Vorwort zum Pfarrblatt 01.09.2024

Vorwort zum Pfarrblatt 01.09.2024

„Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein“.

Der Evangeliums Text des heutigen Sonntags ist, wie andere Schimpfreden Jesu gegen Pharisäer und Rechtsgelehrte, schwere Kost. Dieser Jesus des Markus hat mit dem „lieben Jesulein“, wie wir es uns gerne ausmalen, nichts, ja gar nichts zu tun.

Im ältesten der Evangelien ist Jesus ein eher rauer Prophet, der sich kein Blatt vor den Mund nimmt und der den Menschen seiner Zeit schonungslos den Spiegel vorhält.

Detaillierte Regeln einhalten genügt Gott nicht. Ohne inneren Anstand und Rechtschaffenheit ist das alles sinnlos.
Nicht auf die äußere, sondern auf die innere Ordnung kommt es an. Das alles klingt hart.

Sieht man sich heute um, ahnt man ganz deutlich, wie Recht Jesus hatte. Der Hass auf andere -vor allem im Netz – wächst wie eine Epidemie. Eine zunehmende Gereiztheit allem und jedem gegenüber macht das Leben oft ganz schön schwer.

Wieviel Mist ist da, wieviel sinnlose Wut, wie viel Schädliches und Böses, das alles drin im Menschen steckt. Und nicht nur in den Anderen, auch in mir.
Gut-Werden verlangt einen lebenslangen Prozess der Selbsterziehung. Man kann nicht nur von anderen verlangen, dass sie sich an Moral und Regeln halten.                                                                  

Zuerst geht es um mein eigenes Inneres. Dieser ehrliche Blick auf mich selbst ist nicht leicht. Besonders wenn die Angst vor einem kleinlichen und tyrannischen Gott ihn erschwert. Doch in allen Kulturen ist die Kunst, sich selbst realistisch zu sehen, Inbegriff der menschlichen Weisheit.

Wenn diese Fähigkeit zur Innenschau wegbricht oder vernachlässigt wird, schießt das Üble ins Kraut. Bei mir wie bei anderen.

Menschen brauchen Regeln. Dem heutigen Evangelium ist deshalb auch ein Text aus dem Buch Deuteronomium vorangestellt. In ihm wird das Gesetz gerühmt als Inbegriff der Weisheit Israels vor allen anderen Völkern.

Doch Gesetze allein genügen nicht. Mehr noch braucht es ethisch handelnde und fühlende Menschen, die die Kunst der Innerlichkeit und Menschlichkeit verstehen. Es braucht beides: eine äußere wie eine innere Ordnung.

Jesus will uns klarmachen, dass die innere Ordnung wichtiger ist und wir – jeder von uns –  dafür verantwortlich ist.  

Lasst uns heute noch anfangen!

Ihnen allen einen schönen Sonntag und einen Herbst der Besinnung.

Ihr Arthur Springfeld, Diakon

CORONA – Geistliches Wort 20.03.2019

Geistliches Wort

Wahrscheinlich gehören Sie auch zu denen, die in diesen Tagen laut „Scheiße“ geschrien haben. Ganz schön einschränkend und bedrohlich die Situation. Auch ich bin Mitte 70 mit einigen Vorschäden. Was noch kommt, auch für uns – weiß im Moment niemand. Menschliche Kontakte werden gegen Null reduziert, Gottesdienste finden nicht mehr statt und am Telefon kann man manches auch nicht austauschen. Unsere Großeltern sagten immer „Not lehrt beten“, da ist schon was dran. Aber beten löst zunächst nicht die Probleme und unser aller Gott wird den Coronavirus nicht verhindern, sonst hätte er oder sie auch die Kinder, nicht nur im Jemen vor dem Verhungern gerettet, oder die Menschen im Mittelmeer oder die explodierenden Familien in den Terrorgebieten.
Aber, wenn wir beten – mit ihm sprechen, auf ihn hören – sagt er uns, wie wir uns verhalten müssen. „Liebt einander!“, „Seid verantwortungsvoll!“, Unterstützt Euch gegenseitig!“, „Nehmt Rücksicht!“, das ist seine Botschaft, die Jesus uns hinterlassen hat. Das ist die Lösung, die die jetzige Situation entschärfen kann. Hören und Befolgen von dem, was die Fachleute uns jetzt raten. Dazu gehört auch, Hilfe durch Andere anzunehmen, den Nachbarn, oder die alleinstehenden Senioren mal anrufen und vielleicht auch gemeinsam „Sch …..“ sagen. Natürlich werden wir manches Drama nicht verhindern können. Aber durch unser Tun, durch unser Vorbild, können wir noch Schlimmeres verhindern. Lasst uns Alten doch eine Solidargemeinschaft werden, die zusammenhalten – auch im Aushalten. Lasst uns gemeinsam Kraft und Motivation schöpfen aus dem aneinander Denken und im Gebet. Gerne möchte ich mich mit Ihnen treffen, jeden Tag um 19.30 Uhr, in einem gemeinsamen Gebet, dem „Vater Unser“, oder auch „Allahu akkbar“, oder auch „Schma Jisrael“, und jedes andere Gebet geht natürlich auch. Wir sollten es „CORgebet“ nennen, denn Cor bedeutet Herz. Machen Sie mit? Wir „hören uns“ – heute fangen wir noch an.
Bleiben Sie gesund. Unser Gott, Euer Gott, möge uns alle schützen.
Ihr Arthur Springfeld (Diakon in Verl)

Wort zum Sonntag, 29.02.2020 – „Wer aufgibt, hat schon verloren!“

Wort zum Sonntag, 29.02.2020 – „Wer aufgibt, hat schon verloren!“

„Wer aufgibt, hat schon verloren!“ Das Westfalen Blatt hat nach vielen Jahren aufgegeben und wird kein „Wort zum Sonntag“ für Verl mehr veröffentlichen. Heute lesen Sie es zum letzten Mal. Schade, war zwar manchmal ganz schön stressig, sich was einfallen zu lassen, aber die einzelnen Echos, die man erhalten hat, haben einen dann froh gemacht. Und darum, aufgeben, möchte Ich nicht. Ich möchte auch in Zukunft meinen Glauben weitersagen und auch in der Öffentlichkeit leben und bekennen.
Es haben leider so viele schon aufgegeben und ich meine nicht nur die, die aus unseren Kirchen ausgetreten sind, – die haben sich sicher genauso geärgert wie ich. Nein, ich meine jetzt die, die innerlich ihren Glauben gekündigt haben. Und das sind nicht nur zahlende Gläubige, dazu zählen auch Profis, wie Kirchenmitarbeiter und Priester. Natürlich kann man frustriert und enttäuscht sein über all die teils furchtbaren Geschehnisse im Bereich unserer Kirchen. Natürlich kann man – mit mir – sauer sein über manchen Pfarrer oder Bischof, oder über monarchische Strukturen, oder über vergoldete Kirchen und selbstverliebte Kirchengremien.  Denn, wenn im Jemen die Kinder verhungern, Säuglinge im Sudan keine ärztliche Versorgung haben und Flüchtlinge auf Lesbos im Dreck schlafen müssen und wir Reichen unser Geld mehrheitlich für uns behalten wollen, wer soll das denn noch verstehen, wo wir alle wissen, dass Jesus gesagt hat: „Liebe Deinen Nächsten – so wie ich euch liebe!“ Das bedrückt mich und macht mich fast krank, dann schreie ich manchmal zuhause laut Sch….., aber – aufgeben, werde ich nicht, jetzt extra nicht!
Ich fühle mich von diesem unserm Gott geliebt, an jedem Tag und in jedem Moment. Und jeden Gottesdienst im Kindergarten beginne ich mit den Kleinen mit unserem besonderen Kreuzzeichen: „Gott – hat – mich – lieb!“ Und so beginne ich für mich auch jeden Tag auf der Bettkante. Und diese seine Liebe spüre ich, jeden Tag, – in der Familie, im Garten, bei meinen Kranken, mit meinen Flüchtlingen, unter unsern Freunden, beim leckeren Essen meiner Frau, wenn ich zum Arzt gehen kann, beim Einkaufen, wenn ich ein Kind trösten darf, wenn ich dem Bettler vorm Edeka einen Euro gebe, wenn es regnet, wenn ich einfach nur „Danke“ sage ….. und noch lebe.  Und seine Liebe spüre ich auch, wenn ich an die vielen Fehler denke, die ich schon gemacht habe und hier nicht aufzählen werde. „Gott – hat – mich – lieb!“ Und darum werde ich nicht aufgeben, sondern versuchen nach besten Kräften etwas davon weiter zu geben.
Aufgeben – von etwas, von dem ich eigentlich zutiefst überzeugt bin, ist immer die falscheste Lösung. Mein Glaube, meine Beziehung zu unserm Gott, hat mir in meinem Leben in so vielen, teils bösen und schweren Situationen, so unendlich gutgetan. Gottes Hand hat mich an manchem Abgrund gehalten und seine Liebe hat mich durch andere Menschen immer wieder getroffen. Darum hoffe ich, dass niemals der Tag so dunkel wird, dass ich diese Hand loslasse und seine Liebe vergesse.
„Wer aufgibt – hat schon verloren!“ Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen und ermuntern, uns gegenseitig stärken, wenn es schwer wird und uns immer wieder erinnern, dass der Gott dieser Welt jeden Menschen liebt.
„Danke“, dass Sie dem „Wort zum Sonntag“ so lange die Treue gehalten haben.
Ihnen und Ihren Familien wünsche ich, auch im Namen aller „SchreiberInnen“ eine gesegnete Zeit. Bleiben Sie behütet. Ihr Arthur Springfeld (diakon-arthur.de)

Wort zum Sonntag 06.01.2020 „Pro – sit Neujahr!“

Wort zum Sonntag 06.01.2020        „Pro – sit Neujahr!“

Prosit Neujahr! Es möge nutzen! Der Letzte hat es nun bestimmt auch begriffen. Das neue Jahr ist angekommen. Damit verbunden, ein Berg von Hoffnungen, Wünschen, Erwartungen und Bitten. Die Zeitungen und andere Medien sind voll davon. Besonders bei den Horoskopen stellen sich mir die Haare auf. Vorhersagen für hunderttausende in einem Vierzeiler. Dabei kommt es doch wirklich immer auf jeden Einzelnen an, auch wie sich das Jahr 2020 entwickeln wird. Für Politik und Wirtschaft scheinen die Vorhersagen etwas professioneller zu sein. Je nach Branche spricht man von noch ordentlichen Erwartungen. Von bis zu drei Prozent Steigerungen ist die Rede. Aber was sind drei Prozent? Die Rente steigt um gut 3 Prozent, darüber freue ich mich schon. Manche träumen von drei Prozent Wachstum – zumindest die Politik und die Wirtschaft. Drei Prozent wäre schon ganz ok. Obwohl – drei Prozent von einem Euro sind gerade mal 3 Cent. In manchen europäischen Ländern wird dieses Kleingeld beim Bezahlen schon nicht mehr berücksichtigt. Trotzdem, drei Prozent Steigerung über alles fände ich schon ganz toll.
Rechnen Sie doch selbst mal nach. 3% mehr Bereitschaft zur Versöhnung, oder 3% mehr Liebe zur Wahrheit, oder 3% mehr Hilfsbereitschaft unter den Menschen. Das wäre doch schon fast revolutionär!
Oder auch 3% weniger Gewalt, oder 3% mehr Versöhnung. Oder auch 3 % mehr Akzeptanz und Wohlwollen gegenüber den Flüchtlingen. Wäre das nicht toll für unsere Familien, in den Schulen oder in unserer Gesellschaft in Verl und weltweit?
Oder auch 3% mehr ruhige, stressfreie Tage im Jahr, das wären zusammen fast 11 Tage. Das täte doch gut, das würde mehr Licht und Sonne in unser Leben bringen. 11 Tage mehr Wärme und Liebe wären eine tolle Waffe gegen 354 Tage Kälte und Hass.
Oder auch 3% weniger Unfälle auf den Straßen, das wären Hunderte weniger Verletzte und viel weniger Trauer und Leid.
Lasst uns das doch gemeinsam versuchen. Nur äußerlich lächerliche 3% – und es lohnt sich für alle, auch für uns selbst. 3% fröhlicher, liebender, liebenswerter, gläubiger, froher, dankbarer, zufriedener. Das wird dann ein tolles Jahr, dieses 2020.
3 Prozent zum Guten – das müsste eigentlich zu schaffen sein – Gott helfe uns!

(Wünsche zum neuen Jahr von 1883)

Herr, setze dem Überfluss Grenzen
und lass die Grenzen überflüssig werden.

Lasse die Leute kein falsches Geld machen
aber auch das Geld keine falschen Leute.

Nimm den Ehefrauen das letzte Wort
und erinnere die Ehemänner an ihr erstes.

Schenke unseren Freunden mehr Wahrheit
und der Wahrheit mehr Freunde.

Bessere solche Beamte, Geschäfts- und Arbeitsleute,
die wohl tätig, aber nicht wohltätig sind.

Gib den Regierenden ein besseres Deutsch
und den Deutschen eine bessere Regierung.

Herr, sorge dafür, dass wir alle in den Himmel kommen
aber nicht sofort!

Prosit Neujahr! Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

Wort zum Sonntag, 1. Advent 2019 – Eine neue Chance –

Wort zum Sonntag, 1. Advent 2019 – Eine neue Chance –

Endlich – vorbei das Alte – jetzt kommt ein neuer Anfang.
Ein neues Kirchenjahr – eine neue Chance. Wie jedes Jahr. Wie an jedem Tag. Wie in jeder Stunde. Gott sei Dank. Das Alte dürfen wir abhaken. Ohne alte Last neu anfangen. Schon wieder mal. Jetzt soll es gut werden, zumindest besser.
Das ist ADVENT. Während wir warten, auf das Fest seiner Geburt, gibt er – oder sie – uns die Kraft und die Chance neu zu beginnen, ohne zurück zu schauen. Wir dürfen den Blick nach Vorne richten, auf die Zukunft, auf Ihn.
Alles wird gut. Das ist sein Versprechen, für uns und für das neue Jahr. Alles wird gut, wenn wir sein Wort hören und versuchen es zu leben. Jeden Tag neu, immer wieder.
So ist unser Gott, der Freund aller Menschen. Und er schenkt jedem seine Liebe, durch uns, wenn wir es tun. Er hilft den Kranken, den Einsamen, den Fremden – durch uns.
Vorbei das Alte – jetzt kommt ein neuer Anfang.
Schon wieder sein Angebot, zu begreifen was er sagt, was er von uns erwartet, wo wir gebraucht werden.
Ein neues Kirchenjahr, eine neue Chance.
Wir können Gott finden. Er will sich finden lassen. Denn er versteckt sich nicht in den geschmückten Kirchen, nicht hinter den schönen Gewändern, nicht in den frommen Texten. Auch wenn viele Bücher damit gefüllt sind, da war er eher nie. Zuviel Show, zu wenig Ehrlichkeit, zu große Distanz, zu viel falscher Glanz – das ist nicht sein Platz. Er sucht den Dreck, die armselige Hütte, die wartenden Augen, den Schrei der Not. Da ist Er zuhause. Da umschließen seine Arme das Elend. Da streicheln seine Hände schwitzende und zitternde Körper. Da tröstet seine Sprache auch die Sprachlosen. Da wartet sein Herz auf die herzlosen, und auch auf uns.
Vorbei das Alte – jetzt kommt ein neuer Anfang.
Ein neues Kirchenjahr, eine neue Chance.
„Geht hinaus in alle Welt!“, sagt Jesus kurz vor seiner Himmelfahrt. „Geht hinaus an die Ränder“, sagt Papst Franziskus. Kann man die christliche Botschaft noch deutlicher sagen?
Die Kirche, und das sind wir, Sie und ich, Du und ich, wir alle. Und die Ränder, das sind nicht nur die Menschen in Amazonien, oder die Rohingyas in Bangladesch, oder die Eltern mit den verhungernden Kindern im Jemen. Diese Ränder sind auch mitten in Verl, in Bornholte, Kaunitz oder der Sürenheide, im „Wunners wat“ und in der Wideischule. Diese Ränder sind auch in unserer Straße, bei den Menschen, dessen Namen wir nicht kennen, aber auch nebenan oder unter dem eigenen Dach.
„Geht hinaus!“, da finden wir Ungerechtigkeit, Einsamkeit, Krankheit und Schuld, Heimatlosigkeit und Hunger. „Geht hinaus!“ Sprecht mit den Menschen, sagt Worte, die ihr Herz erreichen. Schaut liebevoll in die Augen, auch wenn ihr die Sprache nicht kennt.
Die Menschen warten auf den Herrn, dass er kommt. So geht Advent und erst danach kommt Weihnachten. Und richtig Weihnachten wird erst dann, wenn die Menschen begreifen, dass Gott in ihnen geboren ist. Dass sie seinen Auftrag haben zu den Menschen zu gehen, sie nicht vor der Tür lassen, wie damals in Bethlehem.
Dieses, auf den Anderen zugehen, dass ist der lebendige Gott, das ist seine Liebe in uns.
Das ist sein Auftrag an uns – für die Adventszeit, für das ganze Jahr – für unser ganzes Leben. Und er nimmt uns dabei an die Hand und mit ihm kommen wir an, immer.
Dann ist Advent – Ankunft des Herrn. Lasst uns gemeinsam losgehen.

Wort zum Sonntag 12.10.2019 – Gewissen – wie geht das?

Wort zum Sonntag 12.10.2019  – Gewissen – wie geht das?

Das Gesicht müssten Sie mal sehen, wenn unser Hund Abbey mal wieder der Katze Wilma das Futter weggefressen hat, von uns erwischt wurde, den Kopf wegdreht, den Schwanz einzieht und sich in die Diele verdrückt. Besser könnte Rembrandt ein schlechtes Gewissen nicht malen.
Bei Kindern erkennt man an der Mimik das schlechte Gewissen auch schnell. Wir Erwachsenen haben oft gelernt es zu überspielen und zu vertuschen, oder haben es verdrängt.
„Ein gutes Gewissen macht ein fröhliches Gesicht“, heißt es im Sprichwort. Ok, den Erwachsenen in der Kirche sieht man das meistens nicht an.
Unser Gewissen spiegelt das Denken Gottes in uns – wenn wir es zulassen. Und selbst wenn der Glaube vergessen wurde, Gott ist und lebt in unserem Gewissen. Und dieses Gewissen sagt uns, wo unser Denken und Verhalten falsch ist. Und es spricht nicht willkürlich. Es bewertet anhand der Werte, die wir kennen und angenommen haben. Und diese Werte hat man nicht von Geburt an, auch unser Hund nicht. Werte lernen wir von den Eltern oder von anderen Menschen, oder durch unsere Kultur. Und unser Glaube, egal welcher Religion, ist ein ganz wichtiger Maßstab für das Gewissen.
Jesus hat uns da die Grundwerte gegeben und vorgelebt.
„Liebt einander, wie ich Euch geliebt habe!“ „Tut Gutes denen, die Euch hassen!“ „Kümmert Euch um die Armen und die Außenstehenden!“ „Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein!“ „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“.
Nicht, dass unser Glaube uns ununterbrochen anklagt oder das Schlechte hervorhebt. Unser Glaube soll uns auch den Blick dafür geben, was gut in unserm Leben läuft und er kann uns auch ein gutes Gewissen machen und das ist wichtig. Es ist überlebenswichtig, dass unser Glaube uns schenkt, dass wir alle zunächst so angenommen sind, wie wir sind.
„Ein Mann mit starkem Durchfall, rannte aufgeregt in die Bärenapotheke und rief: „Schnell, schnell, geben sie mir was“. Der alte Apotheker sah die Unruhe und gab ihm ein Beruhigungsmittel, obwohl er roch, dass es ein anderes Übel war. Nach einigen Tagen kam der Mann ruhig und gelassen wieder. Den Geruch konnte man schon beim Eintreten erkennen und er sagte mit fröhlichem Gesicht: „Das Gleiche noch mal!“ Fragt der Apotheker: „Hat es denn geholfen?“ „Nein!“ sagte der Mann, „aber jetzt macht es mir nichts mehr aus.“
Der Glaube soll uns aber nicht eine täuschende Beruhigung geben, sondern aufrütteln, anspornen, motivieren, die christlichen Werte auch zu leben. „Wer behauptet immer ein reines Gewissen zu haben, hat es nie benutzt“.
Aber fromm und schön reden – so tun als ob, oder durch Aktivitäten die eigentlichen Fehler und Versäumnisse übertünchen, nimmt nicht das schlechte Gewissen (auch nicht den Durchfall), sondern beruhigt und betäubt nur. Auch, wenn viele die Augen zu machen, die Hände (und das Geld) in der Tasche behalten oder den Mund nicht aufmachen – in Gewissenssachen hört die Gültigkeit des Gesetzes der „Richtigkeit der Mehrheit“ auf. Wie sagt Albert Schweizer:“ Wer glaubt ein guter Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, nur weil man in eine Garage geht!“
Ihnen immer öfter ein gutes Gewissen und einen gesegneten Sonntag.

Wort zum Sonntag, 25.08.2019 – „Christ sein“ –

Wort zum Sonntag, 25.08.2019 – „Christ sein“ –

Gehören Sie auch zu den Christen? „Christ“ kommt ja von „Christus“, von Jesus Christus, der vor 2000 Jahren gelebt hat – und heute noch lebt, in jedem Menschen. Und Jesus Christus, unser Gott, liebt jeden Menschen, gleich welcher Religion, Alter oder Hautfarbe, egal mit welchen Talenten oder Schwächen. Und das war und ist seine wesentliche christliche Botschaft: „Liebt einander, wie ich Euch liebe!“ In den letzten Jahren sind viele, zu viele Christen aus den Kirchen ausgetreten, aber mehr noch als in den Kirchen registriert sind, verhalten sich weltweit beispielhaft christlich.
Wie Christ sein im Alltag gelebt werden kann, da gehen die Meinungen oft ganz schön auseinander. Habe ich neulich auch in einer Sitzung erlebt. Im Detail gibt es wahrscheinlich auch keine zwei gleichen Meinungen. Aber die Kernaussagen von Christus, sind auch heute noch die Messlatte und der Auftrag für jeden von uns.
Christ sein bedeutet zunächst, frei sein, großzügig sein und voller Hoffnung. Christ sein heißt, das Doppelgebot der Liebe ernst nehmen, das Jesus uns für unser Leben gegeben hat: Gott und den Nächsten lieben. Beides kann nie auseinandergerissen werden oder aufgerechnet werden. Nächstenliebe ohne Nähe zu Gott würde uns abschneiden von der Urkraft unseres Glaubens, aus der wir leben. Gottesdienste ohne im Alltag gelebte Nächstenliebe wäre bloßer religiöser Kult. Gelebte und ehrliche Liebe zu Christus heißt, gelebte und ehrliche Liebe zur Welt und den Menschen.
Unser Glaube an den einen Gott bestimmt sich nicht über Rituale, Kleidung oder strenge Regeln, was wir wann und genau tun oder lassen müssen. Dagegen müssen wir uns aber immer wieder fragen und fragen lassen können, ob unser Handeln und unser Wirken, unsere Worte und Mimik von Jesus akzeptiert würden.
In Anlehnung an einen Text von Teresa von Avila könnte es für uns heißen:
Christus hat auf der Erde kein Geld, aber wir Christen haben ausreichend Geld, um alle Menschen vor dem Verhungern zu retten.
Christus hat auf der Erde keine Sprache, aber wir Christen haben alle Worte, um Liebe und Versöhnung zu formulieren.
Christus hat auf der Erde kein Lächeln, aber wir Christen können jedem Menschen, der zu uns kommt, seine und unsere Freundlichkeit zeigen.
Christus hat auf der Erde keine Schiffe und Häfen, aber wir Christen haben alle Möglichkeiten, Ertrinkende im Mittelmeer zu retten und eine neue Heimat zu geben.
Christus hat auf der Erde keine Marktplätze und Plakatwände, aber wir Christen können uns dort mutig zeigen und gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung demonstrieren.
Christus hat auch auf der Erde die Kinder gern, aber die Kinder können nur von uns lernen, dass unser Glaube uns froh macht, bereichert und begeistert.
Ich bin gerne Christ, (auch wenn es manchmal nicht beispielhaft ist) und gemeinsam schaffen wir es, die uns anvertraute Erde gerechter, friedlicher und liebevoller zu machen.
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

Wort zum Sonntag, 07.07.2019 – Wir müssen handeln –

Wort zum Sonntag, 07.07.2019 – Wir müssen handeln –

(habe ich nicht publiziert – da im Zorn geschrieben)

Habe im Leben schon viel Ärger bekommen, weil ich meine Klappe nicht halten kann, habe aber auch manches erreicht. Sie müssen nicht weiterlesen, aber im Moment könnte ich kotzen. Mir ist zutiefst schlecht, wenn ich höre und sehe, was im Moment in der Welt passiert. Auch viel Gutes natürlich, wie „Fridays for future“, oder „Christopher Streetday“ oder die Demos gegen Trump und Erdogan. Da rettet ein Team, mehrheitlich ehrenamtlich, Menschen, die sonst im Mittelmeer ertrinken würden und werden dafür bestraft. Da dürfen Schiffe zur Rettung nicht mehr auslaufen, weil die Politik es verbietet. Da sagen Menschen in der Türkei oder in Nordkorea oder in China und vielen anderen Ländern ihre Meinung, und sie werden verhaftet und weggesperrt. Da werden täglich Tonnen Gift versprüht, damit wir perfekte Früchte und Ernteergebnisse essen können. Täglich verhungern Kinder, weil Ihnen wenige  Euro im Monat für die Nahrung fehlen. Mit ähnlichen Aufzählungen könnte ich xmal das Wort zum Sonntag schreiben. Und was passiert, wer schreit laut? Bestenfalls äußern sich Politiker ganz dezent um Beziehungen nicht zu zerstören oder weil sie sich hilflos fühlen. Wir fliegen weiter in Urlaub nach Italien, in die Türkei oder nach New York zum Shoppen. Natürlich kaufen wir auch deren Produkte in unseren Geschäften und tun weiter so, als wenn alles doch normal wäre. Ok, einige mutige Menschen stellen sich mit Transparenten vor Einrichtungen und erheben ihre Stimme. Natürlich hat alles zwei Seiten und es geht auch um die Menschen, die von unserm Urlaub, von unsern Einkäufen, von unseren geschäftlichen Beziehungen überleben können. Aber wo bleibt unser Protest? Wo bleibt unser Aufschrei?
Unser Gott hat uns diese Welt anvertraut. Er hat uns auch die Verantwortung gegeben für die Schwachen und Hilflosen. Er darf von uns erwarten, dass wir uns einsetzen für eine bessere Welt. Bitte! Bitte! Lasst uns anfangen zu handeln. Lasst uns aufschreien zur Rettung dieser Welt. Lasst uns unser eigenes Tun überprüfen. Unser Gott liebt jeden Menschen. Aber jeder Mensch hat von ihm auch die Verantwortung bekommen zu handeln – zu handeln in seinem Sinn. Viele einzelne Menschen habe diese Erde an vielen Stellen schon besser und liebenswerter gemacht. Wir können das auch – gemeinsam schaffen wir alles – mit Gottes Hilfe. Wir dürfen nicht so weiter machen, wie bisher. Wir dürfen nicht mehr schweigen oder einfach wegschauen. Einmal wird er uns fragen: “Wo ist dein Bruder Wo ist deine Schwester?“
Ihnen einen gesegneten Sonntag und einen schönen Urlaub. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

Wort zum Sonntag, 19.05. 2019 „ADAM, wo bist du?“

„Acht, neun, zehn – ich komme!“ Und schon geht die Suche los – durch den Garten laufen, hinter die Büsche schauen, hinterm Schuppen, vor dem Haus… Unser 2-jähriger Theo spielt auch gerne verstecken. Genießt das Gefühl, nicht gesehen zu werden, wenn er hinter einem schmalen Baum steht. Und taucht am Ende wie ein kleiner Sieger unentdeckt aus seinem Versteck wieder auf. Ein kindlicher Spaß – sich verstecken. Scheinbar unsichtbar sein. Nicht gefunden werden.
Kindlicher Spaß? Ja, wirklich! Aber auch für große Christen?
„Adam, wo bist Du?“ – Das war das erste Versteckspiel, die erste Frage Gottes an den Menschen. Natürlich hätte das auch „Eva“ heißen können, oder auch der Name von Ihnen, oder von mir.
Greta (Thunberg), hat er auch gerufen – ein zunächst unscheinbares Kind – und sie hat ihn gehört, ist auf die Straße gegangen für die Erhaltung der Erde. Tausende Schüler auf der ganzen Welt, sind ihr gefolgt – ok, in Verl nicht. Sie haben eine neue Bewegung, eine neue Diskussion angestoßen und werden Erfolg haben.
Martin (Luther King) hat er auch gerufen, auch er hat seine Stimme gehört und die Veränderungen schafften Menschenwürde, sind bis heute spürbar und unumkehrbar.
Nelson (Mandela) hat er gerufen, und er hat geantwortet, landete zig Jahre im Gefängnis und hat dann Südafrika neu aufgestellt und Menschen wieder Wert und Würde gegeben.
Karolin, Teresa oder Antonia (keine Ahnung, wie die hießen) hat er gerufen und sie stellten sich vor die katholischen Kirchen – in Verl nicht, um für ihren Anspruch auf Mitwirkung und Gleichberechtigung zu demonstrieren – und sie werden nicht aufhören und am Ende gewinnen.
Weltweit hören Menschen ihren Namen, Kinder, Erwachsene und Alte, und stehen auf. Sie demonstrieren für das Leben, gegen Rassismus, für eine sauberere Welt, gegen Unterdrückung, für sauberes Wasser gegen Ausbeutung, für Schulen, gegen Tierquälerei, für den Frieden und gegen den Terror.
„Adam – Eva, wo bist Du?“ Wo verstecken sich die Menschen – wo ist das Gebet in den Gotteshäusern für die zu hunderten explodierten Christen in Sri Lanka, die in Sekunden zu Märtyrern wurden? Niemand geht auf die Straße.
Im Nahen Osten droht eine Katastrophe, weil hirnkranke Politiker Macht und Hass demonstrieren – wir schauen nur zu!
Wo sind die Menschen, die demonstrieren für Hunderte abgesoffener Flüchtlinge im Mittelmeer, die keiner retten darf oder will?
Wo sind die Verantwortlichen, mit dem Geld unserer reichen Kirchen, wenn im Jemen und vielen anderen Plätzen der Erde, Kinder elendig verhungern oder verseuchtes Wasser trinken müssen. Glaubt wirklich jemand, dass unser Gott sich mehr über renovierte Kirchen und neue Glocken freut?
„Adam – Eva, wo bist Du?“ Greta, Martin, Nelson, Karolin, Teresa oder Antonia und tausende mehr, haben einzeln, haben klein angefangen und einen weiteren Grundstein gelegt für eine bessere Welt, eine Welt, wie unser Gott sie plante, als er das Paradies schuf. Dieses Paradies kann Wirklichkeit werden, wenn wir – Sie auch – unsere Ohren öffnen und endlich hören. Wir Christen rufen gerne, wenn es schwierig wird oder brennt „Gott, wo bist Du?“ Und er antwortet: „Mein Kind, Ich bin bei Dir, Ich bin in Dir!“ Gehört? – darum sind das Leid und Elend in der Welt nicht mehr eine Suche nach Gott – sondern ein Rufen nach uns – auch in Verl! Wir müssen endlich die Ohren auf machen!  – ER ruft wieder Deinen und meinen Namen – länger verstecken, das geht nicht!
Ihnen ein gutes Gehör und einen schönen Sonntag. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

WzS 24.03.2019 – FASTEN – YOUR SEATBELT!

Wort zum Sonntag 23./24.03.2019 – FASTEN – YOUR SEATBELT!

FASTEN – YOUR SEATBELT! Kaum ein Mensch ist noch so bekloppt und schnallt sich beim Autofahren nicht an. Wer möchte schon beim Aufprall aus dem Sitz geschleudert werden oder in der Gegend rumfliegen und sich das Genick brechen. Im Flugzeug ebenso – der Flieger ist noch nicht losgerollt, schon leuchtet das Signal auf: FASTEN – YOUR SEATBELT! Und die Stewardess sagt, dass man am besten den ganzen Flug angeschnallt bleibt. Während der Sicherheitshinweise wird die Bordunterhaltung abgestellt. Niemand soll abgelenkt sein, wenn es um lebenswichtige Informationen geht.
To fasten – sich festmachen, anbinden, sich sichern – eigentlich doch eine lebensrettende Aufforderung für unsere Lebensreise.
Die alten (Tot)Schlagwörter zum Thema Fasten kennen sie alle längst: Kein oder weniger Alkohol, Rauchen, Essen, Computer, Fernsehen, Handy,….. Aber wozu soll das ganze dienen? Was ist denn das eigentliche Ziel der Fastenzeit? Die Texte der Gottesdienste geben uns einige Hinweise und Stichwörter, die die Frage beantworten können.
Bei einem Propheten heißt es: „Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider und kehrt um zum Herrn, euerm Gott!“ Im Evangelium wird Jesus noch deutlicher, dass es nicht um die äußerlich sichtbaren Werke geht, sondern um das, was Gott sieht und letztlich beurteilen wird. Beim christlichen Fasten (beim Ramadan auch) geht es also letztendlich um unsere Beziehung zu dem einen Gott, die es zu festigen und neu aufzufrischen gilt.
Es geht also weniger darum sich Opfer aufzuerlegen und schon gar nicht irgendwelche heldenhaften Taten zu vollbringen. Es geht auch nicht darum, den Gürtel enger zu schnallen – auch wenn das für manche ein erwünschter Nebeneffekt sein kann.
Es geht in der Fastenzeit darum, dass wir uns neu an Gott anschnallen, festmachen. FASTEN – YOUR SEATBELT! – „Schließen Sie Ihren Sicherheitsgurt!“ Mach Dich neu fest an dem, der Dir wirklich Halt gibt.
Und wie soll das gehen?
Mit all den Hilfsmitteln, mit denen uns das am besten gelingen kann. Mit dem Finden einiger ruhiger Momente und sich darauf besinnen, wie gut es uns trotz allem geht. Mit dem Gebet, dem individuellen Gespräch mit unserm Gott – allein oder in Gemeinschaft. Mit dem Weglassen von all den Dingen, die einen Keil treiben in die Beziehung zu unserm Gott. Mit dem Suchen von neuen Chancen wieder etwas näher an unsern Gott zu rücken: Frühschichten, Gottesdienste, „Atem holen“, einem besinnlichen Buch oder einfach auch die Nähe zur Natur. Beziehungen – auch kaputte – neu in den Blick nehmen und den ersten Schritt zur Versöhnung wagen. Es gibt so viele Möglichkeiten, wie wir Christen fasten können. Doch um eines geht es immer: Uns neu auf unseren Gott ausrichten und gemeinsam in die Zukunft gehen.
Der erste Flug zum Mond und zurück dauerte 8 Tage – wir haben noch lange vier Wochen Fastenzeit – darum FASTEN – YOUR SEATBELT!
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)
Ach, eins noch: Unser Freund sagte: „Macht dabei bitte kein muffeliges Gesicht!“