Jahreswechsel 14/15 „drei fabel hafte Wünsche“

Wort zum Sonntag zum Jahreswechsel 2014/2015 – „drei fabel hafte Wünsche“ – 29.12.14

Der Jahreswechsel ist die Zeit der Vorsätze und der guten Wünsche und auch ich habe drei „fabel-hafte“ Wünsche für Sie.

Die erste, die Fabel vom Frosch, könnte Ihnen etwa dann wieder einfallen, wenn die unangenehmen Tage und die schweren Wochen, wenn die Krisen kommen:

Ein Schmetterling, ein Käfer und ein Frosch fielen in ein Fass Milch. Der Schmetterling, sagte: „Wir werden schon rauskommen. Warten wir einfach, bis jemand hilft“. Er schwamm so lange herum, bis seine Atemwege von der Milch verklebt waren. Dann ging er unter. Der Käfer sagte: „Man kann ja überhaupt nichts machen“. Und dabei ging er unter. Der Frosch aber sagte: „Ich strample – man kann nie wissen“. Und so strampelte er stundenlang. Plötzlich spürte er etwas Festes unter den Füßen. Er hatte aus der Milch Butter gestrampelt. Nun kletterte er auf den Butterkloß und sprang hinaus. Mit dieser Fabel wünsche ich Ihnen alle Kraft zum Strampeln.

Es werden sicher Zeiten und Situationen kommen, wo uns das Wasser bzw. die Milch bis zum Hals steht. Wenn wir danach sagen können: „Wieder alles in Butter“ – dann ist das sicher nicht allein unsere Leistung, aber es hängt auch von unserem Engagement ab, ob wir am Ende dieses Jahres festen Boden unter den Füßen haben.

Vielleicht fällt Ihnen auch die Fabel von der Kuh ein, wenn Sie sich schwer tun, großzügig zu sein, loszulassen, anderen eine Freude zu machen:

Das Schwein kam zur Kuh und jammerte: „Die Menschen sprechen immer nur über deine Freundlichkeit. Zugegeben: Du gibst Milch. Doch von mir haben sie viel mehr: Schinken, Speck, Borsten. Und selbst meine Füße verspeisen sie. Und doch hat mich niemand gern. Für alle bin ich bloß das Schwein. Warum?“ Die Kuh dachte einen Augenblick nach und sagte dann: „Vielleicht ist das so, weil ich gebe, während ich noch lebe.“ Mit dieser Fabel wünsche ich Ihnen allen, Bereitschaft zum Geben. Es gibt so viele Möglichkeiten zu schenken und zu geben, während wir noch leben: Ich kann mein Lächeln schenken, wenn jemand auf ein Zeichen der Anerkennung wartet. Ich kann jemandem Gehör schenken, der sich seine Sorgen von der Seele reden muss. Ich kann meine Hand geben – zum Dank, zur Versöhnung, zum Willkommen heißen. Ich kann mein Wort geben – zum Trösten, zum Ermutigen, zum Warnen.

Und vielleicht fällt auch sie Ihnen hin und wieder ein, die letzte Fabel von der Libelle, wenn der Alltag Sie auffrisst, wenn Sie die großen Lebensziele aus den Augen verlieren, wenn Ihr Glaube kraftlos wird: „Ein Blutegel sagte zur Libellenlarve: Ich habe niemals das Bedürfnis nach dem, was du Himmelsluft nennst!“ „Ach“, erwiderte die Libellenlarve, „ich hab‘ nun einmal die Sehnsucht nach oben. Ich versuchte auch schon einmal, an der Wasseroberfläche unseres Teiches nach dem zu schauen, was darüber ist. Da sah ich einen hellen Schein und merkwürdige Schattengestalten huschten über mich hinweg“. Der Blutegel krümmte sich vor Lachen: „0 du phantasievolle Seele, du meinst, über dem Tümpel gibt es noch was? Lass doch diese Illusionen! Glaub‘ mir: Ich hab‘ den ganzen Tümpel durchschwommen. Dieser Tümpel ist die Welt – und die Welt ist ein Tümpel. Und außerhalb dessen ist nichts!“ „Aber ich hab‘ doch den Lichtschein gesehen!?“ „Hirngespinste“, erwiderte der Blutegel, „was ich fühlen und betasten kann, das ist das Wirkliche.“ Aber es dauerte nicht lange, bis sich die Libellenlarve aus dem Wasser herausschob, Flügel wuchsen ihr, goldenes Sonnenlicht umspielte sie und sie schwebte schimmernd über den niedrigen Tümpel davon.“ Mit dieser Fabel wünsche ich Ihnen Mut zum Träumen.
Lassen Sie sich durch Blutegelmenschen nicht daran hindern, über den Tümpel Ihres Alltags hinauszuschauen. Versuchen Sie, die Sehnsucht nach Himmelsluft wach zu halten und in den Ereignissen und Begegnungen des neuen Jahres den Anruf Gottes zu entdecken. Geben Sie sich mit dem jetzigen Zustand unserer Welt und Ihrer Lebenswelt nicht zufrieden, halten Sie fest an Ihren Hoffnungen. Gott segne Sie!

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

15.02.15 Karneval „Beerdigungsgesicht“

Wort zum Sonntag – 15.02. – Karneval 2015 „Beerdigungsgesicht“

Für Karneval das Wort zum Sonntag zu schreiben, ist eine besondere Herausforderung. Die einen erwarten eine Art Büttenrede, bei der es was zu lachen gibt. Die anderen erwarten genau das gerade nicht, sondern eine Aussage, die sich mit dem Ernst des Lebens befasst. Zunächst – die Botschaft unseres Glaubens ist eine Frohe Botschaft. Es wäre darum schlimm, wenn uns Christen in unserer Kirche die Freude und das Lachen vergehen würden. Darum sagt Papst Franziskus auch: Das Beerdigungsgesicht eines Christen gehört zu den schlimmen Sünden!

Als Christus an der Hochzeit zu Kanaa teilgenommen hat, wird er nicht schweigend und ernst in der Ecke gesessen und auf die Gelegenheit für ein Wunder gewartet haben. Sein erstes Zeichen ist es, Wasser in Wein zu verwandeln. Und das Reich Gottes vergleicht er mit einem Hochzeitsmahl. Und ein Hochzeitsmahl ist ein frohes Geschehen. Er will uns ein Leben schenken in Freude. Ein Leben, das über den Aschermittwoch und Karfreitag hinausgeht. Ein Leben, das Freude macht und das es wert ist gelebt zu werden, mit Sinn und Ziel – ein ewiges Leben. Aber auch ein Leben, das sich nicht nur in der Zukunft, irgendwann abspielt, sondern eines, das mit unserer Taufe und hier und jetzt – auch in Verl – schon begonnen hat. Ist das nicht schon ausreichend Grund zur Freude und für ein fröhliches Gesicht!?

Von diesem Leben, das es wert ist, gelebt zu werden spricht Christus in der Bibel: Selig seid ihr! Und dann stellt uns Christus das Reich Gottes vor: Da ist von Gewaltlosigkeit und Feindesliebe die Rede, vom Beten und Fasten im Verborgenen, von ehelicher Treue und Bereitschaft zur Versöhnung, von Liebe zu sich selbst und vom Vertrauen auf Gott.

Ich muss zugeben, in jüngeren Jahren fühlte ich mich von diesen Stellen geradezu erdrückt. Es gab so viele Dinge, die ich nicht schaffte, so viele Situationen, in denen ich versagte. Heute weiß ich es besser – und das ist genau der Punkt: Den Himmel, das Reich Gottes, können wir uns nicht verdienen. Mit welcher Leistung, mag sie noch so großartig sein, könnten wir denn unseren Gott beeindrucken?

Denn es ist genau umgekehrt: Gott hat uns so sehr geliebt, dass er seinen Sohn in unsere Welt gesandt hat. Das sind seine Leistung, seine Tat, mit der er uns beeindrucken möchte und das nicht als Gegenwert für unsere Lebensleistung. Das Wichtigste im Leben lässt sich nicht verdienen. Das ist Geschenk, das ist Gnade und deshalb preist Christus gerade die selig, die eigentlich nichts vorzuweisen haben als ihre leeren Hände und die darauf vertrauen, dass Gott sie füllt. Das sind die Armen, die Trauernden, die Opfer von Gewalt uns Unrecht, Menschen auf der Flucht aus Angst um ihr Leben, alle Gescheiterten und Verlierer in einer erbarmungslosen Leistungsgesellschaft. Das sind Menschen, die um ihr „arm“ sein wissen, Gott liebende, die sich in Demut von Gott beschenken lassen.

Wenn Christen zur Kommunion oder zum Abendmahl gehen, um Christus in der Gestalt des Brotes zu empfangen, dann halten sie ihre leeren Hände auf – und Gott füllt ihre Hände und ihr Herz mit seiner Liebe, mit sich selbst. Tolles Geschenk – wenn das kein Grund zur Freude ist?!

Unser Beitrag zum Reich Gottes wird immer unvollkommen bleiben, unsere Anstrengung erwartet Gott aber. Der uns liebende Gott weiß aber auch, dass wir noch keine Engel sind. Das was an unserem Leben unvollkommen ist, das wird durch ihn ergänzt. So ist Gott, das ist seine Gnade. Das ist doch wirklich Grund zur Freude! Warum machen Sie dann eigentlich so selten ein fröhliches Gesicht?

Ihnen einen frohen Karnevalssonntag! Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

29.02.14 „Asyl – Ihr habt mich aufgenommen“

Wort zum Sonntag 28./29.02 2014 „Asyl – Ihr habt mich aufgenommen“

Menschen, die fliehen, Menschen, die dort, wo sie zuhause sind, keinen Schutz für Leib und Leben mehr haben – die hat es zu allen Zeiten gegeben. In der Bibel heißt es: „Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Land, den sollt ihr nicht unterdrücken. Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn auch ihr seid Fremdlinge gewesen in Ägypten“.

4500 Menschen kamen damals aus der ehemaligen DDR in die Prager Botschaft, erbaten Asyl und kamen frei.

Wer sein Heimatland verlässt, wird zunächst zum Fremden. Zu allen Zeiten bedeutete das zuerst einmal weniger Rechte im neuen Land zu genießen. Die Einheimischen sind nur selten begeistert, wenn Fremde auftauchen. Sie fürchten um ihren Besitz, ihren Status. Die Fremden werden deshalb oft zuerst als Gefahr wahrgenommen.

Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen, sagt Jesus auch zu uns. In der Öffentlichkeit und in den Medien wird über die Thematik der Asylbewerber vor allem in Verallgemeinerungen gesprochen. Da werden die Fremden schnell zu einer beängstigenden Masse, einer bedrohlichen Menge, in der der oder die Einzelne verloren zu gehen droht.

Das ist meine Einladung an Sie. Schauen Sie doch mal genauer hin. Da ist die Frau mit dem Kind, der Schwarze, der ganz verunsichert ist, weil er nicht weiß welches Essen er kaufen soll, oder der Mann aus Syrien, der nur arabisch spricht und den Brief der Behörde wirklich nicht lesen und verstehen kann (Ich auch nicht!).

Wir in Verl haben einen guten Anfang gemacht. Es gibt viel Unterstützung für die Menschen, die bei uns fremd sind. Das Droste Haus ist mit der Libelle schon seit Jahren aktiv in der Unterstützung der Menschen, die bei uns Hilfe suchen. Mit Hilfe von Verler Unternehmen werden Deutschkurse angeboten, Organisationen und Gemeinschaften spenden Geld für Hilfen zum Alltag. Kirche und Caritas geben Hilfen zum Lebensunterhalt. Eine große Anzahl einzelner Personen engagiert sich individuell in der Betreuung und Unterstützung bei der Bewältigung so vieler Hürden in unserer Gesellschaft. Die Medien berichten positiv über hilfreiche Aktivitäten in unserer Gemeinde. Mit Hilfe der politischen Gemeinde wird es einen „runden Tisch“ geben, um Hilfen zu koordinieren und zu verbessern und das alles ist gut so.

„Ich war ohne Heimat, und Ihr habt mich nicht aufgenommen“, dieser Satz Jesu muss uns auch weiter Stachel und Ansporn sein. Viele Menschen, auch in Verl haben es selbst kennengelernt, was es bedeutet als Flüchtling oder Vertriebener die Heimat zu verlassen, neu anzufangen, abgelehnt von den Einheimischen, weil jeder seine eigenen Sorgen hatte.

Ich habe auch keine Patentlösung für all die Fragen in diesem Zusammenhang. Aber lassen wir uns auch nicht entmutigen angesichts der Größe dieser Probleme. Nehmen wir die, die zu uns kommen, als Menschen wahr, als Kinder, Frauen und Männer mit Ängsten und Hoffnungen. Fragen wir sie, sprechen wir sie an in ihrem Fremdsein bei uns in Verl. Helfen wir, so, wie wir können. Das Gebet für Frieden und Versöhnung in allen Ländern, legt bei uns den Grundstein, das freundliche Gesicht und die wohlwollende Geste wird die Konsequenz sein und die Schätze der Kulturen anderer Menschen werden auch unser Leben reicher machen. Wenn wir so handeln, liegt Segen auf uns und wir werden zum Segen für Andere.

Ihnen für Ihre Familie und Ihr Tun, Gottes Segen und einen schönen Sonntag.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

Ostern 2015 „Habt keine Angst!“

Wort zum Sonntag – Ostern 2015 – „Habt keine Angst!“

Es gibt so schöne Plätze in Galiläa. Manche habe ich gesehen – See Genezareth oder den Jordan, Nazareth und den Berg Tabor. Es hätte so schön sein können. Jesus sitzt am See, die Menschen kommen in Scharen, die Jünger sorgen für Ordnung und er erzählt allen von der Liebe und Barmherzigkeit des Vaters. Alle haben Tränen in den Augen und gehen verzückt nach Hause. Dank guter Versorgung erreicht Jesus ein hohes Alter. Wie im Traum – so schön.

Nein – so ging das Leben von Jesus nicht weiter. Nein, das war nicht sein Ding. Sein Ziel war nicht Ruhe, war nicht Sicherheit, war nicht Schönmalerei einer Zukunft, die es so nicht geben konnte. Jesus wusste, dass es der Wunsch des Vaters war, seinen Auftrag zu erfüllen und diesen Weg konsequent zu Ende zu gehen. Jesus wusste, dass seine Anhänger schwach waren und ihn allein ließen. Jesus wusste, dass er sein Ziel nur über alle erdenklichen Tiefen des Lebens und über seelische und körperliche Schmerzen erreichen konnte. Er wusste, dass die Stunde kommt, wo niemand, niemand, außer dem Vater im Himmel ihm zur Seite stand. Und er hatte Angst, schreckliche Angst – Todesangst. In der Not zog er alle Register, er schrie und bettelte – er wollte aufgeben, aber er musste dadurch. Wie furchtbar, das geht nicht in unseren Kopf, dass kann niemand begreifen und dennoch ist es geschehen.

Wir Christen wissen, dass sein Leben durch den Tod zum Sieg führte. Wir wissen, dass sein Leiden, sein Kreuzweg, seine Schmerzen uns die Erlösung brachten. Darum dürfen wir Halleluja singen, darum dürfen wir uns freuen und jubeln. Gerade durch Jesu Kreuzweg haben wir die Kraft ihm zu folgen, in der Hoffnung auf ein Leben bei ihm und mit ihm. Der konsequente Weg Jesu ist unser Auftrag für diese Welt. Wir geben nicht auf! Wir halten durch! Wir machen uns auf den Weg, seinen Auftrag an allen Menschen zu erfüllen! Das ist nicht immer leicht. Das kostet Kraft. Das bringt uns manchmal zum Heulen. Und oft stehen auch wir kurz vor dem Aufgeben.

Gut, dass Jesus nicht aufgegeben hat. Gut, dass sein Glaube an seinen Auftrag, sein Glaube an den Willen des Vaters ihm Kraft verliehen hat, die alle menschliche Vorstellung übersteigt. Auch er hat mehr geschafft, als er sich streckenweise selbst zugetraut hat. Sein Sieg über Unrecht und Tod, über Erniedrigung und weglaufende Freunde, über Zweifel und Angst schenken uns das Halleluja dieser Tage.

Und so hat er uns, jedem von uns ein Erbe hinterlassen, das für uns Auftrag und Pflicht ist. Auftrag und Pflicht uns bei der Umsetzung anzustrengen bis zu Grenzen, die unsere Fähigkeiten fast übersteigen.

Und auch wir schaffen mehr, als wir glauben! Auch wir haben die Kraft, Belastungen und Schmerzen, Angst und Hoffnungslosigkeit auszuhalten, die unüberwindbar scheinen! Und am Ende steht auch für uns der Sieg. Am Ende haben auch wir gewonnen. Am Ende stehen die Freude und der Jubel über das Erreichte.

Sieg ist nicht unsere Heiligsprechung. Sieg ist nicht die volle Kirche. Sieg ist nicht die Rettung der Welt. Wir haben gewonnen, wenn wir uns einsetzen für den Auftrag Jesu Christi. Wir haben gewonnen, wenn wir unser Bestes geben. Wir haben gewonnen, wenn unsere Hoffnung uns auch durch die Dunkelheit trägt. Dann ist auch für uns Ostern. Dann ist der Sieg unser, den wir oft vor lauter Tränen, Verzweiflung und Angst aus den Augen verloren haben. Wir sind nicht Jesus, aber wir haben die gleiche Hoffnung, den gleichen Vater im Himmel. Und er hilft uns durch alle Nacht bis zum Ostermorgen. Lasst uns mit Freude auf den Lippen, mit Glanz in den Augen und mit liebendem Herzen zusammen einstimmen in das Halleluja. Christus lebt und auch wir werden leben! Halleluja. Frohe Ostern!

Ihnen und Ihren Familien, wünsche ich die Freude und den Frieden des auferstandenen Herrn. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

27.04.14 „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Wort zum Sonntag 27.04.2014 Halleluja, Halleluja, Halleluja!

Freude braucht nicht viele Worte. Wenn ich mich richtig freue, jemanden zu sehen, dann spüre ich sie, man liest sie einander von den Gesichtern ab. Manchmal spürt man Freude in der Luft. Freude braucht meist nicht viele Worte. Auch Osterfreude nicht. „Frohe Ostern.“ „Christ ist erstanden“. Mehr braucht es nicht. Oder doch?

Wenn man alles zusammen und etwas genauer betrachtet, gibt es selbst nach Ostern keinen wirklichen Grund zum Jubeln. Nein, wirklich nicht! Schon das Evangelium berichtet an mehreren Stellen über den Unglauben der Jünger. Da geraten Weltgesetze aus den Fugen, ein extrem schwerer Stein wird von einem Grab gewälzt, ein Jüngling in weißen Gewändern spricht im offenen Grab von Auferstehung – und das Ergebnis bei den Jüngern ist: Unglauben.

Kein Halleluja, keine Osterfreude, keine verzückten Herzen, keine jubelnden fröhlich schauenden Menschenmassen – eben wie bei uns – als wenn immer Karfreitag wäre.

Und diese wenig vorzeigbare Truppe verängstigter Menschen, sie nennen sich Jünger, bekommen trotzdem den weltverändernden Auftrag: Gehet hin in alle Welt und predigt der ganzen Menschheit diese gute Nachricht: „Der Herr ist auferstanden!“ Und der Auferstandene, unser Heiland, vertraut sich selbst und die ganze Welt damit einem Haufen an, der scheinbar total unqualifiziert ist für diese Aufgabe.

Aus Sicht des Auferstandenen macht es wohl trotzdem Sinn, seine ungläubigen Freunde nicht abzuhaken, nicht aufzugeben, ja, es macht für ihn Sinn, dass ausgerechnet sie den Glauben an den Auferstandenen leben, feiern und weitergeben bis heute. Wir sehen hier keine Helden und Heldinnen, sondern schwache Menschen mit teils ungläubigen und harten Herzen, die, trotzdem, und gerade deshalb, seine frohe Botschaft verkünden. Und das passt! Denn am Kreuz ist mit Jesus auch der Größenwahn der Jünger gestorben, sie könnten mit Jesus mithalten, sein Schicksal aufhalten oder sogar teilen. Am Kreuz ist ihr gewünschtes Gottesbild eines strahlenden Helden gestorben.

Darum kann man zusammenfassen: Es geht bis heute gar nicht anders als mit und durch Glauben und Unglauben, Verzagtheit und Hoffnung, Ende und Neuanfang. Eigentlich muss man jedes Projekt und jede Gemeinschaft, die nur strahlende und gewinnende Glaubenshelden will und sich davon abhängig macht, wirklich mit Vorsicht betrachten. Nie im Leben ist immer alles einleuchtend, beeindruckend und voller Glanz und Perfektion.

Und so wird die gute Botschaft, die frohe Botschaft weiter gesagt, durch und mit schwachen Menschen, davon sind auch die amtlichen Jünger nicht ausgenommen.

Diese Botschaft klingt hinein in unseren Alltag nach Ostern, in die Trauer über Menschen, die gestorben sind, in den Kummer über gescheiterte Beziehungen, in unser Unvermögen, dauerhaft friedvoll zu sein, in unseren uns manchmal überfordernden Arbeitsalltag – in alles das, was in unserem Leben gerade nicht gut und rund läuft. Und mitten in diesem Unglauben, der auch uns manchmal befällt, gibt es doch gerade und immer wieder Grund zum Jubeln. Wir leben in der Härte der Welt und hören doch: Sagt es allen weiter. Das Leben siegt! Wir sind nicht alleine, Emmaus geschieht jeden Tag, auch in Verl.

Nur so geht unsere Glaubensrechnung auf. Zusammengefasst ist es eine geistreiche Rechnung. Darum – wenn ich nicht dauerhaft glanzvoll sein muss, wenn ich nicht immer der Held sein muss, wenn ich zunächst so sein darf, wie ich bin, mit meinen Stärken und Schwächen, auch mit meinen Zweifeln und mit meinem oft kleinen Mut, dann rechne ich mich gerne zu der Gruppe, die aus überzeugtem Herzen und mit fröhlichem Gesicht zu guten Zeiten singt: Halleluja, Halleluja, Halleluja! Bitte mitsingen! Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

15.06.14 „Brot für viele Menschen“

Wort zum Sonntag 14./15.06.2014 Brot für viele Menschen“

Liebe war das nicht, wenn früher Katholiken und Protestanten am Fronleichnams- oder Reformationsfest sich gegenseitig gepiesackt haben, indem sie jeweils am Feiertag des anderen Gülle ausgefahren haben! Glücklicherweise ist das heute anders. Wir Sürenheider freuen uns, dass wir erstmalig – wenn auch aus der Not – in unserem Stadtteil, hoffentlich mit vielen hundert Christen – katholisch, evangelisch, koptisch, syrisch orthodox, aramäisch, syro malabar – protestieren können und dürfen, bezeugen, dass unser Gott die Menschen auf-sucht. `Protest´ kommt nämlich von `bezeugen´. Ein tolles ökumenisches Geschenk kommt dazu, dass ein Prozessionsaltar an der evangelischen Auferstehungskirche aufgebaut wird.

Gott aus den Kirchen hinaustragen und hinein in das Land – hin zu den Menschen. Gott unter die Menschen tragen, das ist eigentlich das große Anliegen von Jesus gewesen und gilt somit für alle christlichen Konfessionen. Jesus brachte Gott zu den Menschen, die krank sind oder alleine, die ein Fest feiern oder traurig sind, die Angst haben und die im Sterben liegen. Darum gehört auch unser gelebter Glaube in die Straße und zu den Menschen. Unser Glaube ist nur ehrlich und überzeugend, wenn wir – jeder und jede von uns – den geschenkten Glauben weitergeben, in der Begegnung mit dem Andren. Darum sind sehr viele kleine Fronleichnamsprozessionen im Jahr not-wendig.

Papst Franziskus sagte zu Pfingsten: >Wir brauchen eine Kirche, die nicht in ihren historischen Mauern auf die Gläubigen wartet, sondern die überrascht, die durcheinanderbringt, die nicht nur harmlos ist und ihre Geschichte pflegt, sondern die die Christen – auch den Klerus – antreibt „hinauszugehen“. Das ist die geisterfüllte Kirche, die die Menschen braucht<. Ähnlich hat Martin Luther das auch schon vor 500 Jahren gesagt. Mich macht diese Aussage froh und gibt mir Hoffnung und Kraft, weil ich glaube, dass durch Franziskus das nächste Reformationsfest unserer Geschichte eingeläutet wird, diesmal auf der katholischen Seite.

Und wenn wir dann am Fronleichnamsfest durch die Straßen ziehen, mit dem Brot des Lebens in der Monstranz, das für uns Jesus Christus ist, dann ist das Brot auch ein Bild für das, was satt macht und Leben wertschätzt und erhält. Es ist ein Bild unseres Gottes, der es gut mit uns meint und der da ist für alle und jeden Menschen, in allen Winkeln unserer Dorfgemeinschaft, unserer Stadt und unserer ganzen Erde.

Doch nicht nur Jesus Christus ist Brot für uns, auch wir sind Brot füreinander wie der Schriftsteller und Priester Lothar Zenetti in einem bekannten Lied schreibt: „Als Brot für viele Menschen hat uns der Herr erwählt, wir leben füreinander, und nur die Liebe zählt!“

Es ist schwer, jeden Tag ein guter und bekennender Christ zu sein. Aber so ein Feiertag wie Fronleichnam macht Mut, es immer wieder zu probieren, besonders wenn man sieht, dass man nicht alleine ist. Wenn man sieht, dass viele unterwegs sind. Wenn man spürt, dass es gut tut, mit vielen anderen Menschen guten Willens, unseren Gott zu bezeugen.

Ihnen einen gesegneten Sonntag – und dann: bis zur Demo am Donnerstag!

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

Pfingsten 2015 „Sprachbarrieren“

Wort zum Sonntag – Pfingsten 2015 – „Sprachbarrieren“

„Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elsamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Lybiens ………..“

Die Überwindung sämtlicher Sprachbarrieren – das war damals ein Ereignis. So etwas könnte man heute brauchen. Ein Pfingstwunder in den Fußgängerzonen unserer Städte – und alle würden die gleiche Sprache sprechen. Oder das Sprachenwunder in unseren Kindergärten und Grundschulen – und alle Schüler würden verstehen, was die Lehrerin wirklich meint. Pfingsten bei Tönnies und in manchen Krankenhäusern, und der Arbeitgeber bräuchte keinen Dolmetscher mehr. Der Heilige Geist bei uns im Sozialamt – und die Mitarbeiter könnten sich mit den Asylbewerbern ohne Missverständnisse unterhalten – ich könnte ihn auch gebrauchen.

Noch einfacher wäre es, der Heilige Geist würde allen Menschen – auch den Katholiken und Protestanten – über Nacht die gleiche Sprache vermitteln.

Das wäre doch ein Pfingstwunder, nach dem Geschmack vieler Menschen von heute.

Wäre das wirklich so einfach? Sind dann wohl alle Probleme gelöst, wenn alle die gleiche Sprache sprächen?

Es geht doch nicht darum, dass jeder unsere Gebete betet. Und es geht auch nicht darum, dass alle sich so anziehen, wie wir das zu tun pflegen. Es geht nicht um Sprache, nicht um Kleidung, nicht um Essen und auch nicht um Anpassung. Zu einem gedeihlichem Miteinander, zu einem wirklichen, einem friedlichen Miteinander wird es erst dann kommen, wenn man sich gegenseitig versteht. Und dazu gehören immer zwei. Verstehen ist ein wechselseitiges Unterfangen. Das hat etwas mit Kennen zu tun, mit Verständnis und Toleranz füreinander. Dazu reicht nie aus, dass Einer sich anpasst. Um einander zu verstehen, müssen zwei aufeinander zugehen. Das ist bei Kirchen so, bei Freunden und in der Ehe auch.

Nicht um die Sprache, nicht um das Sprechen geht es, sondern um das Verstehen! Dort nämlich, wo Menschen sich verstehen, da werden Grenzen wirklich überwunden. Da spielen Hautfarben keine Rolle mehr. Da sind andere Sprachen, andere Kulturen, nichts Bedrohliches mehr, sondern eine Bereicherung. Wo Menschen das Leben und die Bräuche, den Glauben und die Kultur, die Ängste und die Hoffnung von anderen kennen und verstehen lernen, da gewinnt das Leben einen ungeahnten Reichtum.

Die Menschen beim ersten Pfingstfest haben auch weiter verschiedene Sprachen gesprochen und doch war eine Einheit zu spüren. Und das kann uns Mut machen darauf zu hoffen, dass der Heilige Geist uns hilft, dass die Verschiedenheit die wir Menschen haben – auch in den Religionen – eine versöhnte Verschiedenheit ist, in der wir zunächst einander akzeptieren, so wie wir sind und dann weiter zueinander finden.

Diese Akzeptanz muss das Ziel sein, denn genau darum geht es letztlich auch Gott.

Das wäre das Pfingstwunder für heute. Wenn Menschen die Gräben im Denken zu überwinden beginnen, sich füreinander interessieren und immer mehr verstehen. Ich glaube, das wäre ein Pfingsten nach Gottes Geschmack. Und Gott hat seine Freude an Verl, sieht er doch die vielen, die seinen Auftrag verstanden haben. Und das muss und wird weiter gehen, und deshalb lade ich alle ein mit mir zu beten: Komm Heiliger Geist, lass uns diese Welt menschlicher machen. Lass uns wirklich aufeinander zugehen mit all unseren Unterschieden. Und fange bei mir an!

Gesegnete Pfingsten! Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

12.07.15 „Gott spielt in meinem Leben keine Rolle“

Wort zum Sonntag 12.7.15 „Gott spielt in meinem Leben keine Rolle“

Wahrscheinlich werde ich Sie mit den folgenden Sätzen ganz schön schockieren. Aber „sich outen“ ist in. Wowereit und Westerwelle haben öffentlich gemacht, dass sie schwul sind. In Verl outen sich Menschen, dass sie Alkoholiker sind. Bei vielen Menschen kann man sichtbar erleben, dass sie ohne ihr Smartphone nicht mehr leben können.

Sorry, aber heute und hier will ich mich auch outen. Ich kann und will es nicht mehr für mich behalten. Dieses Jahr bin ich 30 Jahre Diakon, war auch vorher bei Kirche und Kolping ganz aktiv und möchte es auch bleiben, denn meine Eltern haben einen tragfähigen Grund für mein Glaubensleben gelegt. Viele überzeugte Christen, tolle Priester und Ordensleute haben meinen Glaubensweg begleitet, sicher nicht zuletzt auch meine Frau.

Und dennoch! Ich will ehrlich und offen sein. Und es ist wirklich so! Der Gott, von dem ich so viel gehört und gelesen habe, er spielt in meinem Leben keine Rolle! Dazu stehe ich! Gott hat keine Rolle in meinem Leben – und das bleibt so!

Dennoch liebe ich meinen Gott! Ich bin be-geistert von ihm! Ohne ihn wäre mein Leben arm und blass. Er gibt meinem Leben Inhalt und Richtung! Er sagt mir, was gut und was richtig ist. Er führt meine Hand bei jeder Versöhnung. Dennoch hat mein Gott keine Rolle in meinem Leben, mein Gott ist nämlich kein Schauspieler. Der Gott, der meinem Leben Sinn gibt ist Regisseur!

Ein Schauspieler ist Träger einer Rolle. Die dargestellte Person ist nicht echt. Schauspieler versuchen mit Sprache, Mimik und Gestik eine Rolle zu verkörpern. Schauspieler sind Personen, die in Theater, Film oder Fernsehen unter Anweisungen oder improvisierend in der darstellenden Kunst tätig sind.

Unser Gott ist doch kein Schauspieler, nein er will Regie in meinem Leben führen und er will sein Kunstwerk Mensch am Leben erhalten. Das Produkt eines Regisseurs stellt nämlich ein eigenständiges künstlerisches Werk dar. Er besitzt das Urheberrecht am entstandenen Kunstwerk. Und darum bin ich sein Geschöpf, sein geliebtes Kind – und bleibe das.

Ich bin Träger der Rolle und es ist mein Auftrag seinen Anweisungen zu folgen, wenn das Werk gelingen soll. Wenn ich seinen Wünschen folge, dann entsteht das Kunstwerk meines Lebens, dann hat mein Leben Erfolg, dann kann ich die Menschen erreichen und ihnen helfen, dann kann ich ein kleines Stückchen Himmel auf die Erde holen.

Egal, wie alt ich werde, ich werde wohl Auszubildender bleiben. Meine mir zugedachte Rolle wird wohl nie perfekt werden. Aber ich übe, ich übe jeden Tag neu – und das darf ich, bis zum letzten Tag meines Lebens.

Ich bin dankbar für meinen Regisseur, der mich bis heute begleitet hat und auch morgen noch Regie führen wird. Er spielt wahrhaftig keine Rolle. Sein einziger Wunsch ist, dass mein und Ihr Leben gelingen. Dafür gibt er uns Anweisungen zum Leben, nicht nur in der Bibel, sondern auch täglich neu. Wir müssen aber auch hinhören! Dann müssen wir uns auf ihn und sein Ziel für unser Leben einlassen und dieses umsetzen, so wie er unsere Wünsche kennt und in seine Planung einbaut. Das ist die Chance unseres Lebens. Wenn wir uns auf Gott als Regisseur einlassen, ist unser Leben „Oscar reif“! Dann haben wir gewonnen, dann ist unser Leben ein Erfolg – und vielleicht gibt es dann auch Applaus, aber lieber erst im Himmel.

Ihnen noch schöne – nicht zu heiße Sommertage und vertrauen Sie ruhig ihrem Regisseur, dann wird Ihr Leben bestimmt gelingen. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

11.10.15 „Wie heißt DU?“

Wort zum Sonntag 10./11.10.2015 „Wie heißt DU?“

Was sagen Sie eigentlich zu Ihm? Wie sprechen Sie IHN an? Wissen Sie überhaupt wie Gott heißt? Ich meine, was sein Name ist? Sie sprechen doch auch jeden Tag mit ihm, oder? Ich hab schon so viele Namen ausprobiert. Einfach nur Gott – oder Vater oder Freund oder Jesus. Aber das bringt mich nicht wirklich näher. Das schafft keine innige Verbindung. Dadurch habe ich nicht wirklich eine emotionale Beziehung zu ….. ?, zu dem, den viele einfach nur Gott nennen.

Manchmal sage ich auch – meistens abends im Bett: „Hei Chef, da bin ich wieder!“. Und dann erzähle ich ihm von meinem Tag. Eigentlich blöd, oder? Er – egal wie er heißt – jedenfalls Gott, weiß das doch. Im Psalm 139, lange vor Christus schon gebetet, heißt es doch: „Wo immer ich auch bin, Du weißt es, was immer ich tue, Du siehst es!“. Das haben Sie nicht so gerne? Das macht Ihnen Angst? Mir nicht, nicht mehr. Denn zu dem, dessen Name ich nicht weiß, traue ich mich auch zu sagen: „Sch ……, war nix, was ich da heute gemacht habe“. Und ER gibt mir die Chance es morgen besser zu machen.

Mit dem Namen von diesem einen Gott, da haben es die Muslime besser, oder sie sind einfach nur kreativer, wenn sie von den 99 Namen Allahs sprechen. Oder die Indianer früher, sie sprachen nur vom „großen Mannitou“, oder die Juden, die unseren gemeinsamen Gott nur „Jahwe“ nennen.

Aber es ist doch eigentlich so egal, wie Gott heißt – in echt meine ich. Jesus sagte damals „Abba – Papa“. Das ist sicher ein guter Name. Aber dann denke ich auch sofort an meinen Papa – und der war bei weitem nicht Gott, aber er war ein toller Papa. Ich wollte nie einen anderen, weil es keinen besseren auf der Welt gab. Vielleicht ist Papa, dann doch ein passender Name für unsern Gott!? Aber kann man zu jemandem Papa sagen, der eigentlich auch Kind ist, der auch Nachbar oder Asylbewerber ist, oder Ehepartner und Freund. Der auch neben mir im Krankenbett liegt, der meine Hand hält und mir die Angst nimmt, wenn er mich denn dann zu sich ruft? Mutter Teresa hat in jedem Menschen das Angesicht Gottes gesehen, das gab ihr Kraft für ihre große Liebe – so oft finde ich ihn im Alltag nun doch nicht.

Mein Papa sagte öfter zu uns Kindern: „Egal, und wenn ihr anderer Leute Häuser ansteckt – kommt nach Hause, ich helfe euch!“ Vielleicht sage ich doch jetzt Papa zu unserem Gott. Denn so einen brauche ich, immer öfter, eigentlich täglich. Aber manchmal will ich trotzdem auch Freund sagen oder Chef oder Jesus und vielleicht kommt irgendwann die Stunde, wo ich ihn mit einem neuen, vielleicht seinem richtigen Namen anspreche und laut nach ihm „Mama“ schreie.

Wissen Sie was? Sagen Sie doch zu Gott was Sie wollen, aber sprechen Sie mit IHR oder mit IHM! Er wartet täglich auf Sie. Er liebt Sie, denn es ist der eine Gott aller Menschen – mein Gott, Dein Gott, Ihr Gott – der Gott der Kinder und der Sterbenden, der Gott der Manager und der Flüchtlinge, der Gott der Reichen und der Suchenden, der Gott aller Menschen, egal welcher Sprache, egal wie sie zu ihm beten, schreien oder vielleicht in großer Not und Verzweiflung auch schweigen. Er spricht jede Sprache, auch Vierler Platt.

Ich werde ihm einfach weiter jeden Abend von meinem Tag berichten. Manchmal kommen Sie darin auch vor.

Ihnen gute Gespräche und einen gesegneten Sonntag. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

29.11.15 „Zeig der Welt ein menschliches Gesicht!“

Wort zum Sonntag 29.11.2015 – 1.Advent – „Zeig der Welt ein menschliches Gesicht!“

„Es war einmal ein frommer Mann, der wollte schon in diesem Leben in den Himmel kommen. Darum bemühte er sich ständig in den Werken der Frömmigkeit und Gottesliebe. So stieg er auf der Stufenleiter der Vollkommenheit immer höher empor, bis er eines Tages mit seinem Kopf in den Himmel ragte. Aber er war sehr enttäuscht: Der Himmel war dunkel, leer und kalt. Denn Gott lag auf Erden in einer Krippe“.

Warum schaffen wir den Advent nicht einfach ab? So viele stöhnen über den vorweihnachtlichen Stress. Die Geschäfte sind voll. Die Idee für das richtige Weihnachtsgeschenk fehlt, für echt tolle Geschenke fehlt das Geld und die erforderlichen Besuche sind oft nervig.

Ich selber finde den Advent toll, nicht unbedingt die überall dudelnde Weihnachtsmusik und all diesen Rummel – die Hoffnung ist für mich das Geschenk dieser Zeit. Und was hoffe ich? Worauf warte ich? Eigentlich auf nichts anderes als das ganze Jahr über. Ich hoffe darauf, dass das was jetzt ist, nicht alles ist. Ich hoffe und warte: auf Frieden, auf ein Leben ohne Terror und Gewalt, auf Brot und ein festes Dach über dem Kopf für Jedermann. Ich hoffe, und arbeite daran, dass es mir immer wieder gelingt dem Nächsten freundlich zu begegnen und das richtige Wort in der richtigen Situation zu finden.

Für solche Hoffnung steht mein Glaube an den „der kommt im Namen des Herrn“. Und darum versuche ich diesem Glauben Inhalt zu geben in meinem Leben. Jeden Tag neu versuche ich sein Gebot: „Liebet einander, wie ich euch geliebt habe“ zu leben und das ist wahrlich leichter geplant als getan – verstehen Sie auch, oder?

Im Alltag bedeutet das für mich: für den Anderen offen sein, ihm Hoffnung zum Leben zu ermöglichen und den Menschen, denen ich begegne wenigstens ein kleines Licht in ihrer Dunkelheit zu geben, denn bei manchen ist es sehr düster.

Meine Hoffnung für das Leben, nicht nur im Advent, ist so wie ein großes rundes Brot, das man zusammen essen muss – und erst dann werden alle satt.

Diese Liebe die ich dem Anderen geben möchte, durch Offenheit, Toleranz und Geschwisterlichkeit wird für jeden und in jeder Situation anders aussehen. Einer braucht das offene Ohr, die andere die materielle Hilfe, einer Zeit und einen Besuch, eine Ermutigung und Trost, einer Fürsprache und Unterstützung, an anderer Stelle erfordert es unseren Protest und Widerspruch.

„Zeig der Welt ein menschliches Gesicht!“ war die Botschaft, die viele Teilnehmer des Kolpingtages mit nach Hause genommen haben. Zeig der Welt das menschliche Gesicht, in dem Gott durch mich dem Menschen mir gegenüber sagt: „Du bist mein geliebtes Kind!“ „Ich bin bei Dir! Hab keine Angst. Ich helfe Dir!“

Darum sollten wir den Advent bloß nicht abschaffen. Advent ist der Anfang eines neuen Kirchenjahres. Und jeder Anfang hat seine Chance. Eine Chance für uns zu erkennen, Gott kommt nicht erst in die Welt, er ist längst da, angekommen auch in mir.

Meine Worte und mein Schweigen, mein Tun und meine Hilfe, sind sein Tun an den Menschen. Dieses göttliche in uns hilft leben, nimmt die Angst, gibt Hoffnung und Zuversicht. Darum ist Advent mehr als Geschenke planen, mehr als Kerzenschein, mehr als Weihnachtsmusik.

Advent ist gelebte Hoffnung, gesegnete Zeit, Licht im Dunkeln, gezeigte Liebe.

Die Grenze zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und den Menschen ist längst geöffnet, die Mauer, der Schlagbaum zwischen Gott und den Menschen sind gefallen als Christus unser Bruder und Mensch wurde. Darum – Gott ist längst da, auch in Verl, auch bei Ihnen auch bei mir.

Ich habe es verstanden: Den Advent abschaffen? – mit mir nicht!

Schauen Sie dem Anderen ins Gesicht, auf der Straße, im Gottesdienst, im Sprach Café, im Supermarkt, im Partner – Sie werden Gott erkennen – das ist sein Advent.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)