Wort zum Sonntag 20.09.2014 – „Grabstein – Beerdigung“ –
Mit der Ernte sind wohl viele Bauern und Hobbygärtner zufrieden. Der Erntedankgottesdienst kann vorbereitet werden. Dankbar kann zurückgeschaut werden. Mit den Angehörigen dankbar zurückschauen gehört im Regelfall auch zur Vorbereitung eines Gottesdienstes anlässlich einer Beerdigung. Der Dank, das Gedenken, das Gebet, die Erinnerung, all das gehört für die Angehörigen, auch zur Bewältigung ihrer Trauer oft zwingend dazu.
Und das ist gut so.
Als Diakon treffe ich die Angehörigen meistens in einer ausgesprochen sensiblen psychischen Situation. Ein Thema ist oft, dass nicht vergessen werden darf, was der oder die Verstorbene alles im Leben geleistet hat und da kommt oft viel zusammen. Wie viel Gutes er getan hat, für seine Mitmenschen. Was er alles erreicht hat. Was für ein Vorbild er für alle war.
Nachdem ich meinen eigenen Grabstein schon selbst fertig gestellt habe – ein Datum fehlt noch – frage ich mich natürlich auch zwangsläufig: „Wenn es bei mir so weit ist – was hab ich dann vorzuweisen?“ Ist doch normal und verständlich, dass man den Wunsch hat, dass spätestens am Ende des Lebens jemand etwas Gutes über einen sagt. Der Partner, die Kinder, Freunde und Nachbarn, dass sie sagen: Eigentlich war er ein guter Vater, ein guter Mensch oder vielleicht auch: Der hat es zu was gebracht. Respekt!
Aber was, wenn ich mir eben nicht so sicher bin. Ich kenne doch auch meine Ecken! Vielleicht gibt’s ja gar nicht so viel Gutes über mich zu sagen? Wenn ich mein Leben anschaue und mich frage: wie werde ich wohl einmal von den Leuten beurteilt? Was bleibt an Gutem und Schönem, als Ernte von mir den Menschen in Erinnerung?
Mit mir denken manche sicher aber auch: Wenn ich einmal vor Gott stehe, wie werde ich da beurteilt? Von Gott! Ich war doch gar nicht so für meine Kinder da, wie ich eigentlich wollte. Oder, mancher Streit wäre wirklich nicht nötig gewesen. Oder, viele Dinge, die ich weiter erzählt habe, haben dem Andern nicht gut getan. Oder mein Engagement für Gott und die Kirche hätte auch besser sein können. Was hat es bewirkt?
Aber ich glaube nicht, dass er mich fragt: Arthur, was hast du vorzuweisen? Ich glaube, dass es eher wie in einer Geschichte sein wird, die Jesus einmal erzählt hat. Sie geht so:
Ein Sohn lässt sich von seinem Vater sein Erbe auszahlen und versucht sein Glück in der weiten Welt. Alles fängt gut an, aber endet im Misserfolg. Er kehrt zurück zu seinem Vater um ihn um Arbeit zu bitten. Als er dann die Straße entlang kommt, rennt ihm der Vater schon entgegen. Und als der Sohn sagen will: „Ich habe überhaupt nichts vorzuweisen“, fällt ihm der Vater um den Hals. Er nimmt ihn wieder als seinen Sohn bei sich auf und feiert ein Fest.
Ich glaube, so wie dieser Vater ist unser Gott. Und was andere über mich denken – ich glaube nicht, dass das in dem Moment dann noch wichtig sein wird.
Es tut gut, dass ich mir darüber nicht so viele Sorgen machen muss. Es tut gut, dass mein Glaube an den barmherzigen Gott mich da entlastet.
Das gibt mir die Freiheit, das zu tun, was mir wichtig ist. Zeit mit den Menschen verbringen, die mir etwas bedeuten. Mich am Leben erfreuen und meine Begabungen nutzen, auch meinen Grabstein gestalten. Auch einfach mal was ausprobieren. Die Chance haben, jeden Tag neu zu beginnen. Meinen Glauben, der mich froh macht und befreit, an andere weiter zu geben, so gut ich kann. Bei nicht erreichten Zielen nicht verzweifeln. Und dabei hoffentlich immer mehr verstehen, wie der liebende Gott ist, dass er täglich sogar zu mir sagt: Du bist mein geliebtes Kind. Ist das nicht toll? Und das sagt er auch zu Ihnen!
Dass Sie noch lange keinen Grabstein brauchen und einen schönen Sonntag mit Gott erleben, wünscht Ihnen Ihr Arthur Springfeld (Diakon)