20.02.05 „Bitte nicht – es ist Fastenzeit!“

Wort zum Sonntag 19/20.02.05 „Bitte nicht – es ist Fastenzeit!“

„Bitte nicht – es ist Fastenzeit!“ Wie blöd man ist, merkt man leider oft hinterher, zu spät, man könnte vor Scham im Boden versinken oder vor Zorn über sich laut schreien.

Es war kurz vor Ostern 1987, ich war das erste Mal als Tourist in Calcutta. Ein indischer Bekannter bot mir an einen Termin bei Mutter Theresa zu machen, seine Schwester gehörte auch zu dem Orden der „Sisters of Charity“. Gerne nahm ich das Angebot an. Bald darauf standen wir vor dem Haus in der Lower Circular Road. Beeindruckend diese meist zarten Schwestern in ihren weißen Gewändern mit blauen Streifen, dem Gewand der Ärmsten.

Mutter Theresa sei gerade in einer Besprechung hieß es, käme aber gleich. Wir standen vor der Tür, plötzlich dachte ich, bist du verrückt Arthur, störst diese so tolle Frau!? Aber da war es zu spät, Mutter Theresa kam heraus, ich musst runter schauen, so klein war sie und zierlich, gebeugt und dennoch eine gerade Frau. Ich habe nie schönere Falten im Gesicht eines Menschen gesehen und Augen, fröhliche Augen, die bis tief in mein Herz sahen. Eine lebendige Heilige! Ich hatte mir soviel ausgedacht was ich sagen wollte, aber ich stotterte nur sehr schlecht und sagte hilflos „Danke, für all das was sie tun“. Sie schaute mich noch intensiver an, lächelte und sagte: „Ich bete für Dich!“ Noch heute geht mir dieser Satz durch und durch. Einfach nur und dennoch so unendlich viel „Ich bete für Dich!“

Gott sei Dank – ich hatte später noch öfter Gelegenheit mit Mutter Theresa im Gottesdienst zu beten, selbst wenige Wochen vor ihrem Tod 1997.

„Ich bete für Dich!“ – Schlüsselworte auch für meine Fastenzeit. Beten für Menschen, die ich kaum kenne. Beten für Menschen, die meine Gespräche und Termine stören. Beten für Menschen die mir auf den Geist gehen. Wenn ich mit einem Menschen gar nicht zurecht komme, bete ich für ihn und ich sehe diese Person in ganz anderem Licht. Es funktioniert.

Und als ich um ein Foto bat, natürlich von Mutter Theresa und mir, noch blöder diese Idee, schaute sie mich wieder tief an, lächelte und sagte: „Bitte nicht, es ist Fastenzeit!“ Mit diesen zwei Sätzen war das Gespräch zu Ende und für mich die Lehrstunde meines Lebens.

Wie schwer ist es für mich jedes Jahr durchzuhalten und in der Fastenzeit keinen Alkohol zu trinken – so oft gibt es einen Anlaß und oft traut man sich nicht zu sagen: „Bitte nicht, es ist Fastenzeit!“

„Von den Besten lernen“ – das gilt nicht nur in der Wirtschaft sondern besonders auch für uns Christen. Es gibt viele „Mutter Theresas“, auch unter uns, aber die kleine liebenswerte heilige Frau aus Calcutta zählt zu den Allerbesten.

Vielleicht gelingt es auch uns in dieser Fastenzeit Menschen zu überraschen indem wir sie liebevoll anschauen und ihnen sagen: „Ich bete für Dich!“ oder indem wir häufiger mit fröhlichem Gesicht sagen: „Bitte nicht, es ist Fastenzeit!“

11.11.06 „Ich rufe Dich bei Deinem Namen“

Wort zum Sonntag 11.11.06
„Ich rufe Dich bei Deinem Namen“

Hier liegt Arthur! – Ein Findling, Granit, allen Unbilden getrotzt, fest am Boden liegend, von Wind und Wasser geprägt, vom Leben gezeichnet – ja das wärs, das könnte mein Grabstein werden. Das würde für Arthur passen, da könnte man an mich denken, da könnte man sich erinnern und für mich beten. Natürlich wäre das nichts für die Ewigkeit, kein Tadsch Mahal – ein Grabmal das zum Weltkulturerbe wurde, das fast unsterbliche Zeichen einer großen Liebe zu einer scheinbar tollen Frau. Die ganze Welt kennt dieses Denkmal aus weißem Marmor – aber wer kennt Mumtaz? Wer erinnert sich an diese so überaus geliebte Frau? Wer betet denn heute noch für sie nach 400 Jahren?

„Wir werden Dich nie vergessen!“ steht es oft dick über Todesanzeigen. Nur wer vergessen ist, ist endgültig gestorben.

Natürlich bete ich für meine Eltern, natürlich denke ich manchmal noch an meine Großeltern, aber spätestens unsere Enkelkinder können mit den Namen und Bildern nichts mehr anfangen. Endgültig gestorben – die Gräber längst abgeräumt und einer neuen Bestimmung übergeben.

„Wie das Gras und die Blumen sind die Menschen“, heißt es in der Bibel, „sie blühen heute und vergehen morgen, jetzt grünt das Gras und morgen schon ist es verdorrt“– wir haben es diesen Sommer erlebt.

Die Bibel – es lohnt sich sie zu lesen – sie traut an dieser Stelle den Menschen nicht. Monumente verfallen und selbst Findlinge lösen sich irgendwann auf zu Sand. Auf Gott kann man sich da verlassen, er hat Bestand. Gottes Gedenken überdauert die Zeiten.

Wie gut das doch tut: „Ich rufe Dich bei Deinem Namen Arthur!“ „Mein bist Du!“ Wenn Gott mich bei meinem Namen ruft, dann meint er mich konkret, mich mit meinem Geburtsdatum in meiner konkreten Lebenssituation. Findlinge haben viele – aber mich kann man nicht verwechseln .Ich bin ich – mich gibt es nicht noch mal. Gott der mich beim Namen ruft – ihm verdanke ich mein Leben. Niemand wird zufällig geboren und niemand verschwindet im Nichts. Weil jeder einmalig und wertvoll ist hat unser Totengedenken auch die Perspektive von Auferstehung, von Hoffnung und Erlösung wenn das irdische Leben endet.

Doch wer will all der Menschen gedenken, die vor uns lebten. Selbst die ganz großen haben bestenfalls noch einige Kapitel oder Fußnoten in speziellen Büchern die wenige lesen.

Gott vergisst niemanden. „Sieh her, ich habe dich eingezeichnet in meine Hände!“ (Jes 49) sagt der Gott, der schon im Mutterleib seine Hand auf uns gelegt hat. Unsere gedachten Bilder erschöpfen sich schnell, wenn wir an das Leben bei Gott denken. Unsere weltlichen Gedanken und Gebete reduzieren sich auf Worte die immer spärlicher werden.

Unser Totengedenken ist einfach nur menschlich, diesseitig und damit auch endlich und vergänglich. Mein Glaube sagt mir, dass ich sicher sein darf, dass meine Verstorbenen in und bei Gott geborgen sind, bei ihm der ewig ist und unvergänglich. Wie schön schreibt Rainer Maria Rilke „Wir alle fallen, und doch ist einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält“.

Mit meinem notwendigen oft armseligen Gebet für meine Verstorbenen überwinde ich alle Grenzen zwischen meinem Leben hier und meinem Leben bei Gott über den Tod hinaus. Der Tod ist nicht wirklich ein Verlust. Im Tod gewinnen wir ein unverlierbares Gut, die Begegnung mit Jesus Christus und damit die wirkliche Fülle des Lebens.

Nicht nur ich habe einen Namen und werde bei meinem Namen gerufen, auch unsere Hoffnung hat einen Namen: Jesus Christus“!

Und er sagt: „Wo ich bin, da werdet auch ihr sein.“ Dieser weite Blick aus der Zeit in die Ewigkeit öffnet mir auch die Augen für mein Heute. Wo Er ist, da bin ich. Wo ich bin, da ist immer auch Er. Mit Ihm bin ich schon heute in der Herrlichkeit. Mit mir ist Er heute im Alltag meines Lebens.

Eigentlich brauche ich jetzt keinen Findling mehr und will ich jetzt auch keinen Findling mehr, oder wenigstens keinen ganz gerundeten, sondern einen kleinen, der auch noch Ecken und Kanten hat.

Nicht nur im November, auch die Toten denken an uns!

Ihr Arthur Springfeld

30.12.06 „2 % ist in Ordnung“

Wort zum Sonntag 30.12.06 „2 % ist in Ordnung“

„Wenn das alte Jahr erfolgreich war, Mensch freue dich aufs Neue, und war es schlecht, ja, dann erst recht.“

Natürlich war das alte Jahr 2006 ein erfolgreiches Jahr. Oder nicht? Das Wirtschaftswachstum betrug 2,5 %, für 2007 werden weitere fast 2 % vorausgesagt. Davon hängt die Entwicklung in unserem Land ab, das vermehrt unseren Wohlstand. Das ist doch Erfolg, oder etwa nicht? Von meiner Enkelin Antonia in der ersten Klasse könnten wir da lernen. Um wirklich zu verstehen, muss man das Wort auseinander nehmen, buchstabieren Zwei-tau-send-sie-ben. Auf die Vokale, die Zwischentöne kommt es an.

2 % Wachstum, das wäre schon was, von zwei Prozent Wachstum kann man schon träumen. 2 % sind zwar gerade nur 2 Cent von einem Euro aber wenn alles um 2% zulegt!?

Ich kann es mir kaum vorstellen – 2% mehr Liebe zur Wahrheit, auch in der Politik. Oder 2% mehr Offenheit und Ehrlichkeit im Miteinander.

Stellen Sie sich vor 2 % mehr Ruhe vor Krieg und Gewalt. Wie viel Elend blieb manchen Familien in Palästina, Israel oder dem Irak gespart. 2 % weniger Brutalität in den Familien, Schulen und Betrieben, wie viel Angst und Tränen wären das weniger!

2 % wären zusätzlich 7 frohe Tage im Jahr, richtig verteilt brächte das viel Sonne unter die Menschen. 7 Tage Sonne bei manchmal 358 Tagen richtiger Kälte.

Unsere Zuverlässigkeit und unser Verantwortungsbewusstsein würden wir steigern, beim Autofahren könnten wir Leben retten. 2 % langsamer fahren und der Bremsweg bei 100kmh wäre 2 Meter kürzer. Zwei Meter, die Leben retten. 2% mehr Mitbeter im Gottesdienst, ein Traum für jeden Pastor.

Das wäre schon ein tolles Jahr 2007: 2% in allem positiver, gläubiger, liebender und froher und zufriedener. Es wäre ein schönes Jahr 2007: 2 % zum Guten – eigentlich müsste das doch drin sein, ich will dran glauben – gebe es Gott!

Herr, ich bitte nicht um Wunder und Visionen, sondern
um Kraft für den Alltag.
Mach‘ mich erfinderisch, damit ich mich im
täglichen Vielerlei nicht verliere.
Lass mich die Zeit richtig einteilen und mich
herausfinden, was erst- und was zweitrangig ist.
Ich bitte um Zucht und Maß, dass ich nicht durch
das Leben rutsche und auf Lichtblicke und
Höhepunkte achte, sowie mir Zeit für Besinnung,
Erholung und kulturellen Genuss nehme.
Träume helfen nicht weiter, weder über die Vergangenheit,
noch über die Zukunft. Hilf mir, das Nächste so gut wie möglich zu tun.
Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, dass im Leben
nicht alles glatt gehen kann, dass Schwierigkeiten
und Niederlagen, Misserfolge und Rückschläge
eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind,
durch die wir wachsen und reifen.
Schick mir im rechten Augenblick jemand,
der den Mut hat, mir die Wahrheit in Liebe
zu sagen.
Viele Probleme lösen sich dadurch, dass man nichts tut.
Gib, dass ich warten kann. Schenke mir wahre Freunde
und las mich diese Freundschaft wie eine zarte Pflanze pflegen.

Mach aus mir einen Menschen, der einem Schiff
mit Tiefgang gleicht, um auch die zu erreichen, die „unten“ sind.
Bewahre mich vor der Angst, ich könnte das Leben
versäumen. Gib mir nicht, was ich wünsche, sondern das, was ich brauche.
Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte. (2 % ist zunächst genug) (Exupery)

Ihnen und Ihren Familien wünsche ich Gottes Segen und ein um mindestens 2% besseres

Jahr 2007.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

17.02.07 „Bringen Sie doch mal Gott zum Lachen!“

Wort zum Sonntag 17.02.07 „Bringen Sie doch mal Gott zum Lachen!“

Ein katholischer Pfarrer sitzt an seiner Predigt. Sein Sohn sieht zu und fragt: „Woher weißt du eigentlich, was du alles schreiben sollst?“ „Das sagt mir der liebe Gott!“ Darauf der Sohn: „Und warum korrigierst du dann soviel?“ Vielleicht sollten ernste Christen nicht weiterlesen. Es ist Karneval – darf man als Christ eigentlich lachen? Ob Jesus wohl gelacht hat? Viele Menschen sagen: „In der Kirche darf nicht gelacht werden!“ (über die Kirche schon lange nicht) Selbst fröhlichste Zeitgenossen setzen, sobald sie eine Kirche betreten, eine feierliche, natürlich ernste Mine auf, die meisten Gottesdienste riechen nach Trauergottesdiensten, obwohl der Engel sagte: Siehe, ich verkünde Euch große Freude!“ und nicht „große Probleme!“ Ich stelle mir Jesus immer als fröhlichen, lächelnden Menschen vor – nee, nich am Kreuz, aber sonst im Leben mit den Jüngern und den Freunden. Er war doch voller Liebe und wahrer Mensch, und ein Mensch lacht! (auch ein Christ), nicht über Andere, nicht zynisch oder verletzend. Kommt ein Moslem in den Himmel und hat dort eine Führung durch Petrus. Vor einer hohen Mauer legt Petrus den Finger auf den Mund und bedeutet leise zu sein „Dahinter sind die Christen, die glauben, sie seien alleine hier!“
Haben Sie heute schon gelacht? Nein? Na gut, es ist noch früh und Sie haben den ganzen Tag noch Zeit. Lachen, Heiterkeit und Lebensfreude sind ein Vorgeschmack auf das was uns verheißen ist. Ein Fest, ein Fest mit Gott im Himmel. Können Sie sich ein Fest ohne Lachen vorstellen, Können Sie sich Jesus bei einer Hochzeit vorstellen, todernst, ohne Freude, ohne Lachen. Ich nicht. Sprechen wir Jesus das Lachen ab, dann sprechen wir ihm auch sein Menschsein ab. „Lachen ist ein Bekenntnis Mensch zu sein“(Rahner). Empfehlung des Gesundheitsamtes kurz vor der Grippewelle: Vermeiden Sie anderen Menschen die Hand zu schütteln! Keine Küsschen austeilen oder entgegennehmen! Meiden Sie Menschenansammlungen! Dazu ein Christ: „Dann kann ich ja öfter in die Kirche gehen. Dort begrüßt mich niemand. Keiner gibt mir ein Küsschen und in der Bank sitze ich auch alleine!“ Im Lachen sagen wir JA zum Leben das Gott uns geschenkt hat. „Lachen hilft Bosheit besiegen“ (Zuckmayer). Versuchen Sie es doch an diesem Wochenende mal mit einem Lächeln. Aber Vorsicht! Sie werden einigen Menschen dadurch näher kommen. Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist das Lächeln. Lachen heilt Leib und Seele. Lachende Menschen haben weniger Angst, weniger Schmerzen, brauchen weniger Medikamente, schlafen besser und heilen schneller. Tun Sie sich selbst doch was Gutes – Lachen Sie! Gott will, dass es mir gut geht, und wenn ich lache – geht es mir gut. In der Christenlehre wurde über Jakobs Traum mit der Himmelsleiter gesprochen. „Wenn doch die Engel Flügel haben, dann schweben sie doch rauf und runter. Wofür brauchen die eine Leiter?“ fragt ein Kind. Ehe der Pfarrer antworten kann, sagt ein Junge: „Die Engel hatten doch gerade die Mauser!“ In alter christlicher Tradition wird an Ostern dem Teufel vor Freude über die Auferstehung Christi mit lautem Lachen begegnet, dem so genannten Osterlachen. Die erlösten Christen lachen dem Tod ins Gesicht, weil sie wissen: Er hat seit der Auferstehung Jesu keine Macht mehr – denn wir dürfen teil haben an seiner Auferstehung. Natürlich muß man nicht Karneval mitfeiern. Wer aber Spaß hat, dem drückt unser Herr persönlich die Luftschlangen in die Hand: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder,….“ (Mt 18) Leider gehen manchmal Christen durch das Leben, als hätten sie nie von der Frohen Botschaft gehört, als hätten sie nichts zum Freuen und nichts zu Lachen. „Bringen sie doch mal wieder Gott zum Lachen, erzählen Sie ihm von Ihren Zukunftsplänen!“ Natürlich gibt es „eine Zeit zum Lachen und eine Zeit zum Weinen“, die letzten Worte von Papa Johannes Paul aber waren: „Ich bin froh, seid Ihr es auch!“ Befreiendes Lachen ist kein Verstoß gegen die Gläubigkeit, lasst uns öfter beten: „Unser tägliches Lachen gib uns heute!“ Ein Pfarrer und ein Rabbi wohnen nebeneinander. Der Pfarrer predigt am Sonntag über die Nächstenliebe. Und er beschließ ein Zeichen zu setzen. In der kommenden Woche wäscht er heimlich dem Rabbi das Auto. Am nächsten Tag sieht er wie der Rabbi an seinem Auto den Auspuff absägt. Er stellt ihn zur Rede, sagt der Rabbi: „Wenn Du mein Auto taufst, dann will ich Dein Auto auch beschneiden!“

Für mich ist der Humor ein großes Gottesgeschenk. Er ist etwas sehr befreiendes. Lachen zerstört die Angst. Guter Humor schenkt uns Gelassenheit und bewahrt uns davor, uns selbst zu ernst zu nehmen. „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb“ (2.Kor) Im Dorfteich planschen nackt ein katholischer Junge und ein protestantisches Mädchen. Beim Abtrocknen sagt der Junge zu dem Mädchen: „Da sieht man mal, was Euch Protestanten so alles fehlt!“ Sie wissen immer noch nicht, ob Sie lachen sollen? Fragen Sie Gott. Rufen Sie ihn an! Tel. 5015. „Rufe mich an in der Not!“ (Ps 50,15). Gott hat keinen Humor? Hätte er sonst den Menschen erschaffen?

Gott will, dass es mir gut geht und wenn ich lache, geht es mir gut!

Einen fröhlichen Sonntag und ein herzliches Lachen wünscht Ihnen Ihr

Arthur Springfeld, Diakon

Ostern 2007 “ Grabesruhe? – Nicht für Jesus!“

Wort zum Sonntag (Ostern) 2007 Grabesruhe? – Nicht für Jesus!“

Ohne Ostern brauchten Sie nicht weiter lesen, ohne Ostern wäre nämlich niemand von uns Christ. Jesus wäre längst vergessen – echt tot –, wäre nicht der Ostermorgen gewesen. Die Auferstehung macht unseren Glauben aus, aus dieser Hoffnung leben wir. Leid und Tod behalten nicht das letzte Wort. Vom Anfang der Christenheit wurde dieses weitergegeben. Von Jesus zu den Aposteln, von den Aposteln zu den Christen, von den Eltern zu den Kindern, und, und, und….. Allein kann niemand glauben. Wir alle stehen auf den Schultern derer, die vor uns glaubten. Wir wären sonst viel zu klein, würden nichts sehen und könnten nichts verstehen. Auf den dritten Tag, zwei Tage nach Karfreitag, wird dieses lebensträchtige Geschehen datiert. Warum erst am dritten Tag, warum nicht gleich oder später? Was hat Jesus gemacht seit diesem schrecklichen Karfreitag? Lag er still im Grab, war kaltgestellt, mundtot oder sogar mausetot? Oder hatte er an diesen zwei Tagen und zwei Nächten Wichtigeres vor? Konnte er nicht eher zurückkehren in das Leben? Eine der tiefsten und gehaltsvollen Antworten auf diese Frage beten und glauben wir seit über 1.700 Jahren in unserem Glaubensbekenntnis, in dem es heißt: gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes. Im Reich des Todes hat er die Zwischenzeit zugebracht. Christus hat nach seinem Tod gerungen, gekämpft, gestritten und gesiegt – im Land der Finsternis und der Toten. Er hat nicht brav stillgelegen und den dritten Tag abgewartet, sondern er hat – so die Überzeugung der Väter und Mütter unseres Glaubens – Licht, Friede und Freiheit in das Reich der Toten gebracht, darum ist das einer der größten Feiertage für die orthodoxe Ostkirche. Das ist eine so großartige befreiende und frohmachende österliche Vision, allein dafür beneiden uns viele fremde Religionen, dafür und darum kann man stolz sein auf unseren christlichen Glauben. Denn Christus hat auch die Toten nicht vergessen, von Adam an, auch die schwachen und dunklen Seiten des Lebens; die gewaltigen Dimensionen des Bösen und der Finsternis hat er bedacht und aufgesucht. Das Licht seiner Auferstehung erreicht nicht nur seine Jünger bis zu uns heute, sondern leuchtet sogar den Verstorbenen, den Vergessenen, den Namenlosen im Schattenreich des Todes. Nach seinem eigenen schmerzvollen Tod macht sich Christus zuerst auf den Weg zu den Toten, er steigt hinab in die Tiefen der Vergangenheit zu den verborgenen und verlorenen Seelen, weil die Toten zuerst hören sollen von dem neuen Leben. Und dann, welche Freude, verschließt er die Tore der Hölle, nicht nur vorrübergehend, sondern für immer und ewig. Kein Gestern und kein Vorgestern, keine Tiefe und keine Untiefe wird von ihm vergessen. Das ist ein großes, ein reiches Evangelium – das ist wahrlich Frohe Botschaft.

So ist Ostern das Fest des Lebens. Ostern ist die klare und präzise Antwort Gottes auf unsere Angst vor Tod und Hölle. Das Licht der Auferstehung, das Licht von Ostern reicht weiter als die Osterkerze, viel weiter als wir denken können. Niemand, wirklich niemand ist davon ausgeschlossen. Wie weit wir uns diese Strahlkraft von Ostern auch denken, am Ende stehen sogar Teufel, Tod und Hölle nackt da. Sie haben keine Truppen mehr. Niemand ist mehr da den sie drangsalieren und Furcht einflößen können. Seit Ostern gibt es drei zusätzliche Arbeitslose, die ausnahmsweise reine Freude machen. Ostern lässt aber nicht nur das Licht der Hoffnung in die Zukunft leuchten. Ostern eröffnet auch und gerade einen versöhnenden Blick in die Vergangenheit. Auch sie ist einbezogen in den Auferstehungsfrieden. Auferstehung findet nicht statt ohne die Verstorbenen, nicht ohne die Vergessenen, nicht ohne Zukunft und Vergangenheit. Beides wird neu, Zukunft und Vergangenheit. Das ist das Beste was man hören kann. Diese weltumspannende Befreiungstat Gottes verbietet uns kleinliches Abrechnen und engherziges Denken. Es ist nicht unsere Aufgabe, die Reichweite der Gnade Gottes zu beschränken. Wir sind nicht Richter, sondern hoffentlich Erhellte und Erleuchtete. Ostern ist die dankbare Gewissheit, dass der Auferstandene Herr auch dort Licht und Leben zu schaffen vermag, wo wir außer zerstörten Leibern, schweren Steinen und dunklen Gräbern gar nichts anderes erkennen können. Das dürfen wir glauben und daran wollen wir uns halten. Gott sei Dank und Halleluja. Gesegnete Ostern!

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

26.05.07 Pfingsten „ Wenn der Heilige Geist kommt,…“

Wort zum Sonntag 26.05.07 Pfingsten “ Wenn der Heilige Geist kommt,…“

Wow – das hätte was, das wäre mal was! Keine Sprachbarrieren mehr zwischen den Menschen. Das könnten wir heute gut gebrauchen. Ein richtiges Pfingstwunder, wir könnten uns mit den Menschen unterhalten, die unsere geliebten Autos bauen! In unseren Kindergärten und Grundschulen würden alle Kinder verstehen was die Lehrerin meint! Alle Gäste aus Osteuropa würden die Predigt des Diakons verstehen! Auf unseren Baustellen brauchte der Bauherr keinen Dolmetscher mehr – das wäre wirklich Pfingsten!

Mal was ganz Neues – der Heilige Geist als Integrationshelfer! Ein Pfingstwunder nach dem Geschmack vieler Menschen, nicht nur der politisch Verantwortlichen. An der Stelle würde ein gutes Miteinander wirklich funktionieren.

Ist doch richtig so: Die Sprachbarriere muss endlich weg. Wer hier leben will, der muss lernen Deutsch zu sprechen. Das ist wichtig, denn wer sich nicht ausdrücken kann, kann sich auch nicht verständlich machen. Da sind Missverständnisse, Befürchtungen und Ängste ja vorprogrammiert.

Aber – wie war das noch mal? „Wer im Glashaus sitzt,…….!“ Wer in der Fremde ist, soll sich gefälligst anpassen!? Da sind wir Deutschen vermutlich mal Weltmeister, oder? Da fahren wir in Urlaub nach Ägypten, in ein muslimisches Land, wo die Frauen bestenfalls ohne Kopftuch rumlaufen – und wir – liegen Oben Ohne am Strand. Da fahren wir auf die Insel, und im Ballermann sind wir kein Vorbild des sorgfältig auf die alte Kultur des Gastlandes Rücksicht nehmenden Fremden. Da entstehen wegen niedrigerer Preise im Grenzbereich des Auslandes ganze Ortsteile von Häusern von deutschen Familien, und die Zugezogenen sprechen kein Wort der Sprache ihres Gastlandes. Und in Argentinien oder den Staaten leben über Jahrhunderte Schwaben oder Pfälzer ihre Tradition ohne sich im Geringsten der örtlichen Kultur anzupassen. „Wer im Glashaus sitzt,…….!“

Es geht doch um deutlich mehr, um viel mehr, als sich nur der Sprache anzupassen. Es geht doch gar nicht darum, sich so anzuziehen wie andere das in dem Land auch tun. Es geht doch nicht darum zu essen, was so riecht wie unsere Kost. Ein wirklich gutes Miteinander, ein friedliches Verstehen, ein wohlwollendes Denken kommt doch erst, wenn man den Anderen ein bisschen mehr kennt und darum versteht – auch ohne Sprache. Und dazu gehören immer Zwei! Verstehen ist eine wechselseitige Beziehung. Verstehen hat was mit Wissen und Nähe zu tun, mit Verständnis füreinander. Dazu reicht es, bei Gott nicht, dass einer sich anpasst. Da müssen beide aufeinander zugehen.

Es geht nicht um die Sprache, um das Sprechen geht es auch nicht. Es geht um das Verstehen! An der Stelle, in der Situation, wo Menschen sich verstehen, dort werden Grenzen überwunden, da hat Angst keinen Raum, da spielen Herkunft, Hautfarbe und Bärte keine Rolle mehr, da sind Sprachen, andere Kulturen, anderes Essen und andere Gerüche, nichts Bedrohliches sondern ein Schatz, eine Bereicherung.

Wo Menschen die Kultur und die Bräuche und die Geschichte von anderen kennen und verstehen lernen, da gewinnt das Leben eine neue Größe, eine positive Chance, eine ungeahnte Dimension.

Um dieses Verstehen geht es an Pfingsten, genau darum geht es letztlich auch Gott.

Das wäre das Pfingstwunder von heute, dass wir Menschen alle Hindernisse und Gräben im Denken überwinden könnten, dass wir uns füreinander interessieren und dadurch immer mehr verstehen. Das wäre wirklich ein Pfingstwunder nach Gottes Geschmack. Er kann das in uns bewirken, wenn wir zusammen danach rufen:

Komm endlich Heiliger Geist und verändere diese Welt, aber mache nicht, dass sich einfach nur die anderen anpassen. Lass uns alle wirklich aufeinander zugehen. Und – fange bei uns an!

Ihnen und Ihren Familien nicht den Kyrill, aber ein stürmisches, ein bewegendes Wirken des Heiligen Geistes.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

20.10.07 „Kein Nobelpreis für Verl!“

Wort zum Sonntag, 20.10.2007 „Kein Nobelpreis für Verl!“

Wow, das hätte was! Jo – das wäre wirklich mal eine Sensation! Die ganze Welt würde auf uns schauen. Der diesjährige Nobelpreis geht nach ……… geht nach ……….. geht nach Veeeerrrrllll! Das wäre der Hammer! Der Nobelpreis nach Verl, die bis dahin kaum bekannte Stadt (noch Dorf) in Ostwestfalen. Nobelpreis für Verl – nicht wegen der günstigen Gewerbesteuersätze, nicht wegen der vielen Firmen die tausendenden Arbeitsplätze und Familien sicheres Einkommen bieten sogar teilweise weltweit innovativ tätig sind, nein auch nicht an den Architekten der „Black Boxes“ des neuen Rathauses. Aber an wen denn dann? Wen oder was hätten wir denn der Welt zu bieten? Welche Leistung ist denn solch einer Prämie wert? Na gut, vielleicht denkt ja einer an mich, aber das ist eher unwahrscheinlich. Obwohl? Ich denke da eher einfacher, nämlich an ganz Andere. Vielleicht an die Frau und Mutter, die trotz Arbeitslosigkeit des Ehemannes, seinem deutlich überhöhten Alkoholkonsum und dem damit verbundenen Streit, die Familie liebend zusammenhält und nicht wegläuft, obwohl sie mit den Nerven am Ende ist und niemanden hat, mit dem sie darüber sprechen kann.

Ich denke da an die Schwiegertochter, die ihrem demenzkranken Schwiegervater liebevoll zum hundertsten Mal erklärt, warum er heute nicht arbeiten braucht und warum er die Wohnung alleine nicht verlassen darf und, dass seine Frau nun wirklich vor Jahren schon gestorben ist.

Ich denke da eher an den schon älteren Arbeitslosen (vielleicht 51Jahre), der für einen Euro die Stunde trotzdem eine gute Arbeit abliefert, obwohl er in jüngeren Jahren gutes Geld für seine Familie verdient hat, bevor seine Firma Konkurs ging.

Ich denke da an die engagierten Erzieher und Lehrer, die sich jeden Tag neu mit unseren oft nicht einfachen Kindern rumplagen um ihnen das Rüstzeug mit auf den Weg in die unsichere Zukunft zu geben.

Oder Annemarie, erst 57, die Wochen vor ihrem Tod diese Woche, endlich Frieden macht mit sich, mit Gott und der Umwelt.

Ich denke da an unsere Gäste in Verl (wir sagen schnell ganz schlicht Asylanten) aus fernen Ländern, die ihre Hoffnung auf Deutschland gesetzt haben, und alles, das Geld ihrer Familie und oft auch ihr Leben riskierten weil zuhause Hunger und Krankheit grassieren und nun wieder auf ihre Abschiebung warten – und viele Zurückgebliebene daheim enttäuscht haben.

Ich denke an die Pflegenden zuhause, in Heimen und Krankenhäusern, die sich jeden Tag aufmachen und mit Freude, gut gelaunt und voll motiviert, Alten und Kranken Mut machen, sie liebevoll pflegen und lebenswerte Stimmung verbreiten, trotz mancher Berichte in den Medien, die nicht immer fair sind.

Ich denke an die, die nach Jahren die Kraft finden, Gräben zu überwinden, einen neuen Anfang machen und endlich die Hand zur Versöhnung reichen, weil Streit krank macht und unser Leben nur endlich ist.

Ich denke an die, die nicht mehr zum Bruttosozialprodukt beitragen können, die im Rollstuhl sitzen oder im Bett liegen, die wohlwollend im Gebet und in Gedanken ihr Umfeld begleiten und stärken, auch mich.

Ich denke an die arbeitslosen Jugendlichen, oft keine Ureinwohner aus Verl, die nicht abgleiten in Drogen und Gewalt, sondern sich ihre Hoffnung bewahren auf Ausbildung und Einkommen.

Ich denke an die Kinder, die keine Designerklamotten tragen können und deren Eltern sich die Lebensmittel am „Warenkorb“ holen, die trotzdem gute Leistungen in der Schule bringen, gut gelaunt sind und gute Freundschaften pflegen.

Ich denke an die Eltern, die Verantwortung für neugeborene Kinder übernehmen, weil sie an Liebe, Treue und die Zukunft glauben und Gottvertrauen haben.

Versteht jetzt noch Einer oder Eine warum der Nobelpreis nun doch nicht nach Verl gegangen ist? Diese und viele andere noch hätten den Preis doch wirklich verdient. Sie alle kennen Menschen denen der Preis gut angestanden hätte. Sie alle wissen um Frauen, Männer und Kinder, die weltbewegende Leistungen vollbringen, na ja, vielleicht nicht weltbewegend, vielleicht nur verlbewegend oder auch nur in der Familie, zuhause, im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz. Gratulieren sie ihnen doch einfach mal, oder sagen schlicht danke, oder danken einfach – ganz still, einfach nur Gott für so viele wunderbare Menschen.

Vielleicht klappt es dann ja nächstes Mal mit dem Nobelpreis, oder auch nicht, brauchen wir auch nicht, wollen wir auch nicht – wir tun es gerne und machen einfach so weiter. Und das ist gut so.

Ihnen allen einen schönen, gesegneten und preiswürdigen Sonntag.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

09.12.07 „Spring in den Ölbach!“

Wort zum Sonntag 8./9.12.2007 „Spring in den Ölbach!“

Wenn ich nicht mehr träumen kann, bin ich tot. Ich brauche das. Nicht die Träume nachts, die ich nicht steuern kann, nein, da liegst du im Bett, kuschelig warm, die Augen zu und du kannst es förmlich spüren und sehen. Wunderbares Wetter, eine riesige Blumenwiese und du liegst mitten drin. Und plötzlich steht sie da, eine wunderbare Gestalt, grazienhaft, wunderschön anzusehen – natürlich nicht meine Frau – so schön wie im Traum kann nur ein wirklicher Engel sein! Und dann diese Stimme traumhaft zart, fast erotisch, und der Engel sagt dann zu dir: „Steh auf, spring in den Ölbach!“ Und urplötzlich bist du hellwach. „So ein blöder Traum!“ Und du tust dann alles, nur nicht in den Ölbach springen.

Ok, ich hab’s ja begriffen: Manchmal sind Träume auch Schäume. Manchmal gehen Träume auch an der Realität vorbei, wir sehen es diese Woche bei den vielen Lottospielern. Wahrscheinlich bin ich nicht der Einzige der nicht verstehen kann, warum der gute Zimmermann Josef eine schwangere Frau zu sich nimmt, nur weil er das geträumt hat, auch wenn es ein Engel gesagt hat. Warum flieht er später mit seiner Familie nach Ägypten, nur weil er schon wieder geträumt hat? Es hat ja damals schon Traumdeuter gegeben, aber die Verlässlichkeit und Sicherheit ist doch eher gering.

Und dann sagt der Engel auch noch zu Josef: „Fürchte dich nicht!“ „Trau Dich!“ Die Frau die man liebt, bekommt ein Kind, wer weiß wirklich von wem und du sollst dir keine Sorgen und keine weiteren Gedanken machen? In der Haut Josefs möchte ich wirklich nicht stecken, andere werden ganz schön gegrinst haben. Muss ja furchtbar für den Mann gewesen sein. Und alles was danach laut Schrift passiert, tut Josef ohne Murren, er traut sich, einfach folgerichtig und wie gewünscht. Ich könnte glauben, Josef hat damals vielleicht doch „Ja, aber“ oder „Warum“ gedacht, es wäre nur menschlich, aber die Bibel sagt es anders. Dieser Mann lässt einfach zu, dass sein ganzes Leben, seine anderen Träume über seine Zukunft, auf einmal umgekrempelt werden, dass alles anders wird als vorgestellt und geplant. Der Engel wird ihm nicht mehr erklärt haben und Gott wird ihm keine geheime Offenbarung gegeben haben. Ein wahrer Schicksalsschlag für Josef, dessen Leben von jetzt auf gleich aus den Bahnen geworfen wird, Dinge, die vor Sekunden noch von Bedeutung waren, zum Unwichtigsten der Welt werden. Warum tut Josef das? Warum sagt er zunächst einfach JA, ganz gottergeben zunächst einfach JA. Eine oder zwei Ideen hätte ich dazu. Dieser Josef muss einen ungeheuren großen und unerschütterlichen Glauben gehabt haben. Einen Glauben nämlich, dass Gott in seinem Leben am Werk ist, dass Gott Dinge tut, die ich als Mensch schon lange nicht mehr verstehe. Es kann nur wirkliches Gottvertrauen sein, wenn alles was mir lieb und teuer ist, den Bach runter geht, wenn Andere sich über mich ihr Maul zerreißen und alles über mir zusammenstürzt und ich dennoch an meinem Gott und meiner Frau festhalte. Und, dieser Josef muss seine Maria unheimlich geliebt haben. Nur so kann es gewesen sein, vorbehaltlos, ohne Einschränkungen, in guten und in schlechten Zeiten, ohne wenn und aber, muss er seine Frau geliebt haben. Josef war doch kein Träumer, kein Spinner und schon lange kein Trottel, er hat geglaubt und geliebt, er hat vertraut, ein toller Mann. Eine kleine Scheibe würde ich mir da gerne abschneiden. Diese Treue und Zuversicht könnte ich manchmal auch gebrauchen, wenn ich in die Augen des Partners, der Kinder oder der Freunde schaue und wieder einmal das Eine oder das Andere nicht verstehen kann. Mit der Liebe und dem Gottvertrauen von Josef könnten manche Abgründe nicht nur überwunden, sondern gemeistert werden. Wie schlägt doch das Schicksal in manchen Familien bös zu! Danach ist nichts mehr wie es war. Alles ist kaputt, alles am Boden zerstört und dann wie Josef zu spüren: Auch hier ist Gott in meinem Leben am Werk. Ich sehe nichts und spüre nichts, aber ich weiß, Gott ist an meiner Seite. Es wird wieder gut.

Ob es Gottes Stimme ist, oder die eines Engels, die ich in meinen Träumen manchmal höre, ich weiß es nicht. Wichtig ist eigentlich nur, dass in mir und mit mir etwas passiert. Dass ich mein Denken und meine Gefühle noch einmal überdenke und mein Leben, meine Planungen und meine Zukunft in einem anderen Licht sehe.

Wäre damals Josef nicht gewesen, vielleicht würde es Weihnachten nicht geben. Sein Vertrauen, sein Glaube und seine Liebe haben Weihnachten erst möglich gemacht. Ein bisschen davon, wenigstens ein winziges Stück das wünsche ich mir und uns allen, ganz besonders in dieser Advents- und Weihnachtszeit. Manchmal muss man in den Ölbach springen!

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

26.01.08 „Opa kann das nicht!“

Wort zum Sonntag 26.01.08 „Opa kann das nicht!“

„Opa kann das nicht!“ „Opa kann das nicht!“, so rannte mein gut 2 jähriges Enkelkind neulich durchs Haus. Opa konnte den DVD-Rekorder nicht bedienen. Unglaublich. Dreimal hatte er mich gebeten, bis er dann begriffen hat „Opa kann das nicht!“ Eine ganz neue Erfahrung für ihn. Es gibt auch Dinge, die Opa nicht kann. Natürlich habe ich darüber geschmunzelt, dann nachgedacht – und dann erschrocken. Mit vielem war der Junge bisher zu mir gekommen: Vorlesen, neue Hose machen, Dreirad kaputt, Tür geht nicht auf, habe Durst. Neuerdings kommt bei allem auch immer wieder die Frage: „Warum Opa?“ Und Opa tat Alles, konnte Alles und wusste Alles. (Alles gilt mehrheitlich natürlich auch für Oma) Bis zu dem Tag, als er erkennen musste: „Opa kann das nicht!“ Natürlich sorgen Mama und Papa gut für ihn und seine Geschwister, auch gut dass es die Oma gibt, aber Opa ist schon was Besonderes. Welch ein Glück – hauptsächlich für Opa – dass wir in einem Haus wohnen, Tür an Tür. Und da sind auch noch die großen Mädchen wovon eine schon zu Schule geht. Nicht nur, wenn Mama und Papa nicht da sind, wenn es schwierig wird, oder weh tut, oder Grundbedürfnisse zu stillen sind, der Ruf nach Opa kommt schnell. Die langen Zeiten der Ruhe von vorher sind weg – egal Ruhe habe ich irgendwann genug. Aber, ich spüre auch die Verantwortung, die Zuständigkeit und die Pflicht über Dinge zu reden, die früher waren. Zu erzählen darüber, wenn ich Kind war. Zu sagen warum ich in der Kirche mitarbeite, zu begründen, warum wir vor dem Essen beten und auch zu erklären, warum Opa manches nicht oder nicht mehr kann (und Oma die Bessere ist). Oder beim ins Bett bringen, wenn Mama und Papa mal nicht da sind, das Kreuz auf die Stirn zeichnen oder aus dem kleinen Baustein ein Überraschungsei zaubern und Schmerzen weg zu pusten. Vieles können Mama und Papa auch, vieles tun sie auch und vieles wollen sie eigentlich, wenn Zeit und Arbeit es zulassen. Aber Opa ist ja da, „Opa kann das!“, normalerweise. Noch mehr oft als Papa oder Mama, ist Opa der Retter in der Not, der Helfer in allen Lebenslagen und kann sich dennoch auch manchmal zurückziehen, und muß sich zurückhalten, denn seine Zuständigkeit ist im Regelfall nur ein Angebot, aber eine große Chance.

Wir Opas haben die Möglichkeit, die Verantwortung und die Pflicht – alles Quatsch – wir dürfen, wenn auch nur ansatzweise, wenn auch vielleicht anmaßend, Gottes Allmacht, seine Größe und Barmherzigkeit, seine Liebe und Treue in unseren Enkelkindern beleben, grundlegen und pflegen, einen Samen mit in die Erde legen, der keimen und wachsen kann. Mit Enkelkindern aufwachsen heißt Erfahrungen und Werte für 100 Jahre weitergeben, die von den eigenen Großeltern vor mehr als 100 Jahren schon gelebt wurden. Viele Großeltern haben dazu heute oft nicht die Chance, weil es wohnraummäßig nicht geht, die Distanz es nicht zulässt, die Kommunikation nicht klappt, weil sie selbst vielleicht schon tot sind oder bedauerlicherweise keine Enkelkinder geboren wurden. Es passt ja in den Trend der Zeit – die Erfahrung der Alten muss wieder her – Opas und Omas werden gebraucht, von den Enkelkindern, den eigenen Kindern, aber auch als Boten Gottes. Der große Dichter Kishon sagte mal:“ Wenn ich gewusst hätte, wie schön Opa sein ist, dann wäre ich das zuerst geworden!“ Ich bin gerne Opa! Jeden Tag!

Es sagte einmal die kleine Hand zur großen Hand:

„Du, große Hand, ich brauche dich,
wenn ich wach werde,
wenn ich Hunger habe und du mich fütterst,
wenn ich meine erste Schritte versuche und du mich hältst,
wenn ich zu dir komme, weil ich Angst habe.
Ich bitte dich, bleib in meiner Nähe und halte mich.“

Und es sagte die große Hand zur kleinen Hand:

„Du, kleine Hand, ich brauche dich,
das spüre ich,
weil ich für dich sorgen darf,
weil ich mit dir spielen und lachen kann,
weil ich mit dir wunderbare Dinge entdecke,
weil ich deine Wärme fühle und dich lieb habe,
weil du ein Teil von mir bist.
Ich bitte dich, bleib in meiner Nähe und halte mich.“

Und wenn mein kleiner Freund Frederik überzeugend sagt: „Opa, wir sind doch Männer!“, dann ist es nicht mehr schlimm, wenn Opa auch mal was nicht kann, aber dann habe ich eine leichte Ahnung, es gibt noch eine Hand, die mich hält.

Besonders allen Opas und Omas wünsche ich einen gesegneten Sonntag!

Ihr Arthur Springfeld (Opa und Diakon)

16.03.08 „Der Müll stinkt (fast) zum Himmel“

Wort zum Sonntag 15./16.03.08 „Der Müll stinkt (fast) zum Himmel“

Ich liebe den Frühling! (meine Frau natürlich auch) Alles wird wieder grün, die Erde bricht auf, was tot schien, erwacht zum Leben. Ich kenne Länder, da ist nie Frühling, nicht wirklich, da ist immer Sommer, die Bäume blühen immer, immer frische Blätter an den Sträuchern, dazwischen auch ein paar verwelkte. Frühling bedeutet sichtbar und spürbar neues, frisches Leben, Frühling bedeutet einen neuen Anfang machen. Frühling heißt, das Alte und Tote hinter sich lassen. Frühling ist immer wieder die neue Chance. Finde ich eine tolle Idee, dass in diesen Wochen Schulen und Bürgerinitiativen starten, die Umwelt zu säubern, den Müll einsammeln, den Andere ohne Verstand aus dem Autofenster werfen. In mir steigt der Zorn auf (heiliger natürlich) wenn ich die zugemüllten Gräben und Autobahnausfahrten sehe. Meine Zigarettenkippen lösen sich da doch wenigstens auf, will ich jedenfalls glauben. Schon dieser „ungebildete“ Indianerhäuptling Seathl sagte vor über 150 Jahren: „Ihr Weißen werdet in Eurem Müll noch ersticken!“ Dank an Alle, die unseren Müll einsammeln, Danke auch an die, die unseren Müll jede Woche zu Hause abholen. Ist doch toll, wenn der Müll verschwindet, wenn man ihn nicht mehr sieht, wenn es nicht mehr zum Himmel stinkt. Wobei Müll und Himmel wohl nichts gemeinsam haben. Also Müll im Himmel kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen. Aber wo bleibt dann all der Dreck, der Schmutz, die kaputten Dinge, die zerstörten Körper, die Schuld, die unanständigen Gedanken? Wohin mit allem Unfertigen, Halbherzigen, wohin mit all den Verletzungen, Lügen und Unbarmherzigkeiten. Wo ist dann die Deponie für Schmerz und Angst, Trauer und Unrecht, für tote Kinder, zerbombte Menschen und verhungerte Stämme? Wie soll da Frühling werden? Wie geht da ein neuer Anfang? Wer weiß den Weg? „Kommt alle zu mir, die ihr es schwer habt!“ steht auf einer Batik aus Indien bei uns zu Hause. „Kommt alle zu mir, die ihr euern Müll nicht mehr tragen könnt!“, könnte das auch heißen und über dem Text schaut mich ein Bild von dem an, dem wir am heutigen Sonntag mit Palmstöcken zujubeln. Auf dem Bild hängt er schon am Kreuz, die Schultern hängen durch von dem Müll der Menschen. Schwer trägt er an der Last und dennoch schaut er mich freundlich und auffordernd an und sagt auch mir: „Arthur, pack Deinen Müll ruhig noch drauf. Wird schon noch gehen. Ich schaffe das. Alles was Dich runter drückt und kleinmacht darfst du mir auf die Schultern packen“. „Nur darum bin ich geboren, nur deshalb ist es wichtig, dass Du mich kennst. Du musst nur den ersten Schritt tun. Du musst aus dem Weg räumen, was zwischen uns steht. Bring es mir, ohne Verpackung, ohne große Worte, ohne Ent-schuldigung – das ist mein Teil, dann kannst Du wieder atmen. Dann kannst Du neu beginnen und wachsen. Trau es mir zu, ich kann Dir die Jahreszeiten neu schenken, einen neuen Frühling und einen neuen Anfang. Ich will, dass es Dir gut geht!“ Es ist not-wendig am heutigen Palmsonntag alle Türen zu öffnen, damit der Herr einziehen kann. Er ist der Spezialist für Recycling, damit wir an unserem Müll nicht ersticken. Er wandelt unser Versagen in Gnade und Freude, damit unser Halleluja an Ostern ehrlich sein kann. Ich freue mich jedes Jahr neu, wenn wir dann in der Osternacht zusammen singen dürfen (mit hoffentlich fröhlichem, erlösten Gesicht): „Frohlocket, ihr Chöre der Engel, preiset den Sieger, den erhabenen König! Lobsinge, du Erde, siehe, geschwunden ist allerorten das Dunkel. Der Glanz dieser heiligen Nacht nimmt den Frevel hinweg, reinigt von Schuld, gibt den Sündern die Unschuld, den Trauernden Freude.“

Ich liebe den Frühling! Ich liebe Ostern! Alles wird wieder neu, die Erde bricht auf, was tot schien, erwacht zum Leben. Wie könnten wir leben, hätten wir die Müllsammler nicht!

Ihnen und Ihren Familien einen frohen Palmsonntag, eine gute Karwoche auf dem Weg zum Platz für Ihren Müll, und dann – Halleluja – gesegnete Ostern!

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)