„Weißt Du wo der Himmel ist?“

Wort zum Sonntag 12./13. August 2017 – „Weißt Du wo der Himmel ist?“

„Weißt du wo der Himmel ist, außen oder innen?“ so heißt es in einem Kirchenlied. Wenn ich im Sommer den blauen Himmel suche, dann ist das klar – natürlich oben. Wenn ich im siebten Himmel bin, auch klar – dann habe ich meine Frau im Arm. Wenn „Ehen im Himmel geschlossen werden“, kann er nicht weit weg sein.

Aber der richtige Himmel, der wo wir ganz nahe bei Gott sind, wo ist der? „Eine Handbreit rechts und links, du bist mitten drinnen“ heißt es weiter in dem Lied.

Wer dem Himmel nahe sein will, wer die Nähe Gottes sucht, der muss nicht aufsteigen in das Universum, um irgendwo den Himmel zu finden. Wer den Himmel sucht, muss hinabsteigen zu den Menschen. Er muss im anderen Gottes Abbild erkennen und in dem anderen Gott lieben.

Der Sohn Gottes hat sich vor 2000 Jahren nicht bis in Ewigkeit verabschiedet, sondern er ist einen Weg gegangen auf dem er uns neu begegnen kann, hier auf der Erde, auch hier in Verl, in jeder Gemeinschaft und in jeder Familie, in jedem Miteinander der Begegnung mit anderen Menschen.

Gott wird für uns nicht den Himmel auf Erden schaffen, das müssen wir schon selbst tun und da ist es auch egal, ob wir Christen, Muslime oder Hindus sind.

Wenn wir den Nächsten durch Wertschätzung und Respekt nicht achten, das Lächeln und den Dank vergessen, wenn Neid und Missgunst dominieren, und Nächstenliebe nicht gelebt wird, dann hat der Himmel keine Chance. Es gibt nur den einen Himmel – der auf der Erde beginnt. Und diesen Himmel, will Gott durch jeden von uns schaffen.

Und ganz nahe ist dieser Himmel. Er beginnt da „einen Sprung aus dir heraus“, wo wir die Hand zur Versöhnung aus der Tasche nehmen, wo wir unseren riesigen Reichtum teilen – und das ist mehrheitlich nicht das Geld. Da, wo wir nicht jeden Mist glauben und weiter erzählen und auch da wo wir den anderen, freundlich und wertschätzend, ja liebevoll anschauen, da entsteht eine Ahnung, dass der Himmel beginnt.

„Sag doch ja zu dir und mir, Du bist aufgehoben“ – welch frohe Botschaft dieses Lied. Die Botschaft vom Himmel ist keine Utopie, sie wird Realität in jedem Menschen der den Mut hat, mitten im Alltag den Glauben an den liebenden und versöhnenden Gott zu leben.

Wir dürfen uns den Himmel auf die Erde holen, immer dann, „wenn Menschen sich vergessen“ und nicht nur um sich selbst drehen, sondern „sich verschenken, sich verbünden und neu beginnen“ füreinander da zu sein. Himmel ist immer da, wo Menschen „die Wege verlassen, die Liebe bedenken, den Hass überwinden und neu beginnen, ganz neu“, heißt es in einem anderen Lied.

Unser aller Gott ist nicht weit weg. Er wohnt in uns und wir sind seine Hände und sein Mund.

„Von einem frommen Rabbi, ging die Sage um, dass er jeden Morgen vor dem Frühgebet – zum Himmel aufsteige. Ein Gegner lachte darüber und legte sich vor Morgengrauen auf die Lauer. Da sah er, wie der Rabbi als Holzknecht verkleidet sein Haus verließ und in den Wald ging. Der Gegner folgte von weitem. Er sah den Rabbi Holz fällen und in Stücke hacken. Dann lud er sich die Holzstücke auf den Rücken und schleppte sie in das Haus einer armen, kranken, alten Frau. Der Gegner schaute durch das Fenster, und sah den Rabbi auf dem Boden knien und den Ofen anzünden. Als die Leute später den Gegner fragten, was es denn nun auf sich habe mit der täglichen Himmelfahrt des Rabbi, sagte er: „Er steigt noch höher als bis zum Himmel.“

Lasst uns gemeinsam täglich dieses „Holz hacken“, denn der Himmel ist so schön!

Ihnen und Ihren Familien einen gesegneten himmlischen Sonntag.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

WzS 5.2017 Himmelfahrt „Achterbahn“

Wort zum Sonntag 27/28.05.2017 „Wie Achterbahn fahren“

Noch mal muss ich das nicht haben! Es ist wohl schon 25 Jahre her. Ich sitze angeschnallt auf ergonomisch geformten Sitzen. Ich bin nicht allein. Die Menschen schreien wie die Irren, um dann mit tierischem Gekreische vornüber in die Tiefe zu stürzen.
Ich brauchte schon ganz schön Mut um mich in die Schlange der Wartenden einzureihen. Und da sitze ich, wahrscheinlich käsebleich, der Puls auf 150. Warum tue ich mir das an? 70 Meter hochziehen lassen um dann mit 100 Stundenkilometern in die Tiefe zu rasen. Warum?
Kaum ist die Fahrt zu Ende – möchte man sich am liebsten wieder anstellen.
Da kann nur mitreden, wer das schon mal erlebt hat. Wahnsinnsgefühl! Diese Kurven, dieses immer wieder rauf und runter und dann noch der Looping.
Erzählen sie mal jemanden, der noch nie Achterbahn gefahren ist wie toll das ist. Begreift der nie! Erst wenn man selbst gefahren ist, weiß man wie das wirklich ist.
Warum ich Ihnen das erzähle? Weil diese Woche Himmelfahrt war, natürlich. Natürlich geht auch die höchste Achterbahn nicht bis zum Himmel, aber so ganz anders ist Himmelfahrt vielleicht gar nicht. Unsere eigene meine ich jetzt, unsere Himmelfahrt zum Treffen mit Gott. Wir alle, selbst die Kinder, gehen dem jeden Tag einen Schritt näher. Hoffentlich dauert es noch – manche Menschen im Altersheim, oder die schwer krank sind meinen, es würde ewig dauern. Aber, je näher es darauf zugeht, umso komischer wird es einem im Bauch.
Was einen wirklich erwartet, wie es dann sein wird, wenn es so weit ist, wenn es ans Sterben geht, wenn diese Schwelle überschritten wird, das weiß niemand von uns zu sagen. Mag sein, dass ich dann alles möchte, nur nicht zurück. Hier, jetzt, heute, hilft mir das wenig, denn momentan bin ich noch nicht bereit.
Christus kann da noch so begeistert berichten, er kann noch so viele schöne Bilder verwenden, in noch so vielen Gleichnissen ausmalen, wie toll es sein wird: dass wir auf die Fülle des Lebens zugehen, dass es ein Fest sein wird, eine turbulente Feier, wie eine rasante, aufregende, begeisternde Fahrt – am komischen Gefühl in meiner Magengegend ändert das nichts.
Bei einer Achterbahn hilft da nur eines: den Anderen an die Hand nehmen und einfach mitgehen.
Und vielleicht ist das auch das Einzige, was man überhaupt machen kann, was Christus für uns tun kann. Er kann uns die Angst vor dem Sterben kaum nehmen. Er wird es kaum fertig bringen, dass wir mit fliegenden Fahnen und riesiger Begeisterung diesem Tag entgegen eilen.
Aber vielleicht braucht es das auch gar nicht. Bei der Achterbahn hilft es schon, wenn einer neben mir sitzt und mir das Gefühl gibt, nicht allein zu sein. Dann verliert die Fahrt viel von ihrer Bedrohung und schöner ist es dann auch.
Christi Himmelfahrt, das heißt vielleicht nichts anderes, als sich bewusst zu machen, dass Jesus selbst zu uns sagt: Ich bin diesen Weg schon gegangen, ich habe es erlebt, ich weiß, wie es ist. Komm, ich gehe mit dir, ich nehme dich an die Hand, und wir gehen den Weg zusammen.
Das Grummeln im Bauch ist dadurch nicht weg, die Beklemmung wird dadurch nicht kleiner, und die Begeisterung hält sich auch noch in Grenzen.
Mir macht Hoffnung, dass ich einige Menschen kannte, die zwar nie Achterbahn gefahren sind, aber den letzten Weg im Leben mit einem Lächeln gegangen sind, weil sie es gespürt haben. Die Hand, die sie hält und führt und die letzten Meter auch trägt.
Ihnen täglich eine gute Fahrt und einen guten Weg und –Angst muss nicht sein!
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

„Verlorene Kinder?“ 23.04.2017

WORT ZUM SONNTAG – „Verlorene Kinder?“ 23.04.2017

Sind schon anrührende Bilder die wir in diesen Tagen in den Zeitungen sehen. Das geht ans Herz, das bewegt uns. Nein, ich meine nicht die Bilder der vergasten Kinder in Syrien oder der knöchernen schwarzen hungernden Kinder mit großen angstvollen Augen aus Somalia.
Ich meine die Bilder mit den hübschen Kommunionkindern in den weißen Kleidern oder schicken Anzügen mit toll gestylten Haaren, die sich toll vorbereitet haben, die begeistert sind und sich freuen. Es werden bald Bilder folgen von den Firmungen in unserem Verbund, ebenso die Konfirmierten, die sich ein Jahr vorbereitet haben und mit Gottes Segen in eine gute Zukunft gehen.
Die Kinder in Syrien und Somalia hatten keine Chance mehr für ihr Leben. Einfach ausgelöscht, verloren? Unsere Kinder haben beste Karten ein gesegnetes Alter zu erreichen und eine Chance mit dem Wissen um den liebenden, froh machenden und versöhnenden Gott, ihr Leben in die Hand zu nehmen, zu gestalten und auch zu meistern.
Bei der Taufe haben wir alle versprochen, sie durch ein Beispiel des helfenden Glaubens zu begleiten. Wir haben versprochen, dass unser Glaube an Gott, den wir in der Gemeinschaft mit anderen Christen leben wollen, sie anstecken soll, motivieren soll, selbst ihren Platz in dieser Kirche einzunehmen.
Und wir – wir singen immer noch Lieder mit fast mittelalterlichen Texten, beten Gebete in einer Sprache, die die Kinder nicht verstehen und feiern Gottesdienst mit zementierter Karfreitagsmimik.
Ich glaube, unser Gott weint, wenn er uns sieht! Er ist doch ein Gott, der durch Jesus die Frohe Botschaft zu uns gebracht hat, dass er unser Freund ist, vor dem wir stehen dürfen. Wenn wir glauben, dass Gott immer an unserer Seite ist, müssten wir selbst an Karfreitag, am good Friday, „Oh happy day“ singen. Unsere Glaubensfreude müsste man uns ansehen und sie würde unsere Kinder dann anstecken. Wir sollen jubeln und glücklich sein, wie auf einem schönen Fest, denn durch Jesus Christus sind wir doch von aller Schuld befreit.
Natürlich macht uns ein Großteil unsere Kirche das auch nicht vor. Sie haben Angst, das Gottesvolk sonst nicht mehr leiten zu können, sie verstecken sich hinter Brokat und ernsten Gesichtern und sitzen auf prachtvollen Stühlen.
Aber wir, jeder von uns, wir sind doch alle Gottes Volk. Wir müssen endlich was tun um unserer Kinder willen, die so gerne mehr sehen, mehr erleben, mehr glauben wollen.
Papst Franziskus ruft den Jugendlichen zu: „Geht auf die Barrikaden! Lasst Euch das nicht gefallen!“ Er sagt das den Jugendlichen, weil er vermutlich sicher ist, die Älteren nicht mehr zu erreichen.
Leben und zeigen wir doch diesen uns geschenkten, so frohmachenden Glauben auch in unseren Gottesdiensten, damit unsere Kinder angesteckt werden und so jede Chance haben die Höhen und Tiefen ihres Lebens zu überstehen.
Kurz vor dem Ende seines Lebens in dieser Welt sagt Jesus: „Alles das habe ich zu euch gesagt, auf dass meine Freude in euch sei und eure Freude vollkommen werde“.
Und wenn die Freude in uns lebendig wird, finden wir auch Wege und Möglichkeiten, den noch lebenden Kindern in Syrien und Somalia, aber auch in Verl und überall eine Chance zu geben, ein Leben in Frieden, in Freude, in Liebe mit Gott und den Menschen zu leben.
Selbst wenn wir versagen – kein Kind geht jemals verloren, weil Jesus lebt! Halleluja.
Ihnen, Ihren Familien, Kindern und Enkelkindern wünsche ich einen frohen Sonntag.
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

 

 

 

Wort zum Sonntag 26.02.2017 – KARNEVALSSONNTAG –

Wort zum Sonntag 26.02.2017 – KARNEVALSSONNTAG –

„Elisabeth betet wieder mal zum Jahresbeginn: Lieber Gott, schenke mir bitte dieses Jahr eine schlanke Taille und ein dickes Bankkonto – aber verwechsle das dieses Jahr bitte nicht schon wieder!“ Das ganze Pfarrheim brüllt vor Lachen – so geht Karneval.

Und was macht unser Gott? Sitzt der im Himmel und lacht mit oder schmunzelt er wenigstens oder hat er vor lauter Andacht Tränen in den Augen? Gott weiß ja alles und natürlich kennt er den Witz auch schon. Ich glaube, er lacht trotzdem und dass er Spaß versteht und am meisten lacht er wahrscheinlich über sein ernstes Bodenpersonal.

Sagt der Pastor: „Und ich warne euch, Brüder und Schwestern, vor der Zigarette. Auf die erste Zigarette folgt zwangsläufig das erste Glas Alkohol, und auf den Alkohol folgt ganz selbstverständlich die erste Sünde mit einer Frau“, unterbricht ihn der einzige jugendliche Zuhörer: „Wo, bitte, kann man diese tolle Zigarette kaufen?“

Wer die Menschen und das Leben liebt, der kann auch lachen. Und wenn ich eins ganz bestimmt glaube, dann, dass Gott die Menschen und das Leben liebt. Er sieht den guten Willen und das Engagement so vieler seiner Freunde, er sieht die Tiere und die Blumen, die Vielfalt der Farben, die Pracht der Früchte.

Ich bin ganz sicher, dass Gott heute mit jedem Menschen bei Terror und Hunger, im Krankenhaus und Hospiz mit leidet, aber ich glaube auch ganz fest, dass Gott sich freut, wenn Menschen auf der ganzen Welt am Leben Spaß haben und dass er auch Freude hat, wenn ausgelassen gelacht und gefeiert wird.

In der Bibel heißt es: „Der Himmel soll sich freuen, die Erde soll jauchzen, das Meer soll tosen mit allem, was darin lebt! Der Ackerboden soll fröhlich sein samt allem, was darauf wächst; alle Bäume im Wald sollen jubeln!“ (Psalm 96), oder „Am Abend mögen Tränen fließen – am Morgen jubeln wir vor Freude.“ (Psalm 30).

Und wir dürfen auch davon ausgehen, dass Jesus gelacht hat. Jesus war wahrer Mensch und wahrer Gott. Bei ihm haben sich Ernst und Freude, Schmerz und Lachen nicht ausgeschlossen. Er hat den Menschen leidenschaftlich die frohe Botschaft Gottes erzählt. Er hat sich gefreut, wenn er mit den Menschen gegessen und getrunken hat, er war auf Hochzeiten und Festlichkeiten. Er hat voll Freude die Kinder in die Arme genommen und gedrückt. Er hat die Menschen liebevoll angesehen.

Wer jemanden voll Liebe anschaut, der schaut nicht ernst. Liebe zaubert ein Strahlen in das Gesicht jedes Menschen. Jesus sagt: „Liebt einander“ und er hat seinen Freunden in der Bergpredigt so eine wunderbare Verheißung gegeben: „Selig seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen!“.

Das ist mein Gott – der mich das Lachen lehrt und der mich trägt in Trauer und Freude, der mit mir lacht und mit mir weint, der will, dass mein und unser Leben gelingt – und das geht nur, wenn wir voll gelebter Freude unsere Zukunft mit ihm planen und anpacken.

Papst Franziskus wünscht allen Gläubigen „viel Mut zur Freude“ und bedauert die Menschen denen das Leben wie eine dauernde Fastenzeit ohne Ostern erscheint.

Darum lasst uns mit fröhlichem Gesicht beten und singen, tanzen und feiern, damit wir andere anstecken, damit sie in unsere Freude mit einstimmen können.

Das wäre ein wirklich tolles Christentum, nicht nur an Karneval – und Gott würde vor Freude schon wieder lachen. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

Sagt der Pfarrer zu einem Mann, den er lange nicht in der Kirche gesehen hat: Mein Sohn, ich fürchte, wir werden uns nie im Himmel begegnen.“ – „Nanu, Herr Pfarrer, was haben sie denn ausgefressen?“


Wort zum Sonntag 1.1.2017 Neujahr „Frosch“

Wort zum Sonntag 31.12.2016 Silvester/Neujahr

 

„Auf einem Bauernhof fielen zwei Frösche in einen Eimer voll Sahne. Die Wände waren glatt und steil. Beide strampelten und versuchten die Wand hinaufzuklettern, doch nichts half.

Nach einer Weile ermattete der Erste. Resignierend rief er seinem Freund zu: „Ich kann nicht mehr. Ich gebe auf!“ Der Frosch streckte mutlos alle Viere von sich und ertrank.

Der zweite Frosch hingegen strampelte und strampelte. Als seine Füße schon ganz müde waren und er sein Ende nun auch kommen sah, fühlte er plötzlich, wie die Sahne unter seinen Füßen fester wurde. Er saß schließlich auf einem kleinen Klumpen Butter. Mit einem Riesensprung rettete er sich ins Freie“.

Ein gesegnetes neues Jahr, mit Gesundheit, Friede und Zufriedenheit, Erfolg und die Nähe von ganz vielen lieben Menschen, das wünsche ich Ihnen aus tiefer Überzeugung.

Aber!? – Von Nichts kommt Nichts!

Natürlich bekommen wir vieles im Leben geschenkt, Gott sei Dank. Aber, damit das neue Jahr bestmöglich gut wird, müssen wir selbst immer wieder die Ärmel aufkrempeln und selbst anpacken, müssen wir Ideen entwickeln, müssen wir die Initiative ergreifen und dürfen nicht schnell resignieren, sonst wird das nichts.

Wer Tonnen von Kalorien in sich stopft, wer ohne Ende raucht oder seine Kraft- und Leistungsgrenzen nicht erkennt, der kann nicht gesund bleiben.

Wer nicht den ersten Schritt tut und die Hand nicht austreckt zur Versöhnung, wer Klatsch und Tratsch weiter erzählt, wird die Chancen zum Frieden nicht verbessern.

Wer neidvoll auf das Haus, das Auto oder die Urlaubspläne des Nachbarn schaut, wird nie zufrieden sein können.

Wer nicht wirklich lernt, sich nicht anstrengt, nichts riskiert und nicht an sich selbst glaubt, wird nie wirklich Erfolg haben.

Wer selber keine Nähe und Zuneigung an den Nächsten verschenkt, hat kaum eine Chance selbst geliebt zu werden.

An diesen Festtagen gehen viele Menschen in die Kirche und suchen die Nähe zu Gott und das Gespräch mit ihm und das ist gut so. Das ist immer gut, denn unserem Gott darf man immer alles sagen. Jeder darf ihm danken und ihn um alles bitten, man darf fragen und klagen und er versteht auch verzweifeltes Schreien. Alles was uns freut und was uns bedrückt dürfen wir zu ihm anvertrauen. Nur Wunder sollten wir nicht erwarten. Er wird uns nur helfen, wenn wir uns selbst einbringen und anstrengen. Ohne unseren eigenen vollen Einsatz wird Gott auch nichts tun.

„Bete, als hinge alles von dir ab, handle, als hinge alles von Gott ab.“ Der heilige Ignatius meint: beim Gebet nie die eigene Verantwortung zu vergessen und beim Handeln fest auf Gottes Hilfe zu vertrauen. Wer das nicht wenigstens versucht, der hat schon verloren.

Was das neue Jahr uns bringen wird – im Detail habe ich eher keine Ahnung. Aber mit allen zusammen, können wir hier in Verl, oder wo immer wir auch leben, die Welt ein bisschen heller, froher und schöner machen. Amerikanische Forscher haben herausgefunden, dass das Froscherbgut große Ähnlichkeit mit dem des Menschen hat. Und wenn wir diese Gene einsetzen, wenn wir uns anstrengen und den „Frosch“ machen, wird Gott den Rest dazu geben.

Ich glaube ganz fest daran – das neue Jahr wird gut! Ihr Arthur Springfeld


 

WzS 6.11.16 „Die letzte Reise“

Wort zum Sonntag 5./6. 11.2016 – „Die letzte Reise“

Hoffentlich dauert es noch ein paar Jahre, aber dann werde selbst ich zu den Menschen gehören, an die man an Allerheiligen denken soll. Ein bisschen freue ich mich auch schon darauf, zu den Heiligen zu zählen, habe ich doch in meinem Leben hier vergeblich versucht das zu erreichen. Sie halten mich jetzt für verrückt? Bin ich – an dieser Stelle gerne! Ich bin so „verrückt“ zu glauben, dass der Gott an den ich glaube, mich bei sich haben will. Und alle die bei Gott sind, sind heilig, haben wir gelernt. Natürlich wird er mir erst ein spezielles „Wort zum Sonntag“ sagen, aber dann wird er mich in die Arme nehmen und sagen: „Schön, dass du da bist, du gehörst jetzt auch dazu!“ Mit diesem Glauben bin ich auch gerne evangelisch, denn, dass ich mir den Himmel nicht verdienen kann, habe ich längst begriffen. Und so können der Gedenktag der Reformation, das Fest Allerheiligen und das Hochfest Allerseelen ihnen und mir die Angst nehmen, irgendwann die „letzte Reise“ selbst anzutreten.

„Es ist geschafft, das Ziel steht fest, das Herz pumpt noch den letzten Rest,
gleich geht es los, Gott freut sich schon, ist an der Tür – nicht auf dem Thron.

Wer will auf dieser Erde bleiben, wo Angst und Sorge uns oft treiben?
Wer will denn hier auf ewig leben, und nicht nach Gottes Wohnung streben?

Gott hat uns das Leben anvertraut, die Welt auf seinem Plan gebaut,
den Nächsten lieben und sich auch, die Kraft gibt uns des Geistes Hauch.

Die letzte Reise kommt für jeden, wir wissen von dem Garten Eden,
den Gott den Kindern wird dann schenken, wenn sie im Leben an ihn denken.

Und was tun die, die ihn nicht kennen, die ihn nicht wollen, nicht bekennen?
Gott sagt, dass er die Menschen liebt, und zwar jeden so, wie es ihn gibt.

Traurig wird schauen das Gesicht, wenn wir dann stehen vor Gericht,
doch Gott wird lachen, die Arme ausbreiten, und freudig mit uns durch das Himmelstor schreiten.

Die Schuld wird uns klar vor Augen erscheinen, das Herz wird Tränen der Einsicht weinen,
doch Gott wird sagen, nun ist alles doch gut, bis in Ewigkeit bist du bei mir, in sicherer Hut.

Den Zeitpunkt der Reise, den kennen wir nicht, der Koffer wird leer sein, ganz ohne Gewicht,
das, was wir brauchen, hält Gott schon bereit, drum lebe die Liebe, noch hast du die Zeit.

Das letzte Atmen am Ende dieses Lebens, ist das erste von vielen, im Garten Eden,
dort triffst du die Lieben, die alle gestorben, in Gottes Armen für ewig geborgen.“ (AS)

Wahrscheinlich werde ich zwar bei den Heiligen nur in der letzten Reihe stehen, egal, ich glaube, ich werde auch von diesem mir zugewiesenen Platz einen guten Blick auf Gott haben und bis in Ewigkeit seine Nähe spüren. Das ist alles, was ich mir wünsche und mein Gott wird das erfüllen, weil er es versprochen hat. Und sehr schön ist, dass wir uns dort irgendwann alle treffen. Und wenn auch Paderborn oder Rom vielleicht anders glauben, ich brauche diesen Glauben an den Gott, der mich liebt und zu mir Ja sagt. Nur damit kann ich mein Leben annehmen und es gestalten. In diesem Glauben wünsche ich allen (Mit)Heiligen in Verl und überall einen gesegneten Sonntag.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)


WIR SCHAFFEN DAS!

Wort zum Sonntag 11. September 2016 WB – „WIR SCHAFFEN DAS!“

„WIR SCHAFFEN DAS!“ Natürlich schaffen wir das – weil wir das wollen! Ich meine jetzt nicht die Flüchtlinge. Da gibt Verl ein Superbeispiel der Hilfsbereitschaft durch viele Menschen, die sich engagieren, die spenden und durch Firmen, die bereit sind, diese oft traumatisierten Menschen trotz schwacher Deutschkenntnisse einzustellen.

Heute meine ich alle Jugendlichen und jungen Familien und bin sicher: „WIR SCHAFFEN DAS!“ Wir schaffen das, in unseren Kirchen – evangelischen wie katholischen – räumliche, strukturelle und inhaltliche Angebote zu schaffen, die unsere Kinder und Enkelkinder, unsere Jugendlichen und jungen Familien ansprechen und in ihnen Wünsche wachrufen, mit Gott und mit uns in eine gute Zukunft zu gehen. Das kann ich aber natürlich nicht herbeidichten, nicht herbeipredigen oder zaubern, das braucht Kreativität und konkretes Tun bei unseren Pastören (Hirten) und Mitarbeitern, bei den Gremien und kirchlichen Gruppen aber auch in gleichem Maße bei den vielen, die zu unseren Kirchen gehören und sich bisher (kann ich gut verstehen) nicht angesprochen fühlten.

Unser Papst Franziskus hat unserem Klerus und jedem von uns schon bei vielen Gelegenheiten die Leviten gelesen und einige habe es auch wohl endlich verstanden. Auf dem Weltjugendtag in Polen hat er dann wieder allen Christen die Botschaft zugerufen: „Gebt Euch nicht zufrieden mit dem was ist! Ruht Euch nicht aus. Werdet unruhig auf der Suche nach Gott und der Mitmenschlichkeit.

Und den jungen Menschen hat er auch dort in besonderer Weise das „Wort zum Sonntag“ gesagt. Nachdem er schon beim ersten Weltjugendtag in Rio den Jugendlichen zugerufen hat: „Macht Durcheinander“, hat er dann in Krakau verstärkt wiederholt: „Seit Revolutionäre!“ „Macht Unruhe! Macht Krach! Stiftet Chaos! Kommt mit euerm Hintern vom Sofa! Schwimmt gegen den Strom!“ – Wow, das sind Worte, schwerer Auftrag den er den jungen Menschen eingehämmert und mit auf den Weg in alle Welt gegeben hat. Kann man das wirklich umsetzen? Gibt es denn noch eine Chance für die vielen jungen Menschen, die wir in unserer Glaubensgemeinschaft kaum mehr erleben? Sie haben nie erlebt, dass ein Leben mit Gott an der Seite so gut tut. Sie haben nie erfahren, dass Gott auch ihre Sprache spricht und ihre Lieder singt und sie fröhlich und liebevoll anschaut!

„Liebe junge Freunde“, sagt Franziskus dieser Gruppe. „Wir brauchen Euch! Gott ist anders als die meisten glauben! Gott will Euch helfen das Leben zu gestalten – aber kommt selbst in die Gänge! Lasst euch das nicht gefallen, was die Kirche vor Ort euch anbietet! Geht auf die Barrikaden! Fordert euer Recht ein, Gott in eurer Sprache und mit euren Liedern zu feiern! Träumt von einer Welt, die mit euch anders ist! Werft nicht das Handtuch, bevor ihr den Wettkampf angefangen habt!“ Seine Botschaft lautet in Kurzform: „Macht Wirbel!“ „Haut endlich rein!“

Und jetzt sind wir dran! Wir älteren und grauhaarigen Christen.

Geben wir diesen Suchenden Platz! Schaffen wir Ihnen Räume, dass auch sie glauben können! Geben wir überholte Traditionen endlich auf, damit neue, an unsere Kinder angepasste Glaubensangebote möglich sind. Ohne die jungen können wir nicht überleben!

Folgen wir Franziskus, damit unsere Kinder und jungen Familien eine gute Zukunft mit einem erlebten Gott an der Seite haben. Wir sind auf der „Schussfahrt“, aber mit Gottes Hilfe werden wir es schaffen wieder zu wenden. Lasst uns zusammen loswirbeln, Kommunionkinder und junge Erwachsene, Messdiener und Rentner, Mütter und Väter. WIR SCHAFFEN DAS! – Weil wir das wollen!!

Ihnen, Ihren Kindern und Enkelkindern wünsche ich einen gesegneten, unruhigen Sonntag.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)


Wort zum Sonntag 16.07.2016 „Martha oder Maria?“

Wort zum Sonntag 16.07.2016 „Martha oder Maria?“

 

Sind Sie eher Martha oder eher Maria? Ich meine jetzt auch die männlichen Leser, da Sie sicher auch in der Küche, oder bei der Wäsche und beim Putzen helfen. Also – mehr Martha oder mehr Maria? Eigentlich möchte ich wissen, was liegt Ihnen mehr: das Zuhören und Nachdenken oder das praktische Handeln?

Sie kennen die Erzählung: Jesus wird einmal von zwei Schwestern in ihr Haus eingeladen. Die eine, Martha, ist fortwährend am wuseln und tun. Die andere, Maria, setzt sich zu Jesus und hört ihm zu. Beide haben sich sehr auf den Besuch gefreut. Martha macht und tut alles, damit es ihrem Gast gut geht. Und auch Maria hat vorher viel vorbereitet und die Wohnung geputzt. Jetzt aber möchte sie nur möglichst viel Zeit mit ihrem Gast verbringen. Jetzt ist sie ganz Ohr – ganz Ohr für Jesus und ganz Ohr für das, was ihr in diesem Moment wichtig ist.
Martha passt das gar nicht, es ist noch so viel zu tun. „Jesus, nun sag meiner Schwester, dass sie mir helfen soll!“ verlangt sie. Aber das tut Jesus nicht. Im Gegenteil. Er wendet sich Martha zu und sagt sinngemäß ganz liebevoll: „Martha, Du möchtest alles perfekt machen. Du sorgst dich so viel, dass Du gar nicht mehr auf das achten kannst, was in diesem Moment eigentlich wichtig ist“.

Das ist die eigentliche Frage! Was ist wichtig – was ist unwichtig in meinem Leben? Meine Familie? Mein Hobby? Fenster putzen? Meine Arbeit? Wie erkenne ich, was im Moment gerade wichtig ist?

Wenn eins unserer Kinder gefallen war, das Kind schrie, alles blutete – dann war nichts wichtiger als das Kind. Wenn ein Angehöriger stirbt, verliert alles andere auf einmal an Bedeutung.

Und nun sind endlich Ferien. Viele machen Urlaub, die sonst in vollem Stress dafür sorgen, dass der Laden läuft. Aber es ist lebensnotwendig zwischendurch auch immer wieder einfach mal anzuhalten, eine Pause einzulegen. Manchmal reicht eine Tasse Kaffee in Ruhe, mir reicht manchmal eine Zigarette, das kann wie Urlaub sein, mitten im Alltag. Natürlich kann Arbeit auch glücklich machen, aber viele alte Menschen sagen auch: „Ich wünschte, ich hätte manchmal weniger gearbeitet!“

Ich finde mich oft vielleicht eher in Martha wieder. Machen, tun, organisieren, helfend einspringen, damit alles gut läuft, in der Familie, in der Kirche, sorgen, dass jeder Flüchtling ein Fahrrad und vielleicht auch eine Wohnung und Arbeit hat. Aber zunehmend kommt der Wunsch, etwas mehr von Maria zu haben, denn ohne ein Stück Maria in uns, bleibt auf Dauer etwas auf der Strecke, kommen wir zu kurz. Diese Atempause brauchen wir Menschen, um wieder einen Blick dafür zu bekommen für das, was uns im Leben wirklich wichtig ist.

Darum, setzten Sie sich doch immer wieder einfach Jesu zu Füßen. Hören Sie ihm zu, er hat so viel zu sagen. Es tut so gut bei ihm zu verweilen. Einfach nur die Seele baumeln lassen. Dann tun sich neue Türen auf. Das gibt Kraft und einen andern Blick für das Neue.

Alle, die nicht in Urlaub fahren – das geht zuhause auch. Stellen sie doch einfach mal das Telefon ab und das Fernsehen aus. Hören sie auf den Gesang der Vögel, riechen sie an den Rosen, schließen Sie 5 Minuten die Augen, genießen sie die Tasse Kaffee oder auch Ihre Musik – sie werden sich wundern, wie gut das tut.

Denen, die in Urlaub fahren wünsche ich, dass die fremde Umgebung, die anderen Geräusche und Gerüche, ihrer Seele Nahrung gibt und neue Kraft, ihr Leben weiter zu meistern.

Bleiben Sie behütet und kommen Sie heil, vielleicht geheilt wieder nach Hause.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

21. Mai 2016 – Dreifaltigkeit –

Wort zum Sonntag 21. Mai 2016 – Dreifaltigkeit –

 

Was ist Trinität? Bei Günther Jauch wäre diese Frage bestimmt 8.000 Euro wert. – Natürlich hätten Sie das gewusst: Dreifaltigkeit oder Dreieinigkeit ist die richtige Antwort.

Der Gott, an den wir glauben ist jetzt von den Festtagen her komplett. Pfingsten feierten wir das Kommen des Heiligen Geistes und somit bilden der Vater, dem Mose im Dornbusch erschien, Jesus, der für uns gestorben und auferstanden ist und der uns von ihm gesandte Heilige Geist die Einheit, mit der wir jeden Gottesdienst in der evangelischen und katholischen Kirche beginnen. Und dieses Fest feiern wir heute: Dreifaltigkeitssonntag oder Trinitatis.

Und falls ich dieses Fest noch genauer erklären soll, habe ich ein Problem. (Nicht wirklich, weil ich das für meinen Glauben und mein Leben nicht wirklich begreifen muss.)

Für die ersten Christen und Kirchenlehrer aber war dieses Thema sehr wichtig – für manche Theologen noch heute, weil sie dadurch die nahe Beziehung Gottes zu den Menschen erklären wollen, nämlich dass Gott helfend bei uns ist, und nicht nur über allem thront und schaut, welche Fehler wir machen, um uns hinterher zu sortieren in Kandidaten für Himmel oder Hölle.

Für meinen kindlichen Glauben reicht es, dass Gott in meinem Freund und Bruder Jesus Mensch geworden ist und in seinem Geist im Alltag mit mir ist. Und das immer – wenn es mir gut geht, wenn ich traurig bin und auch wenn ich Schuld auf mich geladen habe.

Über Jahrhunderte bis heute gibt es Gespräche auch mit anderen Religionen, die wie wir an den einen Gott glauben, über sein Wesen und die Eigenschaften Gottes. Und auch, wenn wir Christen an den dreifaltigen Gott glauben, er im Islam 99 Namen hat, ist und bleibt er für alle der eine Gott, der „Ich bin für Euch da!“, wie er es Moses schon im Dornbusch für die Juden gesagt hat. Jeder darf Gott den Namen geben, der ihm hilft das Leben zu meistern. Jeder darf die Erklärung sich zu Eigen machen, die ihm Kraft gibt, Gottes Wünsche an uns Menschen zu leben.

Am Ende sind alle meine Worte nur Versuche und immer auch nur die Bitte, er unser aller Gott möge mich ahnen lassen, dass er da ist und seine Hand mich trägt durch jede Dunkelheit. Und wenn ich diese Nähe dann spüre, dann ist das sicher mehr wert als 8.000 Euro, ich würde sogar sagen, weit mehr als die gelöste Millionenfrage.

Vom heiligen Augustinus wird erzählt, dass er am Meer spazieren ging – damals, als er an seinem großen Werk über die Dreifaltigkeit arbeitete – und ein Kind beobachtete. Das Kind hatte ein Loch in den Sand gegraben und lief nun mit einer Muschel in der Hand immer wieder zum Wasser, schöpfte mit seiner Muschel, rannte zurück und goss das Wasser in das Loch. Darauf lief es wieder zum Wasser, schöpfte und wiederholte das Ganze immer aufs Neue. Nach einiger Zeit fragte Augustinus: „Was machst Du denn da?“ Und das Kind antwortete ihm: „Ich schöpfe das Meer in dieses Loch!“ Augustinus schüttelte den Kopf und sagte: „Du kleiner Narr, das ist doch unmöglich. Du kannst das große, weite Meer, doch nicht in dieses Loch füllen!“ „Aber du bildest dir ein“, meinte daraufhin das Kind, „dass du das große Geheimnis der Dreifaltigkeit mit deinem Kopf erfassen kannst!?“ Ihnen einen gesegneten Sonntag, behütet durch den dreifaltigen Gott! Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

Ostern 2016 „Du kannst nie zu tot sein für eine Auferstehung!“

WORT zum Sonntag – Ostern 2016

„Du kannst nie zu tot sein für eine Auferstehung!“ Waren Sie schon mal tot? Ich meine so richtig, einfach fertig mit der Welt, keine Perspektive? So richtig platt und kaputt?

Eigentlich mag ich die ganzen Graffitis nicht, die oft Mauern und Häuser verunstalten. Aber dieser Spruch, als Graffiti an einer Hauswand in Berlin, den find ich schon prima, da hat sich einer was getraut. Dieser Sprayer wollte, dass Menschen mitten im Leben daran erinnert werden: Ostern gibt es, Ostern ist kein Traum, Ostern findet statt, mitten im Leben, immer wieder, auch da, wo man nur noch Tod spüren kann!

Das ist doch wirklich Frohe Botschaft. Du kannst und darfst aus dem Tod auferstehen! Aus den vielen Toden, die Menschen im Leben erleiden, aber auch aus dem Tod, der das Leben beendet. Das ist ein genialer Schluss, an den müssen wir Menschen immer wieder erinnert werden. Manchmal ist der Tod so grausam und schrecklich, dass man nicht glauben kann, dass man aus der Trauer jemals wieder raus kommt.

Wenn ein Kind gestorben ist, oder der Partner. Wenn -zig Menschen sterben bei Bahn-, Flucht-, oder Flugzeugkatastrophen, wie furchtbar, kaum zu bewältigen für die Angehörigen. Wenn das eigene Leben alle Perspektiven verloren hat, scheint der Tod so endgültig.

Die Botschaft von Ostern, der immer der Karfreitag vorausgeht, erinnert uns da ganz einfühlsam aber immer wieder: Ja, ganz bestimmt, es gibt Schmerzen, es gibt Trauer, die keine Macht der Welt überwinden kann. Aber, es kommt Hilfe von unserm Gott, dem Gott aller Menschen. „Du kannst nie zu tot sein für eine Auferstehung!“ Gott will uns diese Möglichkeit eröffnen, und auch die zweite und dritte Chance zum Leben geben. Und Sie und ich, und alle, die dem einen Gott vertrauen, wir können uns danach sehnen, darum beten, dass wir die spüren.

Aber wie könnte Auferstehung dann aussehen – mitten im Leben? In der Bibel hören wir von Maria von Magdala, einer Freundin von Jesus. Sie war so traurig über seinen Tod, aber auch enttäuscht, dass das gute neue Leben, das Jesus angefangen hatte, nun schon vorbei sein soll. Jesus war scheinbar gescheitert auf der ganzen Linie. Aber dann, dann rührt er sie an, wie zu seinen Lebzeiten, ganz behutsam und zart und sie erlebt – Nein, es ist nicht vorbei. Was Er angefangen hat, geht weiter. Jetzt erst recht. „Du kannst nie zu tot sein für eine Auferstehung!“

Jesus rührt auch uns an, und das wofür Jesus gelebt hat, was er getan hat und wofür er gestorben ist, das ist nicht zu Ende, das ist nicht tot, das hat Zukunft.

Wie Jesus die Frauen, alle Frauen behandelt hat, als Menschen wie seinesgleichen, als Töchter Gottes, das hat Zukunft.

Wie er sich den Kindern zugewendet hat, mit Liebe und Herz, das hat Zukunft.

Wie er die Menschen, die krank waren berührt hat und geheilt, das hat Zukunft.

Wie er als erster der Sünderin vergeben und ihr eine neue Chance gegeben hat, das hat Zukunft.

Wie er den Verlorenen entgegen gegangen ist und sie umarmt hat, das hat Zukunft.

Wie er den Aussätzigen und Ausgestoßenen nahe war, das hat Zukunft.

Das Versöhnung möglich ist, auch zwischen den bösesten Feinden, das hat Zukunft.

„Es war ganz früher Morgen, als sie zum Grab kamen, die Sonne war kaum aufgegangen“, so beginnt die Frohe Botschaft zu Ostern. Nach jeder Nacht gibt es einen neuen Morgen.

Nach jeder Nacht, nach aller Dunkelheit des Lebens, haben wir Christen und zwar jeder von uns, die Chance immer wieder Ostern zu feiern, denn „Du kannst nie zu tot sein für eine Auferstehung!“

Halleluja, Christus lebt – darum dürfen auch wir leben! Ihr Arthur Springfeld (Diakon)