FRIEDENSGEBET 21. September 2016 – St. Marien Kaunitz
ARTHUR: Begrüßung: +
A: Deine Stimme hat uns gerufen, Gott,
auch an diesem Tag.
Du sprichst und rufst uns Worte zu,
die Antworten verlangen.
Wo Taubheit ist,
wo keiner Dich hört, da bist du nicht.
Deine Stimme hat uns gerufen, Gott.
Dein Wort hat uns geschaffen.
Du hast uns zusammengefügt als Menschen,
die gemeinsam auf dieser Welt leben.
Lass uns Menschen sein, die Deine Stimme hören.
Wir haben ein Ziel, deinen Auftrag auszuführen.
Wir wollen jeden Tag an einer guten Zukunft arbeiten,
an einer Zukunft des Miteinander und Füreinander.
Wir bitten darum, dass wir einander nicht schaden,
sondern uns und unser Leben mit Sinn und Fruchtbarkeit erfüllen,
überall da, wo es heute noch sinnlos und unmenschlich ist.
Du hast deine Wohnung unter uns genommen, Gott.
Und überall, wo Menschen leben, bist du auch – immer.
Lass uns deshalb deine Gegenwart spüren und erleben
und gib uns Kraft, einander zu helfen und aufzubauen
deine Stadt auf Erden,
wo du uns Licht bist und in der die Liebe wohnt.
U: Ein Vater und sein Sohn lebten friedlich und in völliger Eintracht. Sie lebten von dem Ertrag ihrer Felder und Herden. Sie arbeiteten miteinander und teilten gemeinsam, was sie ernteten.
Alles fing durch ein kleines Missverständnis an. Dann kam es zu gegenseitigen Vorwürfen.
Eine immer größer werdende Kluft bildete sich zwischen ihnen, bis es zu einem heftigen Streit kam. Fortan mieden sie jeglichen Kontakt und keiner sprach mehr ein Wort mit dem anderen.
Eines Tages klopfte jemand an der Tür des Sohnes…
Es war ein Mann, er suchte Arbeit. „Kann ich vielleicht einige Reparaturen bei Ihnen durchführen?“ „Ich hätte schon Arbeit für dich“, antwortete der Sohn. „Dort, auf der anderen Seite des Baches steht das Haus meines Vaters. Vor einiger Zeit hat er mich schwer beleidigt. Ich will ihm beweisen, dass ich auch ohne ihn leben kann.“
„Hinter meinem Grundstück steht eine alte Ruine, und davor findest du einen großen Haufen Steine. Damit sollst du eine 2 Meter hohe Mauer vor meinem Haus errichten. So bin ich sicher, dass ich meinen Vater nicht mehr sehen werde.“
„Ich habe verstanden», antwortete der Mann. Dann ging der Sohn für eine Woche auf Reisen. Als er wieder nach Hause kam, war der Mann mit seiner Arbeit fertig. Welch eine Überraschung für den Sohn! So was hatte er nicht erwartet. Denn anstatt einer Mauer hatte der Mann eine schöne Brücke gebaut.
Da kam auch schon der Vater aus seinem Haus, lief über die Brücke und nahm seinen Sohn in die Arme. „Was du da getan hast, ist einfach wunderbar! Eine Brücke bauen lassen, wo ich dich doch schwer beleidigt hatte! Ich bin stolz auf dich und bitte dich um Verzeihung.“
Während Vater und Sohn Versöhnung feierten, räumte der Mann sein Werkzeug auf und schickte sich an, weiter zu ziehen. „Nein, bleib doch bei uns, denn hier ist Arbeit für dich“, sagten sie ihm. Der Mann aber antwortete: „Gerne würde ich bei euch bleiben, aber ich habe noch anderswo viele Brücken zu bauen …“
LIED: 809 Wie ein Fest nach langer Trauer
ALLE:
Wir reden viel vom Frieden.
Wir beschreiben ihn mit beredeten Worten
und sind stolz darauf,
wie viel mehr wir über ihn wissen als
Generationen vor uns.
Wir verstehen es gut,
die zu brandmarken,
die den Frieden stören.
Mit Fingern zeigen wir auf sie
und haben schnell Namen bei der Hand,
wenn es um jene geht,
die schuld sind an Spannungen und Streit.
Doch wir sind nicht anders.
Unser Mund stößt Worte aus,
die raketengleich Unheil und Zerstörung anrichten.
Unsere Hände helfen mit umzustoßen,
Barrieren zu bauen.
Auf unseren Füßen sind wir unterwegs, Gerüchte zu verbreiten.
Unsere Ohren spitzen sich gierig
nach den Worten hinter vorgehaltener Hand.
Unsere Augen sind in ihrem abweisenden Blick
die Fenster unserer Vorurteile.
Unser Gehirn sammelt und stapelt
die Pannen und Versäumnisse
unserer Untergebenen
und Vorgesetzten
für die Stunde der Vergeltung.
Wir selbst sind es, die dem Frieden im Wege stehen.
Wir bitten dich, Gott,
dass unsere Worte wie Brücken werden,
auf denen Menschen zueinanderfinden;
unsere Ohren unterscheidungsfähig werden
für die Stimme des Friedens;
unser Gehirn mit Phantasie und Liebe erfüllt wird
zu einem Denken,
das deine Gedanken des Friedens verbreitet;
unsere Augen wach werden für das,
was Menschen zu Feinden macht;
unsere Hände sich öffnen zu vergebender Gebärde;
unsere Füße beflügelt werden,
um die Brände des Unfriedens auszutreten.
LIED: 459 Selig seid ihr 1-4
A: Gott, die Welt ist voller Feindschaft und Krieg,
und doch ist jeder Krieg ein Verbrechen:
Denn Krieg sät Hass und zerstört das Leben der Menschen.
Lass uns den Krieg nicht länger für unvermeidlich halten
und all unsere Kraft der Erhaltung des Friedens widmen.
Zu schwer, fast unmöglich,
scheint uns die Forderung deines Sohnes,
den Kreislauf des Bösen und der Gewalt
durch unsere Gewaltlosigkeit zu durchbrechen.
Lass uns dennoch kein Opfer für den Frieden scheuen,
damit nicht von neuem ein Krieg
seine sinnlosen und weit größeren Opfer von uns fordert.
Lass das Mahl deines Sohnes,
so oft wir es miteinander feiern,
ein Mahl der Versöhnung sein.
Hilf allen, die um Frieden und Wohlfahrt der Menschen bemüht sind
und lass unsere Welt erkennen, was ihr zum Frieden dient.
ALLE: Kraft zum Frieden
Um deine Kraft zum Frieden bitten wir, Gott:
Wir erkennen dankbar, dass es unter uns Menschen gibt
-einflussreiche und unbekannte -,
die Spannungen überbrücken,
die nicht aufhören zu verhandeln,
die überall Frieden suchen.
Um deine Kraft zum Frieden bitten wir, Gott:
um den Mut, allen entgegenzutreten,
die an gewaltsame Lösungen denken,
die mit Gedanken an Krieg ihr Spiel treiben,
die durch spannende Schilderungen den Krieg verharmlosen.
Um deine Kraft zum Frieden bitten wir, Gott:
Wir möchten noch mehr darauf achten,
wo wir – persönlich und als Deutsche – uns zu breit machen,
wo Unsicherheit in der eigenen Überzeugung uns dazu verleitet,
in Andersdenkenden Feinde zu sehen.
Um deine Kraft zum Frieden bitten wir, Gott:
dass wir die schrecklichen Folgen der Kriege
nicht vergessen oder verschweigen;
dass wir eintreten für Versehrte und Verstörte,
für Opfer trennender Grenzen,
für Minderheiten und Flüchtlinge –
dass wir sie verstehen und unter uns aufnehmen.
Um deine Kraft zum Frieden bitten wir, Gott.
LIED: 453 Bewahre uns Gott 1-4
U: Frieden beginnt in unserer Beziehung zu anderen Menschen
Gott,
ich denke viel nach über den Frieden
und rede viel davon.
Ich träume vom Frieden zwischen den Völkern,
vom Frieden im eigenen Land.
Großer, allumfassender Friede.
Und während ich träume, lege ich dem Frieden Fesseln an,
verschließe ihm die Türen,
mache ich den Frieden klein, trete ihn mit Füssen
Gott,
wir bekenne vor dir und voreinander:
Ich habe den verurteilt, der anders dachte, als ich.
Ich habe die verurteilt, die sich anders verhielt,
als ich es von ihr erwartete.
Ich habe verurteilt, wer anders war, als ich wollte.
Ich habe Menschen verurteilt zu dem Bild,
dass ich von ihnen hatte.
Ich habe sie gefesselt an ihrem Geiz,
an ihrer Vorbildlichkeit, an ihrem Stolz,
an ihr sonniges Gemüt, an ihren Mut,
an ihre Ängstlichkeit….
Damit habe ich den Frieden gefesselt.
Ich habe festgehalten, statt zu geben:
meine Fähigkeiten –
das Wort, das anderen geholfen hätte,
mein Lob für die Leistung anderer,
die Bestätigung, die andere gebraucht hätten,
die Kritik, die hätte verändern können,
meine Neutralität, wo ich hätte Stellung beziehen müssen,
meine Zeit – mich selbst.
Ich habe mich dagegen gesträubt,
mich zu öffnen und so ganz zu geben.
Damit habe ich dem Frieden die Tür verschlossen.
Ich habe mit meinem Maßstab gemessen:
Den Erfolg der anderen als Zufall,
die Schmerzen anderer als halb so schlimm,
Ängste als unbegründet,
Träume als Hirngespinste
Engagement als selbstverständlich;
die guten Taten anderer als nicht der Rede wert,
Schuld als schwerwiegend
und unverzeihbar.
Auf dieser Messlatte ist der Frieden ganz klein.
Ich wollte mehr sein, als ich bin –
genauso viel, vielleicht noch mehr als andere.
Ich habe sie einholen wollen
und mich dabei über sie gestellt.
Ich habe andere ins Unrecht gesetzt,
damit ich selbst Recht behalten konnte.
Ich habe andere gedemütigt,
damit ich stark sein konnte.
Ich haben andere schlecht gemacht,
weil sie mir im Wege standen.
Ich habe mich über sie gestellt
und damit den Frieden mit Füßen getreten.
Gott, lass uns erkennen,
wo wir den Frieden zerstört haben.
Frieden beginnt in unserer Beziehung zu anderen Menschen.
Wir wollen anfangen, den Frieden zu befrieden,
ihm die Türen zu öffnen,
ihn groß und wichtig zu machen,
ihn in unserem Leben zu verwurzeln,
dass er in die Welt hineinwachsen kann.
LIED: 535 Segne Du Maria 1+2
VATER UNSER
SEGENSBITTE (Alle)
Der Herr segne uns! Er lasse seinen Atem durch seinen guten Geist,
den Hl. Geist, durch uns hindurch wehen,
er erwecke in uns die Sehnsucht und mache unser Herz unruhig.
Er gebe uns Zeit zum Träumen und zündende Ideen.
Er gebe uns Mut und Kraft, unseren eigenen Weg zu gehen:
den für uns bestimmten Weg zu ihm zu suchen und zu finden.
Der Herr schenke uns ein feuriges Herz und eine entflammte Seele,
und ein Lachen, das andere begeistert und freimacht.
Der Herr behüte uns! Er stelle jedem von uns einen guten Menschen zur Seite,
Zuversicht und Hoffnung sollen uns begleiten.
U: Es bewahre uns der Herr, unser Gott, der uns ins Leben rief und will, dass wir leben und glücklich sind. So segne und behüte uns der gütige und uns liebende Gott,
+ der Vater, der Sohn und der Hl. Geist. Amen.
U: Schlusswort