An die Weihnachtssterne,
sieht schon toll aus, wie ihr leuchtet und unsere Stadt in festliche Stimmung bringt. Natürlich strahlt ihr am schönsten, wenn es dunkel ist. Das tut richtig gut. Ich weiß nicht, wie viele Birnen zu einem Stern gehören, aber erst wenn alle brennen, wird die ganze Pracht deutlich. Die richtigen Sterne, eine viel größere Anzahl, kann man bei uns in Verl oft nicht sehen, weil sie hinter Wolken versteckt sind und dennoch sind sie da und leuchten das ganze Jahr – nicht nur zu Weihnachten.
Dieser Vergleich ist mir eingefallen zu den vielen, sehr vielen Menschen in Verl, die nicht im Zentrum, sondern oft in den entlegensten Teilen der Stadt die Herzen der Menschen und die Augen der Kinder zum Strahlen bringen.
Im Rahmen meines Engagements für die Flüchtlinge haben viele Frauen, Männer und Jugendliche, Vereine und Organisationen ihre Hilfe angeboten und eingebracht.
Ursprünglich wollte ich ihnen zu Weihnachten „Danke“ sagen in einem Brief. Aber meine Adressenliste wurde immer länger und manche Namen wusste ich gar nicht, nur die helfenden Gesichter. Und je länger ich darüber nachdachte, fielen mir immer neu Situationen, Orte und Begebenheiten ein, wo Menschen einfach da waren, ungefragt, unbezahlt und sich ganz liebevoll eingebracht haben, selbst an den Regalen und Kassen im Supermarkt. Und viele Hilfen waren auch nur mit Geld möglich. Sprachkurse, Bustickets, dringend benötigte Gegenstände für Neugeborene, hier ein Tornister und dort ein Fernsehgerät oder Fahrrad und vieles mehr mussten organisiert und finanziert werden. Und das Geld kam, gespendet von Firmen, von Einzelpersonen, von Kirchen und manchmal auch aus Zuwendungen zum Geburtstag oder zu Beerdigungen. Das Geld, das alle Helferinnen und Helfer still investiert haben, gar nicht gerechnet.
Natürlich sind die Sterne schön in den Straßen, aber das wirkliche Leuchten in dieser Stadt entsteht durch Menschen, die mit offenen Augen und offenem Herzen die Not, die Verzweiflung und Angst sehen und nach bestem Wissen und Können einfach anpacken und helfen. Sie haben erkannt, dass das Leben einen tiefen Sinn erhält, wenn man etwas von der eigenen Wärme und Liebe abgibt, etwas von der eigenen Freude, der eigenen Zeit, vom eigenen Lachen und manchmal auch die Traurigkeit miteinander teilt. Wer sich so verschenkt und andere froh macht wird reicher und in vielen Situationen spürt man, dass man sich bei dem bedanken muss, dem man Gutes tut. Bei Überlastung oder Frust wird eine Birne auch manchmal dunkler, hier wünsche ich, dass nach Erholungsphasen die Leuchtkraft zurückkehrt.
Ich werde all den vielen Menschen in Verl doch keinen Brief zu Weihnachten schreiben, ich würde die nicht erreichen, deren Licht nur die sehen, denen es leuchtet. Mir steht es auch überhaupt nicht zu – in welchem Auftrag auch – an dieser Stelle zu danken. Aber ich freue mich einfach über so viel Einsatz und dank dieser Menschen lebe ich gerne in Verl, einer schönen Stadt mit vielen leuchtenden Sternen. Arthur Springfeld