Trauergottesdienst und Beerdigung
N. geb. 1982 – gest. 2018 (Suizid – Papa vor drei Jahren auch)
15 Minuten vor Beginn meditative Musik
Ganz ruhig bin ich jetzt!
Erlöst, befreit und mir selbst zurückgegeben!
Kein Wunsch, kein Wollen,
nichts mehr, was mich schmerzt.
Gestorben bin ich zu neuem Leben! (N. ein Tag vor dem Tod)
Song: Bei dir (Matthias Lüke)
N, es ist jetzt schon über 35 Jahre her, da wurdest du getauft. Schon damals hat Gott zu dir gesagt: „N., du bist mein geliebtes Kind!“ – und das sagt er dir auch heute, wenn er dich im Arm hält und dich zu deinem Platz im Himmel an der Seite deines Vaters führt.
Begrüßung
Liebe Frau ….., liebe Schwester, liebe Angehörige, Freunde und Trauergäste. Niemand von uns sollte versuchen mit dem Verstand zu begreifen was passiert ist. Mit dem Herzen können wir bestenfalls erahnen, welches Leid, welche Angst N. durchmachen musste, ohne, dass man es ihr oft ansah, bis ihre innere Freude ihr Kraft gab und sie selbst mit eigener Hand das zu Ende brachte, was sie nicht mehr ertragen konnte.
Wir können uns hier und jetzt zusammenschließen zu einer Gemeinschaft, die einander hält, stützt, trägt und die gemeinsam an N. denkt, aber auch zu unserem Gott betet, dass unser Glaube war ist, dass es N. jetzt gut geht und sie einen Platz beim Vater im Himmel hat.
Ein Platz, der auch uns bereitet ist und unser Glaube – bei allen Zweifeln auch – sagt uns, es wird ein Wiedersehen geben mit all den Menschen, die wir gekannt und liebgehabt haben, so, wie N. sich das gewünscht hat und sie sicher war, dass es so sein wird. Das hat auch Jesus uns versprochen und so wollen wir diesen Abschiedsgottesdienst für N. auch in Gottes Namen beginnen: Im Namen des Vaters ……..
Psalm 23
Der Herr ist mein Hirte,
nichts wird mir fehlen.
Er lässt mich lagern auf grünen Auen
und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
Er stillt mein Verlangen;
er leitet mich auf rechten Pfaden,
treu seinem Namen.
Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht,
ich fürchte kein Unheil;
denn du bist bei mir,
dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.
Du deckst mir den Tisch
vor den Augen meiner Feinde.
Du salbst mein Haupt mit Öl,
du füllst mir reichlich den Becher.
Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang,
und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit.
Song: My way (Sinatra)
Gebet
Barmherziger Gott, in tiefem Glauben und voller Hoffnung vertrauen wir Dir das Leben von N. an, weil wir erahnen, wie Du in ihrem Leben auf so vielfältige Weise gewirkt hast.
Zugleich stehen wir aber auch zu unseren Grenzen, die im Miteinander erfahrbar waren.
Nicht immer konnten wir N. das geben, was sie brauchte. Nicht immer brachten wir ihr die Zeit, die Geduld, die Wärme und das Wohlwollen entgegen, dass sie verdiente und dass wir ihm gerne geschenkt hätten. Herr, erbarme Dich!
Erfülle und vollende du Gott mit deinem liebenden und versöhnenden Geist all das, was im Leben von N. unfertig und bruchstückhaft geblieben ist. Nimm sie in Deine alle umfassenden Arme und lass sie Deine grenzenlose Liebe erleben. Christus, erbarme Dich!
Wir sind hier: trauernd, wehmütig, beklemmt – was immer unser Herz jetzt bewegt. Es gibt bei vielen verheilte aber auch unverheilte Wunden und Narben aus der Beziehung zu N. Was immer es ist – jetzt ist die Zeit alles zu bedenken und vor sie und Gott hinzulegen und zu bitten: Herr, erbarme Dich!
Herr Gott unser Heiland, deine Nähe und Zuwendung suchen wir alle Tage unseres Lebens. Erfüllt mit Erinnerung, Dankbarkeit und Schmerz sind wir hier, weil wir von Dir die Kraft erhoffen, die auch uns den Frieden bringt.
Rühre Du unsere Herzen an, damit wir unsere Fehler, unser Versagen und unser Ungenügen uns selbst und Anderen verzeihen können und auch über den Tod hinaus unserer Verstorbenen in Wohlwollen und Verzeihung gedenken, durch Christus, der von den Toten erstanden ist und unser Weggefährte sein will. Amen
Mt 11 25-30 (moderner Text)
Jesus sagte zu den Menschen:
Ihr Menschen habt viele Sorgen.
Und viel Angst.
Und viel Unruhe.
Und viel Stress.
Kommt alle zu mir.
Ich will euch helfen.
Ich will euch trösten.
Ich will euch Ruhe verschaffen.
Ich bin in meinem Herzen selber ganz ruhig.
Und gütig.
Und bescheiden.
Und einfach.
Das könnt ihr bei mir spüren.
Bei mir könnt ihr Ruhe finden.
Bei mir könnt ihr still werden.
Bei mir könnt ihr froh werden.
Ich mache keinen Stress.
ANSPRACHE
Liebe Mutter von N., liebe Schwester mit Familie, liebe Cousine, Schwester M., liebe Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen und Bekannte von N.. N. wird sich freuen, wenn sie sieht, dass sie sich wieder mal auf alle verlassen kann.
Nachdem ich am Anfang nur erschüttert, fassungslos und traurig war, dass so ein junger, hübscher und meistens fröhlicher Mensch den Tod gesucht und gefunden hat, überwiegt nun bei mir die Dankbarkeit über alles, was ich von N. erfahren durfte – und das ist wahrscheinlich eher nur wenig.
In ihrer Not, die sie sicher fast täglich spürte, die auch da war, wenn man sie nicht sah, die sie begleitete am Tag und in der Nacht, war sie prall gefüllt mit der Sehnsucht nach dem Ende ihrer Angst, ihrer inneren Dunkelheit, ihrer seelischen Schmerzen.
Und dann hinterlässt sie uns das Erbe ihres Glaubens, wenn sie sagt:
„Ganz ruhig bin ich jetzt! Erlöst, befreit und mir selbst zurückgegeben! Kein Wunsch, kein Wollen, nichts mehr, was mich schmerzt. Gestorben bin ich zu neuem Leben!“
Mir ist als wenn die Bibelstelle von Jesus, die wir am Anfang gehört haben ihr innwendig und auswendig vertraut war:
„Kommt alle zu mir. Ich will euch helfen. Ich will euch trösten. Ich will euch Ruhe verschaffen“.
N., vor gut 35 Jahren in O. geboren, aufgewachsen mit ihrer Schwester in einer zunächst intakten Familie. Nach dem Schulbesuch Ausbildung zur Zahntechnikerin arbeitete sie auch viele Jahre in der Zahnarztpraxis von Dr. S. Sie passte zum Team, brachte gute Laune mit, leistete qualifizierte Arbeit – und wenn es ihr nicht gut ging, erhielt sie Hilfe und Unterstützung – immer wieder und bedingungslos durch alle Mitarbeiter einschließlich des Chefs.
Getauft und zur Erstkommunion gegangen, hat N. dann ihre Verbindung zum Bodenpersonal der katholischen Kirche gekappt, weil vieles mit ihrer Vorstellung über gelebten Glauben nicht harmonisierte, was sicher viele von uns nachvollziehen können, aber nicht so konsequent sind wie N.
N. liebte das Leben, liebte ihre Familie, ihre Cousine M. – ja sie liebte die Natur, die Tiere und alle Menschen. Und in den guten Tagen, die am Ende weniger wurden, sah man ihr die Liebe und Freude an, wann immer man sie traf.
Ob sie mit dem Pferd unterwegs war, Snowboard fuhr, oder Ballett tanzte und zu anderer Zeit auf den Fußball drosch, die äußere Freude schien die innere Trostlosigkeit immer zu überdecken.
Das brachte ihr auch so viel Nähe zu den Menschen, Menschen, die sie schätzen, ja die sie liebten, wegen ihres strahlenden Wesens. Und wenn die Dunkelheit kam, waren diese Menschen da und haben sie aufgefangen, gehalten ja sicher auch getragen. Und diese Menschen sind heute auch hier um nicht das letzte Mal an N. zu denken und zu beten, dass ihre und unsere Hoffnung war ist.
In dem Lied „My way“, dass wir am Anfang gehört haben und das ihre Schwester ausgesucht hat, hieß es:
Ich habe ein erfülltes Leben gelebt.
Ich habe so ziemlich jede Erfahrung gemacht,
Und mehr, viel mehr als das:
Ich hab’s auf meine Art getan.
Bereut habe ich einiges –
Aber dann auch wieder zu wenig, um es zu erwähnen.
Ich tat, was ich tun musste,
Und habe alles, – ohne Ausnahme – , zu Ende gebracht.
N. tat, was sie tun musste. Sie wollte und musste auf die andere Seite des Lebens. Sie musste – mit Gewalt – ihr anderes ICH leben, ihr gegenüber finden das sie in der Mehrzahl ihrer Jahre gesucht hat.
Denn ihre Hoffnung, ihre Träume und Wünsche, ja auch ihr letztes Ziel konnte sie auf dieser Erde nicht finden.
Letztendlich hat sie unseren Gott gesucht, der ihr nun eine liebevolle Aufnahme und eine Wohnung im „Himmel“ gewährt.
Es ist der Ort, wie N. sagte: „Dann bin ich da, wo ich nicht mehr lachen muss, wenn mir zum Weinen und zum Schreien zumute ist“.
Es ist für Außenstehende schwer zu verstehen, wenn Menschen ihr Leben selbst beenden.
Denn wer von uns könnte behaupten, dass sie oder er mit seinem eigenen Leben so umgeht, wie es dem einzigartigen, unerschwinglichen Geschenk dieses Lebens entspricht.
Der Tod von N. Vater und die Umstände unmittelbar davor, haben ihr sicher noch einmal deutlich gemacht, dass das Leben auf dieser Erde nicht ihr Leben war, bei aller Freude, die sie oft nach außen signalisierte.
Lieber Mutter …., liebe Schwester, liebe Familie und Freunde von N., dass wir am Tod nicht verzweifeln, dass ist die Botschaft der Texte des heutigen traurigen Tages und Gott will auch nicht, dass wir am Leben verzweifeln.
Das volle, absolute Glück, das haben wir hier nicht, auch wenn wir uns noch so sehr anstrengen. Die kleinen Freundlichkeiten Gottes erfahren wir aber auch hier schon, das habe ich bei Ihnen Frau … und bei N. gespürt, wie sie liebevoll aufgefangen und gehalten wurden durch M., ihre Geschwister Frau ….. und ihre Freundin ….. mit …… und noch viele andere.
Schmerz und Trauer werden ihnen bleiben, aber da wo wir Gottes Liebe besonders auch durch andere erfahren, gibt uns das Kraft und Mut zum Weiterleben.
Und so wollen wir N. Gottes Liebe anbefehlen in der Gewissheit, dass sie da, wo sie jetzt ist, glücklich ist und dass N. Aussage wahr wird: „Wir werden uns wiedersehen!“
„My way“ – mein Weg ist N. gegangen
„Ich bin der Weg“ sagt uns Jesus.
N. hat beides nun zusammengeführt – ihren Weg – und Gott. Amen.
Anschließend leise meditative Musik (bis Ende des nachfolgenden Textes) nach ca. 2 Minuten:
Text Andrea Schwarz (von Freundin vorgetragen) mit meditativer Musik unterlegt
Song: In der Welt bin ich allein
Sp: Psalm 69
Gott, hilf mir!
Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle.
Ich habe mich müde geschriehen,
mein Hals ist heiser.
Meine Augen sind trübe geworden,
weil ich solange harren muss auf meinen Gott.
Ich aber bete zu dir, Herr
nach deiner Güte erhöre mich
mit deiner treuen Hilfe.
Erhöre mich, Herr, denn deine Güte ist tröstlich;
wende dich zu mir nach deiner großen Barmherzigkeit,
und verbirg dein Angesicht nicht vor deinem Diener,
denn mir ist angst, erhöre mich schnell.
Hand auf die Urne legen
N., dein Leben war einmalig und kostbar.
Es sei gesegnet im Angesicht Gottes.
Alles, was dir in den Sinn gekommen ist,
alles, was du gedacht und erträumt hast,
geglaubt und erhofft,
alle Liebe, die du verschenkt hast,
sei gesegnet durch den liebenden Gott.
Alles, was du in die Hand genommen,
angepackt und geschaffen hast,
ob geglückt oder misslungen,
alle Schuld, die du auf dich geladen hast,
sei angenommen durch den liebenden Gott.
Alles, was dir gegeben wurde,
das Leichte und das Schwere, Freud und Leid,
alles, was zu Ende geht, und auch das,
was dein Leben überdauern wird und bleibt,
sei getragen vom uns liebenden Gott.
Gott sende dir seinen Engel entgegen.
Er nehme dich bei der Hand
und führe dich durch Dunkelheit und Nacht ins Licht.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und
des Heiligen Geistes. Kreuzzeichen
„Zum Paradies mögen Engel dich geleiten,
die heiligen Märtyrer dich begrüßen
und dich führen in die heilige Stadt Jerusalem.
Die Chöre der Engel mögen dich empfangen,
und mit Christus, der für dich gestorben,
soll ewiges Leben Dich erfreuen. (gesungen)
Song: Möge die Strasse
Auszug zum Grab
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Am Grab: Urne wird erst neben das Grab gestellt
Gebet
Unser Gott, der jeden erschaffen hat, sagt zu dir N.: „Fürchte dich nicht, denn ich erlöse dich; ich rufe dich bei deinem Namen: N., mein bist DU!“
Im Wasser und im Heiligen Geist wurdest Du getauft. Der Herr hält sein Wort, was er dir in der Taufe versprochen hat.
Von der Erde bist Du genommen N. und zur Erde kehrst Du zurück. Du darfst sicher sein, der Herr aber wird Dich auferwecken
Das Zeichen unserer Hoffnung, das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus, sei aufgerichtet über Deinem Grab. Der Friede ist nun mit Dir!
Urne wird in das Grab gesenkt
Herr Jesus Christus, du hast drei Tage im Grab gelegen und durch deine Auferstehung das Grab für uns zum Zeichen der Hoffnung gemacht. Wir legen jetzt das, was vom menschlichen Leib überbleibt in dieses Grab und bitten Dich, N. ist den Weg ihres Glaubens und in festem Vertrauen auf dich Gott in Freude und Leiden zu Ende gegangen. Lass sie nun zusammen mit ihrem Vater und allen Verstorbenen dein Angesicht schauen und ihre himmlische Wohnung beziehen. Darum bitten alle hier zum Gebet Versammelten. Amen
„An meinem Grabe“ von Nachbarin vorgetragen
Da steht ihr nun, wollt mich betrauern
ihr glaubt, dass ich hier unten bin:
ihr mögt vielleicht zunächst erschauern –
doch schaut einmal genauer hin.
Ich bin nicht hier – wie ihr vermutet,
mein Körper mag hier unten sein,
doch während die Musik noch tutet
bin ich schon lang nicht mehr allein.
Seht ihr die Blätter dort im Wind?
Es sind sehr viele – sicherlich –
doch achtet drauf wie schön sie sind;
und eins der Blätter – das bin ich.
Seht die Wolken am Himmel ziehen,
schaut ihnen zu und denkt an mich,
das Leben war doch nur geliehen,
und eine Wolke – das bin ich.
Die Schmetterlinge auf der Wiese,
perfekt erschaffen – meisterlich,
ich bin so fröhlich grad wie diese,
und einer davon – das bin ich.
Die Wellen, die vom Bach getragen,
erinnern sie vielleicht an mich?
Ihr müsst nicht lange danach fragen:
denn eine Welle – das bin ich!
Blumen erblühen in all ihrer Pracht
die Rose und selbst der Wegerich,
und alle sind für euch gemacht
und eine Blume – das bin ich.
Ich möchte nicht, dass ihr jetzt trauert,
für mich wär das ganz fürchterlich.
Tut Dinge, die ihr nie bedauert:
Denn Eure Freude – das bin ich!
Wir beten gemeinsam:
Vater Unser,….. und Gegrüßet seist Du Maria,…..
Segen für alle Gottesdienstteilnehmer
Gott segne euch und alle, die zu N. gehören,
und schenke euch Kraft.
Er segne eure Liebe füreinander
und begleite euch auf dem Weg, der vor euch liegt.
Es segne euch der dreieinige Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
Nun geht hin und haltet und lebt in Frieden!
Verabschiedung am Grab
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