3. Sonntag Osterzeit B, Lk 24,35-48, Sie konnten vor Freude nicht glauben

  1. Sonntag der Osterzeit – 15. April 2018 – B – LUKAS 24,35‑48   PREDIGT

Mal ehrlich, hätten Sie das gedacht? – also die Verler, natürlich die Sürenheider besonders, überraschen mich immer wieder. Die sind nämlich schlauer als der Papst! Das ist so!
Sie erinnern sich: Der Papst sagt doch immer, die Christen sollen nicht so griesgrämig und traurig gucken, so als wenn immer Karfreitag wäre.

Nein – das nehmen die Verler – andere auch noch – dem Papst nicht ab. Die tun das nicht!
Sie halten sich an die Bibel.
Haben wir eben gehört: Die Jünger haben sich so gefreut, dass sie nicht glauben konnten! Also dann doch lieber nicht freuen, oder?

Ich denke, sie verstehen meinen Scherz schon – auch wenn sie nicht lachen.
Unser Papst Franziskus hat natürlich recht!

Es war nämlich nicht die Freude, die Schuld war an den Glaubensschwierigkeiten der Jünger, genau so wenig wie es die Trauer war.
Der Freund war tot. Dazu kam sicher eine riesige Angst, die keinen Raum ließ für Hoffnung oder Zuversicht.

Der Grund, dass die Jünger nicht glauben konnten, war nicht die Freude, auch nicht die Angst und nicht die Trauer. Der Grund war einfach die Geschwindigkeit. Alles ging viel zu schnell.

Gerade noch das Mahl gefeiert, dann die Kreuzigung, der Tod, der ganze Schmerz, die Verzweiflung und dann kommen auch noch die Frauen und erzählen, jetzt soll er plötzlich wieder vor ihnen gestanden sein.

So schnell können Menschen nicht umschalten.
Wir brauchen Zeit, damit die Dinge vom Kopf in den Bauch kommen, sich setzen und festigen.
„Gut Ding will Weile haben“, auch und gerade in Glaubensdingen.
Auch Glaube muss wachsen. Gerade der Glaube braucht Zeit.
(Unsere Goldkommunionkinder hatten gut 50 Jahre Zeit, die Freude am Glauben zu lernen und die Weitergabe zu üben. Dass ihr hier seid, zeigt, dass euer Glaube nicht erfolglos war. Strahlt weiter so!(Meine ich jetzt ehrlich))

Das gilt auch für die Menschen um uns herum – unsere Kinder zum Beispiel. Sie werden getauft, bevor sie denken können. Und wenn sie anfangen zu denken, ist der Glaube, wie wir ihn kennen meist noch recht wenig zu spüren.
Glaube muss wachsen können, Glauben braucht Vorbilder, braucht Spuren im Leben, die gedeutet werden. Spuren, die die Eltern und Paten legen. Spuren auch der Freude, die die Kirche lebt und denen die Kinder folgen können. Glauben braucht Erfahrungen – eigene Glaubenserfahrungen – und das braucht Zeit.

Genauso, wie Veränderungen im Glauben Zeit brauchen. Gut, dass es immer wieder Veränderungen gibt.

Seit Jahren haben die gelehrten Theologen, zusammen mit dem jeweiligen Papst die Schwerpunkte des Glaubens neu ausgerichtet und Papst Franziskus sagt das uns in einer liebevollen Sprache, die wir endlich verstehen.
Unser Gott ist kein Gott, der mit Argusaugen wacht, welche Fehler wir machen, um uns dann auf das grausigste zu bestrafen – mit Fegefeuer oder Höllenqualen. Und wir können den Himmel nicht kaufen – und das ist gut so!
Im Mittelpunkt unseres Glaubens steht Gottes Liebe, seine unwiderrufliche Liebe zu uns, zu jedem von uns, die wir weitergeben sollen an die Kinder, an unsere Mitmenschen, an Fremde – und das geht nur mit Freude, ja nur mit ganz viel Freude.
Glaube muss wachsen und da haben wir die Erklär-Pflicht gegenüber unseren Kindern, dass dieser Glaube nicht unser Leben bedroht, sondern uns Freude schenken will – Lebensfreude.
Das können unsere Kinder nur von uns lernen, wenn wir es vormachen und vorleben.
Und das braucht Zeit – viel Zeit – aber auch ganz, ganz viel Freude.

Und Gott gibt uns diese Zeit – er hat unendlich viel Geduld mit uns – braucht er auch!

Martin Luther hat gesagt: „Die Freude ist der Doktorhut des Glaubens!“ , die Krönung und der heilige Augustinus sagte: „Die Seele nährt sich von dem, woran sie sich freut“.
Mit diesem Satz bringt der so wichtige Kirchenvater zum Ausdruck, was wohl jeder von uns aus eigener Erfahrung bestätigen kann: Wir leben von der Freude. Wir brauchen Freude so nötig wie das tägliche Brot. Ohne Freude gehen wir kaputt, ohne Freude ist das Leben nicht auszuhalten.

Und – Unser Gott ist der Garant unserer Freude! Gott will uns durch Jesus Christus froh machen.«  Das durchzieht wie ein roter Faden das Handeln und Reden Jesu im ganzen Neuen Testament, dem Grundgesetz unseres Glaubens.

Wer von anderen links liegen gelassen wurde, wer abgeschrieben war, wer übergangen und übersehen wurde, wer unter seiner Schuld zerbrach oder zerbrochen wurde – Jesus hat ihn wahrgenommen, hat sich auf ihn eingelassen, ist in sein Haus gekommen und hat mit ihm gegessen, ihm vergeben, hat ihn mit Gott in Verbindung gebracht.

Zachäus und Bartimäus, Gelähmte und Selbstgerechte, Ehebrecher und in sich selbst Verschlossene, Jesus machte sie froh. Er schaute sie mit Augen der Liebe an, ließ sich von ihrer Angst und Not berühren.
Er heilte sie, erfüllte ihre Sehnsucht nach Gemeinschaft mit Menschen und mit Gott.

Bei Johannes sagt Jesus: „Ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen“.
Kämpft sie euch zurück diese Freude, gebt sie euren Familien, gebt sie den Kindern – sie warten drauf, lasst eure Freude lebendig werden in euerm Alltag!

Der Bischof ist im Priesterseminar zu Besuch:
„Meine Herren Mitbrüder, – Damen gibt es da noch nicht – Sie müssen, wenn Sie predigen das auch ein wenig mit Ihrem Gesichtsausdruck unterstreichen;
wenn Sie z. B. vom Himmel reden, müssen Sie auch ein strahlendes und fröhliches Gesicht machen.
“Da meldet sich ein Priesteranwärter und fragt:
„Herr Bischof, und wenn ich nun von der Hölle rede?“
Daraufhin der Bischof: „Dann können Sie so bleiben, wie Sie sind!“

5. Sonntag B – Blasiussegen „Ihr sollt ein Segen sein“

  1. Sonntag im Jahreskreis – 4. Februar 2018 – B  – Blasiussegen – Ihr sollt ein Segen sein!“ –

 Eins haben sie schon mal richtiggemacht als sie sich hierhin auf den Weg gemacht haben.
Jeder weiß es: Sich regen bringt Segen!
In meinem ersten Leben war ich ja Krankenpfleger, hab ich echt gerne gemacht. Da wurde ich mal notfallmäßig in die Ambulanz gerufen. Da sitzt ein Mann auf dem Stuhl, mit fast verrenktem Kopf und ruft immer „Aua, aua!“ Was war passiert? Er hatte so einen großen Appetit auf einen Rollmops, dass er den in einem Stück in den Mund gesteckt hat und runterschlucken wollte. Ja – wenn diese kurze Latte da drin nicht gewesen wäre. Der Arzt und ich, wir konnten ihm schnell helfen. Ein paar Tage Halsschmerzen hatte er noch.
Aber die Weisheit daraus?????
Gegen Dummheit hilft auch kein Blasiussegen und Blasiussegen ist kein magischer Voodoo Zauber!
Und eine gesegnete Christopherusplakette im Auto hilft auch nicht, wenn man betrunken Auto fährt. Und der gesegnete Dreikönigsaufkleber an der Haustür hilft auch nicht, wenn niemand im Haus bereit ist, die Hand zur Versöhnung zu reichen.

Am letzten Wochenende war ich in Heidelberg und als ich beim Bäcker Brötchen holte, kam eine Frau in den Laden und sagte laut: Grüß Gott!
Nun ist das Baden-Württemberg und nicht Bayern, und vieles gefällt mir auch nicht an den Bayern, zu mindestens in der Politik, aber dieser Gruß: Grüß Gott! Respekt!
Bei vielen ist ja Gott aus dem Sprachgebrauch längst verschwunden – aber dieses Grüß Gott sollten wir Christen auch bei uns einführen, denn das meint „Gott grüße Dich!“ oder auch „Gott segne Dich!“

Das ist nämlich auch unser Auftrag, den wir in der ersten Lesung heute gehört haben: „Ich will Dich segnen und du sollst ein Segen sein!“ Vorher hat Gott aber zu Abraham gesagt: „Geh fort aus deinem Land!“ „Mach dich auf den Weg!“ „Lass das alte zurück“
Das meint Segen:  „Ich will dich segnen, ich will mit dir sein, aber – mach einen neuen Anfang!“ „Ich bin bei Dir – Du schaffst das!“

Und als Abraham ging, ohne Navi, ohne GPS, durfte er zwar ziemlich spät dann feststellen, dass alles was Gott ihm versprochen hatte, auch stimmte.
Und an der Wirkung und dem Sinn eines Segens hat sich bis heute nichts geändert. Noch heute bedeutet Segen haben und sein, dass mit Gottes Hilfe vieles gut wird. Wenn dieses Gut werden nicht mehr möglich ist, dürfen wir sicher sein, dass seine Hand uns hält oder sein Arm uns trägt.

Und es ist Gottes Wille, dass jeder, nicht nur der Pastor am Ende der Messe oder der Papst beim „Urbi et orbi“ diesen Segen weitergeben kann, ja weitergeben soll: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein“ – sie erinnern sich!
Und wie macht man das? Ganz einfach! Indem ihr den andern anschaut und wenn ihr es besonders lieb meint, dann legt dem andern die Hand auf den Kopf oder zeichnet ein Kreuz auf die Stirn dabei.
Und – liebe Schwestern und Brüder –  segnen, das sind nicht nur Worte oder Gesten. Sie wirken auch!
Segnen heißt auch „gut reden“, über den andern gut reden. Segen heißt: dem andern Gutes wünschen. „Gut, dass es dich gibt“ „Schön, dass du da bist“, „Pass auf Dich auf!“ „Komm gut an!“
Das sind Worte voller Liebe, Worte die gut tun, Worte die helfen.
Und wenn wir, wie Abraham, aus der Freundschaft mit Gott leben, dann bin ich vielleicht sogar schon ein Segen, ohne, dass ich was Besonderes mache.
Denn wer aus der Freundschaft mit Gott lebt, der ist freundlich.
Wer sich die Liebe Gottes gefallen lässt, der ist selbst liebevoll.
Wer vor Gottes Augen Gnade und Barmherzigkeit gefunden hat, der ist selbst auch gnädig und barmherzig.
Das ist frohe Botschaft: Segnen heißt, die Hand auf jemanden legen und sagen, du gehörst trotz allem zu Gott!
Darum kann und darf, ja darum soll jeder segnen.

Jede Mutter und jeder Vater darf – oder soll – seine Kinder segnen. Jeder Mann darf – oder soll – seine Frau und jede Frau darf – oder soll – ihren Mann segnen.
Versuchen sie es doch mal, beim Gute Nacht Kuss oder wenn der andere aus dem Haus geht.

Und sie erinnern sich? Jesus befiehlt seinen Jüngern auch, die zu segnen die ihnen fluchen.

Vor vielen Jahren schon hatte ich mich über eine Person ganz böse geärgert, mit Grund.
Und als ich abends im Bett lag kam das wieder hoch und plötzlich kam der Gedanke: Für den hast du auch noch nie gebetet.
Und von dem Moment an konnte ich damit ganz gut umgehen.

Dietrich Bonhoeffer hinterließ uns folgendes:
„Wer selbst gesegnet wurde, der kann nicht anders, als diesen Segen weitergeben, ja, er muss dort, wo er ist, ein Segen sein. Nur aus dem Unmöglichen kann die Welt erneuert werden. Dieses Unmögliche ist der Segen Gottes“

Der Blasiussegen, der ihnen am Ende der Messe zugesagt wird, ist die Zusage, dass Gott uns in jeder Situation nahe ist – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Ach ja:
Tschüß – das ist auch ein Segen.

Es kommt von „Adieu“ und meint „Gott ist mit Dir!“

Also – dann man Tschüß und Amen!

 

1. Advent 2017 B „Seid wachsam“

  1. Advent 2017 B „Seid wachsam“

Waren Sie schon mal in Rothenburg ob der Tauber? Ein herrliches mittelalterliches Städtchen. Wunderschöne Fachwerkhäuser. Und da hängt im Museum eine Urkunde von 1694. „Rheingräfliche Ordnung gegen den Kirchenschlaf“!
Dort heißt es in etwas schwierigem Deutsch:
„Wenn einer schläft, so sollen die Benachbarten auf beiden Seiten ihn von dem Schlafe erwecken und in Unterlassung dessen, wenn nämlich der Schlafende schnarcht und mit dem Kopf und Leib hin- und her wanket, jeder gleichergestalt drei Albus (eine alte Währung) zur Strafe geben. Damit aber einer sich des Schlafes besser enthalten könne, soll derselbe, den der Schlaf ankommen will, sich aufrichten und der Predigt stehend zuhören.“

Schlafen ist ja wirklich was gesundes und Gutes. Einen guten Schlaf – den gönne ich ihnen allen. Aber warum eigentlich in der Kirche nicht mal während einer Predigt schlafen? Ausruhen beim Herrn!
Vielleicht ist der Kirchenschlaf ja nicht das schlechteste Geschenk, das der Prediger den müden Gläubigen machen kann!?
Mal im Ernst –
In so vielen Gemeinden sieht man schlafende Christen und Christinnen.
Man erlebt im Dauerschlaf liegende Kirchengemeinden mit ihren Gremien.
Bei den Bischöfen und seinen vielen Mitarbeitern halte ich mich mal zurück.
Eine schlafende Kirche – das ist doch ein tiefer Widerspruch in sich? Oder?

Christinnen und Christen, Gemeinden, Kirchen, Pfarrgemeinderäte und Kirchenvorstände, die die Augen geschlossen halten, sich die Ohren zustopfen und die Bettdecke über den Kopf ziehen – wozu sind die dann noch nütze?

Ich danke mit ihnen allen unserem Gott, dass es das Ganze so nun doch nicht so oft gibt.
Im Gegenteil, es gibt so viele wache und aufmerksame Christen um uns herum.
Es gibt so viele wache Gemeinden und es gibt auch an vielen Orten wirklich eine hellwache Kirche.

Aber, die Gefahr lauert jeden Tag! Sie ist da! Aber der eigentliche tiefe Schlaf ist nicht die wirkliche Bedrohung.
Die wirkliche Bedrohung ist diese Art Dämmerzustand, eine Art Lethargie – eine Bewusstseinsstörung, in der ich viele Dinge gar nicht mehr wahrnehmen kann. In meiner alten Heimat im Emsland früher hätte man gesagt: Is me doch shitegal!
Da ist bei uns Christen oft eine

  • Unaufmerksamkeit,
  • Unsensibilität,
  • Zerstreutheit,
  • Gleichgültigkeit,
  • Im wahrsten Sinne auch eine Geistesabwesenheit,

die mit unserem Glauben nicht übereinstimmen kann. Diese Haltung hat nichts, gar nichts von den christlichen Werten, wie wir sie gelernt haben.

Wie oft klopfen doch Menschen, die in der Gemeinde wohnen, Menschen aus unserer Siedlung, Menschen, die mit uns zusammenleben, ja selbst die Menschen, die wir lieben, bei uns offen oder auch schüchtern, zurückhaltend und fast verschämt an?
Und wir – Wir merken das gar nicht!
Wir hören sie gar nicht.
Wir sind nicht da mit dem Ohr und dem Herzen.
Wir sind nicht anwesend, ja nicht wirklich gegenwärtig.

Aber was kann man dagegen tun?
Gottes Geschenk nutzen – und nachdenken!
Sich selbst mal wieder Ruhe, Raum und Zeit schenken!

Eine Stille finden, in der wir bei uns selbst ankommen!
Eine Stille, in der wir frei sind für seine Gedanken, seine Hilfe, seine Botschaft.

Für Gedanken, die uns die Chance geben uns wirklich erstmal selbst zu begegnen.
Und wenn wir vor uns selbst keine Angst haben, können wir auch seine Worte wahrnehmen!
Und dann fängt der Advent schon an!
Eine neue Zukunft wird geschenkt – seine Ankunft wird uns geschenkt!

Denn unser Gott will immer wieder neu bei uns ankommen.

  • in seinem Wort
  • in unserm Nächsten
  • er will „Gestalt“ annehmen – ja „Fleisch“ werden für uns
  • mit uns eins sein

damit unser Leben wieder eine neue tiefe Qualität bekommt.
Eine Qualität, nach der wir uns doch alle sehnen, von der wir im Schlaf träumen.
Und dann erreicht unser Leben –

  • eine Größe, die alle Gebrochenheit, und alle Hindernisse überwindet.
  • eine Größe, die alles was wir kaputt oder krank gemacht haben, wieder heilt.
  • eine Größe, die alle Schuld und allen Streit hinwegfegt
  • eine Größe, die auch alle Sinnlosigkeiten und Ängste verschwinden lässt.
  • eine Größe, die unser Tun wieder stimmig macht und Heilung bringen wird, ganz tief in der Seele.

Wer diesen Advent erlebt, diesen neuen Advent

  • der schläft nicht,
  • der ist wach,
  • der ist lebendig und aufmerksam –
  • ja der hat auch keine Angst vor der letzten Stunde des Lebens.

Das will uns auch dieser Advent wieder schenken, mir, den Pastören und Bischöfen, der Gemeinde, den Mitgliedern der christlichen Gemeinschaften, auch den Kolpingfamilien, die in diesen Tagen den Kolpinggedenktag begehen. Das ist der wahre Advent – die immer wieder neue Ankunft unseres Gottes in unserem Leben.

Und dieser Gott, der aussehen kann,

  • wie mein Nachbar,
  • mein Partner
  • oder ein Flüchtling,

will mit uns in eine Zukunft gehen, die wir uns oft erträumen, vor allem aber auch ein ganzes Stück erarbeiten müssen – darum: „Seid wachsam!“

25. Sonntag A 17 – Wir haben die Wahl – Predigt

25. Sonntag A 2017 – Predigt – Wir haben die Wahl!

Liebe Sürenheider, liebe Mitchristen!

Was ist eigentlich los, wenn Elvan Korkmaz und Ralf Brinkhaus morgens gemeinsam vom Laternenpfahl in mein Wohnzimmer grüßen? Jawohl. Es ist Wahlkampf.
Die Straßen sind voller Bilder und Verheißungen, als wären wir auf einem Pilgerweg.
Manches ist hohl, nichtssagend, vieles klingt aber auch religiös besetzt, als würden wir einen Bischof wählen.
Auch das Lächeln der Bewerber ähnelt oft dem der Mutter Maria oder des heiligen Ignatius auf einem Andachtsbild.
Was wollen die von uns – oder auch für sich, was sollen wir glauben, wem können wir Vertrauen schenken?

Wer die Wahl hat – hat die Qual! Wir Wählerinnen und Wähler – wir sind im Moment noch eine stark umworbene Gruppe. Es gibt Kugelschreiber, Luftballons, Papier in Mengen und Lutscher für die Kleinsten und – natürlich Versprechungen ohne Ende.
Wählen zu dürfen und wählen zu gehen, ist ein gutes Gefühl und dafür bin ich sehr dankbar.
Ihr wählt sicher gleich nach dem Gottesdienst, oder habt gestern oder vielleicht per Briefwahl gewählt.
Bundesweit kann man aus über 40 Parteien einen Menschen aussuchen!
Da spüre ich: Ich bin frei. Ich kann entscheiden! Das ist Demokratie! Ich darf mitbestimmen!

OK – Aber wer die Wahl hat, hat manchmal auch die Qual.
Wir sollen entscheiden, wie es in unserer Stadt, in unserem Land zugehen soll in den nächsten vier Jahren. Und auch, wie wir miteinander umgehen.
Männer mit Frauen – Deutsche mit Ausländern.
Auch wie die Religionen zukünftig miteinander umgehen, kann ein Ergebnis der Wahl sein.
Auch, ob mehrheitlich Friede auf der Welt bleibt, kann das Ergebnis sein.

Die verschiedenen christlichen Konfessionen und Kirchen haben auch mit den muslimischen Gläubigen und anderen Glaubensgeschwistern mehrheitlich einen offenen, ehrlichen und hilfreichen Umgang miteinander gefunden.
Das ist ein hohes Gut – eine gute Wahl!

Ja, wir Christen haben die Wahl. Wir können durch unseren Glauben ein Beispiel geben, dass andere ansteckt und ihnen Lust macht mit uns zu singen und zu beten – wir können aber auch unsere Freude verweigern und unerlöst vor uns hinblicken.

Wir Christen haben die Wahl.
Wir können eine Kirche schaffen, die der Zukunft unserer Kinder eine Chance gibt, die Lust macht auf Frohe Botschaft – oder wir zementieren die alten Traditionen mit Worten und Gesten, die nur die Alten verstehen.

Wir Christen haben die Wahl. Wir können uns für die Pfarrgemeinderatswahl im November als begeisterte Christen aufstellen lassen und helfen mit, neue Formen unseres Glaubenslebens zu entdecken und zu gestalten – oder wir warten ab, wie andere unsere Glaubenszukunft gestalten.

Wir haben täglich und tausendfach die Wahl
und damit auch Verantwortung für das Land und Verantwortung für den Menschen neben und mit mir – und sie haben es alle verstanden – diese Verantwortung lässt uns als Christen eigentlich keine Wahl!

Schauen wir doch mal auf Jesus. Auf wen den sonst? Er hat es doch vorgemacht!
Er selbst wählte immer wieder, und nie – nie – Nie
wählte er den einfachen Weg!

Wollten die Jünger Jesus mit dem Schwert verteidigen, sagte er:
„Nein! Steck das Schwert weg. Keine Gewalt! Niemand soll in meinem Namen Gewalt erleiden. Gewalt darf nie das Mittel der Wahl sein. Ein friedlicher Weg ist immer möglich. Lieber leide ich selber. Dafür wähle ich sogar eher den eigenen Tod.“

Wir als Christen tragen eine große Verantwortung, müssen wieder neu lernen, selbstbewusst und offensiv und öffentlich für unsere friedvolle, helfende und zukunftstragende und zutiefst frohmachende Glaubensüberzeugung einzustehen – und sie auch leben!

Wir können wählen, ob wir uns in dieser Stadt, in diesem unserem Land im Geist des guten Miteinanders begegnen. Wir können die Worte wählen, mit denen wir unsere Meinung sagen – Und wählen wir sie behutsam und liebevoll.

Wir können wählen, einander liebevoll zu zuhören, versuchen zu verstehen, was der andere sagen will, was ihn bedrückt oder erfreut.

Wir haben die Wahl
als überaus reiche Kirche – als Institution und als Menschen – unseren Reichtum für die Menschen einzusetzen, denen das Wasser bis zum Hals steht, für die, die keine Tränen mehr haben, für die, denen das Dach über dem Kopf explodiert und die hilflos neben den sterbenden Kindern stehen oder – wir können in vergängliche Werte investieren.

Wir haben die Wahl
alte und längst überholte Gewohnheiten, Rituale und Sprachen aufzubrechen und mit dem Menschenfreund Jesus Neuland zu betreten. Und wir werden es spüren: Wir werden ein Vielfaches gewinnen für uns und unsere Kinder, oder – eine Kapelle im pastoralen Raum wird in wenigen Jahren reichen.

Wir haben die Wahl
eine Stadt, ein Land, eine Erde zu erträumen und zu schaffen, wo sich die Menschen freundlich begegnen, einander wertschätzen und unterstützen, wo alle Konfessionen und Religionen miteinander den einen Gott und den Nächsten ehren und einander helfen- .

Wir haben die Wahl
den Menschen, – Jugendlichen und Kindern,- die uns schon verloren scheinen, einen Raum zu geben, der auch Ihnen die Frohe Botschaft erzählt.

Das alles ist möglich.     Mit Gottes Kraft.      Wenn wir auf IHN hören.

Schließlich haben wir einen Herrn und Meister, unsern Freund und Bruder Jesus Christus, der uns sagt:
„Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt.“

Und jetzt kommt die alles entscheidende Frage:

„Nehmen Sie die Wahl an?“

17. So. A – Predigt – Gott braucht unsere Hände um ihn zu finden.

17. Sonntag im Jahreskreis – 30. Juli 2017 – Predigt
– Gott braucht unsere Hände um ihn zu finden –

Beten Sie eigentlich auch manchmal? Ich meine so richtig beten – nicht ein Gedicht aufsagen wie vielleicht vor dem Essen, oder wenn wir gemeinsam das „Vater Unser“ sprechen.
Ich meine so richtig beten – beten heißt ja – sprechen mit Gott?
Und wenn sie das tun – welchen Namen geben Sie Gott denn dann?
Einfach nur Gott sagen – ist ja sehr unpersönlich.
Gott ist ja die Bezeichnung für unsern Schöpfer, für den Herrn der Welt. Und dieser Gott ist allmächtig und allgegenwärtig, allwissend – so haben wir das gelernt.
Gott – ist ja eigentlich mehr so ein Titel wie Generaldirektor oder Präsident oder Kaiser.
Da ist er – vielleicht auch sie – ja ganz schön weit weg von uns, ja nahezu unberührbar.
Vor so einem Wesen muss man natürlich knien und ein ernstes Gesicht machen.
Aber der Gott zu dem wir beten, das ist ja unser Freund, der liebt uns, der kennt unsern Namen.
Wenn wir also mit ihm sprechen, ihm was erzählen, ihn bitten und fragen, dann ist so eine Anrede – lieber Gott – ja sehr unpersönlich und eher respektvoll distanziert.
Jesus begann – laut Bibel – sein Gebet mit der Anrede „Vater“, andere übersetzen das mit „Abba – Papa“.
„Papa“, das gefällt mir schon ein bisschen – aber ich tu mich doch schwer, mein Papa ist nämlich tot.
Ein Name unseres dreifaltigen Gottes ist ja auch Jesus – Jesus, eon Vorname, das ist ja ein Stück persönlicher.
Lieber Heiliger Geist – ne, so könnte ich auch kein Gespräch anfangen.
Und Allah oder Jahwe oder Manitou oder Brahma – für mich ist das auch ganz weit weg.

Ist doch echt blöd, oder? Da ist dieser Gott hier bei uns, auch jetzt.
Er will uns nahe sein, schaut uns an – und wir, ich jedenfalls, weiß nicht was ich zu IHM oder vielleicht sogar zu IHR sagen soll.
Und dabei hat dieser Gott, zu mir, zu Dir, zu Euch schon vor zig- Jahren gesagt: „Ich liebe Dich, Du bist unheimlich wertvoll, ich will, dass es dir gut geht. Du bist mein geliebtes Kind!“.
Er hat uns nämlich geschaffen als sein Bild, er wirkt in uns und durch uns – und wir wissen nicht recht, was wir zu ihm sagen sollen! Ist doch verrückt!

Eine Idee habe ich doch – die gefällt mir, gut gefällt die mir.
Neulich als ich da oben stand und Messdiener suchte, kam doch die kleine Fine angerannt – ist noch im Kindergarten.
Als ich sie fragte ob sie denn Messdiener sein wollte, sagte sie: „Nein, ich wollte Dir nur Hallo sagen!“ und dann drückte sie mich. Das war – wie Auferstehung und da wusste ich es: Gott heißt auch Fine!

Und wenn es euch gelingt, euch mit euren Partnern oder Kindern abends wieder zu vertragen, dann heißt Gott auch Grete oder Rudolf oder Franz oder Anni.
Und wenn die Stadt mehr für die Flüchtlinge tut als sie muss, heißt Gott auch Paul oder Michael.
Und wenn wir, oder die Caritas zu den Kranken gehen und uns helfende Worte einfallen oder einfach nur die Hand halten, dann hat Gott auch den Namen Markus, Anneliese, Elisabeth oder Arthur.

Und wenn die Kinder im Kindergarten oder in der Schule mit jemandem spielen, den keiner leiden kann oder der unsere Sprache nicht versteht, dann heißt Gott auch Kevin, Fabienne, Pawel oder Teresa.

Das ist mein Glaube und damit kann ich toll leben.
Unser Gott will uns den Himmel schon auf Erden schenken, das ist unser Schatz im Acker dieses Lebens – und dieser Schatz ist Gott.  Um diesen Schatz zu heben, braucht Gott uns, jeden von uns, Männer und Frauen, Jugendliche und Kinder, nicht nur den Bischof, Papst oder Pastor.

Und dieser Acker mit dem Schatz liegt direkt vor uns und neben uns, auch in Verl, auch in der Sürenheide, auch auf dem eigenen Grundstück, auch in unserem eigenen Leben.
Suchen und heben müssen wir diesen Schatz schon selbst und wir werden den Himmel finden, wenn wir ihn verschenken.

Gott schafft den Himmel nicht auf Erden, er greift nicht selbst in unsere Geschichte ein, sonst würden die Menschen in Mossul und Bagdad nicht explodieren, würden die Kinder in Somalia nicht schreiend verhungern, die Menschen im Jemen nicht jämmerlich an Cholera sterben und die Hilfesuchenden nicht im Mittelmeer elendig ersaufen.
Wenn Gott eingreift, würde euer alter und kranker Nachbar nicht alleine in der Wohnung sitzen und die ausländische Familie bekäme netten Besuch – nein ER tut es nicht! Dazu braucht er Euch!

Gott braucht Dich und Euch und Mich um seinen Himmel hier auf der Erde zu schaffen.
Er braucht Deine und Eure und meine Hände um Hilfe zu bringen.
Gott braucht Deinen und Euren und meinen Mund um seine Liebe weiter zu sagen.

Und dann fällt uns auch ein passender Name für ihn ein, wenn wir mit ihm sprechen, ein ganz persönlicher, und bei jedem verschieden.
Aber dann ist dieser unser Gott ganz nah und dann spüren wir das auch und das tut so gut.
Versuchen sie es doch einfach mal.

Wenn ich abends schlafen will, nehme ich mein kleines Holzkreuz vom Nachttisch in die Hand, jeden Abend, und dann sage ich immer – jeden Abend –
„Hey Chef, da bin ich wieder. Danke für den Tag“. „Hey Chef“, ganz respektvoll und lieb meine ich das.
Und dann erzähle ich ihm alles – und er hört mich, und er antwortet ganz liebevoll und nicht immer lobend.
Sagen Sie doch zu Gott was sie wollen und mit ihren Worten. Er versteht das, weil er jeden von uns so unendlich liebt.
Und dann versuchen sie das zu tun, was unser aller Freund ihnen sagt.
Und – wollen wir wetten?
Wir schaffen das!
– einzeln und zusammen.
Mit ihm finden wir den Schatz in dem Acker und der Himmel wird uns ganz nahe sein, ganz nahe! Und dann – behalten sie ihn nicht für sich – leben sie ihn weiter!

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Franz von Assisi schlug eines Tages einem jungen Mönch vor, sie wollten in die Stadt gehen und dort den Leuten predigen.
So machten sie sich auf den Weg nach Assisi und sie gingen über die Straßen und über den Marktplatz und unterhielten sich dabei über ihre geistlichen Erfahrungen und Erkenntnisse.
Erst als sie wieder auf dem Weg nach Hause waren, rief der junge Mönch erschrocken aus: „Aber Vater, wir haben vergessen, den Leuten zu predigen!“
Franz von Assisi legte lächelnd die Hand auf die Schulter des jungen Mannes: „Wir haben die ganze Zeit nichts anderes getan“, antwortete er.
„Wir wurden beobachtet, und Teile unseres Gesprächs wurden mitgehört. Unsere Gesichter und unser Verhalten wurden gesehen.
So haben wir gepredigt.“
Dann fügte er hinzu: „Merke Dir, es hat keinen Sinn, zu gehen, um zu predigen, wenn wir nicht beim Gehen predigen.“

12. Sonntag A – MATTHÄUS 10,26-33 – „Spatzen“

22. 06. 14 – 12. Sonntag AMATTHÄUS 10,26-33 – „Spatzen“ – PREDIGT

 

Mal ne Frage am Anfang – Für wen schlägt Ihr Herz?
Warum sind Sie heute hier in die Kirche gekommen?
Für wen gehen Sie?

In der Stadt, wo Rabbi Naftali lebte – so beginnt eine chassidische Erzählung – pflegten die Reichen, deren Häuser einsam oder am Stadtrand lagen, Männer anzustellen, die nachts über ihren Besitz wachen sollten. Als Rabbi Naftali eines Abends spät spazieren ging, begegnete er solch einem Wächter, der auf und nieder ging. „Für wen gehst du?‘ fragte er ihn. Der gab bereitwillig Bescheid, fügte aber dann die Gegenfrage dran: „Und du, Rabbi, für wen gehst du?“
Das Wort traf diesen wie ein Pfeil: „Noch gehe ich für niemanden“, brachte er nur mühsam hervor. Dann schritten beide langsam schweigend nebeneinanderher. Schließlich fragte der Rabbi den Wächter: „Wärest du bereit, mein Diener zu werden?“ „Das will ich gerne tun“; antwortete der Wächter, „aber was habe ich zu tun?“ – „Mich zu erinnern“; sagte der Rabbi, „mich daran zu erinnern, dass ich mich regelmäßig frage, für wen ich gehe.“

Man kann jahrelang seinen Dienst tun zu Hause, seinen Job machen, sich einsetzen, und auf einmal kommt die Frage in den Kopf: Für wen machst du das überhaupt? Für wen gehst Du?

Liebe Mitbeter heute, für wen gehen Sie eigentlich? Für wen sind Sie heute hier hingegangen?
Vielleicht für sich selbst, um einen Moment für sich zu haben?
Vielleicht weil Sie nicht wussten, wo sie sonst hingehen sollen um Ruhe zu finden um dem Trubel zuhause zu entgehen?
Vielleicht für Ihren Partner, um mit ihm zu gehen – das gehört sich so?
Vielleicht aber auch für ein Anliegen, für Ihre Sorgen, die Sie mit in den Gottesdienst gebracht haben?
Für wen gehen Sie, wenn Sie über Jahre einsetzen in der Frauengemeinschaft, bei den Schützen, im Bürgertreff, beim FC Sürenheide, Kolping, Politik, Caritas, wo auch immer?
Für wen gehen Sie, wenn Sie Ihre ganze Kraft lassen im Job oder sich den Hintern aufreißen für Ihre Familie?

Manchmal fragt man sich doch – wie blöd bin ich eigentlich?
Warum tue ich das alles? Wer bin ich denn?
Das ist genau die Frage! Wer bin ich und für wen gehe ich?
Diese Frage kommt immer wieder, und zwar ein Leben lang.
Diese Frage holt uns auch nach 25 oder 50 Jahren immer wieder ein, auch an einem Tag wie heute.
In der Regel gehen wir nicht für die ganz großen Ziele, sondern weil jeder Tag einfach gegangen werden muss, – mit den alltäglichen und gewöhnlichen Freuden und Sorgen.

Im Evangelium heißt es, nicht einmal ein gewöhnlicher Spatz fällt ohne den Willen seines Vaters zur Erde. Ich liebe Spatzen, weil sie so gewöhnlich sind.
Sie treten meistens in Gruppen auf, sie sind munter, sie sind quirlig und frech und laut.
Ich sehe ihnen gerne zu, wenn ich im Wintergarten sitze.
Dabei sind Spatzen nicht einmal etwas Besonderes.
Sie schreiten nicht wie die Pfauen – sind nicht so schön und kreischen nicht wie die Papageien, gleiten nicht am Himmel wie die Adler. Ihr Gefieder gibt auch nichts Überragendes her. Tolle Vögel. Ich liebe Spatzen. Weil sie so gewöhnlich sind.

Jesus mochte die Spatzen auch.
Ja, sie werden sogar von ihm namentlich erwähnt. Wofür fliegen Spatzen?? – sie fliegen einfach! „Und doch fällt kein Spatz zur Erde ohne den Willen des Vaters“, sagt Jesus.
Ein Satz nur. Mehr muss auch nicht sein. Aber der eine Satz reicht, die Bedeutung klar zu machen: Selbst – ja sogar Spatzen – von Gott gehalten!

Und dann wieder das gleiche Thema: Die Furcht, die Menschen haben!
Jesus spricht wieder mal die Jünger – und so auch uns an. „Fürchtet euch nicht!“, sagt er.

Haben Sie Angst? Wovor? Die Angst vor der Zukunft vielleicht:
die Angst, einen Menschen zu verlieren, die Arbeitsstelle oder die Wohnung – die Angst, vor Entscheidungen gestellt zu werden, die weh tun – die Angst, allein zu bleiben ohne Partner, noch schlimmer – ohne Kinder, die Angst krank zu werden.

Das Evangelium holt uns da ab, wo wir Angst haben.
Jesus sagt: „Leute, habt doch nicht so einen Schiss! Ihr seid doch viel mehr wert als alle Spatzen.“
Wann begreifen wir das endlich?
Mit Gott an der Seite brauchen wir keine
Angst zu haben.
Natürlich müssen wir nicht blöd sein.
Natürlich müssen wir unseren Verstand einschalten.
Natürlich müssen wir die Ärmel aufkrempeln – und dann einfach gehen und ER
geht mit!

Manchmal überkommt uns sogar die Angst vor dem Himmel, der mit Leichtigkeit die Spatzen trägt, weil er uns zu groß, zu weit, zu frei und zu glücklich sein könnte.

„Fürchtet euch nicht“, sagt Jesus immer und immer wieder – er hört nicht auf damit.
Und was Jesus zu sagen hat, sollen wir leben, weiter erzählen, will leuchten und soll die Welt hell machen auch für andere.
„Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das
verkündet von den Dächern.“ – wahrscheinlich würde Verl schon reichen.

Leute – Ich liebe Spatzen!! – Nicht, weil ein Spatz in der Hand besser ist als die Taube auf dem Dach – nein, weil sie so gewöhnlich sind und doch einen Ehrenplatz bei Jesus bekommen.

Spatzen – quirlig, lebendig – und jeder kleine Spatz ist in Gottes Hand!
Und er hält sie nicht zum Festhalten – nein ER hält sie, dass sie fliegen können!

„Das will ich gerne tun“; antwortete der Wächter, „aber was habe ich zu tun?“ – „Mich zu erinnern“; sagte der Rabbi, „mich daran zu erinnern, dass ich mich regelmäßig frage, für wen ich gehe.“

2. Sonntag der Osterzeit A „Ungläubige Thomas“

Predigt 2. Sonntag der Osterzeit „Ungläubige Thomas“

Hätte ich nicht gedacht, dass so viele Brüder und Schwestern von Jesus hier zusammen kommen. Und so viele Gäste aus umliegenden Orten, unterschiedlichen Gemeinden.
Ich denke, ich sollte mich noch mal vorstellen, denn manche haben von mir gehört, kennen mich aber sicher nicht.
Mein Name ist Thomas, ich bin einer der 12 Apostel des Jesus von Nazareth…
Dass ich vor meiner Begegnung mit Jesus Fischer war, wisst Ihr vermutlich auch nicht, aber Ihr kennt wahrscheinlich meinen Spitznamen: Didymos.
Dabei ist das gar kein Spitzname, sondern nur die griechische Übersetzung meines aramäischen Vornamens. „Thomas“ bedeutet nämlich „Zwilling“.
Eine Eigenschaft von mir kennen aber fast alle Menschen: Dass ich der bin, der nicht so schnell glaubt, dass ich der Zweifler bin.
Ich kann es Euch ansehen: jetzt glaubt Ihr mich zu kennen, nicht wahr? – Thomas, der Zweifler.
Der Apostel, der nicht glauben wollte, was er nicht sah.
Pech gehabt, Ihr liegt daneben, Ihr irrt Euch.
Ihr habt nicht verstanden, was da in der Schrift steht! Gezweifelt haben nämlich die anderen.
Ich war verzweifelt.

Und darum war ich auch nicht dabei, als ER – Ihr wisst, wen ich meine – den anderen Aposteln erschienen ist. Ich hätte das mit denen nicht ausgehalten. Die verschanzten sich nämlich, sperrten sich ein und spielten „geschlossene Gesellschaft“.
Ich musste weg an die frische Luft und ging lieber hinaus, vor die Stadt.
Ich wollte allein sein.
Aber auch wenn ich nicht wie die Freunde hinter verschlossenen Türen in Todesstarre verfiel, so – ich muss es gestehen – igelte ich mich dennoch ein – in Verschlossenheit.
Ich wollte nichts mehr hören und sehen – ich war einfach fertig.

Als ich sie dann wieder traf, erzählten sie mir von einem Treffen, einer Begegnung mit IHM – ich trau mich gar nicht den Namen auszusprechen. Das war kaum vorstellbar. Ich konnte es überhaupt nicht glauben.
Und ich hatte den Eindruck, sie wussten auch nicht, was sie mir da erzählten.
Und so sprach ich eigentlich nur das aus, was alle dachten.
Keiner – Niemand – von uns hatte kapiert, was hier eigentlich vorgefallen war.
Und unsere Türen waren wieder zugefallen und das so richtig.

Ich bin mir sicher, ER – ihr wisst wen ich meine – kam nicht wegen mir noch einmal.
ER kam noch einmal, weil die Türen immer noch verschlossen waren – einfach zu.
Und ER wusste, wie immer, wie es um uns stand. ER wusste, dass es uns richtig dreckig ging.
Und jetzt passt gut auf, jetzt dürft Ihr staunen,
– so wie der Stein auf seinem Grab für ihn null Hindernis war, so öffnete er die Türen vor unseren verschlossenen Seelen.
„Friede sei mit euch“, hörten wir von IHM. Einfach nur: „Friede sei mit Euch!“

Warum wissen wir nicht, aber auf einmal haben wir es begriffen: Sein Friede, nämlich Jesu Friede – ist der Dietrich, der Universalschlüssel, der Türen öffnet!

Und Jesus meinte keinen politischen Frieden, so wie wir ihn in Syrien oder Afghanistan oder Mali, oder Nordkorea wünschen.
Sein Friede ist eine vom Geist erfüllte geballte Ladung, aber auch so wie ein gehauchtes Schalom, oder Salam, wie ein Pax tecum das Heilung schenkt, wirklich heil macht.
Der Friede den Jesus schenkt ist wie eine offene Tür zum frohen, glücklichen, dankbaren Leben!

Und so haben wir – seine Freunde – dann innerlich auch seine Auferstehung gespürt, tief in uns, nicht mehr kaputt zu machen.
Wir haben kapiert, ganz tief in uns begriffen, dass Auferstehung nicht erst passiert, nach dem Tod eines Menschen – Auferstehung kann täglich geschehen und das immer wieder.

Auferstehung geschieht immer dann, wenn sich eine neue Tür zum Leben öffnet:
– wenn jemand nach einer schweren Krankheit überraschender Weise gesund wird.
– wenn es mir gelingt, mich nach einem bösen Streit wieder zu vertragen
– wenn um mich in tiefer Trauer alles zusammenbricht und jemand kommt und tröstende Worte spricht.
– wenn in mir alles düster ist und plötzlich ein Licht aufgeht
– wenn mein kleines Enkelkind mich einfach nur anlächelt
– wenn ich spüre, dass jemand mir meine Schuld vergeben hat

Ich Tomas – konnte anfangs nicht glauben, was ich nicht angreifen konnte, was ich nicht be-greifen konnte.
Aber als dann Jesus vor mir stand, begriff ich: Ich muss ihn gar nicht angreifen. Es genügt seine Nähe, seine ganze Liebe zu erfahren ihn einfach nur zu erahnen.
Wichtig ist überhaupt nicht, ihn zu berühren.
Wichtig ist es, die Suche und Sehnsucht wach zu halten und sich berühren zu lassen – hier tief in mir.

Und da bin ich gar nicht näher dran, als Ihr hier. Ich habe nicht wirklich einen Vorteil.

OK ein bisschen, denn ich habe ihn damals tatsächlich gesehen, aber auch Ihr dürft, ihr solltet darauf vertrauen, dass Jesus auch Eure Türen aufmacht. Ihr müsst nur ganz fest darauf vertrauen, dass er auch über jedem von Euch sein heilendes Shalom haucht.

Ihr müsst Euch nur fest darauf ausrichten auf dieses Euer Leben, dass Jesus Euch schenkt, hier und jetzt!
Jesus sagt: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“
Das was für Euch und für mich wirklich wichtig ist, das ist für unsere Augen unsichtbar.
Amen – Genau so ist es!

3. Fastensonntag – Jakobsbrunnen – Predigt

3. FASTENSONNTAG – 19. März 2017 –

JOHANNES 4,5-15.19b-26.39a.40f – Jakobsbrunnen

(Brunnen (blaue Tüte) – jede Menge Müll)

Liebe Gemeinde,
Jesus kommt zu einem Dorf in Samarien. Er setzt sich dort an den Brunnen, der vor dem Dorf gegraben ist.
Eine Frau kommt, und Jesus bittet sie um Wasser. Daraus entwickelt sich ein Gespräch, in dem Jesus der Frau lebendiges Wasser anbietet.
Die Frau bittet ihn: gib mir davon, dann habe ich keinen Durst mehr!
Und da geschieht etwas Merkwürdiges. Jesus fragt die Frau nach ihrem Mann.
Und sie antwortet: Ich habe keinen Mann. Und Jesus sagt ihr auf den Kopf zu: Richtig, du hattest fünf Männer und auch der jetzige ist in Wirklichkeit nicht dein Mann.
Damit trifft Jesus das Thema dieser Frau: ihren großen Durst nach Liebe, Anerkennung und Zuwendung.
Ist es Zufall, dass dies alles an einem Brunnen geschieht?
Brunnen sind ein uraltes Symbol für Menschen. Menschen sind auch wie Brunnen. Menschen haben auch Zugang zum Wasser in ihrer Tiefe, zum Grund ihres Lebens, zu ihren Gefühlen.
Und auch da werden Brunnen gegraben: Dass wir daraus leben und überfließen können.

Und dann – kommt die Welt:
Die Eltern. Die Großeltern. Die Geschwister, Nachbarn Freunde, Lehrer, Erzieherinnen… Und dann kann es passieren, dass unsere Tiefe verstopft, verschmutzt, verschüttet wird.

Das Tragische ist: Wir haben es sicher alle erlebt und geben es weiter. Unbewusst. Wir können nicht anders. Wenn wir mit dem Begriff Erbsünde überhaupt noch etwas anfangen können, dann hier. Wir erleiden Einschränkungen und geben sie oft automatisch weiter.

Ich will dieses am Bild des Brunnens deutlich machen. (Müll in den Brunnen)

Wir hören als Kinder zum Beispiel:
-Ein Junge weint nicht. -Du hast hier nichts zu sagen.
-Du bist zu dumm. -Dafür bist du noch zu klein.
-Grins nicht so unverschämt. -Halt die Klappe. – ein Mädchen macht so was nicht
-Solange du deine Füße unter meinen Tisch steckst, machst du, was ich sage. (Fällt Gemeinde was ein!?)
Natürlich gehören auch Streit und Prügel und Schlimmeres zu dem Abfall, der sich auf dem Grund unseres Brunnens ablagert.

Schlimm ist das, was da geschieht. Wir haben es alle erlebt als Kinder und es setzt sich bei den Erwachsenen fort, nur meist etwas verdeckter und versteckter.

Tragisch ist auch, dass nicht immer eine Kleinigkeit nur eine kleine Wirkung hat. Ein für meine Ohren oft unbedachtes harmloses Wort kann schlimme Wirkung bei einem Kind oder einem Erwachsenen haben. Umgekehrt mag eine für mich furchtbar klingende Sache bei einem anderen vielleicht nur eine geringe Wirkung haben. Wir haben´s oft nicht in der Hand und können´s nicht voraussagen.

Es trommelt im Leben so viel auf uns ein, dass wir keine Möglichkeit haben, es zu verarbeiten.
Es bleibt im Brunnen liegen und verstopft, verschüttet, vergiftet den Zugang zu meiner Tiefe, zu meinen Gefühlen, zum Wasser des Lebens. Mehr oder weniger.

Das Wasser will aber nach wie vor heraus. Es gehört zu unserem Lebensprinzip, dass Gefühle fließen wollen, ob ich das will oder nicht.
-Ich will meine Freude zeigen.
-Ich will meine Angst ausdrücken.
-Ich will meiner Trauer freien Lauf lassen.
-Ich will meine Wut herauslassen.

Kinder tun dies immer wieder, spontan, überraschend und unverkrampft, bis sie auf die Erwachsenen treffen.
Und je nachdem, was ich erlebe, habe ich mehr und mehr Mühe mit meinen Gefühlen oder einem Teil damit.


Später, wenn wir größer sind gibt es zwei Möglichkeiten, mit dem stärker werdenden Druck umzugehen.

Der Druck will irgendwann raus.
Er sucht sich schließlich seinen Weg zwischen dem Abfall und schießt mit Schärfe heraus.
Dann sprechen wir von Gewalt – oder ein Mensch brüllt laut – oder Kinder werden verhaltensauffällig genannt.
Oder es geht an einer Stelle nichts mehr durch, der Abfall wiegt einfach zu schwer.
Dann sucht der Druck sich seinen Weg in Krankheiten.
Was wir im Leben erlebt haben, das drücken wir aus.
In unserer Haltung. – Unserem Gesichtsausdruck. – Unserer Gestik. – unseren Worten

Die Frau in der Geschichte hat Durst nach einer verlässlichen Beziehung zu einem Mann. Fünf hat sie gehabt und der momentane ist auch nicht richtig ihr Mann, d.h. mit ihm erlebt sie auch nicht, was sie sucht.
In ihrem Leben sind sicher Dinge geschehen, die diese Frau unfähig gemacht haben, zu lieben.
Vielleicht war die Angst zu vertrauen, zu groß. Vielleicht hat sie nie gelernt Freude auszudrücken.

Jesus sieht auf den Grund der Seele dieser Frau wie in einen tiefen Brunnen.
Das bist du jetzt, sagt er, und das ist dein Problem.
Und ich biete dir lebendiges Wasser an. Komm, wag einen Schritt. Sag ja!
Da ist keine Forderung. Da ist kein erhobener Zeigefinger von Jesus!

Sondern es fließt von Jesus etwas über zu der Frau. Und sie erhält dadurch Zugang zu einem Teil ihrer verschütteten Gefühle in der Tiefe. Doch zugleich geschieht noch mehr. Es geht noch eine Stufe tiefer.

Denn wenn ich es wage, mich dem zu stellen, was in mir ist, dann kommt die Angst in mir wieder hoch. Die Angst, die ich damals hatte, als ich meine Gefühle zeigen wollte und auf die Erwachsenen traf. Vielleicht spüre ich noch sehr deutlich die ausholende Hand des Vaters hinter mir.

Jesus sagt: Gott will Dir lebendiges Wasser anbieten. Gott will, dass du hindurchdringst zum Grund deiner Selbst“.
Das Fundament Deines Lebens ist Gottes Zusage: Ja, und so bist du. Und so bist du angenommen!“

Und vermittelt wird dies durch Menschen. Damals durch Jesus. Heute Menschen in seiner Nachfolge. Menschen die es mir erlauben, mich meinen Gefühlen zu stellen und sie herauszulassen, sie aus-zu-drücken und die dabei glaubwürdig vermitteln, dass Gott hinter und unter mir steht, immer, absolut und sicher.

In der Geschichte hat Jesus eine Tür geöffnet. Die Frau hat einen ersten Schritt getan. Doch der Schutt liegt noch drin. Aber sie hat Vertrauen gefasst. „Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe. Doch es muss weiter gehen. Der Abfall muss heraus. Schritt für Schritt“. – (Müll aus Brunnen holen)
Damit lässt der Druck nach. Das Wasser kann wieder fließen.

Wie das gehen kann, ist ganz unterschiedlich sein. Durch Gespräche. Durch Schreiben. Durch Lachen und Weinen. Durch Malen. Durch Singen und Musizieren. Durch Tanzen. Durch Stille. Durch beten …..

So können wir Menschen unser Leben verändern. Es ist möglich!
Jesus sagt: Komm, wag es! Du fällst nicht ins Bodenlose! Gott steht unter dir! Absolut und sicher!
Aber: Es ist nicht möglich, alles aus-zu-drücken und zu beseitigen, was da so in uns ist.
Das ist uns in dieser Welt nicht vergönnt.
Und:
Das Aus-ge-drückte ist nicht ganz weg! Es bleibt sichtbar auf dem Brunnenrand oder dicht daneben.
Aber es drückt nicht mehr! Es tut nicht mehr weh!

Und dann können wir es schaffen und auch erleben, dass wir mit Gottes Hilfe beginnen, überzufließen und andere, auch unsere Kinder und Enkelkinder, unsere Kommunionkinder und Firmlinge so zu begeistern und anzustecken, dass auch sie sich auf den Weg machen. So wie in der Geschichte die Frau zu ihren Nachbarn geht und sie zu Jesus bringt.
Denn: Wes das Herz voll ist, fließt der Mund über.
Amen.

Jakobsbrunnen – für Kinder

3. FASTENSONNTAG – 19. März 2017 – Kinder

JOHANNES 4,5-15.19b-26.39a.40f – Jakobsbrunnen

 

Es ist Mittagszeit. Jetzt brennt die Sonne besonders erbarmungslos vom Himmel. Die Straßen und Gassen von Sychar sind wie leer gefegt. Alle suchen in diesen Mittagsstunden ein schattiges Plätzchen, am besten im Haus, am besten eine Runde schlafen.

So machen das alle hier.

Nur SIE nicht. Wenn sich alle in ihre Häuser zurückgezogen haben, dann erst wagt sie sich auf die Straße. Sie will ja keinem begegnen. Die Leute mögen sie nicht. Sie sagen:

„Mit dir wollen wir nichts zu tun haben. Hau ab“.

Und so hat sie sich angewöhnt, nicht wie die anderen Frauen am frühen Morgen oder am kühleren Abend Wasser zu holen, sondern dann, wenn sie sicher sein kann, dass alle in ihren Häusern ein Mittagsschläfchen halten.

Nun ist sie auf dem Weg zum Brunnen. Der Brunnen liegt draußen vor den Toren der Stadt. Morgens und abends ist hier immer viel los. Um die Mittagszeit nicht.

Schweißperlen rinnen ihr in dieser Mittagshitze über das Gesicht.

Die Frau hat Durst. Großen Durst. Natürlich nach Wasser – aber nicht nur nach Wasser, die Frau hat auch einen unsagbaren Durst nach Leben.

Was ist das für ein Leben das sie führt? Keine Freundinnen. Verachtet von allen. Wer will ihr Freund sein? Immer wieder hat sie es versucht, immer wieder hat sie einen Freund gehabt, aber immer wieder wurde sie enttäuscht.

Den Durst nach Wasser wird sie in wenigen Augenblicken am Brunnen draußen stillen können. Ihren Durst nach Leben wird sie aber sicher weiter mit sich herum tragen.

Plötzlich gerät sie ins Stocken. Was war denn das? Das konnte doch gar nicht sein. Da saß einer am Brunnen. Jetzt um diese Zeit. Was sollte sie tun? Umkehren? Trotzdem an den Brunnen gehen? Vielleicht sagt man ihr wieder böse Worte.

Da entdeckt sie, dieser Mann am Brunnen muss ein Fremder sein. Er trägt andere Kleidung.

Er gehört nicht hier her. Er kennt sie nicht. Ein fremder Mann spricht eine Frau auch nicht an. Das gehört sich nicht. Also wird sie ihre Ruhe haben. Und so werden ihre Schritte wieder schneller und bald schon hat sie den Brunnen erreicht.

Die Frau geht schnurstracks mit gesenktem Kopf auf den Brunnen zu. Nur ganz vorsichtig schielt sie unter ihrem Kopftuch hervor.

Was macht der Fremde da (jetzt um die Mittagszeit? Ist er auf der Durchreise? Hat der sich verlaufen? (Juden kommen hier normal nicht vorbei.)

Die Frau bindet den Krug an die Leine am Brunnen und lässt ihn vorsichtig das tiefe Loch hinab. Nach zahlreichen Metern hört man, wie der Krug ins Wasser platscht. Vorsichtig zieht sie nun den vollen Krug wieder nach oben.

Mit einem Mal sagt der Fremde: „Gibst du mir bitte was zu trinken?“

Die Frau erschrickt fast zu Tode. Der Fremde will was von ihr. Ist das ein Trick? Erschrocken sieht sie dem Fremden ins Gesicht. Nein, der Mann sieht nicht böse aus. Vielleicht hat er ja tatsächlich Durst in dieser heißen Mittagszeit.

Schüchtern beginnt sie ihren Satz: „Wie? „Du willst von mir was zu trinken? Du bist doch ein Jude und ich eine Frau aus Samarien. Normalerweise sprecht ihr doch gar nicht mit uns.“

Aber der Fremde sagte nur ganz ruhig: „Lass gut sein. Wenn du wüsstest, wer ich bin, dann würdest du mich um frisches Wasser bitten.“

Mit großen Augen sieht die Frau den Fremden an. Sie mustert ihn von oben bis unten. „Wie willst du mir denn Wasser geben, du hast ja nicht einmal einen Krug zum Schöpfen dabei? Wer bist du? Jakob hat hier schon Wasser geschöpft. Wie willst du jetzt ohne Krug Wasser geben? Bist du was Besseres als Jakob?“

Damit, so denkt die Frau, wird dieses Gespräch wohl beendet sein.

Aber nein, der Fremde gibt nicht auf:

„Ach Frau, wenn du das Wasser aus diesem Brunnen trinkst, wirst du bald wieder Durst haben. Spätestens morgen Mittag stehst du wieder hier und holst in der Mittagshitze dein Wasser.

MEIN Wasser löscht einen anderen Durst und zwar so, dass man nicht gleich wieder Durst bekommt. Ja mehr noch, ich biete dir das ewige Leben.“

Völlig überrascht starrt die Frau den Fremden an. Der Fremde spricht rätselhafte Worte.

Was meint er wohl damit?

Egal, wenn sie ein Wasser kriegt, dass sie zukünftig nicht wieder in der Mittagshitze zum

Brunnen raus muss, dann soll ihr das mehr als recht sein. Und so bittet sie ihn:

„Gib mir von diesem Wasser!“

Jetzt ist sie gespannt. Was wird er tun? Was wird er ihr geben?

Der Fremde bleibt sitzen. Er blickt sie an, als ob er in sie hinein sehen könnte und dann sagt er:

„Hol deinen Mann!“

Traurig senkt die Frau den Kopf. Das war doch ihr Problem. Sie hat einen Freund fürs Leben gesucht und keinen gefunden. Jede Beziehung ist wieder kaputt gegangen. Deshalb lästern doch auch alle andere aus dem Ort über sie und sagen böse Worte hinter ihr her.

Sie ist nicht mehr verheiratet.

Traurig antwortet sie dem Fremden: „Ich habe keinen Mann.“

Der Fremde nickt:

„Ich weiß. Du hattest sogar fünf Männer. Und mit deinem Freund jetzt, bist du nur so zusammen.“

Erschrocken blickt sie den Fremden an. Woher weiß der das?

„Wer bist du? Bist du ein Prophet Gottes? Aber, wo soll ich Gott um Vergebung bitten. Hier, wo meine Vorfahren gebetet haben oder soll ich nach Jerusalem, wo euer Heiligtum steht?“

Der Fremde antwortet:

„Der Ort ist gar nicht so entscheidend, viel wichtiger ist, dass man Gott kennt, wenn man zu ihm betet. Es ist Zeit, dass auch du Gott kennen lernst und dann zu ihm betest. Dazu braucht es Gottes Geist! Und den schenkt der Messias.“

Die Frau nickt:

„Ich weiß, und der Messias kommt aus dem Volk der Juden. Ich habe davon schon gehört. Wenn der kommt, der wird uns dann beibringen, auf was es ankommt.“

Der Fremde strahlt sie freudig an:

„Siehst du, das will ich dir schon die ganze Zeit erklären. ICH bin es! Du sprichst schon mit dem Messias, dem Retter.“

Zuerst blickte die Frau ganz verständnislos den Fremden an. Dann aber kapiert sie, wen sie da wirklich vor sich hat und rennt weg:

„Warte, ich komm gleich wieder . . .“

Was hatte sie nur vor?

Die Frau rannte zurück in die Stadt und schrie es durch alle Gassen:

„Ihr müsst alle schnell zum Brunnen kommen. Da draußen sitzt der Messias, der Retter. Der kann euren Durst nach Leben stillen.“

Die Bewohner Sychars dachten zuerst, jetzt ist die Frau voll ganz übergeschnappt. Aber dann erzählte ihnen die Frau, dass der Fremde alles über sie wusste.

„Kommt“, sagte sie, „prüft es selbst, ob es nicht der Retter ist.“

Und tatsächlich, sie gingen hinaus und trafen dort den Fremden, der sich Jesus nannte.

Sie hörten ihm zu und viele von ihnen sagten:

„Es stimmt, das ist wirklich der von Gott gesandte Retter für die Welt. Der kann den Durst nach Leben stillen.“

Geschichte:

Die Fische eines Flusses sprachen miteinander: „Man behauptet, dass unser Leben vom Wasser abhängt. Aber wir haben noch niemals Wasser gesehen. Wir wissen nicht, was Wasser ist.“
Da sagten einige, die klüger waren, als die anderen: „Wir haben gehört, dass im Meer ein gelehrter Fisch lebt, der alle Dinge kennt. Wir wollen zu ihm gehen und ihn bitten, uns das Wasser zu zeigen.“
So machten sich einige auf und erreichten das Meer. Sie fragten den großen gelehrten Fisch. Als der Fisch sie angehört hatte, sagte er: „Ihr dummen Fische! Im Wasser lebt und bewegt ihr euch. Ihr lebt im Wasser und wisst es nicht.“
So wie die Fische im Wasser leben, ohne es zu wissen, so leben die Christen, die durch die Taufe mit Jesus Christus verbunden sind, in Gott, im Meer seiner Liebe. Und doch fragen viele Menschen: Wo ist Gott? Was hat Gott mit meinem Leben zu tun? Der heilige Paulus hat auf diese Frage schon vor fast 2000 Jahren geantwortet: „In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir.“

5. So. Jk. A – 5. Februar 2017 „Licht der Welt“

5. So. Jk. A – 5. Februar 2017 „Licht der Welt“

Kennen Sie den? Ein Diakon stirbt und kommt natürlich in die Hölle.
Sagt der Teufel: „Hier gibt es drei Kammern – kannst Dir eine aussuchen. Er macht sich auf die Suche.
In der ersten Kammer werden alle mit glühenden Eisen gequält – Ne, das ist nix.
In der zweiten Kammer werden alle ausgepeitscht – Is auch nix.
In der dritten Kammer, da wo das himmlische Abwasser hingeleitet wird, da stehen alle bis zum Hals in der Güllegrube und rauchen…..

Ach ne …………. erzähl ich doch nicht weiter! Ne, geht gar nicht – ist viel zu lustig!

Dann eben nicht, aber was glauben sie, was haben gute Witze mit unserem christlichen Glauben zu tun? Bei der großen Karnevalsveranstaltung unserer katholischen Frauengemeinschaft werden Sie sicher auch einige hören und bestimmt viel bessere als meine.
Natürlich ist unser Glaube kein Witz. Lacht ja auch kaum einer außer den Kindern. Unser Glaube ist eine ernste Sache – eine sehr ernste Sache, sieht man ja schon an den Gesichtern beim Beten.
Aber das ist vielleicht auch schon unser eigentliches Problem.
Vielleicht wäre es gut, wir würden unsern Glauben mehr wie einen Witz behandeln, oder wie einen Witz leben.
Denn Witze haben dem Glauben gegenüber einen ganz großen Vorteil.
Oder können Sie sich etwa vorstellen, dass ein Büttenredner bei der Karnevalssitzung der KFD – bei voll besetztem Pfarrheim und toller Stimmung -, können Sie sich vorstellen, dass der seinen besten Witz im Abstellraum erzählt, bei verschlossener Tür und gelöschtem Licht, ja dass er die Pointe grade mal flüstert?
Jeder weiß das – Büttenreden hält man nicht im Verborgenen, man verkündet sie vor aller Welt, vor brechend voll besetzten Sälen.
Vollbesetzte Säle – da kann unser Glaube ja richtig neidisch werden.
Und das liegt nicht an den fehlenden Inhalten der Frohen Botschaft – die haben wir, ohne Ende – das liegt an uns!
Wäre unser Glaube für uns wie ein guter Witz, dann würden wir den nicht für uns behalten.
Wir würden ihn rausposaunen immer wieder, wen auch immer wir treffen, beim Kaffeetrinken mit Nachbarn, beim Stammtisch und beim Kegeln, auf dem Fußballplatz oder per Twitter und Facebook.
Und alle, die uns erleben, hörten gerne zu, sie wären gespannt, die Pointe natürlich auch zu hören.
Wenn wir von unserm Glauben begeistert wären wie von guten Witzen würden wir ihnen allen Bekannten und bei jeder Gelegenheit erzählen.

Aber Glaube ist für uns ja eine ernste Sache. Jawoll!

Und Ernst, das geht meist im stillen Kämmerlein einher oder sonntags hier mit runter gezogenen Mundwinkeln und dem Blick tiefer Traurigkeit.
In der Öffentlichkeit spricht man nicht mehr darüber, über den Glauben, man zeigt ihn auch nicht.
Und wie vielen geht es so, dass es ihnen geradezu peinlich ist, wenn Sie auf den Glauben angesprochen werden. Wenn man am Arbeitsplatz etwa entdeckt, dass der ja noch zur Kirche geht und vielleicht Lektor ist, oder wenn da in der Schule bekannt wird, dass da eine noch bei den Messdienern ist und sich aktiv in der Jugendarbeit beteiligt.
Schnell die Tür zu und den Deckel drauf, damit ja niemand es merkt.
Wie ein Licht, das man unter einen Eimer stellt.

Sie haben das sicher gemerkt – Wenn Jesus im heutigen Evangelium die Botschaft von Gott mit dem Licht unter dem Eimer vergleicht, dann hat das den gleichen Stellenwert, wie der Witz, den ich nicht zu Ende erzähle oder die Pointe des Gags auf der Karnevalssitzung in der Besenkammer.

Beides ist ein Unding, das ist sofort jedem klar.
Geht einfach überhaupt nicht, nicht beim Witz und nicht beim Glauben.

Liebe Freunde von Jesus,
das ist die Botschaft des heutigen Sonntags, die Frohe Botschaft Jesus Christi:
Nehmen wir die Leuchtkraft dieser tollen Botschaft mit und bringen sie unter die Menschen.
Leben und zeigen wir diese Botschaft, damit unsere Welt wirklich hell wird.
Wir haben mit unserem Glauben alle Gewürze um diese Welt schmackhafter, schöner und wertvoller zu machen.
Lassen wir uns das doch gemeinsam vornehmen hier. Das wir öfter uns mehr von der Freude unseres Glaubens lenken lassen. Dass man uns diese Freude ansieht, auch hier in der Kirche.
Das steckt an. Das macht andere neugierig, auch die Kinder und Jugendlichen.
Was sollen sie auch hier, wenn sie sich nicht freuen können.
Das macht das Leben an so vielen Stellen leichter.

Gott will, dass es uns gut geht. Er will, dass wir froh sind. Er möchte unseren Glauben strahlen sehen.
Unser Glaube an den uns, – j e d e n v o n u n s – liebenden Gott, dieser Glaube will nicht klein machen oder einengen, sondern uns frei und unbedrückt helfen, das Leben zu meistern.

Erzählen wir diese Botschaft weiter, wen immer wir auch treffen, erzählen wir das weiter wie einen guten Witz, wie die Pointe im Karnevalssketch, dass alle drauf warten und neugierig sind.
Erzählen wir es und leben den Glauben auch so!
Niemand kann einen guten Witz einfach für sich behalten – ich schon lange nicht.
Eine Pointe muss unter die Leute, damit es den Saal mitreißt und die andern ansteckt zum Lachen.

Die Frohe Botschaft unseres Gottes, sein Evangelium ist so toll, das muss unter die Menschen und dort kann es dann, mit Gottes Hilfe seine helfende und wohltuende Wirkung entfalten.

Amen

Ach ja – In der dritten Kammer, da stehen alle bis zum Hals in der Güllegrube und rauchen.
Da will ich auch hin, sagt der Diakon.
Er geht in die Grube und steckt sich auch eine Zigarette an.
Da ruft der Teufel: „Frühstückspause zu Ende! Alle wieder untertauchen!“

Sehen sie – geht doch!