Menschen, denen man ansieht, dass Gott sie liebt und sie auch an die Zukunft mit unserem Gott glauben.

Selten waren so viele Kinder im Gottesdienst wie am letzten Sonntag.

Kinder – voller Begeisterung, die sich freuen und lachen in der Kirche

Kinder – die sich anstecken lassen

Kinder – die nicht alleine, sondern mit uns beten und singen wollen

Kinder – von denen wir lernen können – so unendlich viel

Von 9 Kommunionkindern aus unserer Gemeinde dieses Jahr, werden 8 Messdiener.

Die brauchen uns. Die müssen wir an die Hand nehmen.

Die müssen von unserem Glauben angesteckt und am Leben, im Glauben gehalten werden.
Darum müssen wir auch in der Sürenheide neue Wege gehen.

Müssen den alten Muff unseres Glaubens verlassen.

Müssen auch unsere Türen öffnen und Wind, den Wind des Heiligen Geistes reinlassen,

Müssen Ideen entwickeln, die andere anstecken und neugierig machen.

Müssen erzählen über die Freude unseres Glaubens.

Und das muss man uns ansehen!

Das muss jeder spüren, dass unser Gott, der Gott unserer Eltern und Großeltern, und das ist der gleiche Gott wie heute, dass dieser Gott uns die Kraft gibt, die Zukunft anzupacken.

Wir dürfen unseren Glauben nicht hier aussitzen – dann bringen wir ihn um.

Und da ist jeder gefragt, jeder von Euch gefragt.

Die Alten und die Jungen, die Männer und die Frauen, die Starken und die Schwachen.

Jeder der nicht mit anpackt, der nicht seinen Teil beisteuert, wird zum Bestatter unserer Gemeinde und unseres Glaubens – der dreht denen die leben und glauben leben wollen die Luft ab.

Liebe Freunde guten Willens – Erst wenn wir das wollen, erst wenn wir das schaffen, dürfen wir darüber nachdenken ob wir die Bänke im Oval oder im Kreis oder im Rechteck stellen. Ich möchte das so gerne.

Denn mit unserem Gott können wir über Mauern springen,

mit unserem Gott können wir die Wüste durchqueren,

mit unserem Gott können wir auch die Zukunft unserer Gemeinde hier in der Sürenheide meistern.

Aber er tut es nicht für uns – wenn wir nicht losgehen, wenn wir nicht anfangen, verrecken wir in der Wüste unserer Glaubensunfähigkeit.

Und unser Gott gibt uns die Kraft, er gibt uns das Brot vom Himmel, das uns den Willen und den Glauben geben kann sein Reich hier zu gestalten und zu bauen –

wenn wir das wollen, und dann möchte ich gerne mit Ihnen und mit allen, die diesen Glauben haben, unsere Kirche neu gestalten.

Amen – mit Gottes Hilfe will ich das!

FEST DER HL. FAMILIE 2015

Fest der Hl. Familie 2015

Liebe Schwestern und Brüder der weltweiten Christenfamilie.

Wieder war die Kirche beim Krippengottesdienst randvoll. Dieses Mal hatten wir ein Jesuskind aus Afrika. Es ist schon länger her, nachmittags in der Kirche, am Ende der Krippenfeier. Die Kirche war genau so voll, viele Eltern, Omas und Opas mit ihren Kindern. Am Schluss durften alle Kinder wie immer noch zur Krippe, unser lebendiges Jesuskind anschauen und sich ein kleines Geschenk holen.

Als dann die Kirche schon fast leer war, kam ein kleines Mädchen auf mich zugelaufen, ganz unruhig und besorgt: „Ich finde meine Mama nicht mehr“…

Ich bin mit ihr suchen gegangen, da kam uns schon die Mutter entgegen, noch besorgter. Das Mädchen ist ihr in die Arme gefallen und jetzt konnte sie weinen, die ganze Anspannung, die ganze Verzweiflung des Suchens konnte sich jetzt unter Tränen lösen. Gott sei Dank.

Sehr ähnlich die Erfahrung des heutigen Evangeliums. Da ist ein Junge von etwa zwölf Jahren, Pubertät gab es damals auch schon, ein selbstbewusster Bengel mit auf dem Weg zum Paschafest nach Jerusalem und zurück. Von Nazareth sind das ca. 3 Tage Fußmarsch, den die Menschen zur damaligen Zeit in kleineren oder größeren Pilgergruppen gemeinsam zurücklegten. Es gab sicher keine Straße oder sicheren Radweg – ach und Handys auch nicht.

In Jerusalem selbst war unendlich viel los – kaum Platz in den engen Straßen.

Alle möglichen Leute waren da, auch aus ganz verschiedenen Ländern – kommt mir so aktuell vor.

Wahrscheinlich war das Ganze ein Ereignis, auf das man sich sehr freute und von dem man dann froh war, wenn man es gut hinter sich gebracht hatte, vielleicht wie unser Weihnachten.

Auf dem Rückweg wird man sich wahrscheinlich viel erzählt haben, was soll man sonst auch tun und man war müde und froh, bald zu Hause zu sein.

Jesus war mit seinen Eltern als zur Wallfahrt zum Paschafest unterwegs gewesen.

Und plötzlich merken die Eltern, der Junge ist gar nicht mehr da.

Wo steckt er? Sie fragen nach! Niemand hat ihn gesehen.

Wahrscheinlich hat sich bei Maria und Josef ein Wechsel von Sorge, Angst und Wut abgespielt. Weiß Gott, auch sie hatten es nicht leicht mit diesem Jungen.

Aber es bleibt ihnen nichts übrig, sie müssen ihn suchen und da er in der großen Gruppe nicht zu finden ist, machen sie sich auf den Weg zurück nach Jerusalem. Das war bestimmt nicht lustig.

Drei Tage suchen sie – denken sie mal drüber nach – drei Tage suchen sie ihn und finden ihn dann endlich, im Tempel.

Aus Marias überliefertem Wort klingen dann Erleichterung, Erschöpfung, aber ebenso eine große Enttäuschung und Ärger mit: „Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht“.

Und sie wird das nicht ganz leise zu ihm gesagt haben! Arthur kann das nachvollziehen.

Aber, warum erzählt Lukas diesen kleinen Abschnitt aus dem Leben Jesu?

Ist das so was Besonderes ist das so wichtig?

Ist das ein so wichtiges Ereignis?

Und warum lesen wir diesen Text heute am Fest der Heiligen Familie?

Ich glaube, diese kleine Begebenheit ist schon ein Hinweis, ein Fingerzeig darauf, wie Jesus sein wird und worauf man sich einstellen muss, wenn man sich auf ihn einlässt, nämlich:

Es ist wahrlich nicht so einfach mit diesem Jesus, er bewegt sich immer irgendwie im Grenzbereich, geht Wege und knüpft Beziehungen, tut Dinge, die so nicht üblich waren und sind.

Dieser Jesus ist nie ganz greifbar und nicht nach unseren Maßstäben berechenbar.

Und er selber – er scheint erstaunt zu sein, dass andere ihn als schwierig ansehen: „Hey Leute, wusstet ihr denn nicht…“ ganz schön frech, diese Antwort auf den Vorwurf seiner Mutter.

Ich denke, dieses Evangelium, diese kleine Erzählung aus dem Leben Jesu passt wirklich wunderbar zum heutigen Fest der Heiligen Familie. Da sind Dinge gelaufen, die viele von uns kennen. Ähnliche Erfahrungen haben wir mit unseren Kindern auch gemacht.

Die tun, was sie wollen! Ihre auch?

Jeden Tag erleben wir Ähnliches mit unseren Kindern und jetzt auch schon Enkelkindern.

Gerade in der Familie machen wir oft die Erfahrung, dass Enttäuschung und Liebe, Zorn und Versöhnung, Distanz und Nähe ganz eng beieinander liegen.

Und wenn die Kinder dann älter werden, wenn sie eigene Wege gehen, wenn sie Orte aufsuchen, wo wir sie nicht vermuten würden, wenn sie Beziehungen pflegen, die wir nicht gerne sehen, wenn sie Partner anschleppen, die nicht unseren Vorstellungen entsprechen, am Ende ist es dann doch die oder Richtige. Ja ganz einfach: wenn unsere Kinder langsam – Gott sei Dank – ihr Leben selber in die Hand nehmen und ihren Alltag selber gestalten.
Auch für uns sind unsere Kinder oft nicht mehr greifbar und unsere Vorstellungen und Maßstäbe von dem was gut und sinnvoll ist, lassen sie sich schon gar nicht vorschreiben.

Das bringt Konflikte, das macht Sorgen, das führt manchmal zu Ärger und Streit, zum Vorwurf: Kind, wie kannst du uns das antun…? Wir haben doch …………………!

Das heutige Evangelium ist so menschlich, so nah an uns dran.

Es tut gut sich vorzustellen, dass Maria und Josef unsere Sorgen kennen, dass sie das, was wir erleben und erlebt haben, alles auch mitgemacht haben.

Das heutige Fest der Heiligen Familie kann nur ein Fest aller unserer Familien sein.

Weil sie sich so gleichen – damals wie heute.

Weil es überall so ähnliche Erfahrungen gibt.

Lassen wir uns deshalb heute einfach von der Heiligen Familie Kraft und Hoffnung geben. Wir können oft nicht mehr tun, als einfach da zu sein. Für den Fall ……., ja auch für den Fall!

Bringen wir heute vor diese Familie, vor unsern Gott, alle unsere Sorgen, die kleinen und die großen Sorgen unserer eigenen Familie.

Aus dieser Feier, aus unseren gemeinsamen Gebeten und Liedern heute, möge viel Segen und Kraft erwachsen für unsere Familien.

  • Freude in den alltäglichen Sorgen,
  • Rat in mancher Ratlosigkeit und
  • Geduld in den Krisen, die es auch immer wieder durchzustehen gilt.
  • Freude, wenn wir sie in die Arme nehmen können
  • und immer wieder die Chance der Annahme und Versöhnung

Möge Gott am heutigen Fest der Heiligen Familie all unsere Familien segnen.

Quatsch was ich sage – nicht möge – Er tut es !! Amen