Wort zum Sonntag, 02. August 2014 „Alles ist gut.“
„Alles ist gut.“ Ein Liegestuhl, ein wenig Sonne, eine Terrasse oder ein Balkon, ein wenig Ruhe, vielleicht noch ein netter Gesprächspartner oder wahlweise eine Partnerin, ein Bier – das Leben kann so schön sein. Es erinnert an das Paradies – oder genauer: den 7. Tag der Schöpfung, an dem Gott sich zurück lehnt – ich stelle mir vor: eine Pfeife anzündet, ein Glas Rotwein neben sich stellt – und sich sein Werk anschaut und sich einfach freut.
Und auch wir Menschen kennen diese Momente, in denen alles im Gleichgewicht zu sein scheint – ja mehr noch: in denen wirklich alles im Gleichgewicht ist. Wir wundern uns, wie uns jemals etwas beschweren konnte, wie wir uns das Leben selber schwer machen. Es ist doch so einfach, sich gut zu fühlen.
„Alles ist gut“ – das habe ich in den letzten Wochen von zwei unterschiedlichen Menschen in ähnlichen Situationen gehört. „Alles ist gut“ sagte mir eine 97-jährige Dame einen Tag bevor sie starb. Nachdem ich ihr die Kommunion gebracht und mit ihr gebetet habe, fragte ich, ob ich noch etwas für sie tun könnte und sie antwortete in vollem Bewusstsein, dass sie sehr nahe vor der Begegnung mit unserem Herrgott stand: „Alles ist gut“ und ich spürte die tiefe Ehrlichkeit in ihrer Aussage.
Dann besuchte ich einen Mann in mittleren Jahren, von schwerer tödlicher Krankheit seit Jahren betroffen, das Ende nun sichtbar greifbar. Ein herzensguter Mensch, Ehemann und Vater, eingebunden in einen Kreis echter Freunde, nun am Ende der Kräfte und des Lebens angekommen. Rückschauend war er unendlich dankbar für so viel Schönes, das er erlebt hat und das er durch Familie und Freunde erfahren durfte aber auch sehr traurig in Kenntnis seines sehr nahen Todes. Nach Gespräch, Gebet und dem Empfang der Kommunion sagte er ganz zufrieden nur: „Nun ist alles gut!“ – „Nun ist alles gut!“
„Alles ist gut.“ – Wann haben sie das zum letzten Mal gesagt? So aus tiefstem Herzen, aus großer Dankbarkeit, aus ehrlicher Einsicht? Vielleicht wenn sie Ihr Kind oder Enkelkind ins Bett gebracht haben, das alleine Angst hat und sie dann sagen: „Ich bin doch da. Alles ist gut!“
Wir wissen, dieser Satz ist oft auch weniger wahr in einer Welt in der keineswegs alles gut ist. Nicht am Arbeitsplatz, nicht in den Familien, nicht in der Kirche, nicht im Irak und nicht in Israel.
Vielleicht ist öfter doch alles gut, auch wenn es nicht perfekt ist, denn das Streben nach Perfektion kann das Gute auch verhindern, macht unbarmherzig gegenüber anderen und sich selbst. Zu sich selbst sagen zu können: Das hast Du gut gemacht – ist eine Gnade, auch wenn ich nicht der Beste bin. Es gibt ein Kriterium, wenn etwas gut gemacht wird: Wenn es aus ganzem Herzen, aus Liebe geschieht. Und Gottes Liebe war es, die den Menschen geschaffen hat. Er sah sein Werk und sagte: „Es ist alles gut!“ Und wir Menschen sind sein Abbild. Wir sind seine Bevollmächtigten. Wir sind dazu da, seine Rolle hier auf Erden weiter zu führen, weiter zu schaffen am Werk seiner Liebe. Dafür zu sorgen, dass Menschen, alle Menschen, gut leben können in dieser Welt. Wir sind Mitarbeiter Gottes, ob wir an ihn glauben oder nicht. Dafür sind wir da. Und immer wieder dürfen wir uns anschauen, was wir geschaffen haben und uns daran freuen und sagen: Gut so!
Und am Ende heißt es dann auch irgendwann für uns: Jetzt ist Ruhe und Frieden ohne Ende. Denn siehe, alles ist sehr gut!
Ihnen einen gesegneten Sonntag, der Tag an dem Gott sagte: „Es ist alles gut!“
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)