Wort zum Sonntag 26.01.2019 „Wer bittet, empfängt?“
„Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet“, so steht es in der Bibel im Lukasevangelium – in der „Frohen Botschaft“. Und in jedem Gottesdienst wird „gebittet“, alle Mitbeter unterstützen diesen Ruf. Das „Vater Unser“ ist auch reich an Bitten. Die leisen Gebete im Bett, im Krankenhaus oder sogar in der Schule habe große Anteile an Hilfeschreien zu unserem Gott. Viele Lieder im kirchlichen Gesangbuch sind ausnahmslos Bitten, dass unser Gott doch eingreifen möge in die Abläufe unseres Handelns auf dieser Erde. Und – was hilft es? Wem nützt es? Uns – wir haben wieder ein gutes Gewissen, und dann – weiter so!
Und es explodieren weiter die Bomben in Afghanistan, die Kinder verhungern im Jemen, die Menschen ersaufen im Mittelmehr und Idioten regieren in vielen Ländern der Erde.
Aber wir lehnen uns zurück in die Kirchenbank und geben 2 Euro in den Kollekten Korb. Wir genießen unser Essen, nachdem wir Gott gebeten haben auch in Mali die Menschen zu sättigen. Wir schaffen es nicht die Hand zur Versöhnung zu reichen, und bitten um den Frieden in Syrien. Wir schimpfen über den Bischof und den Missbrauch in der Kirche und vergessen unsere eigenen nicht guten Gedanken, vielleicht auch Taten der Vergangenheit.
Für all die Vorgänge, Taten, Kriege, für alles Elend dieser Welt schieben wir die Lösungsverantwortung auf unseren Gott, denn wir bitten ihn ja um Hilfe, er ist doch allmächtig.
Dieser unser Gott hat Uns diese Erde geschenkt, anvertraut, geliehen. Es ist unser Job, unser Auftrag, unsere Pflicht, diese Welt, in der wir es uns oft sehr bequem machen, schöner zu machen, friedlicher, gesünder, lebenswerter für alle.
Wir dürfen uns nicht zurücklehnen und beten. Wir müssen schreien, aufstehen, demonstrieren, teilen, helfen. Wir haben die Verantwortung. Wenn wir, die wir reich sind, die wir warm in der Wohnung sitzen und oft Speck ansetzen, aber nicht den Weg zur Versöhnung gehen, nicht den Fremden willkommen heißen, uns nicht berühren lassen von den ausgemergelten Kindern, nicht von den versteppten Urwäldern – warum sollte unser Gott etwas tun?
Dennoch sind unsere Bitten richtig und wichtig. Sie sind richtig, wenn sie unser Denken und unser Tun verändern. Darum lasst uns immer wieder mit froher Hoffnung unsern Gott bitten:
„Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.“ (Franz von Assisi)
Sorry, Ihnen trotzdem, nein deshalb, einen gesegneten Sonntag.