Diamantenhochzeit

 

Diamantenhochzeit                             26.10.13 Bernhard und Elisabeth Beckervordersandforth

 

Liebes Jubelpaar Elisabeth und Bernhard Beckervordersandforth,
viele freuen sich heute mit Ihnen, dass Sie diesen Tag begehen können.
Es ist ein Geschenk Gottes, dass Sie 60 Jahre, mehr als ein halbes Jahrhundert, zusammen bleiben durften.
Mit Dank und Freude begehen Sie diesen Tag, das haben Sie mir im Vorbereitungsgespräch erzählt.
Und wenn Sie beide heute zurückdenken an Ihre Hochzeit 1953 in der Neuenkirchener

St. Margareta Kirche, dann haben Sie damals sicher nicht gedacht, dass Sie 60 Jahre später wieder als Paar hier in Verl in der Marienkapelle sitzen, als Diamantenes Jubelpaar mit ihren Kindern, Schwiegerkindern und Ihren Enkeln.

Schlicht und einfach „Danke“ wollen wir sagen zu-einander, für-einander und mit-einander zu Gott. – Danke für die sechzig gemeinsame Jahre!

 

Daß es im Leben Höhen und Tiefen gibt, das weiß jeder. – Wir wollen Danke sagen für sehr viel Gutes – und Schweres nicht aufrühren.

 

Die Stationen – die einzelnen Tage und Stunden dieser 60 Jahre – die bleiben letztlich Euer Geheimnis! – Und den wahren Überblick über alles hat überhaupt nur der eine, von dem alles kommt und auf den alles zugeht, der allein um den Sinn des Ganzen weiß, um den wir erst ringen müssen.

 

Eine ganz allgemeine Geschichte kann uns helfen, in der Bildersprache sehr treffend das eigene Leben zu deuten:

 

„Eines Nachts hatte ein Mann einen Traum. Er träumte, er würde mit Christus am Strand entlang spazieren. Am Himmel über ihnen erschienen Szenen aus seinem Leben. In jeder Szene bemerkte er zwei Paar Fußabdrücke im Sand, eines gehörte ihm, das andere dem Herrn.

 

Als die letzte Szene vor ihm erschien, schaute er zurück zu den Fußabdrücken und bemerkte, dass sehr oft auf dem Weg nur ein Paar Fußabdrücke im Sand zu sehen war. Er stellte ebenfalls fest, dass dies gerade während der Zeiten war, in denen es ihm am schlechtesten ging.

 

Dies wunderte ihn natürlich, und er fragte den Herrn: ‚Herr, du sagtest mir einst, dass ich mich entscheiden sollte, dir nachzufolgen; du würdest jeden Weg mit mir gehen. Aber ich stelle fest, dass während der beschwerlichsten Zeiten meines Lebens nur ein Paar Fußabdrücke zu sehen ist. Ich verstehe nicht, warum! Wenn ich dich am meisten brauchte, hast du mich allein gelassen.‘

Der Herr antwortete: ‚Mein lieber, lieber Freund, ich mag dich so sehr, dass ich dich niemals verlassen würde. Während der Zeiten, wo es dir am schlechtesten ging, wo du auf Proben gestellt wurdest und gelitten hast – dort, wo du nur ein Paar Fußabdrücke siehst -, es waren die Zeiten, wo ich dich getragen habe.'“

 

Auf die Ehe bezogen, können Sie die gemeinsame Spur in einem doppelten Sinn deuten: auf Gott hin und aufeinander, die Sie beide als Mann und Frau miteinander die eine gemeinsame Spur gegangen seid.

 

Wollten wir eine ähnliche biblische Geschichte bedenken, so fällt mir der Weg ein, den die Jünger nach Emmaus gegangen sind.

Wie viel enthält diese Geschichte, wenn wir in diesem Weg der Jünger unseren eigenen Lebensweg erkennen. – Wir gehen – bewegt und in Beschlag genommen von all dem, was da um uns geschieht – und sehen nicht, dass der Herr an unserer Seite geht. –

Erst im Nachhinein – in der Rückschau – erkennen die Jünger:

 

„Brannte uns nicht das Herz in der Brust,

als er unterwegs mit uns redete“?

 

Wie sollte es uns besser gehen als diesen Jüngern? – Erst im nachhinein – zurückschauend – erkennen wir die Zusammenhänge und wie sehr wir Menschen allein aber auch in der Ehe geführt wurden, wie sehr Gott alles zum Guten geführt hat.

 

Alles ist immer wieder gut gegangen. 3 Kinder, 8 Enkelkinder und zwei Urenkel – ein Ergebnis, dass sich nicht nur in der Menge, auch in der Qualität sehen lassen kann.

Mehrere Neuanfänge, beruflich, hinsichtlich des Wohnortes – immer wieder ist alles gut geworden – selbst seltene Hühner ist man auf dem Hobbymarkt losgeworden.

 

„Wie Gott will, so ist es das Beste“, und wir sind uns im Glauben dessen sicher: Das Leben kann nur gelingen im Vertrauen auf Gott! –

 

60 gemeinsame Ehejahre bezeugen, dass Gott treu ist, und dass er auf das Bemühen des Menschen schaut und es heiligt durch seine Gnade.

 

Amen

PREDIGT 2014 1.Advent

AUS DEM HL. EVANGELIUM NACH MARKUS 13,3337

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Seht euch vor, und bleibt wach!

Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist.

Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen:

Er übertrug alle Verantwortung seinen Dienern, jedem eine bestimmte Aufgabe;

dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein. Seid also wachsam!

Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen. Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!

 

PREDIGT 2014 1.Advent

 

Ist doch mal was Neues – mit Warnweste auf der Kanzel!

An was denken sie, wenn sie so eine orange Warnweste sehen?

Vielleicht an: Vorsicht, aufpassen, Achtung, …!

 

Vor allem im Straßenverkehr begegnet uns oft dieses Orange. Im Dunkeln viel zu selten. Immer dann, wenn diese Farbe aufleuchtet heißt das für uns, dass Gefahr droht und wir besonders aufpassen müssen.

Es kann sein, dass Autofahrer auf Fußgänger achten müssen, oder dass ein Schwertransport unseren Weg kreuzt.

Die Farbe Orange zeigt uns auch an, wohin unser Vordermann fahren will – nach rechts oder links und wir können uns darauf einstellen.

Wenn ein Auto mit Warnblinker am Straßenrand steht, dann bedeutet das, dass jemand eine Panne hat oder ein Unfall passiert ist und unsere Hilfe gebraucht wird.

Menschen, die solch eine Warnweste tragen, wollen auf sich aufmerksam machen. Sie wollen damit sagen: Achtung, ich bin auch noch da, bitte fahr langsam und vorsichtig, damit uns nichts passiert.

Die Weste mit diesem grellen Orange will also

  1. Aufmerksamkeit wecken
  2. warnen
  3. auf Gefahren hinweisen
  4. zur Vorsicht mahnen!

    Aufmerksamkeit wecken, warnen, auf Gefahren hinweisen, zur Vorsicht mahnen, genau das will auch der Evangelist Markus. Im heutigen Evangelium will er auf das Kommen des Menschensohnes, also auf Jesus Christus aufmerksam machen.

    Jesus mahnt uns deswegen zur, Wachsamkeit. Er sagt: „Seit wachsam! Kehrt um, Paßt auf“ Wenn Jesus uns zur Wachsamkeit mahnt, dann drängen sich mir folgende Fragen auf:

  5. Ja, habe ich denn bis jetzt gepennt?
  6. Ja, bin ich denn bis jetzt falsch gelaufen?
  7. Habe ich in meinen Leben einen falschen Weg eingeschlagen?
  8. Habe ich den entscheidenden Moment verschlafen?
  9. Lebe ich mein Leben nicht richtig?

     

    Ich denke diese Fragen dürfen und sollen uns in der Adventszeit schon beschäftigen.

    Denn in der Nacht zum 24. auf den 25. Dezember feiern wir nicht irgendetwas, sondern die Menschwerdung Gottes.

    Gott wird in Jesus einer von uns.

    Er wird Mensch. Johannes beschreibt dieses wunderbare Ereignis mit dem Kommen des Himmelreiches.

    Jesus Christus verbindet Himmel und Erde, durch ihn dürfen wir schon ein kleines bisschen Himmel auf Erden erleben.

    Damit wir eben erkennen, dass auch wir schon den Himmel auf Erden haben, müssen wir unsere Sinne schärfen.

    Gerade der Advent bietet uns die Zeit und die Möglichkeit über uns und unser Leben nachzudenken.

    Wenn wir erkennen, dass etwas nicht richtig läuft, wenn wir auf Fehler und Schwächen stoßen, dann ist es gut zu wissen, dass es nie zu spät ist für einen Neuanfang.

    Der Advent schenkt uns jetzt die Gelegenheit umzukehren, um wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Wir sollen unser Herz aufmachen, sensibel sein, spüren wo wir gebraucht und gefragt sind. Es ist wichtig, die Warnhinweise, die wir hören und sehen zu beachten und sie ernst zu nehmen.

     

    Der Advent will genau so wie diese Weste mit dem grellen Orange Aufmerksamkeit wecken – wir sollen aufmerksam den Alltag leben:

    Wie gehe ich mit meinen Mitmenschen um?

    Nehme ich mir Zeit für sie?

    Nehme ich meine Mitmenschen überhaupt wahr?

     

    Der Advent will also genau so wie diese Weste mit dem grellen Orange warnen – warnen vor den Tücken des Alltags: Einkaufstress, Hektik, Geschenke besorgen, Plätzchen backen, von einer Weihnachtsfeier zur anderen hetzen, usw.

     

    Der Advent will genau so wie diese Weste mit dem grellen Orange auf Gefahren hinweisen – die Gefahr, dass wir ganz vergessen, worum es an Weihnachten eigentlich geht, nämlich um die Menschwerdung Gottes und das ist das eigentliche Weihnachtsgeschenk.

     

    Der Advent will genau so wie diese Weste mit dem grellen Orange zur Vorsicht mahnen – pass auf dich auf, dein Leben ist wertvoller als du denkst. Es gibt Menschen, denen du sehr wichtig bist, die dich so lieben, wie du bist.

     

    Auch dieses Orange mahnt uns – nämlich zu unserem Christsein.

    Wir sind alle aufgerufen unser Christsein nicht nur am Sonntag zwischen Halbzehn und Halbelf zu leben, sondern immer und überall – in der Familie, in der Schule, in der Arbeit, in der Nachbarschaft, bei den Kameraden, überall dort wo wir Menschen begegnen.

     

    Wir sind aufgerufen vor Unmenschlichkeit zu warnen.

    Wir müssen vorsichtig und hellhörig werden, wenn Geld, Macht und Profit wichtiger werden als das menschliche Leben.

    Wir sollen auf Ungerechtigkeiten aufmerksam machen und müssen auf die Gefahren der Gleichgültigkeit hinweisen.

    Aber dieses Orange der Warnweste will nicht nur warnen.

    Orange ist auch die Farbe der Lebensfreude.

    Wir Christen haben allen Grund zu Freude.

    Warum?

    Ganz einfach: Gott zeigt uns in Jesus Christus, wie sehr er uns Menschen liebt, wie wichtig wir ihm sind.

    Gott will uns helfen, unser Leben sinnvoll zu gestalten und Gott schenkt uns Leben, Leben das über den Tod hinausgeht.

    Unser Leben ist oft reicher als wir meinen.

    Es sind nicht die großen und teuren Dinge, die unser Leben wertvoll machen, es sind die kleinen und unscheinbaren Dinge: ein Lächeln, ein unerwarteter Besuch, helfende Hände, Zeit, die mir jemand schenkt, Freundschaft und Liebe.

    Diese Weste mit dem grellen Orange will uns auf diese kleinen Dinge aufmerksam machen, damit wir zum Weihnachtsfest wieder mehr Lebensfreude ausstrahlen.

     

    Darum lasst uns leben: Miteinander und Füreinander – Alle!

    Amen

Kurzansprache Osternacht 2015

Kurzansprache Osternacht 2015

In der orthodoxen Ostkirche rufen sich die Menschen noch Tage nach dem Gottesdienst zu:

Christus ist auferstanden – Er ist wahrhaft auferstanden.

„Jesus Christus lebt; der Tod hatte keine Macht über ihn! Diese unerhörte Nachricht – sofern wir es wirklich glauben, muss uns überwältigen, muss uns veranlassen diese Freude hinaus zu rufen, hinaus zu singen. Christus lebt!

Und er schickt uns los in die Häuser und Straßen, jeden, die alten und die jungen, die Männer und Frauen, auch die Kinder um der Welt diese Hoffnung zu sagen. Christus lebt.

Darum müssen wir uns einsetzen, dass der Unfriede unter den Menschen ein Ende nimmt, auch in unserer Gemeinde und unseren Familien. Dass die, die Hilfe brauchen unsere Unterstützung erhalten. Dass die Einsamen und Traurigen unsere Liebe spüren und die Kranken unsere Nähe.

Darum lasst uns jetzt untereinander die Freude des Osterfestes wünschen. Dass wir die Kraft haben Gottes Liebe weiterzugeben an alle und Jeden.

Mit Gottes Hilfe schaffen wir das.

(Alle wünschen sich jetzt ein gesegnetes Osterfest – wir gehen alle – auch die Messdiener – kurz zu einigen Gottesdienstteilnehmern runter)


 

Allerseelen 2001 – Gräbersegnung

Ansprache zu Allerseelen 2001 – Gedanken zur Gräbersegnung an Allerheiligen – St. Judas Thaddäus, Verl Sürenheide –

Liebe Mitchristen,

wir stehen hier vor den Gräber unserer Lieben. Es waren unsere Eltern, Großeltern, Ehegatten oder Kinder; liebe Verwandte, Freunde oder Bekannte. Wir denken daran, wie gut es war, als sie noch mitten unter uns waren. Vielleicht leiden wir jetzt noch unter dem leeren Platz, den sie hinterlassen haben. Vielleicht sind wir jetzt noch mit Schmerz und Leid erfüllt.

Unser Glaube sagt uns, dass sie leben und bei Gott sind. Auf diese Wahrheit, wollen wir uns in dieser Stunde besinnen.

Es ist gut, dass Sie hierher gekommen sind. Wir wollen uns gegenseitig in diesem Glauben bestärken und ermutigen. Wir stehen zwar vor den Gräbern, aber nur der Leib unserer Lieben ist hier bestattet. Das was sie aber sind und waren, ihr Leben, ihr Wesen und ihre Seele ist bei Gott. Aber das alles sehen wir nicht. Was wir sehen, das ist das Grab, indem unsere Lieben bestattet wurden. Wir sind manchmal versucht, auf dieses Sichtbare zu schauen und uns davon prägen zu lassen und zu glauben, nach dem Tod ist alles aus – das Leben ist ausgelöscht.

Jesus will uns aber in dieser Stunde etwas ganz anderes sagen: Wer an mich glaubt, der wird leben – auch wenn er stirbt. Hab‘ Vertrauen, Glaube und fürchte dich nicht. Denn ich will, dass sie das Leben haben, Leben in Fülle. Um uns gegenseitig in diesem Glauben und in diesem Vertrauen zu bestärken, deshalb sind wir hier.

Ganz bewusst wollen wir deshalb heute an den Gräbern unserer Lieben sagen: Du bist nicht tot, du lebst bei Gott, er hat dir eine neue Heimat gegeben. Ich bitte in dieser Stunde auch Jesus: Herr, erfülle jeden einzelnen von uns mit deinem heiligen Geist, erfülle uns mit der Kraft des Glaubens und des Vertrauens, dass wir nicht auf das Grab schauen, sondern hinauf zum Himmel, wo du unseren Lieben Leben und Heimat geschenkt hast.

So ist unser Besuch hier auf diesem Friedhof wie ein mächtiges Glaubensbekenntnis, das wir mit unserem Leben sprechen: unsere Lieben sind erlöst, sie sind aufgehoben und aufgenommen bei dir, du hast ihnen Heimat und Leben geschenkt. Herr, las mich nicht bei dem stehen, was ich sehen kann, las mich an die Auferstehung und an das Leben glauben und darauf vertrauen.

Nicht immer ist unser Denken an unsere Verstorbenen erfüllt von diesem Vertrauen, dass sie bei Gott sind – und dass sie bei Gott in guten Händen sind. Wir reden immer noch von den „armen Seelen“. Warum sollen die den arm sein – wenn sie bei Gott sind? Wer ist denn Gott, dass wir bei denen, die in seinen Händen sind, von „armen Seelen“ reden? Jesus hat vor seinem Heimgang zum Vater gesagt: „Ich gehe hin, um euch eine Wohnung zu bereiten“. (Joh 14,3)

Und einem, der ein Verbrecher war, dessen Leben total verpfuscht war, der aber umkehrte, dem sagt er im letzten Augenblick seines Lebens: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein!“ (Lk 23,43) Kann es sein, dass unser Denken und Reden von „armen Seelen“ geprägt ist von einem Misstrauen gegen Gott, von einem fehlenden Vertrauen auf den guten und liebenden Gott?

 

Unsere lieben Verstorbenen sind bei Gott in guten Händen. Solch ein Glaube, solch ein Vertrauen sollte unser Gedenken in dieser Stunde prägen. Es gab in der Geschichte unseres Glaubens schon Zeiten, in denen dieses Vertrauen lebendiger war. So nannte man früher den Sterbetag auch den wirklichen Geburtstag, an dem der Mensch ins ewige Leben hineingeboren wird.

Die hl. Theresia, so wird erzählt, verbot am Sarg verstorbener Schwestern traurige Gesänge; statt dessen sangen die Schwestern am Sarg frohe Lieder, Osterlieder, und sie tanzten um den Sarg, weil ihre Schwester eingegangen zum großen Fest beim ewigen Hochzeitsmahl.

Nein, unsere Toten sind nicht die „armen Seelen“. Sie haben alles hinter sich, wovor wir noch Angst haben: das Sterben. Sie sind bei Gott, wir sollten mehr zu ihnen beten als ängstlich um ihr Seelenheil besorgt zu sein.

Ich glaube, die „armen Seelen“ sind eher wir, die Lebenden mit unserer Angst vor dem Sterben, die nur zu verständlich ist. Die „armen Seelen“ sind wir, voll von Misstrauen gegen Gott, von Unglück und Tod Bedrohte. Wir, mit unserem grübelnden Unglauben, die die Toten zu Gespenstern degradieren und aus dem gütigen und barmherzigen Gott einen herzlosen unbarmherzigen Richter machen. Erlösungsbedürftig angesichts des Todes sind nicht unsere Verstorbenen, erlösungsbedürftig sind wir, die wir leben.

Wenn wir heute hier vor den Gräbern unserer Lieben stehen, dann lasst uns miteinander glauben und vertrauen, dass unsere Verstorbenen bei Gott in guten Händen sind. – dass sie Leben in Fülle haben, dass sie am großen Fest ohne Ende teilnehmen dürfen. Lasst uns sie bitten, dass sie uns „arme Seelen“ begleiten mit ihrer Fürbitte, damit wir umkehren und uns bekehren und unser Leben so ausrichten, dass wir bestehen können, dass auch wir geladen sind zum großen Fest ohne Ende. Dann werden wir Jesus sehen wie er ist und unser Glaube wird ins Schauen verwandelt werden. Wir dürfen erfahren: Jesus ist wirklich auferstanden und lebt und auch ich lebe – Halleluja.

Und jetzt werde ich die Namen nennen, die seit dem letzten Allerheiligenfest von uns gegangen sind. Und das soll keine Vermeldung sein sondern ein Gebet und zu jedem Namen sagen dann alle: „Herr, gib das ewige Leben!“, denn wer möchte schon die ewige Ruhe haben.

Wenn ich die Namen jetzt nenne, werden viele vielleicht in 100 Jahren schon vergessen sein, wird niemand mehr wissen, wer das eigentlich war. Bei Gott wird niemals nur ein einziger in Vergessenheit geraten seion. Jeder Name den wir nennen soll eingeschrieben sein in das „Buch des Lebens“:

 

NN Alle: Herr gib das ewige Leben

 

Abschließend : Vater unser und Gegrüßet seist du Maria 

 

Christkönigssonntag 2006 – Lj. A (Mt 25,31-46) -Bitte anschnallen!-

Christkönigssonntag – Lesejahr A (Mt 25,31-46)

„Bitte anschnallen, wir landen in wenigen Augenblicken!“

Liebe Schwestern und Brüder,

so eine Ansage läßt in mir ganz eigene Gefühle hochkommen. Wenn ich an die Landung mit einem Flugzeug denke, dann ist mir immer etwas unwohl zumute. Nicht umsonst eignet sich die Landung eines Flugzeuges im Kino so trefflich für die gehörige Portion Nervenkitzel, und nicht umsonst bietet diese Prozedur schließlich Stoff für -zig Katastrophenfilme. Und seit ich selbst zumindest am Computer schon ein paar mal versucht habe, so einen Vogel sicher auf der Landebahn aufzusetzen, und mich dabei meist wie Quax der Bruchpilot benommen habe, ist mein Respekt vor diesem Unterfangen nur noch größer geworden.

Mit dem Wort Landung verbinden sich für mich und andere nun einmal eher unangenehme Vorstellungen. Und das hängt sicher zum einen mit den nicht nachlassenden Meldungen über immer neue Flugzeugkatastrophen zusammen. Das kann aber nicht der einzige Grund dafür sein.

Interessanterweise beschränkt sich dieses unangenehme Gefühl nämlich für die meisten Menschen fast ausschließlich auf das Ende des Fluges. Komischerweise ändert das nichts an meinem Wunsch,jede Chance zu nutzen, wo ich wieder mal fliegen kann. Ungeachtet aller

Katastrophenmeldungen träume ich immer wieder davon, mit dem Flugzeug ganz weit in die Ferne zu fliegen, oder gar zu fernen Sternen zu reisen. Und hinter diesem Traum, den ich sicher mit vielen Menschen gemeinsam träume, steckt ja sicherlich mehr dahinter, als nur der Wunsch, mit einem modernen Transportmittel befördert zu werden.

Letzendlich geht es hier – davon bin ich überzeugt – um den uralten Menschheitstraum, den Traum von Daedalos und Ikaros nämlich, den Traum, sich einmal in die Lüfte zu erheben, all das Schwere, das uns tagtäglich umgibt, einmal hinter sich zu lassen, diese grenzenlose Freiheit über den Wolken zu erleben, von der Reinhard Mey singt.

„Wind Nord-Ost, Startbahn null, drei,

bis hier hör ich die Motoren.
Wie ein Pfeil zieht sie vorbei,
und es dröhnt in meinen Ohren,
und der nasse Asphalt bebt.
Wie ein Schleier staubt der Regen,
bis sie abhebt und sie schwebt
der Sonne entgegen.“

Davon träume ich, davonzufliegen wie ein Vogel.

In dem gleichen Maße aber, wie ich davon träume, in dem gleichen Maße fürchte ich aber insgeheim, daß es schon wieder an die Landung geht. Landen heißt, wieder auf der Erde aufzusetzen, aus den Träumen auf den Boden der Tatsachen heruntergeholt zu werden, dem Fliegen ein Ende machen.

Fliegen ist der Traum, Landen heißt aufhören mit Träumen.

Mein dummes Gefühl, das ich mit jener Lautsprecheransage verbinde, ist daher grundsätzlicher und tieferer Natur. Und diese Ansage, die das Landen ankündigt, die gehört für mich daher genau an diese Stelle unseres Gottesdienstes, hierhin, unmittelbar hinter das Evangelium vom Weltgericht. So wie man mit Reinhard Mey und seinem Lied „Über den Wolken“ diese Aufbruchsstimmung verbinden kann, diesen Start hinein in diese unbekannte göttliche Sphäre, der Sonne entgegen, so kann man mit dem Evangelisten Matthäus und seiner gleichnishaften Schilderung der Gerichtsrede die andere Seite unserer Religiosität verbinden.

Der Botschaft vom menschgewordenen Gott, der durch die Welt zieht und die Menschen um sich schart, wohnt die Dynamik von warmlaufenden Motoren inne, die Spannung, die unmittelbar vor dem Abheben herrscht. Das Evangelium vom auferstandenen Christus, von ihm, der in das Reich der Himmel aufgefahren ist, der uns mit hinein nimmt in diese himmlische Wirklichkeit, erhebt uns wie beim Start, läßt uns einen Blick tun, über die Wolken, in eine Welt wo die Freiheit wohl grenzenlos sein muß; die Böcke und Lämmer bei Matthäus und der auf die Erde zurückkommende Herr, entreißen uns aus diesen himmlischen Träumen, werfen zurück auf die irdische Wirklichkeit, machen dem Erheben ein Ende.

„Bitte anschnallen, wir setzen zur Landung an.“ Der Flug ist vorüber, das Spiel ist aus.

Ein Evangelium, das man am liebsten links liegen lassen würde. Von ihm zu sprechen, hat kaum etwas mit Begeisterung zu tun, die Rede vom Gericht bringt zunächst einmal mindestens Ernüchterung mit sich, eine Stimmung ähnlich der, die Reinhard Mey in der letzten Strophe seines Liedes fast unnachahmlich zum Ausdruck bringt:

„Dann ist alles still, ich geh‘,
Regen durchdringt meine Jacke,
irgendjemand kocht Kaffee
in der Luftaufsichtsbaracke.
In den Pfützen schwimmt Benzin,
schillernd wie ein Regenbogen.
Wolken spiegeln sich darin.
Ich wär gern mitgeflogen.“

Aus der Traum? Noch nicht ganz! Gerade in dieser Strophe von Meys Lied, bin ich über einen Vers gestolpert, der begonnen hat, das heutige Evangelium zu verzaubern. Wie war das doch mit dieser eigenartigen Pfütze?

„In den Pfützen schwimmt Benzin“, hat es geheißen. Inbegriff unseres Alltages mit all den Vergiftungen psychischer und physischer Art. Aber was tun diese verdreckten Pfützen? „In den Pfützen schwimmt Benzin, schillernd wie ein Regenbogen!“

Ich glaube nicht, daß Reinhard Mey beim Schreiben dieser Strophe daran gedacht hat, daß er mir damit den Schlüssel für das Evangelium vom Weltgericht in die Hand legt. Aber da taucht unvermittelt das Wort Regenbogen auf, und da muß der jemand der theologisch denkt schließlich hellhörig werden: Wie ein Regenbogen, wie das uralte Zeichen, das den Bund Gottes mit uns Menschen symbolisiert. Und dieser Bogen steht hier auf einmal nicht dort, wo man ihn erwarten würde, nicht in den Wolken, dieser Bogen zeichnet sich ab, in den dreckigen, verkorksten Pfützen ganz unten, auf dem Boden. Dort, wo ich den Kranken aus dem Evangelium begegne, den Fremden und Gefangenen, auf dem Boden, auf dem ich meinen Alltag erlebe, dort schillert dieser Bogen, das Symbol, der Anwesenheit Gottes, der Thron der Wiederkunft Christi, das Zeichen des Bundes, seiner Zuwendung.

Und plötzlich beginnt für mich das Evangelium in einer ganz anderen Sprache zu sprechen. Da stehen auf einmal keine Böcke und Schafe mehr im Vordergrund, da geht es nicht mehr um Belohnung und Bestrafung, da höre ich auf einmal, daß von Begegnung mit Gott die Rede ist, und davon, daß die sich in meinem Alltag vollzieht, daß dieser keine bedrückende Last ist,

etwas, was man am besten gleich hinter sich läßt, wovor man in seinen Träumen am geschicktesten gleich davonläuft, im Gegenteil, daß es sich lohnt, dieses Leben zu leben, daß es auf dieses Leben ankommt, es nichts belangloses, daß es entscheidend ist, und das alles deswegen, weil sich in diesem Leben in der Begegnung mit dem anderen Begegnung mit Gott

ereignet, weil der Bund, den Gott mit mir geschlossen hat, hier, in diesem Leben greift, weil dieser Bund die Pfütze, dieses Leben verwandelt.

Der graue Alltag, vor dem ich gerade eben noch davonlaufen wollte, wird plötzlich zum Ort, an dem ich im anderen Gott begegne. Und das zunächst ach so schreckliche Evangelium spricht auf einmal davon, daß ich vor diesem ach so grausig richtenden Gott, nicht etwa dadurch bestehe, daß ich aus dieser Welt ausziehe, einem ach so fernen Jenseits entgegeneile, und was weiß Gott für Purzelbäume unternehme. Diesem Gott gegenüber bestehe ich, schlicht und ergreifend indem ich meiner Verantwortung für den anderen gerecht werde.

Das heutige Evangelium ist die Botschaft vom mir im anderen begegnenden Gott, vom Gott, vor dem ich bestehen kann, wenn ich den anderen nicht aus dem Auge verliere. Es ist Evangelium, Evangelium, das vom Erheben spricht, aber nicht vom Abheben und Schweben einer fernen Sonne entgegen, es spricht vom Aufstehen, vom Erheben der Erde und den Menschen entgegen.

Amen.

KIRCHWEIH 2006 – Freude an der Kirche

KIRCHWEIH 2006 – Freude an der Kirche

„Freude an der Kirche?- Kann es das geben? Freude an Festtagen oder wie neulich Freude am Pfarrfest schon, das ist doch klar! – Aber an der Kirche?“
Liebe Mitchristen,
ich denke, wir sind alle hier froh darüber, dass uns diese St. Judas Thaddäuskirche geschenkt ist. Und deshalb dürfen wir auch heute festlich diese Kirchweih feiern, nicht nur hier im Gotteshaus, vielleicht auch dann zuhause bei einem guten Mittagessen und einem gemütlichen Nachmittagskaffee.
Doch Kirche ist mehr, als dieses Gotteshaus aus Stein. Kirche sind wir alle, wie es im 1. Petrusbrief heißt, lebendige Steine, die sich als geistiges Haus, als Kirche auferbauen lassen, Christus als Eckstein, auf dem alles gründet.
Wir haben Grund zur Freude auch an dieser lebendigen Kirche und ich möchte diesen Grund zur Freude am heutigen Evangelium, der bekannten Zachäusgeschichte, festmachen:

Zachäus, ein recht kleiner Mann, der wenig Chancen hatte über die Köpfe hinweg zu schauen, der aber auch berechtigte Skrupel hatte, sich unters Volk zu mischen, steigt auf einen Baum und wartet auf Jesus. Er will Jesus einfach mal sehen – und wenn es nur von der Weite ist. Einfach mal schauen, mehr nicht. Und wir erfahren: Das darf sein. Und ich übertrage: Das darf auch in unserer Kirche sein. Das gilt besonders für die, die den Kontakt zur Kirche noch nicht so ganz gefunden haben. Die sich denken: Mal sehen, was die hier machen, wie die leben, wie sie feiern. Einfach mal sehen. Und da dürfen sie die Nischen und auch die Bäume unserer Kirche und unserer Gemeinde aufsuchen. Bei Zachäus erfahren wir: Jesus liebt die Suchenden, auch heute. Also: ein Grund zur Freude für alle Suchenden unter uns oder auch außerhalb.

„Als Jesus an die Stelle kam“, lesen wir weiter, „schaute er hinauf“.
Zachäus musste nichts tun. Von Jesus geht nun etwas aus. Jesus ergreift die Initiative. Er schaut Zachäus an. Augen treffen sich. Wie wird dem kleinen Zachäus wohl zumute gewesen sein? Wird er erschrocken sein? – Er wollte ja nur mal sehen. Doch da ereignet sich plötzlich etwas, mit dem Zachäus nicht gerechnet hat. Aus dem „Nur-mal-schauen“ kommt es zu einer folgenschweren Begegnung mit Jesus.
Freude also für die, die nur mal schauen wollen, Freude für die, die noch auf der Suche sind! Allein deshalb, weil sie schauen wollen, allein deshalb weil sie suchen, können sie Jesus begegnet, der sie plötzlich mit einladenden Augen ansieht. Hier ist Jesusbegegnung möglich!

Da hören wir Jesus sagen: „Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein.“
Oh Schreck für den Zachäus: Mit dem hat er nicht gerechnet, der nur mal schauen wollte. Die Begegnung der Augen führt weiter. Jesus erwartet Konsequenzen. Er will nicht nur gesehen, sondern als Gast aufgenommen werden. Als einer, wie wir dann erfahren, der das Leben eines Menschen plötzlich verändert. Grund zur Freude für all diejenigen, die sich zu schlecht vorkommen, um dazuzugehören. Grund zur Freude für sie und auch für mich, der ich oft die Schwachheit besonders spüre. Jesus will bei ihnen, Jesus will bei mir zu Gast sein und er kommt, wenn ich mein inneres Haus für ihn bereite.

„Als die Leute das sahen empörten sie sich.“ – Ist ja klar, denke ich mir. Hätten diesen Besuch Jesu nicht eher die verdient, die auf seinen Besuch warteten, diejenigen, die peinlich genau das Gesetz erfüllten, die ein unbescholtenes Leben führten? Aber doch nicht dieser Halsabschneider Zachäus! Ist Jesus blind? Kann er so daneben liegen?
Freude also für die, deren Leben nicht so gelungen ist, wie es andere erwarten. Freude für die nicht Hundertprozentigen, zu denen ich mich auch zählen darf. Gerade zu ihnen, gerade zu mir kommt Jesus besonders gern. Gerade auf die, die der Heilung bedürfen, hat es Jesus abgesehen. – Und dazu gehören auch die, die noch keine Freude an der Kirche gefunden haben und eine solche Freude nicht verstehen. Doch die kann noch kommen. Hoffentlich! Wir haben es nicht in der Hand. Doch über eines müssen wir uns im Klaren sein: Wenn wir keine echte Freude an unserer Kirche, an unserer Gemeinde, an der Gemeinschaft mit Jesus Christus haben, dann werden auch andere, die wie Zachäus nur mal schauen wollen, wenig Grund zur Freude finden.

Versuchen wir uns wieder gegenseitig neu zu begeistern! Denn was gibt es schöneres und wertvolleres, als Jesus Christus als Gast in unserem Leben und in unserer Gemeinde aufnehmen zu dürfen. Und was gibt es schöneres und wertvolleres, als selbst Gast bei Jesus sein zu dürfen, wie jetzt wieder in dieser Heiligen Feier.

Amen.

01.2006 Evangelium: Mk 1,21-28

Predigt Evangelium: Mk 1,21-28

Liebe Christen!

Auf einem antiken Friedhof hat man entdeckt, daß von 120 gefundenen Schädeln 10 trepaniert waren, d.h., sie wiesen ein kleines, kreisförmiges, eurogroßes Loch auf.

Durch Untersuchungen hat man festgestellt, daß diese Öffnungen nicht erst nach dem Tod, sondern schon zu Lebzeiten vorgenommen wurden. Warum machte man so etwas, wo solche Operationen doch ausgesprochen lebensgefährlich sind?

Für medizinische Zwecke wäre das Loch oft zu klein gewesen. Daher nimmt man an, daß man damit Dämonen eine Möglichkeit geben wollte, den Körper eines Besessenen zu verlassen!

Diese Entdeckung ist nur ein Beispiel für viele Zeugnisse, daß in der Antike – und auch noch im Mittelalter – der Dämonenglaube ungeheuer verbreitet war. Ausnahmslos alle Völker der damaligen Zeit, auch die Juden, waren von Angst und Furcht erfüllt. Man glaubte, die ganze Welt und die Atmosphäre seien von Teufeln und Dämonen erfüllt, sie säßen mit auf dem Thron und umlagerten die Wiege. In jeder Lebensphase sah man die Dämonen am Werk. Sie versuchen, den Menschen zu schaden, wann immer sie können, und benutzen dazu auch Menschen, denen sie den bösen Blick verleihen.

Besonders gefährlich sah man die Dämonen für Nachtwanderer, für einsam Reisende, für schwangere Frauen und Kinder an, aktiv besonders zur Zeit der Mittagshitze und an Orten, wo kein reinigendes Wasser zu finden war, wie an Abtritten, Friedhöfen oder in der Wüste.

Man glaubte, daß die Dämonen schon so alt wie die Schöpfung selbst seien. Nach einer altjüdischen Erzählung hätten sich zwei Engel, Assaël und Shemachsai, wegen der Schönheit der Menschentöchter von Gott abgewandt; der eine sei zwar zu Gott zurückgekehrt, der andere aber hätte mit ihnen Kinder gezeugt, die jetzt als Dämonen die Welt bevölkerten.

Es ist verständlich, daß bei solchen Vorstellungen und Ängsten Geisterbeschwörer und Teufelsaustreiber Hochkonjunktur hatten. Mit Formeln und Zaubersprüchen versuchten sie, Besessene von den bösen Mächten zu befreien, mit mehr oder weniger Erfolg.

Es ist vielleicht interessant zu wissen, daß unsere Vorstellung vom Teufel als Gehörntem und Bocksfüßigem aus der griechischen Sagenwelt stammt, denn der griechische Gott Pan, der zur Mittagszeit die Wanderer mit „pan“ischem Schrecken erfüllt, wurde mit Hörnern und Bocksfuß dargestellt.

Unsere älteren Kirchenbesucher werden sich auch noch erinnern, was schwangere Frauen früher zu meiden hatten, damit die Kinder nicht ungestaltet zur Welt kamen.

Auch Jesus lebt in einer Welt, die von Angst und Schrecken gepeinigt ist, und die durch diese Angst geknechtet und unfrei ist.

Es ist völlig egal, ob man dazu – wie in der Antike – „von Dämonen besessen“ sagt oder – wie heute – „zwangsneurotisch“ oder „süchtig“. Eines ist sicher: das Böse, das Einengende und Zwanghafte ist eine Realität, wie immer man es begründen mag. Schon Paulus schreibt in seinem Brief an die Römer: „Ich stoße auf das Gesetz, daß in mir das Böse vorhanden ist, obwohl ich das Gute tun will. Denn in meinem Innern freue ich mich am Gesetz Gottes, ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das mit dem Gesetz meiner Vernunft im Streit liegt und mich gefangenhält im Gesetz der Sünde, von dem meine Glieder beherrscht werden.“ (Röm 7,21-23)

Auch heute gibt es genug Menschen, die sich selbst entfremdet, „ganz auseinander“ sind und nicht selten in der Psychiatrie landen.. Und es fühlen sich Leute mehr denn je wie „fremdbestimmt“, „ferngesteuert“, die Zeitungen sind voll davon.

Der erste Schritt zu einer Heilung wäre die Bewußtwerdung – und das kann nur in der Begegnung mit einem freien, heilen Menschen, eben mit einem „Heiligen Gottes“, geschehen. Dieses kann auch ein Arzt oder Therapeut sein. Der Kranke erkennt erst in diesem Kontrast die fremden Kräfte, die ihn gefangen halten; aber sich selbst befreien kann er nicht. Erst durch das rechte „Machtwort“, in Vollmacht gesprochen, erst die Kenntnis der Zusammenhänge durch einen Fachmann/frau , ist Heilung möglich.

Ich sagte: das rechte Machtwort – denn es gibt Machtworte, die nur neuen Zwang und neue „Besessenheit“ erzeugen. Wenn nämlich Machtmenschen Machtworte sprechen, dann ist es meist die Macht der Gewalt, die wieder nur Unterdrückung, Angst und Schrecken bringt.

Wenn aber im Machtwort die Macht der Liebe wirkt, das Wohlwollen, das Gutwollen für den Menschen da ist, die Vollmacht Gottes also, dann ist Heilung möglich: denn Liebe eint, heilt, läßt „gut beisammen“ sein.

Jesus hat diese Vollmacht Gottes zur Wirkung gebracht, und die Leute spürten sehr genau, daß es sich dabei um etwas ganz anderes handelt, als die angemaßte Vollmacht der Schriftgelehrten.

Diese Vollmacht bekommt man nicht durch ein Theologiestudium – auch Jesus hatte keinen Studienabschluß – man bekommt sie nicht einmal automatisch durch die Weihe – auch Jesus hatte keine Priesterweihe. Diese echte, göttliche Vollmacht bekommt man nur durch vertrauensvolle Öffnung Gott gegenüber – in und außerhalb der Kirche, diese Vollmacht bekommt man durch eine positive, helfen wollende Einstellung dem Menschen gegenüber.

Aufbauen und nicht zerstören, erhalten und nicht töten, lieben und nicht verdammen.

Kriterium dafür sind einzig und allein die „Früchte“: wer mit Gott droht und Angst macht, anstatt aus aller Angst zu befreien, kann nicht mit „Vollmacht“ sprechen; und umgekehrt: wo die Macht der Liebe heilend und befreiend zur Auswirkung kommt, da steckt unter Garantie auch Gott dahinter.

Die Kirche versucht solche göttlichen Bevollmächtigungen zu lehren und zu bestätigen und für verbindlich zu erklären; hab schon meine Probleme damit, denn in den meisten Fällen wirken solche Vollmachten ganz unbemerkt und „inoffiziell“:

  • wo jemand zum Halt und zur Stütze nach einem Trauerfall wird;
  • wo jemand teilnahmsvoll zuhört, wenn ein anderer über sein Leid klagt;
  • wo jemand unbeirrt treu und liebevoll bleibt, auch wenn der Partner egoistisch nur um sich kreist;
  • wo jemand die stets verzeihende Liebe Gottes zusichert, wenn der andere von Schuldgefühlen zerfressen wird;
  • wo jemand einem Gestrauchelten selbstlos einen Neubeginn ermöglicht.
  • Wo die Tür für die Kinder NIE zugeschlagen wird

Das alles sind „Dämonenheilungen in der Vollmacht Gottes“, die auch heute noch jedem seiner Kinder gegeben ist.

Libori 2005

Predigt Libori 2005

Also jetzt gibt es Neuwahlen. Endlich ist es entschieden. Am vergangenen Donnerstag hat der Bundespräsident den Bundestag aufgelöst und der Wahlkampf ging am selben Tag in die heiße Phase.

Aber was soll man jetzt wählen? Und welchen Versprechungen soll man glauben?

Haben die Konservativen recht? Oder sind es doch die Progressiven, denen man folgen soll?

Liebe Schwestern und Brüder,

wenn mans nur wüsste! Wer will da behaupten, dass die Entscheidung leicht sei und es einfache Antworten gäbe.

Und es ist ja nicht nur die Frage, wem man wirklich trauen darf, wer einem nur etwas vormacht und wer es ehrlich meint und sich wirklich für das Gemeinwohl einsetzt. Auch die grundsätzlichen Fragen sind ja nicht leicht zu beantworten.

Wie viel vom Alten und Gewohnten darf man aufgeben? Wo birgt das Neue Gefahren?

Diese Fragen stellen sich ja überall im Leben – im staatlichen Bereich genauso wie in der Kirche.

Als vor wenigen Monaten der neue Papst gewählt wurde, wie viele haben da auf ein fortschrittliches Kirchenoberhaupt gehofft, auf jemanden, der alte Zöpfe abschneidet und neue Wege beschreitet. Wie viele haben darum gebetet, dass er ja genau so weiter macht, wie sein Vorgänger? Und wie viele erhoffen sich von ihm sogar, dass man über all dort, wo die Kirche schon lange übers Ziel hinausgeschossen sei, wieder die nötigen Schritte zurückgehen würde?

Links oder rechts – progressiv oder konservativ, wo soll man stehen? Was ist richtig?

Wahrscheinlich keines von beidem. Zumindest macht Jesus das – für mich – überall im Evangelium deutlich.

Christen sind nicht konservativ und Christen sind nicht progressiv. Jesus sagt einerseits, dass kein Häkchen am Gesetz geändert werden würde. Aber genauso hat er in all den Auseinandersetzungen mit den Mächtigen und Einflussreichen seiner Zeit ganz deutlich gemacht, dass die Praxis der Gegenwart so nicht bleiben könne. Und im heutigen Evangelium bringt er es auf unnachahmliche Weise auf den Punkt. Wer ist der Bessere, wer ist der wirklich Gute, wer ist der Größere? Seine Sätze im heutigen Evangelium geben die Lösung und machen eigentlich ganz deutlich, worauf es ihm ankommt.

Wie hat er gesagt? Jeder Freund, jeder Jünger, letztlich also jeder, der auf dem Boden der Heiligen Schrift steht, ihren Sinn zu ergründen sucht und danach zu leben sucht – , einer also, der Jesus Christus nachzufolgen versucht, strebt nicht zuerst nach Macht und Ansehen nach Geld und Stimmen, sondern versucht für die Menschen, für die Gemeinde, für das Volk zu handeln, sich einzusetzen. Er kämpft nicht für sich und seine Partei, sondern sieht seine Profession, seinen Auftrag als Dienst an der Gemeinschaft. Der Führende soll werden wie der Dienende.

Ist das nicht toll gesagt: Unser Evangelium ist schon ein Schatz, einer aus dem wir schöpfen können. Tausende Menschen, mehrheitlich auch unbekannte und ohne Namen haben da getankt, sich inspirieren lassen, ihren Auftrag gefunden. So sind sie zu wirklichen Wohltätern geworden und Liborius steht da sicher nicht am Schluß.

Der heutige Evangeliumstext, das ist eine ganz großartige Zusammenfassung all dessen, was christliche Position in der Politik ausmacht.

Christen sind nicht konservativ, sie sind auch nicht progressiv. Sie gehören zu den Leuten, die aus einem reichen Vorrat, einem großen Schatz an Tradition Neues und Altes hervorholen – so, wie es der Situation angemessen ist.

Wenn Sie also danach fragen, wo der Platz der Christen ist, kann man eigentlich nur sagen: Ein Christ steht nicht links, ein Christ steht auch nicht rechts, ein Christ steht nicht einmal in der Mitte.

Ein Christ, der geht vorwärts! – in eine Zukunft ohne Angst, in eine Zukunft mit Vertrauen, in eine Zukunft mit Mut, weil ER – Christus auf unserer Seite steht und – weil wir unsere Ärmel aufkrempeln unseren Verstand aktivieren und mitreden, mitdenken, Mitanpacken und vorwärts gehen.

Laßt uns zusammen gehen.

Amen.

Fest der Kreuzerhöhung

Predigtgedanken zum Evangelium
Fest der Kreuzerhöhung

Ziel der Sendung Jesu – Errettung des Menschen

Ein an Wochenenden sich in Deutschland mindestens -zig mal wiederholendes Ereignis: Ein Notarztwagen fährt vorbei, die Polizei folgt ihm und in der Ferne ertönt das Martinshorn der Feuerwehr. Wieder einmal hat sich im Straßenverkehr ein Unfall ereignet. Es hat Verletzte, kaputte Autos und Tote gegeben.
Ein Leben ist zu Ende gegangen. Bald liegt der Tote im Sarg, wird abtransportiert und

 

Ja, woran kann, soll oder möchte dieses „und“ anschließen?

Ist der Fall erledigt, hat es sich halt ausgelebt und ist zu Ende, was eben von Geburt an auf ein Ende hin ausgelegt gewesen ist?

Zumindest für christlich gestimmte Ohren sollte sollte dies makaber klingen – aber rüttelt es uns wirklich auf?.

Der Tod als bleibende Frage

Wir wissen eigentlich nicht, was der Tod so ganz genau ist. Wohl niemandem ist zumindest die eigentliche Unwissenheit, Verzagtheit und Hoffnungslosigkeit unbekannt, die er hinterläßt.

Der Tod ist oft wie einen hinterhältiger Hund, der immer von rückwärts dann zubeißt, wenn man es nicht erwartet. Und doch, wir wissen, daß wir alle sterben werden.
So bleiben eigentlich nur zwei mögliche Auswege für uns Menschen übrig: Entweder wir haben das totale Ende, das Nichts als Ende alles Wirklichen vor Augen, oder man sieht im Tod nur eine Wegmarke auf dem Weg zum Ziel.

Akzeptanz des Todes?

Christen dürfen sich für die zweite Möglichkeit entscheiden und dabei auf eine Nachricht berufen, die dem Tod absolut entgegengesetzt entgegensteht: die Nachricht vom Leben.
„Verzweifelt nicht beim Sterben eines Menschen wie die Heiden, die keine Hoffnung haben“ schreibt Paulus. Freut Euch! Das dürfen die Christen angesichts der Erlösung durch Jesus Christus sagen.

Und doch, das Sterben wird auch durch diesen Satz nicht aus der Welt geschafft und die Trauer wird auch um keinen Deut geringer.

Die Not des Sterbens bleibt bestehen.

Hoffen wider alle Hoffnung

Derjenige jedoch, der glaubt, daß „Gott seinen Sohn in die Welt gesandt hat, um die Welt zu erretten“, erhält eine gewandelte Sicht vom Leben und Sterben.

Wir gläubige Christen dürfen uns Gott anvertrauen, im Leben wie im Sterben.

Das Grab ist durch das „Herabsteigen“ des Sohnes nicht mehr ein „Ort des Bleibens“, sondern ein Tor, ein Durchgang geworden. Dahinter wartet ein neues Leben.

 

Wer an ihn glaubt, wird, wie es im Evangelium heißt, „nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben.“

Und in Joh 17,24 heißt es weiter: „Vater, ich will, daß alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin; sie sollen meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, weil du mich geliebt hast vor dem Beginn der Welt.“

Nur diesen Satz brauche ich für mein Leben.

„Vater, ich will, dass selbst Arthur da ist, wo auch ich bin“

Toll

 

Eine Geschichte

3. So. Jk. B Jona – Menschenfischer

3. Sonntag im Jhkrs. B Jona – Menschenfischer Marienkapelle Verl

 

 

Wie oft erlebe ich Menschen, und mir geht es manchmal auch so, die erzählen mir: Wenn ich auf dem Katholikentag bin, oder von einem religiösen Wochenende komme, dann bin ich immer ganz zuversichtlich, dass mein Glaube ganz stark und dauerhaft ist – aber dann kommt der Alltag, ganz schnell oft – und schon stehe ich wieder allein da.

Irgendwie packe ich das nicht, dass ich wirklich Zeugnis geben kann.

Nie kommt es so wie ich es mir bei solchen geistlichen Höhepunkten vorstelle.

 

Wer kennt diesen Frust nicht, am Ende bleibt scheinbar nur die Enttäuschung auch über sich selbst.

Ich möchte sie einladen, sich in solchen Situationen auf die Erfahrungen des Propheten Jona zu besinnen.

Jona war berufen, Buße zu predigen. Sie erinnern sich vielleicht noch an die Geschichte mit dem Walfisch: Auf der Flucht vor diesem Auftrag bringt er andere in Seenot, bietet sich als Opfer an und wird schließlich wunderbar gerettet.

Als er dann mit aller Macht auftritt und Buße und Bestrafung durch Gott predigt, hat seine Predigt Erfolg: Die Leute kehren wirklich um, wie wir gehört haben.

Doch Jonas, dies hörten wir heute nicht mehr – zieht sich frustriert zurück: Er hatte mit dem Eintreffen der Strafen gerechnet, die er doch angekündigt hatte.

Dass Gott aus dem, wozu er seinen Diener gesandt hat, etwas anderes macht, als der Diener erwartet: Das ist ihm zuviel.

 

Die persönliche Enttäuschung des Jona ist auch typisch für unser geistlichen Leben. Vielleicht auch typisch für vieles was in einem neuen Gemeindeverbund hier in Verl entstehen soll. Es gibt viele gute Ideen und Ansätze bei vielen Gemeindemitgliedern.

Man denkt: Jetzt hab ich es. Und dann marschiert man los und will es um- und durchsetzen, was man sich in den Kopf gesetzt hat – und – erleidet Schiffbruch.

Leicht vergisst der frisch Begeisterte, dass es nicht auf menschliche Ziele ankommt.

Wichtig ist allein Gott, der jeden einzelnen einsetzt, wozu er will.

Bei allem was an menschlichem Planen sinnvoll und nützlich ist: Für unsere persönliche Frömmigkeit zählt, wie sehr ich auf den ausgerichtet bleibe, der mich berührt und gesandt hat. Gott erfüllt eben nicht alle unsere Wünsche, sondern bindet uns ein in sein Werk.

Natürlich werden wir hin und wieder klagend oder zumindest fragend eine Bilanz unseres Lebens und unserer Arbeit und unseres Glaubens ziehen: Hat es was gebracht?

 

Doch wer dies wie Jonas tut, ist bald – wie er – am Ende:
Unter dem Ginsterstrauch werden kleinlich Erbsen gezählt: Ist alles so geworden wie ich mir das gedacht habe? Habe ich noch die Kraft meines Glaubens und halte ich das durch?

Ist Gott so, wie ich es mir in meiner Begeisterung ausgemalt habe?

Wenn dann als Antwort immer nur NEIN kommt, dann bin ich frustriert gelähmt habe keine Lust mehr und bewege nichts mehr.

 

Dagegen gibt es eine Medizin, die ist leicht und schwer zugleich: Sich täglich neu mit Gott verbinden und verbünden. Das bedeutet: Täglich neu mit Gott rechnen – und mit NEUEM rechnen.

Als Franziskus sein neues Leben begann sagte er: „Was willst Du Herr, dass ich tun soll?“ und diese Frage hat er täglich gestellt.

Und das ist die Lösung für uns und unsere Gemeinden: Beginnen Sie täglich neu. Sehen Sie nicht nach hinten. Verbinden Sie sich mit Gott und lassen fröhlich ihn sein Werk tun.

 

Und wie er das macht, das hörten wir im Evangelium: Er spannt seine Netze aus. Er fischt nach den Menschen. Er fängt uns in seinem Netz, für viele vielleicht ein negatives Bild.

Aber er fängt uns nicht ein, er fängt uns auf.

Sicher, er spannt ein Netz aus, aber dieses Netzt ist keine Stolperfalle, dieses Netzt sichert den Abgrund.

Sein Fischzug, der als Bild zunächst auch erschrecken mag, wird für den, der genauer hinsieht zur Rettung.

Gott fängt nicht ein, Gott fängt auf. Er fängt uns – auch mit all unserem Frust, auf im Netz seiner Liebe. Und er tut dies auch dann, wenn wir wie Jona, manchmal vor ihm davonlaufen!

 

„Wenn ich zum Himmel flöge,

ich könnte dir nicht entfliehn,

wenn ci zum Abgrund zöge,

ich fände dich darin.

Trüg mich das Morgenrot

Bis zu der Erde Enden

Du hieltest mich in Händen

Im Leben und im Tod!“