05.04.2017 – HUNGERTUCH 2017 – „ICH bin, weil DU bist!“

WORTGOTTESFEIER 05.04.2017 – HUNGERTUCH 2017 – „ICH bin, weil DU bist!“

LIED: 491 1+3 Ich bin getauft und Gott geweiht

weiter ganz leise Orgel bis zum nächsten Lied

Wir haben uns Zeit genommen, Zeit zum Hiersein, Zeit zum Nachdenken, Zeit zum Beten, Zeit nach vorne zu schauen. Wir versuchen, zur Ruhe zu kommen, auf dem Stuhl aber auch innerlich:

Ich sitze bequem und entspannt. Ich nehme den Raum und die anderen um mich herum wahr. Ich schließe die Augen und konzentriere mich auf meinen Atem. Er geht langsam und regelmäßig: Ein und aus, ein und aus, ein und aus.

kurze Stille (Orgel weiter)

Ich lasse mit jedem Atemzug all das los, was mich beschäftigt, und komme immer mehr innerlich zur Ruhe.

kurze Stille (Orgel weiter)

Jetzt bin ich ganz da und offen für diesen Gottesdienst und die Gemeinschaft mit Gott.

immer noch leise Orgel

Die kurz vor uns liegende Karwoche bringt uns in Erinnerung, dass Jesu Botschaft und Leben Konsequenzen für uns haben und er uns in seine Nachfolge gerufen hat.

Nachfolge Jesu heißt, seine Vorstellung vom Leben in Fülle für alle Menschen im Glauben an Gott – und im Handeln gemäß seiner froh machenden Botschaft zu leben.

Dafür um Kraft bittend, eröffnen wir diesen Gottesdienst:  + Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

weiter leise Orgel

Guter Gott:

Aus unserem Alltag
kommen wir zu dir.
Aus dem, was uns in Beschlag nimmt,
kommen wir zu dir.
Mit unseren Ideen
kommen wir zu dir.
Mit dem, was uns hindert,
kommen wir zu dir.
Du bist an unserer Seite.
In Jesus, unserem Bruder, gibst du uns ein Vorbild.
Mit deiner Geistkraft belebst du uns und schenkst uns Kreativität.
Lass uns deine Gegenwart spüren
hier und jetzt
im gemeinsamen Beten, Singen und Nachdenken.
Du gehst mit – durch alle Zeit. Amen.

LIED: 798 1-3 Wo Menschen sich vergessen

Das Hungertuch von MISEREOR knüpft an ein afrikanisches Sprichwort an: „Ich bin, weil du bist – und du bist, weil wir sind“.
Kein Mensch lebt allein auf einer Insel, auch wir nicht in der Sürenheide und in Verl.
Wir alle sind miteinander verbunden und aufeinander angewiesen.
Das drückt der Künstler Chidi Kwubiri aus, indem er zwei Menschen in intensiver Begegnung zeigt:
Sie schauen einander an, sie berühren sich über eine Grenze hinweg.
Über Distanz und Nähe, Begegnung und Verständnis füreinander und in der Einen Welt, wollen wir in diesem Gottesdienst nachdenken.
Gott überwindet immer wieder Grenzen und lädt auch uns dazu ein. Er will uns begegnen – immer wieder, auch in diesem Gottesdienst. Dazu ist es nötig, dass wir uns für ihn und füreinander öffnen.

BILDBETRACHTUNG

Nehmen wir uns die Zeit, das Bild des Künstlers Chidi Kwubiri zu betrachten.

– Kurze Stille; anschließend leise meditative Orgel

Der Afrikaner ein in Deutschland lebender nigerianischer Künstler, hat zwei Bilder in der Maltechnik des Drip painting geschaffen; das bedeutet so viel wie getropfte Malerei. Werden beide Bilder nebeneinander aufgehängt oder aufgestellt, bleibt der Zwischenraum zwischen ihnen erhalten.

Der Zwischenraum steht für Distanz, für Fremdheit, doch die Distanz wird zur Nähe durch den tiefen Blick, den beide Personen tauschen, und die Berührung über die Grenze hinweg.

Die ausgestreckten Arme liegen auf den Schultern des oder der Anderen und nehmen die Farbe des Gegenübers an. Wir können das Grün als Farbe der Lebenskraft und Erneuerung deuten und das Gelb als Farbe der Schöpfung und Fruchtbarkeit.

Die beiden dargestellten Menschen tragen afrikanische Züge. Sie hätten aber auch anders gemalt werden können.

Das Weisheitswort „Ich bin, weil du bist“ gilt für alle Kulturen.

Auch wir in Europa, auch wir in Deutschland, in Verl brauchen einander, wir leben mit- und voneinander.

So leben wir in den Industrieländern von der Arbeit und den Rohstoffen, dem Wissen und der Weisheit der Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern.

Waren und Güter fließen hin und her, vom Süden in den Norden, vom Norden in den Süden.

Es gibt Abhängigkeiten in beide Richtungen – es gibt aber auch Gemeinschaft und Austausch von Kenntnissen, Erfahrungen, Ideen, Werten.

Im Süden wie im Norden suchen Menschen nach Nähe, Verständnis und Anerkennung.

Sie – Ihr -wir – suchen nach einem Weg in die Zukunft, nicht gegen-, sondern miteinander.

Wenn er tragfähig sein soll, kann es nur ein gemeinsamer Weg sein. (Musik Ende!)

Weil Augen dich ansehen

Ich war schon am Ufer des Ganges, des Tiber des Nils, aber ich war noch nie an den Ufern des Niger oder des Benue, der beiden großen Flüsse, die durch Nigeria fließen. Diese beiden Flüsse haben den aus Nigeria stammenden Künstler des diesjährigen Hungertuches inspiriert.

Das Gelb-Braun symbolisiert den schlammigen, fast rostfarbenen Niger, der aus Benin kommend durch die Südsahara nach Nigeria fließt.

Der grüne Teil symbolisiert den grünlichen Fluss Benue. Er entspringt im Hochland von Kamerun und fließt durch dichte Regenwälder.

In der Stadt Lokoja fließen die beiden Ströme zusammen. Dieser Zusammenfluss gleicht einem Naturwunder, so der Künstler.

Die beiden Ströme existieren nach ihrem Zusammenfluss nebeneinander und miteinander weiter, obwohl sie aus verschiedenen Quellen stammen.

Sie können – so der Künstler – sich gegenseitig halten, ansehen und sagen: «Schau, ich bin, weil du bist.»

Beim Blick auf das Hungertuch fallen die beiden Menschen im Profil auf, einer türkis-grün, der andere sandig- gelb. Sie schauen sich in die Augen.

« Es gibt dich weil Augen dich wollen dich ansehen und sagen, gut dass es dich gibt » heißt es in einem Gedicht.

Ich bin nicht allein auf der Welt. Der andere Mensch ist immer schon da.

Wenn man sich in die Augen schaut, entsteht Begegnung.

Nicht kreisen um sich selbst, sondern den anderen wahrnehmen.

Wir wissen auch: Wir können andere Menschen auch ignorieren und die Begegnung verweigern.

Wir können gar verletzen, ausbeuten, Leid zufügen.

Das tun die beiden Menschen auf dem Bild nicht.

Die ausgestreckten Arme liegen auf den Schultern des oder der anderen und nehmen die Farbe des anderen an.

«Ich bin, weil du bist»

Das Hungertuch weist uns hin auf unsere Verbundenheit mit der Natur, mit den Mitmenschen und mit Gott.

Diese Verbundenheit fordert uns heraus, hinzusehen, wenn die Natur geschunden oder Rechte der Menschen verletzt werden.

In allen Erdteilen raffen Investoren, wirtschaftliche und politische Eliten Land und eignen es sich so an. Menschen, die bisher auf und von diesem Land gelebt haben, werden dadurch vom Land vertrieben.

Und nur die Aussicht auf Gewinn bestimmt, was auf den Flächen angebaut wird.

Die Bedürfnisse der Menschen, die Fruchtbarkeit der Böden, der Lebensraum der Tiere und die Vielfalt der Pflanzen sind nicht wichtig.

Als Menschen, als Christen die in Verbundenheit mit den Menschen, mit der Schöpfung und mit Gott leben wollen, sind wir aufgerufen, an einer gerechteren Welt mitzuarbeiten.

Um als Christinnen und Christen stark und kreativ zu sein in der Welt, suchen wir uns Verbündete und Geschwister.

Wir finden sie nicht nur in unserer Zeit, sondern auch in unseren Traditionen und in der Bibel.

Wir erinnern uns an Franz von Assisi, Hildegard von Bingen oder Oscar Romero, Erbischof aus Südamerika, der während der Heiligen Messe 1980 erschossen wurde.

Mit dem Blick in die Bibel suchen wir nach einer Form des Zusammenlebens, das alle Menschen von ihrer Würde her in den Blick nimmt.

Jesus eröffnet uns die Möglichkeit, zu wählen, wen wir ansehen und wo der Geist der Gemeinschaft und Verbundenheit gedeihen kann.

Das Hungertuch fordert uns auf, nach Wegen zu suchen, wie wir als Verbündete Gottes behutsam und geistreich mit den Menschen und mit der Schöpfung leben können.

LIED: 457 1-3 Suchen und fragen

FÜRBITTEN

Von ganzem Herzen wollen wir umkehren zu unserem Gott. Er hilft uns, steht uns zur Seite.

So treten wir vor ihn mit den Anliegen unserer Zeit und Welt:

Ich bin, weil du bist. Wir beten für alle Menschen, die du nach deinem Bild geschaffen hast.
Für alle, die deine Botschaft weitertragen. Für jene, die sich schwer tun. Du, Gott unseres Lebens – Wir bitten dich, erhöre uns.

Ich bin, weil du bist. Wir beten für die Menschen in Burkina Faso, in Nigeria, in Eritrea und an vielen Ecken und Enden der Erde. Für alle, die Neues wagen. Für all jene, die ausgebremst werden. Du, Gott unseres Lebens – Wir bitten dich, erhöre uns.

Ich bin, weil du bist. Wir beten für die politisch und gesellschaftlich Verantwortlichen in den betroffenen Ländern aber auch bei uns in Deutschland. Für alle, die die Würde des Menschen achten. Für jene, die andere ausbeuten.
Du, Gott unseres Lebens – Wir bitten dich, erhöre uns.

Ich bin, weil du bist. Wir beten für die Kranken und Einsamen, auch die, die keine ärztliche Hilfe erfahren und die keine Perspektive auf ein besseres Leben haben. Für alle, die ihnen zur Seite stehen. Für jene, deren Kraft zu Ende geht.
Du, Gott unseres Lebens – Wir bitten dich, erhöre uns.

Ich bin, weil du bist. Wir beten für unsere Toten, aber auch für alle Toten in den ausgebeuteten Ländern, denen wir nicht helfen konnten oder nicht geholfen haben. Für alle, die um sie trauern. Für jene, die trösten und Perspektiven eröffnen.
Du, Gott unseres Lebens – Wir bitten dich, erhöre uns.

Du, Gott, hast uns die Eine Welt anvertraut und uns als Menschheitsfamilie den Auftrag gegeben, gemeinsam Leben zu gestalten. Für dieses Vertrauen danken wir durch Jesus, unseren Bruder und Herrn. Amen.

Wir beten gemeinsam:

ICH bin – weil DU bist
ICH
Mit meinen Charismen
Meinen Fähigkeiten
Meinen Stärken
Meinen Schwächen
DU
Mit deiner Geistkraft
deiner Stärke
deinem Lebensatem
deiner Barmherzigkeit
ICH
Im Leben
Manchmal aufrecht
Manchmal gebeugt
Manchmal voller Energie
Manchmal resigniert
Manchmal echt und ehrlich
Manchmal feige und schuldbeladen
DU
Das Leben
Die Auferstehung
Der Gekreuzigte
Der Sinn
Der Halt
Die Wahrheit
Der Neubeginn
ICH
bin – weil DU bist
Aus dir lebe ich
Von dir gewollt und gerufen
Mit dir beginnt alles
Mit dir endet alles
Mit dir will ich mich neu ausrichten in diesen
vierzig Tagen
Dem Leben Raum geben
Mich dem Dunkel stellen
Mit dir auf-er-stehen zu einem neuen Leben
Diesen Weg gehe ich in Vertrauen, denn:
ICH
bin – weil DU bist.

LIED: 453 1-4 Bewahre uns Gott

VATER UNSER
Gemeinsam mit den Christinnen und Christen auf der ganzen Welt beten wir zu Gott, den die Menschen, die sich ihm anvertrauen, immer als den Mitgehenden, Lebensspendenden und Liebenden erfahren: Vater unser…

SEGEN

Wenn wir uns die Hände nicht schmutzig machen wollen, und uns einreden, dass genug andere Menschen aktiv werden könnten, dann wünsche ich uns den Mut, uns für die Wahrheit zu entscheiden.
Wenn wir merken, dass Menschenrechte mit Füßen getreten werden, dann wünsche ich uns den Mut, uns einzumischen und Partei zu ergreifen für ein Leben in Würde.
Wenn wir erkannt haben, was auf dem Spiel steht, aber vor den damit verbundenen Hindernissen zurückschrecken, dann wünsche ich uns den Mut, über unseren Schatten zu springen.
Dazu segne uns der dreieinige Gott:
+ der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen

LIED: 481 1+2+7 Sonne der Gerechtigkeit

Nachfolgendes Blatt wurde für alle Teilnehmer ausgedruckt.

ICH bin – weil DU bist
ICH
Mit meinen Charismen
Meinen Fähigkeiten
Meinen Stärken
Meinen Schwächen
DU
Mit deiner Geistkraft
deiner Stärke
deinem Lebensatem
deiner Barmherzigkeit
ICH
Im Leben
Manchmal aufrecht
Manchmal gebeugt
Manchmal voller Energie
Manchmal resigniert
Manchmal echt und ehrlich
Manchmal feige und schuldbeladen
DU
Das Leben
Die Auferstehung
Der Gekreuzigte
Der Sinn
Der Halt
Die Wahrheit
Der Neubeginn
ICH
bin – weil DU bist
Aus dir lebe ich
Von dir gewollt und gerufen
Mit dir beginnt alles
Mit dir endet alles
Mit dir will ich mich neu ausrichten in diesen
vierzig Tagen
Dem Leben Raum geben
Mich dem Dunkel stellen
Mit dir auf-er-stehen zu einem neuen Leben
Diesen Weg gehe ich in Vertrauen, denn:
ICH
bin – weil DU bist.



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