Wort zum Sonntag 9./10.02.2013 „Ich liebe meine Kirche“
JA – Ich bin Christ und bin gerne katholisch. Ich bin gerne Diakon und gehe gerne zur Kirche. Die derzeitige Diskussion über unsere christlichen Kirchen, die Versäumnisse und Nachlässigkeiten, die groben Fehler und schwere Schuld, macht mich zutiefst traurig und wütend. Die daraus resultierende oft bösartige Häme und der offensichtliche Spott machen mich zornig und weitgehend hilflos. Manche mögen mich für krank halten, wenn ich sage: „Und diese fehlerhafte Kirche, und diesen meinen Glauben liebe ich trotzdem!“, denn wegen ihrer Fehler kann ich Mitglied sein und bleiben. Ich liebe diese Kirche, weil sie eine Botschaft vermittelt von dem „großen Gott“, der der Gott und Schöpfer aller Menschen ist.
Und diese seine Botschaft wird von Menschen vermittelt, die guten Willens sind und die gibt es in allen Religionen. Und die Hauptbotschaft, der Kern unseres Glaubens ist die Aussage Jesu: „Liebt einander, wie ich Euch geliebt habe!“ Diese grenzenlose Liebe unseres Gottes gleichwertig zu leben, wird uns nicht gelingen, nicht als Christ gleich welcher Konfession, nicht als Jude und nicht als Moslem. Der 2000 jährige Weg unserer christlichen Kirchen ist bis heute gesäumt von Fehlern, von Schuld, von Versagen und Ungenügen. Dieser Weg ist aber auch bis heute geschmückt von Liebe, von Barmherzigkeit, von gutem Willen und hilfreicher Tat. Ich kann nicht messen, ob das gute Werk die Schuld aufwiegt oder ob der Bösartigkeit genügend Liebe gegenübersteht.
Ich liebe meine Kirche, als Gemeinschaft derer, die Gottes Liebe nach besten Kräften weitergeben will. Ich liebe meine Kirche, die die Botschaft der Vergebung und Versöhnung aber auch des Neuanfangs – jeden Tag – als Hilfe zum Leben bietet.
Ich bin dankbar, dass ich Gottes traurige Augen nicht sehe, wenn er meine Fehler sieht. Ich bin glücklich, dass ich seinen Zorn nicht erleben muss, wenn er seine Botschaft der Liebe verfälscht sieht. Ich bin froh, dass ich sein Schreien nicht höre, wenn er sieht, was seine Mitarbeiter aus seinem Auftrag manchmal gemacht haben.
Besonders liebe ich meinen Glauben, wenn ich einem Neugetauften sagen darf: „Du bist Gottes geliebtes Kind!“ Besonders liebe ich meine Kirche, wenn ich in der Gemeinschaft mit Anderen beten darf, leise aber auch zusammen. Ich liebe meinen Glauben, wenn ich beim Besuch der Kranken sagen kann: „Du bist nicht alleine in deiner Angst! Gott hält dich ganz fest und trägt dich!“ Ich liebe meine Kirche, wenn ich dem Sterbenden sagen kann: „Auch deine Schuld hat unser Bruder Jesus mit an das Kreuz genommen!“ Ich liebe meinen Glauben, wenn ich abends meine Frau in die Arme nehme und sagen kann. „War heute nicht gut, morgen fangen wir wieder mal neu an!“ Ich liebe meine Kirche, wenn ich die große Anzahl der Menschen sehe, die in ihrem Auftrag unermesslich Gutes tun.
Natürlich ist mein Wunschzettel an meine Kirche auch lang. Natürlich würde ich mir viele Situationen und Personen – manche kennen sie auch – anders malen oder vorstellen. Aber ich liebe meine Kirche auch – wie meine Frau, weil sie in vielen Situationen nicht so ist, wie ich sie vielleicht gerne hätte. Und diese Liebe muss auch ich täglich neu leben!
Ohne die Menschen in unsere Kirchen und ohne deren Glauben und Wirken wäre die Welt ärmer. Ohne unseren Gott, wäre sie arm dran.
Ihnen allen einen gesegneten Sonntag. Vielleicht sehen wir uns ja.
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)