Wort zum Sonntag 24./25.08.2013 „Fremde warten auf unsere Hilfe“
Das passiert in Europa! Seit 1992 sind schätzungsweise an die 10.000 Menschen ertrunken im Mittelmeer, beim Versuch in die EU zu gelangen. Jämmerlich ersoffen Männer, Frauen und Kinder. Es geht mir nicht darum, nun groß die Flüchtlingspolitik zu diskutieren, auch lassen sich die komplexen Probleme und Fragen, die die Themen Flucht, Asyl, Migration beinhalten, nicht mit ein paar kurzen Antworten lösen. Das ist uns wohl allen klar. Aber glauben wir tatsächlich denen, die meinen, wir müssten die Mauern um Europa nur hochziehen, und dann ist die Sache gelöst?
Es gab schon immer Menschen, die ihre Heimat verlassen haben oder mussten und sich auf den Weg in ein anderes Land gemacht haben. Gründe dafür gibt es viele: Krieg und Vertreibung, politische Verfolgung oder schlichtweg Armut. Wir nennen solche Menschen heute Ausländer, Asylbewerber oder Immigranten.
Wer sein Heimatland verlässt, wird zum Fremden. Zu allen Zeiten bedeutet dies erst einmal, weniger Rechte im neuen Land zu besitzen. Die Einheimischen sind nur selten begeistert, wenn Fremde auftauchen. Sie fürchten um ihren Besitz und ihren Status. Die Fremden werden deshalb oft als Bedrohung wahrgenommen.
Die Bibel zeigt an vielen Stellen, dass der Umgang mit Fremden immer schon eine Herausforderung war. Zum Beispiel in der Geschichte von Sodom und Gomorra: Sodom und Gomorra waren zwei Städte, die in einem sehr fruchtbaren Landstrich lagen und entsprechend wohlhabend waren. Die Bewohner der Städte schienen aber ihren Wohlstand aggressiv zu verteidigen: Wer als Fremder in die Stadt kam, war schutzlos dem Willen der Einheimischen ausgeliefert. Jede Form der Gewalt gegenüber den Fremden war erlaubt, da es keinen Staat gab, der sie schützte.
Diese Brutalität gegenüber Fremden wird in der Geschichte von Sodom und Gomorra scharf kritisiert. Denn selbst als Gott drei Boten schickt, will die Bevölkerung der Stadt sofort über sie herfallen. Sogar die im Orient so wichtige Gastfreundschaft galt nicht mehr. Die Strafe folgt auf dem Fuß: Schließlich werden Sodom und Gomorra in einer großen Katastrophe zerstört.
Diese Geschichte, will uns deutlich machen, dass es Gott nicht gleichgültig ist, wie mit Fremden umgegangen wird. So wie das Volk Israel in Ägypten unter dem Pharao zu leiden hatte und ausgebeutet wurde, soll es nicht wieder werden. Denen, die im Volk Israel Schutz suchen, soll es anders ergehen.
Der Fremde behält seine Rechte als Mensch – auch wenn er arm und hilfsbedürftig ist. Die Bibel erzählt in vielen Geschichten davon, dass wir Fremde nicht als Feinde, sondern als Freunde behandeln sollen.
Das Recht, Rechte zu haben, dafür steht Gott selbst ein. Für die, die sicher wohnen, ist es eine moralische Verpflichtung, sich dem Elend des Fremdlings nicht zu verschließen und zu helfen, soweit es geht.
Zur Zeit von Sodom und Gomorra war das nicht selbstverständlich – heute ist es das leider ebenso wenig. Und doch hat sich die Botschaft der Bibel herumgesprochen: Auch der Fremde hat Rechte, die er nicht verlieren kann. Die Bibel begründet das schlichtweg damit, dass jeder Mensch ein Kind Gottes ist. Egal wo er geboren ist, egal wo er lebt oder leben will.
Was fremd ist, macht manchmal Angst. Aber eigentlich sollten Christen ein weites Herz haben für Fremde. Denn so haben sie ja auch einmal angefangen!
Die Fremden in Verl warten auch auf unsere Hilfe, mindestens auf unser Wohlwollen.
Ihnen einen gesegneten Sonntag. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)