Psalm 10 000
Ich rufe, ich schreie, ich weine,
ich suche Dich Herr, in Deinem Haus,
ich höre die ewig alten Lieder,
viele Worte werden mir vorgetragen,
aber ich spüre Dich nicht,
nicht unter Brokat, hinter goldenen Bildern,
Du gibst mir keine Antwort,
ich kann Dein Gesicht dort nicht erkennen.
Wohin bist Du gegangen,
warum hörst Du mein Schreien nicht,
meine so schmerzhafte Verzweiflung,
die die Nacht zum furchtbaren Tag macht?
Du hast doch immer wieder versprochen,
in jeder Situation bei den Menschen zu bleiben,
Du wolltest doch meine Hand liebevoll führen
und alle meine Lebenswege begleiten,
doch Du bist für mich nicht zu finden,
hast Du eine andere Wohnung gefunden?
Mein Suchen währt schon so lange,
doch meine Hoffnung ist nicht gestorben,
und dann weicht die schreckliche Dunkelheit,
ich sehe Licht durch all meine Zweifel,
eine dunkle Hand streckt sich flehentlich aus,
und ich erkenne endlich Dein Lächeln!
Du kommst mir voll Freude entgegen,
gebeugt auf der Flucht von weit her,
die geschwächten Körpern der Entkommenen,
sind Dein neues zuhause geworden.
Welche Freude, dass die Krippe nun leer ist,
Dein Bett steht im schlichten Container,
ein neuer Anfang mit den Menschen beginnt,
mit all den Verzweifelten und auch mit mir,
Du hast mich endlich wieder gefunden,
in neuem geschundenem Körper gehst Du umher,
nicht neu ist Deine frohe Botschaft an alle,
Du willst lieben, Dein Leben teilen mit uns,
denn nicht im abgeschlossenen Schrank ganz allein,
nicht im ehernen Tempel aus historischem Stein,
auf den Strassen und im Asylheim auf kleinstem Raum,
auf dem Boot und im Schlamm vieler Lager,
hast Du Wohnung genommen bei Deinen Kindern,
Deine Botschaft zu leben, als Geschenk an die Welt.
Die Ehre und Dank an jedem Ort, gehören dir Vater
und Dir Bruder und Freund und Dir helfender Geist,
wie schon früher bei den Alten, so auch heute
und an jedem Platz, solange wir leben auf dieser Erde.
AMEN !
(10 000 und mehr sind auf der Flucht verschwunden)