Predigt 2. Adv. 16 – Jes. 11 1-10 „Wie Hund und Katze“

Predigt 2. Advent 2016   – Jesaja 11  1-10   „Wie Hund und Katze“

Sie kennen das Sprichwort: „Die sind wie Hund und Katze“ – ich meine jetzt nicht, wie Bruder und Schwester manchmal miteinander umgehen oder vielleicht auch manche Ehepaare, ok., bei Pastören soll es das auch geben.

Ich meine wirklich jetzt unsere Haustiere, ein großer schwarzer Labrador Abbey, der jeden Einbrecher küssen würde und eine liebe, manchmal nervige schwarze Katze Wilma. Wunderbar, wenn man sieht, dass die sich gegenseitig das Fell lecken, aneinander kuscheln und manchmal sogar das Futter teilen.

So einen Frieden wird es mal auf der ganzen Erde geben, schreibt der Prophet.
Schon ein unwahrscheinliches Bild, dass Jesaja, der erste Prophet Israels, ca. 700 Jahre vor Christus den Menschen verkündigte.
Zu schön, um wahr zu sein? – Wir leben zur Zeit in einer Welt, in der Kinder verhungern; in der es bei Katastrophen und Krisen immer die Ärmsten der Armen trifft; in der selbst bei uns – in einem reichen Land – immer mehr Menschen durch Armut ins gesellschaftliche Abseits gedrängt werden.
Liebe Freunde von Jesus – Bei dem Terror der uns umgibt, bei der bösen Vergangenheit, die wir hinter uns haben und bei  einer Zukunft, vor der viele Angst haben, würden wir es wahrscheinlich gar nicht glauben können, wenn solch ein Frieden weltweit eintreten würde.

Und der Großbauer Tönsfeuerborn, unser Kirchennachbar, würde wahrscheinlich selbst dann noch nicht zulassen, dass Bären in seinen Stall gehen dürfen und keine normalen Eltern würden ihre Kinder vor der Schlangengrube spielen lassen, denn niemand traut den Bären diesen Frieden zu und nicht den Schlangen, dass sie ihr Gift nicht versprühen.
Visionen, Träume, Hoffnungen – können Leben verändern!
Aber wenn wir, dem Andern nicht zutrauen, dass er sich ändert, wird es nie einen neuen Anfang geben. Nie!
Wenn wir gefangen bleiben in unseren Vorurteilen gegenüber Menschen und Religionen, wird eine Veränderung unmöglich gemacht. Immer!

Ich für mich brauche diese Hoffnung des Jesaja.
Und ich will diese Hoffnung mit anderen zu teilen und jeden von uns hier dazu zu ermutigen, mitzuarbeiten und mitzugestalten so dass etwas von diesem Traum des Propheten auf unserer Erde Wirklichkeit werden kann.  – Das gibt uns Kraft, richtige Lebenskraft einfach anzufangen auch manchmal gegen den Trend.

Und dann fängt der Auftrag des Propheten an zu keimen:
Wenn wir diese Blockade, die Bremse in uns überwinden und genau hinzuschauen auf den Menschen der vor mir steht, der mich anschaut.
Ihn sehen, als einer der er jetzt ist und nicht als einer von dem ich sowieso weiß, dass er nichts taugt.
Wir müssen unseren Kopf frei kriegen von dem was uns hier oben in der Birne blockiert und bremst.
Das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, damit Frieden möglich sein kann.

Nach dem Krieg hätten wir Deutschen – alle – nie eine Chance gehabt, wenn die verantwortlichen Menschen auf beiden Seiten nicht erkannt hätten, dass alle im Grund nichts anderes wollten, als in Frieden zu leben.
Und sie haben erkannt, dass die Gesichter der Kinder auf beiden Seiten Kindergesichter sind und nicht Fratzen des Erbfeindes.

Wenn wir wirklich wollen, dass die Grenzen zwischen den christlichen Religionen fallen, dürfen wir nicht immer behaupten, dass der andere noch falscher glaubt als wir.
Warum glauben wir denn nicht, dass die Muslime, die Hindus, die Sikks, die Buddhisten den Frieden genauso ersehnen wie wir? Idioten gibt es noch in allen Religionen.

Oder auch die große Kluft zwischen der arabischen und westlichen Welt über die immer geredet wird – nie war diese Welt uns so nah, wie durch die Flüchtlinge bei uns auch in Verl.
Schmeißen wir doch endlich alle Vorurteile ins Feuer, die wir solange in unseren geistigen Schubladen gesammelt haben.
Besuchen wir diese Menschen doch einfach, schauen den traumatisierten in die Augen, reden mit ihnen.
Fragen wir sie doch, wer alles aus ihrer Familie zerbombt oder erschossen wurde und nehmen sie in den Arm und sagen: Wir helfen euch gerne!
Die verstehen das schon, auch wenn sie unsere Sprache noch nicht wirklich können.

Wenn wir dem anderen zutrauen und ihm abnehmen, dass er im Grunde das Gleiche will wie ich, Frieden, Geborgenheit, keine Angst haben, ein heiles Dach über dem Kopf, kein Streit und kein Hass, erst dann schaffen wir die Voraussetzung dafür, dass wirklich Versöhnung und Frieden sein kann.
Damit dieser Friede Gottes, der uns in jedem Gottesdienst immer wieder gewünscht und zugesagt wird, wirklich zu uns kommt, müssen wir daran auch glauben!

Nichts ist tödlicher für den Frieden als im anderen einen bösartigen Panther oder eine blutrünstige Bärin zu sehen.
Vor uns steht immer ein Mensch, wie du und ich, von Gott geliebt, wie du und ich.
Und jeder Tag, jede Stunde, jedes neue Kirchenjahr ist Auftrag, ja Befehl Gottes neu anzufangen.
Und wenn wir als Menschen und vor allem als Christen das wirklich wollen – wir alle gemeinsam – dann schaffen wir das!  Amen

 

 


33. Sonntag C – Lk 21,5-19 – Hey (Andreas Bourani)

33. Sonntag C – Lk 21,5-19 – Hey (Andreas Bourani)

Alles wird niedergerissen – ein Volk kämpft gegen das andere – gewaltige Erdbeben – Hungersnöte überall – ihr kommt alle ins Gefängnis – und die Verler sagen brav: Lob sei Dir Christus! Respekt! Ganz schön brave Christen hier in Verl – ganz schön mutig aber auch, wenn Sie das wirklich auch so meinen!!

SONG: CD Hey (Andreas Bourani)

Wenn das Leben grad zu allem schweigt
dir noch eine Antwort schuldig bleibt
dir nichts andres zuzurufen scheint als Nein
Es geht vorbei

Wenn der Sinn von allem sich nicht zeigt
sich tarnt bis zur Unkenntlichkeit
wenn etwas hilft mit Sicherheit, dann Zeit
Es geht vorbei, es geht vorbei

Hey, sei nicht so hart zu dir selbst
es ist ok wenn du fällst
auch wenn alles zerbricht
geht es weiter für dich

Hey, sei nicht so hart zu dir selbst
auch wenn dich gar nichts mehr hält
du brauchst nur weiter zu gehn
komm nicht auf Scherben zum stehn

Wenn die Angst dich in die Enge treibt
es fürs Gegenhalten nicht mehr reicht
du es einfach grad nicht besser weißt
dann sei
es geht vorbei

es geht vorbei
Wenn jeder Tag dem andern gleicht
und ein Feuer der Gewohnheit weicht
wenn lieben grade kämpfen heißt
dann bleib

es geht vorbei, es geht vorbei
Hey, sei nicht so hart zu dir selbst
es ist ok wenn du fällst
auch wenn alles zerbricht

geht es weiter für dich
Hey, sei nicht so hart zu dir selbst
auch wenn dich gar nichts mehr hält
du brauchst nur weiter zu gehn
komm nicht auf Scherben zum stehn
Hey, sei nicht so hart zu dir selbst
Es ist okay wenn du fällst
Auch wenn alles zerbricht
geht es weiter für dich
Sei nicht so hart zu dir selbst
Auch wenn dich gar nichts mehr hält
Du brauchst nur weiter zu gehn
Du brauchst nur weiter zu gehen

Wenn das Leben grad zu allem schweigt
Wenn der Sinn von allem sich nicht zeigt
wenn du fällst und wenn alles zerbricht
Wenn die Angst dich in die Enge treibt
auch wenn dich gar nichts mehr hält – du brauchst nur weiter zu gehn
Es ist okay wenn du fällst – auch wenn alles zerbricht – geht es weiter für dich.
(Songende)

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Es ist ok, wenn du fällst. Du darfst schuldig werden. aber steh wieder auf!

Fang neu wieder an!

Wenn Du denkst, die Welt bricht zusammen, – Du schaffst das, steh wieder auf, – es geht weiter.

wenn alles sinnlos wird, weil das Liebste kaputt gegangen ist, nur Mut, bleib nicht liegen!

No future – nichts geht mehr – das Licht scheint auszugehen – hab keine Angst!

Es gibt Belastungen, Bedrohungen im Leben, Angst, die dich zerfrisst, Sorgen, die dich zum Wahnsinn treiben – Jesus schenkt uns Hoffnung:

Es geht weiter für Dich!

Viele haben dies auch schon persönlich erfahren dürfen: dass die Hoffnung in schlimmen Situationen weiter tragen kann.

Was immer auch passiert, wir sind nicht alleine, da ist eine Hand die uns hält.

Und dieser Glaube an den Menschenfreund, unseren Bruder Jesus Christus ist es, der uns den Mut macht, trotz allem zu handeln und nicht zu resignieren, immer wieder aufzustehen, nicht auf den Scherben des Lebens zu verrecken.

Diese christliche Haltung ist nicht wirklich einfach, sondern eine Herausforderung und ein hoher Anspruch. Aber wo steht geschrieben, dass das Evangelium etwas ist, bei dem wir uns gemütlich und bequem zurücklehnen können?

Das Evangelium von heute will uns nicht drohen, sondern es ist wirklich eine Frohe Botschaft, die uns Mut machen will.

Wir sollen die kleinen und großen Herausforderungen dieser Welt und in unserem Leben als Chance sehen und uns daran bewähren.

Unser Glaube und unsere Hoffnung an den uns liebenden Gott, kann mehr ertragen als unser Verstand uns sagt.

Mit diesem Gott springen wir über alle Mauern und Gräben, auch über die Scherben, die wir im Leben zurückgelassen haben.

Steh auf, Dein Glaube hat dir geholfen.

Amen.

Fürbitten
Vor Gott, unseren Vater, der uns liebt und trägt, auch durch schwere Zeiten bringen wir unsere Sorgen:

  • Für alle Menschen, die durch Einsamkeit, Behinderung oder Armut an den Rand des Lebens gedrängt werden. Dass sie Menschen finden, die sie aufnehmen und die gemeinsam mit ihnen einen Weg aus ihrer Not suchen. – Stille –
  • Für alle Menschen, deren Leben durch Scheidung, Unfall oder Katastrophen in die Brüche gegangen ist, dass sie Heilung erlittener Wunden und neue Hoffnung finden. – Stille –
  • Für alle Kinder auf dieser Welt, die alleine sind, deren Haus zertrümmert, deren Eltern unter Schutt begraben oder in der Tiefe des Meeres liegen, dass sie Menschen erleben, durch die sie Schutz und Liebe spüren. – Stille –
  • Für alle, die sich innerhalb der Caritas und der Pfarrgemeinde engagieren, als Freiwillige oder hauptberuflich, dass wir einander unterstützen, damit andere wieder aufstehen können. – Stille
  • Für alle, die selbst oder deren Angehörige unter einer schweren Krankheit leiden, die geliebte Angehörige verloren haben. Schenke ihnen durch deine Nähe Kraft und Hoffnung. – Stille –
  • Für uns, die wir so gerne an deine Hilfe glauben wollen, aber oft nicht die Kraft haben wieder aufzustehen. – Stille –

Darum bitten wir mit Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.

NACH DER HL. KOMMUNION – ICH KANN NUR HOFFEN

Herr, es ist oft gar nicht so einfach mit dir – trotz deiner Versprechungen.

Ich höre, was andere von dir sagen, was sie in schlauen Büchern schrieben. Ob sie es selber glauben? Ob sie es wirklich für wahr halten, wenn ihnen das Wasser bis zum Halse steht?

Ich lese und höre gerne von dir, was im heiligen Buch steht: von deinem Reich, das da kommt.

Ich bitte täglich mit andern um Brot und Vergebung.

Ich bitte um Erlösung von allem Bösen und träume von einer besseren Welt.

Hörst du das wirklich?

Hörst du, wenn ich rufe, wenn ich nicht mehr kann, wenn mich Verzweiflung überfällt?

Ob du es merkst, ob es dich berührt, wenn ich mich abwende, verstumme?

Wenn ich dir den Rücken kehre?

Ich kann nur hoffen, dass du mich wahrnimmst, dass du mich eines Tages packst, dass du mich schüttelst und dass mir dann endgültig aufgeht,

dass du mir nahe bist – auch – wenn du schweigst. nach Gabriele Miller

16. Sonntag C, Lk 10,38-42, Martha und Maria

16. Sonntag IM JAHRESKREIS – 17. Juli 2016 –

LUKAS 10,38 42 – Martha und Maria –

Ich bin jetzt gut 46 Jahre verheiratet, natürlich mit der besten Frau der Welt – manche Männer sind da sicher ganz neidisch. Aber wenn wir gemeinsam zu einem Termin wollen, wir sind noch nie pünktlich weggekommen. Ok – 2x doch, glaube ich, aber immer gab es für meine Frau erst noch was zu tun: Die Wäscheschnell aus der Maschine nehmen, die Haare lagen noch nicht richtig oder die Katze brauchte noch Futter.

Einige kennen das?

Dann kennen sie sicher auch das Sprichwort: „Alles zu seiner Zeit!“
Im Buch Kohelet heißt es auch: „Alles hat seine Zeit!“
Und auch das Lied: „Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde“, wird in flotten Gottesdiensten gerne gesungen.
Manches geht nicht wirklich zusammen und jeder von uns muss jeden Tag immer wieder neu entscheiden: Was ist gerade wichtig, zu diesem Zeitpunkt! Jetzt!

Säuglinge haben da uns gegenüber einen klaren Vorteil: Sie haben einen ganz natürlichen Rhythmus.
Ein- und Ausatmen geht von selbst.
Essen und Schlafen wechseln sich ab.
Aber irgendwann wächst der Mensch aus dieser natürlichen Abfolge heraus.
Arbeiten wird eine Zeit so sehr zum Lebensinhalt, bis dann eine unheimliche Sehnsucht nach Freizeit kommt.
Und viele sagen dann nach dem Urlaub: Gut, dass wir jetzt wieder arbeiten können.

Und da sind wir mitten drin im Evangelium.
Die eine, Martha, tut und macht und sorgt sich und kümmert sich und bricht bald zusammen unter der Last der Arbeit.
Die andere, Maria, sie nutzt einfach die Gelegenheit, setzt sich hin, setzt sich Jesus zu Füssen und hört ihm zu.
Die eine denkt an das, was noch zu tun ist.
Die andere genießt den Augenblick.
Was ist im Leben wirklich wichtig?
Ich habe auch schon gehört, dass manche sich über dieses Evangelium ärgern.
Die Frau, die sich abmüht und arbeitet, damit alles rund läuft, diese Martha, – sie wird dafür von Jesus auch noch – heute würde man sagen angespitzt.
Und die, die rumsitzt, die nichts tut, die den Augenblick des Zusammenseins mit dem Gast genießt, – ausgerechnet sie wird gelobt. Alles andere ist ihr egal.
Sie kennen sicher alle solche Marthas:
Das sind die Malocher, sie mühen sich bis zum Geht nicht mehr ab und ärgern sich über all die, die vermeintlich weniger tun.
Man ärgert sich über die, welche am helllichten Tag an der Hauptstraße in der Eisdiele sitzen können.
Man ärgert sich über die, welche mit scheinbar weniger und leichterer Arbeit viel mehr verdienen.
Man ärgert sich über die, welche alles viel lockerer und gelassener nehmen.
Man ärgert sich über die, welche sich freuen können am Leben und scheinbar alles nur positiv sehen.
Und manche ärgern sich vielleicht auch jetzt über mich, denken sich:
Du kannst gut quatschen da vorn; am Sonntag fromme Sprüche klopfen und werktags warten bis Sonntag ist.

Die verärgerte fleißige Martha – ist in mancher Hinsicht ein Spiegelbild von uns selbst.
Doch sich ärgern ist nun mal ungesund, sich über andere ärgern, das tut dem Zusammenleben nicht gut.
Ärger vergiftet das Klima, in der Familie, bei der Arbeit, in der Gemeinde.
Jesus tadelt Martha nicht, weil sie arbeitet, sich kümmert und sorgt, denn wir müssen ja arbeiten um Geld zu verdienen, den Lebensunterhalt zu bestreiten.
Arbeiten können bedeutet auch, dem Leben einen Sinn geben.
Im Arbeiten kann ich ein gutes Stück von mir selbst zum Ausdruck bringen – wenn ich noch arbeiten kann.

Aber – und darauf macht uns diese Geschichte von Maria und Martha aufmerksam:
Martha müsste eigentlich spüren, dass es noch andere Dinge im Leben gibt, als nur zu arbeiten, sich zu sorgen und sich womöglich zu ärgern.
Martha verpasst vor lauter Hektik und Stress den Augenblick, den Moment, wo man dem andern in die Augen blicken, ihm zuhören und es einfach genießen könnte.
Und auch in dieser Hinsicht ist Martha ein Stück wie wir:
Ich erwische mich immer wieder dabei, wie ich mit meinem Körper wohl an einem Ort bin, mit den Gedanken jedoch ganz woanders.
Und sie können gleich die Probe machen:
Sind sie jetzt da, oder überlegen sie sich schon, was sie zu Mittag essen, wie sie den Nachmittag verbringen sollen, was sie heut Abend noch unternehmen wollen?
Oder sind sie in Gedanken noch in der vergangenen Woche, oder bereits in der kommenden Woche?
Es ist aber nun mal eine Binsenwahrheit und die gilt auch für Verl:
Was geschehen ist, können wir nicht mehr rückgängig machen. Was sein wird, haben wir nicht wirklich im Griff.
Also, wir können die Zukunft nur bedingt planen. Manchmal ändert sich das Leben von einer Sekunde auf die andere und auch das haben viele von Ihnen schon erlebt.
Entscheidend ist das Jetzt, ist der Augenblick. Der Augenblick Jetzt ist es, der wichtig ist.
Leben und Zukunft, wächst und gestaltet sich aus dem Augenblick heraus.
Darum wohl meint Jesus, Maria habe das Bessere gewählt.
Sie lässt sich ganz auf ihn ein. Sie nutzt die Chance des Zusammenseins mit Ihm.
Und was Martha tut, ist gut, kein Einspruch. Sie kümmert sich und sorgt sich und arbeitet wie so viele.

Aber Maria hat das Bessere gewählt.
Sie genießt den Augenblick, so, wie ein Säugling auch ganz den Augenblick an Mamas Brust oder auf Papas Arm genießt und erlebt, ohne sich groß Gedanken machen zu können, was sein wird.
Denn was kommen wird,

  • liegt ja am Ende nicht in unsern Händen,
  • was war, ist unveränderbar und liegt nicht mehr in unsern Händen.

Uns ist nichts anderes gegeben als der Augenblick.
Und was wir aus dem Augenblick machen, das liegt in unsern Händen.
Amen.

Predigt 13. Sonntag C (Lk 9,51-62 Feuer vom Himmel)

Predigt 13. Sonntag C (Lk 9,51-62 Feuer vom Himmel)

Hätten Sie die Jünger von damals für so bekloppt gehalten?

Scheinbar haben die nix begriffen, wenn sie das Feuer auf die andern schleudern wollen und sie so vernichten, damit sie die Quittung für ihren Unglauben bekommen.

Ein paar hundert Jahre später kamen die Anhänger des einen gleichen Gottes mit dem Schwert, zogen durch Europa und Nordafrika und töteten zigtausende und heute kommen wieder die fanatischen Anhänger des einen Gottes an den auch wir glauben mit Bomben und Raketen.

Und dabei sagt Jesus, unser einer Gott zu den Jüngern und Jüngerinnen und das sind auch wir: So doch nicht Leute! So nicht!

Ok. könnte man trotzdem sagen, das mit dem Feuer hätte ja auch in der heutigen Zeit was für sich. Alle die Christus nicht aufnehmen wollen, die nicht tun was er sagt: Zack, zack: Feuer fällt vom Himmel – und die Sache wäre ein für alle Mal erledigt.

Wir Christen brauchten uns dann am Arbeitsplatz, beim Nachbarn in der Schule nicht mehr zu rechtfertigen dass wir in die Kirche gehen. Allen wäre dann klar woran man ist. Jeder wüsste wer der Herr ist.

Es würde sich dann wirklich lohnen diese Kirche für viel Geld zu renovieren, denn glauben sie mir – die Kirchen würden alle wieder voll werden, schon allein wegen des Feuers, das sonst vom Himmel fällt.

Natürlich alles Quatsch was ich sage – etwas Entscheidendes habe ich nämlich vergessen. Unsere Kirche hier, die Thaddäus Kirche, die gäbe es ja schon lange nicht mehr, wäre ja längst abgebrannt.

Wenn jedes Mal, wenn Christus von uns nicht auf- und angenommen wird, Feuer vom Himmel gefallen wäre, hätten wir ja nicht mal die erste Renovation vor 30 Jahren geschafft, denn unsere alten Bänke, die so viele behalten wollen, sind ja nicht nur gut zum knien, die brennen auch toll.

Liebe Gemeinde! Sie erinnern sich noch was Jesus uns lehrte in allem was er sagte – in jedem Menschen, in jedem Einzelnen, dem Du begegnest, ganz gleich wer er ist – bin ich, Jesus Christus, Euer Gott.

Sollen wir jetzt erst mal ein paar Stunden unser Reden und Tun über und mit anderen Menschen bedenken, wie knapp wir dem Feuer entkommen sind?

Das steckt so voll, das heutige Evangelium. Da komme ich immer wieder in starkes Grübeln und mir fällt immer neues ein, wenn ich darüber nachdenke, warum die Samariter Jesus damals nicht aufgenommen haben.

Weil er auf dem Weg nach Jerusalem war, zum Zentrum des Judentum war, heißt es.

Jawoll – solche Leute – Galiläer – nahmen die Samariter grundsätzlich nicht auf. Juden und Samariter glaubten nämlich unterschiedlich.

Sie glaubten beide an den einen Gott, ok, aber jeder behauptete, dass der andere falsch glaubt!

Und so wurde jeweils über den anderen das Maul zerrissen. Man verbreitete, welche absurden Glaubensriten und Gewohnheiten die anderen hatten, und der Höhepunkt war, wenn einer es auch nur wagte mit jemanden von der anderen Seite anzubandeln oder auch zu heiraten, der hatte ganz verloren.

Dämmert Ihnen da was – so zwischen evangelisch und katholisch meine ich? Als Kind gab es bei mir in der Grundschule noch einen Zaun auf dem Pausenhof zwischen den beiden Konfessionen.

Und gar nicht lange her!

War vor 15 Jahren noch so, als unsere Tochter einen tollen evangelischen Mann geheiratet hat. Gab ganz schön böse Kommentare, auch in der Sürenheide.

So, jetzt sind Sie dran!

Was meinen Sie, was sollte Jesus denn heute wohl tun, wenn Menschen unserer Thaddäus Kirche, in der Sürenheide oder in Verl, wenn die die Menschen, in denen ER – Jesus – UNS begegnet, ablehnen.

Menschen, die sogar offen an ihn glauben und ihn bekennen, die ihm zwar einen anderen Namen gegeben haben, vielleicht Allah oder Jahwe und nur weil sie nicht römisch katholisch sind abgewiesen werden. Was sollte Jesus tun?

Wenn wir den Umgang mit ihnen meiden, vielleicht sogar misstrauisch und unfreundlich sind, ihnen nicht helfen obwohl sie in Not sind und das alles mit der Begründung, dass sie ja anders glauben.

Was meinen Sie? Müsste da nicht doch vielleicht Feuer vom Himmel fallen?

Gott sei Dank, hat Jesus nicht nur seine Jünger in schärfster Form zurechtgewiesen.

Gott sei Dank, denkt Christus anders als wir Menschen.

Gott sei Dank, ist er langmütig und sehr geduldig, nicht zuletzt geduldig mit uns, mit jedem von uns auch hier.

Schon lange würde hier kein Stein mehr auf dem anderen stehen, wäre niemand mehr von uns da, wenn er so reagieren würde, wie es seine Jünger eigentlich von ihm erwarteten.

Im Evangelium vom heutigen Sonntag werden wir – auch unsere Chefs in Paderborn und Rom – wieder einmal in aller Deutlichkeit darauf hingewiesen,

  • dass es nicht reicht in seinem Namen zusammen zu kommen, auf die Knie zu gehen und 45 Minuten ein büßerisches Gesicht zu machen.
  • dass es nicht reicht ein paar Euro in den Klingelkorb zu tun
  • dass es nicht reicht alle 30 Jahre seine Kirche zu renovieren.
  • dass es nicht reicht, die Grauhaarigen zu pflegen und die Kinder und Jugendlichen zu vergessen.

An diesem Sonntag macht das Evangelium, macht uns Jesus Christus selbst wieder mal deutlich, dass er uns in jedem anderen Menschen, in jedem, wer es auch sei, selbst begegnet.

Mutter Teresa hat gesagt, ich kann die Sterbenden und Kranken nur deshalb liebevoll annehmen, weil ich in jedem von ihnen Jesus Christus sehe.

Und einen fremden Menschen freundlich aufnehmen, einem anderen Gutes tun und gut über Fremde und den Nächsten zu reden, damit beweisen wir, ob wir wirklich würdig sind, seinen Namen – Christ – zu tragen.

Wenn wir heute nach der Messe nach Hause gehen, versuchen wir doch mal den andern und die andere mit neuen Augen anzuschauen.

Auch die Menschen, die in der Kirche neben uns sitzen.

Das erwartet Jesus von uns.

Ihn in dem Nächsten erkennen und er ist in dem Nächsten, wenn wir schon den Anspruch erheben, dass er in uns auf jeden Fall ist.

Und dort, wo die Ansprüche Gottes an uns Sürenheidern, Verlern oder Avenweddern nicht gelingen, nicht von uns umgesetzt werden, da wo vielleicht mit unseren Augen gesehen, auch von andern falsch gehandelt wird, dort sollten wir sehr zurückhaltend sein, wenn wir um das strafende Eingreifen Gottes bitten.

Wir würden uns selbst den Hintern ganz schön verbrennen.

Amen


Pfingsten 2016 „Der Clown in uns“

Pfingsten 2016 „Der Clown in uns“

Liebe Freunde von Jesus!

Ich hoffe, Sie glauben auch fest daran! Pfingsten ist nämlich mal ein Fest das wirklich Mut macht, das uns antreibt ja hoffentlich auch mal wirklich in den Allerwertesten tritt. Denn Pfingsten macht endlich Schluss mit allem Kleinmut und alle Angst, die in jedem von uns steckt.

Wir brauchen so dringend diese Befreiung aus dieser Begrenztheit und Belastung, die uns auch unsere Kirche so lange Zeit vermittelt hat.

Ja selbst den Papst hat’s wieder mal erwischt, will er doch jetzt mit all den violetten Kollegen in Rom darüber nachdenken, ob es nicht eine gute Idee wäre, wenn es auch Diakoninnen gibt. Hat man doch lange gedacht, der Heilige Geist hätte Rom nicht gefunden.

Aber vielleicht hilft uns zu dem ganzen Thema zunächst die folgende Erzählung:

Ein junger Mann ging einmal zu einem Psychiater. Er hatte Angst, mit seinem Leben nicht fertig zu werden. Er war ganz verzweifelt. In einem langen Gespräch schilderte er dem Arzt sein Leid und seine Not. Er stehe vor einer Wand und wisse nicht, wie es in seinem Leben weitergehen sollte. Der Psychiater hörte dem jungen Mann aufmerksam zu, ohne ihn zu unterbrechen. Dann gab ihm der Arzt folgenden Rat: „In unserer Stadt gastiert gerade ein Zirkus. Gehen Sie in diesen Zirkus und schauen Sie sich die Darbietungen an. In einer der Vorstellungen tritt ein ganz großartiger Clown auf. Er wird Sie aufheitern und zum Lachen bringen.“ Der junge Mann erschrak und sagte: „Herr Doktor, dieser Clown bin ich!“ –

Na – mit dieser Antwort haben sie nicht gerechnet. Diese Antwort macht uns ganz schön betroffen.

Fragen wir uns doch selbst mal: Steckt in uns allen nicht so was wie dieser Clown?

Denn wir alle haben doch unsere Ängste und unsere Sorgen. Gerade in unserer Zeit entsteht der Eindruck, als ob in unserer Gesellschaft die Ängste der Menschen sich immer weiter ausweiteten.

Es gibt aber auch viele Betroffene, die meinen, Angst dürfe man nicht zeigen, man müsse sie überspielen oder verdrängen.

Mitten in unserer Depression, in der Dunkelheit, in der Angst, in unseren Sorgen sollen wir das Lächeln des Clowns im Gesicht tragen.

In der schwersten Erkrankung dürfen wir nicht über den Tod sprechen.

In der beruflichen Krise müssen wir Stärke zeigen.

Die Partnerschaft knistert und wir reden drüber nicht.

Was Gott mit unserer Schuld macht – lieber keinen danach fragen.

Von Kindheit an hat man uns gelehrt, dass wir keine Angst haben dürfen, jedenfalls zeigen tut man sie nicht – immer schön einen auf Clown machen.

Heute wissen wir: Die Angst vor der Angst knallt alle Türen zu, verrammelt jeden Zugang — so wie die Jünger im Evangelium aus Angst vor den Juden ihre Türen verschlossen hielten.

Aber was sollten wir tun? Wer kann das ändern, wer kann uns dabei helfen?

Niemand kommt durch die Türen unserer Seele, wenn wir sie nicht aufmachen, zumindest den Riegel wegschieben.

Menschen, die sich anderen- auch ihrem Arzt, ihrem Therapeuten, vielleicht auch ihrem Seelsorger nicht öffnen, sich ihnen nicht mitteilen, können keine Heilung finden.

Auch die Jünger damals haben es nicht gewagt, sich den anderen anzuvertrauen; ihre Angst war überwältigend groß.

Und dann spricht das Evangelium aber von einem, der das schafft, der sogar durch verschlossene Türen geht. „Jesus trat in ihre Mitte“. Und er kam nicht, um ihre Angst herunter zu spielen oder klein zu machen, sondern um sie durch seine Friedensbotschaft und durch das Versprechen seines
Geistes aufzurichten und ihnen dadurch von innen her neue, starke, ausdauernde Kraft zu geben: „Friede sei mit euch!“ und: „Empfangt den Heiligen Geist“.

Und Jesus meint nicht den Frieden in Syrien oder Afghanistan, sondern meinen Frieden, den inneren Frieden, den keiner sich selbst geben kann. Auch nicht der Partner, oder der Priester oder der Freund.

Dies ist ein Friede, den nur Gott geben kann.

Und dieser innere Friede ist es, der uns wirkliches Leben schenkt. Zufriedenes Leben, erfülltes Leben, dankbares Leben und dieser Friede ist untrennbar verbunden mit dem Geist Jesu, des besten Freundes, den wir haben können.

„Empfangt den Heiligen Geist.“ Welch ein Geschenk! Welch eine Liebe zu uns Menschen!

Niemand kann Ängste einfach verscheuchen, Ängste kann man nicht weg reden – auch Arthur nicht mit irgendwelchen Sprüchen – auch ein Clown schafft das nicht mit all seinem oft klamottigen Humor. Vielleicht vergessen seine Zuschauer für einen Augenblick ihre Angst; aber sofort nach der Vorstellung ist sie wieder da.

Liebe vom Geist Gottes Beschenkte!

Das Pfingstfest hat nur eine Botschaft, das Pfingstfest fordert uns auf, ja das Pfingstfest ordnet für uns Christen an: Nun habt doch keine Angst! Jesus Christus hat die Welt erlöst und so seinen Frieden längst in Dein Herz gelegt.

Seine Freundschaft zu uns, seine Barmherzigkeit, seine Liebe ist größer als DU Mensch dir in Deinem Kopf vorstellen kannst.

Und auch wenn deine Tür noch zu ist. Jesus geht durch verschlossene Türen.

Er will bei dir, bei jedem von uns sein, nein falsch, er ist da — mit seiner Kraft, mit seinem Leben und mit seinem Geist.

Er ist die Mitte in deiner eigenen Mitte.

Tiefer kann keiner ein Herz besetzen, als Gott es kann.

Pfingsten ist so ein tolles, so ein ermutigendes Fest, für mich viel schöner als Weihnachten oder Ostern.

Pfingsten durchbricht alle Enge.

Pfingsten macht Schluss mit der Angst.

Pfingsten macht Mut.

Pfingsten gibt neue Luft zum Atmen.

Pfingsten öffnet die Augen unseres Herzens ganz, ganz weit.

Dieses große Fest macht die Tür der Hoffnung auf, damit wir die herrlichen Aussichten erkennen, die wir mit Gott haben und das nicht erst im Himmel, sondern hier bei uns, auf der Erde und das heute schon.

Und wenn wir singen: „Komm Schöpfer Geist kehr bei uns ein!“, dann ist das im Grunde total unchristlich.

Der Heilige Geist ist längst da – wir dürfen nur nicht die Tür von unserer Seite zuhalten.

Wir müssen wollen und zulassen, das Gott sie öffnet und dann – ,

Frohe Pfingsten!!


5. FASTENSONNTAG – 13. 3. 2016 – C JOH 8,1 11 – Ehebrecherin

5. FastensONNTAG – 13. März 2016 – C JOH 8,111 Ehebrecherin

Haben sie das noch im Ohr? „Geh“, sagt Jesus. „Du darfst gehen, alles ist gut – und hör auf zu sündigen! Niemand wird Dich töten!“

So geht Versöhnung mit Gott! Jesus macht uns das wieder mal vor. All die Liebe, all die Barmherzigkeit, seine ganze Zuwendung zu den Menschen schwingt in diesem einen Wort mit: „Geh!“ „Du musst nicht vor mir knien, du musst dich nicht niederwerfen, du musst nicht verzweifelt schauen, du stirbst nicht – ich erlöse Dich!“

Hatte die Frau, noch voller Angst, sicher dieses Wort kurz vorher mit einer ganz anderen Betonung gehört.

Die Männer, die sie erwischt hatten, die sie zu Tode steinigen wollten, werden auch gesagt haben: „Geh!“, aber sie werden gesagt haben, „Zack zack, geh, vor die Stadt. Komm in die Gänge, wir werden Dir zeigen, was Du für ein schlechter Mensch bist“. Das gleiche Wort: „Geh!“ – diesmal voller böser Verachtung, geurteilt ohne zu wissen, ausgesprochen ohne Liebe.

Sie war erwischt worden, eindeutig wahrscheinlich – auf frischer Tat bei Unzucht, wie es damals hieß, beim Fremdgehen, bei einem Tun voller Unmoral, auch heute noch. Welche ehrenwerte Gesellschaft will so eine Frau unter sich dulden, die den Ruf eines ganzen Dorfes beschmutzt, die das Ansehen aller Bewohner schädigt, nein – so jemand will niemand. Und sie wollen an ihr ein Exempel statuieren. „Geh! – jetzt bist du dran!“

Und die das sagen, das sind nicht die Vorbilder des Dorfes, nicht die, die besonders gerecht sind, nein es sagen all die Leute, denen es einfach nur peinlich ist, wenn das im Nachbarort bekannt wird.

Wie viele würden denn in der Sürenheide noch leben, wenn heute die gleichen Maßstäbe gelten würden? Die Statistik sagt: höchstens 50% !! – Dann wäre nur noch die Hälfte hier!

Liebe Freunde von Jesus – Strenge und Unbarmherzigkeit gegenüber dem Nächsten sagt überhaupt nichts über die eigenen Fehler aus. Und das hat Jesus schnell durchschaut, diese scheinheiligen Nachbarn, die die Steine schon in der Hand hatten um ihre Vorstellung von Gerechtigkeit umzusetzen. Und der Mann, der ein Spanner war und heimlich durch das Fenster alles beobachtet hatte, hatte wahrscheinlich den dicksten Stein.

Jesus durchschaut nicht nur uns, er hat sie damals schon durchschaut – alle – auch diesen Priester, der mit dem Finger auf die Ehebrecherin zeigte und dem man nachsagte, dass er selbst eine Beziehung hatte, von der niemand wissen durfte.

Und den Geschäftsmann mit dem schweren Stein hat er auch entlarvt, der zu den Reichen in der Gemeinde gehörte, aber nur weil er die Bilanzen fälschte und seine Leute schlecht bezahlte.

Und dann war da der nette Papa, so geachtet im Dorf, weil er Sonntags nachmittags immer mit seiner scheinbar intakten Familie spazieren ging, weil er jeden kannte und freundlich grüßte, aber abends seine Frau schlug und der Tochter näher kam, als gut für sie war.

Jesus kannte und durchschaute sie alle, auch den politischen Würdenträger, der den Stein fest in der Hand hatte, im Leben selbst aber über Leichen gegangen war und immer eine offene Hand hatte um in der Hierarchie weiter zu steigen.

Niemand, niemand von all den Menschen mit den Steinen in der Hand, wollte diese Frau aus lauter Gerechtigkeit töten, nein, sie wollte Härte zeigen, nur um ihre eigenen Unzulänglichkeiten, ihre eigenen Fehler, ihr eigenes Versagen zu verdecken. Wer seinen Heiligenschein nur durch schein-heiligkeit erlangt, der kann es sich nicht leisten barmherzig zu sein, der kann nur im Chor mit den Anderen rufen „Geh, weg mit Dir“.

Wie würden wir dieses böse „Geh!“ dieser Frau gegenüber heute aussprechen? Ok, wir würden keine Steine mehr werfen, das ist verboten – wir leben ja nicht in Saudi Arabien. Aber sind die Blicke und Worte, die wir manchmal werfen, besser als Steine?

Verletzen die Zeigefinger, mit denen wir auf die deuten, die ihr Scheitern nicht mehr verbergen können, weniger als die Steine zur Zeit Jesu? Nein, wir steinigen nicht mehr, aber wir sagen immer noch ganz deutlich: „Geh! Geh besser weg von uns!“ Und selbst wenn wir es nicht aussprechen, der, den es betrifft, der spürt es ganz deutlich. Er oder auch sie spüren ganz deutlich, dass sie sich bei uns hier jetzt wohl kaum noch sehen lassen können.

Als ob wir – Sie und ich – besser wären, nur weil unsere Schuld und unser Versagen eben nicht öffentlich sind, weil wir es schaffen, unserer Fehltritte im Verborgenen zu halten. Als ob wir besser wären, nur weil wir besser scheinen und regelmäßig in die Kirche gehen und ein frommes Gesicht machen.

Adolph Kolping – (Generalversammlung heute) – hat gesagt: „Zeigt der Welt ein menschliches Gesicht!“ Ein menschliches Gesicht ist das, mit dem Gott den Anderen anschaut. So soll unser Verhalten gegenüber all unseren Mitmenschen sein, auch den Flüchtlingen, und wegen ihrer vermeintlichen Schuld niemanden ausgegrenzen.

Ich würde mir deshalb wünschen, dass wir das Wörtchen „Geh!“ so aussprechen, wie man es auch bei uns manchmal sagt: „Tschüss“ oder wie in Bayern „Adieu“ – was in beiden Fällen bedeutet: „Mit Gott!“ oder wie unsere evangelischen Freunde oft ihre Predigt beenden: „Bleiben Sie behütet!“

„Adieu!“ „Leb dein Leben weiter, mit Gott“ möcht‘ ich den Wiederverheirateten zurufen, den Alleinerziehenden, den Homosexuellen, denen die ihre Arbeit verloren haben, den Alkoholkranken, den Vorbestraften und all den vielen anderen, die in ihrem Leben schon einmal das Scheitern erlebt haben.

„Bleib behütet! Sei hier geborgen, und fühl Dich wohl bei uns.

Niemand, niemand von uns gehört zu den Gerechten der letzten Tage, wir sind eine Gemeinde von Menschen, von Menschen mit all ihren Fehlern und das sind ganz schön viele, bei mir auch!

Komm und bleib bei uns, und fühle dich angenommen und getragen, denn keiner von uns – und darauf kannst Du Gift nehmen -, nicht ein Einziger ist im letzten besser als du!“

Amen.

24.01.2016 „Wo Gott ist, da ist auch Lachen“ (M. Luther) – Kirchenrenovation –

24.01.2016 „Wo Gott ist, da ist auch Lachen“ (M. Luther) – Kirchenrenovation –

Liebe Mitchristen,

Erst mal ne Frage: Wer von Ihnen hat denn noch so ein altes Telefon mit Wählscheibe, so zum Drehen – in Gebrauch? – ok

Wer von Ihnen trägt denn noch den Anzug oder das Kostüm, das er sich ca. 1970 gekauft hat?

Eine Frage noch: Wer von Ihnen hat denn noch den Wohnzimmerschrank von der Hochzeit?

 

War wahrscheinlich alles noch in Ordnung, aber doch gut, dass es das alles fast nicht mehr gibt.

War es für Sie sicher nicht schwer sich davon zu trennen?

Jeder hat doch gerne was schickes, was zeitgemäßes, was Modernes, was in die Zeit passt.

Ok unsere älter werdenden Frauen behalten wir, weil wir das wollen und weil die uns ja „Gott sei Dank“ auch noch wollen.

 

Aber jetzt mal etwas ernster:

„Frag mal 100 ältere Katholiken in Verl: „Was ist das Wichtigste an der Kirche?“ Und sie werden dir sagen: „Die Messe.“

Frag mal 100 ältere Katholiken in Verl: “ Und was ist das Wichtigste an der Messe?“ Und sie werden dir sagen: „Die Wandlung.“

Und dann sag mal 100 Katholiken bei uns in Verl: „Richtig, das Wichtigste an der Kirche ist, dass sie sich wandelt und zeitgemäß den Glauben verkündet und lebt.“

Und dann werden sie dich böse anschauen und ankündigen, da machen sie nicht mit, dann werden sie eben nicht wieder kommen.“

Nein – was die letzten 60 Jahre gut war – wird ja auch für die nächsten 60 Jahre noch gut sein.

 

Liebe Gemeinde, die meisten von uns sind Eltern oder Großeltern. Die meisten von uns haben Kinder und Enkelkinder. Und – wo sind die heute?

Der größte Teil der jüngeren Elterngeneration fehlt – nicht nur hier. Natürlich auch die Kinder und Jugendlichen.

Die absolute Mehrheit in den Kirchen, auch hier in der Sürenheide, hat graue oder silberne Häupter.

Ist das unsere Schuld, dass die anderen fehlen?

Haben wir was falsch gemacht? Oder die Lehrer und Priester? Oder Diakone und Gemeindereferenten?

Die wenigen Priester feiern fast nur noch Gottesdienste mit Wandlung und beerdigen einige Leute, aber das Gottesdienstfeiern ohne Wandlung können und dürfen – ist doch toll – auch schon andere – und das machen sie toll hier in der Sürenheide – gehen sie ruhig mal Dienstags abends hin.

Ein paar Gemeindemitglieder werden auch noch getauft oder getraut.

Aber es werden noch weniger – nicht nur Gottesdienstbesucher, nicht nur die eingetragenen Christen auch die Priester.

Nehmen sie mir ruhig ab, dass ich immer öfter vor Zorn und Wut und Verzweiflung heule, weil ich keine vernünftige Idee habe, wie ich all das ändern kann.

 

Und dann – wow – wir, wir hier in der Sürenheide, bekommen die Chance, dass sich all das ändern kann. Wir bekommen die Chance, unsere Kirche so zu gestalten, so zu ändern – zunächst räumlich – dass selbst junge Menschen sagen könnten:

Da gehen wir mal hin! Das hört sich gut an! Da mach ich vielleicht mit!

So stell ich mir Kirche und Gottesdienst vor!

Das wär doch was – oder?

 

Wir, nicht alle, aber viele, sind in wenigen Jahren 5 Fuß unter der Erde. Und spätestens dann fragt uns der Chef: Was habt Ihr getan, damit Eure Jugend von mir hört, mit mir spricht, sich von mir angenommen weiß wie sie sind – und meine Frohe Botschaft lebt?

Jeder von uns hier meint es gut!

Jeder von uns will für seine Kinder das Beste, das wollten auch schon unsere Eltern.

Haben auch wir das gewollt was die wollten – oder sind wir unsere eigenen Wege gegangen, nicht immer zur Freude der Eltern?

 

Liebe Gemeinde, seien sie mir nicht böse, aber ich muss das sagen:

Für unsere jungen Menschen sind unsere Gottesdienste altmodische Veranstaltungen mit uralten Geschichten aus eingestaubten Büchern, mit Liedern die ihnen fremd sind.

Da fühlen junge Menschen sich nicht angesprochen, weil sie darin nicht vorkommen!

 

Die Art zu Gott zu beten und ihn zu loben mit diesem unserem Sackgassengesicht, das für alle Gefühlslagen nur einen und immer den gleichen Gesichtsausdruck hat, diese Art kann einfach kein junger Mensch nachempfinden – und ich verstehe das!

Natürlich haben wir das alles in unserer Kindheit so gelernt, aber das ist kein gelebter Glaube für unsere Kinder!

Unsere Jugend will jubeln, sie will lächeln und lachen, sie will tanzen, sie will einen Sound der Ihnen zu Herzen geht, sie möchten sich verstanden fühlen, auch in ihren Krisenzeiten.

In unseren Gottesdiensten merken sie eher selten, dass Gottes Botschaft „Frohe Botschaft“ ist.

 

Wenn wir uns als Kirche und das nicht nur in der Sürenheide nicht selbst abschaffen wollen, dann können wir auf wirkliche Neuerungen, auf einen wirklichen Neuanfang auch hier in der Sürenheide nicht verzichten.

Es gibt Kirchen genug in Verl – sind alle nicht voll.

Dann treiben wir unsere Kinder in die Arme von Sekten und Bauernfängern, die unsere Kinder in ihrer Sehnsucht nach lebendigem Glauben gerne aufnehmen. Und sie haben die Sehnsucht!

 

Darum lasst uns aufhören, immer wieder zu wiederholen, wie schön die alten Bänke sind und dass sie doch teuer bezahlt wurden.

Dieses Haus hier – unsere Kirche – soll die Mitte unseres Glaubens sein.

Hier wollen wir mit Gott in der Mitte Mahl halten, Eucharistie feiern, ihn in der Mitte unseres Gottesdienstes und unseres Lebens willkommen heißen.

In Reihen hintereinander sitzt doch niemand beim Essen zu Hause und auch nicht beim Hochzeitsmahl. Natürlich passen wir hier nicht alle nebeneinander, das weiß ich auch, aber es kann tolle Lösungen geben!

 

Wir – jeder von uns – da bin ich ziemlich sicher, würde für seine Kinder sterben.

Aber unsere Kirche optisch so gestalten, und die Gottesdienste auch inhaltlich so, dass auch sie ihren Glauben feiern und leben können, das fällt uns sooo schwer.

Wir fragen sie ja nicht mal – sind ja auch nicht hier.

Haben wir Angst vor der Antwort?

Wollen wir denen einfach einbläuen, wie sie glauben sollen?

 

Ich würde gerne hier eine volle Kirche sehen, wo ich mittanzen darf, wo ich Lieder singen kann, die nicht 300 Jahre alt sind, sondern die mir aus dem Herzen kommen.

Wo viele gemeinsam mitwirken, sich anlächeln, einander wahrnehmen, wo Gott mit uns feiert, wo es einen Sound gibt der ansteckt, wo jeder sich freut, dass der Andere auch da ist.

Wo die Freude des Herzens uns den Anderen gerne anschauen und umarmen lässt.

 

Wir Christen haben gelernt, dass Kreuzzüge keine gute Wahl zur Missionierung sind.

Wir haben gerne angenommen, dass wir jeden Sonntag kommunizieren dürfen.

Wir sind froh, dass unsere Frauen nach der Geburt nicht mehr ausgesegnet werden.

Es hat uns erleichtert, dass wir vor der Messe nicht nur Wasser trinken, sondern auch frühstücken dürfen.

Vielleicht lernen wir auch noch, dass wir uns im Gottesdienst freuen dürfen, dass wir lachen dürfen, dass wir so mit Gott feiern können, wie Jesus oft mit den Menschen gefeiert hat.

Und – dass wir den Nächsten anschauen dürfen, ja müssen – weil Gott auch uns anschaut, Tag und Nacht – auch wenn es ihm vielleicht manchmal schwer fällt.

 

Der frohe, begeistert gelebte Glaube an ein Leben in dem Gott vorkommt, ist dies denn eine Zumutung? Ich glaube, dass ER, Gott, uns beim Umbau unserer Kirche wohlwollend zuschaut, weil er uns Wandlung zumutet und zutraut.

Darum glaube ich auch, dass ich Ihnen diese Predigt zumuten darf. Amen

Ansprache zu Allerseelen 2001 – Gedanken zur Gräbersegnung

Ansprache zu Allerseelen 2001 – Gedanken zur Gräbersegnung an Allerheiligen – St. Judas Thaddäus, Verl Sürenheide –

Liebe Mitchristen,

wir stehen hier vor den Gräber unserer Lieben. Es waren unsere Eltern, Großeltern, Ehegatten oder Kinder; liebe Verwandte, Freunde oder Bekannte. Wir denken daran, wie gut es war, als sie noch mitten unter uns waren. Vielleicht leiden wir jetzt noch unter dem leeren Platz, den sie hinterlassen haben. Vielleicht sind wir jetzt noch mit Schmerz und Leid erfüllt.

Unser Glaube sagt uns, dass sie leben und bei Gott sind. Auf diese Wahrheit, wollen wir uns in dieser Stunde besinnen.

Es ist gut, dass Sie hierher gekommen sind. Wir wollen uns gegenseitig in diesem Glauben bestärken und ermutigen. Wir stehen zwar vor den Gräbern, aber nur der Leib unserer Lieben ist hier bestattet. Das was sie aber sind und waren, ihr Leben, ihr Wesen und ihre Seele ist bei Gott. Aber das alles sehen wir nicht. Was wir sehen, das ist das Grab, indem unsere Lieben bestattet wurden. Wir sind manchmal versucht, auf dieses Sichtbare zu schauen und uns davon prägen zu lassen und zu glauben, nach dem Tod ist alles aus – das Leben ist ausgelöscht.

Jesus will uns aber in dieser Stunde etwas ganz anderes sagen: Wer an mich glaubt, der wird leben – auch wenn er stirbt. Hab‘ Vertrauen, Glaube und fürchte dich nicht. Denn ich will, dass sie das Leben haben, Leben in Fülle. Um uns gegenseitig in diesem Glauben und in diesem Vertrauen zu bestärken, deshalb sind wir hier.

Ganz bewusst wollen wir deshalb heute an den Gräbern unserer Lieben sagen: Du bist nicht tot, du lebst bei Gott, er hat dir eine neue Heimat gegeben. Ich bitte in dieser Stunde auch Jesus: Herr, erfülle jeden einzelnen von uns mit deinem heiligen Geist, erfülle uns mit der Kraft des Glaubens und des Vertrauens, dass wir nicht auf das Grab schauen, sondern hinauf zum Himmel, wo du unseren Lieben Leben und Heimat geschenkt hast.

So ist unser Besuch hier auf diesem Friedhof wie ein mächtiges Glaubensbekenntnis, das wir mit unserem Leben sprechen: unsere Lieben sind erlöst, sie sind aufgehoben und aufgenommen bei dir, du hast ihnen Heimat und Leben geschenkt. Herr, las mich nicht bei dem stehen, was ich sehen kann, las mich an die Auferstehung und an das Leben glauben und darauf vertrauen.

Nicht immer ist unser Denken an unsere Verstorbenen erfüllt von diesem Vertrauen, dass sie bei Gott sind – und dass sie bei Gott in guten Händen sind. Wir reden immer noch von den „armen Seelen“. Warum sollen die den arm sein – wenn sie bei Gott sind? Wer ist denn Gott, dass wir bei denen, die in seinen Händen sind, von „armen Seelen“ reden? Jesus hat vor seinem Heimgang zum Vater gesagt: „Ich gehe hin, um euch eine Wohnung zu bereiten“. (Joh 14,3)

Und einem, der ein Verbrecher war, dessen Leben total verpfuscht war, der aber umkehrte, dem sagt er im letzten Augenblick seines Lebens: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein!“ (Lk 23,43) Kann es sein, dass unser Denken und Reden von „armen Seelen“ geprägt ist von einem Misstrauen gegen Gott, von einem fehlenden Vertrauen auf den guten und liebenden Gott?

 

Unsere lieben Verstorbenen sind bei Gott in guten Händen. Solch ein Glaube, solch ein Vertrauen sollte unser Gedenken in dieser Stunde prägen. Es gab in der Geschichte unseres Glaubens schon Zeiten, in denen dieses Vertrauen lebendiger war. So nannte man früher den Sterbetag auch den wirklichen Geburtstag, an dem der Mensch ins ewige Leben hineingeboren wird.

Die hl. Theresia, so wird erzählt, verbot am Sarg verstorbener Schwestern traurige Gesänge; statt dessen sangen die Schwestern am Sarg frohe Lieder, Osterlieder, und sie tanzten um den Sarg, weil ihre Schwester eingegangen zum großen Fest beim ewigen Hochzeitsmahl.

Nein, unsere Toten sind nicht die „armen Seelen“. Sie haben alles hinter sich, wovor wir noch Angst haben: das Sterben. Sie sind bei Gott, wir sollten mehr zu ihnen beten als ängstlich um ihr Seelenheil besorgt zu sein.

Ich glaube, die „armen Seelen“ sind eher wir, die Lebenden mit unserer Angst vor dem Sterben, die nur zu verständlich ist. Die „armen Seelen“ sind wir, voll von Misstrauen gegen Gott, von Unglück und Tod Bedrohte. Wir, mit unserem grübelnden Unglauben, die die Toten zu Gespenstern degradieren und aus dem gütigen und barmherzigen Gott einen herzlosen unbarmherzigen Richter machen. Erlösungsbedürftig angesichts des Todes sind nicht unsere Verstorbenen, erlösungsbedürftig sind wir, die wir leben.

Wenn wir heute hier vor den Gräbern unserer Lieben stehen, dann lasst uns miteinander glauben und vertrauen, dass unsere Verstorbenen bei Gott in guten Händen sind. – dass sie Leben in Fülle haben, dass sie am großen Fest ohne Ende teilnehmen dürfen. Lasst uns sie bitten, dass sie uns „arme Seelen“ begleiten mit ihrer Fürbitte, damit wir umkehren und uns bekehren und unser Leben so ausrichten, dass wir bestehen können, dass auch wir geladen sind zum großen Fest ohne Ende. Dann werden wir Jesus sehen wie er ist und unser Glaube wird ins Schauen verwandelt werden. Wir dürfen erfahren: Jesus ist wirklich auferstanden und lebt und auch ich lebe – Halleluja.

Und jetzt werde ich die Namen nennen, die seit dem letzten Allerheiligenfest von uns gegangen sind. Und das soll keine Vermeldung sein sondern ein Gebet und zu jedem Namen sagen dann alle: „Herr, gib das ewige Leben!“, denn wer möchte schon die ewige Ruhe haben.

Wenn ich die Namen jetzt nenne, werden viele vielleicht in 100 Jahren schon vergessen sein, wird niemand mehr wissen, wer das eigentlich war. Bei Gott wird niemals nur ein einziger in Vergessenheit geraten seion. Jeder Name den wir nennen soll eingeschrieben sein in das „Buch des Lebens“:

 

NN Alle: Herr gib das ewige Leben

 

Abschließend : Vater unser und Gegrüßet seist du Maria 

 

2. Adventsso. 02 – Lj. B (Mk 1,1-8)

2. Adventssonntag – Lesejahr B (Mk 1,1-8) 08.12.02

Liebe Schwestern und Brüder,

 

das muss ein verdorbenes Volk gewesen sein, die Einwohner von Jerusalem damals.

Die müssen es notwendig gehabt haben!

Man muss sich das nur einmal vorstellen: Da kommt ein einziger Mann und predigt ihnen etwas vor von Schuld und Bekehrung, und plötzlich rennt alles los, um sich im Jordan taufen zu lassen, plötzlich strömt alles und bekennt seine Schuld!

Die müssen einiges auf dem Kerbholz gehabt haben, wenn die Menschen so in Scharen zur Bußtaufe kamen.

Ein verdorbenes Volk muss das gewesen sein!

 

Das wäre heute mit Sicherheit anders. Nehmen Sie nur mal an, der Johannes würde heute predigen. Und jetzt nicht etwa am Jordan, nein, sagen wir ganz einfach drüben am Ölbach.

Ich denke, wir könnten die Leute, die ‚rüber gingen, um sich taufen zu lassen, ich denke, wir könnten sie an einer Hand abzählen!

Johannes hätte heute – und da bin ich mir sicher – er hätte heute kaum den gleichen Erfolg wie damals.

Denn allem Anschein nach haben die Menschen heute so etwas nicht mehr nötig.

Scheinbar hat sich das Problem mit der Schuld längst erledigt.

 

Wenn Sie sich heute durchfragen – und da ist es egal, ob sie jetzt junge oder ältere Menschen nehmen – wenn Sie heute irgend jemanden fragen: Haben Sie denn noch so etwas wie persönliche Schuld?

Ich nehme an, das Ergebnis wird recht einheitlich ausfallen.

Wer von uns hat denn heute noch Schuld?

Wer wäre denn ein schlechter Mensch?

Ich denke, Sie kennen das: Ich habe keinen umgebracht, und irgendwo eingebrochen bin ich auch nicht!

Ich wüsste gar nicht, was ich an Schuld haben soll!

Wenn man Umfragen trauen darf, dann hat sich das Problem mit der Schuld anscheinend längst erledigt.

An den Jordan zu ziehen und dort seine Sünden zu bekennen, scheinbar hat das von uns heute niemand mehr nötig.

Scheinbar haben wir das nicht mehr nötig!

Denn wenn ich genauer hinschaue: zumindest bei mir stelle ich da anderes fest.

Wenn ich mich ehrlich frage: Wie sieht es denn tatsächlich bei mir aus?

Wie bin ich denn, zum Beispiel dem anderen gegenüber?

Gehe ich denn wirklich auf ihn zu, oder warte ich nicht viel zu oft, dass der auf mich zukommt?

Wie viel Zeit schenke ich dem anderen wirklich?

Wie vielen begegne ich ablehnend, misstrauisch, kühl und berechnend?

Wie viele habe ich – ohne es vielleicht zu wissen – verletzt?

Wie viele Menschen gibt es, denen ich nicht verzeihe, wie viele, gegen die ich Vorurteile habe?

Wie oft habe ich über andere geredet, was bei anderen schief gelaufen ist weitergetratscht?

Und bin ich überhaupt dankbar dafür, dass ich hier bin und leben darf?

Wann habe ich Gott zum letzten Mal „Danke“ dafür gesagt?

Wie oft bin ich nur zu ihm gekommen, wenn ich etwas von ihm wollte?

Wie selten hab‘ ich ihm eigentlich gedankt?

Oder überhaupt erst an ihn gedacht?

Wie viele Stunden habe ich ihn gar vergessen?

Nein, nicht dass Sie jetzt meinen: ich möchte hier niemandem etwas vorhalten.

Ich frage mich nur selber!

Und ich stelle fest: je länger ich mich frage, desto länger wird die Liste, die ich am Ölbach aufsagen könnte!

Und vielleicht fragen Sie sich auch wieder einmal.

Wenn Sie Zeit haben, dann fragen Sie sich ruhig auch wieder einmal.

 

Das heißt: Nein, warten Sie nicht erst bis Sie Zeit haben.

Nehmen Sie sich die Zeit!

Sie tun es für sich.

Wie viele psychosoziale Beratungsstellen müssen noch gegründet werden, wie viele psychische Krankheiten müssen noch entstehen, bis wir endlich begreifen, dass man Schuld nicht vergraben kann; bis wir endlich einsehen, dass man sie unter keinen Umständen dadurch los wird, dass man sie einfach nicht wahrhaben will.

 

Das Volk von Jerusalem hat es noch gewusst.

Ein kluges Volk!

Es ist an den Jordan gezogen.

Und diese Menschen sind dazu gestanden, dass sie Schuld auf sich geladen haben.

Sie haben sie nicht verdrängt!

Nein, sie haben sie bekannt.

Denn sie wussten: so konnten sie Vergebung finden.

Kluges Volk von Jerusalem…


3. Sonntag im Jhkrs. B Jona – Menschenfischer Marienkapelle Verl

 

 

Wie oft erlebe ich Menschen, und mir geht es manchmal auch so, die erzählen mir: Wenn ich auf dem Katholikentag bin, oder von einem religiösen Wochenende komme, dann bin ich immer ganz zuversichtlich, dass mein Glaube ganz stark und dauerhaft ist – aber dann kommt der Alltag, ganz schnell oft – und schon stehe ich wieder allein da.

Irgendwie packe ich das nicht, dass ich wirklich Zeugnis geben kann.

Nie kommt es so wie ich es mir bei solchen geistlichen Höhepunkten vorstelle.

 

Wer kennt diesen Frust nicht, am Ende bleibt scheinbar nur die Enttäuschung auch über sich selbst.

Ich möchte sie einladen, sich in solchen Situationen auf die Erfahrungen des Propheten Jona zu besinnen.

Jona war berufen, Buße zu predigen. Sie erinnern sich vielleicht noch an die Geschichte mit dem Walfisch: Auf der Flucht vor diesem Auftrag bringt er andere in Seenot, bietet sich als Opfer an und wird schließlich wunderbar gerettet.

Als er dann mit aller Macht auftritt und Buße und Bestrafung durch Gott predigt, hat seine Predigt Erfolg: Die Leute kehren wirklich um, wie wir gehört haben.

Doch Jonas, dies hörten wir heute nicht mehr – zieht sich frustriert zurück: Er hatte mit dem Eintreffen der Strafen gerechnet, die er doch angekündigt hatte.

Dass Gott aus dem, wozu er seinen Diener gesandt hat, etwas anderes macht, als der Diener erwartet: Das ist ihm zuviel.

 

Die persönliche Enttäuschung des Jona ist auch typisch für unser geistlichen Leben. Vielleicht auch typisch für vieles was in einem neuen Gemeindeverbund hier in Verl entstehen soll. Es gibt viele gute Ideen und Ansätze bei vielen Gemeindemitgliedern.

Man denkt: Jetzt hab ich es. Und dann marschiert man los und will es um- und durchsetzen, was man sich in den Kopf gesetzt hat – und – erleidet Schiffbruch.

Leicht vergisst der frisch Begeisterte, dass es nicht auf menschliche Ziele ankommt.

Wichtig ist allein Gott, der jeden einzelnen einsetzt, wozu er will.

Bei allem was an menschlichem Planen sinnvoll und nützlich ist: Für unsere persönliche Frömmigkeit zählt, wie sehr ich auf den ausgerichtet bleibe, der mich berührt und gesandt hat. Gott erfüllt eben nicht alle unsere Wünsche, sondern bindet uns ein in sein Werk.

Natürlich werden wir hin und wieder klagend oder zumindest fragend eine Bilanz unseres Lebens und unserer Arbeit und unseres Glaubens ziehen: Hat es was gebracht?

 

Doch wer dies wie Jonas tut, ist bald – wie er – am Ende:
Unter dem Ginsterstrauch werden kleinlich Erbsen gezählt: Ist alles so geworden wie ich mir das gedacht habe? Habe ich noch die Kraft meines Glaubens und halte ich das durch?

Ist Gott so, wie ich es mir in meiner Begeisterung ausgemalt habe?

Wenn dann als Antwort immer nur NEIN kommt, dann bin ich frustriert gelähmt habe keine Lust mehr und bewege nichts mehr.

 

Dagegen gibt es eine Medizin, die ist leicht und schwer zugleich: Sich täglich neu mit Gott verbinden und verbünden. Das bedeutet: Täglich neu mit Gott rechnen – und mit NEUEM rechnen.

Als Franziskus sein neues Leben begann sagte er: „Was willst Du Herr, dass ich tun soll?“ und diese Frage hat er täglich gestellt.

Und das ist die Lösung für uns und unsere Gemeinden: Beginnen Sie täglich neu. Sehen Sie nicht nach hinten. Verbinden Sie sich mit Gott und lassen fröhlich ihn sein Werk tun.

 

Und wie er das macht, das hörten wir im Evangelium: Er spannt seine Netze aus. Er fischt nach den Menschen. Er fängt uns in seinem Netz, für viele vielleicht ein negatives Bild.

Aber er fängt uns nicht ein, er fängt uns auf.

Sicher, er spannt ein Netz aus, aber dieses Netzt ist keine Stolperfalle, dieses Netzt sichert den Abgrund.

Sein Fischzug, der als Bild zunächst auch erschrecken mag, wird für den, der genauer hinsieht zur Rettung.

Gott fängt nicht ein, Gott fängt auf. Er fängt uns – auch mit all unserem Frust, auf im Netz seiner Liebe. Und er tut dies auch dann, wenn wir wie Jona, manchmal vor ihm davonlaufen!

 

„Wenn ich zum Himmel flöge,

ich könnte dir nicht entfliehn,

wenn ci zum Abgrund zöge,

ich fände dich darin.

Trüg mich das Morgenrot

Bis zu der Erde Enden

Du hieltest mich in Händen

Im Leben und im Tod!“