29.Sonn. B -50 Jahre Diakon

29. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr B (Mk 10,42-45)

DANKE Bringfried, dass ich an diesem deinem Festtag heute hier die Predigt halten darf!
Lieber Bringfried mit Bärbel, liebe Stukenbrocker, (Kinder?) liebe Mitbeter hier in St. Johannes Baptist!

Der französische Bischof Jacques Gaillot – ein Rebell unter den Bischöfen, ein Bischof, der auch laut seine Meinung sagt – hat gesagt: „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts!“.

Unsere Kirche dient der Menschheit in dreifacher Weise:
– Indem sie die Frohe Botschaft Gottes immer neu verkündet, damit die Menschen daraus
  Hoffnung schöpfen können.
– Indem sie das Lob Gottes lebendig hält, und Gottesdienst feiert, bald hoffentlich auch in einer
  Sprache, die Jugendliche und Kinder auch verstehen.
– Und unsere Kirche dient der Menschheit, indem sie sich der Armen, der Schwachen und
  Notleidenden annimmt, einmal direkt, aber besonders durch eine Vielzahl ihrer Mitglieder.

Das Lebensmotto der heutigen Zeit scheint aber bei vielen oft zu sein:
„Wer oben ist“ – hat es geschafft. „Wer unten ist“ – ist arm dran.
Und jetzt kommt Jesus, wenn er sagt: „Bei Euch soll es aber nicht so sein!“
OK – alle verstanden? Das ist seine Botschaft:
Nur der ist, aus Jesu Sicht – auf dem Weg nach oben, der dient, der seine Begabungen und Möglichkeiten, sein Essen und sein Geld mit denen teilt, die nicht so viel davon haben.
Ein guter Christ in der Nachfolge Jesu ist der, der nach „unten“ abgibt.

Und das ist das Thema des heutigen Evangeliums und auch des besonderen Festtags, den wir heute hier feiern:
Der Diakon, oder eigentlich müsste man sagen, der: „Erzdiakon“ Bringfried Schubert“, ein „Urgestein“ unter allen Diakonen, der 1971, heute vor 50 Jahren im Paderborner Dom von Kardinal Lorenz Jäger mit 14 anderen Männern zu den ersten Diakonen unserer Diözese geweiht wurde.

15 Männer, die den Ernst des Satzes: „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts!“, erkannt hatten und in der Nachfolge vieler bekannter Diakone und Diakoninnen in unserer frühen Kirchengeschichte, Jesu Christi Botschaft des Dienens, leben und umsetzen wollten.

Und jetzt kommt der zweitwichtigste Satz: Ohne die vorhandenen Ehefrauen und Familien läuft nichts! – ok, das war immer schon so, wenn man verheiratet war, aber bei uns Diakonen ist das in besonderer Weise gegeben, denn nur der gemeinsam getragene und gelebte Glaube, gibt die Kraft, diesen auch zu leben und weiterzugeben, bis an die Ränder unserer Gesellschaft.

Eigentlich wollte und müsste Bringfried natürlich heute im Paderborner Dom dieses Jubiläum verdienterweise mitfeiern, aber das Alter und die Gesundheit setzen einem manchmal auch Grenzen.
Wobei „Prunk, Brokat, Weihrauch und Lobeshymnen“ passen nicht wirklich zu unserem Auftrag.
 
Als Bringfried neulich wiederholt im Krankenhaus lag und ich ihn besuchte, kam gerade auch die Ärztin zur Visite. Sie fragte mich nach meiner fachmännischen Beurteilung: „Was halten sie denn jetzt so von ihm?“ und als ich sagte: “Sein Mund funktioniert schon wieder zu 120%“, stimmte sie mir mit einem Lächeln sofort zu.
Aber diesen Mund, – Bringfried würde sagen: meine „schlesische Schnauze“ -, hat Bringfried auf vielfältigste Art genutzt, sein Lehrerwissen an die Schüler zu vermitteln, und als Diakon Gottes Botschaft weiterzusagen.

Bringfried hat auch mein Leben und das meiner Frau und Familie mitgeprägt als er schon in den frühen 70er Jahren, die Ehevorbereitung im Dekanat neu aufstellte und organisierte.

Natürlich war er in Stukenbrock, unter den frühen Fittichen Pfarrer Peters und später Wolfgang Braun, originär eingesetzt, aber es war seine Stärke, uns Diakone im Diakonenrat zu vertreten und sein Talent und sein Wissen und seine Erfahrungen auch in vielen nachfolgenden Ausbildungskursen weiterzugeben.
Als ehemaliger Ossi aus Eisleben, war es Bringfried ein Herzensanliegen, dass nach der Wende Paderborn und Magdeburg eine Partnerschaft eingingen.
Diese habe wir auch als Diakone lange Zeit mit Hilfe und Leben gefüllt.

Ich glaube nicht, dass du Bringfried, dir alle Taufen, Beerdigungen und Trauungen, Andachten, Predigten und Krankenkommunionen aufgeschrieben hast – sicher auch nicht nötig, denn die vielen Menschen, denen du begegnet bist, werden dieses in bester Erinnerung behalten.

Mir steht es heute auch nicht zu und es entspricht auch nicht unserem diakonalen Auftrag, hier Lobeshymnen zu verbreiten über einen Mann der 100% Einsatz gebracht hat. Bei manchem Lob ist Bärbel sicher auch anderer Meinung – jetzt bist Du dran Bärbel! 😊
Ich glaube, die Stukenbrocker wissen, welche Verdienste sich Diakon Bringfried Schubert, als Lehrer, aber auch für unseren gemeinsamen Glauben, für Jesu Botschaft und für unsern gemeinsamen Auftrag als Christen, erworben hat.

Aber der Auftrag, den wir Diakone vom Bischof erhalten haben, gilt auch für jeden anderen Christen, auch in Stukenbrock und in Verl – in der ganzen Welt.
Christliches Leben, ist zunächst einmal das ganz persönliche Lebenszeugnis der Menschen, die Jesus nachfolgen wollen.
Das sind Menschen, die die Liebe leben.
Die sich für Arme, für Kranke, für Flüchtlinge einsetzen.
Die den Reichtum, in dem wir alle leben – man muss nur mal aufmerksam in die Welt schauen – die diesen Reichtum auch teilen und nicht nur den Überfluss.
Christliches Leben, reicht die Hand immer wieder zur Versöhnung, wenn es sein muss, jeden Tag. Christliches Leben öffnet die Hände, die Augen und Ohren, für die Menschen, die unsere Hilfe brauchen.

OK – Diakone stehen manchmal auch in der vorderen Reihe, bei einer Trauung oder Taufe, aber ohne die Familie, die uns trägt und die den Glauben mit uns lebt, ohne die Gemeinde, die einen annimmt, können wir unsern Dienst weder leisten und vor allem, nicht aushalten.

Das wichtigste Zeugnis, das Jesus von uns erwartet, ist die liebende Gemeinschaft.
Nur gemeinsam können wir bezeugen, dass der Lebensstil Jesu wirklich in der Lage ist, eine Gesellschaft zu erneuern und geschwisterliche, solidarische Beziehungen zu schaffen.

Bringfried hat mit seiner Familie und seiner Johannes Baptist Gemeinde hier, nicht nur viel bewegt – nicht nur hier und in der ganzen Diözese, er hat auch für die Zukunft der Diakone in Deutschland ein Fundament gelebt und erarbeitet, auf dem man gut weiter bauen kann und muss.
Danke Bärbel, danke Bringfried!

Aber eins hast Du nicht geschafft Bringfried, aber dazu braucht es vielleicht noch mehr des Heiligen Geistes in unserer Kirche und vielleicht eines Machtwortes von unserm Gott, denn:
ER,
Der HERR schuf Menschen erst aus Ton,
die Krönung kam – der DIAKON,
die Welt wird wirklich erst gewinnen,
schafft ER auch bald DIAKON – innen.

Halleluja – Amen.

25. Sonntag B 2021 – Wir haben die Wahl!

25. Sonntag – Predigt B 2021 – Wir haben die Wahl!

Liebe Sürenheider, liebe Mitchristen!

Was ist eigentlich los, wenn Elvan Korkmaz und Ralf Brinkhaus morgens gemeinsam vom Laternenpfahl in mein Wohnzimmer grüßen? Jawohl. Es ist Wahlkampf.
Die Straßen sind voller Bilder und Verheißungen, als wären wir auf einem Pilgerweg.
Manches ist hohl, nichtssagend, vieles klingt aber auch religiös besetzt, als würden wir einen Bischof wählen.
Auch das Lächeln der Bewerber ähnelt oft dem der Mutter Maria oder des heiligen Ignatius auf einem Andachtsbild.
Was wollen die von uns – oder auch für sich, was sollen wir glauben, wem können wir Vertrauen schenken?

Wer die Wahl hat – hat die Qual! Wir Wählerinnen und Wähler – wir sind im Moment noch eine stark umworbene Gruppe. Es gibt Kugelschreiber, Luftballons, Papier in Mengen und Lutscher für die Kleinsten und – natürlich Versprechungen ohne Ende.
Wählen zu dürfen und wählen zu gehen, ist ein gutes Gefühl und dafür bin ich sehr dankbar.
Ihr wählt sicher gleich nach dem Gottesdienst, oder habt gestern oder vielleicht per Briefwahl gewählt.
Bundesweit kann man aus über 40 Parteien einen Menschen aussuchen!
Da spüre ich: Ich bin frei. Ich kann entscheiden! Das ist Demokratie! Ich darf mitbestimmen!

OK – Aber wer die Wahl hat, hat manchmal auch die Qual.
Wir sollen entscheiden, wie es in unserer Stadt, in unserem Land zugehen soll in den nächsten vier Jahren. Und auch, wie wir miteinander umgehen.
Männer mit Frauen – Deutsche mit Ausländern.
Auch wie die Religionen zukünftig miteinander umgehen, kann ein Ergebnis der Wahl sein.
Auch, ob mehrheitlich Friede auf der Welt bleibt, kann das Ergebnis sein.

Die verschiedenen christlichen Konfessionen und Kirchen haben auch mit den muslimischen Gläubigen und anderen Glaubensgeschwistern mehrheitlich einen offenen, ehrlichen und hilfreichen Umgang miteinander gefunden.
Das ist ein hohes Gut – eine gute Wahl!

Ja, wir Christen haben die Wahl. Wir können durch unseren Glauben ein Beispiel geben, dass andere ansteckt und ihnen Lust macht mit uns zu singen und zu beten – wir können aber auch unsere Freude verweigern und unerlöst vor uns hinblicken.

Wir Christen haben die Wahl.
Wir können eine Kirche schaffen, die der Zukunft unserer Kinder eine Chance gibt, die Lust macht auf Frohe Botschaft – oder wir zementieren die alten Traditionen mit Worten und Gesten, die nur die Alten verstehen.

Wir Christen haben die Wahl. Wir können uns für die Pfarrgemeinderatswahl im November als begeisterte Christen aufstellen lassen und helfen mit, neue Formen unseres Glaubenslebens zu entdecken und zu gestalten – oder wir warten ab, wie andere unsere Glaubenszukunft gestalten.

Wir haben täglich und tausendfach die Wahl
und damit auch Verantwortung für das Land und Verantwortung für den Menschen neben und mit mir – und sie haben es alle verstanden – diese Verantwortung lässt uns als Christen eigentlich keine Wahl!

Schauen wir doch mal auf Jesus. Auf wen den sonst? Er hat es doch vorgemacht!
Er selbst wählte immer wieder, und nie – nie – Nie wählte er den einfachen Weg!

Wollten die Jünger Jesus mit dem Schwert verteidigen, sagte er:
„Nein! Steck das Schwert weg. Keine Gewalt! Niemand soll in meinem Namen Gewalt erleiden. Gewalt darf nie das Mittel der Wahl sein. Ein friedlicher Weg ist immer möglich. Lieber leide ich selber. Dafür wähle ich sogar eher den eigenen Tod.“

Wir als Christen tragen eine große Verantwortung, müssen wieder neu lernen, selbstbewusst und offensiv und öffentlich für unsere friedvolle, helfende und zukunftstragende und zutiefst frohmachende Glaubensüberzeugung einzustehen – und sie auch leben!

Wir können wählen, ob wir uns in dieser Stadt, in diesem unserem Land im Geist des guten Miteinanders begegnen. Wir können die Worte wählen, mit denen wir unsere Meinung sagen – Und wählen wir sie behutsam und liebevoll.

Wir können wählen, einander liebevoll zu zuhören, versuchen zu verstehen, was der andere sagen will, was ihn bedrückt oder erfreut.

Wir haben die Wahl
als überaus reiche Kirche – als Institution und als Menschen – unseren Reichtum für die Menschen einzusetzen, denen das Wasser bis zum Hals steht, für die, die keine Tränen mehr haben, für die, denen das Dach über dem Kopf explodiert und die hilflos neben den sterbenden Kindern stehen oder – wir können in vergängliche Werte investieren.

Wir haben die Wahl
alte und längst überholte Gewohnheiten, Rituale und Sprachen aufzubrechen und mit dem Menschenfreund Jesus Neuland zu betreten. Und wir werden es spüren: Wir werden ein Vielfaches gewinnen für uns und unsere Kinder, oder – eine Kapelle im pastoralen Raum wird in wenigen Jahren reichen.

Wir haben die Wahl
eine Stadt, ein Land, eine Erde zu erträumen und zu schaffen, wo sich die Menschen freundlich begegnen, einander wertschätzen und unterstützen, wo alle Konfessionen und Religionen miteinander den einen Gott und den Nächsten ehren und einander helfen- .

Wir haben die Wahl
den Menschen, – Jugendlichen und Kindern,- die uns schon verloren scheinen, einen Raum zu geben, der auch Ihnen die Frohe Botschaft erzählt.

Das alles ist möglich.     Mit Gottes Kraft.      Wenn wir auf IHN hören.

Schließlich haben wir einen Herrn und Meister, unsern Freund und Bruder Jesus Christus, der uns sagt:
„Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt.“

Und jetzt kommt die alles entscheidende Frage:

„Nehmen Sie die Wahl an?“

Du sollst nicht ehebrechen!“ Predigt 27.Sonntag B, 3.10.21

Du sollst nicht ehebrechen!“ Predigt 27.Sonntag B, 3.10.21

Na? Wie ging es Ihnen denn eben als ich das Evangelium vorgelesen habe. Als es um die Erlaubnis zum Entlassen aus der Ehe ging?
Schon mal dran gedacht?

Einfach ist das mit unseren Frauen …. – sorry, das hatte ich durchgestrichen. Einfach ist das mit uns Männern ja auch nicht immer.
Mir ging es nicht wirklich gut dabei, als ich die Predigt für heute vorbereitet habe. So viele Familien gingen mir dabei durch den Kopf.
Lieblosigkeit, Fremdgehen, Streit, Alkohol, Gewalt.

Die schlimme Tragik so mancher Familiengeschichte, die ich kenne und Sie könnten das Fass sicher vollmachen, verbietet es mir über jemanden zu urteilen, der sein JA-Wort aus irgendeinem Grund nicht aushalten oder durchhalten konnte.

Ich möchte an diesem Sonntag darüber sprechen, welchen Wert es für Sie, oder für mich, ja sogar für die Welt haben kann, wenn Menschen zu ihrem Eheversprechen stehen.
Wenn sie bei allem Schönen und Erfreulichen, und trotz aller Gefahren, aller Hürden, aller Sorgen und Ängste den Lebensweg gemeinsam gehen.
Wenn sie einander treu bleiben, trotz aller Verlockungen, die alle mal erleben.

Treue – vielleicht ganz schön schwer in unserer Zeit, in der fast jede zweite Ehe geschieden wird. Und ich meine normale, bodenständige Ehen – nicht die aus Gala, Bunte oder Brigitte.

Ich kenne viele Paare, selbst noch bei der Taufe ihrer Kinder, die sehr vorsichtig geworden sind mit dem Treueversprechen auf Ewig.     
Lieber noch eine Option offenhalten?

Trotzdem ist so ein Verhalten unmenschlich, den anderen, oder die andere in der Unsicherheit zu lassen, ohne tiefes Vertrauen in die Beziehung, ohne sichere gemeinsame Zukunft.

Machen sie doch mal die Augen zu, vielleicht auch heute später zu Hause mal und denken sie an den wunderbaren Augenblick, in dem zwei Menschen sich das erste Mal tief in die Augen schauen, dann zunächst erst mal Freunde werden.

Und diese Freundschaft wächst dann zu einem guten, vertrauensvollen Verhältnis.
Welch ein Geschenk, was ist das für eine Freude!
Sollte das nicht besiegelt werden? Fest geschrieben auch mit Gottes Segen?

Ich könnte die bekannten Seligpreisungen hier noch erweitern.
Selig sind die, die der Treue eines Menschen sicher sind.
Selig sind die, die sich der Treue Gottes dazu sicher sind.

Und diese Treue, die sich die Menschen von Gott gewünscht, ja erbetet haben, diese Treue hat unser Gott immer wieder auch in unser Leben gebracht, er hat sich an sein Versprechen gehalten, gestern, heute und bis in Ewigkeit.

Es wird für viele Eheleute große Mühe gekostet haben, immer wieder aufeinander zuzugehen, immer wieder neu zu beginnen – und das sehr oft.
Es ist nicht leicht, den anderen um Verzeihung zu bitten, und das zum x-ten Mal.
Aber wie schön ist das denn!
Wenn wir uns dann immer wieder in die Arme nehmen, wir dürfen dann auch zusammen weinen und dann mit neuer Freude, die Treue wieder neu starten – und das auch aus Verantwortung für den anderen, vielleicht für die gemeinsamen Kinder – ja für ein gemeinsames Leben.

Die Treue der Menschen zueinander und die Treue Gottes zu uns, haben ihre Bewährungszeiten nicht in den schönen und glücklichen Stunden.
Die Treue wackelt in der Krise.
Dann zeigt sich erst, wie man zueinandersteht, ob das Versprechen belastbar ist, ob es wirklich ernst gemeint ist.

Gott hat es uns gezeigt, immer wieder und viele Eheleute zeigen sich das beispielhaft auch.

Da denke ich an viele Menschen, die die goldene Hochzeit feierten, oder sogar die Diamantene.
Neulich habe ich an einem Tag die Kommunion zu einem Ehepaar gebracht, die an dem Tag 70 Jahre verheiratet waren. Und wenn man sie so anschaute, konnte man ahnen, nein – vielleicht sogar sehen, dass aus zweien EINS geworden war.
Ein zutiefst betroffenes Beispiel für mich.        Danke!
So etwas schafft nur echte Liebe, die beide miteinander verbindet und Gott in ihrem Leben einen entscheidenden Platz gegeben hat.

Jesu deutliche Ansage, seine klare Kante zur Ehescheidung, lässt sich nicht schönreden, das ist schon ein echter Stachel, der weh tun kann. Da zeigt sich auch, dass unser Glaube nicht einfach „Wellness“ ist, nicht zum „Nulltarif“ zu bekommen ist.
Jesus fährt an dieser Stelle mit uns Menschen keinen Kuschelkurs – nein – er sagt knallhart:
Das ist alles nur, weil ihr so hartherzig seid!“
Hartherzig ist, wer sich blenden lässt, wer andere am eigenen Schönheits- oder Jugendideal misst – aber selbst lange nicht mehr in den Spiegel geschaut hat.
Lieben heißt auch – mit dem anderen alt zu werden. Nicht die Falten, die fehlenden Haare oder auch nicht die Bauchringe zu zählen.

Den Splitter im Auge des anderen ist leicht zu entdecken, aber selbst in den Spiegel schauen, könnte da Hilfe bringen.

Ein russisches Sprichwort sagt:
Fährst du zur See – so bete einmal.
Ziehst du in den Krieg – so bete zweimal.
Beginnst du eine Ehe – so bete dreimal.

Ich bin sicher, dass das auch heute noch ein heilsames Rezept in der Ehe sein kann, dass Eheleute miteinander – man kann sich an die Hand nehmen – das geht auch im Bett – und dann gemeinsam für das Gelingen ihrer Ehe beten.
Mein Papa sagte uns immer: Geht nie ins Bett, ohne euch wieder zu vertragen. Danke Papa!

Aber das wir sollten auch wissen:
Unser Gott ist mit seiner Treue näher und liebender bei uns, als manche Kirchengesetze und Bestimmungen, die den Menschen sehr weh tun, da wo ein gemeinsames Leben mit dem Partner nicht mehr möglich ist und die Kirche uns die zweite Chance nicht gibt.
Gott gibt sie uns, jeden Tag, jeden Tag und immer wieder!

Danke an alle für ihre gelebte Treue – zueinander – zu Gott – und auch zu unserer Gemeinde hier.

Amen – so soll es sein!

7. So. Jks A – 23. 02.20 – Seine Liebe leben – Mt 5,38-48

7. So im Jahreskreis – 23. Februar 2020 – Seine Liebe leben – Mt 5,38-48
Lasst uns doch mal einen Moment darüber nachdenken: Habe ich selbst eigentlich Feinde?
Ein Moment der Stille

Wirkliche ‚Feinde‘ habe ich nicht und Sie sicher auch nicht.
Aber eins stimmt sicher:
Wir kommen nicht mit allen Menschen gut aus und wir finden bestimmt nicht alle, nett und sympathisch, die uns täglich im Alltag begegnen.

Und das müssen wir auch gar nicht!

Aber, was will Jesus wirklich mit seinen Worten bei uns erreichen? Was ist seine Idee? Was ist sein Plan?

Die Antwort ist eigentlich schnell klar. Jesus will unser Herz erreichen:
Dass wir Menschen – trotz allem – zueinander gut sind, liebevoll, einander helfen.
Dass wir einander annehmen, achten und respektieren.
Dass wir Verzeihung schenken, dem Andern wertschätzend und wohlwollend begegnen.
Dass wir immer mehr das Verbindende suchen, und nicht das, was uns vom anderen Menschen trennt.
Dass wir Menschen einander zutrauen, dass auch in dem Andern ein guter Kern zu finden ist.
Dass wir untereinander immer wieder einen neuen Anfang ermöglichen.

Jesu Worte und seine Ziele – wie wir sie eben gehört haben – sind aber auch so radikal, so grundlegend, dass es einem fast den Atem nehmen kann.

Und darum sagen auch viele Menschen schon im Voraus: „So etwas könnte ich nie schaffen!“
Auch unsere Kirche tut sich oft mit der Verwirklichung dieser geforderten Liebe schwer und scheitert bis heute an ihr immer wieder.

Für die Vergangenheit fällt einem da schnell ein:
Wie unchristlich haben sich Christen verhalten in der Verfolgung von Juden, Hexen oder Ketzern, wie in Kreuzzügen und Glaubenskriegen?
Wie brutal ist unsere Kirche im Mittelalter mit der Missionierung vorgegangen?
Wie geht unsere Kirche um, auch mit Menschen in ihren eigenen Reihen – denken Sie an Drewermann oder Küng?
Denken sie an die vielen hochmotivierten Frauen, die wir so gut gebrauchen könnten.

Jesu Wunsch und unsere Wirklichkeit liegen auch bei uns in Verl, auch hier in der Kirche, oft sehr weit auseinander.
Denken Sie an ihren unfreundlichen Nachbarn.
Denken sie an den Hickhack zwischen den Parteien selbst hier in Verl.
Denken Sie an Ihre Meinung über die vielen Flüchtlinge.

Denken sie an manche kaputt gegangene Freundschaft, manchmal wegen Peanuts.
Denken sie nur an den einen oder anderen Christen hier in der Kirche, ein paar Reihen vor oder hinter ihnen – oder in der gleichen Reihe, sind Ihre Gedanken da immer liebevoll und christlich?

Natürlich frage ich mich auch immer wieder, ob Jesu Botschaft, ob sein Liebesplan für die Menschen, wirklich umsetzbar ist.
Sind seine Forderungen heute nicht absolut weltfremd und überholt?
Warum sollen wir so blöd sein und von unserem Geld was für die verhungernden Kinder im Jemen geben?
Warum sollen wir die Freiheit suchenden Menschen aus dem Mittelmeer retten?
Warum sollen wir die gute Idee der anderen Partei loben, wenn wir selbst nicht drauf gekommen sind.
In vielen Situationen versage ich auch – aber ich bin so dankbar für die Regeln, die Jesus uns für ein gelingendes Leben gegeben hat.

Wohin kämen wir, wenn wir dem Bösen keinen Widerstand entgegensetzten, wenn wir alles tolerieren, nur um Streit zu vermeiden, oder wenn wir nur verzeihen, statt Gerechtigkeit einzufordern?
Würde dadurch nicht derjenige, der Unrecht getan hat auch noch belohnt?

Leute – es ist gut, dass es Jesu Botschaft an uns gibt! Gott sei Dank!
Denn, wohin kämen wir, wenn jeder nur an sich selbst denkt und die Augen verschließt, vor der Not, dem Elend und den Katastrophen auf dieser Erde?
Wohin würden wir und mit uns die Welt abstürzen, wenn es kein Verzeihen und keine Vergebung gäbe und wenn wir Unrecht durch neues Unrecht vergelten würden?
Möchten Sie in so einer Welt leben?

Jesu Barmherzigkeit und seine Liebe, seine Vergebung und sein Verzeihen grenzen manchmal schon an übermenschliches Tun, – ist es manchmal vielleicht für uns auch.
Es ist oft aber für uns die einzige Möglichkeit und darum unbedingt erforderlich, um einem neuen Anfang, und einer liebenswürdigen Erde überhaupt eine Chance zu geben.

Nur wenn wir Menschen uns über alte, oft tiefe Gräben hinweg, neu die Hände reichen, um Vergebung bitten und vor allem Vergebung gewähren, können böse und verletzende Streitereien beendet werden.
Nur wenn Gottes Liebe durch uns in das Miteinander gebracht werden, können Heilungsprozesse geschehen und die Spirale von Gewalt und Gegengewalt, aber auch der Teufelskreis von Schuld und Rache durchbrochen und beendet werden.

Nur wenn wir die Not der anderen im Blick und im Herzen haben, können wir die not-wendigen Schritte unternehmen, damit Gottes Liebe bei allen Menschen ankommt.

Ein Beispiel möchte ich Ihnen zumuten: Sie kennen das Stalag 326 in Stukenbrock – zigtausend Kriegsgefangene aus Russland, elendig gestorben, sind dort beerdigt.

Der deutsche Schriftsteller Werner Bergengruen erzählte Folgendes: Auf meiner Flucht aus Russland kam ich zu Ostern 1919 – hungrig und ausgemergelt – in ein russisches Dorf bei Minsk.
Eine alte Bäuerin sagte zu mir: „Ich habe einen Sohn in deutscher Gefangenschaft, von dem ich nichts höre.
Ich werde jetzt denken, du bist dieser Sohn.“
 
Sie umarmte mich, gab mir ein Bett und beschenkte mich reichlich.

26. 01. 2020 – 3. So. Jks – A – Folgt mir nach!

26. 01. 2020 – 3. So. Jks – A – Folgt mir nach!

Sind Sie in Ihrem Leben schon mal mit dem Auto in einer Sackgasse gelandet?       Und?
Haben Sie dann gewartet, bis sich irgendwas ändert – oder sind sie richtigerweise umgedreht?

Man könnte natürlich auch sagen: „So ein Mist. Was soll der Blödsinn? Hier bin ich doch immer durchgefahren. Mein ganzes Leben schon“. Und dann kommen ihre Beifahrer, Ehefrau und Kinder und machen auch noch schlaue Vorschläge.
Und sie sagen dann: Das lass ich mir nicht gefallen! Hier bleibe ich jetzt stehen, bis dieses Hindernis da weg ist.
Und ihre Mitfahrer – haben die Schnauze voll, steigen aus und gehen ihre eigenen Wege.
Finden sie das jetzt bescheuert, dieses Beispiel?

Dieses Bild lässt sich ohne große Mühe auch auf unsere Kirche und viele pastorale Räume übertragen. Sie sind in eine Sackgasse geraten, aus der sie nicht rauskommen.
Hier ist jetzt nicht klagen, sondern Umkehr angesagt und das ziemlich bald – sonst sind alle weg.

An entscheidender Stelle im Matthäusevangelium heißt es: „Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe!“ Etwas weiter sagt Jesus: „Folgt mir nach!“

Und bei diesen Worten „Umkehr“ und „Folgt mir!“  – Ja, Leute, damit meint Jesus uns – hier und heute, auch in Verl.

Wir, – wir Christen brauchen:
– eine egoismuslose Umkehr in unserm Denken
– eine Umkehr zu mehr Familie in unserm Miteinander
– eine gemeinschaftliche Umkehr beim Tun
– eine Umkehr in den Zielsetzungen unserer Pfarrgemeinden
– eine Umkehr in unseren Diözesen in ihren Strukturen und Gesetzen
– ja, wir brauchen eine Umkehr in unserer ganzen christlichen Kirche.

Viele Christen, auch Priester und Bischöfe merken den falschen Weg erst, wenn sie am Ende der Sackgasse angelangt sind.
Die Not – wendige Umkehr erfordert von uns eine neue Sicht, eine neue Offenheit auf das, was Gott von uns will.
Und das ist schwierig für Traditionalisten und Konservative, denn solche Umkehr fordert Mut.
Mut – Neues zu denken und zu Tun.
Mut die Sackgasse zu verlassen und einen neuen Weg zu fahren, um das richtige Ziel zu erreichen.

Und warum sollen wir das tun?
Papst Franziskus sagt uns: „Ich bitte euch, nicht in der Erlahmung zu verfallen und immer wieder alte Antworten auf neue Fragen zu geben.“
Das ist genau unser Problem.
Daran sterben wir – wir Kirche – im Moment und zwar ganz schnell.
Es ist schon fast eine Form des Unglaubens, wenn wir sagen: „War doch schon immer so!“ Aber – viele spüren das sicher auch – das steckt tief in unseren Knochen, auch bei manchen Priestern und Bischöfen, bis nach Rom.

Also – Sackgasse! Umdrehen ist angesagt!
Aber ganz schön eng diese Straße, da kann es ganz schön klemmen. Da gibt es vielleicht auch Beulen. Aber da müssen wir durch – es geht auf dem alten Weg nicht weiter!

Umdrehen – und wir Christen können das – weil das, wie Jesus sagt, Rezept so einfach ist!
Er gibt uns vor:
Leben – was wir glauben!
Leben – was wir beten!
Leben – was wir hier feiern!
Leben – was wir von Jesus hören!

Bei der nötigen Umkehr, bei der „Nachfolge“, die Jesus meint, geht es vor allem um einen neuen Umgang mit den Menschen.
Umkehr, das ist wirklich glauben an die Worte Jesu.
Das bedeutet: glauben, nicht nur mit frommen Worten und frommen Gesicht, sondern es geht um den ganzen Menschen.
Wir sollen glauben mit unserm Körper, mit unserm Geist, mit unseren Worten und vor allem durch unser Tun.

Was meinen Sie?
Leben wir hier in St. Judas Thaddäus, hier in Verl, so wie Jesus es gewünscht und uns vorgelebt hat – als er sagte „Folgt mir nach!“

Nehmen die vielen Kinder, Jugendlichen und jungen Familien, die nicht, oder nicht mehr zu uns kommen, nehmen die uns so wahr, sehen die uns das an, spüren die Gottes Liebe – durch unser Tun?

Unsere Aufgabe als Kirche, als Getaufte, als Christen, als Berufene, und das ist jeder von uns hier, unsere Aufgabe ist es Not-leidende, Geflüchtete, Kranke, Hilf – lose, Arme, Traurige, Einsame zu suchen, auf sie zuzugehen und ihnen zuzuhören, nicht nur mit Ohren, sondern auch mit dem Herzen.
Ja – Hören, Zuhören, ist ein Werk der Barmherzigkeit – und danach kommt das Tun in unserm Leben – als Konsequenz.

Unsere not-wendige Umkehr hat mit unserer Neubesinnung auf Jesus Christus zu tun.
Umkehr hat mit Liebe und Hilfsbereitschaft zu tun.
Umkehr hat mit Glaub-würdigkeit und Ehrlichkeit des gelebten Glaubens zu tun.

 „Folgt mir nach!“ haben wir heute von Jesus im Evangelium gehört – und damit meint er „Kehrt um!“

Wir, auch hier in der Sürenheide müssen endlich zeigen und leben, zu welcher Liebe und Hoffnung und Tun wir durch unsern Gott berufen sind.

Es geht langsam, nein es geht schnell – um alles – oder nichts!

Aber Aufgeben in der Sackgasse –
das ist genau das Gegenteil der Frohen Botschaft Jesu Christi!

GAUDETE 3. ADVENT – The big Jesusdeal -15. 12. 2019 –

GAUDETE 3. ADVENT – The big Jesusdeal -15. 12. 2019 –  

Natürlich weiß ich auch nicht wie Jesus ausgesehen hat. So auf Bildern – von Menschen, die ihn nie gesehen haben – hat er meistens dunkle Haare und einen dunklen Bart.
Dennoch glaube ich fast, dass dieser  rotblond Verrückte aus Amerika – mit ihm verwandt ist.
Jeden Tag fast, hört man doch von ihm: „I did a big deal!“ „Wieder ein großer Deal für Amerika. Amerika first!“

Das meine ich mit verwandt.
Jesus hat mit uns auch einen Deal gemacht. Einen bessern als Trump.
Kennt ihr den Jesusdeal überhaupt?
„All eure Schuld, all eure Fehler, all den von euch gemachten Mist, kann ich tragen, nehme ich auf meine Schultern.
Und wenn ich am Kreuz sterbe, ist alles bereinigt, alles wieder gut.
Für die Menschen von früher und für die Menschen in alle Zukunft.
Und wenn ich dann beim Vater bin, warte ich auf jeden von euch – mit offenen Armen.
Das ist mein Deal.
Dann werden Blinde sehen, Lahme gehen, Tote stehen auf und der Kleinste im Himmelreich wird größer sein als mein treuer Bote Johannes“.
   
– Wow – das ist mal ein richtiger Deal!

Versteht Ihr jetzt, warum Paulus sagt: „Freut Euch! Immer wieder sage ich Euch „Freuet Euch!“

Habt Ihr nie gehört den Satz?
Ist Euch das so egal, was in der Bibel steht?
Ach so! Ihr glaubt das nicht wirklich, was Jesus sagt.
Ihr glaubt das nicht wirklich, was die Apostel sagen.
Ihr meint: Lieber nicht freuen, lieber gebückt und ein Gesicht, wie ein Sünder?

Warum seid Ihr dann hier? So als Versicherung – vorsichtshalber – man weiß ja nie?
Oder weil die Bischöfe, Rom, die Priester, weil die alle sagen, dass ihr doch immer schön kommen sollt?
Weiß Gott, wo wir später sonst noch landen – ich meine nach der Beerdigung?
Fegefeuer oder Hölle? Himmel? – werden wir da oben überhaupt reingelassen?
Nur die Guten kommen doch in den Himmel.

Das ist alles nicht der Deal, den Jesus mit uns Menschen gemacht hat.
Ok, er hat gesagt: „Strengt Euch an. Tut Gutes denen die euch hassen, liebt einander wie ich euch geliebt habe“.

Aber er hat auch gesagt: „Nun kommt doch alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch Freude verschaffen!“
Gott muss schon ganz schön ver – rückt sein, zumindest was unser Denken betrifft, dass er mit uns – auch mit euch – so einen Deal macht.
Aber er ist Gott – er ist unser Gott, der Heiland, auf sie kann man sich verlassen! Immer!

„Freut Euch und abermals sage ich euch, nun freut euch doch endlich!“
Gefühlt 100x hat Jesus auch gesagt: „Fürchtet Euch nicht!“
Meint ihr nicht auch – Wenigstens uns freuen, das sollten wir doch dann schon tun?

Paulus hat es scheinbar damals schon verstanden. Paulus leitet aus seiner Freude an Gott, aus seiner Freude an eine Zukunft mit ihm, eine ganz klare Haltung für diese Welt ab. Er sagt: „Alle Menschen sollen eure Güte und Freundlichkeit erfahren, denn der Herr ist nahe“

Es geht da um eine Lebenshaltung – unsere Lebensgrundhaltung!
Weil wir glauben wollen, und sonst wäre niemand hier von euch, dass Gott uns nahe ist, dass er uns liebt, sollen wir mitten in unserer Welt Spuren von der Zukunft Gottes legen.
Und diese Spuren, Spuren der Freude, Spuren der Liebe sollen wir nicht im stillen Kämmerlein oder im Keller legen, auch nicht hier in der Kirche, nein diese Spuren sollen zu den Menschen führen, zu denen die uns brauchen, unser Wort, unsere Umarmung, unsere Hilfe – ja auch unser Geld.
Wenn wir Jesus im wirklichen Leben begegnen wollen, dann bestimmt nicht beim Singen fröhlicher Lieder mit ernstem Gesicht.
Hier in der Eucharistie, beim Beten, da sagt er uns, was wir tun sollen.
Begegnen können wir ihm aber nur auf der Straße, im Alltag, bei den Sorgen und Ängsten der Menschen – bei den Kranken, beim Nachbarn, ja auch bei den Pennern und den Flüchtlingen.

Da hatte Jesus damals seinen Platz und da ist er auch heute noch zu finden. Jesus hat so viele Menschen froh gemacht. Die Aussätzigen, die Kranken, die Einsamen, die Ehebrecher, und vor allem die Kinder.
Meine Freundin Mutter Teresa sagte: „Lass nie zu, dass du jemandem begegnest, der nicht nach der Begegnung mit dir glücklicher ist.“
Und wenn wir das alles nicht glauben wollen und danach leben wollen, können wir auch zuhause auf dem Sofa die Füße hochlegen und brauchen uns bei dem Mistwetter nicht auf den Weg hier in die Bänke zu machen.

Gottes Deal ist so ein wunderbares Geschenk für uns.

Darum sagt Paulus: „Freut Euch!“ „Noch einmal sage ich Euch, freut euch!“, liebt einander, helft einander, versöhnt euch, teilt euer Brot, besucht die Einsamen, seit mit eurer Freude Vorbild für die Kinder und alle Menschen“.
Auch wir hier haben doch gewonnen, den großen Preis, – einen Platz bei und mit Gott!

In diesen Tagen, wenn wir seine Geburt feiern, da hat er damals den Grundstein gelegt für seinen Deal.
Er ist Mensch geworden für uns, im Stall, im Elend.
Und bei den Menschen ist er auch heute noch.

Danke! – welch ein wunderbarer Gott!
Gaudete! Freut Euch!
Und abermals sage ich Euch: „Freut Euch!“

Predigt 33. So. C – 17. 11. 2019 – Endzeitversicherung

33. So. C – 17. 11. 2019 – Endzeitversicherung

Eine Versicherung, das ist schon was Gutes!
Ich bin ja so dankbar, dass ich immer gute Versicherungen hatte. Ein paar Mal gebraucht bei 4 Kindern, kurz nach dem Führerschein, dann Sturmschaden, Rohrbruch, Abschleppdienst, Glasbruch und natürlich habe ich eine gute Krankenversicherung.
 
Jetzt habe ich gelesen, dass man für 12 Euro sogar eine Ufo-Versicherung abschließen kann, wenn die bei einer Landung in meinem Garten Schaden anrichten.
Ich überlege noch!
Rundherum abgesichert sein, ist schon ne gute Sache, denn wer gut versichert ist, dem kann eigentlich gar nichts mehr passieren.

In allen Religionen und zu allen Zeiten haben Menschen sich eine Versicherung gesucht. Sie haben gebetet oder Opfer gebracht, oder Rituale eingehalten, auch in der kath. Kirche, in der Hoffnung, dadurch schweren Schaden von sich und der Welt abzuhalten.

So auch die Israelis damals, sie lebten mit dem festen Glauben so eine Versicherung abgeschlossen zu haben. Dafür hatten sie ja sogar extra einen Bund mit Gott geschlossen. Und dieser Bund sollte ihnen das Wohlergehen garantieren – wie eine Superlebensversicherung für alle Fälle und alle Zeiten.

Sie hatten sogar eine vorzeigbare Versicherungspolice!
Jawoll – das war nämlich bis zur der Zeit Jesu, der Tempel in Jerusalem. Solange dieser Tempel steht, solange Gott in diesem Tempel mitten unter den Menschen wohnt, solange kann dem Volk Israels gar nichts Böses passieren.
Das war wie eine Vollkasko gegen alles – wenn man auch das Kleingedruckte gelesen hätte!

Und die Israelis hatten es nicht gelesen, hatte nicht mal begriffen, was dieser Vertrag wirklich bedeutet.

Und diesen Menschen das klar zu machen, das war die Aufgabe auch von Jesus in seiner Zeit. Und Jesus kannte sich aus. Das alte Testament – die Thora – war auch sein Glaubensbuch.

Und Jesus kannte auch die Stelle von Jeremia, der sinngemäß schrieb:
„Ihr Menschen – Vertraut nicht den trügerischen Worten, wenn gesagt wird: Wo der Tempel des Herrn ist kann euch nichts passieren! So nicht!
Nur wenn ihr euer Verhalten von Grund auf bessert und euer Tun überdenkt,
wenn ihr euch gerecht verhaltet im Umgang mit dem Nächsten,
wenn ihr die Fremden nicht abweist in euerm Land, sondern ihnen helft,
wenn ihr die Armen und Schwachen nicht unterdrückt,
wenn ihr den Anderen durch Worte und Taten nicht verletzt
und euch nicht andere weltliche Dinge wichtiger sind, als die Worte Gottes,
dann und nur dann will Gott bei euch wohnen hier an diesem Ort,
in dem Land, das ich euren Vätern gegeben habe, für ewige Zeiten.“

Jeremia sagte damals schon den Menschen, dass die Versicherungspolice nicht der schön hergerichtete, teure und vergoldete Tempel sei, auch nicht das regelmäßige Erscheinen zum Gottesdienst und großzügige Geben und Darbringen von Opfern.
Die eigentliche Police war die Bundescharta, die Wegweisung, die Gott seinem Volk mit auf die lebenslange Wanderschaft gegeben hat.
Nämlich – Die Thora, die 5 Bücher Mose, die dem Volk klar machen sollen, wie es sein Leben zusammen mit Gott gestalten soll.

Und jetzt kommt Jesus.
Er setzt noch einen drauf.
Er bringt das Ganze auf den Punkt.
Er sagt: Was schielt ihr immer so auf den Tempel. Glaubt Ihr wirklich, dieser schöne Tempel ist das Wichtigste?

Das ist ein Bau – von Menschenhand, einfach Stein auf Stein und der wird es nicht überleben. Bei dem bleibt kein Stein auf dem andern.

Dieser von euch gebaute und geschmückte Tempel garantiert euch nicht eine ewige Zukunft mit mir.
Haltet Euch an meine Worte!!
Nur so habt ihr die richtige Richtung.
Ich bin der Weg! Was ich sage ist die Wahrheit und ich bringe euch das Leben.

Kapiert Freunde, hier in der Thaddäus Kirche?
Glaube – das ist keine UFO Versicherung!
Das ist nix –  nur schöne Kirche, Sonntags immer frisch geduscht erscheinen und fromm Gebete sprechen!
Das ist das falsche Pferd – sagt Jesus!
Nur äußerliche Dinge, rote, violette oder grüne Gewänder, ein paar Cent in den Kollektenkorb, in der Kirche am liebsten in die letzte Bank und dann ein ernstes Gesicht – und das wars – das alles wird unser Überleben nicht garantieren.
Diese Versicherung ist ne reine Nullnummer.

Wer Jesus nachfolgen will, der findet seine Lebens-Anweisung allein in seiner Botschaft.
Macht euch fest an unserem Gott, sagt er.
Haltet euch an ihn und seinem Beispiel.
Tut das was die Liebe euch eingibt und nicht die Gesetze und das, was euch Ansehen und Lob verschafft.
Nicht euer frommes plappern bringt euch das Leben,
sondern eine lebendige Beziehung zu unserm Gott,
die in euerm Tun auch im Alltag, bei der Arbeit, in der Familie,
im Umgang mit Fremden,
Gottes Liebe spiegelt, lebendig und sichtbar macht.

Solche lebendige ehrliche Beziehung zu unserm Gott,
dieses mit IHM auf du und du sein,
ihn erkennen auch in dem Nächsten,
das ist es, was unserem Leben wirklich Halt geben kann;
einen Halt, der, wie Jesus im heutigen Evangelium deutlich macht uns auch die Kraft geben will, für ihn Zeugnis abzulegen.

Viele Menschen heute, auch in Verl, haben diesen Halt, diesen Glauben an Gott nicht mehr.
Sie lesen nicht in der Bibel, sie wissen vielleicht nicht mal was das ist.

Die einzige Bibel, der sie im Alltag begegnen – DAS SIND WIR!

29. Sonntag C – 20.10. 2019 – LUKAS 18,1‑8

29. Sonntag im Jahreskreis C – 20. Oktober 2019 – LUKAS 18,1‑8
Zurzeit tagt in Rom die Amazonasynode. Es geht dort um die zukünftige und neuzeitliche Entwicklung der katholischen Kirche in Südamerika, aber sicher auch mit Auswirkungen auf den Rest der Welt. Papst Franziskus sagte dort zur Eröffnung: Das Feuer des Glaubens erlischt, wenn es nicht lebendig erhalten wird. Es geht aus, wenn die Asche es bedeckt, wenn alles so bleibt wie es ist! Wenn man sagt, es muss alles so bleiben, wie es ist, wird auch unser Glaube ersticken!“

 Jesus sagt:
            Ich bin gekommen,
            die Sünder zu erlösen.

Er schaut mich an.
Er schaut dich an.
Er schaut uns an.
            Ich bin gekommen,
            die Sünder zu erlösen.

Ich sehe weg.
Du siehst weg.
Wir sehen weg.
            Ich bin gekommen,
            die Sünder zu erlösen.

Ich habe nichts zu bereuen.
Du hast nichts zu bereuen.
Wir haben nichts zu bereuen.
            Jesus sagt:
            Ich bin gegangen,
            denn bei den Gerechten
            habe ich nichts verloren.
   (Roland Breitenbach)

Sind sie nun verunsichert? Gehören Sie auch zu den Gerechten?  oder vielleicht doch zu den Sündern?

Können Sie, können wir, kann ich das eigentlich, – wirklich gerecht leben?
Wo ordnen Sie sich denn hier ein? Haben Sie ihren richtigen Glauben gefunden – ich meine den, mit der Botschaft Jesu? Und leben Sie auch danach? Immer? Alle zufrieden hier?
Gibt es eigentlich im Glauben so etwas wie das Richtige oder das Gute oder auch das Böse oder das Falsche?

Es ist ein ganz schön kantiges und schwieriges Evangelium, das uns an diesem Sonntag zugemutet ist. Das wirklich Richtige oder auch das Recht oder das Gute, scheint den Richter in der Geschichte von Jesus nicht zu interessieren.
Er ist von sich selbst sehr überzeugt – so wie wir? So wie ich?  
Der Richter fürchtet nichts und niemanden.
Vom ersten Eindruck her ist er eher eine unangenehme Persönlichkeit, überheblich, scheinbar unangreifbar und von nichts zu beeindrucken.

Aber dann ist da diese Witwe. Sie will ihr Recht.
Der Richter scheint auch zu wissen, dass sie eigentlich Recht hat – ist ihm sch… egal.
Denn, wer ist die schon? Bloß eine Witwe, – und kein Geld.
Für den Richter ist sie unwichtig, bedeutungslos.
Und doch. Sie ist hartnäckig, wie ein quengelndes Kind, sie beharrt auf ihrem Recht.
Geht ihm sowas auf die Nerven, ist immer wieder da, gibt nicht auf.
Diese Witwe ist absolut unbeeindruckt von der uneingeschränkten Macht dieses Richters.

Und er? – Er bekommt Angst. Er sorgt sich um sein öffentliches Ansehen. Was wird sein, wenn
sie ihm ins Gesicht schlägt. Sein Ansehen wird Schaden nehmen. Nur das nicht! Was denken dann die Leute! Und so verhilft er der Witwe dann doch zu ihrem Recht.
Aber wenn wir das Evangelium auf Gott übertragen, es geht ja schließlich ums Gebet, ist unser Gott hier etwa der ungerechte Richter? Das kann doch wohl nicht sein.

Will Jesus uns hier an diesem Beispiel über unsere gewohnten Meinungen, unsere verstaubten und seit Jahrhunderten gepflegten Einstellungen stolpern lassen?
Gerade in Sachen Religion werden viele Dinge ja zum Gesetz, oder kirchlich zum Dogma, und dadurch zum für alle und alle Zeiten verbindlichen Gesetz gemacht.

Wenn seit Jahrhunderten Gültiges hinterfragt wird oder bekannte Gewohnheiten und uralte Gebräuche verlassen werden, sind viele Menschen zunächst verunsichert und haben Angst.

Evangelien wie heute, können uns aber gerade mit ihrem Gespött, aber auch mit ihrer eigenwilligen Methode, wie die der Witwe, anfragen und aufrütteln.

Und so müssen wir uns alle, in unserer alt und grauhaarig gewordenen Kirche fragen, wie es weiter gehen kann. Wir müssen uns fragen, welches Evangelium würde Jesus uns heute erzählen.  
Ich bin unserm Papst Franziskus sehr dankbar für seine Worte: Wenn man sagt, es muss alles so bleiben, wie es ist, wird auch unser Glaube ersticken!“
Auch in Deutschland haben wir nicht nur unter den Bischöfen die Modernisierungsdiskussion.
Es muss was geschehen in der kath. Kirche, weiter so – geht nicht. War doch toll, letzten Sonntag im Familiengottesdienst, so viele Kinder und junge Familien, strahlende Gesichter, ehrliches Lachen und eine Sprache, die Kinder und jeder verstehen konnte.

Es gibt viele strittige Themen, über die auch die Bischöfe in Rom mit Papst Franziskus diskutieren.

– Was tun gegen den Priestermangel?
– Frauen können keine Priesterinnen werden, nicht mal Diakoninnen.
– Unsere Priester, auch manche Diakone, müssen zölibatär leben, dürfen keine Familie haben.
– Wer einmal in der Ehe scheiterte, kann nicht wieder heiraten und zu den Sakramenten
  zugelassen werden!
– Eine zeitgemäße Sprache in den offiziellen Gottesdiensten, entspricht nicht der Tradition.
– Eine Liebesbeziehung geht nur zwischen Mann und Frau – Homosexualität ist Sünde!
– Evangelische Christen sollen eher nicht an unserer Kommunion teilnehmen und wir bleiben
  besser ihrer Abendmahlfeier fern.
– und es gibt noch viele andere Themen unter denen die Menschen leiden

Glauben Sie auch, dass es in diesen und vielen anderen Punkten dringend Gesprächsbedarf gibt? Lasst uns auch hier in Verl darüber reden, in den Gremien, beim Kirchenkaffee, zuhause – aber unvoreingenommen und liebevoll.
Was ist Jesu Botschaft übersetzt in die heutige Zeit?
Ich glaube, dass Papst Franziskus sonst recht hat. „Unsere Kirche erstickt ihren eigenen, so wertvollen und hilfreichen Glauben“.
Denn Jesu Botschaft, seine Taten und seine Liebe, werden auch heute, 2000 Jahre später noch, dringend gebraucht – aber nicht in Hebräisch, oder griechisch oder Latein, sondern in unserer Sprache und unserer Geschichte.  Und er sucht auch heute Menschen, die offen sind für seine Botschaft – eine Botschaft die richtet – aufrichtet.

Dann haben wir auch wieder die Chance, wie der Evangelist Lukas schreibt „dass der Menschensohn noch Glauben vorfindet, wenn er wiederkommt!“
Und dass er nicht zu uns sagt, wie in der Meditation am Anfang:
„Ich bin wieder gegangen, denn bei den Gerechten, habe ich nichts verloren!“.

24. So. C.„Egal, welchen Scheiß du machst, komm nach Hause, ich helfe Dir!“ Lk 15,1-3.11-32

Es gibt Sätze, die man nie vergisst. Unser Papa sagte zu uns Kindern immer wieder – in emsländischem Deutsch: „Egal, welchen Scheiß du machst, komm nach Hause, ich helfe Dir!“ Hat er auch gemacht.
Solch einen Satz vergisst man sein Leben lang nicht und ich habe ihn unseren Kindern auch immer wieder gesagt. So ein Hilfsangebot ist mit allem Geld dieser Welt nicht aufzuwiegen.
Vor allem dann nicht, wenn man weiß, mit welcher Liebe dieses vom Gegenüber gesagt worden ist.
Nur wer Ähnliches selbst gehört und erlebt hat, wird ahnen können, was solch ein Satz in einem Menschen auslösen kann.
Wer jemals auf solche Worte in seinem Leben gewartet hat oder immer noch darauf wartet, der wird von dem berührt sein, was Lukas in seinem Evangelium vom „Barmherzigen Vater“ erzählt:

„Alle Zöllner und Sünder kamen zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen. Da erzählte Jesus ihnen ein Gleichnis und sagte: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf.
Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land und es ging ihm sehr schlecht. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen und ich komme hier vor Hunger um.
Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner. Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von Weitem kommen und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.
Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand und zieht ihm Schuhe an.
Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern.“

In dieser Erzählung finde ich alles, was für mich zu einem tollen Vater, oder auch Mutter gehört.
Hier lässt der Vater seinem jüngeren Sohn Freiraum, engt ihn nicht ein.
Als er wegwill, teilt er sogar das Vermögen der Familie, auch wenn es schmerzt.
Seinen Sohn ziehen zu lassen, heißt für ihn aber nicht: Die Brücken abzubrechen und ihn für immer abzuschreiben. Wenn er ihn auch aus den Augen verliert, die nicht zu tötende Liebe zu ihm bleibt weiter bestehen.
In seinen Gedanken ist er immer bei ihm und hofft, dass er irgendwann den Weg zurückfindet.
Dieser Vater will sich auch beim Wort nehmen lassen „Egal, was Du machst, komm nach Hause, ich helfe Dir.“
Auch wenn dieser Satz bei Lukas so nicht überliefert ist, er steht unausgesprochen im Raum. Und er wird eingelöst. Der gescheiterte Sohn kehrt zurück und der Vater macht den großen Schritt und kommt ihm entgegen. Jetzt ist nicht Zeit auf und abzurechnen, zu fluchen oder zu schweigen, sondern es ist Augenblick reinster Freude über das Wiederhaben des Kindes. Und es gibt noch eine Steigerung.
Er setzt ihn wieder als Sohn und Erben ein, ohne – hört zu Leute – ohne Bedingungen zu stellen.
Alles soll wieder wie vorher sein, so als hätte es eine traurige Vorgeschichte nie gegeben.
1000-mal gehört und immer wieder rührt diese Liebesgeschichte an. Weil sie zunächst einmal zeigt, dass ausreichend Platz und Zeit sein muss, damit ein Kind sich in Freiheit ausprobieren darf. Und dass Scheitern – auch mehrmals – niemandem zum endgültigen Verhängnis werden muss. Sondern, dass es zumindest bei Gott immer, immer einen Weg zurückgibt.

Viele Menschen, auch Jugendliche, können ein Lied davon singen, was es heißt, wenn Lebensplanungen zerbrechen. Wenn tolle Ideen wie Seifenblasen platzen. Wem heute noch die Welt zu gehören scheint, der kann schon morgen in eine Situation kommen, die dem Schweinehüten des jüngeren Sohnes vergleichbar ist. Hartz 4 annehmen, Knast, obdachlos.
Denn nicht jeder hat, wie in diesem Gleichnis, das Glück so einen Vater, oder auch Partner zu haben, der erst mal sagt: „Egal welchen Mist Du gemacht hast, gut, dass Du wieder da bist, ich helfe Dir“.

Aber unsere Geschichte geht noch weiter. Sie erzählt auch von dem anderen Sohn, der sich mit der Rückkehr des Bruders und der Güte des barmherzigen Vaters um sein Leben betrogen fühlt.

„Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.“
So einen Sohn, wie den zweiten, wünschen sich Eltern. Treu, arbeitsam und pflichtbewusst. Einer, der immer gehorsam ist, der keinen Mist baut, auf den man sich verlassen kann.

Doch dieser Sohn empfindet die Sonderbehandlung des jüngeren Bruders als großes Unrecht. Der Kleine hat Party ohne Ende gemacht, gesoffen und Drogen. Die Nachbarn tratschen heimlich grinsend über die Familie. Und dieses Blag wird jetzt auch noch belohnt.
Seine Vorstellung einer gerechten Welt scheint für den Älteren nicht zu funktionieren.
Sollte das etwa wirklich auch Gottes Gerechtigkeit sein?

Die Gedanken des älteren Sohnes kann ich schon auch ein ganzes Stück verstehen – Sie auch?
Ein gutes, ordentliches und pflichtbewusstes Leben, so wie es sich gehört – voller Einsatz und tüchtiges Lernen, soll in meinen Augen dann natürlich auch belohnt werden, was denn sonst?
Es soll einfach nur gerecht zugehen in der Welt und im Leben, auch für die Anderen, rechts und links, so stelle ich mir das Miteinander jedenfalls schon vor.
Doch komisch – das Evangelium folgt Arthurs menschlich verständlichen Überlegungen nicht, sondern zeigt eine ganz andere Gerechtigkeit, die mir in meinem kleinen Hirn zunächst verschlossen bleibt.
Jesu Botschaft setzt bei dem an, was sich niemand verdienen kann und niemand verdienen muss.
Über jedem Leben steht nämlich die Zusage unseres barmherzigen Gottes, dass bei ihm keiner verloren ist. Egal wie und wie oft er sich von ihm entfernt, oder welchen Fehler er gemacht hat.
Bei Gott gilt nicht die menschliche Messlatte.
Gott zählt nicht wie wir! Gott rechnet nicht wie wir!
Denn unser Gott hat eine Schwäche für alle Menschen – auch für mich und natürlich auch für Euch.

Der Evangelist Lukas hat in diesem Gleichnis die Zerrissenheit, aber auch die große Sehnsucht des Menschen aufgearbeitet.
Wüssten wir sonst nichts über diesen unsern Gott als nur das, was hier beschrieben wird, es würde ausreichen, um zu spüren, mit welchem gigantischem, unbegreifbaren Gegenüber der Mensch es mit Gott zu tun hat.
Nämlich mit einem barmherzigen Gott, der eine liebende Schwäche für den schwach gewordenen Menschen hat. Für den Menschen, der unten angekommen ist, im Sumpf, in der Gülle, so tief, dass es tiefer nicht mehr geht. Und auch für den, der sich vom Leben betrogen und benachteiligt fühlt. Der mit Gott hadert und vielleicht schon verbittert seinen Glauben aufgegeben hat.
Das Gleichnis vom barmherzigen Vater ist ein Zeugnis für großartige Elternliebe, die kein Kind verloren gibt, es immer werthält, ihr Kind zu sein und zu bleiben, was immer auch geschieht.
Vergesse ich nie:
„Egal, welchen Scheiß du machst, komm nach Hause, ich helfe Dir!“
AMEN

PREDIGT – 13. SO. C – 2019 – Lk 9,51-62 – Unsere Nachfolge –

PREDIGT – 13. So. C – 2019 – Lk 9,51-62 – Unsere Nachfolge –
Na, heute Sonntag – alle ruhig und gelassen?
Heute vor der Messe noch schnell aufs Handy geschaut, ob es was Neues gibt?
Alle jetzt ganz konzentriert auf den Gottesdienst und eine gute Predigt von Arthur?

Wenn ich so schaue, bin ich ja älter als die meisten hier, als die Frauen sowie so.
Darum kann ich mich noch gut erinnern, als wir den ersten Fernseher bekamen.
Natürlich Schwarzweiß und nur zwei Programme – später noch ein Regionalprogramm.

Seit auf jedem Balkon oder Dach eine Parabolantenne hängt oder vielleicht sogar ein Kabelanschluss liegt, ist es für viele ungewöhnlich schwer geworden „Fernsehen zu schauen“ und das richtige Programm zu wählen.
Und so „Zappt“ man sich durch alle Programme, von einem Kanal zum andern.
Und manche schauen zwei Stunden Fernsehen, haben aber keinen Film oder keine Show zu Ende geschaut, also eigentlich die Zeit vertrödelt und nichts gesehen.

Das ist wie mit der Maus im Laden:
Einmal lief eine Maus nachts in den Laden. Sie roch all die leckeren Sachen: Butter und Speck und Wurst und Käse und Brot und Kuchen und Schokolade und Nüsse und frische Möhren. Zuerst setzte sie sich auf die Hinterbeine und streckte das Schnäuzchen in die Luft und pfiff vor Freude. Aber womit sollte die anfangen? Sie wollte gerade an einem guten Butterpaket knabbern, da roch es von der einen Seite so gut nach Speck und von der anderen Seite so gut nach Käse! Sie wollte gerade an dem Käse knabbern, da roch es auf der einen Seite so gut nach Wurst und von der anderen Seite roch es so gut nach Schokolade! Sie wollte gerade an der Schokolade knabbern, da roch es von der einen Seite so gut nach Kuchen und von der anderen Seite roch es wieder so gut nach Butter! Die arme Maus lief immer hin und her. Sie wusste und wusste nicht, was sie zuerst fressen sollte. Und auf einmal wurde es hell, und die Leute kamen in den Laden. Sie jagten die Maus nach draußen.Die Maus sagte zu den anderen Mäusen: „Nie mehr gehe ich in den Laden! Wenn man gerade anfangen will zu fressen, wird man weggejagt.

Gehören Sie auch zur großen Mäusefamilie?
Einfach so durchs Leben zappen. Mir das aussuchen was mir passt und wozu ich gerade Bock habe, tun was mir Spaß macht.
Die meisten von uns wissen aber, die Wirklichkeit unseres Lebens sieht anders aus.
Es gibt auch viele Dinge, die keinen Spaß machen: Krankheit, Schmerzen, Kraftlosigkeit, Krisen, Abschied und Sterben, Verbitterung und Verlust.
Alles Entwicklungen, alles Fakten, die wir nicht einfach wegzappen können.
Und so ist das mit unserem christlichen Glauben auch.
So wie ich mit der Fernbedienung mir das Programm aussuche, oder bei Spotify die Musik, die mir gefällt oder auf die ich Lust habe, so suchen manche sich auch im Glauben aus, was ihnen gerade nützt, zappen von einer Ausnahme zur anderen – und alles andere wird ausgeblendet oder als altmodisch abgestempelt.

Bei Festlichkeiten oder besonderen Anlässen zu Gottesdienst gehen, das ist ok. Aber den not-wendigen Kontakt zu unserem Gott und seiner Gemeinschaft suchen – so eng sehen wir das auch nicht.

Wenn wir hin und wieder mal für die Not in der Welt kollektieren, das ist ok, aber unser Geld sollte eigentlich lieber in unserer Gemeinde bleiben, auch das vom Pfarrfest. Mit den verhungernden Kindern im Jemen sind wir, Gott sei Dank nicht verwandt und die sind so weit weg – und Schuld haben sowieso die Iraner und sonstigen Araber.

Die Stadt Verl hat ja Container aufgestellt für die Flüchtlinge. Es regnet nicht rein, ist warm. Klamotten gibt es günstig bei der Caritas und das Geld soll wohl für das Essen reichen. Da brauchen wir uns doch nicht auch noch kümmern. Die meisten sind nicht mal Christen.

Selbstverständlich beten wir vor dem Essen, ok – manchmal, aber bitte nur zuhause – muss ja nicht jeder sehen.

Liebe Nachfolger von Jesus:
Erinnern Sie sich noch an das Evangelium von eben?
Jesus sagt nicht: „Eiert rum wie die Mäuse. Folgt mir nur, wenn es Euch passt. Tut das, was Euch gefällt!“ Jesus macht für jeden von uns eine klare unmissverständliche Ansage: „Folge mir nach!“
Viele wollen das auch gerne tun – aber – vorher wählen sie aus.
Nachfolge ist schon ok, aber, aber, aber, aber …….

Freunde Christi!    Christsein ist keine Sache von Beliebigkeit – Christsein bedeutet sich klar und eindeutig zu entscheiden.
Da wo unsere Nachfolge nur darin besteht nichts Böses zu tun, ist sie von Faulheit kaum zu unterscheiden.

Wer glaubt und ihm nachfolgen will, wählt sein Tun nicht aus wie eine Ferienreise aus dem Katalog oder Internet.
Nein – er lässt sich auf Jesus ein   …… und zwar ohne Wenn und Aber.

Glaube leben ist mehr als das, was mir gerade Spaß macht, oder wozu ich gerade Lust habe.
Gelebter Glaube sind reale Schritte auf dem Weg der Nachfolge – und das mit allen Konsequenzen.

„Ein bisschen nachfolgen“ funktioniert nicht – genau wie ich auch nicht ein bisschen heiraten kann, auch wenn manche das versuchen.

Gottes Liebe und Nachfolge will uns ganz!
Und das ohne Halbheiten, ohne Hintertürchen.
Er schenkt sich uns auch – ganz – total, auch mit unseren Schwächen und Fehlern. Wahnsinn – welch ein Geschenk!

Seit Jahren mache ich Gottesdienst hier im Kindergarten.
Es ist sehr schwer, Worte oder eine Sprache zu finden, die die Kinder von 1 ½ bis 6 Jahren verstehen können.
Darum beginnen wir jeden Gottesdienst mit dem Kreuzzeichen und sagen dabei vereinfacht: „Gott hat mich lieb!“
Das ist für mich zu einem Ohrwurm geworden.

Jeden Morgen sitze ich auf der Bettkante und beginne den Tag: „Gott hat mich lieb!“ Natürlich muss ich auch manchmal schmunzeln und wundere mich über unsern Gott, der mich – Arthur – liebt.
Aber diese seine Zusage gibt mir Mut und Kraft um jeden Tag neu anzufangen und ihm zu folgen.
Lasst es uns doch einmal zusammen versuchen:  + „Gott hat mich lieb“!

Amen