10.08.08 „Drachen steigen lassen“

Wort zum Sonntag, 10. August 2008-08-04 „Drachen steigen lassen“

Natürlich kann man da gut Drachen steigen lassen, vielleicht mal wieder wie früher aus Zementsackpapier mit Kartoffeln geklebt und dann 50 Stücke Strohband aneinander geknotet. Oder die Tiere, Karnickel und Krähen, die kann man jetzt besonders gut erkennen wenn sie die Reste ernten. Ich meine die Stoppelfelder, die in diesen Tagen überall wieder zu sehen sind. Das Unkraut, es wird nicht mehr gespritzt, kann natürlich da auch besonders gut wachsen. Stoppelfelder ist das, was überbleibt, nach pflügen, sähen, düngen und ernten.

Ich befinde mich gerade in den letzten Wochen meiner aktiven Berufslaufbahn. Ein bisschen noch, dann ist Schluß, dann ist die Ernte des Lebens vorbei, was bleibt ist Stoppelfeld. Sagen viele! Meinen auch manche schauen so und leben auch so. Natürlich ist Rente, natürlich ist das Ausscheiden aus den Arbeitsprozessen, das Fehlen von pünktlich Aufstehen, Losfahren, Arbeiten und erschöpftem Feierabend ein einschneidender Lebensabschnitt. Für viele Menschen ein Riesenproblem. Nichts ist mehr so wie die letzten 45 Jahre. Oder? Oder man macht es Anders, man muß anders denken, alles aus einem neuen Blickwinkel betrachten. Es ist gut auch mal den Standpunkt zu wechseln. Das Stoppelfeld ist doch nur da, weil die Ernte eingefahren ist, die Hauptarbeit vorbei ist. Und wenn die Ernte gut war sind die Scheunen voll, gefüllt bis an den Rand. Es wurde doch gepflügt und gesät und gedüngt, damit geerntet werden kann. Jeder Bauer dankt doch Gott, wenn er das Stoppelfeld sieht, weil er weiß, es ist geschafft. Es ist vorbei, der Winter kann kommen und bald wird wieder gepflügt.

Haben Sie mal überlegt, welche Situationen, vor allem aber Menschen in Ihrem Leben wichtig waren. Menschen die auf Ihrem Lebensacker waren. Menschen, die entscheidend Einfluss auf Ihr Leben genommen haben. Natürlich Eltern und vielleicht Großeltern, aber mir ist eine Lehrerin eingefallen an die hatte ich 45 Jahre nicht mehr gedacht, oder in jungen Jahren Personen, die an meinem Berufsweg gestanden haben. Ihr Einfluss hat erst wirklich aus mir Arthur gemacht. Sie haben meinen Acker mitgepflügt, gesät und gedüngt, und ich hatte das gar nicht wirklich gemerkt. Und was ist auf meinem Feld alles gewachsen, bis es dann Stoppelfeld wurde? Eine Partnerschaft die trägt, Freunde auf die Verlass ist, auch wenn sie durch berufliche Veränderungen gewechselt haben, Mitarbeiter von damals, die sich auf einen freuen wenn man sie sieht, Menschen, die kilometerweit den eigenen Lebensweg mitgegangen sind. Flüchtige und dauerhafte Kontakte, von denen alle profitieren bis heute, und Besuche von Menschen aus aller Welt und Reisen zu Menschen und Schönheiten an vielen Punkten der Erde. Auf dem Stoppelfeld des Lebens sind viele Früchte gewachsen – natürlich auch Unkraut, natürlich ist manches nicht angegangen oder so geworden, wie man es gewünscht hat. Aber, von tiefstem Herzen sei Gott gedankt, zu meiner Ernte gehören auch noch die Kinder, und sie leben noch und sind gesund. Sie haben Nahrung und Dünger genommen aus dem Acker unseres Lebens, geschützt groß geworden, gepflegt, gereift und gut vorbereitet ihren eigenen Acker zu bestellen. Den bestellten Acker der Kinder zu erleben, mit Enkelkindern zurückzuschauen und alt zu werden ist das Schönste Ergebnis eines Stoppelfeldes. Wer barfuss über das Stoppelfeld geht kann spüren, dass ernten auch weh tun kann. Alles was man säht geht nicht auf, die Frucht und das Ergebnis entsprechen nicht immer den Wünschen und Vorstellungen. Aber vieles habe ich auch in meinem Leben auch geerntet, sicher mehr als ich erkennen kann, ohne dass ich gesät habe, obwohl ich den Dünger vergessen habe. Und manches das ich „Unkraut“ nannte, erfreut andere in der Blumenvase.

Und was kommt nach dem Drachen steigen lassen? Ich freue mich schon. Heute ist vieles möglich, wenn nicht die Daumen gedreht, sondern gehandelt wird. Ganz schnell wird wieder gepflügt, ganz schnell wird wieder gesät, natürlich nicht die gleiche Frucht, und dann kann noch mal geerntet werde, wenn alles klappt, wenn das Wetter gut, wenn der Dünger stimmt.

Aber, wie heißt es so richtig? „Der Mensch denkt,…..!“ Lasst man kommen, ich pack es erst mal, ich sähe noch mal. Eine Ernte scheint mir zu wenig. Es ist nicht der Sinn eines Ackers, dass er Stoppelfeld bleibt. Aber die Zeit muss sein, die Zeit nehm ich mir, in aller Ruhe die Früchte meines Stoppelackers weiter zu suchen. Es gibt noch viele, an die ich nicht denke, viele, die da waren, nur kurz, haben sich ausgeruht, ein wenig gegessen und sind weitergezogen. Einige werde ich noch sehen, manche werden mir noch einfallen, aber dann – dann wird wieder gepflügt! So Gott will!

Ihnen allen wünsche ich einen schönen Spaziergang über Ihr Stoppelfeld!

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

27.09.08 „Wer nicht fragt, bleibt dumm!“

Wort zum Sonntag, 27.09.08 „Wer nicht fragt bleibt dumm!“

Natürlich kann und will ich das nicht beweisen, aber ich glaube, nach „Mama“ ist das zweite Wort das Kinder lernen „Warum“. Manchmal fragen Kinder einem Löcher in den Bauch. „Warum ist Eis so kalt?“ „Warum soll ich aufräumen, wenn ich es doch gar nicht will?“ „Warum kommt uns Opa aus dem Himmel nicht besuchen?“ Warum dies und warum jenes. Kinder fragen soviel, dass einem manchmal nichts mehr einfällt, und man hofft manchmal, dass sie mal „die Luft anhalten“, mal Pause machen mit der Warum-Fragerei. Das ist ein Wunsch, der hoffentlich nie in Erfüllung geht. Es wäre furchtbar und schlimm, wenn die Fragen aufhören. Erinnern Sie sich noch an den Hit aus der Sesamstrasse? „Wieso, Weshalb? Warum? Wer nicht fragt bleibt dumm!“ Lehrer für manche Schüler möchte ich auch nicht sein, versuchen sie mal jemandem was zu erklären, der keine Fragen hat. Wenn die Klasse „Null Bock“ hat, kein Interesse und keine Fragen kommen – stell ich mir gruselig vor. Wo jemand keine Fragen mehr hat, gehen alle Antworten ins Leere. Ok, ich kann was aufdrängen, einpauken, aber wirklich geben kann ich ihm nichts. Vielleicht wirken auch viele Antworten, die wir in Glaubensfragen geben deshalb unpassend oder wie aufgedrängt, weil die Gemeinde nicht danach fragt. Und ist es manchmal nicht auch umgedreht? Wir fragen den Nachbarn oder Arbeitskollegen: „Wie geht’s?“ und warten die Antworten gar nicht ab. Wir präsentieren Fragen und Antworten, weil sie jetzt gerade dran sind. Wenn nicht gerade ein spezieller Gottesdienst ist, interessiert Niemanden die Fragen der Kinder. Den 14 und 15jährigen wird – weil es dann dran ist – in der Firmvorbereitung der Geist näher gebracht (oft von ganz toll engagierten Ehrenamtlichen), obwohl sie mehrheitlich nicht danach fragen und eigentlich ist es kein Wunder, wenn wir viele kaum wiedersehen. Wir können Glauben nur weitergeben, wo jemand auch danach fragt und das geschieht seit tausenden von Jahren von Eltern und Großeltern zur nächsten Generation. Für diese Fragen müssen wir nur immer wieder neu sensibel werden, sie vielleicht herausfordern und dann Antworten geben auf die wirklich brennenden Fragen. Ich kenne ganz tolle, wissenschaftlich fundierte Antworten (auch aus dem Vatikan) auf Fragen die keiner gestellt hat und keiner zum Leben braucht. Manchmal ist ein ehrliches „Weiß nicht“ oder „bin unsicher“ hilfreicher. „Gebt denen eine ehrliche Antwort, die euch nach der Hoffnung fragen, die euch trägt“, heißt es sinngemäß in der Bibel(Petrusbrief). Und mit dieser Aufgabe ist nicht allein der Pfarrer beauftragt oder der Pastor, die das ja gelernt haben sollten, nein jeder Christ, Du und ich sind damit gemeint. Natürlich ist dazu notwendig, dass ich das auch kann, dass ich von der Hoffnung, die mich erfüllt und froh macht auch Rechenschaft, Zeugnis ablegen kann. „Seht, wie sie einander lieben“, heißt es an anderer Stelle. Damit sind nicht Frau und Mann gemeint, nein jedem Christen soll man die Freude an seinem Glauben auf Anhieb ansehen, damit man den Grund unserer Hoffnung erkennt. Das bedeutet, sich mit seinem eigenen Glauben auch auseinandersetzen. Das bedeutet selber Fragen zu haben und diese auch zuzulassen. Das bedeutet mit Mitchristen ins Gespräch kommen, damit ich eine Festigkeit und Tiefe in meinem Glauben erreichen kann, wo eine hilfreiche Antwort möglich ist. Bei den kleinen Kindern und Enkelkindern werden wir da oft maßlos überfordert bleiben, denn deren „Warum“ kann uns ganz schön in die Enge bringen, und der Verweis auf die Lehrer oder den Pastor helfen bestenfalls kurzfristig. Das ist seit tausenden von Jahren so, aber das Weitersagen unserer Hoffnung ist in heutiger Zeit eine besondere Verantwortung vor der jeder Christ steht. Die Verantwortung für die Weitergabe unseres Glaubens tragen wir alle. Und wenn wir diese Verantwortung neu entdecken, wenn unser Wunsch und unser Ringen nach tragbarem frohmachenden Glauben neu in den Mittelpunkt unseres Denkens gerät, dann wird unser Leben besser gelingen. Durch unseren gelebten Glauben könnten wir dann vielleicht auch bei Menschen, gleich welchen Alters, ganz neue Fragen wecken, wobei die Fragen unserer Kinder uns auch zukünftig weiter an unsere Grenzen bringen. Fragen Sie am Sonntag doch mal Ihren Kirchenbanknachbarn warum er so froh schaut, oder warum er es nicht tut? Dann aber auch zuhören!

Ihnen und Ihren Familien einen gesegneten Sonntag

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

16.11.08 Volkstrauertag „Gegen das Vergessen“

Wort zum Sonntag – Volkstrauertag – 16.11.08 „Gegen das Vergessen“

„Was wäre eigentlich, wenn?“ Was wäre eigentlich, wenn niemand an die Gedenkfeiern des heutigen Tages erinnert hätte? Was wäre, wenn es nicht in den Zeitungen von heute oder im Kalender gestanden hätte? Wer würde denn dann wohl an den Volkstrauertag denken? Für die Meisten wäre es wahrscheinlich ein ganz normaler Tag, wenn nicht gerade Sonntag wäre oder sie wären höchstens sauer, weil das Ordnungsamt verhindert, dass heute bestimmte Veranstaltungen stattfinden, die nicht zum Charakter des Tages passen.

Es werden immer weniger Menschen, die einen der beiden Kriege erlebt haben, die unser Land im letzten Jahrhundert durch litten hat, die Eltern, Kinder, Geschwister oder Kameraden dadurch verloren haben. Auch die Zeitzeugen in Verl sterben aus. Wir haben noch Denkmäler für unsere Toten und Gefallenen auch in Verl, die versuchen sollen die Erinnerung wach zu halten, auf denen aber oft Kinder spielen, weil junge Erwachsene keinen Bezug mehr dazu haben . Der heutige Tag wird immer wichtiger, denn die Gefahr des Vergessens macht sich breit. Meine Generation und die Generationen danach, können sich nur noch anlesen, welcher Horror passierte und welches Elend über Millionen Menschen einbrach. Was Krieg bedeutet, was Krieg anrichtet ist für viele nicht mehr präsent. Die Filmsequenzen im Fernsehen dauern bestenfalls wenige Minuten und werden durch Tore der Bundesliga und ähnliche Meldungen fast verniedlicht. Schmerz, Hunger, Bomben und Tränen werden nur noch in der Ferne, weit weg von unserer Heimat registriert. Nur manchmal ahnen wir die Nähe, bei Angriffen auf Touristenzentren in Ägypten oder der Türkei, oder am 11. September 2001, wenn diese Bedrohungen auch für uns ein Gesicht bekommen. Die Medien bringen uns vorsichtig und sensibel nahe, dass die Gefährdung unterschätzt wird. Manch politischer Cowboy glaubte, dass all diese Ängste, Bedrohungen und Probleme durch schnellen militärischen Einsatz zu lösen sind. Ich bin erschrocken, wenn grauenvolle, furchteinflößende Bilder aus dem Irak, aus Israel und Palästina, aus Afghanistan oder Georgien zur Selbstverständlichkeit unserer Nachrichtenkonsumierung gehören, und bei uns – bei mir auch nicht – keine ernsthaften und dauerhaften Gespräche und Konsequenzen auslösen. Was wir – jeder von uns – tut, was und wie wir reden und selbst was wir in unserem Innersten denken, trägt einen wichtigen Teil zum großen Geschehen in dieser Welt bei. Das galt für die Zeit damals, an die der heutige Tag erinnert und es gilt kein bisschen weniger für heute. Stammtischparolen und Sündenböcke suchen helfen uns da nicht weiter. Nichts ist böser und schlimmer als all die anderssprachigen und andersgläubigen Menschen in Deutschland in eine Ecke zu stellen mit Bedrohung, Gewalt und Terrorismus. Kein anständiger gläubiger Muslim liebt Gewalt, Krieg, Unfriede und Tod. Sie möchten bei uns und mit uns in Frieden leben und ihrem Gott die Ehre erweisen. Wo das hinführt, wenn Menschen nur wegen Ihrer Herkunft oder Religion eingeordnet werden, zeigt uns auch das Denkmal der Familie Hope in unserem Ort, das unserer aller besonderer Wertschätzung bedürfte. Alle Menschen guten Willens gilt es zu sammeln, gleich welchen Geschlechts, gleich welcher Religion, um sie für die Sache des Friedens und der Freiheit zu gewinnen, damit uns hier Friede und Freiheit auf ewig erhalten bleiben und in der Welt verbreitet werden. Heute ist ein Tag, an die Opfer von damals und heute zu denken, damit es zukünftig keine mehr geben muss, damit alte Fehler nicht noch mal gemacht werden. Der heutige Tag war noch nie so wichtig wie in dieser Zeit. Aber wie immer, wenn wir nicht weiter wissen, wenn wir Hilfe und Unterstützung für unsere Bemühungen brauchen, wenn keine Lösung sich abzeichnet, brauchen wir eine Kraft die uns die Augen öffnen kann, die hilft und den richtigen Weg uns weist und mit uns gehen will. Um diese Hilfe beten wir seit dem unmenschlichen Terroranschlag in Amerika jeden Mittwochabend um 19.15 in Kaunitz. Jeder, gleich welcher Konfession ist dazu gebeten und eingeladen. Wir beten für die Betroffenen des Unfriedens auf der Welt, und dass dieser Friede auch in uns greift. Wir brauchen viel mehr Gebete, Zeichen und Handlungen, die endlich Frieden stiften, die zur Versöhnung helfen, die Gerechtigkeit verbreiten, die Mut machen, die Freundschaft streuen und Verletzungen heilen – Worte zum Leben gegen den Tod. Hände die zum Beten ruhen, haben die Kraft und sind auch bereit Zeichen des Friedens und der Versöhnung zu geben. Lassen sie uns doch einfach jetzt und hier gemeinsam anfangen: Vater unser im Himmel, ……

Den Frieden unseres Herrn und Bruders Jesus Christus wünsche ich uns allen, für die Welt, im Miteinander und Füreinander, vor allem aber zunächst in uns selbst.

Einen gesegneten friedvollen und nachdenklichen Sonntag. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

28.12.09 „Ohne Kinder – geht nicht!“

Wort zum Sonntag 28.12.09 – „Ohne Kinder – geht nicht!“

Weltweite Katastrophen, krank gewesen, Pastor ist weg, Teresa geboren, Beck geflüchtet, Obama kommt, Krieg geht weiter, Rentner geworden, Sechslinge geboren, gesund geworden, Freund gestorben – alles in 2008 – so könnte ich mehrere Seiten beschreiben. Durch zurückschauen in die Vergangenheit, Erfahrung sammeln und lernen entsteht die Kraft für das Neue, für die Zukunft und die liegt vor uns, für mich vielleicht noch 10 oder 20 Jahre, oder auch nur bis morgen, aber die Hoffnung liegt in unseren Kindern und Enkelkindern. Die Kinder sind unsere wirkliche Zukunft. Für die Kinder müssen wir besonders wach sein, mehr Verantwortung geht nicht. In den Neubaugebieten in Verl gibt es viele Kinder. Es werden noch mehr werden. Die Kinderfreundlichkeit der jungen Familien, die hier einziehen, ist ein Mut machendes Zeichen. Ihre Kinder sind auch uns in den Kirchengemeinden anvertraut, nicht nur, weil sie die Zukunft und die Chance unserer Gemeinden sind. Die Erwartungen der Eltern an uns sind hoch. Auch da können wir von Jesus lernen. „Lasst die Kinder zu mir kommen“. Wenn wir sie kommen lassen, wenn wir sie aufnehmen, wenn wir sie mit offenen Herzen und Armen annehmen, dann spüren wir, wie Recht Jesus hat: die Kinder brauchen uns. Aber noch mehr brauchen wir ihre Fröhlichkeit, ihre spontane Art, ihre verwunderten Fragen, ihre erstaunten Augen, die positive, strahlende Kraft, die von ihnen ausgeht. „Lasst die Kinder zu mir kommen“, sagt Jesus, und: „wer sie aufnimmt, nimmt mich auf“. Wir können ihn spüren unter uns mit unseren Kindern auch hier bei uns in den Kirchen: wenn die Kinder ihre Fürbitten sagen, wenn sie singen, wenn sie sich mit Aktivitäten und Gesten im Familiengottesdienst einbringen oder bei der Kinderkirche beten, malen und gestalten.
„Siehe ich mache alles neu“, sagt Gott. Es ist das tröstliche Leitmotiv für sein Wirken an und mit uns in dieser Welt auch im Jahr 2008, aber auch morgen und danach.
„Siehe ich mache alles neu!“. Ob er nicht gerade die Welt durch die Kinder unserer Kirchengemeinden neu und ein Stück besser macht, neue Gedanken und Impulse in das Leben der Pfarreien trägt, sie erneuert, ähnlich wie das Kind von Betlehem die ganze Welt? Mit jedem Kind fängt Gott wieder neu an. Jedes Kind ist ein Wunder des Neuanfangs und neuer Chancen, und Kinder haben durch ihre einmalig neue Existenz die Ausstrahlung des sprudelnden lebenserfrischenden Beginns. Und solange Kinder wirklich Kinder bleiben dürfen, tragen sie die Frische und Kreativität des Neuen in die Familien und auch in das Leben einer Pfarrgemeinde. Wach sein für unsere Kinder und für das, was Gott durch unsere Kinder an uns wirken will, das scheint mir ein guter Vorsatz für das kommende Jahr. Und so viel guter Wille ist an vielen Stellen schon da. Die vielen Mütter (wo bleiben die Väter?) die den Familiengottesdienst vorbereiten, die Kinderkirche gestalten, die Kommunionkinder zu Jesus führen, die die Kinder begeistern und sich von ihnen begeistern lassen. Ihnen ein besonderes Danke schön. Das Beispiel der vielen Meßdienerinnen und Meßdiener, die treu und gerne ihren Dienst am Altar versehen. Die engagierten Leiterinnen und Leiter der Jugendgruppen, die grundlegende Dienste an unseren Kindern leisten. Die positiv denkenden Mitarbeiterinnen der Kindergärten und die Lehrerinnen und Lehrer, die nicht aufgeben, unsere Kinder zu fördern und zu führen. Jeder Einsatz – egal wo in der Gemeinde – kommt letztlich unseren Kindern zugute. Kinder haben ein Gespür für Glaubwürdigkeit. Wenn unsere Pfarrgemeinde (auch die politische) glaubwürdig lebt, wenn unser Glaube fröhlich ist und tatkräftig, dann überzeugt er auch die Kinder. Nur so überzeugt er auch die Kinder. Die einzelne Familie – auf sich allein gestellt – schafft es kaum noch, den Glauben an die Kinder weiterzugeben. Wir sind als Christenmenschen alle in der Pflicht. Und es ist eine schöne Pflicht. Habe ich nicht doch etwas vergessen? Habe ich nicht vergessen, dass Kinder frech sind und laut und sich manchmal zanken. Nicht nur zuhause auch hier in der Kirche? Ich habe es nicht vergessen. Ich habe mich immer gefragt, warum die Jünger seinerzeit die Kinder, die zu Jesus wollten, weggeschickt haben. Es muss wohl auch damit zusammenhängen, dass Kinder ganz schön nerven können. „Lasst die Kinder zu mir kommen“, ruft Jesus ihnen und uns zu.
Kinder sind unfertig. Sie müssen erst noch zu Form und Stil finden. Wir müssen ihnen dabei helfen. Dazu gehört Geduld. Viel Geduld. Ich wünsche mir für unsere Kinder, dass sie schon früh die Urgeborgenheit des Gottesdienstes in sich aufsaugen wie die Muttermilch und hier in unseren Kirchen Heimatgefühle entwickeln, dass sie gerne kommen und Kind sein dürfen. Dazu brauchen sie eine geduldige Gemeinde. Aber eine Kirche ohne Kinder ist eine sterbende Kirche und bestimmt eine todlangweilige. Ich freue mich auf das kommende Jahr und wünsche mir viele Kinder, in unseren Gemeinden und in unseren Gottesdiensten. Ihnen und Ihren Familien mit Ihren Kindern ein gesegnetes und zufriedenes Neues Jahr. Ihr Arthur Springfeld (Diakon, Vater und gerne Opa)

15.02.09 „Yes, we can!“

Wort zum Sonntag – 14./15.02.09 „Yes, we can!“

So haben sich viele das nicht vorgestellt. In der Wirtschaft geht es nicht weiter aufwärts sondern abwärts. Politische Entscheidungen passieren nur in Trippelschritten. Der Heilige Geist war immer noch nicht in Rom. In den Kirchengemeinden erlebt man oft immer noch konservative Bremser und fehlende heilmachende Freiheit und bei manchen Verantwortlichen wenig frohmachenden Glauben. Anstelle von wachsendem Frieden und gelebter Geschwisterlichkeit eskaliert die Gewalt in Israel und Palästina. Trotz aller Bemühungen werden die Kirchen nicht voller, sondern leerer. Wegen undefinierbarer Zukunftsängste gibt es in vielen neuen Familien kaum oder keine Kinder.

Viele Menschen haben lange geglaubt (gewünscht habe ich mir das auch), es würde alles viel schneller gehen, das Miteinander würde besser und die Betonköpfe würden endlich aufgeben. Das ganze System scheint krank zu sein. Krankheiten erkennt man mit professionell geübtem Blick an ihren Symptomen. Das zeichnet einen guten Arzt aus. Ungeduld ist so ein Symptom, noch keine körperliche Krankheit, aber ein Symptom, das das Leben eines Menschen ziemlich beeinträchtigt. Es gibt vermutlich jede Menge Faktoren – vielleicht auch genetisch bedingt, die dafür verantwortlich sind, ob ich in Ruhe und Gelassenheit nach vorne und in die Zukunft schauen kann, ob ich die Signale des Wandels am Horizont erahne oder erblicke. Wer keine gesunde Vision hat, wer kein Vertrauen mehr in eine gute Zukunft haben kann, wer nicht mehr glauben kann, dass das Wetter nächste Woche vielleicht besser wird, dass in den Herzen von Menschen ein Wandel geschieht, dass der Heilige Geist wirkt wann und wo er will, dem bleibt nur das Heute. Heute muss dann alles passieren und zwar am Besten so butz. Geduldig zusehen wie eine Sache so wächst und sich entwickelt, dazu bleibt dann keine Zeit. Die wirklichen Wurzeln der Ungeduld liegen in der Hoffnungslosigkeit. Wenn es mir schlecht geht und ich keine Hoffnung mehr habe, kann ich nur den Kopf hängen lassen. Wenn es mir gut geht und ich keine Phantasie habe, dass es noch besser werden könnte, dann kann es nur bergab gehen. Viele Menschen, auch Christen, leben so: Lasst uns heute fröhlich sein und feiern, essen und trinken, Party ohne Ende, morgen sind wir vielleicht schon tot. Wer keine Hoffnung auf eine gute Zukunft erkennen kann oder will, wer von morgen nichts mehr erwartet, auf was sollte so jemand auch warten? Worauf sollte er sich freuen? Die viele Hektik, Unrast und Ungeduld unserer Tage, auch viele Erkrankungen sind sehr häufig ein Symptom für nichts anderes als nackte Hoffnungslosigkeit.

Der von allen Konfessionen geschätzte Paulus ist es, der den Durchblick hat und die Zusammenhänge erkennt. Er ist wie ein guter Arzt, der die Symptome deuten kann. Und er hat auch eine Lösung, ein Rezept gegen diese Hoffnungslosigkeit, keine Pillen, keine Chemie, etwas alt Bewährtes und Wirkungsvolles bietet er uns an: Die Schrift ist es, die Bibel, die Frohe Botschaft. Und wenn Paulus von Bibel spricht dann meint er die Psalmen und die Berichte und Geschichte Gottes mit den Menschen. Die alle aufgeschrieben wurden für uns, damit wir Trost finden, getrost durchs Leben gehen dürfen, immer in dem Bewusstsein, dass Gott mit uns geht. Aufgeschrieben, damit wir Hoffnung haben. „Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil, denn Du bist bei mir!“ „Du führst mich hinaus in die Weite, Du machst meine Zukunft hell“. Vorsicht, nicht so schnell, das Ganze bitte nochmal lesen und ganz langsam. Verstanden? Da steht nicht, Ruhe bewahren und abwarten und beten, Gott macht das schon. Da steht nicht „Lass man kommen, wird schon werden!“ Ärmel aufkrempeln ist hier gefragt, kräftig anpacken, auf den Weg machen, neue Wege versuchen, andere Menschen ansprechen und begeistern, nicht schnell aufgeben, nach dem Hinfallen wieder aufstehen – dann und nur dann wird Gott auch seinen Anteil dazu tun. „Yes, we can!“ Das ist nicht nur hoffnungsvoller amerikanischer Wahlkampf, das ist das Motto aller, die mit Gott im Bunde stehen. Wir – Gott und Du und ich – Wir haben seine Zusage, dass er ein Gott der Lebenden ist. Gott will, dass es uns gut geht, dass wir optimistisch nach Vorne schauen, dass wir die Zukunft anpacken und gestalten für uns und unsere Kinder. „Ich bin bei Euch, alle Tage!“ Unserem Gott dürfen wir vertrauen und ihm viel zutrauen, denn Gott hält sein Versprechen, damit wir Hoffnung haben.

Ihnen und Ihren Familien einen gesegneten Sonntag. Es wird ein guter Tag!

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

2009 Palmsonntag „Der Schattenbaum“

Wort zum Sonntag, Palmsonntag 2009 „Der Schattenbaum“

Es gibt Situationen im Leben, da fällt selbst mir nichts mehr ein. Es gibt Tage da habe selbst ich keine Lust auf Witze oder dumme Sprüche. Es gibt Momente, da könnte ich heulen, obwohl ich wirklich nicht zu Depressionen neige. Im Ostergarten des Pastoralverbundes geht mir das so, wenn ich mein bescheidenes Kreuz meine Last (Lastenstein) von Gethsemane bis zum Kreuz trage. Das haut mich um, das verschlägt mir jede Sprache, und das heißt schon was. Darum möchte ich heute für Sie auch nur mit Worten einer Geschichte versuchen meine Gedanken zur Karwoche auszudrücken.

„Es war einmal ein Mann, irgendwo auf dieser Welt, dort, wo die Sonne deutliche Schatten wirft. Und dieser Mann hatte deshalb auch einen ganz ausgeprägten Schatten – so wie die meisten Menschen um ihn herum. Überall, wo er stand, zeichnete sich auf dem Boden ganz deutlich sein Schatten ab. Nur unterschied sich dieser Mann auf eine Art von all den anderen Menschen. Im Unterschied zu vielen anderen bemerkte er nämlich, dass er diesen Schatten hatte! Und er bemerkte seinen Schatten nicht nur, er begann sich auch ganz kräftig über ihn zu ärgern; er spürte nämlich: dieses Schattenbild gehörte zwar zu ihm, aber es war wie ein dunkler Fleck auf seiner Person. Und so überlegte er mit aller Kraft, wie er seinen Schatten loswerden könnte.

Da machte er eine ganz großartige Entdeckung. Er merkte nämlich, immer dann, wenn er genau so stand, dass ihm die Sonne ins Gesicht schien, dann war der Schatten verschwunden. Und so beschloss er, eben nur noch so herumzulaufen, dass er die Sonne im Gesicht hatte. Schon begann er sich zu freuen und meinte, seinen Schatten nun endgültig losgeworden zu sein, bis die anderen anfingen zu lachen und ihm zuriefen: „Du Narr, du bildest Dir ein, keinen Schatten mehr zu haben? Dabei ziehst Du ihn die ganze Zeit hinter Dir her, ohne ihn zu sehen!“

Da war der Mann furchtbar enttäuscht. Und verärgert über seine eigene Dummheit ging er in die Stadt, denn er hatte gehört, dass man dort seinen Schatten sehr leicht vergessen könnte! Aber auf den geteerten Straßen der Stadt sah er ihn nur um so deutlicher. Und auch als er versuchte, seinen Schatten mit weißer Farbe zu übertünchen, kamen die Konturen nur um so kräftiger heraus.

Völlig entmutigt ging er weg, ging weit hinaus aufs Feld und setzte sich unter einen Baum. Es war ein großer und mächtiger Baum, und die Äste mit den vielen Blättern reichten weit über das Feld. Da wurde unser Mann plötzlich richtig froh, denn es war schön, unter dem Baum zu sitzen. Ja, und er wurde sogar richtig glücklich, als er auf einmal bemerkte, dass sein Schatten ja gar nicht mehr da war. Egal wohin er auch sah, egal wie herum er sich auch drehte, nirgendwo war mehr etwas von seinem Schatten zu sehen. Dieser Baum hatte den Schatten unseres Mannes vollkommen weggenommen. Das dichte Laubwerk verdeckte die Sonnenstrahlen und unser Mann warf mit einem Mal keinen Schatten mehr. Unter diesem Baum war jenem Mann gelungen, was er überall sonst vergebens versucht hatte, es war ihm gelungen, seinen Schatten loszuwerden“.

Sie kennen den Baum, unter dem man diesen Schatten los wird? Sie haben ihn bestimmt schon oft gesehen. Dieser schwere Balken im Ostergarten, zusammengefügt zum Kreuz, sein Kreuz, dieses Holz an den man unseren Bruder und Herrn Jesus Christus genagelt hat. Sein Kreuz ist für jeden – auch für Dich – zu einem Baum geworden, der die Schatten aller Schuld für immer wegnimmt. Sein Kreuz ist dieser Baum der uns von der Last des Schattens unserer Lieblosigkeit befreit. Dankbar und erleichtert habe ich meinen Lastenstein unter dem Kreuz, wahrscheinlich aber auch zusätzlich auf dem schweren Balken, abgelegt. Meine kaum zu unterdrückenden Tränen sollten vielleicht Tränen der Trauer über den Tod Jesu sein, aber sie sind Ausdruck meiner Freude über die Sonne, über die Helligkeit ohne Schatten, über eine Zukunft ohne Schuld.

Ihnen und Ihren Familien wünsche ich eine gesegnete Karwoche.

Ihr Arthur Springfeld, Diakon)

23.06.09 „Wo men zai tian shang de fu“

Wort zum Sonntag 23.06.2009 Wo men zai tian shang de fu“

„Hast Du schon mal ein Vater Unser ganz andächtig gebetet?“ fragte mich vor einiger Zeit ein wirklich ehrwürdiger fast 90 Jahre alter Priester. „Ich glaube ja, ich weiß nicht ob wirklich, habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht“ war meine überraschte Antwort. „Ich schaffe das einfach nicht“, sagte dieser tiefreligiöse Mann, „und das macht mich ganz traurig!“ In den nächsten Wochen habe ich ganz bewusst darauf geachtet. Ich schaffe das auch nicht! Es gelingt mir nicht, ohne dass irgendwelche fremden Gedanken mich ablenken, ein Vater Unser zu Ende zu beten. Immer sind da irgendwelche Affen im Kopf, die mich stören beim Beten. Überhaupt, gerade beim Beten komme ich auf Gedanken und Ideen, die vielleicht gut sind, aber da scheinbar nicht hingehören. Nur wirklich gelitten, so wie dieser greise Pastor, habe ich bis dahin nie darunter. Aber wie geht andächtig beten eigentlich? Wie muß ich das tun? Was kommt von meinem Gestammel eigentlich bei Gott an? Werden viele meiner Wünsche und Bitten nicht erfüllt, weil ich nicht andächtig bin und Gott mich gar nicht versteht? Mit meinem Freund Franz war ich vor zig Jahren in China(Taiwan) und habe den kürzlich verstorbenen Pater Venne, unseren Onkel Peter besucht. Natürlich waren wir auch in der Messe, oft in Englisch – das ging ja noch, aber manchmal auch in chinesisch. Beten in Chinesisch, das hört sich an wie Babel oder – ja einfach chinesisch an. Der Ritus war fast so, wie wir ihn kennen, deshalb wussten wir immer wo wir während des Messablaufs waren, aber verstanden –nicht ein Wort. Trotzdem hatte ich dort eine helle Minute, eine wahre Erleuchtung. „Lieber Gott“, habe ich gedacht, „wenn Du dieses hier verstehst, wenn Du begreifst, was die Menschen hier beten, dann verstehst Du mein schlechtes Deutsch, mein Gestammel und meine unausgegorenen Bitten und Wünsche und meinen oft nur angedachten Dank schon lange“ Ähnlich ist es mir in Gottesdiensten in arabischer, indischer oder koptischer Sprache auch gegangen. Natürlich ist das nicht intelligent gedacht über Gott, natürlich ist das albern zu glauben, dass Gott kein chinesisch oder arabisch kann. Aber mir hilft das beim Beten. Ich spreche mit meinem Gott so, wie ich denke, mit meinen Worten, so wie es mir einfällt, kein perfektes Deutsch, oft halbe Sätze und manchmal spreche ich auch im Gebet richtiges Durcheinander. Oft aber denke ich sogar, spüre es, Gott lächelt – er lächelt mir zu oder vielleicht auch über mich. Nicht abwertend, er versteht mich und er mag mich. Alle Achtung und höchster Respekt vor so vielen Menschen, auch Pfarrern und Ordensleuten, die hochintelligente Texte, wertvolle historische Psalmen und tiefdurchdachte Gebete vor Gott bringen. Weiter so, wenn ich in Varensell die Nonnen höre, oder die Benediktiner in Meschede, ist das ein Festtag für mich, ich bin begeistert und es tut mir gut. Aber es ist schnell wieder Alltag, und dann rede ich weiter so mit meinem Gott, wie es mir einfällt, vielleicht oft nicht echt andächtig, aber so wie es mir in den Kopf kommt. Und er versteht jedes Wort, da bin ich sicher. Denn er ist immer noch bei mir, er geht meinen Weg schon lange mit mir und manchmal gibt er mir ganz weise Dinge ein, die auch ich verstehe. Halleluja, mein Gott versteht meine Sprache und ich kann ihn verstehen. Und Pfingsten kommt erst noch! Und wenn Sie das auch nicht schaffen mit dem Vater Unser, so ganz andächtig meine ich, reden Sie doch einfach ganz normal mit Gott, so von Freund zu Freund. Die Sprache versteht er. Ihnen und Ihrer Familie, auch denen die glauben, dass sie nicht beten, einen schönen Sonntag. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

Wo men zai tian shang de fu (natürlich der Anfang vom VATER UNSER in chinesisch)

11.07.09 „Gebt Zeichen des Friedens!“

Wort zum Sonntag 11.07.09 „Gebt Zeichen des Friedens!“

Es ist schon einige Jahre her. Meine Frau und ich machten ein paar Tage Urlaub in Paris und besuchten natürlich auch die auf dem Montmartre gelegene Basilika Sacré-Cœur. Es begann gerade eine Heilige Messe und wir nahmen ganz bescheiden in der letzten Reihe Platz. Mindestens 15 Reihen trennten uns von der mitfeiernden Gemeinde vorne in der Kirche. Auch ohne Französischkenntnisse kann man die Heilige Messe gut mitfeiern. Als der Priester zum Friedensgruß aufforderte, kam eine ältere Dame ganz von vorne zu uns, um uns die Hand zum Friedensgruß zu reichen. Dadurch eingeladen, haben wir den Rest der Messe vorne in der Gemeinschaft mitgefeiert. Wir haben uns angenommen, aufgenommen und wohl gefühlt. Manche Priester und Gläubige tun sich leider oft schwer damit. Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wie oft kurz vor der Kommunion vom Frieden die Rede ist? Nach dem Vater Unser: …..und gib Frieden in unseren Tagen!“ Im Friedensgebet: „Frieden hinterlasse ich Euch, meinen Frieden gebe ich Euch!“ und dann weiter: …….schenke ihr nach deinem Willen Einheit und Frieden!“ Dann der Friedensgruß: Der Friede des Herrn sei allezeit mit Euch!“ und im dritten Teil des Lamm Gottes: ….gib uns deinen Frieden!“ Was ist das für ein Frieden um den der Priester vor dem heiligen Mahl so oft betet? Erst wenn man sich die Ursprünge anschaut, versteht man, warum in der Gemeinschaft aller Christen so intensiv um den Frieden gebetet wird – und zwar um den Frieden Gottes, aus dem heraus unser Friede erst wachsen kann. Der Friede Gottes – im Hebräischen „shalom“ – meint ein Heilsein im umfassenden Sinn. Shalom – das ist: Mit sich, mit Gott und der Welt, mit Gott und den Menschen, mit Gott und seiner Schöpfung, der Natur, im Reinen sein – und nicht durch Raffen und Ausbeuten, durch Habenwollen und egoistisches Sich-Abkapseln den Frieden und die Gemeinschaft mit der Natur, mit dem Mitmenschen, ja, mit Gott zu zerstören. Shalom – das ist: Ich selbst sein, ohne in einer anonymen Masse unterzugehen – und dennoch mit Gott und der Welt in einem tiefen Frieden leben und heile Gemeinschaft haben. Das alles meint das Gebet um den Frieden. Das alles meint der Gruß der heiligen Messe: „Der Friede – des Herrn sei mit euch!“ Erinnern Sie sich noch an die tollen Evangelienstellen um Ostern, in denen von den Freunden Jesu, seinen Jüngerinnen und Jüngern, die Rede war? Vor ein paar Wochen noch eine starke, mutige Gemeinschaft; Menschen, die etwas zustande brachten in der Nachfolge Jesu, Menschen, von deren Glauben man redete und bei denen andere Hilfe suchten – doch dann waren plötzlich die dunklen Stunden da, andere Mächte schienen die Überhand zu gewinnen, der eigene Glaube war doch nicht so stark und groß wie gedacht, sie machten sich schuldig, sie waren enttäuscht, grenzenlos enttäuscht von sich selbst, von ihrem HERRN – sie waren fassungslos, abgrundtief traurig und der Situation einfach nicht gewachsen. Der Schmerz, die Wut und Trauer wurden zu groß – sie gingen auseinander, sie flohen – scheinbar gab’s keinen gemeinsamen Weg mehr – jeder suchte seinen Weg, um mit dem Geschehenen fertig zu werden. …… da kam Jesus und trat in ihre Mitte!“ ER kommt nicht zu den Vollkommenen, er kommt zu den Versagern, zu dem armseligen Häuflein, das schuldig geworden ist, die an sich selbst und ihrem Glauben scheiterten. Wo die Angst am größten ist, wo der Boden am schlimmsten wankt, wo sich Verzweiflung durchsetzt und die Ohnmacht fasst lähmt. Da ist ER – und heute auch noch. Er kommt mitten hinein und sagt: „Friede sei mit Euch!“ Es ist geschafft! Die Schuld ist bezahlt! Die Sache ist erledigt! Gott hat sie erledigt! Friede sei mit Euch! Das erlösende erste Wort nach seiner Auferstehung! Nachdem Jesus noch ein zweites Mal seinen Jüngern den Friedensgruß zuspricht, gibt ER ihnen den Auftrag, diesen Frieden nicht zu horten und nicht für sich zu behalten, sondern ihn weiterzugeben diesen Frieden gegen alles Unrecht in unsere Welt zu tragen. Jesus spricht das kurze, aber sehr bedeutungsvolle Sendungswort: „Gleichwie mich mein Vater gesandt hat, so sende ich euch!“ Wie die Jünger dürfen und sollen auch wir das Tor sein, durch das Er in diese Welt kommt. Er sendet uns, damit unser Leben ein Beispiel Seines liebenden und versöhnenden Lebens wird in der Wüste dieser Zeit. Und Jesus meint jeden von uns: FRIEDE SEI MIT EUCH – FRIEDE SEI MIT DIR! Lasst uns einander seinen Friedensgruß als Heil für diese Welt, Heil für uns persönlich und für unsere Familien und Gemeinden weitergeben und zusprechen – auch, aber nicht nur in jedem Gottesdienst.

Ihnen und Ihren Familien einen friedvollen Sonntag. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

22.08.09 „Ursula statt Barbara“

Wort zum Sonntag 22.08.09 „Ursula statt Barbara“

Ursula statt Barbara. Diese Entscheidung musste ich vor langer Zeit mal treffen. Ok, früher sah ich gut aus, es gab auch noch Annemarie und Magdalene und ….. J. Aber dann habe ich mich schnell für Ursula entschieden, ohne Rücksicht auf Gewicht, politische Einstellung und Vermögen. Die inneren Werte waren entscheidend. Eine gute Entscheidung, eine richtige Entscheidung, denn mit Ursula bin ich schon 39 Jahre, meistens glücklich verheiratet.

Man denkt kaum drüber nach, aber es vergeht keine Minute in der man sich nicht entscheidet, nicht wählt; Lesen oder Fernsehen, Gas geben oder bremsen, Kartoffeln oder Nudeln, sündigen oder beten. Meistens können wir wählen zwischen wenigen oder vielen Alternativen. Zwischen unterschiedlich guten oder aber auch zwischen verschiedenen Übeln. Wer sich nicht entscheidet, wer nicht wählt, gibt sich auf und hat schon verloren. In der Bibel steht nicht viel über das Wählen. In der Apostelgeschichte werden Personen in den Kreis der Apostel gewählt, und bei Lukas sagt Jesus zu Martha: „Maria (Magdalena) hat das Bessere erwählt“. Sie hat richtig entschieden. Sie hat sich entschieden zwischen einem wohl sehr freizügigem Leben und der Anhängerschaft Jesu. Bei Jesaja heißt es noch: „Siehe, ihr seid aus nichts, und euer Tun ist auch aus nichts; und euch wählen ist ein Greuel!“ und im Römerbrief von Paulus: „… sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber nach der Wahl sind sie Geliebte ……..“. Soviel zum Wählen in der Bibel. Parallelen zur heutigen Zeit sind sicher zufällig. Aber stellen Sie sich doch trotzdem mal vor, man müsste zwischen Peter und Paul wählen. Der eine, das Fundament, der Fels unserer katholischen Kirche und obwohl Petrus Jesus jämmerlich verraten hat, hat Jesus trotzdem auf ihn gesetzt. Eine lange Reihe folgte ihm mit vielen guten Päpsten, aber auch Perioden, die uns nicht stolz machen können. Trotzdem hört man oft Stimmen aus den vielen evangelischen Kirchen, die uns zumindest darum beneiden, dass durch den Papst die weltweite Einheit der Katholiken gewährleistet wird. Der andere, Paulus, hat jahrelang die Christen verfolgt, war Zeuge der Steinigung von Stephanus und wurde dann, nach seiner Bekehrung, ein glühender Verehrer der Sache Jesu. Ohne die faszinierenden Schriften, Briefe und Berichte des Paulus, gefüllt mit religiösen Feinheiten, Anweisungen und Hilfen, wären alle christlichen Kirchen ein großes Stück ärmer. Manche Historiker sagen, ohne Paulus gäbe es kein Christentum. Wen soll man da favorisieren? Wer ist der wirklich Bessere? Wer kann uns helfen das Leben menschlicher und gerechter zu machen? Beide wurden laut Zeugnis der Bibel für ihre Überzeugung umgebracht. Das kann nicht die Lösung sein! Die Katholiken stehen da wahrscheinlich mehr auf Petrus, den Gottesleugner, aber auch Fundament unserer Kirche – bis heute. Paulus steht möglicherweise den Protestanten näher, hat die frohe Botschaft für die Menschen für uns hilfreich interpretiert, hat sie uns zugänglicher gemacht als Hilfe zum Leben. Gerne möchte ich mich nicht entscheiden zwischen Petrus und Paulus. Der eine wäre ohne den Andern nur halb. Sie gehören zusammen, so wie wir ihr Fest auch zusammen feiern. Es hat gedauert, aber man kann sich auf beide verlassen, es hat gedauert, aber sie sind uns Vorbild geworden. Gott braucht beide um uns zu lehren unsere Unzulänglichkeiten anzunehmen, er braucht beide, damit wir unsere Stärken suchen und erkennen. Entscheiden zwischen Petrus und Paulus – niemals! Müssen wir auch nicht! Dennoch muss man sich das ganze Leben entscheiden. Täglich und immer wieder. Nicht entscheiden, nicht wählen, alles so nehmen wie es kommt ist das Schlimmste. Gott will dass wir unser Leben gestalten, dass wir aktiv mitwirken an der Entwicklung der Schöpfung. Dass wir das Gute vorantreiben und die Situation aller Menschen auf der Erde verbessern. Nichtwählen, Nichtmitentscheiden passt nicht zur Verantwortung eines Christen. Aber was soll ich wählen, zwischen welchen Angeboten oder Alternativen soll ich mich entscheiden. Da ist unser Verstand, unsere Erfahrung, sind unsere Kenntnisse gefragt, sicher auch unser Gefühl für Wahrheit und Ehrlichkeit. Und wenn dann die Entscheidung ganz schwer ist, wenn ich mich belesen, schlau gemacht und das Gespräch auch mit Anderen gesucht habe, wenn ich dann ganz still werde und Gott um Hilfe bitte, dann kann meine Entscheidung zunächst nur richtig sein. Denn wenn ich Gott um Hilfe bitte, wenn ich seine Nähe suche, wenn ich ihm Platz in meinem Leben gebe und mit ihm mein Leben gestalte, dann habe ich den Richtigen Teil schon erwählt, dann habe ich an der Stelle richtig entschieden. Ihnen wünsche ich immer, die Fähigkeit das Gute vom Schlechten zu unterscheiden, das Talent das Bessere zu erkennen und mit Gottes Hilfe den Mut, dann das Richtige zu wählen, in diesen Tagen und immer wieder.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

04.10.09 „Was ist Dein Name?“

Wort zum Sonntag 04.10.09 „Was ist Dein Name?“

„Wie heißen Sie?“ „Katharina!“ „Und wie mit Hausnamen?“ „Katharina!“ „Wie hieß denn Ihr Vater?“ „Ich glaube Katharina?!“ Die Bewohnerin sitzt unsicher und ratlos auf ihrem Stuhl. Solche Dialoge erlebe ich fast jedesmal, wenn ich Krankengottesdienst in einer kleinen Wohngruppe für Senioren halte. Viele Menschen werden heute älter und mit der gestiegenen Lebenserwartung steigt auch die Zahl der Menschen, die an Demenz erkranken. Viele Einzelpersonen, Familien und Senioreneinrichtungen kümmern sich rührend um diese Menschen, um ihnen ein Leben und irgendwann ein Sterben in Würde zu ermöglichen. Heilung gibt es nicht. Und so sind mit der Krankheit auch viele Fragen und viel Leid verbunden. Was geht in dem betroffenen Menschen vor? Wer oder was kann sie im fortgeschrittenen Stadium noch erreichen? Für die Angehörigen ist es oft ein schmerzlicher und sehr langer Weg des Abschieds. Ein Mensch, der vertraut war, vielleicht der Partner, verändert sich und rückt immer weiter weg. Und wer dieser Krankheit begegnet, begegnet auch der eigenen Angst. In Gesprächen mit älteren Menschen erlebt man immer wieder die Freude darüber alt werden zu können, aber auch der Furcht, die Kontrolle über sich selbst zu verlieren. Wer bin ich dann noch, wenn ich ganz auf die Hilfe anderer angewiesen bin? Wer bin ich denn noch, wenn meine Gedanken immer öfter durcheinander geraten? Wenn ich vielleicht selbst nicht mehr weiß, wer ich bin? Wer oder was hilft mir dann? Eins weiß die Medizin heute genau, Menschen mit solchen Krankheitsbildern haben – wie Kinder – ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Liebe und Fürsorge. Darum müssen die Angehörigen und Betreuer lernen mit Gesten und Lächeln und Berührungen zu lieben. „Das ist das Einzige, was Opa noch versteht!“, sagte mir jemand. Meine „Freunde“ in der Seniorengruppe haben alle einen Namen und kennen ihn und ich kenne sie. Dadurch haben sie eine unverlierbare Würde. Man kann sie ansprechen, mit ihrem persönlichen,( privaten) Namen und das ist wichtig. Der Name ist ganz tief in der Person grundgelegt, verankert. Sehr lange kann ein Mensch dadurch erreicht werden, dass man ihn mit Namen anspricht. Der Name steht dafür, dass der Mensch eine eigene wertvolle Person ist und bleibt. Wer mit Demenzkranken zu tun hat, steht immer wieder vor der Frage, was macht den Menschen aus? Was gibt ihm eigentlich seine besondere Würde? Und dahinter steht dann immer auch die Frage, was macht mich aus? Was gibt mir meine besondere Würde? Lernen wir aus der Bibel, lernen wir aus Gottes Wort: Die Dir eigene besondere Würde ist Dir mit Deinem Leben geschenkt. Es gibt das Leben und es gibt Dich, weil Gott es gewollt hat. Weil Gott gesprochen hat, und indem er sprach, schuf er Dich nach seinem Bilde. Und Gott lässt Dich nicht los. Er redet immer wieder mit Dir, hinein in Dein Leben, auch hinein in Deine Schuld und Lebensangst. Er sagt auch zu Dir: „Fürchte Dich nicht, ich habe Dich bei deinem Namen gerufen und DU bist mein!“ So spricht unser Gott, der Dir und mir und uns das Leben geschenkt hat, der seine Hand auf uns gelegt hat im ersten Moment des Entstehens und uns auf seinen Händen trägt – auch durch die Nacht – in sein Vaterhaus. Dies gibt mir Sicherheit und Vertrauen. Ich – Arthur – würde mir wünschen, dass es auch hier in der Welt Menschen gibt, die mir sagen: „Fürchte Dich nicht!“ und mich spüren lassen, dass ich nicht verloren bin, auch dann, wenn es dunkel und still wird.

(In einem Firmlied haben wir mal gesungen: „Vergiss es nie: Dass du lebst war keine eigene Idee, und dass du atmest, kein Entschluss von dir“. „Vergiss es nie: Niemand denkt und fühlt und handelt so wie du, und niemand lächelt so, wie du´s grad tust“. Ich – Arthur – würde mir wünschen, dass es auch Menschen gibt, die mir dies sagen und spüren lassen. Dass ich mich nicht fürchten muss, weil ich nicht verloren bin, auch dann, wenn es dunkel und still wird.) Herbert Wehner spielte für seine Lotte, die schwer demenzkrank war in den letzten Minuten auf der Mundharmonika: „So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich.“ Dabei schlief sie für immer ein. „Wenn ich auch gleich nichts fühle von Deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele – auch durch die Nacht“ Es ist gut, wenn wir mit Worten und Berührungen die Botschaft vermitteln können, die dieses Vertrauen in die Geborgenheit Gottes anrührt und schenkt. („Wie heißt DU?“ „Fürchte Dich nicht, denn ich habe Dich erlöst; ich habe Dich bei deinem Namen gerufen; DU bist mein!“ Das ist unser Gott! So spricht unser Gott, der Dir und mir und uns das Leben geschenkt hat, der seine Hand auf uns gelegt hat im ersten Moment des Entstehens und uns auf seinen Händen trägt – auch durch die Nacht – in sein Vaterhaus. Friede und Freude darum mit Dir – Wie heißt DU?)

Ihnen allen einen gesegneten Sonntag. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)