Wort zum Sonntag 8./9.03.2014 „Meisen Knödel und Fastenzeit“
Was haben Meisen Knödel mit der Fastenzeit zu tun? Von meinem Lieblingsplatz im Wintergarten kann ich 7 Futterplätze für Vögel beobachten. Jeden Winter sorgt unsere Tochter sich rührend um diese Tiere (bin nicht neidisch!). Es ist wirklich schön die verschiedensten Vögel beim Fressen zu beobachten. Die Knödel und Futterglocken hängen immer an derselben Stelle. Nachdem ich manche Sträucher beschnitten hatte, wurden die Knödel an neuer Stelle aufgehängt. An der alten Stelle kamen immer wieder die Meisen an, blickten sich um, als wollten sie klagen, dass doch sonst immer was da war und flogen wieder weg. Den neuen Ort – nur einen Meter nebenan – haben sie zunächst nicht gefunden. Komisch, aber das ist wohl die Macht der Gewohnheit.
Klingt banal das Ganze, aber vielleicht können wir das von den Vögeln lernen: Wer sich nur auf Althergebrachtes verlässt, wer durch die Gewohnheit Scheuklappen trägt, wer zu sehr an Vergangenem festhält, der geht irgendwann leer aus.
Unsere Vögel: Meisen, Kleiber, Rotkehlchen u.a. haben mir unbewusst von der Fastenzeit erzählt: Von der Notwendigkeit, meine Umwelt und meine Mitmenschen bewusster wahrzunehmen, mich nicht darauf zu verlassen, dass immer alles seinen Gang geht.
Lenken Sie in dieser Fastenzeit doch Ihren Blick auf alles das, was gut geht. Nehmen Sie bewusst all die Menschen wahr, die fast unauffällig ihren Dienst tun, die einfach dafür sorgen, dass das Leben gut weitergeht.
Jeden Tag ist der Platz vor dem Ehrenmal im Zentrum wieder sauber von dem Müll, den andere lieblos weggeworfen haben. Natürlich kann ich am Sonntagmorgen frische Brötchen kaufen und nachts um 3.30 Uhr noch tanken. Wenn ich einen Unfall habe, kommt rund um die Uhr die Polizei oder der ADAC und unsere Senioren werden nicht nur in unserem Urlaub von Diakonie oder Caritas versorgt. Es gibt noch zig Beispiele. So viele Menschen tun still und oft ungenannt Gutes, sehr oft auch ehrenhalber, damit es uns gut geht und wir uns zu Recht freuen können.
Denn Fastenzeit muss auch „Freude“ bedeuten. „Freude“ muss die Belohnung für mein Suchen und meine Neuorientierung sein. Das Wort „Freude“ kommt in der Bibel 369 mal vor (bitte nachzählen). Das könnte bedeuten, dass für jeden Tag des Jahres, auch in der Fastenzeit, Freude angesagt sein soll. Die Fastenzeit will uns alle doch positiv verändern. Vielleicht gelingt es uns ja in den nächsten gut 6 Wochen allen unseren Mitmenschen freundlich zu begegnen. Unsere eigene Haltung, unsere Einstellung, unser Gesichtsausdruck (auch in der Kirche!), unsere Gedanken, auch unser Gebet verändern uns und dadurch auch die Anderen. Und im Übrigen ist Lachen, ein freundliches Lächeln auch gut gegen Falten. Und: keine Angst vor dem Scheitern: Wenn es einmal nicht klappt, beginnen wir am nächsten Tag einfach von neuem. Nähren wir unsere Freuden täglich neu, denn davon nährt sich unsere Seele. Wenn der liebevolle Umgang und die Menschenfreundlichkeit gelingen, dann haben Jesu Worte über Umkehr und Neuanfang Erfolg gehabt. Dann haben wir den neuen „Ort“ für unsere geistige und lebensertüchtigende Nahrung gefunden. Schön, dass dann Meisen und Co. eine gute Hilfe für die Fastenzeit sind.
Ihnen und Ihrer Familie einen freundlichen Fastensonntag wünscht Ihnen
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)