Wort zum Sonntag 26.01.2019 „Wer bittet, empfängt?“

Wort zum Sonntag 26.01.2019 „Wer bittet, empfängt?“

„Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet“, so steht es in der Bibel im Lukasevangelium – in der „Frohen Botschaft“. Und in jedem Gottesdienst wird „gebittet“, alle Mitbeter unterstützen diesen Ruf. Das „Vater Unser“ ist auch reich an Bitten. Die leisen Gebete im Bett, im Krankenhaus oder sogar in der Schule habe große Anteile an Hilfeschreien zu unserem Gott. Viele Lieder im kirchlichen Gesangbuch sind ausnahmslos Bitten, dass unser Gott doch eingreifen möge in die Abläufe unseres Handelns auf dieser Erde. Und – was hilft es? Wem nützt es?  Uns – wir haben wieder ein gutes Gewissen, und dann – weiter so!
Und es explodieren weiter die Bomben in Afghanistan, die Kinder verhungern im Jemen, die Menschen ersaufen im Mittelmehr und Idioten regieren in vielen Ländern der Erde.
Aber wir lehnen uns zurück in die Kirchenbank und geben 2 Euro in den Kollekten Korb. Wir genießen unser Essen, nachdem wir Gott gebeten haben auch in Mali die Menschen zu sättigen. Wir schaffen es nicht die Hand zur Versöhnung zu reichen, und bitten um den Frieden in Syrien. Wir schimpfen über den Bischof und den Missbrauch in der Kirche und vergessen unsere eigenen nicht guten Gedanken, vielleicht auch Taten der Vergangenheit.

Für all die Vorgänge, Taten, Kriege, für alles Elend dieser Welt schieben wir die Lösungsverantwortung auf unseren Gott, denn wir bitten ihn ja um Hilfe, er ist doch allmächtig.

Dieser unser Gott hat Uns diese Erde geschenkt, anvertraut, geliehen. Es ist unser Job, unser Auftrag, unsere Pflicht, diese Welt, in der wir es uns oft sehr bequem machen, schöner zu machen, friedlicher, gesünder, lebenswerter für alle.
Wir dürfen uns nicht zurücklehnen und beten. Wir müssen schreien, aufstehen, demonstrieren, teilen, helfen. Wir haben die Verantwortung. Wenn wir, die wir reich sind, die wir warm in der Wohnung sitzen und oft Speck ansetzen, aber nicht den Weg zur Versöhnung gehen, nicht den Fremden willkommen heißen, uns nicht berühren lassen von den ausgemergelten Kindern, nicht von den versteppten Urwäldern – warum sollte unser Gott etwas tun?
Dennoch sind unsere Bitten richtig und wichtig. Sie sind richtig, wenn sie unser Denken und unser Tun verändern. Darum lasst uns immer wieder mit froher Hoffnung unsern Gott bitten:
„Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.“ (Franz von Assisi)
Sorry, Ihnen trotzdem, nein deshalb, einen gesegneten Sonntag.

Wort zum Sonntag Jahreswechsel 2018/2019

Wort zum Sonntag Jahreswechsel 2018/2019

Diese Ballerei an Sylvester brauche ich nicht mehr. Die Kinder sind aus dem Haus und die Luft ist schmutzig genug. Es reicht, dass ich mit meinem alten Diesel nicht mehr überall hinfahren darf. Aber, wenn man die Freude in den Augen der Kinder sieht, wenn die bunten Sterne „vom Himmel fallen“, möchte man vielleicht doch alle Augen zudrücken – oder, gerade deshalb, aufmachen.
Ein neues Jahr, einen neuen Anfang feiern und froh nach vorne schauen, das tut schon gut.
Es war Dag Hammarskjöld, der damalige Generalsekretär der Vereinten Nationen, der zum Jahreswechsel in sein Tagebuch schrieb:
Für das Vergangene: Dank – Für das Kommende: Ja!“
Worte von einem Mann, der sich bis zum „Geht nicht mehr“ für den Frieden in der Welt und die Verständigung unter den Völkern eingesetzt hat. Er starb nach einem Flugzeugabsturz, der wahrscheinlich ein Attentat war. Nach seinem Tod hat man erst sein Tagebuch gefunden und erkannt, dass er ein tiefgläubiger Mensch gewesen ist. Dieser Satz im Tagebuch richtete sich eigentlich an Gott:
Für das Vergangene: Dank – Für das Kommende: Ja!“
Für Gutes und Schönes dankbar zu sein, ist ja wirklich eine gute menschliche Tugend.
Aber können wir auch für Schmerzhaftes und Dunkles dankbar sein?
Ein bisschen älter bin ich ja schon und wenn ich zurückschaue, kann ich erkennen, dass auch schmerzende Stunden oft ihren Sinn haben. Das kann ich aber nur im Rückblick erkennen. Und darum bin ich dankbar dafür und möchte die meisten nicht missen.
An allen Ecken, am Telefon und im Internet hört und liest man in diesen Tagen: “Ein gesegnetes Neues Jahr!“ Aber, was meinen wir damit eigentlich? Denn, das kann noch so aus dem Herzen kommen, dennoch wird sich auch im Jahr 2019 Schlimmes ereignen. Und was in meiner Familie passiert, mit meinen Freunden oder mit mir, wer weiß das?
Manche sagen „Wie gut, dass man nicht weiß, was kommt!“ und verstecken dahinter ihre Angst.
Nochmal Dag Hammarskjöld vor ungefähr 60 Jahren:
Für das Vergangene: Dank – Für das Kommende: Ja!“
Wenn man heute weiß, dass er bald darauf dem Attentat erlag, haben diese Sätze ein besonderes Gewicht. Im Blick auf eine uns unbekannte Zukunft blind „Ja“ sagen, das braucht Mut und viel Vertrauen – Gottvertrauen. Sollten wir das eigentlich nicht alle haben, vielleicht gelernt von unseren Eltern oder Großeltern? Würden wir sonst morgens überhaupt noch aufstehen können?
Es ist gut, dass die meisten Menschen so viel Grundvertrauen, auch vielleicht Glauben haben, dass sie immer wieder neu beginnen – trotz vieler schlimmer Erfahrungen.
Das können wir wahrscheinlich nur, weil wir die uns geschenkte Zeit vor einem größeren Horizont sehen wollen und dürfen. Geht mein Blick nur bis zum Platz in der Holzkiste, oder wage ich, versuche ich auch, darüber hinaus zu glauben und zu hoffen?
Ein Name für diesen unendlichen Horizont, diese unbeschreibliche Weite, ist „Gott“. Wir Christen glauben, dass dieser Jesus, dessen Geburtsfest gerade hinter uns liegt, in unsere kurze Zeit hier auf Erden eingetreten ist und uns durch seine Liebe täglich nahe ist. Wir glauben, dass unser Leben nicht einfach zu Ende geht, sondern eine unbeschwerte und glückliche Zukunft bei ihm wartet.
Und diese nicht endende Liebe, die leuchtet auch in unsern grauesten Alltag, die bringt auch Licht in unser Dunkel, wenn wir die Augen und unser Herz öffnen.
Darum dürfen auch wir „Danke“ sagen für 2018 und „Ja“ sagen zu jedem neuen Tag und zum neuen Jahr 2019.
Von ganzem Herzen wünsche ich Ihnen darum: „Ein gesegnetes neues Jahr!“
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

 

Wort zum Sonntag 04.11.2018 – „Er freute sich!“

Wort zum Sonntag 04.11.2018 – „Er freute sich!“

Wahnsinn – das glaubt mir kein Mensch! Aber ich habe es gesehen! Das kann man sich kaum vorstellen. Jesus, eigentlich elendig und traurig am Kreuz hängend, strahlte über alle vier ……., ok, über alle zwei Backen. Wenn Sie da waren, haben Sie es bestimmt auch gesehen. Vor drei Wochen war das, unser Gottesdienst zum Erntedankfest in der St. Judas Thaddäus Kirche. So viele Kinder mit jungen Eltern, teils mit Oma und Opa, waren bei uns in der Kirche. Und sie haben lauthals gesungen, sie haben geklatscht und sich gefreut. Und am letzten Sonntag wieder – Krabbelgottesdienst im Pfarrheim und anschließend in der Kirche. Es muss Jahre her sein, dass Jesus so viele frohe und glückliche Kinder in der Kirche gesehen hat. Endlich wurde er gehört. Endlich haben sie sich an seine Worte erinnert: „Lasset die Kinder zu mir kommen!“

Und dann in der Kirche das begeisterte lautstarke Lied der Kinder: „Gottes Liebe ist so wunderbar!“ und alle haben mitgemacht. Auch die Grauhaarigen und die ohne Haare, auch die, die ich in der Kirche noch nie lächeln gesehen habe. Es war ein toller Moment. Alle Beter hatten erkannt: Gottes Liebe ist soooo groß und noch viel größer, soooo weit und noch viel weiter“.

Ob Judas Thaddäus, dessen Patronatsfest wir gefeiert haben und der als Helfer in verzweifelten Situationen angerufen wird, seine Hände da mit im Spiel hatte? Ob er den Menschen auch in Verl zeigen wollte, wie Glaube auch gelebt werden kann und eigentlich sollte? Dass die Kirchen nicht immer leerer werden müssen. Die Kinder haben es uns allen mal gezeigt – mit strahlendem Gesicht, mit Freude beim Gesang und Glanz in den Augen.

So wie ich Jesus dann da am Kreuz gesehen habe, mit Freude in den Augen, wurde mir ganz klar. So geht’s und nur so geht’s. Wir Christen müssen unseren Glauben, unsere Begeisterung und Freude auch leben und zeigen. Nicht nur im stillen Kämmerlein und jeder für sich. Denn nur so sind wir glaubwürdig. Nur so haben wir für unsere Zukunft und die unserer Kinder eine Chance.

„Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder!“ sagt Jesus, dann werdet ihr das Himmelreich nicht erhalten und da möchte ich doch auch gerne hin – schon wegen der Kinder (und natürlich wegen meiner Frau, die auch dort sein wird). Und diese Gemeinschaft könnte ich dann locker bis in alle Ewigkeit aushalten.
Das ist der Kern unseres Glaubens – Gottes Liebe ist grenzenlos. Das ist seine Frohe Botschaft. Und darin steckt für uns Christen jeden Tag, jede Stunde die große Chance, die Vergangenheit zu vergessen und neu anzufangen. Geben wir allen unseren Kindern die Chance, diese Freude des Glaubens im Alltag und in der Kirche zu erleben – sie haben es verdient. Freuen wir uns mit den Kindern und allen Menschen guten Willens, auch bei aller Schuld, die wir vielleicht mit uns tragen. Wir von Gott Geliebten können das und dürfen das, denn „Gottes Liebe ist so wunderbar, sooo wunderbar groß – und noch viel größer“.

Und wenn Sie, wie bei der Taufe versprochen, ihre Kinder an die Hand nehmen und mit Ihnen wiederkommen, könnte dieser dann dauerhaft strahlende Jesus – auch in den anderen Kirchen -, für Verl eine beispielhafte Attraktion werden.

Ihnen einen gesegneten Sonntag. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

Wort zum Sonntag 09.09.18 „Ich bin bei Euch“

Wort zum Sonntag 09.09.18 „Ich bin bei Euch“

Als ich Kind war, lange her, mussten wir natürlich in die Sonntagsmesse – keine Frage.  Wir hatten damals einen Pfarrer, 2 Vikare und einen Kaplan und ein paar Pensionäre. Fünf Messen gab es jeden Sonntag. Die Kirche war immer rappelvoll, selbst hinten gab es oft kaum noch Stehplätze und einige verfolgten das ganze Geschehen draußen vor den Kirchentüren – sie bekamen kaum was mit. Man ging aber halt zur Kirche. Und wir Kinder mussten regelmäßig wieder aufstehen, wenn in der letzten Minute noch einige erwachsene Gottesdienstbesucher kamen. Manche hatten sogar reservierte (bezahlte) Plätze mit Messingschildern. Viele Ältere sagen heute noch, „das waren damals noch gute Zeiten“.
Heute haben wir in der Sürenheide und Kaunitz nur noch eine Messe am Wochenende – in 20 Jahren wird es im ganzen pastoralen Raum vielleicht auch nur noch eine, aber dann für alle geben.

Trotzdem, für mich ist heute aber auch eine gute Zeit! Besonders, weil meine Lieblingsstellen in der Bibel lauten: „Ich bin bei euch alle Tage“ und „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich auch!“
Diese Zusagen Jesu an die Menschen gelten auch heute noch, sie prägen die Wortgottesfeiern, die in Verl in allen Kirchen schon länger angeboten werden. Vorbereitet von engagierten Christen mit besonderer Ausbildung und Beauftragung durch den Bischof. Man spürt in jeder Feier eine dichte Atmosphäre, wenn das gute Dutzend Menschen den verständlichen und meistens aktuellen Texten und Gebeten folgt. Teils kann man sich selbst einbringen und dem anderen durch das gemeinsame Beten sehr nahekommen. Da spürt schnell jeder – man ist nicht allein. Unser Gott ist mit uns, neben uns, schaut uns an. Man sieht das dankbare Lächeln im Gesicht des anderen, weil er sich wohlfühlt und weil er seine Gedanken und Wünsche in den Ausführungen der Gottesdienstleiter wiederfindet.

Ganz neu erlebt man hier Jesu Zusage an uns. Ganz anders lässt sich spüren, dass rechts und links Menschen mit uns den uns liebenden Gott suchen. Ganz anders gestärkt und ermutigt gehen die Menschen anschließend mit einem „Bis zum nächsten Mal“ wieder nach Hause.

Natürlich ist die Eucharistiefeier mit dem „Geheimnis des Glaubens“ etwas ganz besonders und wir sollten sie so oft wie möglich besuchen. Aber nicht nur da ist Gott gegenwärtig, denn die schlichte Botschaft, die Jesus uns hinterlassen hat, ist: „Kommt zusammen, denkt an mich, lobt und preist den Vater im Himmel – und dann bin ich bei Euch“. In den Wortgottesfeiern tun wir das mit unseren Worten, in unserer heutigen Sprache, auf der Grundlage unserer Sorgen und Belastungen, so wie die Menschen in den ersten Jahrhunderten auch.
Darum ist es gut, und darum ist es wichtig, dass diese Gottesdienste einen festen und wertvollen Stellenwert in unserem Alltags- und Glaubensleben einnehmen.
Wir Christen werden in Zukunft uns mehr anstrengen müssen, um Gleichgesinnte im Glauben zu treffen, um uns gegenseitig zu stärken und zu ermutigen. Hier verbindet uns der eine Glaube an den auferstandenen Herrn. ER schweißt uns zusammen und eröffnet uns neue Perspektiven unser Christsein zu leben und zu stärken.
Nächste Termine Wortgottesfeiern: 11.09. um 19.00 Uhr Sürenheide, 12.09. um 19.15 Uhr Friedensgebet in Kaunitz, 13.09. um 18.00 Uhr Marienkapelle Verl.

Ein herzliches Willkommen an alle Menschen guten Willens. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

Wort zum Sonntag, 15.07.2018 – „Wo bist Du, Adam?“

Wort zum Sonntag, 15.07.2018 – „Wo bist Du, Adam?“

Ich kann es (fast) nicht mehr ertragen! Es gibt kaum noch eine Situation im Leben, wo nicht irgendjemand sein Handy betrachtet. Kaum eine Mahlzeit, wo das Ding nicht mit auf dem Tisch liegt. Kaum ein Treffen, wo mich nicht jemand nach meiner Handynummer fragt. Selbst in der Kirche oder bei Beerdigungen pingelt manchmal dieses S……ding!

Scheinbar hatte Adam damals noch kein Handy. Unvorstellbar! Sie erinnern sich!? Das paradiesische Leben neigte sich nach dem „Apfelklau“ dem Ende zu. Die ersten Menschen versteckten sich und plötzlich rief Gottes Stimme: „Adam, wo bist Du?“ („Adam“, ist der hebräische Name für „Erdling“, Mensch.)

„Mensch, wo bist Du?“ – „Ich suche Dich!“. Das ist wohl sein Anruf, der noch häufiger erfolgt, als das oft lästige Handyklingeln.

Und dieser „Mensch“ der gebraucht wird, ist nicht Moslem oder Katholik, nicht Hindu oder Protestant, nicht Nigerianer oder Verler. Dieser Mensch sind Sie und ich – wir alle! Dieser Mensch ist jeder, der den Namen Mensch trägt. Und unser aller Gott will unsere Hilfe, weil er uns braucht, denn wir sind seine Hände und sein Mund.

Aber wir hören seine Stimme nur, wenn wir unser Herz öffnen, weil er in so vielen verschiedenen Sprachen und Situationen ruft.

„Adam, dein Nachbar ist krank und fühlt sich so einsam!“ „Adam, dein Freund wartet auf deinen Anruf!“ „Adam, deine Frau kann nicht schlafen, weil du dich nicht versöhnen willst!“ „Adam, kauf lieber den fair gehandelten Kaffee!“ „Adam, vermiete doch die leere Wohnung an die Flüchtlingsfamilie!“ „Adam, hilf der älteren Dame doch die Taschen zum Auto zu bringen!“ „Adam, sag ein freundliches Wort zu den Kindern, auch wenn sie laut sind!“
Wir Menschen, vielleicht aller Religionen, beten und rufen täglich zu unserem Gott, immer wieder und immer lauter. „Gott, wo bist Du? Wie finden wir dich? Warum hilfst du nicht? Warum lässt du das zu? Greif doch endlich mal ein!“ Und wir schreien so laut, dass wir seinen Ruf: „Adam, wo bist du?“ gar nicht hören.

Er – oder auch sie – ruft jeden von uns, jeden – nur manchmal auch ganz leise und doch unüberhörbar, auch wenn wir manchmal die Kopfhörer im Ohr haben.
Und unser Gott macht keinen Unterschied, zwischen Christen und Hindus, Moslems oder Sikhs, er lässt selbst die scheinbaren Atheisten nicht in Ruhe.
Und wir können uns nicht mehr vor ihm verstecken wie Adam, der Angst hatte, weil er Schuld auf sich geladen hatte und sich darum schämte. Das ist sein Angebot – die Welt wird nur schöner, friedlicher und liebevoller, wenn wir ihn hören.
Und egal, welche Geschichte oder Hautfarbe, welche Sprache oder welches Geschlecht, welche Talente oder Schwächen wir vorweisen, jeder Tag ist ein Neubeginn, eine neue Chance seinem Ruf zu folgen, auch wenn wir ihn gestern vielleicht noch verleugnet haben.

Jesus hat damals die Menschen aus Galiläa an seinen Tisch gerufen hat, zum gemeinsamen Mahl ohne Test und Prüfung, niemand wurde gefragt, ob er würdig ist. Mit Jesus am Tisch sitzen zu wollen, ist die einzige Würdigkeit. Und die genügt! So genügt auch unser guter Wille seine Töne zu hören und zu spielen und den Rest, den wird ER schon tun.

Ihnen Adam, wünsche ich immer wieder, auch im bevorstehenden Urlaub, einige stille Minuten, damit sie den himmlischen Klingelton hören. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

Wort zum Sonntag – PFINGSTEN 2018 – „Ich liebe Dich!“

Wort zum Sonntag – PFINGSTEN 2018 – „Ich liebe Dich!“

Wo ai ni! Ye fikireka eye! Waan ku jecelahay! Alle verstanden? Das war Pfingsten. Das war die Botschaft, die die Jünger erreichte. Das war die Geburtsstunde unserer Kirchen. Jesus schickte seinen Freunden den Heiligen Geist, indem er jedem sagte: „Ich liebe Dich!“ „Ich liebe jeden von euch, egal wo ihr herkommt und welche Sprache ihr sprecht“. Und sie haben es verstanden, in allen Sprachen – auch in Chinesisch, Tigrinja und Somali. Sie haben sich untereinander verstanden, weil sie sich verbunden fühlten durch den einen Geist der Liebe, durch ein „Ich hab dich lieb“ von Gott.

Und sie erzählten allen davon, dass sie nun mehr Mut haben und nicht mehr ängstlich sind.
Wir singen an Pfingsten: „Komm Schöpfer Geist kehr bei uns ein!“ Aber, wie finden wir diesen Geist, oder er uns?
Niemand von uns muss ihn rufen und ihn auch nicht suchen. Er ist längst da und das seit 2000 Jahren. Und jedem von uns ist dieser Geist zugesagt, schon in der Taufe und nochmals bekräftigt in der Firmung und Konfirmation. Und niemand kann uns den wieder wegnehmen, denn unser Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern den Geist der Kraft und der Beständigkeit.

Aber wenn an diesem Wochenende wieder in allen Kirchen verkündet wird, dass auch wir alle vom Heiligen Geist erfüllt wurden, dann habe ich schon viele Fragen und ziemlich große Probleme.
Warum ertrinken dann tausende im Mittelmeer?
Warum sterben hunderttausende von Kindern im Kongo, im Jemen und anderswo an Unterernährung, während wir mehrheitlich im Überfluss leben, auch in den Kirchen?
Warum leben auch bei uns viele Menschen auf den Straßen und benötigen Hilfe von Tafel und Warenkorb?
Warum werden Menschen ausgegrenzt, die nicht unseren Vorstellungen entsprechen?
Wo bleibt da das Wirken des Heiligen Geistes? Oder ist er doch nicht da?

Aber „Gott sei Dank“, Pfingsten passiert auch heute noch, jeden Tag und immer wieder.
Wenn Menschen aufeinander zugehen, selbst wenn die Landessprache sie trennt.
Wenn die Schwester dem Bruder, die Kinder der Mutter und zerstrittene Lebenspartner sich endlich die Hand zur Versöhnung reichen.
Wenn Menschen ihre Türen öffnen und den Nächsten willkommen heißen.
Wenn wir, die wir privilegiert sind, andere an unserem Reichtum teilhaben lassen.
Wenn Gottes Geist in unseren Kirchen gelebt wird durch geteilte Liebe und nicht durch Brokat, Gold oder Marmor.

Gottes Geschenk an uns ist eine Liebesbeziehung, eine Beziehung, die uns immer wieder so viel Mut und Hoffnung gibt, ist aber auch eine Beziehung, die wir pflegen müssen. Und wenn ich diese Beziehung will, muss ich sie auch lieben. Dann muss ich sie küssen, muss sie umarmen, muss ihr Raum geben. Ja, und ich muss dem Heiligen Geist auch eine Angriffsfläche bieten, damit er nicht nur da ist, sondern auch wirklich wirken und im wahrsten Sinne des Wortes eingreifen kann.

Darum beten wir heute besonders. Das ist der eigentliche Grund Pfingsten zu feiern – am besten jeden Tag. Unser Gott gibt sich uns nicht als Geist in Portionen, immer wenn wir ihn brauchen. Er gibt sich uns ganz und verlässlich in einer lebendigen Beziehung. Und wie in jeder Beziehung muss man immer wieder neu um das Gelingen ringen, ja vielleicht auch kämpfen.
Und immer, wenn wir spüren, dass Gottes Geist unser Handeln beeinflusst, tut uns das gut und gibt uns Kraft neu zu denken und sein „I love you“ als Auftrag wahr zu nehmen. Es tut so gut, von ihm geliebt zu werden!
Ihnen allen wünsche ich an diesem Pfingstfest und jeden Tag, die Erfahrung seines Kusses, seiner Umarmung, seiner Liebe.
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

 

WzS Palmsonntag 2018 – Die Steine schreien!

Wort zum Sonntag 25.03.2018 – Palmsonntag – Die Steine schreien!

Halleluja Palmsonntag! Wir feiern den Einzug Jesu in Jerusalem. Viele hatten ihn erwartet. Ihn, der Menschen getröstet, geheilt, ja, so wie es in der Bibel steht, selbst Menschen aus dem Tod zurückgeholt hat. Und immer wieder hat er voller Hoffnung und Vertrauen vom Vater erzählt, von einem Platz im Himmel, für alle Menschen guten Willens. Jesus wurde empfangen wie ein König. Ein richtiger Triumphzug – wenn auch auf einem Esel, und wenige Tage später – nichts mehr mit Hosianna. Erniedrigung, Schmerzen, Ohnmacht, Verzweiflung, Stille – elender Tod.
Die Menschen, die vorher jubelten, hörte man nicht mehr. Sie schwiegen, zogen sich zurück, selbst die Freunde versteckten sich und gaben auf. Keiner protestierte wirklich, niemand demonstrierte, nirgends Solidarität – alle schwiegen. Jesus starb, nicht ohne vorher diese Botschaft für uns zurückzulassen: „Wenn diese schweigen, werden die Steine schreien!“(Lk19)
Und sie schreien die Steine, an so vielen Enden der Erde. Ihre Stimme wird täglich leiser, weil die Panik und der Staub ihnen die Luft zum Atmen nehmen. Sie können nicht mehr, sind fertig – am Ende.

Staub in der Luft, und Stille legt sich übers Land,
die Bombe traf, erschüttert tödlich jede Wand,
der laute Schrei, stimmt wieder großes Weinen an,
die Mutter ruft, wenn sie noch rufen kann.

Und jeder Tag ist dem von gestern gleich,
die Stimme zittert und die Knie weich,
der Tod holt jeden, der hier leben muss,
und Abschied geht für viele – ohne Kuss.

Niemand begreift, warum so viele Kinder sterben,
warum Menschen gegen Willen Terror erben,
und täglich Panzer durch die Straßen rollen,
wo Kinder spielen und nur Freude wollen.

Der Schrei nach Frieden, niemals darf verstummen,
er ist geschafft, wenn wieder Bienen summen,
wenn Kinder lachen, und keine Mutter weinen muss,
dann schenkt der Himmel, den Trauernden den Kuss.

Den Kuss, der Hoffnung und Versöhnung schenkt,
bei dem vor Freude gerne man an Zukunft denkt,
er bringt das Leben, Wärme, Geborgenheit und Glück,
durch unser Tun, mit Gottes Kraft zurück. (Aleppo Kuss, AS)

Und wo sind wir? Wo sind die Menschen, Muslime und Christen, Politiker, Bischöfe und Pfarrer, die auf die Straße gehen, weil sie das Schreien der Menschen gehört haben? Unser Schrei darf nicht leiser werden, weil wir seit Jahren täglich die Toten unter Tonnen von Trümmern oder unter Kubikmetern von Wasser verschwinden sehen! Unser Schrei darf nicht aufhören, wenn weltweit Menschen wegen ihres Glaubens verfolgt werden! Unser Schreien muss lauter werden, wenn das Verhungern von Millionen Menschen zur Selbstverständlichkeit wird! Unser Schrei darf nicht verstummen, unsere Augen dürfen wir nicht verschließen. „Lasst uns nicht kneifen“, da wo andere wegschauen. Lasst uns miteinander sprechen, aufeinander hören, einander achten, voneinander anrühren, miteinander handeln – lasst uns gemeinsam schreien! Ich bin so froh, dass Jesus sich nach Jerusalem aufgemacht hat. Ich bin so dankbar, dass er den Weg zu Ende gegangen ist. Ich selbst möchte manchmal am liebsten vor allem weglaufen, alles hinschmeißen, weil ich denke: Ich schaffe das nicht, ich halte das nicht aus. Aber dann erlebe ich den Kuss, den Kuss der Hoffnung, dann spüre ich, dass ich nicht alleine kämpfen muss, dass jemand mir hilft. Lasst uns nicht aufhören zu schreien, wenn andere schweigen. Lasst uns unseren Beitrag leisten, dass nach Karfreitag auch noch Ostern kommt. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

Wort zum Sonntag 27.01.2018 „Du sollst ein Segen sein“

Wort zum Sonntag 27.01.2018 „Du sollst ein Segen sein“

„Jetzt möchte ich aber bitte auch den Segen von Ihnen haben“, bat ein alter liebevoller Priester meine Frau nach einem kurzen Gespräch, an dessen Ende er meiner Frau ein Kreuz auf die Stirn zeichnete. Und meine Frau segnete auch ihn, in dem sie ihm durch das Zeichen des Kreuzes, Gottes Nähe und Hilfe zusagte. Ein bewegender Moment für Beide.

„Ich will Dich segnen und Du sollst ein Segen sein!“, sagt Gott zu Abraham an einer wichtigen Station seines Lebens. In jeder Taufe feiern wir, dass Gott jedem neuen Leben Schutz und Begleitung zusagt. Das ist die Grundlage dafür, dass wir Menschen diesen Segen auch weitergeben und anderen Menschen zum Segen werden können.

Wenn meine Frau und ich unseren Kindern – auch den Großen – oder den Enkelkindern in besonderen Situationen ein Kreuz auf die Stirn zeichnen, wenn ich das bei den Kindern im Gottesdienst tue, dann sind das Augenblicke, an dem alle spüren – hier geschieht was ganz Besonderes, etwas Wertvolles.

Wenn wir segnen, stellen wir eine Beziehung her zwischen der Person die wir segnen und Gott. Und Gott sagt uns dadurch zu: Ich bin bei Dir! Ich helfe Dir! Hab keine Angst! Du bist mein Kind! Du bist wertvoll, so wie Du bist!

Segen bedeutet auch: Wir Menschen, egal ob jung oder alt, krank oder gesund, klug oder einfach, wir werden gebraucht, wir haben einen Auftrag, unser Leben hat einen Sinn. Wir sind Gottes Augen, seine Hände und Füße und werden zum Segen für den Nächsten.

Und wenn ich selbst den Segen wünsche und akzeptiere, dann sage ich auch: es gibt einen, dessen Nähe und Hilfe ich suche, der für mich da ist, der mein Leben sinnvoll mitgestaltet.

Segen heißt aber auch: jemandem gehören. Segen – Signum – Siegel – Kennzeichen, das bedeutet, wir sind als Gottes Menschenkinder gesegnet, wir sind ihm, unserm Schöpfer zugehörig. Wir tragen sein Zeichen. Und dann sind wir dran: Gottes Zeichen in dieser Welt zu sein. Zeichen der Liebe Gottes zu allen Menschen. Zeichen der Gerechtigkeit Gottes in dieser Welt. Zeichen der Zuwendung zu den Ausgeschlossenen und Ausgestoßenen, Zeichen der Versöhnung und des Friedens.

Gott sagt: Ich will euch segnen und ihr sollt ein Segen sein. Kann uns was Besseres geschehen?

Es tut so gut, dem Nächsten, dem Kind oder der Partnerin, dem Kranken und auch dem Sterbenden durch den Segen die Nähe Gottes zuzusagen, auch ohne Worte, nur das Kreuz, ganz liebevoll auf die Stirn gezeichnet. Versuchen Sie es doch mal! Und wenn das kleine Enkelkind dann sagt: „Opa, ich mach Dir auch ein Kreuz“. Näher kann Gott uns kaum kommen.
Ein Segenstext aus einem Jugendgottesdienst lautet:

sei ein Segen
geh mit wachen Augen durch die Welt
sei ein Segen
handle mutig und beherzt
sei ein Segen
nimm dir auch mal Zeit für dich
sei ein Segen
wage, was du noch nicht kennst
sei ein Segen
sage, was du denkst
sei ein Segen
bring Bewegung in die Welt
sei ein Segen
fang noch heute damit an.

So segne uns und alle, die sich auf den Weg machen für ein Leben in Gerechtigkeit der ermutigende und mitfühlende Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
Ihnen allen einen gesegneten Sonntag. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

Wort zum Sonntag 26.11.2017 – „Überall Flüchtlinge!“

Haben Sie auch das Gefühl, die Hälfte der in Verl lebenden Menschen sind Flüchtlinge? Oder vielleicht noch mehr? Komisch – fiel mir grad so ein – eigentlich wollte ich nämlich schon über Advent schreiben, da überall schon die Dekoration steht.
Advent – die Zeit, in der wir uns eigentlich auf die Geburt Christi vorbereiten, jedes Jahr wieder neu. Wie war das denn damals? Maria und Josef wollte auch keiner haben, bis sich endlich ein Herbergsvater ihrer Not erbarmte. Gut so – es ist zwar nur ein Stall den sie zum Schlafen bekommen, aber besser als nichts. Ok, schön ist es da auch nicht, aber das weiß man von einem Stall.
Jesus war gerade geboren, da war die Familie auch schon auf der Flucht vor Herodes, denn der wollte das Kind töten. Heute würde man sie politische Flüchtlinge nennen. Hätte Jesus das nicht überlebt, wären wir Menschen ganz schön arm dran.
Aber – die ganze neue Weihnachtsbeleuchtung in Verl wäre dann aber auch überflüssig. Sürenheide könnte eine knappe Million für die Kirchenrenovierung sparen. Von dem vielen Geld für eingesparte Weihnachtsgeschenke, die oft keiner wirklich braucht, ganz zu schweigen.
Was könnte man mit all dem Geld Gutes tun!? Ich denke an Sozialwohnungen, an bessere Kinder- und Seniorenbetreuung, an hungernde Rohingyas, an die sterbenden Kinder in Somalia u.v.m.
Flüchtlinge gab es immer und wird es immer geben. Es war ein langer gefährlicher Weg für unsere heilige Familie damals, aber auch für die Menschen in Verl, die vor vielen Jahren aus Schlesien, Pommern und Ostpreußen, oft ohne alles zurück nach Deutschland und Verl flüchteten.
Da sind auch noch die vielen „Russlanddeutschen“ deren Vorfahren teils zwangsweise bis nach Sibirien ausgesiedelt wurden. Viele konnten in die alte Heimat zurückkommen und das ist gut so. Alle haben unser Land mit aufgebaut und leben gerne mit uns.

In der Sürenheide haben wir auch gerade einen großen Zustrom an Flüchtlingen – Kirchenflüchtlinge aus Nachbargemeinden, und wir nehmen sie gerne auf. Sie kommen auf der Suche nach dem Hirten für ihre Seele, der sie anspricht und sich sorgt.

Manche flüchten auch einfach aus unserer Glaubensgemeinschaft. Man sieht sie selten oder gar nicht mehr. Unsere Jugendlichen und größeren Kinder. Gestern noch da – heute schon weg. Sie finden keine Heimat bei uns! Sie verstehen unsere Sprache nicht, unseren traurigen Blick, die barocke Kleidung im Gottesdienst und sie lieben andere Musik.
Viele von ihnen leben die Botschaft Jesu Christi trotzdem. Sie helfen den Klassenkameraden, den Kindern und Jugendlichen in der Gemeinde, engagieren sich für Gottes Schöpfung, für weltweite Hilfsprojekte, bringen Einsatz für Behinderte und Alte. Sie leben die Frohe Botschaft. Gott wird stolz auf sie sein, aber wir vermissen sie sehr.

Und es fehlen noch mehr Menschen in Verl. Auch Wirtschaftsflüchtlinge – vor über 100 Jahren unter Lebensgefahr nach Amerika geschippert. Hier in Deutschland wären sie mit all ihren Kindern verhungert. Auch jüdische Familien fehlen, die vor über 70 Jahren flüchteten und woanders eine sichere Heimat gefunden haben.
Ach ja, nur etwa 2% der Verler Bewohner sind aktuelle Flüchtlinge. Sie sind zu uns gekommen, weil die Heimat explodierte oder die Zukunft einfach nur stockdunkel ist.

Bald ist Advent. Bald wird Jesus Christus geboren. Dieser Flüchtling will auch noch nach Verl! Werden wir ihn überhaupt erkennen unter all den Flüchtlingen? Er könnte auch eine dunkle Hautfarbe haben, oder auch eine Sprache sprechen, die wir nicht verstehen. Und er wird bei uns auch zu Fuß unterwegs sein. Wir könnten ihn finden. Besser, wir machen uns gemeinsam auf die Suche. Seine Frohe Botschaft könnte unser Navi sein.
Ihnen eine gesegnete Zeit. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)


 

Wort z. Sonntag 9.10.17 – „Auch falsch gewählt?“

Wort zum Sonntag 8./9.10.2017 – „Auch falsch gewählt?“

Haben Sie auch wieder mal falsch gewählt? Nein – nicht bei der Bundestagswahl, auch nicht bei der Wahl des Partners oder der Partnerin, auch nicht bei der Wahl des letzten Autos. Ich meine, bei den vielen Entscheidungen, die Sie täglich immer wieder neu treffen müssen.
Über 20 000 Entscheidungen trifft der Mensch täglich. Stehe ich auf, oder bleibe ich noch fünf Minuten liegen? Das Hemd oder das Poloshirt heute? Jetzt rasieren oder später? Erdbeermarmelade oder Gelee aufs Brot? Fahrrad oder Auto? Wer die Wahl hat – hat die Qual!

Als Christen haben wir in besonderer Weise die Wahl.
Wir können uns bei unserm Gott bedanken, dass wir ein Dach über dem Kopf, Kleidung oder zu essen haben, oder das als Eigenverdienst beanspruchen.
Wir können liebevoll zuhören, was uns in der Familie, Nachbarschaft oder auf der Straße erzählt wird und dann erkennen, was den anderen bedrückt oder erfreut – oder aber unseren eigenen Interessen nachgehen.

Wir haben die Wahl Gerüchte über unliebsame Personen weiter zu erzählen oder mit einer positiven Eigenschaft entgegnen.

Wir können wählen, welche Worte wir sagen, wenn wir unsere Meinung kundtun oder wir verletzen den Nächsten durch das unbedacht gesagte Wort.

Wir können wählen, ob wir dem Älteren oder Fremden behilflich sind im Supermarkt, oder ob wir auf die andere Seite schauen.

Wir haben die Wahl, ob wir als Christen durch unseren Glauben und Tun ein Beispiel geben, das andere ansteckt und ihnen Lust macht mit uns gerne Christ zu sein, oder wir können unsere Glaubensfreude verstecken oder verweigern und unerlöst vor uns hinstarren.

Wir Christen, besonders wir Alten, können wählen, ob wir unseren Kindern einen Raum und eine Zukunft in unserer Kirche geben, oder ob wir die alten und überholten Traditionen zementieren, die die Jugend nicht verstehen kann.

Wir in Deutschland (in Verl auch) haben die Wahl als überaus reiche Kirche – als Institution und als Mitglieder – unseren Reichtum für die Menschen einzusetzen, denen das Wasser bis zum Hals steht, für die, die keine Tränen mehr haben, für die, denen das Dach über dem Kopf explodiert, die hilflos neben den sterbenden Kindern stehen, oder – wir können in schnell vergängliche Werte investieren.

Wir können wählen und wie der Papst den Obdachlosen und Flüchtlingen Wohnung geben, oder aber trumpeten: „German and Christians first!“

Wir haben täglich und tausendfach die Wahl in unserem Denken, Sprechen und Handeln und damit auch sehr große Verantwortung für Land und Gemeinde, aber auch und besonders für den Menschen neben und mit mir.

Aber haben wir als Christen wirklich eine Wahl? Gott hat uns doch alle als seine geliebten Kinder auserwählt.

Und so wird die eigentliche Frage nicht nur dem nächsten Bundeskanzler gestellt, sondern in besonderer Weise uns und das jeden Tag: „Nehmen Sie diese Wahl an?“

Ihnen und Ihren Familien einen gesegneten Sonntag. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)