07.06.13 „Sommerferien“

Wort zum Sonntag 07.06.13 „Sommerferien“

Bald ist es soweit. Dann heißt es auch bei uns: Sommerferien oder Urlaub! Endlich. An dieses Gefühl erinnere ich mich noch ganz gut. Wenn wir mit unseren Kindern unsere drei Wochen Urlaub machten, die letzten Tage davor musste man noch mal die Zähne zusammenbeißen. Ich hatte den Eindruck, wenn jetzt die Ferien oder der Urlaub nicht anfangen, ich breche zusammen. Als wenn alle Kräfte nur bis zum letzten Schul- oder Arbeitsalltag programmiert wären. Und es kam im Urlaub wie immer, alle Pläne und Vorhaben, Besichtigungen und Gesellschaftsspiele waren noch nicht ansatzweise umgesetzt, und die Ferien oder der Urlaub waren schon zu Ende. Und heute, als Rentner kommt mir die ganze Zeit auch fast wie eine einzige Sommerferienzeit vor. Immer schneller rast die Zeit. Wenn ich bedenke, was ich mir noch alles vorgenommen habe, wie viel an Plänen und Ideen noch in der Schublade sind, da fällt die Prognose nicht schwer, dass ich am Ende auch nicht fertig werde. Wie die drei Tanten meiner Frau (99, 92 und 90 Jahre), die am letzten Sonntag zu Besuch waren. Entweder der 100. Geburtstag, die Einschulung des Enkelkindes, der Besuch der Kinder, zwar alle etwas gebremst, aber dennoch haben sie Pläne im Kopf, für die unkalkulierbare Zeit die noch vor ihnen liegt. Das erlebe ich ähnlich bei meinen Krankenbesuchen, wenn ich auf Menschen treffe, die seit Jahren im Bett liegen und sich auf die wenigen Highlights der Woche freuen. Sie können nicht mehr wegfahren, werden keinen Strand und keine Berge mehr erleben, aber meistens sind sie nicht deprimiert, blicken oft verklärt auf die zurückliegende Zeit, und dennoch schauen sie auch hoffnungsvoll und gottvertrauend nach vorne, in einen eher kurzen Zeitraum – wie er auch auf jeden von uns zutreffen könnte. Gott ruft nicht der Reihe nach.

Ich habe ein beeindruckendes Gedicht von Rose Ausländer gelesen. Sie schildert eine Urlaubsreise, allerdings vom Bett aus, das sie ihre letzten zehn Jahre nicht verlassen konnte. 10 Jahre lebt sie schon in einem kleinen Zimmer im Altersheim und trotzdem diese Weite und Weltoffenheit: „Ich gehe im Bett spazieren. Am Ufer des Ganges und zur Mauer Abazzia. Mein Herz liegt in der rostigen Hülle der Trauer. Meine Wege führen ins Wunder.“

Ich gehe im Bett spazieren ..! Ich will die Traurigkeit darüber, nicht mehr selbständig und mobil zu sein, nicht klein reden. Wer verreisen will und es nicht mehr kann, ist zu recht traurig. Nicht nur die Dichterin, viele Menschen haben einen anderen Weg gefunden zu verreisen. Sie reisen nach innen. Sie holen sich die Bilder ihrer Erinnerungen hervor und genießen sie ganz bewusst.

„Vergiss nicht, es gibt ja das Licht!“ sagt Rose Ausländer in einem anderen Gedicht. Vielleicht ist das ja auch für alle, die nicht mehr verreisen können, eine Hilfe. Das wünsche ich mir auch, wenn ich mal nicht mehr verreisen kann, dass ich dann immer noch genügend Licht auf meinem inneren Weg sehen kann. Und dass Menschen mich dann besuchen, die mir von ihren Urlaubsreisen erzählen. Aber für alle gilt, wie es sinngemäß in der Bibel heißt (Psalm 90): Gott, lehre uns rechtzeitig bedenken, dass die Sommerferien einmal zu Ende sind, damit wir klug werden.

Ihnen und Ihren Familien einen gesegneten Sonntag und einen schönen Urlaub, wie auch immer sie ihn verbringen. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)


25.08.13 „Fremde warten auf unsere Hilfe“

Wort zum Sonntag 24./25.08.2013 „Fremde warten auf unsere Hilfe“

Das passiert in Europa! Seit 1992 sind schätzungsweise an die 10.000 Menschen ertrunken im Mittelmeer, beim Versuch in die EU zu gelangen. Jämmerlich ersoffen Männer, Frauen und Kinder. Es geht mir nicht darum, nun groß die Flüchtlingspolitik zu diskutieren, auch lassen sich die komplexen Probleme und Fragen, die die Themen Flucht, Asyl, Migration beinhalten, nicht mit ein paar kurzen Antworten lösen. Das ist uns wohl allen klar. Aber glauben wir tatsächlich denen, die meinen, wir müssten die Mauern um Europa nur hochziehen, und dann ist die Sache gelöst?

Es gab schon immer Menschen, die ihre Heimat verlassen haben oder mussten und sich auf den Weg in ein anderes Land gemacht haben. Gründe dafür gibt es viele: Krieg und Vertreibung, politische Verfolgung oder schlichtweg Armut. Wir nennen solche Menschen heute Ausländer, Asylbewerber oder Immigranten.

Wer sein Heimatland verlässt, wird zum Fremden. Zu allen Zeiten bedeutet dies erst einmal, weniger Rechte im neuen Land zu besitzen. Die Einheimischen sind nur selten begeistert, wenn Fremde auftauchen. Sie fürchten um ihren Besitz und ihren Status. Die Fremden werden deshalb oft als Bedrohung wahrgenommen.

Die Bibel zeigt an vielen Stellen, dass der Umgang mit Fremden immer schon eine Herausforderung war. Zum Beispiel in der Geschichte von Sodom und Gomorra: Sodom und Gomorra waren zwei Städte, die in einem sehr fruchtbaren Landstrich lagen und entsprechend wohlhabend waren. Die Bewohner der Städte schienen aber ihren Wohlstand aggressiv zu verteidigen: Wer als Fremder in die Stadt kam, war schutzlos dem Willen der Einheimischen ausgeliefert. Jede Form der Gewalt gegenüber den Fremden war erlaubt, da es keinen Staat gab, der sie schützte.
Diese Brutalität gegenüber Fremden wird in der Geschichte von Sodom und Gomorra scharf kritisiert. Denn selbst als Gott drei Boten schickt, will die Bevölkerung der Stadt sofort über sie herfallen. Sogar die im Orient so wichtige Gastfreundschaft galt nicht mehr. Die Strafe folgt auf dem Fuß: Schließlich werden Sodom und Gomorra in einer großen Katastrophe zerstört.
Diese Geschichte, will uns deutlich machen, dass es Gott nicht gleichgültig ist, wie mit Fremden umgegangen wird. So wie das Volk Israel in Ägypten unter dem Pharao zu leiden hatte und ausgebeutet wurde, soll es nicht wieder werden. Denen, die im Volk Israel Schutz suchen, soll es anders ergehen.
Der Fremde behält seine Rechte als Mensch – auch wenn er arm und hilfsbedürftig ist. Die Bibel erzählt in vielen Geschichten davon, dass wir Fremde nicht als Feinde, sondern als Freunde behandeln sollen.

Das Recht, Rechte zu haben, dafür steht Gott selbst ein. Für die, die sicher wohnen, ist es eine moralische Verpflichtung, sich dem Elend des Fremdlings nicht zu verschließen und zu helfen, soweit es geht.

Zur Zeit von Sodom und Gomorra war das nicht selbstverständlich – heute ist es das leider ebenso wenig. Und doch hat sich die Botschaft der Bibel herumgesprochen: Auch der Fremde hat Rechte, die er nicht verlieren kann. Die Bibel begründet das schlichtweg damit, dass jeder Mensch ein Kind Gottes ist. Egal wo er geboren ist, egal wo er lebt oder leben will.

Was fremd ist, macht manchmal Angst. Aber eigentlich sollten Christen ein weites Herz haben für Fremde. Denn so haben sie ja auch einmal angefangen!

Die Fremden in Verl warten auch auf unsere Hilfe, mindestens auf unser Wohlwollen.

Ihnen einen gesegneten Sonntag. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

12.10.13 „Erntedankfest – Nein Danke“

Wort zum Sonntag, 12.10.2013 – „Erntedankfest – Nein Danke“

Aufwendig und reich bestückte Altäre mit Erntedankgaben kann man in diesen Tagen in vielen Kirchen sehen, wobei in Sürenheide wahrscheinlich der dickste Kürbis liegt. Es ist gut, wenn wir das „Danke sagen“ nicht vergessen, in vielen Situationen, wir haben allen Grund. Aber Erntedankfest – darauf könnte ich auch verzichten.

Zumindest wäre das ehrlich in einem Europa, in dem jährlich Lebensmittel für 20 Milliarden Euro weggeworfen werden. Im Buch Amos (5.21) schreibt der Prophet: „Ich hasse Eure Feste, ich verabscheue sie …. Eure fetten Heilsopfer will ich nicht sehen“. Harte Worte, überliefert als Wort Gottes und wir hätten guten Grund sie auf die heutige Situation zu beziehen. Wir sammeln regelmäßig für „Brot für die Welt“, „Misereor“ und diverse Elends- und Notsituationen an allen Ecken der Welt und die Lebensmittel, die wir allein in Europa vernichten, könnten zweimal die Weltbevölkerung satt machen. Viele Menschen würden nicht mehr elendig umkommen auf der Suche nach Brot und Leben.

Vielleicht sollten wir wenigstens Erntedank so begehen, dass wir zwar zutiefst dankbar sind für all die guten Gaben, die uns von Gott geschenkt wurden aber auch ernsthaft erschrocken und erschüttert sind, was wir mit diesen guten Gaben anstellen. Erntedank, als Tag zum Nachdenken, als Bußtag, an dem wir Gott und die Hungernden um Vergebung bitten. Fast die Hälfte aller Kartoffeln und Tomaten werden weggeworfen, weil sie von der Größe und Farbe nicht in unser Verkaufsschema passen. Da haben Äpfel braune Stellen, Bananen dunkle Flecken und das Haltbarkeitsdatum der Joghurt ist gestern abgelaufen – weg damit!

Meine Oma hat jedes Brot gesegnet bevor es angeschnitten wurde, sie hatte im Krieg noch hungern müssen. Heute werden allein in Deutschland jährlich 500 000 Tonnen Brot vernichtet, weil es zu trocken oder zu alt ist.

Ich möchte auch nachdenken, warum die Mülleimer an den Schulen nach Unterrichtsschluss große Anteile von Brot und anderen Nahrungsmitteln haben, die teils für horrendes Geld morgens erst gekauft wurden.

„Teller statt Tonne“ heißt eine Aktion, die in vielen Städten Deutschlands stattfindet. Hier kann man testen, dass auch krumme Möhren gut schmecken man braune Stellen an Äpfeln abschälen kann und Salat im Kern lange frisch bleibt.

Mit den Kindern im Kindergarten habe ich einen Erntedankgottesdienst gefeiert. Kinder begreifen schnell, dass nichts wirklich von alleine wächst, das Regen und Sonne nicht von Menschen gemacht sind und Gesundheit auch ein Geschenk ist. Sie können glauben, dass Gott es ist, der unserer Hände Arbeit Leben und Frucht schenkt. Mit voller Stimme singen sie ihre Melodie von „Danke für alle guten Gaben!“
Im „Danken“ steckt das „dran denken“: Gottes Erntesegen gilt nämlich allen – und überall. Gott lässt wachsen – genug für alle! Hunger ist darum böses Menschenwerk.

Wenn Erntedank ernsthaft begangen wird, muss das Hoffnung in die Welt bringen, auch für die, die noch nicht genug zu essen haben. Das eigentliche Motto jedes Erntedanktages müsste lauten: „Brich mit dem Hungrigen dein Brot!“, dann sind alle eingeschlossen in Gottes Segen, „der seine Hand auftut und sättigt alles was lebt!“ (Ps 145)

So möchte ich gerne – auch mit Ihnen – eigentlich doch jedes Jahr neu „Erntedankfest“ feiern.

Ihnen einen schönen Sonntag. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

01.12.13 „Macht hoch die Tür …..!“

Wort zum Sonntag 30.11/1.12.13 1. Advent A „Macht hoch die Tür …..!“

Singen Sie mit? „Macht hoch die Tür ….!“, Sie kennen das bestimmt, dieses schöne Adventslied. Kaum ein Lied passt besser in diese Zeit, denn im Advent geht es um Türen öffnen – mindestens schon mal beim Adventskalender für die Kinder.

Das Türen öffnen im Advent hat aber auch was mit Gott zu tun. Er ist es, auf den wir im Advent warten. Noch 24 Tage, dann ist er da, am Weihnachtsfest. Und er freut sich über offene Türen bei uns, und er bringt uns auch was mit. „Fürchtet Euch nicht!“ heißt sein Geschenk, seine Frohe Botschaft zu Weihnachten. Und diese Botschaft will jedem von uns Mut machen, Hoffnung geben.

Sie dürfen sich das vorstellen wie bei dem Adventskalender, da öffne ich ein Türchen und finde eine Überraschung und die macht mir Freude, gibt mir Schwung für den Tag. Und genau das macht Gott mit seiner Weihnachtsbotschaft: er gibt mir Kraft und Sinn für das Leben.

Bei meinen Krankenbesuchen höre ich oft: „Ich habe keine Angst, auch nicht vor dem Tod. Unser Herrgott war ein Leben lang bei mir und so wird es auch im Tod sein!“ Gottes Botschaft glauben, keine Angst haben, seine Nähe spüren, toll. Ich wünsche mir, ich werde das können, wenn es soweit ist. Angst, Sorge, Hoffnungslosigkeit, kann einem auch zu anderen Gelegenheiten die Brust ganz schön eng machen und den Blick verstellen.

„Fürchtet Euch nicht!“, das ist also Gottes Botschaft zum Aufatmen, zum Durchatmen, zum befreit Atmen. Wer dieser Botschaft die Tür öffnet, der hat echte Hilfe zum Leben.

Manchmal fällt auch mir schwer zu glauben, dass Gott immer da ist. Wenn ich erlebe, wie manche es knüppeldick bekommen, und ich kann nur zuschauen. Wenn manche im Sumpf stecken und den Kopf kaum hoch kriegen, auch ohne eigene Schuld, dann spüre auch ich Angst. Dann sind auch meine Türen eher zu, weil ich Gott mit meinem kleinen Verstand nicht verstehe.

Aber unser Gott geht andere Wege. Er muss nicht jede Tür öffnen und lässt sich nicht von verschlossenen Türen abschrecken. Im Gegenteil, er kommt genau da in die Welt, draußen, vor den verschlossenen Türen – so erzählt die Bibel. Gott will nämlich dort sein, wo es am dunkelsten ist, dort wo es gar nicht schön ist. Dort sollen die Menschen hoffen können und in der Verzweiflung seine Nähe spüren.

Die Weihnachtsgeschichte erzählt uns ganz anschaulich, wie Gott gekommen ist, als Kind, auch hilflos, in einem Stall. Heute wäre das vielleicht ein Gefängnis, ein Slum oder ein Asylantenheim. Und nach und nach haben ganz unterschiedliche Menschen ihn dort gesucht und sie haben ihn gefunden. Die Angst war weg, sie hatten eine neue Perspektive. Sie haben sich anstecken lassen von der Frohen Botschaft und sind gegangen um anzupacken und auch zu Hause die Welt etwas heller zu machen. Viele tun das bis heute, an vielen Orten und bei vielen Gelegenheiten, auch hier in Verl. Sie haben gehört, was Gott jedem zu sagen hat und sie spüren – da ist was dran: „Fürchtet Euch nicht!“

Die Adventszeit ist die Zeit, Türen zu öffnen, nicht nur am Adventskalender, nicht nur Türen zu anderen Menschen. Es ist die Zeit, die Türen zu mir selbst zu öffnen und auch mir selbst wieder neu zu begegnen, neu zu verstehen und vielleicht sogar neu mich und den Anderen lieben zu lernen, weil Gott sogar mich liebt. Der Advent macht es uns leicht. Lasst uns einfach anfangen und – „Fürchtet Euch nicht!“

Ihnen und Ihren Familien, viele offene Türen und einen gesegneten Advent.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

19.01.14 „Lasst im Streit nicht die Sonne untergehen!“

Wort zum Sonntag 18/19.01.2014 „Lasst im Streit nicht die Sonne untergehen!“

„Lasst im Streit nicht die Sonne untergehen!“ sagte mein Papa immer. Er hat uns das vorgelebt und in unserer Familie klappt das auch. Ist manchmal auch nicht leicht in einer Großfamilie mit drei Generationen. Aber das Wissen hilft – egal was passiert – egal wie schlimm der Streit war – wir gehören zusammen, wir schauen nach Vorne und es geht weiter. Dieses Gefühl der Geborgenheit und des Angenommen seins, gibt Sicherheit und tut so gut.

Am vergangenen Sonntag haben wir das Fest der Taufe Jesu gefeiert. Gott sagt zu Jesus: „Du bist mein geliebtes Kind!“ Mein Kind, zu dem ich stehe, zu dem ich halte und das ich unendlich – ohne Ende – lieb habe, ohne Wenn und Aber.

An diesem Sonntag darf ich wieder ein Kind taufen. Ich freue mich. Ich darf auch zu diesem Kind sagen: „Du bist Gottes geliebtes Kind!“ Gott spricht dadurch auch zu dem Kind für alle Zeiten: „Ich kenne Dich! Ich kenne Deinen Namen! Du gehörst zu mir! Ich werde immer für Dich da sein, ganz gleich, was in Deinem Leben passiert! Und wenn irgendwann Dein Tod kommt, werde ich da sein, Dich mit Deinem Namen herausrufen aus Sterben und Tod in das helle Licht der Auferstehung!“

Wir Christen glauben alle gemeinsam: Ein wenig Wasser segnend über den Kopf gegossen und dazu die Zusage Gottes. „Du bist mein!“ kann unser Leben auf Dauer verändern und Kraft geben, allen Stürmen des Lebens zu trotzen. Natürlich ist das Wasser schnell wieder getrocknet, abgewischt von der Stirn. Nichts ist mehr zu sehen. Aber was bleibt ist, dass Gott sagt „Was immer im Leben bei Dir schief geht, das wische ich ab, ich gebe Dir die Chance immer wieder neu anzufangen, mit jedem Aufgang der Sonne.“ Das ist unsere Chance bei Gott. Jeder Tag ein neuer Anfang. Ich darf es noch einmal versuchen und das – immer wieder.

Darum mache ich auch gerne ein Kreuzzeichen mit dem Weihwasser, wenn ich eine Kirche betrete. Das erinnert mich daran, dass die Verbindung von Gott zu mir niemals abreißt.

Natürlich bin ich ein friedliebender Mensch, das Friedensgebet in Kaunitz, jeden Mittwochabend, hat mich in dieser Haltung gestärkt. Aber manchmal komme auch ich an meine Grenzen und dann kann es schon auch lauter werden, auch gegenüber den Enkelkindern. Als es mal wieder so weit war – tut mir heute noch leid, sagte mein Enkelkind: „Opa, wenn Du so schreist, tut mir mein Herz weh!“ Ich war den Tränen nah, nahm ihn in die Arme und alles war wieder gut. Ähnlich muss es auch Gott gehen. Ihm tut das Herz weh, wenn er uns manchmal sieht, wie schwer wir uns tun, einander die Hand zu reichen zur Versöhnung, wie wir rum eiern in der Schuldzuweisung. Gott macht zu uns immer den ersten Schritt. Er schreit uns nicht an. Er rechnet nicht. Er schaut nicht böse. Er ist einfach nur traurig und wartet auf uns, mit offenen Armen. Wir haben einen tollen, modernen Gott, einen der in die Zeit passt, einen der schon lange vor uns GPS benutzt. „Gott Positioniert Sich“, auch für Dich, vor allem immer dann, wenn Du mal wieder nicht weißt, wo Du hingehen sollst, oder wie es weiter gehen soll. Ohne sein Navi ist der richtige Weg schwer zu finden. Geh doch einfach auf Empfang!

Ihnen allen einen gesegneten Sonntag. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

09.03.14 „Meisen Knödel und Fastenzeit“

Wort zum Sonntag 8./9.03.2014 „Meisen Knödel und Fastenzeit“

Was haben Meisen Knödel mit der Fastenzeit zu tun? Von meinem Lieblingsplatz im Wintergarten kann ich 7 Futterplätze für Vögel beobachten. Jeden Winter sorgt unsere Tochter sich rührend um diese Tiere (bin nicht neidisch!). Es ist wirklich schön die verschiedensten Vögel beim Fressen zu beobachten. Die Knödel und Futterglocken hängen immer an derselben Stelle. Nachdem ich manche Sträucher beschnitten hatte, wurden die Knödel an neuer Stelle aufgehängt. An der alten Stelle kamen immer wieder die Meisen an, blickten sich um, als wollten sie klagen, dass doch sonst immer was da war und flogen wieder weg. Den neuen Ort – nur einen Meter nebenan – haben sie zunächst nicht gefunden. Komisch, aber das ist wohl die Macht der Gewohnheit.

Klingt banal das Ganze, aber vielleicht können wir das von den Vögeln lernen: Wer sich nur auf Althergebrachtes verlässt, wer durch die Gewohnheit Scheuklappen trägt, wer zu sehr an Vergangenem festhält, der geht irgendwann leer aus.

Unsere Vögel: Meisen, Kleiber, Rotkehlchen u.a. haben mir unbewusst von der Fastenzeit erzählt: Von der Notwendigkeit, meine Umwelt und meine Mitmenschen bewusster wahrzunehmen, mich nicht darauf zu verlassen, dass immer alles seinen Gang geht.

Lenken Sie in dieser Fastenzeit doch Ihren Blick auf alles das, was gut geht. Nehmen Sie bewusst all die Menschen wahr, die fast unauffällig ihren Dienst tun, die einfach dafür sorgen, dass das Leben gut weitergeht.

Jeden Tag ist der Platz vor dem Ehrenmal im Zentrum wieder sauber von dem Müll, den andere lieblos weggeworfen haben. Natürlich kann ich am Sonntagmorgen frische Brötchen kaufen und nachts um 3.30 Uhr noch tanken. Wenn ich einen Unfall habe, kommt rund um die Uhr die Polizei oder der ADAC und unsere Senioren werden nicht nur in unserem Urlaub von Diakonie oder Caritas versorgt. Es gibt noch zig Beispiele. So viele Menschen tun still und oft ungenannt Gutes, sehr oft auch ehrenhalber, damit es uns gut geht und wir uns zu Recht freuen können.

Denn Fastenzeit muss auch „Freude“ bedeuten. „Freude“ muss die Belohnung für mein Suchen und meine Neuorientierung sein. Das Wort „Freude“ kommt in der Bibel 369 mal vor (bitte nachzählen). Das könnte bedeuten, dass für jeden Tag des Jahres, auch in der Fastenzeit, Freude angesagt sein soll. Die Fastenzeit will uns alle doch positiv verändern. Vielleicht gelingt es uns ja in den nächsten gut 6 Wochen allen unseren Mitmenschen freundlich zu begegnen. Unsere eigene Haltung, unsere Einstellung, unser Gesichtsausdruck (auch in der Kirche!), unsere Gedanken, auch unser Gebet verändern uns und dadurch auch die Anderen. Und im Übrigen ist Lachen, ein freundliches Lächeln auch gut gegen Falten. Und: keine Angst vor dem Scheitern: Wenn es einmal nicht klappt, beginnen wir am nächsten Tag einfach von neuem. Nähren wir unsere Freuden täglich neu, denn davon nährt sich unsere Seele. Wenn der liebevolle Umgang und die Menschenfreundlichkeit gelingen, dann haben Jesu Worte über Umkehr und Neuanfang Erfolg gehabt. Dann haben wir den neuen „Ort“ für unsere geistige und lebensertüchtigende Nahrung gefunden. Schön, dass dann Meisen und Co. eine gute Hilfe für die Fastenzeit sind.

Ihnen und Ihrer Familie einen freundlichen Fastensonntag wünscht Ihnen

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)


02.08.14 „Alles ist gut.“

Wort zum Sonntag, 02. August 2014 „Alles ist gut.“

„Alles ist gut.“ Ein Liegestuhl, ein wenig Sonne, eine Terrasse oder ein Balkon, ein wenig Ruhe, vielleicht noch ein netter Gesprächspartner oder wahlweise eine Partnerin, ein Bier – das Leben kann so schön sein. Es erinnert an das Paradies – oder genauer: den 7. Tag der Schöpfung, an dem Gott sich zurück lehnt – ich stelle mir vor: eine Pfeife anzündet, ein Glas Rotwein neben sich stellt – und sich sein Werk anschaut und sich einfach freut.

Und auch wir Menschen kennen diese Momente, in denen alles im Gleichgewicht zu sein scheint – ja mehr noch: in denen wirklich alles im Gleichgewicht ist. Wir wundern uns, wie uns jemals etwas beschweren konnte, wie wir uns das Leben selber schwer machen. Es ist doch so einfach, sich gut zu fühlen.

„Alles ist gut“ – das habe ich in den letzten Wochen von zwei unterschiedlichen Menschen in ähnlichen Situationen gehört. „Alles ist gut“ sagte mir eine 97-jährige Dame einen Tag bevor sie starb. Nachdem ich ihr die Kommunion gebracht und mit ihr gebetet habe, fragte ich, ob ich noch etwas für sie tun könnte und sie antwortete in vollem Bewusstsein, dass sie sehr nahe vor der Begegnung mit unserem Herrgott stand: „Alles ist gut“ und ich spürte die tiefe Ehrlichkeit in ihrer Aussage.

Dann besuchte ich einen Mann in mittleren Jahren, von schwerer tödlicher Krankheit seit Jahren betroffen, das Ende nun sichtbar greifbar. Ein herzensguter Mensch, Ehemann und Vater, eingebunden in einen Kreis echter Freunde, nun am Ende der Kräfte und des Lebens angekommen. Rückschauend war er unendlich dankbar für so viel Schönes, das er erlebt hat und das er durch Familie und Freunde erfahren durfte aber auch sehr traurig in Kenntnis seines sehr nahen Todes. Nach Gespräch, Gebet und dem Empfang der Kommunion sagte er ganz zufrieden nur: „Nun ist alles gut!“ – „Nun ist alles gut!“

„Alles ist gut.“ – Wann haben sie das zum letzten Mal gesagt? So aus tiefstem Herzen, aus großer Dankbarkeit, aus ehrlicher Einsicht? Vielleicht wenn sie Ihr Kind oder Enkelkind ins Bett gebracht haben, das alleine Angst hat und sie dann sagen: „Ich bin doch da. Alles ist gut!“

Wir wissen, dieser Satz ist oft auch weniger wahr in einer Welt in der keineswegs alles gut ist. Nicht am Arbeitsplatz, nicht in den Familien, nicht in der Kirche, nicht im Irak und nicht in Israel.

Vielleicht ist öfter doch alles gut, auch wenn es nicht perfekt ist, denn das Streben nach Perfektion kann das Gute auch verhindern, macht unbarmherzig gegenüber anderen und sich selbst. Zu sich selbst sagen zu können: Das hast Du gut gemacht – ist eine Gnade, auch wenn ich nicht der Beste bin. Es gibt ein Kriterium, wenn etwas gut gemacht wird: Wenn es aus ganzem Herzen, aus Liebe geschieht. Und Gottes Liebe war es, die den Menschen geschaffen hat. Er sah sein Werk und sagte: „Es ist alles gut!“ Und wir Menschen sind sein Abbild. Wir sind seine Bevollmächtigten. Wir sind dazu da, seine Rolle hier auf Erden weiter zu führen, weiter zu schaffen am Werk seiner Liebe. Dafür zu sorgen, dass Menschen, alle Menschen, gut leben können in dieser Welt. Wir sind Mitarbeiter Gottes, ob wir an ihn glauben oder nicht. Dafür sind wir da. Und immer wieder dürfen wir uns anschauen, was wir geschaffen haben und uns daran freuen und sagen: Gut so!

Und am Ende heißt es dann auch irgendwann für uns: Jetzt ist Ruhe und Frieden ohne Ende. Denn siehe, alles ist sehr gut!

Ihnen einen gesegneten Sonntag, der Tag an dem Gott sagte: „Es ist alles gut!“

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

09.08.14 „Habt keine Angst!“

Wort zum Sonntag 9.08.2014 „Habt keine Angst!“

Haben Sie manchmal auch Angst? Jesus schickte damals seine Jünger in die Nacht. Mit dem Boot sollen sie hinüberfahren über den See Genezareth. Und als sie weit draußen auf dem See sind, kommt ein Sturm auf und sie geraten in Seenot. Und – man kann es sich vorstellen – sie bekommen Angst. Warum ist Jesus jetzt nicht da? Wo ist er? Wo ist Gott? Es sind doch die gleichen Fragen, die Menschen auch heute bedrängen, wenn sie sich an Leib und Seele bedroht erfahren. Wenn einem die Diagnose des Arztes keinen Ausweg mehr lässt. Wenn ein geliebter Mensch nicht mehr da ist. Wenn eine Auseinandersetzung zu einem bösartigen Streit geworden ist.

Als die Angst am größten ist, da sehen die Jünger auf einmal, dass ihnen jemand entgegenkommt. Schemenhaft zunächst, sehen sie immer deutlicher eine Gestalt auf sich zukommen. Die geht übers Wasser. Das Wasser scheint sie zu tragen. Kein Wunder, dass die Jünger zutiefst erschrecken. Das muss ein Gespenst sein. Und mitten in ihrer Angst hören die Jünger die Stimme Jesu: „Habt keine Angst, fürchtet euch nicht.“.

Jesus!? Warum kommt er erst jetzt? Warum lässt er uns so lange warten in unserer Angst? Die Geschichte sagt nur, dass er kommt. Und er gibt sich zu erkennen. Und vielleicht ist das das entscheidende Wunder: dass ICH spüre, dass ER mich nicht allein lässt in meiner Angst und Not. Dass er kommt in meine Dunkelheit.

Doch mindestens einer von den Jüngern kann das nicht glauben, dass Jesus zu ihnen über das Wasser kommt. Darum sagt Petrus: „Wenn Du es tatsächlich bist, dann sag mir, dass ich Dir auf dem Wasser entgegenkommen soll.“ Und Jesus ruft: „Komm her!“ Da wagt Petrus, was doch eigentlich unmöglich ist. Er klettert über den Rand des Bootes so als ob er über alles steigen wollte, was ihm Angst macht. Und versucht einen vorsichtigen Schritt. Und dann noch einen. Und noch einen. Aber dann kommen wieder die Zweifel. Das kann doch gar nicht gehen. Und er sieht auf einmal nicht mehr Jesus, zu dem er gehen will. Er sieht nur noch die Wellen, spürt den Sturm – und sinkt ein. „Hilf mir, Herr“, ruft er noch. Da hat Jesus ihn schon bei der Hand genommen und sagt zu ihm: „Du hast zu wenig Vertrauen, warum hast du gezweifelt?“ Fehlt dem Petrus wirklich das Vertrauen auf Jesus?

Ich glaube, dass das dem Petrus nicht gerecht wird. Weil man übersieht, wie viel Mut und Vertrauen schon zu den ersten drei Schritten gehört. Petrus verlässt sich darauf, dass er nicht untergehen wird. Und er wagt es daraufhin, über Bord zu steigen mitten hinein in Wind und Wellen und Angst und Bedrohung. Dann merkt er, dass er sich selber nicht halten kann und beginnt zu versinken in seiner Angst.

Und Jesus? Jesus wirft ihm nicht vor, er sei ein Versager. Nein, zuallererst reicht er dem zweifelnden Petrus die Hand. Für mich ist das ein wunderbares Bild. Selbst im Zweifel geht Petrus nicht unter – er hält sich nicht aus eigener Kraft, sondern weil er gehalten wird. Solange er auf seine eigene Kraft schaut, verliert er den Boden unter den Füßen. Aber Jesus hält ihn, Gott hält ihn.

Ich glaube: Ich muss nicht in allem und immer selbst die Kraft haben, meine Ängste zu besiegen. Gott hält mich auch mit meinem kleinen Vertrauen, das mir womöglich ausgeht, wenn es darauf ankommt. Das Vertrauen auf Gott ist ein Weg, den ich in meinem Leben gehen kann. Und wenn ich es nicht weiter schaffe, dann kommt er mir entgegen und reicht mir seine Hand.

Darum: Habt keine Angst! Ich wünsche Ihnen einen guten Sonntag und eine gute Woche.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

20.09.14 „Grabstein – Beerdigung“

Wort zum Sonntag 20.09.2014 – „Grabstein – Beerdigung“

Mit der Ernte sind wohl viele Bauern und Hobbygärtner zufrieden. Der Erntedankgottesdienst kann vorbereitet werden. Dankbar kann zurückgeschaut werden. Mit den Angehörigen dankbar zurückschauen gehört im Regelfall auch zur Vorbereitung eines Gottesdienstes anlässlich einer Beerdigung. Der Dank, das Gedenken, das Gebet, die Erinnerung, all das gehört für die Angehörigen, auch zur Bewältigung ihrer Trauer oft zwingend dazu.

Und das ist gut so.

Als Diakon treffe ich die Angehörigen meistens in einer ausgesprochen sensiblen psychischen Situation. Ein Thema ist oft, dass nicht vergessen werden darf, was der oder die Verstorbene alles im Leben geleistet hat und da kommt oft viel zusammen. Wie viel Gutes er getan hat, für seine Mitmenschen. Was er alles erreicht hat. Was für ein Vorbild er für alle war.

Nachdem ich meinen eigenen Grabstein schon selbst fertig gestellt habe – ein Datum fehlt noch – frage ich mich natürlich auch zwangsläufig: „Wenn es bei mir so weit ist – was hab ich dann vorzuweisen?“ Ist doch normal und verständlich, dass man den Wunsch hat, dass spätestens am Ende des Lebens jemand etwas Gutes über einen sagt. Der Partner, die Kinder, Freunde und Nachbarn, dass sie sagen: Eigentlich war er ein guter Vater, ein guter Mensch oder vielleicht auch: Der hat es zu was gebracht. Respekt!

Aber was, wenn ich mir eben nicht so sicher bin. Ich kenne doch auch meine Ecken! Vielleicht gibt’s ja gar nicht so viel Gutes über mich zu sagen? Wenn ich mein Leben anschaue und mich frage: wie werde ich wohl einmal von den Leuten beurteilt? Was bleibt an Gutem und Schönem, als Ernte von mir den Menschen in Erinnerung?

Mit mir denken manche sicher aber auch: Wenn ich einmal vor Gott stehe, wie werde ich da beurteilt? Von Gott! Ich war doch gar nicht so für meine Kinder da, wie ich eigentlich wollte.  Oder, mancher Streit wäre wirklich nicht nötig gewesen. Oder, viele Dinge, die ich weiter erzählt habe, haben dem Andern nicht gut getan. Oder mein Engagement für Gott und die Kirche hätte auch besser sein können. Was hat es bewirkt?

Aber ich glaube nicht, dass er mich fragt: Arthur, was hast du vorzuweisen? Ich glaube, dass es eher wie in einer Geschichte sein wird, die Jesus einmal erzählt hat. Sie geht so:

Ein Sohn lässt sich von seinem Vater sein Erbe auszahlen und versucht sein Glück in der weiten Welt. Alles fängt gut an, aber endet im Misserfolg. Er kehrt zurück zu seinem Vater um ihn um Arbeit zu bitten. Als er dann die Straße entlang kommt, rennt ihm der Vater schon entgegen. Und als der Sohn sagen will: „Ich habe überhaupt nichts vorzuweisen“, fällt ihm der Vater um den Hals. Er nimmt ihn wieder als seinen Sohn bei sich auf und feiert ein Fest.

Ich glaube, so wie dieser Vater ist unser Gott. Und was andere über mich denken – ich glaube nicht, dass das in dem Moment dann noch wichtig sein wird.

Es tut gut, dass ich mir darüber nicht so viele Sorgen machen muss. Es tut gut, dass mein Glaube an den barmherzigen Gott mich da entlastet.

Das gibt mir die Freiheit, das zu tun, was mir wichtig ist. Zeit mit den Menschen verbringen, die mir etwas bedeuten. Mich am Leben erfreuen und meine Begabungen nutzen, auch meinen Grabstein gestalten. Auch einfach mal was ausprobieren. Die Chance haben, jeden Tag neu zu beginnen. Meinen Glauben, der mich froh macht und befreit, an andere weiter zu geben, so gut ich kann. Bei nicht erreichten Zielen nicht verzweifeln. Und dabei hoffentlich immer mehr verstehen, wie der liebende Gott ist, dass er täglich sogar zu mir sagt: Du bist mein geliebtes Kind. Ist das nicht toll? Und das sagt er auch zu Ihnen!

Dass Sie noch lange keinen Grabstein brauchen und einen schönen Sonntag mit Gott erleben, wünscht Ihnen Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

09.11.14 „Mauern müssen fallen“

Wort zum Sonntag 8./9. November 2014 – „Mauern müssen fallen“

„Haltet den Mund! Ich will keinen Piep hören!“ das war die Standardansage einen Kilometer vor der Grenze, wenn ich wieder mal mit unseren Kindern kurz vor Überquerung der ehemaligen DDR Grenze war und es war jedes Mal ähnlich gruselig.

Wie wunderbar ist es doch, dass ich da jetzt einfach durchfahren kann. Alle Mauern sind gefallen! Alles ist seit 25 Jahren Geschichte. Und das ist gut so. Und ich bin dankbar. „Mit meinem Gott spring ich über Mauern“ heißt es in einem Psalm. Gemeinsam können Menschen vieles erreichen, wenn sie zusammenstehen. Das haben damals die Menschen gezeigt, die in der Nikolaikirche zu ihren Friedensmärschen aufbrachen. Am Ende fiel die Mauer.

Es gibt noch viele Mauern in unserer Welt, die es einzureißen gilt, denn „und dennoch sind da Mauern zwischen Menschen und nur durch Gitter schauen wir uns an. Freiheit, die gilt für Menschen, Völker, Rassen ….“, heißt es in einem schönen Lied.

Bald ist schon wieder Advent. Wir Christen feiern die Öffnung der Grenze, den Fall der Mauer zwischen Gott und den Menschen. Gott kommt zu den Menschen. Gott kommt als Mensch zu uns in die Welt, er teilt das Schicksal seiner Geschöpfe. Menschen sind nicht mehr sich selbst überlassen. Menschen sind nicht mehr eingesperrt hinter Mauern aus Angst und Schuld, Leiden und Tod. Die Grenze ist offen, es gibt einen Weg, eine Verbindung, es gibt Hoffnung auf ein neues, besseres Miteinander.

Manche Menschen haben das damals am 9. November nicht geglaubt: Die Grenze soll offen sein!? Glaub ich im Leben nicht! Aber die Grenze war offen – das Unfassbare war geschehen. So ist es auch mit dem Kommen Gottes. Die Grenze ist tatsächlich offen! Nur wer sich darauf einlässt, wer das glauben kann, wer sich auf den Weg durch diese Grenze macht, der wird es erfahren und erleben. Gottes Menschenfreundlichkeit, seine Bereitschaft zur Vergebung, sein Angebot für einen neuen Anfang, kann auch bei mir ankommen. Wenn Gott mir die Kraft schenkt, meine inneren Mauern zu überwinden, auf den Anderen zu zugehen, die Hand zu reichen, dann ist das ein echter Mauerfall, ein anderes, befreites Leben. Und das klappt, ich hab es versucht. Glaubt es doch! Die Grenze ist offen.

„Wer nicht an Wunder glaubt, der ist kein Realist!“ hat Ben Gurion, der Staatsgründer Israels gesagt. Gottes Wunder sind realistisch, mit ihnen muss man ernsthaft rechnen, jeden Tag.

Und noch immer sind Mauern und Gräben auf dem Weg, wenn Menschen zueinander kommen wollen. In den Familien, zwischen Mitarbeitern der Kirche, zwischen evangelisch und katholisch, unter Menschen zwischen Ost und West, zwischen Menschen in Verl und Kaunitz, zwischen Deutschen und Migranten aus aller Welt. Es gibt noch so viele Mauern, aber der Mauerfall vor 25 Jahren macht mir Mut, noch mehr der kommende Advent. Er hilft mir daran zu glauben: Mit Gottes Hilfe können wir weiter phantasievolle Realisten sein. „Mit meinem Gott kann ich über jede Mauer springen!“ Ich kann die Mauern in meinem Kopf und in meinem Herzen niederreißen. Manchmal braucht es dazu viele kleine Schritte und Aktionen, so wie damals die „Mauerspechte“ in Berlin. Wenn wir alle gemeinsam, und jeder für sich daran arbeiten wird uns das gelingen. Lasst uns doch einfach heute schon anfangen. Wir schaffen das!

Ihnen und Ihren Familien einen mauerfreien Sonntag.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)