WORT ZUM SONNTAG – „Verlorene Kinder?“ 23.04.2017
Sind schon anrührende Bilder die wir in diesen Tagen in den Zeitungen sehen. Das geht ans Herz, das bewegt uns. Nein, ich meine nicht die Bilder der vergasten Kinder in Syrien oder der knöchernen schwarzen hungernden Kinder mit großen angstvollen Augen aus Somalia.
Ich meine die Bilder mit den hübschen Kommunionkindern in den weißen Kleidern oder schicken Anzügen mit toll gestylten Haaren, die sich toll vorbereitet haben, die begeistert sind und sich freuen. Es werden bald Bilder folgen von den Firmungen in unserem Verbund, ebenso die Konfirmierten, die sich ein Jahr vorbereitet haben und mit Gottes Segen in eine gute Zukunft gehen.
Die Kinder in Syrien und Somalia hatten keine Chance mehr für ihr Leben. Einfach ausgelöscht, verloren? Unsere Kinder haben beste Karten ein gesegnetes Alter zu erreichen und eine Chance mit dem Wissen um den liebenden, froh machenden und versöhnenden Gott, ihr Leben in die Hand zu nehmen, zu gestalten und auch zu meistern.
Bei der Taufe haben wir alle versprochen, sie durch ein Beispiel des helfenden Glaubens zu begleiten. Wir haben versprochen, dass unser Glaube an Gott, den wir in der Gemeinschaft mit anderen Christen leben wollen, sie anstecken soll, motivieren soll, selbst ihren Platz in dieser Kirche einzunehmen.
Und wir – wir singen immer noch Lieder mit fast mittelalterlichen Texten, beten Gebete in einer Sprache, die die Kinder nicht verstehen und feiern Gottesdienst mit zementierter Karfreitagsmimik.
Ich glaube, unser Gott weint, wenn er uns sieht! Er ist doch ein Gott, der durch Jesus die Frohe Botschaft zu uns gebracht hat, dass er unser Freund ist, vor dem wir stehen dürfen. Wenn wir glauben, dass Gott immer an unserer Seite ist, müssten wir selbst an Karfreitag, am good Friday, „Oh happy day“ singen. Unsere Glaubensfreude müsste man uns ansehen und sie würde unsere Kinder dann anstecken. Wir sollen jubeln und glücklich sein, wie auf einem schönen Fest, denn durch Jesus Christus sind wir doch von aller Schuld befreit.
Natürlich macht uns ein Großteil unsere Kirche das auch nicht vor. Sie haben Angst, das Gottesvolk sonst nicht mehr leiten zu können, sie verstecken sich hinter Brokat und ernsten Gesichtern und sitzen auf prachtvollen Stühlen.
Aber wir, jeder von uns, wir sind doch alle Gottes Volk. Wir müssen endlich was tun um unserer Kinder willen, die so gerne mehr sehen, mehr erleben, mehr glauben wollen.
Papst Franziskus ruft den Jugendlichen zu: „Geht auf die Barrikaden! Lasst Euch das nicht gefallen!“ Er sagt das den Jugendlichen, weil er vermutlich sicher ist, die Älteren nicht mehr zu erreichen.
Leben und zeigen wir doch diesen uns geschenkten, so frohmachenden Glauben auch in unseren Gottesdiensten, damit unsere Kinder angesteckt werden und so jede Chance haben die Höhen und Tiefen ihres Lebens zu überstehen.
Kurz vor dem Ende seines Lebens in dieser Welt sagt Jesus: „Alles das habe ich zu euch gesagt, auf dass meine Freude in euch sei und eure Freude vollkommen werde“.
Und wenn die Freude in uns lebendig wird, finden wir auch Wege und Möglichkeiten, den noch lebenden Kindern in Syrien und Somalia, aber auch in Verl und überall eine Chance zu geben, ein Leben in Frieden, in Freude, in Liebe mit Gott und den Menschen zu leben.
Selbst wenn wir versagen – kein Kind geht jemals verloren, weil Jesus lebt! Halleluja.
Ihnen, Ihren Familien, Kindern und Enkelkindern wünsche ich einen frohen Sonntag.
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)