Wort zum Sonntag 28.07.2012 „Wenn jeder tut, was er kann“
Gestern haben in London die olympischen Spiele begonnen. Gut zwei Wochen werden tausende daran teilnehmen und zig-millionen zuschauen. Man wird sich mit den Siegern freuen, die lächelnd auf dem Podest stehen und wird die Verlierer bedauern, die manchmal am Rand der Strecke oder der Sporthalle zum Weinen zusammengebrochen sind. Natürlich ist es schön zu sehen, wenn einer oder eine sich freut, wenn er/sie endlich oben auf dem Treppchen steht, nachdem er/sie vielleicht jahrelang eisern trainiert hat.
Es wird aber auch in London viele Tränen geben, Verletzte vielleicht, vielleicht schlimme Stürze und – Gott bewahre – hoffentlich nichts Schlimmeres. Weil am Ende nur die wirklich zählen, die gewonnen haben, riskieren manche Sportler ihre Gesundheit und manchmal auch ihr Leben.
Dieser Leistungsdruck, der nicht nur im Profi-Sport das Leben bestimmt, macht auch in anderen Berufen und Arbeitsabläufen den Menschen das Leben oft schwer.
Selbst Paulus macht in der Bibel den Christen das Leben schwer. „Wisst ihr nicht“ schreibt er, „dass in der Kampfbahn alle laufen, aber nur einer bekommt den Siegespreis? Lauft so, dass ihr ihn erlangt!“ (1. Kor 9, 24)
Paulus schreibt das über seine Erwartungen an Verhalten und Handeln von Christen. Auch da sollen alle bestens durchtrainiert sein und ihr Bestes geben. In jeder Hinsicht sollen sie vorbildlich leben, immer großzügig zu denen, die Hilfe brauchen, nie ein böses Wort sagen, und vor allem: bibelfest sein wie ein Theologieprofessor und natürlich jeden Sonntag im Gottesdienst mitfeiern. Und wehe, einer macht einen Fehler!
Ob Paulus das wirklich so meint?
Christsein als eine Art Leistungssport, wo nur der beste am Ende gut da steht, vielleicht auf dem Treppchen oder sogar im Himmel? Nein, ich glaube, er meint es genau anders herum: Er sagt ja nicht: Strengt euch alle an, damit man sieht, wer von euch der Beste ist! Er sagt auch nicht: Nur die allerbesten sollen alles geben – und die anderen können zuschauen! Paulus sagt: Ihr sollt alle euer Bestes geben – jeder das, was er kann – dann werdet ihr alle gewinnen. Das ist der entscheidende Punkt, finde ich.
Wenn jeder tut, was er kann, nicht mehr und nicht weniger, wenn also alle ihr Bestes geben, dann haben alle was davon.
Dann wird der eine gut reden können und andere inspirieren und ihnen Hilfe geben. Ein anderer kann gut zuhören und denen Mut machen, die am Boden liegen. Einer kann vielleicht gut kochen und die anderen damit bei guter Laune halten und der nächste kann für alle beten, auch wenn er nur noch im Bett liegen kann. Und wenn einer einen Fehler macht, dann kommt es darauf an, das zuzugeben, wieder aufzustehen, neu beginnen und es dann besser zu machen.
Wenn alle ihr Bestes und Möglichstes tun, dann profitieren alle davon und dann werden alle Beteiligten Sieger sein.
Gut, dass das in unserem Glauben anders ist als bei den olympischen Spielen.
Also, am Fernseher nicht nur mitfiebern, lieber selbst wo man lebt mit anpacken.
Ihnen und Ihren Familien einen gesegneten Sonntag.
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)