Wort zum Sonntag 16.07.2016 „Martha oder Maria?“
Sind Sie eher Martha oder eher Maria? Ich meine jetzt auch die männlichen Leser, da Sie sicher auch in der Küche, oder bei der Wäsche und beim Putzen helfen. Also – mehr Martha oder mehr Maria? Eigentlich möchte ich wissen, was liegt Ihnen mehr: das Zuhören und Nachdenken oder das praktische Handeln?
Sie kennen die Erzählung: Jesus wird einmal von zwei Schwestern in ihr Haus eingeladen. Die eine, Martha, ist fortwährend am wuseln und tun. Die andere, Maria, setzt sich zu Jesus und hört ihm zu. Beide haben sich sehr auf den Besuch gefreut. Martha macht und tut alles, damit es ihrem Gast gut geht. Und auch Maria hat vorher viel vorbereitet und die Wohnung geputzt. Jetzt aber möchte sie nur möglichst viel Zeit mit ihrem Gast verbringen. Jetzt ist sie ganz Ohr – ganz Ohr für Jesus und ganz Ohr für das, was ihr in diesem Moment wichtig ist.
Martha passt das gar nicht, es ist noch so viel zu tun. „Jesus, nun sag meiner Schwester, dass sie mir helfen soll!“ verlangt sie. Aber das tut Jesus nicht. Im Gegenteil. Er wendet sich Martha zu und sagt sinngemäß ganz liebevoll: „Martha, Du möchtest alles perfekt machen. Du sorgst dich so viel, dass Du gar nicht mehr auf das achten kannst, was in diesem Moment eigentlich wichtig ist“.
Das ist die eigentliche Frage! Was ist wichtig – was ist unwichtig in meinem Leben? Meine Familie? Mein Hobby? Fenster putzen? Meine Arbeit? Wie erkenne ich, was im Moment gerade wichtig ist?
Wenn eins unserer Kinder gefallen war, das Kind schrie, alles blutete – dann war nichts wichtiger als das Kind. Wenn ein Angehöriger stirbt, verliert alles andere auf einmal an Bedeutung.
Und nun sind endlich Ferien. Viele machen Urlaub, die sonst in vollem Stress dafür sorgen, dass der Laden läuft. Aber es ist lebensnotwendig zwischendurch auch immer wieder einfach mal anzuhalten, eine Pause einzulegen. Manchmal reicht eine Tasse Kaffee in Ruhe, mir reicht manchmal eine Zigarette, das kann wie Urlaub sein, mitten im Alltag. Natürlich kann Arbeit auch glücklich machen, aber viele alte Menschen sagen auch: „Ich wünschte, ich hätte manchmal weniger gearbeitet!“
Ich finde mich oft vielleicht eher in Martha wieder. Machen, tun, organisieren, helfend einspringen, damit alles gut läuft, in der Familie, in der Kirche, sorgen, dass jeder Flüchtling ein Fahrrad und vielleicht auch eine Wohnung und Arbeit hat. Aber zunehmend kommt der Wunsch, etwas mehr von Maria zu haben, denn ohne ein Stück Maria in uns, bleibt auf Dauer etwas auf der Strecke, kommen wir zu kurz. Diese Atempause brauchen wir Menschen, um wieder einen Blick dafür zu bekommen für das, was uns im Leben wirklich wichtig ist.
Darum, setzten Sie sich doch immer wieder einfach Jesu zu Füßen. Hören Sie ihm zu, er hat so viel zu sagen. Es tut so gut bei ihm zu verweilen. Einfach nur die Seele baumeln lassen. Dann tun sich neue Türen auf. Das gibt Kraft und einen andern Blick für das Neue.
Alle, die nicht in Urlaub fahren – das geht zuhause auch. Stellen sie doch einfach mal das Telefon ab und das Fernsehen aus. Hören sie auf den Gesang der Vögel, riechen sie an den Rosen, schließen Sie 5 Minuten die Augen, genießen sie die Tasse Kaffee oder auch Ihre Musik – sie werden sich wundern, wie gut das tut.
Denen, die in Urlaub fahren wünsche ich, dass die fremde Umgebung, die anderen Geräusche und Gerüche, ihrer Seele Nahrung gibt und neue Kraft, ihr Leben weiter zu meistern.
Bleiben Sie behütet und kommen Sie heil, vielleicht geheilt wieder nach Hause.
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)