Predigt 2. Advent 2016 – Jesaja 11 1-10 „Wie Hund und Katze“
Sie kennen das Sprichwort: „Die sind wie Hund und Katze“ – ich meine jetzt nicht, wie Bruder und Schwester manchmal miteinander umgehen oder vielleicht auch manche Ehepaare, ok., bei Pastören soll es das auch geben.
Ich meine wirklich jetzt unsere Haustiere, ein großer schwarzer Labrador Abbey, der jeden Einbrecher küssen würde und eine liebe, manchmal nervige schwarze Katze Wilma. Wunderbar, wenn man sieht, dass die sich gegenseitig das Fell lecken, aneinander kuscheln und manchmal sogar das Futter teilen.
So einen Frieden wird es mal auf der ganzen Erde geben, schreibt der Prophet.
Schon ein unwahrscheinliches Bild, dass Jesaja, der erste Prophet Israels, ca. 700 Jahre vor Christus den Menschen verkündigte.
Zu schön, um wahr zu sein? – Wir leben zur Zeit in einer Welt, in der Kinder verhungern; in der es bei Katastrophen und Krisen immer die Ärmsten der Armen trifft; in der selbst bei uns – in einem reichen Land – immer mehr Menschen durch Armut ins gesellschaftliche Abseits gedrängt werden.
Liebe Freunde von Jesus – Bei dem Terror der uns umgibt, bei der bösen Vergangenheit, die wir hinter uns haben und bei einer Zukunft, vor der viele Angst haben, würden wir es wahrscheinlich gar nicht glauben können, wenn solch ein Frieden weltweit eintreten würde.
Und der Großbauer Tönsfeuerborn, unser Kirchennachbar, würde wahrscheinlich selbst dann noch nicht zulassen, dass Bären in seinen Stall gehen dürfen und keine normalen Eltern würden ihre Kinder vor der Schlangengrube spielen lassen, denn niemand traut den Bären diesen Frieden zu und nicht den Schlangen, dass sie ihr Gift nicht versprühen.
Visionen, Träume, Hoffnungen – können Leben verändern!
Aber wenn wir, dem Andern nicht zutrauen, dass er sich ändert, wird es nie einen neuen Anfang geben. Nie!
Wenn wir gefangen bleiben in unseren Vorurteilen gegenüber Menschen und Religionen, wird eine Veränderung unmöglich gemacht. Immer!
Ich für mich brauche diese Hoffnung des Jesaja.
Und ich will diese Hoffnung mit anderen zu teilen und jeden von uns hier dazu zu ermutigen, mitzuarbeiten und mitzugestalten so dass etwas von diesem Traum des Propheten auf unserer Erde Wirklichkeit werden kann. – Das gibt uns Kraft, richtige Lebenskraft einfach anzufangen auch manchmal gegen den Trend.
Und dann fängt der Auftrag des Propheten an zu keimen:
Wenn wir diese Blockade, die Bremse in uns überwinden und genau hinzuschauen auf den Menschen der vor mir steht, der mich anschaut.
Ihn sehen, als einer der er jetzt ist und nicht als einer von dem ich sowieso weiß, dass er nichts taugt.
Wir müssen unseren Kopf frei kriegen von dem was uns hier oben in der Birne blockiert und bremst.
Das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, damit Frieden möglich sein kann.
Nach dem Krieg hätten wir Deutschen – alle – nie eine Chance gehabt, wenn die verantwortlichen Menschen auf beiden Seiten nicht erkannt hätten, dass alle im Grund nichts anderes wollten, als in Frieden zu leben.
Und sie haben erkannt, dass die Gesichter der Kinder auf beiden Seiten Kindergesichter sind und nicht Fratzen des Erbfeindes.
Wenn wir wirklich wollen, dass die Grenzen zwischen den christlichen Religionen fallen, dürfen wir nicht immer behaupten, dass der andere noch falscher glaubt als wir.
Warum glauben wir denn nicht, dass die Muslime, die Hindus, die Sikks, die Buddhisten den Frieden genauso ersehnen wie wir? Idioten gibt es noch in allen Religionen.
Oder auch die große Kluft zwischen der arabischen und westlichen Welt über die immer geredet wird – nie war diese Welt uns so nah, wie durch die Flüchtlinge bei uns auch in Verl.
Schmeißen wir doch endlich alle Vorurteile ins Feuer, die wir solange in unseren geistigen Schubladen gesammelt haben.
Besuchen wir diese Menschen doch einfach, schauen den traumatisierten in die Augen, reden mit ihnen.
Fragen wir sie doch, wer alles aus ihrer Familie zerbombt oder erschossen wurde und nehmen sie in den Arm und sagen: Wir helfen euch gerne!
Die verstehen das schon, auch wenn sie unsere Sprache noch nicht wirklich können.
Wenn wir dem anderen zutrauen und ihm abnehmen, dass er im Grunde das Gleiche will wie ich, Frieden, Geborgenheit, keine Angst haben, ein heiles Dach über dem Kopf, kein Streit und kein Hass, erst dann schaffen wir die Voraussetzung dafür, dass wirklich Versöhnung und Frieden sein kann.
Damit dieser Friede Gottes, der uns in jedem Gottesdienst immer wieder gewünscht und zugesagt wird, wirklich zu uns kommt, müssen wir daran auch glauben!
Nichts ist tödlicher für den Frieden als im anderen einen bösartigen Panther oder eine blutrünstige Bärin zu sehen.
Vor uns steht immer ein Mensch, wie du und ich, von Gott geliebt, wie du und ich.
Und jeder Tag, jede Stunde, jedes neue Kirchenjahr ist Auftrag, ja Befehl Gottes neu anzufangen.
Und wenn wir als Menschen und vor allem als Christen das wirklich wollen – wir alle gemeinsam – dann schaffen wir das! Amen