Predigt – 5. So. Ostern 2019, Offenbarung + Joh. 13,31 35-

Predigt – 5. Sonntag der Osterzeit – 19. Mai 2019 –
Es sollte eigentlich eine beispielhafte Liebesgeschichte werden. So wie man sich echte und tiefe und ehrliche Liebe vorstellt.
Das Gefühl, man gehört zusammen, egal was kommt.
Alles Denken und Tun ist geprägt von Hilfsbereitschaft, dem Gefühl – wir haben uns wirklich lieb.
Jetzt nicht wie bei „Traumschiff“ oder sonstigen Kitschfilmen – eine ehrliche echte, dauerhaft haltbare Liebesgeschichte sollte es werden – die Geschichte unserer Kirche.
Daraus geworden ist alles andere als das.

Natürlich gab es tolle Menschen, beispielhafte Leistungen, vorbildliches Leben, zutiefst gelebte Liebe – aber mit den Lieb-losigkeiten unserer Kirche könnte man ein ganzes Lexikon füllen.

Da muss ich jetzt nicht alles aufzählen:
– wie die Bekehrung mit dem Schwert,
– die Realitäten über Folter und Inquisition,
– die düsteren Machenschaften einiger Päpste,
– die Protzbauten und Limousinen mancher Bischöfe,
– die scheinheilig aufgemotzten Kirchen und bis heute –
– tausende geschädigten Kinder und Frauen.
So eine Liebesgeschichte braucht niemand!

Wie sagt Jesus in seinen Worten und in seinen Taten?
Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.
Ist das überhaupt möglich?
Kann das Realität, kann das Alltag bei uns Christen sein oder werden?
Oder ist das nur mein Traum und – natürlich – der Traum von Vielen?
Ein schlechter Traum, der vielleicht gar keine Chancen hat?

Gibt es für so eine Liebesgemeinschaft überhaupt eine Hoffnung?
„Lieben wie er“ ist das nicht eine nicht machbare Zumutung für jeden Menschen?

Ja Freunde, ich glaube „Lieben wie er“, ist wohl die größte Zumutung des Christentums.
Wer nämlich wie Jesus diese Liebe im Leben lebt, muss sich mit seinem ganzen Leben einbringen – ein großer Einsatz, der viel, ja vielleicht alles erfordert und manchmal ohne Wenn und Aber.

„Lieben wie er“
heißt nämlich manchmal auch, dass man zum Weizenkorn werden wird.
Sich selbst loslassen, hintenanstellen, sich verschenken, darauf vertrauen, dass ER da ist, ja am Ende uns das neue Leben schenkt, bei ihm und mit ihm.

„Lieben wie er“ gar nicht so einfach, das ist wirklich nicht leicht. Das ist sicher die größte Prüfung unseres Lebens.

Aber, dieses Gebot Jesu Christi, sein Testament, ist die Kernaussage unseres Glaubens.
Wenn wir das ernst nehmen, dann müssen wir unser Leben und vor allem unser Tun neu in die Hand nehmen.
Wir müssen es neu gestalten und von heute an versuchen diese Liebe zu leben über alle Lieblosigkeit, allen Hass und Neid, über allem Streit hinweg neu leben im Vertrauen, dass er uns an die Hand nimmt und hilft.
Und damit dürfen, ja müssen wir jeden Tag neu beginnen.

Diese Prüfung unserer beispielgebenden Liebe ist schwerer als alle Abi-Klausuren und Führerscheinprüfungen.
Da helfen nicht die Tonnen von produziertem Papier unserer Kirche mit immer neuen Konzepten, da helfen nicht Sprüche und fromme Worte.

Seine, Jesu Prüfung trifft uns voll im Alltag, mitten im Leben.

  • bei der Hand, die wir nicht zur Versöhnung reichen
  • bei dem Getratsche über den Bekannten oder Nachbarn
  • bei den blinden Augen vor der Not anderer Menschen
  • bei dem Einsamen, der auf uns wartet
  • bei den tauben Ohren, beim Geschrei der verhungernden Kinder


In einem neuen modernen Lied heißt es: „Liebe ist nicht nur ein Wort, Liebe, das sind Worte und Taten!“

Jesus kennt uns und er setzt unendlich viel Vertrauen in uns, in jeden von uns.
 
Er traut uns zu, das wir, die wir seinen Namen tragen, nicht nach den Maßstäben dieser Welt handeln.

ER traut uns zu, dass wir, die wir zu ihm gehören, uns an dem orientieren, was er gesagt und getan und uns vorgelebt hat.
ER traut uns zu, dass wir Geduld haben, auch da wo es uns schwer fällt.
ER traut uns zu, dass wir einander ertragen und uns annehmen, auch da wo uns jemand nicht so liegt.
ER traut uns zu, dass wir verzeihen und nicht nur 7 mal, sondern 77 Mal, jedes Mal – ja, und auch da, wo wir nicht schuld sind.

Freunde – daran soll man uns erkennen, nicht mehr: „Wie du mir, so ich dir“, sondern „wie ich euch, so auch ihr untereinander“.
Ganz schön schwer manchmal – da stimmen sie mir sicher alle zu.

Jesus traut uns zu, dass wir lieben, wie er geliebt hat, unabhängig davon

  • ob jemand reich oder arm ist
  • angesehen ist oder verachtet
  • schön gekleidet ist oder ein Penner
  • deutsch spricht oder nigerianisch
  • intelligent ist oder lernbehindert

unabhängig davon, ob wir davon profitieren oder nicht.

Und, wenn es schwer wird?
Wenn wir die Kraft nicht aufbringen können?
Als erstes sind wir gegenseitig gefragt, uns zu helfen, zu unterstützen, auch zu erinnern – an seine Liebe!


Dann ist es gut, wenn wir uns unter seinen Regenbogen stellen, seinen Schirm der Liebe, den er über uns ausbreitet.
Und das gibt uns neue Kraft, einen neuen Anfang und wenn es sein muss, jeden Tag neu.


Wenn es schwer wird und wir ihn um Hilfe bitten – er wird uns einen Weg zeigen.
Irgendwie.
Hat er mir schon oft und dann wird er das bei euch auch lange tun – Wenn wir Ohren und Herz öffnen!

Wahr ist – Wenn einer alleine träumt, dann ist das nur ein Traum.

Wenn aber viele gemeinsam träumen und an der Verwirklichung des Traumes auch echt arbeiten, dann ist das der Beginn einer neuen Wirklichkeit, auch einer neuen besseren Wirklichkeit unserer Kirche. Das ist das was Gott will.
Amen

Predigt – Gründonnerstag 2019 – Wenn Füße erzählen –

Predigt – Gründonnerstag 2019 – Wenn Füße erzählen –

Liebe Jüngerinnen und Jünger,
heute beginnen die drei heiligen Tage.
– das letzte Mahl Jesu
– seine Kreuzigung
– seine Auferstehung
Wir brauchen drei ganze Tage, um das Geheimnis der Liebe Gottes zu erzählen und zu feiern.
Ein Wahnsinnsliebe – kaum zu begreifen
Eine Liebe, die aufs Ganze geht und – am Ende alles gewinnt.
Eine Liebe, die durch den Tod hindurch geht und den Tod überwindet.
Eine Liebe, die den Himmel öffnet – für uns  – und somit auch die Erde aufschließt.
Mir fehlen die Worte und das ist selten, wie ich das alles beschreiben soll.

Heute feiern wir das Abendmahl Jesu. Wir treten somit in die Geschichte ein.
Wir sitzen neben den Jüngern Jesu – und erleben Jesus.
Und wenn wir nachher gehen, können wir nicht mehr so tun, als ob wir nicht dabei gewesen wären.
Und – was macht Jesus? Er wäscht als erstes seinen Jüngern die Füße!
Die Jünger liegen auf der Erde, auf Polstern. Vielleicht den Kopf auf den Arm gestützt.
Die Füße, sie sind nackt und ziemlich staubig von dem Weg, den sie gegangen sind.
Die Sandalen liegen daneben.
Alle haben jetzt Ruhe, keiner will weg. Jetzt wird gefeiert.

In einem besseren, in einem guten Haus war es eine Aufgabe der Sklaven, den Herren und den Gästen die Füße zu waschen. Sklaven gehörten nicht an den Tisch.
Der Tisch des Herrn hatte seine Gesetze, ohne was zu sagen, jeder wusste Bescheid.
Wenn sie die Augen zu machen, können sie es auch sehen, – vielleicht sogar riechen.
Füße, viele Füße, unterschiedliche Füße. Daran die Spuren des Alters, daran Spuren der Wege, Spuren von Dreck und Steinen. Sie haben alle schon Hornhaut angesetzt – wie ein Panzer.
Aber die Füße wissen von jeder Delle, von jedem Matsch, von jeder Verletzung können sie ein Lied singen.
Wie beweglich doch so ein trainierter Fuß ist. Leicht, federnd, beschwingt, wenn er zu einem geliebten Menschen geht.
Aber auch hart und schwer, wenn man die ganze Last des Lebens auf seinen Schultern spürt.

Oft kann man von weitem schon sehen, wie der Mensch drauf ist. Man erkennt es an seinem Gang. Füße – sie haben so viel Kraft diese Füße.
Sie können klettern und springen und oft über viele Kilometer laufen.
Wenn es beschwerlich wird, rutscht der Druck in die Zehen, sie krallen sich fest, sie halten das Gleichgewicht.
Wenn ich ganz fest, ganz stabil stehen will, ausruhen oder einfach nur warten will, dann sind es die Hacken, die mich tragen.

Und Jesus wäscht diese Füße – Füße waschen heißt: das Leben waschen und dabei ganz unten anzufangen, an der tiefsten Stelle – im Dreck.
Da wo es keine genialen Gedanken gibt, keinen brillanten Geist, wo es einfach nur schmutzig ist und stinkt.
Füße machen einfach nur Schritte, step by step, Lebensschritte, kleine Schritte, Schritt für Schritt.

Und unser Petrus, scheint ne schön große Klappe zu haben, – ist gar nicht mit mir verwandt – er poltert voll dazwischen. Er hat nix begriffen.
Er versteht die Sprache Jesu nicht, sein Tun, sein Beispiel – was er sagen will.
Mh ?  – Jesus macht hier den Sklaven?

Jesus sitzt, nein, liegt nicht mit am Tisch der Herren!
Bückt sich, macht sich klein, hat sein Festgewand abgelegt.
Geht doch gar nicht – passt überhaupt nicht zu dem Bild, das sich Petrus gemacht hat.
Hier läuft was falsch – sind die Rollen vertauscht, alles ist durcheinander bei diesem Mahl, dass ein Festmahl sein sollte.

Aber, wie sich die Füße der Freunde Jesu jetzt wohl fühlen?
Nicht nur der Staub ist weg.
Es sind die Füße, die sonst ganz unten sind, die im Schatten stehen, die übel riechen,  – die die ganze Liebe spüren – , die von Jesus ausgeht.

Am Anfang habe ich gesagt: Ich weiß gar nicht, wie ich das Ganze beschreiben soll, ………… aber, das habe ich schon gelernt – wer bei Mahl Jesu dabei ist, spuckt keine großen Töne, nimmt sich zurück, wirft sich nicht in Schale, trägt die Nase nicht hoch – schaut aber auf die Füße.

Und Füße erzählen:
– von den alten Menschen, die nur noch langsam gehen können, Schmerzen haben, ihre Füße nicht mehr spüren können ….
– von den Kindern, die mit Leichtigkeit durch die Welt hüpfen, als könnten ihre Füße sie in den Himmel tragen ….
– von den langen, beschwerlichen Strecken der Flüchtlinge, die in Lagern angekommen sind, dort festhängen ….
– Von den Verkäuferinnen, den Serviererinnen und Kellnern, den Krankenschwestern und Altenpflegern, die vom vielen Laufen geschwollene Füße haben ….
– Von den Sportlern, die die ganzen Träume in ihre Füße legen, in Millisekunden und weite Sprünge …..
– Und dann ist da noch der Rollstuhl, der die Füße nicht ersetzen kann und die Prothesen die einspringen müssen ….

Füße können so viel erzählen – von Nähe, von Zuwendung, von Liebe, von Wertschätzung und Achtung. Heute spielen Füße bei Jesus die Hauptrolle – in der Nacht, in der er verraten wurde.

Jesus hat von einem Beispiel gesprochen, das er uns gegeben hat.
Was an diesem Abend passiert, ist gegen alle Spielregeln, gegen alle alten Gesetze und Überlieferungen. –  Was an diesem Abend passiert ist, ist die Messlatte, ist der Auftrag an uns.
„Als er ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt und Platz genommen hatte, sagte er zu ihnen: Begreift ihr, was ich an euch getan habe? Ihr sagt zu mir Meister und Herr, und ihr nennt mich zurecht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen!“
Ja Leute, alles angekommen? – so fängt eine Geschichte an, die eine Fortsetzung sucht – bei uns, in meinem Leben.

Ich freue mich heute besonders und bin unendlich dankbar:
Jesus hat auch meine Füße gewaschen.
– sie sind durch soviel Dreck gegangen
– sie haben sich sooft auch aus dem Staub gemacht
– sie sind sooft im Lebensgestrüpp hängen geblieben
– sie sind sooft falsche Wege gegangen
– und sie sind sooft auch so müde zum weiter gehen

Wir hier sind Freundinnen und Freunde von Jesus:
Und – Jetzt sind wir dran:
Wir müssen nicht immer den guten Anzug anhaben, auch nicht das gute Kostüm und brauchen auch keine renovierte Kirche um Jesus zu treffen.
Eine Schürze steht auch uns gut!

Amen

Predigt 3. Fastensonntag 2019 – Hungertuch – MENSCH, WO BIST DU?

Predigt 3. Fastensonntag 2019 – Hungertuch – MENSCH, WO BIST DU?

MENSCH, WO BIST DU? Hören Sie, wie Gott das schreit? Seine Adern sind angeschwollen, der Schweiß steht ihm auf der Stirn:
MENSCH, WO BIST DU?
Damals hat er das gerufen, im Paradies. Adam und Eva hatten sich versteckt, weil sie gegen seine Weisung gehandelt hatten.
Bis heute hatte Gott immer wieder Anlass zu rufen:
MENSCH, WO BIST DU?
Alle verstecken sich! Die Augen sind zu! Niemand fühlt sich verantwortlich!
Weltweit schmelzen die Gletscher ab, die Meere steigen.
Minderheiten werden ausgegrenzt.
An so vielen Stellen trifft man Gleichgültigkeit und Hass.
Die Kinder verhungern weltweit, weil 5 Euro in der Woche fehlen.
17000 Menschen in 3 Jahren auf der Flucht in die Freiheit im Mittelmeer abgesoffen.
Menschliche Körper explodieren im Terror an allen Ecken.
Wie soll das weitergehen?  Wohin geht diese Reise?

MENSCH, WO BIST DU?

Das will uns das „Hungertuch“ – früher sagte man auch „Schmachtlappen“ sagen.
Es hat seinen Ursprung im Tempelvorhang, der als Erinnerung an die Kreuzigung Jesu aufgehängt wurde und den Menschen jede Ablenkung von ihrer „geistlichen Besinnung“ auf Ostern hin ersparen sollte.
Ein Hungertuch ist nie ein fertiges Bild, sondern will uns „Appetit“ machen um zu entdecken.
MENSCH, WO BIST DU?
Wo stehst DU? Und wofür stehst DU auf? Wer bist DU?
Wo zeigst DU Gesicht und Zivilcourage?

In der Mitte des Bildes sehen wir ein unfertiges Haus. Unser christliches Haus, nicht unsere teuer renovierte Kirche, sondern das gemeinsame Haus aller Christen.
Offen an einer Seite, ungeschützt und verwundbar, ein unbeschränkter, offener Zugang für alle Menschen.
Das „Wo bist DU?“ wird zum „Wo seid IHR“ Menschen?
Wo geht unsere Reise hin?
Wie kann unser Glaube, was kann das, was wir von Jesus Christus hören und versuchen zu leben, wie kann unser Leben und Tun eine neue, eine gute Richtung vorgeben für diese Welt?

Das braune und rauhe im Kreis und außen rum ist Sand, ist Dreck aus Gethsemane. Der Ort, an dem Jesus verraten wurde, an dem die Ostergeschichte angefangen hat.
Einsamkeit für Jesus, Verrat und Versagen der Jünger.
Und was macht Jesus?
Diesen Freundinnen und Freunden, uns Freundinnen und Freunden vertraut er sein Werk an. Wir stehen in seinem Testament – als Haupterben!

Und dieser Ring, der das unfertige Haus umgibt ist der Kern unseres Glaubens. Dieser goldene Ring, der die Mitte umkreist ist die Zusage Gottes, dass seine Liebe allen gilt -allen und jedem – und in besonderer Weise den Ausgegrenzten.
Und diese geheimnisvollen Schriftzeichen, fast nicht zu entziffern.
Aber sie beginnen mit dem Kreuz in rot für Jesus Christus und sie enden mit der 8, dem Zeichen der Unendlichkeit. Aber nicht liegend, nein aufrecht gestellt, als Zeichen, dass Gott aufrechte Menschen geschaffen hat, Menschen, die Verantwortung übernehmen – die vor ihm stehen dürfen – wie es in einem Hochgebet heißt um IHM zu dienen-

Und unten rechts auf dem Bild vor blauem Hintergrund – mitten in unserer Welt -, vielleicht eine Frau oder ein Mann oder beides? Mit ausgebreiteten Armen nimmt diese Person Gottes Botschaft auf und wird vom Hörenden zum Handelnden.
Wofür stehe ich ein?                 Welche Werte lebe ich und gebe sie weiter?

Das war die erste Frage Gottes an den Menschen: MENSCH, WO BIST DU?
Und dann kommt schon seine zweite Frage: Kain, wo ist Dein Bruder Abel?
Beide Fragen Gottes schallen nach bis in die heutige Welt.
Wo stehen wir Gott gegenüber und wo stehen wir im miteinander?
Die Gefahr ist so riesig, dass eine Kultur des Wohlergehens und des unendlichen Wachstums in Deutschland, Europa und einigen anderen Ländern unsensibel machen für die Schreie und Tränen der anderen.
Dass wir nicht spüren, dass wir in einer Seifenblase leben, die zwar schön ist, herrlich schillernde Farben hat, uns aber auch jederzeit um die Ohren fliegen kann.

Am Sinai sagte Jesus: „Ich kenne das Leid der Menschen“.
Dank der Medien kennen auch wir das Leid der Menschen und ihre Schreie und Gottes Botschaft muss heute neu gehört werden und vor allem umgesetzt werden – von uns.
Wir als Christen sind aufgefordert zu Hören und dann zu Handeln mit Kopf, Herz und Hand. Und da müssen wir diskutieren was zu tun ist, ggfs. auch streiten – auch im PGR, was die beste Lösung ist für alle und für unser gemeinsames Haus, das nicht auf Sand gebaut sein soll, das nicht vergoldet sein muss, sondern auf festem Felsen Bestand haben soll.

Vergessen wir nicht:
Unser Gott ist an einem besonderen Ort Mensch geworden, nämlich ganz am Rand, bei den Ausgegrenzten, den Unterdrückten, den Gequälten.
Diese Menschen heute, die alten und die jungen, die Kranken und Fremden, die Reichen und die Hungernden zusammenzuführen zu seinem „Welt-Haus“, das ist Gottes Idee.
Und wir – auch in der Sürenheide – sind eingeladen, gebeten – nein aufgefordert an diesem Auftrag Gottes mitzuarbeiten.
Und unser Haus ist dann ein Haus der offenen Türen.
Und wir müssen durch diese Türen gehen und die Grenzen unserer Pfarrgemeinde überschreiten um dorthin zu gehen, wo es schmutzig und staubig ist, wo Not und Angst zuhause sind, wo unsere Liebe gesucht wird.

So kann ein anderes Haus, ein neuer Himmel und eine neue Erde Wirklichkeit werden.

Hören wir hin, wenn Gott ruft: MENSCH, WO BIST DU?

Lassen wir uns von ihm in den Hintern treten!
Kommen wir in die Gänge und rufen:      „Hier bin ich!“                   „Hier sind wir“!

7. Sonntag C, Lukas 6, 27-38 – Karnevalswoche

PREDIGT 7. Sonntag C, Lukas 6, 27-38 – Karnevalswoche

Ihr lieben Verler Gotteskinder,
ihr Frommen, Lauen, –  manche Sünder,
da sitzt ihr nun ein wenig kühl
in unserm Gotteshausgestühl
und fragt euch wieder mal im Stillen,
ob ich wohl geb den besten Willen
und kann es endlich auch mal schaffen,
dass ihr hier fangt mal an zu lachen.
Ich will es einfach jetzt mal wagen,
doch hinterher soll keiner klagen,
dass er nichts mit nach Haus genommen,
dann – wär er ja umsonst gekommen.

Drum werd ich tun jetzt meine Pflicht
und predige –  fromm – im Gedicht,
sonst pfeift ihr mich vielleicht doch aus
und geht heut früher raus – nach Haus –
oder – was noch mehr mich schreckte –
ihr tut nichts rein in die Kollekte!

So seid gegrüßt hier, Mann und Frau:
„Grüß Gott“ sag ich, und auch „Helau“.
Ich grüße die Gemeindeglieder,
und auch die andern, die schon wieder
in unsere Kirche sind gekommen,
aus Verl und Friedrichsdorf die Frommen,
doch auch die andern die geflohen,
weil Priester von der Kanzel drohen,
und niemand sich zu lächeln traut.
Bleibt hier – die Zeit sei nicht geklaut,
hier dürft ihr lachen, gern auch laut,
denn hier wird fest auf Gott gebaut.

Narren dürfen, – das ist klar,
die Wahrheit sagen – wunderbar!
Narren sollen sich auch trauen
mal öfter auf den Putz zu hauen
in unserer verrückten Welt.
Vielleicht – ist mancher Narr ein Held,
wenn er sich äußert ohne Geld,
wann er nicht mit der Masse schwimmt,
vielmehr sich frech die Freiheit nimmt,
nach seinem Gewissen zu entscheiden
als Christ – inmitten vieler Heiden.

Hört! – solche Narrheit schnell sich findet,
in dem, was Jesus uns verkündet
und was man uns – gut kalkuliert –
als Frohe Botschaft präsentiert:
Da soll dem Mann, der mich geschlagen,
ich nicht einmal die Meinung sagen,
stattdessen still mit frommem Sinn,
die andere Wange halten hin?

Soll den nicht packen, der gesonnen,
an meine Habe ranzukommen?
Der meinen Mantel kriegt zu fassen,
soll ich das Hemd noch überlassen?
Und jedem, der bei mir will borgen,
soll ich mit Geld noch reich versorgen,
ganz gleich ob dieser gute Mann
das Ganze auch zurückzahlen kann?

Wenn das nicht eines Narren Sicht,
dann frag ich euch, was närrisch ist!!
Denn wer sich stellt auf diese Seite,
wird ausgenutzt und ist bald pleite.-
So denken doch normale Menschen,
bei aller Lieb‘ – es gibt auch Grenzen!
Wer hat, dem wird noch mehr gegeben!
So ist’s im ganzen Leben – eben!
Und jeder Kluge rechnet aus,
ob auch genug springt für ihn raus.

Doch, um was Neues zu erreichen
braucht es natürlich solche Zeichen,
die Jesus selbst hat praktiziert
und wie ein Narr, ganz ungeniert,
uns, seinen Kindern, will empfehlen,
um Gottes Reich nicht zu verfehlen.

Damit ihr merkt, wie’s anders geht,
nenn ich ein Beispiel, ganz konkret:
Wozu braucht ihr so viele Kleider
von Kleinemaas und auch vom Schneider,
verschenk ein paar an arme Leut,
dann könnt ihr atmen ganz befreit.
Und wozu braucht ihr acht paar Schuh?
Gebt sechse ab, dann habt ihr Ruh
und habt dabei auch noch den Nutzen,
ihr braucht nur noch zwei Paar zu putzen.

Ihr sollt auch ehrlich überlegen
wem ihr könnt eure Kleidung geben,
die alte, ist doch viel zu enge,
und viel verstaubt vom Rumgehänge,
weil ihr noch meint, durch frommes fasten,
im nächste Frühjahr wird sie passen.
Das schafft ihr nie, drum lasst es sein,
holt aus dem Schrank sie, pack sie ein.
und bring den Sack zur Caritas,
dann habt ihr Platz, und andere Spaß.

Ich geb’s ja zu, ihr lieben Leut,
die Beispiele warn nicht ganz gescheit.
Der Herr möcht eigentlich uns auch sagen,
fangt endlich an, euch zu vertragen.
Welches Vorbild sollen unsere Kinder nehmen,
wenn streitende Menschen sich nicht schämen?
Und Jesus warnt uns vor dem richten
und anderen was an zu dichten.

Drum zeigt ein großes, weites Herz
für euren Nächsten, ohne Scherz
und helft einander in der Not!
Was nehmt ihr mit bei euerm Tod?
Nur das, was ihr habt hier verschenkt
an Lieb‘ und Güte – und bedenkt:
Wenn Christus steht an deiner Tür,
gilt nicht der Satz: „Wie du mir, so ich dir“.
Der Spruch ist alt und längst von gestern,
das müsst ihr wissen, Brüder, Schwestern.
Fangt endlich an, heut und schon hier:
„Wie Gott zu mir, so ich zu dir.“

„Ihr sollt auch eure Feinde lieben
und euch nicht überall bekriegen“,
das sagt der Herr und der hat Recht!
Schau in die Zeitung, wird dir schlecht
vor lauter Terror und Gewalt,
in diesem Kreislauf gibt’s kein Halt.-
Wenn jeder übt Verzicht auf Rache,
dann hätten wir alle mehr zu lachen,
das ganze Jahr, das ganze Leben. –
sagt:  Könnt‘s noch was Schönres geben?

Wenn Nachbarn sich wieder die Hände reichen,
ehemalige Freunde in den sauren Apfel beißen
und die Schuld des anderen in die Tonne treten
und beginnen auch für den Nächsten zu beten,
dann jubeln die Engel, die Erde kann lachen,
nicht lange überlegen – einfach nur machen!

So würde unsre alte Welt
mal wirklich auf den Kopf gestellt,
wenn endlich alle Nationen
begreifen würden die Visionen
von Jesus im Neuem Testament,
– wär Gottes Reich schon jetzt präsent!

Ok, es müssten ohne Hetze,
auch Große achten die Gesetze
dann fänd der Wilde aus den Staaten,
auch einen Platz in Gottes Garten,
oder der Mensch aus der Türkei,
es gibt viel mehr – das sind nur zwei.

Jeder soll bei sich probieren
zu verändern die Manieren.
Stoppt auch, sich wegen nen Pups zu streiten,
auch nicht den Nächsten zu beneiden;
ja manchmal auch das Kunststück wagen,
nicht immer gleich zurückzuschlagen.
Wenn du zuerst machst solchen Schritt,
ziehst du vielleicht auch Andere mit.

Für den, der glaubt, dass Gott ihn liebt,
es eigentlich keine Grenzen gibt.
Wer Liebe hat, kriegt auch die Gnad
von unserm Herrgott in der Tat,
um selbst den Feind als Mensch zu schätzen
und keinen Gegner zu verletzen. –

Drum können wir – und Protestanten,
aus Verl, manch Beter, auch mit Kanten
und auch Muslime aus Irak
mit uns hier beten, und wer mag,
schaut selbst aus Afrika hier rein.
Auch Polen kommen, das ist fein.
So ist Thaddäus – so geht glauben,
wir machen weiter mit offenen Augen,
und packen die schwierige Zukunft an,
wir brauchen da jeden – Frau und Mann.

Drum freun wir uns gleich, wenn die Kinder kommen,
sie lachen so ehrlich, nicht wie wir Frommen,
unsere Zukunft gehört ihnen, und sie werden es schaffen,
mit Gott an der Hand, die Welt schöner zu machen.

Natürlich weiß ich, auch ein Christ
ist nicht vollkommen und macht Mist.
Die Kirche schlägt sich trotzdem wacker:
Sie ist nun mal ein Bioacker,
und der braucht, dass er fruchtbar ist,
von dir und mir – von uns: den Mist.

Im Klartext: Hört es: Groß und Klein:
Du Christ musst nicht vollkommen sein,
Gott wird beim Anblick deiner Schwächen
über dich den Stab nicht brechen.
Schließlich hat er dich gemacht,
so wie du bist, er hat gelacht,
weil du ihm selbst, mit all dem Mist
gefällst, so, wie du einfach bist.

Ich komme nun – weil ich wohl muss,
so langsam zu der Predigt Schluss.
Ich Narr glaub fest, dass weit auf Erden
es könnte noch deutlich besser werden.
Nicht närrisch ist es heut gewesen,
was wir von Jesus konnten lesen.

Ihr Leut, habt doch ein bisschen Mut,
Mut – der einfach nur mehr Gutes tut.
Und glaubt, dass wir gemeinsam es schaffen,
heller und lieber, seine Welt zu machen.

Ganz närrisch möcht‘ zum Schluss ich’s wagen
meinen liebsten Wunsch hier laut zu sagen:
Bleibt Narren – treu – in Gottes Namen,
dann ist es gut und ich sag:
Amen.

 

Predigt Joh. 1,1-18 – Hochzeit zu Kana – 2. 2019 2. Sonntag C

Predigt Joh. 1,1-18 – Hochzeit zu Kana –  2. 2019   2. Sonntag C

Nächstes Jahr haben wir Goldene Hochzeit. Da kommt mir so die gruselige Vorstellung:
Nach zwei Stunden kommt Alexandra Ohlmeyer und flüstert mir ins Ohr:
Sorry Arthur, das war die letzte Flasche, der Wein ist alle!“
 „Unmöglich!“, denke ich verärgert. Eine Mischung von Wut und Scham steigt mir in den Kopf.
Wird nicht so sein! – Nicht bei Ohlmeyer 

Eine Hochzeit und kein Wein mehr!
Das ist auch ein Bild eines leeren, ausgetrockneten Lebens.  –  Wer von uns kennt das nicht manchmal?Der Wein ist ausgegangen: der Wein der Freude, der Wein des Glücks, der Wein des Vertrauens, der Wein der Liebe.
Es fehlt an allem. An Geduld, an Verständnis. Keine Kraft mehr, keine Energie, kein Schwung.
Keine Phantasie und kein Humor. Die Luft ist raus. Leerlauf auf der ganzen Linie, am Ende – einfach platt.
So sehr kann einem der Wein ausgehen, dass man glaubt, es geht nichts mehr!

„Sie haben keinen Wein mehr!“

Wie sehr gilt das auch für uns Christen und sicher auch für Pastöre und Diakone!

Wo ist die Leidenschaft für Gott geblieben?
Wo ist die Begeisterung des Glaubens?
Wo die Freude ein Christ zu sein? Wo ist die Liebe geblieben?
Wo das Glück darüber, Gott zu kennen, ihn an der Seite zu haben?
Und vor allem: von IHM geliebt zu sein?

Wird nicht überall genörgelt und gejammert, kritisiert und lamentiert?
Mit allen Mitteln versuchen der Bischof und die Gremien die Gemeinden aufzumöbeln, pastorale Räume auf Vordermann zu bringen, neue Strukturen zu schaffen. – Am Ende aber kochen wir nur mit Wasser. Vieles ist Flickschusterei. Alle fühlen sich leer, erschöpft, lustlos und ausgebrannt.

Wenn die Krüge unseres Lebens leer sind, wenn unsere Möglichkeiten ausgeschöpft sind, was tun?

Schauen wir auf Maria, diese tolle Frau:
Sie spürt den Mangel.      Sie weiß, was den Menschen fehlt.      Sie hat Mitleid.
Sie hofft und glaubt und fordert auf zum Vertrauen. „Was er euch sagt, das tut!“ –
Und was sagt ER?

„Füllt die Krüge mit Wasser!“

Ich verstehe das so: Füllt die Krüge mit dem, was ihr habt – mit Wasser.
Wasser
steht für das ganz Alltägliche, Nüchterne, Glanzlose.
Wasser steht für das, was unser Leben erhält und für das, worum wir uns Tag für Tag mühen und plagen.

„Füllt die Krüge mit Wasser!“

Gebt doch einfach was ihr habt! Füllt die Krüge damit, nicht halb, nicht knauserig, nein füllt sie ganz, voll. Bis zum Rand sollen wir die Krüge füllen mit dem, was wir haben.
Alles IHM überlassen: Unsere Grenzen, unsere Verwundungen, unsere Fehler und Schwächen, unsere Armseligkeit und unsere nicht erfüllte Hoffnung.

„Füllt die Krüge mit Wasser!“

Vielleicht mit unseren Tränen, mit unseren Ängsten, mit unseren Enttäuschungen, mit unserer Traurigkeit.Gebt alles hinein, was euch belastet, was euch beugt, was euch lähmt und das Leben schwer macht.

Schüttet in sie hinein – in die Krüge – das abgestandene Wasser eurer Mühen und Nöte!
Rein in die Krüge – euren Kummer und euren Schmerz!

Ladet es IHM auf! Bringt alles ihm! Haltet alles ihm hin! „Werft all eure Sorgen auf den Herrn!“ „Und sie füllten die Krüge bis zum Rand.“

Was käme da alles in Bewegung, wenn wir es machten wie die Diener von Kana und tatsächlich anfingen, die Krüge mit unserem Wasser zu füllen!
Was könnten wir alles wegschütten an Lustlosigkeit, an Halbheit, an Engherzigkeit und Erstarrung!

Geben, was wir haben! Ist doch ganz einfach  –   und doch so schwer!

„Füllt die Krüge mit Wasser!“ sagt Jesus.

Und Jesus kann das Leben verwandeln bis in den letzten Winkel hinein,
wo ein Mensch sich ihm öffnet,
wo ein Mensch auf ihn hört,
wo einer tut, was er sagt,
wo jemand seinem Wort und seinem Geist Raum gibt.
Dann beginnt das Leben wieder zu leuchten.
Alles gewinnt eine größere Tiefe und bekommt eine neue Qualität.
Und man schmeckt: SEIN neuer Wein ist besser als der alte, besser als das fade Wasser des oberflächlichen Glücks, dem wir nachjagen.

ER, Jesus bringt Leben, Leben in Fülle. Dafür steht der neue Wein.

Leute: Das ist DIE Lösung:
Daran
wieder glauben. An IHN glauben. Auf IHN hören!
Glauben, dass Gott Macht hat, dass für ihn nichts unmöglich ist.
Glauben, dass er da ist, dass er uns gut ist, dass er uns bedingungslos liebt, unsere Gebrechen heilt und uns die Schuld vergibt.
Glauben, dass wir uns ihm mit ganz viel Vertrauen überlassen dürfen.
Das ist Hochzeit, grüne – silberne – und goldene an einem Stück.
Das ist einfach ……….. Liebe, Freude, Glück!
Wenn unser Gott schenkt, schenkt er in Fülle den neuen Wein, das neue Leben.

Damals in Kana waren es sechshundert Liter. Eine Riesenmenge! Der hl. Hieronymus wurde einmal gefragt: „Haben denn die Hochzeitsgäste die sechshundert Liter wirklich allein getrunken?“ „Nein“, sagte Hieronymus, „wir trinken noch heute davon.“

Ja, wir trinken noch heute davon – auch in VERL.

Und auch das Wunder der Verwandlung passiert heute noch, oft auch ohne Aufsehen und ganz leise:
– Menschen, die am Ende waren, stehen wieder auf.
– Liebe, die erloschen war, brennt wieder.
– Begrabene Hoffnungen fangen an zu keimen und zu blühen.
– Die Hand zur Versöhnung streckt sich endlich aus.
– Trauer wandelt sich in Freude, Angst in Vertrauen, Verzweiflung in Hoffnung.
– Menschen teilen und alte Wunden heilen.
So wird auch unser Leben zu einem begeisterten Hochzeitsfest und unsere Goldhochzeit auch!
Superparty!
Amen

 

 

Predigt 4. Advent 2018 Maria – die Mutter Jesu

Predigt 4. Advent 2018     Maria – die Mutter Jesu

Sie haben doch alle Phantasie! Stellen Sie sich das mal so vor: Da ist eine junge Frau, sie hat einen Freund, sie hat Eltern, sie hat eine Clique mit der sie in die Disco geht. Vielleicht arbeitet sie als Verkäuferin im Elli Markt, oder sie studiert an der Uni. Vielleicht macht sie auch eine Lehre zur Industriekauffrau bei Beckhoff, nichts Besonderes jedenfalls und man trifft sie öfter in der Kirche. Sie führt also ein ganz normales Leben.

Eines Tages spricht sie ein fremder Mann an. Er sagt: „Hi, Maria, du bist ausgesucht worden!“. Sie packt sich an den Kopf und denkt: Will er mich als Kandidatin für „Deutschland sucht den Superstar“ werben? Dass sie erstaunt und erschrocken ist, sieht man ihr an.

„Nein, keine Angst, so ein Quatsch nicht“, beruhigt der Mann. „Gott, hat dich ausgesucht. Ich soll dir seinen Vorschlag überbringen. Gott will, dass du schwanger wirst und ein Kind bekommst, einen Jungen. Er wird später mal ein großer und berühmter Mann werden, er wird die Welt retten“.

„Was ist das für ein Spinner!“ – denkt sich Maria wahrscheinlich. Andererseits ist sie aber irgendwie auch geschmeichelt. Sie will den Typen nicht einfach so wegschicken.
Also verwickelt sie ihn erstmal in ein Gespräch: „Ich und schwanger werden? Wie soll das denn gehen? Ich hab zwar einen Freund, aber der will noch keine Kinder“.

„Kein Problem“, antwortet der Mann, der in Wirklichkeit der Engel Gabriel ist, „Keine Sorge, da wird sich Gott drum kümmern. Der Heilige Geist wird dich schwanger machen, dazu brauchen wir deinen Freund gar nicht. Deshalb werden sie dein Kind später auch Gottes Sohn nennen“.

Maria schüttelt den Kopf und ist immer noch nicht überzeugt. „Ein Kind vom Heiligen Geist?“
so was kann doch kein Mensch glauben, wie soll das denn gehen?

Gabriel versteht die Fragen und Zweifel und versucht es zu erklären: „Denk doch nur an deine alte Tante Elisabeth. Jahrelang hat sie Hormontherapien gemacht, ist von einem Arzt zum andern gegangen und vor ein paar Monaten, als sie die Hoffnung schon ganz aufgegeben hatte und die Hormone längst wieder abgesetzt waren, wurde sie plötzlich doch schwanger. Für Gott ist nämlich nichts unmöglich“.

Liebe Freunde von diesem Gott,
die meisten von uns würden so einem Typen wohl ins Gesicht lachen und den Finger an die Stirn tippen. Würden lächeln und sagen: „Träum weiter du Spinner! So ein Müll. So was gibt’s doch gar nicht“. Wir würden abends unseren Freunden diese bekloppte Geschichte erzählen und uns gemeinsam mit ihnen kaputt lachen.

Und am nächsten Tag würden wir wieder zur Arbeit gehen oder und ……
Kurz und gut, wir würden ein ganz normales Leben führen, nichts fernsehtaugliches, aber wir wären zufrieden.

Maria aber – tut etwas Anderes. Sie überlegt einen Moment. Sie weiß zwar nicht genau warum, aber irgendetwas lässt sie ahnen, da steckt was dahinter!
Hier ist vielleicht tatsächlich von etwas ungeheuer Wichtigem die Rede!
Sie schaut den Engel an und sagt: „Okay, ich mache mit. Wenn Du sagst: Gott will das! Von mir aus kann’s losgehen!“.

Wir alle wissen, wie die Geschichte vor gut 2000 Jahren ausgegangen ist. Wir feiern das Ergebnis dieses Gesprächs jedes Jahr an Weihnachten. Weil Maria, eine junge, bis dahin ganz unauffällige Frau eingewilligt hat, weil sie JA gesagt hat, Gottes Sohn zu gebären. Weil sie dem Engel geglaubt und vertraut hat, kam Jesus auf die Welt, den wir als unseren Erlöser und Retter feiern.

Maria war eine ganz normale Frau. Und ob sie so schön war, wie auf Bildern und Statuen abgebildet, weiß kein Mensch.
Später, nach der Geburt hat Maria dann eine ziemlich eindrucksvolle Karriere in unserer Kirche gemacht. Sie ist sozusagen zu einer Übermutter worden, zu einem Vorbild für alle Frauen und sicher auch für uns Männer.

Dieses Beispiel der Maria von Nazareth zeigt uns – und zwar den Frauen genauso wie uns, den Männern – dass Gott darauf angewiesen ist, dass wir Menschen uns von ihm ansprechen, von ihm befruchten lassen.
Dass wir ihm vertrauen, ja überhaupt etwas mit ihm zu tun haben wollen.
Wenn wir alle immer NEIN sagen, wenn wir weglaufen, wenn wir laufend Ausreden haben, sobald ein Engel uns anspricht, dann kann Gott nicht auf diese Erde kommen, kann sein Heilswirken hier bei uns nicht ankommen.
Genau genommen kann Gott dann überhaupt nichts machen – egal wieviel „Oh Du fröhliche“ wir singen oder in Kollekten Körbe geben.
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Bei der Vorbereitung dieser Predigt habe ich mich immer wieder gefragt:
Was könnten wir alles gebären, was könnten wir zum Leben bringen, wenn wir uns von Gott befruchten ließen, wenn wir auf IHN hören, so, wie Maria es tat?
Wenn wir ehrlich bereit wären, Mütter zu sein – Mütter von Kindern, Mütter von Ideen, Mütter von Projekten, Mütter von Hilfsaktionen oder einfach nur Gesprächspartner für Alte, Flüchtlinge und Kranke. Und nicht nur Mütter – Väter können das auch!

Maria war eine ganz normale Frau, besser ein junges Mädchen. Aber, sie betete im Tempel, glaubte zutiefst an Gott, sie vertraute ihm und seinen Zusagen wirklich.
Maria war eine ganz normale Frau, die sich aber darauf einließ, etwas ganz Außergewöhnliches zu tun und mit sich geschehen zu lassen.

Maria sagte ein klares „JA“, sich von Gott befruchten zu lassen und sein Kind zur Welt zu bringen. Sie sagte nicht: Vielleicht – Mal sehen – vielleicht morgen – Jetzt keine Zeit ………..
So hat sie etwas unerhört Neues zur Welt gebracht. Sie hat mit Jesu Geburt einen neuen Anfang für uns alle ermöglicht. Durch Maria haben wir die Chance bekommen, selber fruchtbar für Gottes Werk zu werden.
Wir können ihr dankbar sein. Wir müssen ihr dankbar sein.
Für das Kind, das sie uns geboren hat, und von dem wir glauben, dass es der Welt und jedem von uns die Erlösung bringt.
Aber auch zutiefst dankbar für das lebendige Beispiel, das sie uns – den Frauen und den Männern – auch hier in Verl gegeben hat.

Jeden Tag, besonders aber in diesen Tagen wartet der Engel auch auf uns!
Gesegnete Weihnachten!

 

Predigt 33. Sonntag B (Mk 13,24-32) „Wochenend und Sonnenschein“

Predigt 33. Sonntag B (Mk 13,24-32)

„Wochenend und Sonnenschein“  (singen) – In dieser Stimmung haben viele gerade in diesem Jahr den Sommer und den Herbst bis in diese Tage verbracht.
Und in kurzer Hose, Kaffee und Kuchen auf dem Tisch, das Bierglas in der Hand sahen wir es im Fernsehen:
böseste Unwetter in Südfrankreich,
absolute Zerstörung durch Stürme und Regen in Südostasien,
Flugzeugabsturz vor Indonesien,
Bergrutsch in der Schweiz,
Massenunfall auf der A2
Brandkatastrophe in Kalifornien und, und, und … ok und Merkel und Seehofer.

Wir alle mussten immer wieder zur Kenntnis nehmen, was uns diese Katastrophen ins Gedächtnis riefen, was wir alle wissen und doch nicht damit rechnen:
„Seht euch also vor, und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist.

Menschen mit zitternden Knien und bleichem Gesicht wurden interviewt, die es gerade noch geschafft hatten dem Drama zu entkommen, oder rein zufällig nicht dabei waren. Sie alle fragten sich: „Was wäre, wenn …“

„Was wäre, wenn …“ das ist zu kurz gefragt, das klingt so, als könnte man diesem „wenn“ entkommen. Eigentlich muss die Frage heißen: „Was ist, wenn…“ Denn einmal ist es bestimmt so weit.
Dem Tod entkommt keiner – und das ist „todsicher“!

Sie kennen vielleicht die Geschichte von dem Lieblingsdiener des Sultans, der ins Gemach seines Herrn stürzte, sich ihm zu Füßen warf und um das schnellste Ross bat: Er müsse nach Basra fliehen. Im Park unten stünde der Tod und strecke seine Hände nach ihm aus. Der Sultan gab ihm das Pferd. Der junge Mann sprengte davon. Der Herrscher begab sich in den Garten und sah den Tod: „Was fällt dir ein, meinen Diener zu bedrohen?“ fuhr er ihn an. „Ich habe ihn nicht bedroht“, antwortete der Tod. „Ich hob nur meine Arme, erstaunt, ihn noch hier zu sehen; denn ich bin in fünf Stunden mit ihm verabredet. Auf dem Markt in Basra.“

Keiner von uns weiß, wann und wo er diese Verabredung hat, aber sicher ist, dass dieses Treffen kommen wird. So sicher, wie auch diese Welt endlich ist und ein Ende haben wird.
Und darum macht es keinen Sinn, die Frage „Was ist, wenn?“ einfach zu verdrängen, sie von sich zu schieben mit dem trügerischen Hinweis, dass das wohl noch einige Jahre Zeit hat, oder sie durch die Stress des Alltags und den Freizeitdruck des Wochenendes einfach zu ignorieren.
Dazu ist die Frage viel zu ernst.
„Was ist, wenn?“

Eltern, die es gut mit ihren Kindern meinen, werden immer wieder einmal nachfragen, ob sie eine wichtige Angelegenheit auch erledigt haben – Schulaufgaben, Termine ….
Genau so erinnert uns die Kirche jedes Jahr um diese Zeit an die Endlichkeit unseres Lebens auf dieser Erde. Sie erinnert an das Treffen mit unserem Schöpfer – nicht um uns Angst zu machen, sondern um uns zu helfen, nicht unvorbereitet in diese Begegnung zu geraten.

Natürlich können die Bilder vom Ende der Welt aus dem heutigen Evangelium uns Angst machen.
Sie können aber auch genauso trösten – und Zuversicht, Neugier und Hoffnung schenken.
Es hängt von unserem Standpunkt, von unserem Blickwinkel ab.

Ist ja ein toller Vergleich mit dem Feigenbaum, den Jesus verwendet.
Super Beispiel:  „Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum:
Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist.

obwohl die meisten von uns, da es ja um die Anzeichen für das Ende der Welt geht, das eher so formulieren würden:
Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum:
Sobald seine Blätter gelb werden und abfallen wisst ihr, dass der Winter nahe ist.

Das kommt sicher unserem Gefühl und unserem Denken näher, weil wir – den Tod eher mit Kälte, mit Winter und Winterschlaf vergleichen.
Nicht umsonst liegen ja unsere Totengedenktage alle jetzt, im Herbst.

Jesus sieht das anders. Er verkündet es mit umgekehrten Vorzeichen:
„Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum: Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist.

Das was Jesus uns verkündet, das Ende unseres irdischen Lebens, bei dem ER mit großer Macht und Herrlichkeit erscheint, ist der Zeitpunkt, an dem das ewige Leben mit aller Kraft durch- und aufbricht und zu strahlen beginnt.

Wir Menschen sind aber nicht immer in Himmelfahrtsstimmung – jedenfalls am liebsten heute noch nicht.
Natürlich haben wir im Glauben auch alle unsere unsicheren Phasen, unsere Fragen, Zweifel – wie Mutter Teresa, wie viele Heilige.
Aber, wenn wir im Glauben seine Nähe spüren, wenn wir mit Christus vertraut sind, mischt sich in diesen Tagen – besonders, wenn wir schon älter sind, oder vielleicht auch krank, auch eine Hoffnung und vielleicht sogar Freude ein.

Eine Hoffnung, dass wir unsern Partner, unsere Eltern und Geschwister, oder in manchen Fällen auch unsere Kinder wiedersehen.
Und diese Hoffnung und Freude – das ist die frohe Botschaft Jesu, die er uns auch heute sagen will.  Gerade im Abschied von dieser Welt, wenn alles düster, kalt und nebulös erscheint, dann bricht für uns ein neuer Frühling an, mit einem Sommer, der Bestand hat bis in Ewigkeit.

Und so ist auch diese Erinnerung an das Sterben, an Abschied und Tod, eigentlich eine Einladung an jeden von uns:
Ein Fest steht vor der Tür!
Ein großes Fest!
Du darfst Dich freuen!
Ich warte auf Dich!
Mach Dich bereit – am besten jetzt!
Freu Dich doch!

Alles wird gut!

 

22. So. Jks. – 2.8.18 – MK 7,1 8.14 15.21 Nach dem Pinkeln vor dem Essen …..

MK 7,1 8.14 15.21 23 Nach dem Pinkeln vor dem Essen …..

Was hat Jesus eigentlich gegen Händewaschen?
Jeder von uns hat doch diesen Spruch gelernt und an die Kinder weitergegeben.
Ich fange an – und sie die zweite Hälfte:
Nach dem Pinkeln vor dem Essen – Händewaschen nicht vergessen!
Ok, alle trauten sich nicht. Egal!
Aber, das ist doch wirklich einsehbar, muss man doch verstehen, oder?
Das ist hygienisch, das ist sinnvoll, dass hält Krankheiten ab.

Also – Die haben doch wirklich Recht die Pharisäer, wenn sie die Jünger kritisieren, oder doch nicht? Natürlich haben sie absolut recht, denn durch Reinigung und Hygiene soll unsere Gesundheit doch erhalten bleiben.

Und das weiß Jesus natürlich auch.
Bei Jesus haben Hygiene oder Unreinheit aber auch noch eine ganz andere Bedeutung.
Jesus meint unser Innerstes, das, was in uns Menschen unrein ist, das wo Schmutz und Gift und Bösartigkeit uns innerlich belasten und vielleicht krank machen,
unsere schlechten Gedanken,
unsere Unehrlichkeit gegenüber uns selbst, gegenüber dem Nächsten oder der Öffentlichkeit.

Das was uns hier in der Seele krank macht und schadet, das meint Jesus – und er meint nicht nur die Pharisäer damals – er meint auch die Pharisäer von heute, er meint jeden von uns.

Hände waschen – da bräuchte man nur ein bisschen Wasser drüber laufen lassen, aber eine reine Seele zu haben, innerlich sauber vor Gott dazustehen, das kostet Kraft und Anstrengung und genau das ist das Ziel, das Jesus uns vermitteln will.
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Toll, dass ihr alle hier seid heute.
Lieber Gott, sind wir vorbildliche Christen. Super! Nur so geht‘s! Weiter so!
Weiter so??

–   Warum tut ihr so, als ob ihr betet und denkt an ganz was anderes?
–   Warum singt ihr ein Loblied auf den Gott, der sogar uns liebt, der uns geschaffen hat, der uns unsere Schuld
vergibt – und man sieht es euch gar nicht an?
–   Was ist mit den Menschen in der Sürenheide, die ihr nicht leiden könnt und über die ihr hinter der Hand nur
dumme Sprüche macht und blöde unnütze Geschichten weitererzählt?
–  Was ist mit den Verwandten und Bekannten oder Nachbarn, denen Ihr nicht die Hand zur Versöhnung reichen
wollt oder kein freundliches Wort mehr schenkt?
–  Warum schmeiße ich meine Kippen im Auto immer aus dem Fenster und beschwere mich laut über die blauen
Müllsäcke am Wideiweg im Graben?
–  Was soll das oft böse Nachgeplapper über Flüchtlinge, die ihr nicht kennt, denen ihr auf der Straße nicht mal
freundlich zunickt oder im Elly Markt und bei Aldi nicht helft?

Jesus sagt: Unrein ist das, was von innen aus dem Menschen herauskommt, nicht die schmutzigen Hände oder der riechende, unrasierte Penner.
Warum versuchen wir immer wieder – Gott auf den Arm zu nehmen – meinen wir wirklich sie merkt das nicht? Sind wir so blöd?

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Wir sind keine Heiligen! Niemand von uns! Unsere bösen Gedanken und unser schlechtes innerliches Tun werden lebenslang bleiben und uns bedrohen.
Sie werden immer eine schmutzige Gefahr sein und uns vielleicht krank machen.
Und da gibt es nur ein Mittel dagegen, dass diese Gefahr kleiner wird und vielleicht sogar fast verschwindet.
Das ist unser, jeden Tag immer wieder neu versuchter und gelebter Glaube an unseren jeden liebenden Gott, und die Kraft der Hilfe seines Geistes.
Daraus entsteht so etwas wie eine Imprägnierung unseres Herzens, eine Mauer, ein Wall, der zunehmend das Böse in Gedanken und Werken abhält und uns schützt.

Das hat Johannes damals nämlich schon versprochen:
Ich taufe mit Wasser, aber da kommt einer und der hat die Lösung, der hat die wirkliche Hilfe,
der tauft euch nämlich mit dem Heiligen Geist.
Und wir sind getauft! Darum kommen wir in die Kirche und bekreuzigen uns mit dem Wasser, symbolisch eine Erneuerung der Taufe, die uns rein gemacht hat, die uns stärkt.
Aber dabei müssen wir uns auch was denken, uns was vornehmen und nicht einfach nur die Fliegen verscheuchen.

Wir, jeder von uns, wir haben so gute Karten, so gute Voraussetzungen, diese unsere vergängliche Welt ein bisschen schöner, heller, liebevoller, friedvoller zu machen.
Alle Kräfte, ja selbst alle finanziellen Mittel, so viele Ideen und Hilfen sind uns dazu gegeben.
Wir müssen es nur tun!   Anfangen!

Der heilige Augustinus sagte: Liebe – und dann tue was du willst!“
„Liebe, und dann tue was du willst“
. Man müsste sich das als Schild umhängen, auf die Stirn schreiben. Damit wir und andere es sehen, jede Stunde.

Das ersetzt das Händewaschen nicht und die Dusche, aber diese von uns geforderte tätige Liebe gegenüber den Mitmenschen und gegenüber uns selbst, die sorgt für die wirkliche Reinheit des Herzens.

Und das setzt zunächst ganz, ganz viel Ehrlichkeit voraus.
Ganz viel Ehrlichkeit, besonders uns selbst gegenüber.

Von jungen Leuten habe ich schon öfters zum Abschied den Gruß gehört: „Bleib sauber!“
Das ist ein Gruß an jeden von uns, der auch von Jesus stammen könnte.

Eine kurze wahre Geschichte zum Schluss.
Ähnliches habe ich vor Jahren mit einer Firmgruppe im Münsteraner Dom erlebt.

In einem Problemstadtteil im Ruhrgebiet wird an einem saukalten Wintertag die heilige Messe gefeiert.
Alle scheinen sehr andächtig zu sein.
Unmittelbar vor der Wandlung kommt ein Betrunkener polternd mit einer Flasche Bier in der Hand in die Kirche um sich aufzuwärmen.
Als der Priester die Hostie erhebt, ruft der Betrunkene laut:
Und Judas, dieses Schwein, hat ihn verraten!
Absolute Stille in der Kirche.
Der Priester erhebt dann den Kelch und der Betrunkene ruft:
Und ich auch!

Predigt 15. Sonntag B, Zeugnistag – Mk 6,7-13

PREDIGT – 15. Sonntag im Jahreskreis – 15. Juli 2018 – MARKUS 6,7‑13

Zeugnistag (Song einspielen R. Mey)
Ich denke, ich muss so zwölf Jahre alt gewesen sein,
Und wieder einmal war es Zeugnistag.
Nur diesmal, dacht‘ ich, bricht das Schulhaus samt Dachgestühl ein,
Als meines weiß und hässlich vor mir lag.
Dabei war‘n meine Hoffnungen keineswegs hoch geschraubt,
Ich war ein fauler Hund und obendrein
Höchst eigenwillig, doch trotzdem hätte ich nie geglaubt,
So ein totaler Versager zu sein.

So, jetzt ist es passiert, dacht‘ ich mir, jetzt ist alles aus,
Nicht einmal eine 4 in Religion.
Oh Mann, mit diesem Zeugnis kommst du besser nicht nach Haus,
Sondern allenfalls zur Fremdenlegion.
Ich zeigt‘ es meinen Eltern nicht und unterschrieb für sie,
Schön bunt, sah nicht schlecht aus, ohne zu prahl‘n!
Ich war vielleicht ‘ne Niete in Deutsch und Biologie,
Dafür konnt‘ ich schon immer ganz gut mal‘n!

Der Zauber kam natürlich schon am nächsten Morgen raus,
Die Fälschung war wohl doch nicht so geschickt.
Der Rektor kam, holte mich schnaubend aus der Klasse raus,
So stand ich da, allein, stumm und geknickt.
Dann ließ er meine Eltern kommen, lehnte sich zurück,
Voll Selbstgerechtigkeit genoss er schon
Die Maulschellen für den Betrüger, das mißrat‘ne Stück,
Diesen Urkundenfälscher, ihren Sohn.

Mein Vater nahm das Zeugnis in die Hand und sah mich an
Und sagte ruhig: „Was mich anbetrifft,
So gibt es nicht die kleinste Spur eines Zweifels daran,
Das ist tatsächlich meine Unterschrift.“
Auch meine Mutter sagte, ja, das sei ihr Namenszug.
Gekritzelt zwar, doch müsse man versteh‘n,
Dass sie vorher zwei große, schwere Einkaufstaschen trug.
Dann sagte sie: „Komm, Junge, lass uns geh‘n.“
Ich hab‘ noch manches langes Jahr auf Schulbänken verlor‘n
Und lernte widerspruchslos vor mich hin
Namen, Tabellen, Theorien von hinten und von vorn,
Daß ich dabei nicht ganz verblödet bin!
Nur eine Lektion hat sich in den Jahr‘n herausgesiebt,
Die eine nur aus dem Haufen Ballast:
Wie gut es tut, zu wissen, dass dir jemand Zuflucht gibt,
Ganz gleich, was du auch ausgefressen hast!

Ich weiß nicht, ob es Rechtens war, dass meine Eltern mich
Da rausholten, und wo bleibt die Moral?
Die Schlauen diskutier‘n, die Besserwisser streiten sich,
Ich weiß es nicht, es ist mir auch egal.
Ich weiß nur eins, ich wünsche allen Kindern auf der Welt,
Und nicht zuletzt natürlich dir, mein Kind,
Wenn‘s brenzlig wird, wenn‘s schiefgeht, wenn die Welt zusammenfällt,
Eltern, die aus diesem Holze sind.

Ich weiß nicht, wie Reinhard Mey an meine, an Arthur Springfelds Lebensgeschichte gekommen ist, die ich eins zu eins genau so erlebt habe.
Ich weiß auch nicht, ob es vor Gericht Bestand hätte, dass mein Vater mich damals gerettet hat.
Ich bin heute ziemlich sicher, dass der Lehrer das auch gemerkt hat und mir eine neue Chance gab.
Natürlich hat Papa hinterher zuhause mich sehr ernst angeschaut und gesagt:
„Das machst Du nie wieder!“
Das genügte – und ich habe es nie wieder gemacht. Eine Lehrstunde für das Leben, auch heute noch nach 60 Jahren.

Der Sohn: ein fauler Hund, schulisch ein Versager, ein Urkundenfälscher, und trotzdem stehen die Eltern weiterhin zu ihm und glauben weiterhin an ihn.
Das ist eigentlich die wichtigste Qualifikation für ein Kind im Leben, wichtiger als schulische Leistung: dass es jemanden gibt, der zu mir steht und an mich glaubt.
Dann ist auch eine Sechs in der Schule nicht mehr so schlimm.

Welche Qualifikationen verlangt Jesus von seinen Aposteln, d.h. von den Menschen, die die Frohe Botschaft verkünden sollen?
Im Evangelium heißt es, er gebot ihnen, nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld“. Es braucht also keine materiellen Voraussetzungen, um Apostel zu sein, keine Mitgift.

Es braucht eigentlich auch keine Schulabschlüsse oder moralischen Voraussetzungen.
Jesus hat ja zum großen Teil ganz einfache Leute berufen.
Apostel Jesu sein kann jeder, egal, wie wenig an Voraussetzungen er mitbringt.
Egal, was er in der Vergangenheit schon alles angestellt hat.
Die entscheidende Qualifikation ist, dass Jesus an ihn glaubt und der Jünger diesen Glauben erwidert.

Sooft habe ich später mit meinen eigenen Kindern oder Enkeln in der Grundschule oder am Gymnasium erlebt, dass sie Theaterstücke oder Musikaufführungen hatten. Der Saal, die Aula war immer voll, großartige Atmosphäre, die Kinder nervös und gespannt. Und alle waren beteiligt, egal welche Noten, egal welche schulischen oder sogar familiären Probleme sie hatten.

Aber auf dem Weg zur Vorführung, den sie über Wochen hin gegangen sind, haben sie gespürt: Ich bin wertvoll auch ohne gute Noten, denn es gibt jemanden, der steht zu mir und glaubt an mich. Und das war nicht immer perfekt!

Aber dieses Empfinden, diesen Glauben haben sie dann weitergegeben an die Menschen, die da waren und sie erlebten.
Apostel, Botschafter Jesu Christi wird man, indem Jesus Christus an uns glaubt und wir an ihn glauben, und andere auf diesen Weg mitnehmen.
Und den einen oder die andere können auch wir anstecken, zum Glauben führen.
Ein Glaube, der das Leben stark macht, der uns Kraft gibt und der uns auch immer wieder aus der Sch …… aus dem Schlamassel des Lebens rausführen kann, weil wir nie alleine sind – nie – auch nicht, wenn wir Mist gemacht haben.

Es macht stolz und froh so einen Gott, aber auch so einen Papa, solche Eltern zu haben.
Gott sei Dank!

Amen

 

PREDIGT 13. Sonntag B – 2018- Talita kum

PREDIGT 13. Sonntag B – 2018- Talita kum

Talita kum – Mädchen steh auf!
Hier in Verl hätte man vielleicht ziemlich platt gesagt: Mach hinne! Oder „Komm in die Pötte!“ oder bei uns in Papenburg „Man tau!“
Aber wozu eigentlich? Was soll passieren? Worum geht’s?
Was will das Evangelium uns eigentlich sagen?
Von einer geheilten Frau?
Einem auferweckten Kind?
Von traurigen Eltern oder schreienden Klagefrauen?

Es wird so viel berichtet in den vier Evangelien, dass wir aufpassen müssen, das Wichtigste nicht aus dem Blick zu verlieren.
Das Wichtigste ist – auch der heutige Text berichtet von davon.
JESUS – ER ist es, der alle Beteiligten dieser Geschichte und im ganzen Evangelium verbindet.

Natürlich macht es Sinn, über dieses Mädchen nachzudenken. Natürlich tut es gut, diese Geschichte auf sich wirken zu lassen. Sie lebt wieder, Freude bei allen!
Aber ich denke, Markus und die anderen Evangelisten, die die Evangelien geschrieben haben, haben sich nicht wirklich für die genauen Umstände oder historische Zusammenhänge interessiert, sie haben geschildert, wie sie Jesus erlebt haben und was ihnen wichtig war.

Natürlich hatten sie noch keine Ahnung, wie die Situationen und die Probleme in der heutigen Zeit sind, schon lange nicht in Rom, nicht in Paderborn und nicht in Verl.

Oder glauben sie, dass bei der Schilderung des Abendmahls, an dem Jesus bestimmt seine Alltagsklamotten anhatte, jemand das römische Messbuch im Blick hatte?

Oder bei der Berufung der Zwölf? Selbst Jesus kannte nicht die Begriffe: Kardinal – Erzbischof – Diakone – Nonnen – Mönche oder Priester? Rabbis gab es damals!
Oder, dass jemand Paragraphen entwickelt, die die vollen Zugangsvoraussetzung zur römisch-katholischen Kirche und dem Empfang der Sakramente regeln?
Im Evangelium geht es um nichts anderes als um Jesus! Und darum heißt das Evangelium auch „Gute Nachricht“ oder auch „Frohe Botschaft“!
ER – Jesus Christus war das Evangelium – was er gesagt, was er getan und vor allem – wie er es getan hat.

Wir halten uns heute in unserer Kirche an so viel überholten Traditionen fest, an so viel historischem Sondermüll, an so viel Volksfrömmigkeit und tagtäglichem Domtrubel, und zwar so, dass ER – JESUS – mit seiner Liebesbotschaft und seiner Liebesanfrage an uns, so manches Mal fast untergeht.

Manchmal glaube ich, wir müssen endlich die Ärmel aufkrempeln und ihn wieder freischaufeln.
Papst Franziskus versucht es auf seine Weise – schauen sie sich mal den Film an über das Leben von Franziskus, läuft nächste Woche noch in Gütersloh im Kino – super Film. Hoffentlich weckt Jesus auch Franziskus noch 3x wieder auf, wenn er gestorben ist.

Liebe Mitfreunde von Jesus, je älter ich werde, je näher ich ihm komme, durch Alter, viele Erlebnisse oder manche Krankheit – vor allem aber durch unendlich viele Begegnungen und Gespräche, frage ich mich, wie es ihm – Jesus –  wohl ginge, wenn wir ihm heute gegenüberständen.
Ihm, der immer den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt gestellt hat, der sich mit den religiösen Führern damals angelegt hat, weil ihm der Mensch wichtiger war, als Sabbat, als Gebote. Der den Tempel aufgeräumt hat von allem was die Beziehung zu Gott stört.
Was sagte er wohl heute den hochstudierten Kirchenrechtlern, oder Herrn Woelki oder Herrn Marx, aber auch Herrn Bedform Strom oder Frau Käßmann, oder auch mir oder Pastor Korsus?

Was würde er unseren Bischöfen sagen, zu zig Seiten Regelwerk, ob man eine Kommunionfeier oder einen Wortgottesdienst feiern darf, wenn am Sonntag kein Priester da ist und wer auf welchem Stuhl sitzen darf?

Wahrscheinlich bekäme er Kopfschmerzen vom Kopfschütteln oder Weinen.
Und vielleicht würde er ganz liebevoll sagen: Freunde, teilt doch das Brot, reicht den Wein und vertraut ganz fest darauf, dass Gott auch da ist, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind.

Oder glaubt irgendjemand, dass ER, der selbst dem Judas das Brot gereicht hat, heute jemand dieses Brot verweigern würde?

Leute – Lasst uns neu von Jesus lernen.
Talita kum!, sagt er zu jedem von uns!
Kommt in die Gänge!
Folgt mir nach!

Das ist sicher oft nicht ganz einfach. Sich an Jesus orientieren, heißt manchmal auch, liebgewordenes über Bord werfen.
Von überholter Geschichte, Regularien, Liedern und Texten sich verabschieden.
Sich auch mal böse in die Nesseln setzen. Ja auch, sich der Kritik aussetzen und Anfeindungen ertragen.

Glaube ist nicht einfach!
Glaube fordert uns jeden Tag und jede Stunde!

Aber gelebter Glaube kann und will diese Welt verändern – liebevoller machen, friedlicher, gottgefälliger – einfach besser.

Talita kum! Helft den Armen!
Talita kum! Gebt Platz den Heimatlosen!
Talita kum! Schenkt ein liebevolles Lächeln den Flüchtlingen!
Talita kum! Geht zu den Kranken und Einsamen!
Talita kum! Gebt denen Speise, die Hunger haben!
Talita kum! Reicht euch endlich die Hand zur Versöhnung!

Steht auf! Steht endlich auf!
Niemand muss am Boden liegen bleiben, sagt Jesus uns. Ich reiche dir doch die Hand. Steh auf!

Das ist nämlich genau der Weg, den Jesus selbst auch gegangen ist, aufstehen – aufertehen, ein Weg, der zum Leben führt, auch zu einem Leben bei Gott.

Schwestern und Brüder in Christus – lasst uns doch diesen Weg gemeinsam gehen, und habt doch keine Angst, Jesus geht doch mit.

TALITA KUM!