Wort zum Sonntag 12./13. August 2017 – „Weißt Du wo der Himmel ist?“
„Weißt du wo der Himmel ist, außen oder innen?“ so heißt es in einem Kirchenlied. Wenn ich im Sommer den blauen Himmel suche, dann ist das klar – natürlich oben. Wenn ich im siebten Himmel bin, auch klar – dann habe ich meine Frau im Arm. Wenn „Ehen im Himmel geschlossen werden“, kann er nicht weit weg sein.
Aber der richtige Himmel, der wo wir ganz nahe bei Gott sind, wo ist der? „Eine Handbreit rechts und links, du bist mitten drinnen“ heißt es weiter in dem Lied.
Wer dem Himmel nahe sein will, wer die Nähe Gottes sucht, der muss nicht aufsteigen in das Universum, um irgendwo den Himmel zu finden. Wer den Himmel sucht, muss hinabsteigen zu den Menschen. Er muss im anderen Gottes Abbild erkennen und in dem anderen Gott lieben.
Der Sohn Gottes hat sich vor 2000 Jahren nicht bis in Ewigkeit verabschiedet, sondern er ist einen Weg gegangen auf dem er uns neu begegnen kann, hier auf der Erde, auch hier in Verl, in jeder Gemeinschaft und in jeder Familie, in jedem Miteinander der Begegnung mit anderen Menschen.
Gott wird für uns nicht den Himmel auf Erden schaffen, das müssen wir schon selbst tun und da ist es auch egal, ob wir Christen, Muslime oder Hindus sind.
Wenn wir den Nächsten durch Wertschätzung und Respekt nicht achten, das Lächeln und den Dank vergessen, wenn Neid und Missgunst dominieren, und Nächstenliebe nicht gelebt wird, dann hat der Himmel keine Chance. Es gibt nur den einen Himmel – der auf der Erde beginnt. Und diesen Himmel, will Gott durch jeden von uns schaffen.
Und ganz nahe ist dieser Himmel. Er beginnt da „einen Sprung aus dir heraus“, wo wir die Hand zur Versöhnung aus der Tasche nehmen, wo wir unseren riesigen Reichtum teilen – und das ist mehrheitlich nicht das Geld. Da, wo wir nicht jeden Mist glauben und weiter erzählen und auch da wo wir den anderen, freundlich und wertschätzend, ja liebevoll anschauen, da entsteht eine Ahnung, dass der Himmel beginnt.
„Sag doch ja zu dir und mir, Du bist aufgehoben“ – welch frohe Botschaft dieses Lied. Die Botschaft vom Himmel ist keine Utopie, sie wird Realität in jedem Menschen der den Mut hat, mitten im Alltag den Glauben an den liebenden und versöhnenden Gott zu leben.
Wir dürfen uns den Himmel auf die Erde holen, immer dann, „wenn Menschen sich vergessen“ und nicht nur um sich selbst drehen, sondern „sich verschenken, sich verbünden und neu beginnen“ füreinander da zu sein. Himmel ist immer da, wo Menschen „die Wege verlassen, die Liebe bedenken, den Hass überwinden und neu beginnen, ganz neu“, heißt es in einem anderen Lied.
Unser aller Gott ist nicht weit weg. Er wohnt in uns und wir sind seine Hände und sein Mund.
„Von einem frommen Rabbi, ging die Sage um, dass er jeden Morgen vor dem Frühgebet – zum Himmel aufsteige. Ein Gegner lachte darüber und legte sich vor Morgengrauen auf die Lauer. Da sah er, wie der Rabbi als Holzknecht verkleidet sein Haus verließ und in den Wald ging. Der Gegner folgte von weitem. Er sah den Rabbi Holz fällen und in Stücke hacken. Dann lud er sich die Holzstücke auf den Rücken und schleppte sie in das Haus einer armen, kranken, alten Frau. Der Gegner schaute durch das Fenster, und sah den Rabbi auf dem Boden knien und den Ofen anzünden. Als die Leute später den Gegner fragten, was es denn nun auf sich habe mit der täglichen Himmelfahrt des Rabbi, sagte er: „Er steigt noch höher als bis zum Himmel.“
Lasst uns gemeinsam täglich dieses „Holz hacken“, denn der Himmel ist so schön!
Ihnen und Ihren Familien einen gesegneten himmlischen Sonntag.
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)