14. So. – C Lk 10,1-12. 17-20 – Freut euch doch, eure Namen sind im Himmel verzeichnet-

14. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C (Lk 10,1-12. 17-20)

Superfreundlich war der Verkäufer. Reden konnte der wie ein Bilderbuch. Höflich war der und zu jeder Frage fiel ihm eine absolut passende Antwort ein – ohne nachzudenken. Ein Superfahrradhelm war das, topdisign, absolute modefarbe und passend zu jedem Outfit. Natürlich hat die Frau neben mir den Helm gekauft, sah auch wirklich gut aus. Nur eins fiel mir auf, nach der Sicherheit hatte die hübsche Dame nicht gefragt. Ob ihr hübscher Kopf dadurch auch wirklich geschützt wurde, spielte bei dem Gespräch keine Rolle mehr.

Liebe Schwestern und brüder,

so ist das manchmal im Leben, da will man einen Helm kaufen, der Schutz und Sicherheit geben soll und am Ende ist Schnickschnack viel wichtiger. Hier könnte es sich auch um den Autokauf eines Mannes handeln.

Wenn der Helm, oder das Auto dann am Ende in Ordnung sind, mag das ja noch gehen, aber nur ein hübscher Helm oder ein Auto mit toppen HiFi Anlage und Navi und abgefahrenen Bremsen?

Ähnlich geht es den Jüngern heute. Natürlich wollen die keine Fahrradhelme kaufen, aber sie sind voll dabei, das was sie eigentlich wollen aus den Augen zu verlieren. Anderes ist wichtiger geworden und das eigentliche Ziel scheint verloren gegangen.

„Freut euch doch, eure Namen sind im Himmel verzeichnet!“ Na toll, , aber hier auf Erden , da gehorchen uns die Dämonen!

Die Jünger entdecken auf einmal dass sie Macht haben, Ansehen und Einfluss. Was ist da schon, dass man im Himmel die Namen kennt.

Eine Riesengefahr, in der wir Menschen immer wieder stehen. Als Chef einer Firma, in der Politik, aber auch Menschen in der Kirche und bei Kirche. Vieles andere ist wichtig, nur nicht mehr das, wofür man eigentlich angetreten ist.

Erlebe ich auch so, auch an mir. Ist schon schön mal gelobt zu werden, tut so gut. Anerkennung finden, Erfolg haben, man kennt einen – tolles Wort zum Sonntag, das sie da geschrieben haben, tolle Predigt, die bringt einem was fürs Leben.

Eigentlich bin ich als Diakon angetreten, Diener zu sein, einem Gekreuzigten zu folgen, einem der zum Spott aller geworden ist, den sie verlacht und gepeinigt haben.

 

Bekannt sein, Einfluss haben, Macht haben – dann fehlt nur noch Geld – dann ist das ursprüngliche Ziel oft ganz weg. Über Politiker will ich hier nicht reden, bleiben wir bei Kirche. Nicht umsonst heißt es Geld und auch dadurch Macht verdirbt den Charakter.

Und das geht so schnell, schleichend zunächst unmerklich und plötzlich sind die Ziele verschwunden, zumindest nicht mehr ganz so wichtig.

Nehmen wir unsere Pfarrfeste. Bald steht das Jubiläumsfest an. „Freut Euch darüber, dass Eure Namen im Himmel verzeichnet sind!“ Freut Euch darüber, dass Ihr zu Gott gehört, freut euch seine Gemeinde zu sein, und feiert genau das, macht eure Freude erlebbar für die ganze Gemeinde und alle Gäste. Darum soll es gehen, das ist das Ziel. Natürlich klingeln sollen die Kassen ja auch, ganz zu verachten ist der Umsatz auch nicht. Und was ist dann das Ende vom Lied? -zich Leute, gut dass es sie gibt – es sind oft immer die Gleichen, sind nach dem Pfarrfest fix und fertig, fertig mit den Kräften und auch mit den Nerven. Aber stolz sind wir auch – wir haben es mal wieder mal geschafft.

Von wegen.“ Freut Euch, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind. Das Fest Freude und Miteinander Kirche sein, bleibt ein Stück auf der Strecke. Alles läuft rund, die Bilanzen und das Ergebnis stimmen, wir haben allen bewiesen, dass wir ein Fest feiern können, — und dass sich in Gemeinde engagieren oft auch Schaffen, fast bis zum Umfallen bedeutet. Ist das die Idee, das der Plan des Ganzen?

Wenn ich weiß, dass bei einem Helm der Schutz und die Sicherheit das Wichtigste sind, dann kann er doch eigentlich aussehen wie er will. Wenn er mein Leben rettet, meinen hübschen Kopf schützt, dann ist er doch das wertvollste auf der Welt.

So kann auch Kirche, der Pastor, der Diakon und jedes Gemeindemitglied, auch ohne Geld, auch ohne Amt, auch ohne Macht, Ansehen und Einfluss, den Menschen den Weg zum Leben zeigen, die Frohe Botschaft weitersagen und Freude miteinander teilen.“Eure Namen sind im Himmel, bei Gott verzeichnet. Gott kennt euch, Gott kennt dich und mich“. Das ist der Wert unseres Glaubens, unserer Hoffnung.

 

Und die Bilanz, die materielle Bilanz eines Pfarrfestes kann noch so miserabel sein. Selbst wenn unterm Strich kaum was übrig bleibt, dass wir mit anderen teilen können, aber Gemeinde Jesu Christi sich dabei näher gekommen ist, und andere Gäste und Fremde die wir eingeladen haben entdecken konnten, dass hier in der Sürenheide christliche Gemeinde lebt, dann wäre es das erfolgreichste Fest aller Zeiten.

Darum: Verlieren wir nie aus dem Blick bei all unserem Tun, das was wirklich wesentlich ist. Jesus erinnert uns heute daran: Einzig und allein darum kann es gehen, dass unsere, unser aller Namen bei Gott verzeichnet sind, und wir selbst ganz fest bei ihm verankert und zuhause sind. Und darüber wollen wir uns freuen, dass wollen wir feiern, bald am Pfarrfest für 50 Jahre gute , erfolgreiche und lebendige Kirchengemeinde, aber auch besonders heute und hier im Gottesdienst und jeden Tag. „Freut Euch darüber, dass Eure Namen im Himmel verzeichnet sind!“ Amen

 


 

5.So. A Joh 14, 1-12 – Dreimal umgezogen-

5.Sonntag A Joh 14, 1-12

Liebe Schwestern und Brüder,

„Dreimal umgezogen, das ist wie einmal abgebrannt!“ dieses Sprichwort kennen sie alle. Im Moment bin ich ja nicht davon betroffen, trotzdem kann ich da nur sagen: da steckt eine ganze Menge Wahrheit drin. Es gibt wohl kaum etwas, was mehr Bauchschmerzen bereitet als so ein Umzug. Bauen sie mal eine alte Küche ab, furchtbar- dahinter. Viele von Ihnen haben das sicher selbst schon am eigenen Leib verspürt, und alle anderen müssen sich nur einmal vorstellen, was das heißt, alles, was man besitzt, was sich so im Laufe der Jahre angesammelt hat, in Umzugskartons zu verpacken und an einen anderen Ort zu transportieren. Ein Umzug, ganz egal ob ein kleiner oder ein großer, so ein Umzug, was man da auch alles findet – eine Qual.

Es würde mir schon schwer fallen, jemandem zu glauben, der mir weiß machen möchte, dass ihm ein Umzug keinen Druck bereitet, dass er etwa keine Angst davor haben würde, ob da auch alles gut geht, die schönsten Stücke nicht etwa zu Bruch gehen, ob die Möbel auch rechtzeitig angeliefert werden, die Wohnung zum ausgemachten Zeitpunkt auch wirklich fertig wird.

Ich kann’s mir kaum vorstellen, dass es Leute geben soll, denen all dies nicht so manche schlaflose Nacht bereiten würde.

Umziehen tut man normalerweise nicht gerne. Das ist vielmehr eines von diesen notwendigen Übeln, an die man am liebsten überhaupt nicht denken möchte. Ein notwendiges Übel, um das man halt ab und an ganz einfach nicht d’rum ‚rum kommt.

Und ich verstehe deshalb auch, was Jesus wohl damit sagen möchte, wenn er im heutigen Evangelium vom Umziehen spricht. Das ist mir vorher so gar nicht aufgefallen, aber Jesus vergleicht ja in dieser Stelle, die wir gerade eben gehört haben, das Sterben, den Tod des Menschen, tatsächlich mit einem Umzug!

Er spricht davon, dass er uns vorausgeht, dass er hingeht um eine Wohnung zu bauen, um uns im Hause seines Vaters eine Wohnung einzurichten. Und in diese Wohnung, sollen wir dann einziehen, wenn sie fertig ist, dann sollen wir ihm dorthin folgen, in diese neue Wohnung umziehen.

Sterben, für Jesus ist das offensichtlich so etwas wie Umziehen.

Je länger ich darüber nachgedacht habe, finde ich das großartig, dieses Bild zeigt mir eine ganz großen Menschenkenntnis bei Jesus. Er weiß wieder mal wovon er redet. Jesus weiß , glaube ich ganz genau, dass ein Wohnungswechsel für uns Menschen absolut nichts Schönes ist. Er weiß, dass uns so etwas Druck setzt und Bauchschmerzen bereitet.

Und wenn er vom Sterben im Bild vom Umzug spricht, dann nimmt er offensichtlich ganz deutlich zur Kenntnis, dass wir Angst haben, dass uns unser Sterben und unser Tod Angst macht. Gott weiß sehr wohl darum, dass auch für uns Christen der Tod eine schaurige, ja grausige Sache ist, ein unangenehmes, schreckliches Erleben.

Es stimmt also nicht, wenn manche sagen, die Christen, die müssten doch freudig auf den Tod zugehen. Christen haben schließlich eine Hoffnung, und deshalb müssten sie sich doch auf das Jenseits freuen, deshalb dürften sie doch keine Angst vor dem Sterben haben. Gut gebrüllt Löwe, in guten Zeiten- heute – will ich das wohl glauben. Aber das stimmt ganz sicher nicht! Christus weiß darum, was Sterben für uns Menschen bedeutet.

Auch wenn uns die Botschaft vom neuen Leben, das uns Christus bereitet, die Botschaft vom Reich Gottes, diesem Ort, wo es dann kein Leid und keinen Schmerz mehr geben wird, auch wenn uns diese Botschaft noch so begeistert, der Gedanke, dass wir vorher sterben werden, dass wir vorher durch den Tod, wie durch solch einen Umzug hindurchgehen müssen, dieser Gedanke, der wird Menschen immer Furcht und Entsetzen einflößen.

Und das ist normal, das ist kein Zeichen von schwachem Glauben, das gehört zu uns Menschen dazu, und Jesus weiß das genau. Diese Furcht kann auch er uns nicht wirklich ganz wegnehmen.

Er weiß aber auch, was uns bei all diesen Ängsten noch am besten hilft. Und genau das versucht er seinen Jüngern im heutigen Evangelium deutlich zu machen. Wenn es um einen Wohnungswechsel, um einen Umzug geht, dann ist noch am ersten hilfreich, wenn man weiß, dass die Handwerker, die das neue zuhause richten, dass die zuverlässig sind, dass man sich wirklich auf die verlassen kann.

Und wenn es um einen Wohnungswechsel geht, dann ist es ganz toll hilfreich, wenn man weiß, dass das ganze Vorbereiten und Tun in der Hand eines guten Architekten liegt. Das nimmt einem nicht die Angst vor dem Umzug, aber es beruhigt, es lässt einen gelassener, etwas ruhiger in diese ungewisse, weitgehend auch unbekannte Zukunft blicken.

Das weiß Jesus sehr wohl, Er weiß, dass er uns die Angst vor dem Sterben im letzten nie ganz nehmen kann. Aber er macht uns deshalb ganz besonders deutlich: Das mit der neuen Wohnung, das mit eurem neuen Zuhause, das geht in Ordnung.

Ihr sollt und dürft darauf vertrauen, dass da mit Sicherheit nichts schief gehen wird. Denn dieses neues Zuhause, das liegt in der Hand eines guten Architekten.

Und Jesus selbst ist dieser Architekt. Er ist der Architekt dieses neuen Lebens. Er selbst geht hin, er nimmt es selbst in die Hand um für uns dieses neue zuhause beim Vater zu schaffen.

Und selbst wenn uns der Umzug dorthin, wenn uns das Sterben eine noch so große Gänsehaut bereitet, auf dieses neue zuhause, darauf dürfen wir uns freuen, denn davon können wir ausgehen, das ist ein Kern unseres Glaubens, bei diesem Architekten, wenn Jesus selbst die Planung übernommen hat, wenn Gott selbst die Bauaufsicht führt, dann kann da wirklich am Ende absolut nichts schief gehen.

Amen.

2. So. Jk. B – 1 Sam 3, 3b – 10.19 -Hier bin ich!-

2. Sonntag im Jahreskreis B – 1 Sam 3, 3b – 10.19

Erinnern Sie sich noch. Haben Sie die Worte noch im Ohr, die Worte der Lesung eben, meine ich. Da sind die Hauptbeteiligten ganz schön schwer von Begriff. Dauert ja ewig bis die kapieren was da passiert. Drei Mal muss Gott den Samuel rufen, bis der endlich sinnvoll reagiert, bis bei ihm dämmert was da abläuft.

Aber noch schlimmer ist eigentlich, dass selbst der große Eli, der die Geschicke Israels in Händen hält, erst beim dritten Mal – ganz langsam – kapiert.

Ganz ehrlich, wenn das noch ein paar Mal so weitergegangen wäre, wär die heutige Lesung echt langweilig geworden. Oder – ist doch schon ziemlich an der Grenze: „Hier bin ich – Du hast mich gerufen. – Ich hab Dich nicht gerufen – geh wieder schlafen!“ und dann wieder: „Hier bin ich – Du hast mich gerufen. – Ich hab Dich nicht gerufen – geh wieder schlafen!“ Und dann nochmal: „Hier bin ich ……

Wenn Eli jetzt wieder gesagt hätte: „Geh wieder schlafen!“, wär es ja nicht zum aushalten, wollte es keiner mehr hören.

Nur einer hat scheinbar Spaß an der Sache. Der Einzige, dem das offenbar überhaupt nicht langweilig zu werden scheint, ist Gott.

So wie das da in der Bibel aufgeschrieben ist, könnte ich mir vorstellen, dass der nicht nur ein viertes, ein fünftes, vielleicht sogar ein sechstes Mal rufen würde, wahrscheinlich noch viel öfter, immer wieder.

Meine Enkelkinder spielen manchmal „Geist im Schrank oder unter der Decke“ und rufen von dort den Suchenden zu. So ist das mit Gottes Stimme und seinem Rufen nicht, das wäre Blödsinn das anzunehmen, so funktioniert das nicht. Und Gott ruft auch nicht so, dass wir es mit einem Kassettenrekorder aufnehmen könnten – so hat er noch nie gerufen.

Aber er ruft! Und er tut es auch noch heute. Er tut es nur anders, als sich viele vorstellen können.

Schauen sie sich den Samuel noch mal an: Wie im Traum vernimmt er den Ruf Gottes. Keine klar vernehmbare und sofort verständliche Botschaft. Gott spricht, Gott ruft, aber wie in einem Traum.

Wenn jemand von ihnen meint, Gott würde ihn so ansprechen, dass er eindeutig beweisbar und völlig über jeden Zweifel erhaben, ganz klar seine Stimme als die Gottes erkennen könnte, der wird ihn vermutlich nie zu hören bekommen.

Aber so hat ihn wahrscheinlich auch bisher kaum jemand gehört. Gott spricht nämlich ganz anders – meist nicht mal mit Worten, meistens auf eine Weise, dass mir erst mit Abstand, nach längerer Zeit bewusst wird < Ja Gott, angekommen, hab verstanden. Jetzt erkenne und begreife ich, was du mir wahrscheinlich sagen wolltest >.

Gott bricht in ganz bestimmten Situationen, oft in Kleinigkeiten, oft durch Andere, manchmal bei größeren Ereignissen und manchmal auch durch sogenannte Schicksalsschläge in unser Leben ein. Manchmal bestätigend, manchmal bremsend oder auch korrigierend – im Regelfall ohne Worte, und wenn dann sicherlich ganz leise. Direkt hören kann man ihn wahrscheinlich gar nicht.

Beim Samuel, haben wir gehört, war es wie im Traum. Manchmal ist es, als spräche Gott durch andere Menschen – denn in denen begegnet er uns auch, oder oft, oder vielleicht auch immer. Meine Freundin „Mutter Teresa“ hat gesagt: „In jedem Menschen, dem wir begegnen, sehen und spüren wir auch Gott!“ Häufig müssen andere uns doch erst helfen und auf die Sprünge bringen, weil wir die Dinge oder Vorgänge gar nicht einordnen können, so wie Samuel ohne die Hilfe Elis nie begriffen hätte, dass Gott in sein Leben einbricht und wirklich was von ihm will.

Aber genau das ist es. So handelt unser Gott mit uns. Wie dem Samuel ganz langsam klar wurde, dass er eine Geschichte mit Gott hat, dass Gott eine Nachricht eine Botschaft für ihn hat, die er nur verstehen lernen muss, dass er die Zeichen richtig deuten muss, genau so und wahrscheinlich nur so, spricht Gott auch heute, zu Dir, zu Euch, zu mir. Wir müssen es nur entdecken und uns gegenseitig dabei helfen.

Ich bin ganz sicher, Gott spricht nicht nur durch unseren Papst, auch nicht nur durch Mutter Teresa, auch nicht nur durch Priester oder Diakone. Seine Stimme können wir auch hören durch unseren Partner, unsere Kinder und Enkelkinder. Ich bin ganz sicher, ihn auch gehört zu haben durch Menschen, die ich überhaupt nicht leiden konnte.

Es gibt Situationen, Gott sei Dank, da spüren wir das ganz schnell und deutlich. Aber manchmal spüren wir es auch erst nachdem wir uns lange dagegen gesträubt und gewehrt haben und dann hoffentlich doch einsehen müssen, dass das, was Gott für mich als Pfad geplant hat, genau mein Weg und mein Leben ist und das die Korrektur notwendig war.

Egal wie es auch kommt, Gott ruft jeden von uns, und jeden auf seine nur ihm eigenen Weise. Ganz egal ob Mann oder Frau, ob jung oder alt. Wir müssen nur die Antennen ausfahren, unser Herz aufmachen, es nur verstehen lernen, wie er uns ruft, wie den Samuel: „Komm, folge mir nach“, ich will den Weg Deines Lebens mit Dir gehen!

Christi Himmelfahrt 2009

Predigt Christi Himmelfahrt 2009

Also das kann ich Ihnen schon jetzt am Anfang sagen. Noch mal muss ich das nicht haben. Es ist wohl schon 15 Jahre her, da sitze ich, angeschnallt auf ergonomisch geformten Sitzen. Mit mir vielleicht noch 50 Leute. Sie schreien alle schon um dann mit tierischem Gekreische vornüber in die Tiefe zu stürzen.

Eine der größten Achterbahnen Europas, damals im Heidepark. Ich brauchte schon ganz schön Mut um mich in die Schlange der Wartenden einzureihen. Und da sitzt man dann, wahrscheinlich schon käsebleich, der Puls auf 150 und ganz langsam werden die Wagen erst nach oben gezogen. Und es geht höher und höher bis auf fast 70 Meter und dir wird bewußt, so geht es auch wieder runter. Warum tue ich mir das an? 70 Meter hochziehen lassen um dann mit 100 Stundenkilometern in die Tiefe zu rasen. Warum? Kaum ist die Fahrt zu Ende – möchte man sich am liebsten wieder anstellen. Gleich noch mal das Ganze, es war ja so toll.

Da kann nur mitreden, wer das schon mal erlebt hat. Wahnsinnsgefühl! Diese Kurven, dieses immer wieder rauf und runter und Looping, von unten mag man sich das ja vorstellen können, aber in echt weiß man das nur, wenn man es erlebt hat.

Erzählen sie mal jemanden, der noch nie Achterbahn gefahren ist wie toll das ist. Begreift der nie. Man kann ihm auch nicht die Angst nehmen, man kann es nicht echt beschreiben, erst wenn man selbst gefahren ist, weiß man wie das wirklich ist.

Warum ich Ihnen das erzähle? Weil Himmelfahrt ist natürlich. Natürlich geht die Achterbahn nicht bis zum Himmel, aber so ganz anders ist Himmelfahrt vielleicht gar nicht. Nein, ich meine nicht die von Jesus. Unsere eigene meine ich, deine, unsere Himmelfahrt. Wir alle hier, selbst die Kinder, gehen jeden Tag einen Schritt näher. Hoffentlich dauert es noch – manche Leute im Altersheim, oder die schwer krank sind, meinen es würde ewig dauern. Aber, je näher es darauf zu geht, um so komischer wird es doch einem im Bauch. Manchmal hat man unsägliche Angst, manchmal ist einem zum Schreien zu Mute, und manchmal kribbelt es auch so komisch in der Magengegend. Und niemand kann einem das Gefühl nehmen.

Was einen wirklich erwartet, wie genau es dann sein wird, wenn es dann so weit ist, wenn es ans Sterben geht, wenn diese Schwelle überschritten wird, das weiß keiner von uns zu sagen. Ich muß es wohl erst selbst erlebt haben, um wirklich begreifen zu können, wie das ist. Kann sein, dass ich dann nicht mehr davon lassen kann. Mag sein, dass ich dann alles möchte, nur nicht zurück. Hier jetzt, im Augenblick hilft mir das wenig, denn momentan graut es mir eher davor.

Und selbst Christus kann da noch so begeistert berichten, er kann noch so viele Bilder verwenden, in noch so vielen Gleichnissen ausmalen, wie toll es sein wird, dass wir auf die Fülle des Lebens zugehen, dass es ein Fest sein wird, eine turbulente Feier, wie eine rasante, aufregende, begeisternde Fahrt – am bedrängenden Gefühl in meiner Magengegend ändert das nichts. Da ist Christus wie jemand, der mir ganz begeistert berichtet – und ich stehe nur da und mache ein Gesicht wie ein Fragezeichen.

Bei einer Achterbahn hilft da nur eines: mich an der Hand nehmen und einfach mit mir gehen.

Und vielleicht ist das auch das einzige, was man überhaupt machen kann, was Christus tun kann.

Er wird mir die Angst vor dem Sterben kaum nehmen können, er wird es kaum fertig bringen, dass ich mit fliegenden Fahnen und riesiger Begeisterung diesem Tag entgegeneile.

Aber vielleicht braucht es das auch gar nicht. Bei der Achterbahn hilft es schon, wenn einer mitgeht, wenn einer neben mir sitzt und mir das Gefühl gibt, nicht allein zu sein. Dann verliert die Zeit davor etwas von ihrer Bedrohung und leichter ist es dann auch.

Der heutige Tag will vielleicht genau das tun. Christi Himmelfahrt feiern, das heißt vielleicht nichts anderes, als sich vor Augen zu führen, dass Jesus Christus selbst zu uns sagt: Ich bin diesen Weg schon gegangen, ich habe es erlebt, ich weiß, wie es ist. Und komm, ich geh mit dir, ich nehm‘ dich an der Hand, und wir gehn den Weg zusammen.

Das Kribbeln ist dadurch nicht weg, die Beklemmung wird dadurch nicht kleiner, und die Begeisterung hält sich in Grenzen. Aber manch einer hätte den Weg wohl nicht gehen können, nicht zu seiner ersten Achterbahnfahrt, und erst nicht den Weg durch die noch vor uns liegende Lebenszeit, wenn er nicht genau so ganz einfach an die Hand genommen worden wäre.

Amen.

11. So. Jk. – Lesejahr B (Mk 4,26-34) – Ohne Fleiß keinen Preis –

11. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr B (Mk 4,26-34)

Liebe Schwestern und Brüder,

erzählen Sie das einmal einem Landwirt: „Die Erde bringt von selbst ihre Frucht!“ Wie wenn es so einfach wäre! Im Frühjahr den Samen ausstreuen und im Herbst dann die dicke Ernte einfahren. Schön wär’s ja!

Und was ist mit dem Düngen, dem Bewässern, dem Schneiden der Sträucher und Bäume! Von wegen, die Erde bringt von selbst ihre Frucht. Jeder, der schon einmal – und sei es auch nur in einem Garten – gearbeitet hat, der weiß das: Bis die Früchte wirklich geerntet werden können, da fließt viel Schweiß den Puckel runter. Das ist in der Landwirtschaft nicht anders, als im übrigen Leben. Nichts ist schließlich umsonst auf dieser Welt. Wer etwas erreichen will, wer am Ende seine Früchte ernten will, der muss sich ganz schön ‚ranhalten. Ohne Fleiß keinen Preis und nur sich regen bringt Segen.

Als ob Jesus das nicht gewusst hätte! Er wusste doch, wie es in der Werkstatt eines Zimmermanns zugeht, wusste doch, wie sich die Bewohner von Nazareth auf den Feldern abgeschunden haben, und trotzdem beinahe tagtäglich darum bangen mussten, auch morgen noch das Nötige, was man zum Leben eben braucht, wirklich zu haben.

So hat es Jesus doch jeden Tag selber erlebt. Wie kann er dann daher kommen und einfach sagen: „Die Erde bringt von selbst ihre Frucht“?

Nun, vielleicht sagt er es ja gerade deshalb. Vielleicht sagt er es ja gerade, weil er tagtäglich erlebt hat, wie sehr sich die Menschen anstrengten und abmühten, um am Ende wirklich etwas ernten zu können. Vielleicht sagt er es ja weil er erleben musste, dass sich die Menschen schon gar keine Ruhe mehr gönnten, in dem Glauben sich um alles kümmern zu müssen, ja nichts vergessen zu dürfen, und eigentlich alles, aber auch wirklich alles selber machen zu müssen.

Zu ihnen sagt er es: „Vergesst nicht: Die Erde bringt von selbst ihre Frucht!“ Das Wesentliche tun nicht wir, ja? – wir können es überhaupt nicht tun. Wir können säen, wir können der Saat helfen, wir können das Wachsen der Saat begleiten durch düngen und Unkraut ziehen, Wachsen lassen tut es ein anderer. Das Eigentliche tun wir nicht, wir können es nicht einmal.

Und im Letzten heißt das – und das ist das eigentlich Wichtige daran – wir brauchen es auch gar nicht zu tun. Denn nicht wir, die Erde bringt ihre Frucht.

Es ist das große Evangelium von der Gelassenheit, das Jesus hier verkündet. All denen, die jeden Tag voller Verbissenheit an die Aufgaben des Alltags gehen, die unter der Fülle der Aufgaben schon beinahe zusammenbrechen, die sich unter dem Gedanken quälen, dass all das, was sie nicht bewerkstelligen am Ende ja liegen bleiben wird, die sich mit dem Gefühl abplagen, dass sie allein all das auf die Reihe kriegen müssen, all denen, und damit wahrscheinlich immer wieder auch uns, sagt Jesus ganz deutlich: „Hört auf Euch zu plagen, denkt daran, das wirklich wichtige, das Wesentliche, das macht nicht ihr! Ihr müsst es gar nicht tun!“

Blöd muss man allerdings auch nicht sein. Sicher, Gott will, dass wir mit Hand anlegen. Er will, dass wir unseren Einsatz bringen, es braucht den Landwirt, damit die Ernte ordentlich gedeihen kann, und es braucht unser Mittun, damit unser Leben gelingen kann. Es braucht unseren Einsatz, damit aus den Anlagen, die uns mitgegeben wurden, etwas werden kann. Aber wir dürfen diesen Einsatz natürlich mit all unseren Talenten aber dann auch mit einer ganz großen Gelassenheit bringen. Denn wir dürfen davon überzeugt sein, dass wir nichts anderes tun, als mitzuhelfen, zu unterstützen hilfreich zu sein, bei dem Werk, das Gott zu wirken unternommen hat. Er ist es, der wachsen lässt: die Pflanzen, unser Leben, unsere ganze Welt. Und er lässt all dies wachsen auf eine Ernte hin, von der er sagt, dass sie gut sein wird. Was soll da unsere ganze Verbissenheit ? Wenn Gott selbst am Werk ist, dann wird es recht werden, dann kann ja eigentlich letztendlich überhaupt nichts schief gehen.

Ein letztes. Es gibt einen Satz, der Ignatius von Loyola, dem Begründer des Jesuitenordens zugeschrieben wird. Bete so, also alles von Gott abhinge und arbeite so, als ob alles von Dir abhängt.

Dieser Satz bringt für mich das ganze auf den Punkt. Wir können gar nicht zuviel in die Beziehung zu Jesus investieren. Wir können gar nicht genug mit ihm die Dinge unseres Lebens besprechen und bewegen. Wir können ihm gar nicht genug vertrauen. Er meint es gut mit uns und ist für uns. Er ist die Grundlage unseres Lebens. Seine Worte sind Richtschur,

Orientierung uns Sicherheit. Von ihm hängt alles ab.

Auf der anderen Seite hat er uns geschaffen mit dem Auftrag Leben zu gestalten. Natürlich wird er uns nicht alles abnehmen, sondern uns herausfordern auch selber loszulegen, zu arbeiten, zu rackern, mit Enttäuschungen und Frustration umzugehen. Aber – mit ihm zusammen und in seiner Kraft! Das ist der große Unterschied.

 

Ich wünsche Ihnen, und ich wünsche mir, dass es uns gelingt in diese Woche die nun begonnen hat, ein wenig von dieser Gelassenheit mitzunehmen. Lassen wir uns von dem Berg von Aufgaben, der scheinbar vor uns liegt, nicht erdrücken. Das Wesentliche brauchen wir gar nicht zu tun. Gott selbst nämlich wird die Frucht dieser Woche wachsen lassen.

Vielleicht wird es eine andere werden, als wir sie uns erträumen, aber es wird am Ende ganz sicher Gottes Frucht sein. Er ist es, der aus dem Samen, den wir legen die Pflanze wachsen lässt. Wir vollbringen das wenigste daran, wir sind im besten Falle hilfreich dabei. Aber das Wesentliche machen wir nicht. Das Wesentliche geschieht meist ohne, dass wir es wirklich bemerken, im Grunde wie von selbst.

Amen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fürbitten:

Vertrauensvoll bringen wir unsere Bitten vor Gott,
den Ursprung und die Vollendung allen Lebens:

Warum Pflanzen wirklich wachsen, wissen wir heute genauso wenig wie vor 2000 Jahren.
Hilf uns die Welt als deine Schöpfung zu begreifen
und sie nicht unter dem Vorwand der Wissenschaft als Objekt zu mißbrauchen.

Wir bitten Dich, erhöre uns!

In jedem Lebewesen hast du Wachstum und Reifung grundgelegt.
Hilf uns, den Wert alles Lebendigen zu achten.

In uns Menschen hast du eine Sehnsucht eingepflanzt, die alles Irdische übersteigt.
Hilf uns, diese Sehnsucht nicht durch Besitz oder Sucht zuzuschütten,
sondern immer mehr offen zu werden für das, was du mit uns vorhast.

Dein Reich macht nicht viel Lärm und ist kein Medienereignis, wo es anbricht.
Hilf uns die verborgenen Ansätze deiner Gegenwart in dieser Welt zu entdecken,
und staunen zu lernen über die Wunder des Alltags.

So vorsichtig und geduldig wie du dein Reich unter uns wachsen läßt, gehst du auch mit uns um.
Hilf uns mehr Geduld und Liebe im Umgang mit uns selbst und mit unseren Mitmenschen aufzubringen.

In dir ist die Fülle des Lebens.
Hilf uns und unseren Verstorbenen, den Weg in deine Herrlichkeit zu finden.

Denn dein ist das Reich und Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

29. So. Jk. B – 18-.10.09 – „Dienen“

PREDIGT 29. Sonntag i.Jk. B – 18-.10.09 – „Dienen“

Unübersehbar groß war die Zahl, die ich in Indien gesehen habe. Männer und Frauen, Kinder – oft noch im Kindergartenalter, darunter offensichtlich Kranke aber ebenso scheinbar Gesunde und dann wieder ausgemergelte Typen, aber wahrscheinlich auch Professionelle und wohl jede Menge Alkoholiker. Ein typisches Bild an jeder Straßenecke, vermutlich in allen armen Ländern der Welt so anzutreffen. Seit Jahren finden sie diese Menschen auch in Deutschland. Nicht in Verl, aber schon in Gütersloh, Paderborn und Bielefeld. Sie sitzen bei Wind und Wetter in den Fußgängerzonen, manchmal an Kircheneingängen, bei Frauen oft augenscheinlich keine in Deutschland geboren, bei Männern häufig das gleiche Outfit – abgetragene Hosen, etwas schäbiger Pullover. Neben ihnen steht ein kleiner schäbiger Rucksack, zwei Plastiktüten und vor ihnen liegt eine Kappe mit der Öffnung nach oben und davor ein krakelig geschriebenes Schild, oft einfach mit dem Wort „DANKE!“

Ich weiß nichts, gar nichts von dieser Person. Wo und wie sie lebt, welches Schicksal sie auf die Strasse gebracht hat. Meistens schaut sie die Vorbeigehenden nicht an, bettelt nicht aggressiv, sitzt einfach nur da, irgendwie schicksalergeben.

Und dann komme ich – seit der Euroumstellung trage ich mein Kleingeld immer lose in der Tasche, werfe im Regelfall auch immer eine Münze in die Kappe – und gehe dann wieder weiter. Und wahrscheinlich – doch das ist so – finde ich mich ganz toll dabei. Ich Arthur, habe dieser armen Person ja etwas gegeben. Wie viele – die Meisten – laufen einfach vorbei und sehen nicht mal hin, nehmen diese Person scheinbar gar nicht wahr.

Wenn Jesus vom „Dienen“ spricht, meint er etwas ganz anderes. Es geht nicht um die netten Almosen von oben herab, aus der Position des Sicheren, des Besitzenden, des Habenden. Dieser gegebene Euro tut mir nicht weh, Kleinkram, Peanuts, lächerlich! Entschuldigung bitte – aber mir geht es wirklich gut! Bin gesund, arbeite wieder und werde jeden Tag satt!

Aber ich habe auch Jesus verstanden, ich weiß genau was er sagen will. Solange ich von oben herab freundlich gebe hat das mit „Dienen“ nichts zu tun. Ich sonne mich in dem Bewußtsein und der Macht, etwas geben zu können.

Ein solches Geben aber meint nicht wirklich den Anderen. Ein solches Geben meint eigentlich mich. Mir soll es ein wenig besser gehen, ich – manchmal betrifft das auch eine Kirchengemeinde – ich will ein gutes Gefühl haben, geholfen zu haben. Ob es dem Anderen mit dem einen Euro, meinem Euro wirklich besser geht, interessiert mich eigentlich nicht wirklich.

Gott meint es anders – und er macht es uns vor. Er, der große Gott, macht sich klein, um in unser Verstehen hineinzupassen – er wird Mensch, ein kleines Kind.

Und dann – Mutter Teresa hat das auch getan – kniet sich unser Gott in unserem Bruder Jesus vor seinen Jüngern hin, um ihnen die Füße zu waschen. Er dient, er dient auf „Augenhöhe“, nicht im Vorbeigehen, nicht von oben herab. Ihm geht es an keiner Stelle um die Plätze rechts und links von ihm, ihm geht es nicht darum, dass wir uns gut fühlen – auf Kosten anderer. Ihm geht es darum, dass andere in unserer Nähe aufleben können. Es geht Jesus nie um das „Oben“. Jesus geht es immer um das „Unten“!

Das ist schwer, wahnsinnig schwer – viel schwerer als Almosen geben von oben herab.

5. Sonntag C 07.02.10 – See Genezareth – Fischer –

Predigt 07.02.10 5. Sonntag C – See Genezareth – Fischer –

„Wieder umsonst gewartet!“ „Alle Anstrengung war umsonst!“
„Mein guter Wille war umsonst!“ „Umsonst soviel Kraft und Zeit investiert!“
Kennen wir es nicht auch alle selbst – dieses Erleben, dieses Gefühl von „UMSONST“ – Vergebens bemüht – es hat sich rein gar nichts verändert…

Halten wir uns dazu die Situation, die wir eben im Evangelium gehört haben, noch einmal kurz vor Augen: Der See Genezareth; viele Menschen, die sich um Jesus drängen, die anscheinend etwas von ihm wollen.

Boote, Männer, die am Ufer ihre Netze waschen. Sie sind müde, erschöpft, ausgelaugt und wahrscheinlich enttäuscht, weil sie die ganze Nacht nicht gefangen hatten. Sie erleben gerade die Situation des „umsonst abgemüht – vergebens geschuftet“ am eigenen Leib. Und Jesus steigt in eines der Boote. Es gehört dem Simon. Jesus bittet ihn ein Stück weit von Land wegzufahren. Wir wissen nicht, was Jesus zu den Menschen am Ufer sagte. Wir wissen nur, dass er Simon, in dessen Boot er einstieg, direkt ansprach: „Fahr hinaus ins Tiefe, dort werft eure Netze zum Fang aus!“

Doch bei diesen Worten steigt bei Simon erst einmal die ganze Enttäuschung, der Frust, die langen vergeblichen Stunden auf dem See, die durchwachte Nacht, das umsonst Mühen hoch. Er ist müde und kann nicht mehr. „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet, uns umsonst gemüht.“ Und doch muss viel mehr in den Worten Jesus mitgeklungen sein, denn Simon antwortet weiter: „Doch wenn Du es sagst, werde ich die Netze auswerfen.“

Jesus und Simon – eine wunderbare Begegnung, die über die Enttäuschung hinausgeht. Eine Begegnung, die Mut und einen Neuanfang setzt. Eine Begegnung, die herausführt aus der Umsonst-Erfahrung – nur auf ein Wort hin, auf SEIN Wort hin.

„Ich hatte so auf ein Wort gewartet!“ – habe ich schon manchmal jemanden enttäuscht sagen hören und ich kenne das bei mir selber auch ganz gut.“ Oder aber auch: „Deine Worte haben mir geholfen!“

Was geschieht denn durch ein Wort, auf das ich warte, bzw. ein Wort, das mir hilft?
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass ich durch ein solches Wort spüre, dass ich gemeint bin. Mir ganz alleine gilt dieses Wort. So ein Wort kann helfen, aus festgefahrenen Situationen herauszukommen, es kann helfen Klarheit zu bringen …

Wer von uns kennt das nicht, dass es in der Seele gut tut, wenn nach einem handfesten Streit einer durch ein gutes Wort Verzeihung schenkt?
oder: Wie gut tut es letztlich, wenn in manchen Familien nach tagelangem Schweigen zwischen Geschwistern, Kindern und Eltern einer wieder anfängt ein befreiendes, freundliches Wort zu reden, das einen Neuanfang ermöglicht?

„Das Wort, das dir hilft, kannst du dir nicht selber sagen!“ – so ein altes Sprichwort.
Warten wir nicht allzu oft auf die großen Wunder, die auf einmal alles anders machen sollen?

Simon hatte Jesus in sein Boot – ein Bild für sein eigenes Leben – einsteigen lassen. Jesus ist mit ihm auf das Wasser des Lebens hinausgefahren. Simon wagt es, sich auf das Wort einzulassen, das ihm Jesus zusagt. Vorerst ohne Absicherung – einfach nur auf SEIN Wort hin.

Ich glaube, dass Simon den Augenblick erkannt und nicht verpasst hat, wo ihm ganz persönlich der nächste Schritt auf seinem Lebensweg von einem Größeren gezeigt wurde.

„Das Wort, das dir hilft, kannst du dir nicht selber sagen!“

Fürchten wir uns nicht, uns auf Neues, auf gegenseitiges Verzeihen und Versöhnen, auf Veränderung einzulassen. Fürchten wir uns nicht, die Worte, die uns zugesagt sind, zu hören und hinein in unser alltägliches Leben wirken zu lassen. Auf SEIN Wort hin, dürfen auf wir den nächsten Schritt wagen. Amen.

10. So. Jk. „Jüngling von Nain“

10. Sonntag im Jahreskreis „Jüngling von Nain“

In der Nachmittagssonne eines heißen Tages ziehen Menschen in Trauerkleidung aus der kleinen Stadt Nain im Norden Israels heraus zum Friedhof. Ein Anblick des Jammers.

Besonders schlimm wird es, wenn wir näher hinschauen: der Tote ist der einzige Sohn einer Witwe. Welch ein Leid!

Welche Gedanken gehen dieser Frau im Kopf herum? Sie kann es überhaupt noch nicht fassen, dass ihr geliebter Sohn nun dort im Sarg davon getragen wird. Nicht mehr nach Hause kommt, nicht mehr seine Freunde mitbringt, nicht mehr laut lacht – wie eben die Jugend lachen darf.

Und es legt sich schwer auf ihre Brust zu wissen, dass mit dem Tode ihres Sohnes der einzige Ernährer von ihr gegangen ist. Sie wird künftig auf die Almosen ihrer Freunde, Verwandten und Nachbarn angewiesen sein. Das macht die Not riesengroß.

In ihrem unermesslichen Leid spürt sie nicht, dass seit einiger Zeit ein Mann an ihrer Seite mitgeht auf diesem Weg zum Totenacker. Ihre von Tränen fast blinden Augen lassen gerade noch den Weg erkennen, damit sie nicht stolpert.

Da spricht sie der Fremde an ihrer Seite an: „Weine nicht“ sagt er. Leise, aber bestimmt. Und die Witwe bleibt erstaunt stehen und versucht, den Mann zu erkennen. Aber, er ist ihr fremd und sie versteht nicht, was er von ihr will. Will er sie trösten mit diesen Worten? Was weiß denn er, wie es in ihr aussieht? „Ich soll nicht weinen“ meint er? Aber, was soll ich stattdessen machen? Mir bleiben doch nur noch die Tränen der Trauer und der Verzweiflung.

Nichts und niemand kann mich trösten!

Da geht der Mann neben ihr schneller und erreicht die Sargträger vor ihr. Er spricht sie an und bittet sie stehen zu bleiben. Die Männer blicken ihn ungläubig an. Aber, sie bleiben stehen.

Da tritt dieser Fremde an den Sarg heran und spricht auf den Toten ein. Es ist still geworden in der Menschenmenge. Keiner sagt mehr etwas. Alle wollen hören und sehen, was jetzt passiert. Und sie hören den Fremden laut und deutlich sagen: „Ich sage dir, stehe auf!“

Ein Raunen macht sich breit, das kurz darauf in erstaunte Rufe, ja bei manchen in spitze Schreie des Erschreckens mündet. Denn: der Tote richtet sich auf und redet!

Der Fremde – es handelt sich um keinen anderen als Jesus von Nazareth – lächelt freundlich und hilft dem jungen Mann aus dem Sarg und bringt ihn zu seiner sprachlosen und erschütterten Mutter.

Jesus von Nazareth – viele Juden hatten schon ihm gehört. Die Nachrichten über diesen Mann waren sehr unterschiedlich. Manche meinten, er wäre Johannes der Täufer, der auch sehr berühmt war, andere dachten, ein berühmter Mann mit Namen Elia, der schon seit 800 Jahren tot war, sei wieder lebendig geworden. Dann wussten aber auch einige, dass dieser Jesus eigentlich ein ganz einfacher Zimmermann aus Nazareth war.

Wer war er wirklich?

In der Bibel wird Jesus von Nazareth als der Sohn Gottes, den Schöpfer des Himmels und der Erde bezeichnet. Aber, dass fiel den Leuten damals, als sie ihn persönlich erleben konnten, schon schwer, zu glauben. Obwohl sie diese ungeheuerlichen Geschehnisse, wie die Auferweckung eines Toten, mit eigenen Augen sehen konnten. Anderenorts waren Blinden sehend geworden, Lahme konnten wieder gehen. Epileptiker wurden geheilt. Alles durch diesen Jesus.

Also: doch der Sohn Gottes?

Die Menschen von Nain, die gerade Zeugen dieses wunderbaren Ereignisses geworden waren, hatten keinen Zweifel: sie priesen Gott mit singen, beten und tanzen.

So war aus einem jämmerlichen Haufen Menschen in Trauerkleidung eine fröhliche Menge geworden, die sich vor Freude und Lachen kaum halten konnten. Und mitten drin die Witwe mit ihren Sohn. Was für ein Anblick!

Trauer kennen wir alle. Auch ich:

Es ist aber nicht immer der Tod eines geliebten Menschen, der mich trauern lässt. Manchmal schmerzt die Wunde über eine zerbrochene Freundschaft oder Beziehung zwischen Mann und Frau, Eltern und Kindern genau so oder noch schlimmer. In Deutschland wird jede 2. Ehe geschieden. Und in jeder 3. geschiedenen Ehe bleiben Kinder zurück. Bei Mama oder Papa. Manchmal auch im Heim oder bei Oma oder Opa.

Welch ein Jammer!

Und diese zerbrochenen Beziehungen scheinen in vielen Fällen unheilbar zu sein. Weil aus Liebe Hass wurde.

Das hat Gott bei der Erschaffung der Welt und der Menschen nicht gewollt. Aber: die Menschen meinten, sie wären klüger als ihr Schöpfer und machten sich ihre eigenen Gesetze. So trat diese Welt mit ihren Menschen darin den Weg in die Zerstörung an.

Weil Gott das nicht wollte, sandte er seinen Sohn Jesus zu uns Menschen. Zu Ihnen und zu mir. Um uns vom Weg in die Zerstörung abzubringen. Uns vor dem Absturz zu bewahren. Weil er uns liebt und vor Kummer und Leid bewahren will. Und: wenn das Leid nicht zu verhindern war: um uns zu trösten und die Not zu lindern. Wie bei der Witwe aus Nain. Sie und ich sind Jesus genau so wichtig, wie diese Frau und ihr Sohn.

Wenn ich das glauben kann, werde auch ich Wunder sehen. Vielleicht nicht die Auferweckung eines Toten. Vielleicht aber die Heilung einer Krankheit. An mir selbst oder einem lieben Angehörigen. Bestimmt aber die Heilung einer zerbrochenen Beziehung oder die Bewahrung vor dem Zerwürfnis. Damit Mann und Frau, Eltern und Kinder, Freunde und Verwandte zusammen bleiben und in Frieden und Freude leben können. Das will Gott. Das ist sein Geschenk an Sie und an mich. Nehmen wir es an. Es gibt nichts besseres.

22. So. Jk. C – 29.8.2010 „Himmlische Hochzeitsmahl“

Predigt 22. Sonntag im Jahreskreis C – 29.8.2010 „Himmlische Hochzeitsmahl“

Heute ist Jesus von einem führenden Pharisäer zum Essen eingeladen worden. Es ist Sabbat, und es ist durchaus üblich, dass die frommen Pharisäer sich nach dem Sabbat-Gottesdienst zum gemeinsamen Essen und Meinungsaustausch treffen. Man kennt sich, man trifft sich, man versteht sich.
Wir vermuten richtig, dass man Jesus nicht eingeladen hat, damit er endlich mal was besonders Gutes zu essen bekommt. Der Gastgeber und seine Gäste wollen diesen neuen Rabbi in ihrem kleinen Kreis mal gründlicher unter die Lupe nehmen. Was wird er sagen, wo wird er vielleicht Fehler machen?
Wie damals üblich, kommt man zu einem Gastmahl eher ein wenig zu spät. Und besonders wichtige Leute kommen gerne auch mal noch ein wenig später, denn dann haben sie ihren erhofften Extra-Auftritt. Die bereits Anwesenden haben sich längst einen Platz ausgesucht, der ihrer Meinung nach ihrer Stellung und ihrer persönlichen Beziehung zum Gastgeber entspricht.

Dann passiert immer mal wieder das fast Unvermeidliche: Die Tür geht auf, und ein richtig prominenter und vielleicht auch wichtiger Zeitgenosse gibt dem Gastgeber die Ehre.
Dem bleibt jetzt gar nichts anderes übrig, als einen Gast, der schon ganz in seiner Nähe Platz genommen hat, höflich und doch deutlich um Räumung seines Sitzplatzes zu bitten. Das ist für den, der da umziehen muss, natürlich alles andere als lustig, alle anderen guten Plätze sind natürlich besetzt. So eine Blamage!
Und das macht Jesus bei den Pharisäern zum Thema, weil er bemerkt, wie sie sich heute mal wieder um die besten Plätze drängeln.
Wie so oft, nimmt er einfach ein Alltagsgeschehen zum Anlass, um seine Zuhörer auf einige Besonderheiten bei Gott im Himmelreich hinzuweisen.
„Wenn du zu einer Hochzeit eingeladen bist…“ – so beginnt er seine Unterrichtsstunde. Jeder wird ihm da zustimmen müssen, wie er anschaulich schildert, was einem passieren kann, wenn man sich da vordrängelt, möglichst direkt in die Nähe der Gastgeber, gleich neben das Brautpaar.
Der Rat Jesu, sich dann doch besser an den untersten, an den letzten Platz zu setzen, klingt ein wenig wie Verler Bauernschläue: Tu am besten ganz bescheiden und demütig, dann muss man dich im wahrsten Sinne des Wortes hochloben, hoch in die Nähe des Gastgebers, des Bosses.

Ist diese Belehrung Jesu wirklich ein Aufruf an uns, als Christen immer schön brav in gebückter Haltung aufzutreten? Fordert er uns damit auf, unser Licht immer unter den Scheffel zu stellen und bloß nicht aufzufallen? Will Jesus damit gar zu Heuchelei und überzogener Demut auffordern?
Ganz gewiss nicht. Jesus hat die Dinge immer beim Namen genannt. Es geht ihm also keines-
falls um eine Empfehlung zum Duckmäusertum. Sich den letzten Platz aussuchen – damit meint er ganz sicher nicht, dass man in der Kirche nur die letzten Bankreihen besetzen soll, wie das hier viele tun, die haben Jesus an der Stelle falsch verstanden.
„Wenn du zu einer Hochzeit eingeladen bist…“ !

Die damaligen Zuhörer Jesu und wir alle sind zu einer ganz großen Hochzeit eingeladen, und wir wissen auch, wer bei diesem himmlischen Fest der Gastgeber ist: Gott selbst ist es, der die Einladung ausgesprochen hat. Das will uns Jesus immer wieder so eindringlich klarmachen.
Wir alle sind Eingeladene, und das große Hochzeitsmahl findet garantiert statt. Doch als Christen sollten wir anders sein als die mehr oder weniger Prominenten, die nichts Besseres zu tun haben, als sich über die Rang- und Sitzordnung und über ihr Erscheinungsbild so schrecklich viele Gedanken zu machen.
Das Geschachere um die besten Plätze ist der Christen unwürdig. Bei diesem oft üblen Gesellschaftsspiel um Wichtigkeit und Anerkennung, um Neid und Ehrsucht sollten wir nicht mitspielen. Christen haben das auch gar nicht nötig, denn es genügt, wenn sie sich auf den Weg machen. Auf den Weg mit mit Jesus zum Vater.
Und der Vater hat bereits für alles gesorgt. Der Streit um die Plätze ist vollkommen über-
flüssig, denn Papa, unser himmlische Vater hat längst für jeden von uns längst reserviert. Es gibt Platzkarten für Jeden! Und so dürfen wir vertrauensvoll abwarten, welcher Platz auf uns wartet. Wir werden uns wundern!

Zum Schluss des Evangeliums greift Jesus noch kurz eine andere Fragestellung auf: Wen soll man denn einladen, wenn man selbst etwas zu feiern hat?
Na klar, da denkt jeder zuerst an Verwandte, an Freunde, an Menschen, die einem besonders wichtig sind. Jesus als unser Lehrer hofft aber, dass man das gerade vorhin Gehörte jetzt auch auf diese Situation anwenden wird: Frage dich doch dann einfach mal, ob du bei diesem ewigen Spiel „Wie du mir, so ich dir“ als Christ immer mitspielen musst! Ist doch furchtbar anstrengend, der Kreislauf von Schenken und Wiederschenken, von Einladen und Gegeneinladung.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Nichts spricht dagegen, lieben Menschen eine Freude zu machen, ganz im Gegenteil!
Jesus wünscht aber, dass wir unsere Augen und Ohren weit öffnen. Dann bemerken wir, dass da viele Mitmenschen sind, die von Gott ebenfalls herzlich eingeladen sind. Genau, der blöde Chef, der ungeliebte Nachbar und viele viele Menschen aus der Türkei, aus Afghanistan und fremden Religionen auch. Und zwar auch dann und vielleicht sogar gerade dann, wenn sie nicht zu den Wichtigen und Prominenten dieser Welt gehören, sondern ganz unten sind und ein Leben voller Not und Sorgen führen müssen.

Jesus appelliert an uns: Ladet diese Mitbrüder und Mitschwestern ebenfalls ein, wenn ihr feiern wollt. Das ist seine Benimm-Regel für Christen: Holt die Armen und Benachteiligten dieser Welt an eure Tische und an eure Herzen – das wird Gott euch nie vergessen. Dereinst werdet ihr dann über seine Großzügigkeit euch gegenüber staunen! Dadurch, dass wir unseren Pfarrfesterlös auch mit den Armen und Bedürftigen in Mexico und Pakistan teilen, haben wir in der Sürenheide ein Zeichen gesetzt, dass wir Jesus an dieser Stelle verstanden haben.

28. Sonntag C – Heilung der Zehn –

Predigt 28. Sonntag C – Heilung der Zehn –

 

Nicht nur wenn ich an meine gesunden Kinder und Enkelkinder denke, auch wenn ich die Katastrophenmeldungen im Fernsehen sehe, auch wenn ich an meinen Rosen rieche oder mich einfach nur freue, dass ich noch lebe, denke ich an Gott und sage ihm manchmal sogar laut DANKE.

Sie tun das sicher auch oft und regelmäßig. Und dennoch sind wir auch hier in der Sürenheide von vielen Menschen umgeben, die tun das nicht, die scheinen Gott nicht zu brauchen und es geht ihnen trotzdem gut.

Vielleicht hilft uns das Evangelium von heute.

Warum geht nur ein Einzelner, einer von vielen hin zu Jesus und sagt ihm DANKE?

Warum tut er das? Hat er was davon?

Den Anderen geht es doch nicht schlechter. Sie verschwenden keinen Gedanken an Jesus.

 

Früher hätte man gesagt – sie werden noch ihre Quittung bekommen.

Undankbarkeit wird sich rächen, spätestens beim Jüngsten Gericht werden sie ihren Lohn bekommen.

Heute hört man so etwas – Gott sei Dank – nicht mehr, das war früher schon falsch.

Gerade diese Stelle heute ist für mich ein wichtiger Hinweis, dass Gott sich nicht rächt, dass die ganzen Aussagen über den Rachegott nur Angst machen und absolut falsch sind.

Jesus sagt kein böses Wort über die Neun, die nicht umgekehrt sind. Keine Drohung, Jesus schaut ihnen nur betrübt nach. Jesus straft sie nicht, er ist einfach nur traurig.

 

Aber wenn Gott nicht straft, wenn ich keine Angst vor ihm haben muss, warum sitze ich dann hier in der Kirche, warum bete ich regelmäig, warum bin ich dann religiös? Nur damit unser Gott nicht traurig ist?

Das kann – denke ich – nicht die Antwort sein und ich habe für mich in diesem Evangelium noch etwas gefunden. Jesus ist nämlich nicht nur traurig. Er sagt zu diesem Menschen der umgekehrt ist, der ihn nicht vergessen hat, der sich auch nach der Heilung noch an ihn erinnert einen ganz wichtigen Satz. Sie erinnern sich noch? Er sagte: „Steh auf und geh!“

 

Ganz typisch für Jesus – man könnte schnell darüber weg lesen. Er sagt nicht: „Schön, dass du gekommen bist. Jetzt aber steh auf und geh wieder nach Hause!“

 

„Steh auf und geh!“

 

Das ist fast ein Befehl, genau wie an anderen Stellen in der Frohen Botschaft. „Ich will es, sei rein!“ Oder „Mädchen ich sage dir, steh auf!“

Jesus sagt nicht, dass jemand gefälligst rein sein soll, er macht es durch sein Wort, dass derjenige rein wird, durch sein Wort geschieht, dass jemand wieder aufsteht.

Jesus sagt nicht einfach „Geh“, durch sein Wort hilft er, dass der Andere auch gehen kann!

Jesus hat „Worte“ des ewigen Lebens!


Vom Aussatz befreit wurden alle Zehn. Aber dem, der sich an Jesus hielt, nur dem sagte er das Wort „Steh auf und geh!“ Und dem half er dadurch zu stehen, selbständig zu sein, zu sich selbst zu stehen. Dadurch konnte er gehen, seinen Weg gehen. Und seinen Weg gehen das heißt leben!

 

Jesus ist der, der Ihnen und mir, der allen Menschen helfen will ihren Weg zu gehen, der ihnen und uns den Weg weist.

 

Das ist doch das fast das Erste, was wir in der Bibel von unserem Gott hören. Das alte Volk Israel sah in Gott einen Begleiter, der mit ihnen und ihren Herden zog. Von ihm empfingen sie die Torah, seine Wegweisung, Gottes Wegweisung für das Leben. Sich auf diesen Gott einlassen, das lernten sie schnell, das hieß für sie, die Richtung gezeigt bekommen, den Weg, der das Leben gelingen und glücken lässt, es zu einem sinnvollen Leben macht.

 

 

 

 

 

Einen Gott als Freund zu haben der auch zu mir sagt: „Steh auf und geh!“ Einen Gott als Freund zu haben, der mir dann hilft, das auch zu tun, das auch tun zu können. Darum hat Israel schon an diesem Gott festgehalten, sich an ihm fest gemacht. Denn das heißt wörtlich RELION – religere – sich festmachen.

 

Ich denke, das ist Grund genug umzukehren, auch wenn neun andere glauben, dass sie das nicht not-wendig haben.

Das ist sicher keine Begründung für die, die glauben Gott nicht zu vermissen, denen Gott nicht fehlt.

Aber es ist meine Begründung, für mein Leben, die mir hilft, die mich in meinem Leben trägt und mich leben läßt.

Nicht mehr und nicht weniger, vor allem nicht weniger.

Amen.