17. So. A – Predigt – Gott braucht unsere Hände um ihn zu finden.

17. Sonntag im Jahreskreis – 30. Juli 2017 – Predigt
– Gott braucht unsere Hände um ihn zu finden –

Beten Sie eigentlich auch manchmal? Ich meine so richtig beten – nicht ein Gedicht aufsagen wie vielleicht vor dem Essen, oder wenn wir gemeinsam das „Vater Unser“ sprechen.
Ich meine so richtig beten – beten heißt ja – sprechen mit Gott?
Und wenn sie das tun – welchen Namen geben Sie Gott denn dann?
Einfach nur Gott sagen – ist ja sehr unpersönlich.
Gott ist ja die Bezeichnung für unsern Schöpfer, für den Herrn der Welt. Und dieser Gott ist allmächtig und allgegenwärtig, allwissend – so haben wir das gelernt.
Gott – ist ja eigentlich mehr so ein Titel wie Generaldirektor oder Präsident oder Kaiser.
Da ist er – vielleicht auch sie – ja ganz schön weit weg von uns, ja nahezu unberührbar.
Vor so einem Wesen muss man natürlich knien und ein ernstes Gesicht machen.
Aber der Gott zu dem wir beten, das ist ja unser Freund, der liebt uns, der kennt unsern Namen.
Wenn wir also mit ihm sprechen, ihm was erzählen, ihn bitten und fragen, dann ist so eine Anrede – lieber Gott – ja sehr unpersönlich und eher respektvoll distanziert.
Jesus begann – laut Bibel – sein Gebet mit der Anrede „Vater“, andere übersetzen das mit „Abba – Papa“.
„Papa“, das gefällt mir schon ein bisschen – aber ich tu mich doch schwer, mein Papa ist nämlich tot.
Ein Name unseres dreifaltigen Gottes ist ja auch Jesus – Jesus, eon Vorname, das ist ja ein Stück persönlicher.
Lieber Heiliger Geist – ne, so könnte ich auch kein Gespräch anfangen.
Und Allah oder Jahwe oder Manitou oder Brahma – für mich ist das auch ganz weit weg.

Ist doch echt blöd, oder? Da ist dieser Gott hier bei uns, auch jetzt.
Er will uns nahe sein, schaut uns an – und wir, ich jedenfalls, weiß nicht was ich zu IHM oder vielleicht sogar zu IHR sagen soll.
Und dabei hat dieser Gott, zu mir, zu Dir, zu Euch schon vor zig- Jahren gesagt: „Ich liebe Dich, Du bist unheimlich wertvoll, ich will, dass es dir gut geht. Du bist mein geliebtes Kind!“.
Er hat uns nämlich geschaffen als sein Bild, er wirkt in uns und durch uns – und wir wissen nicht recht, was wir zu ihm sagen sollen! Ist doch verrückt!

Eine Idee habe ich doch – die gefällt mir, gut gefällt die mir.
Neulich als ich da oben stand und Messdiener suchte, kam doch die kleine Fine angerannt – ist noch im Kindergarten.
Als ich sie fragte ob sie denn Messdiener sein wollte, sagte sie: „Nein, ich wollte Dir nur Hallo sagen!“ und dann drückte sie mich. Das war – wie Auferstehung und da wusste ich es: Gott heißt auch Fine!

Und wenn es euch gelingt, euch mit euren Partnern oder Kindern abends wieder zu vertragen, dann heißt Gott auch Grete oder Rudolf oder Franz oder Anni.
Und wenn die Stadt mehr für die Flüchtlinge tut als sie muss, heißt Gott auch Paul oder Michael.
Und wenn wir, oder die Caritas zu den Kranken gehen und uns helfende Worte einfallen oder einfach nur die Hand halten, dann hat Gott auch den Namen Markus, Anneliese, Elisabeth oder Arthur.

Und wenn die Kinder im Kindergarten oder in der Schule mit jemandem spielen, den keiner leiden kann oder der unsere Sprache nicht versteht, dann heißt Gott auch Kevin, Fabienne, Pawel oder Teresa.

Das ist mein Glaube und damit kann ich toll leben.
Unser Gott will uns den Himmel schon auf Erden schenken, das ist unser Schatz im Acker dieses Lebens – und dieser Schatz ist Gott.  Um diesen Schatz zu heben, braucht Gott uns, jeden von uns, Männer und Frauen, Jugendliche und Kinder, nicht nur den Bischof, Papst oder Pastor.

Und dieser Acker mit dem Schatz liegt direkt vor uns und neben uns, auch in Verl, auch in der Sürenheide, auch auf dem eigenen Grundstück, auch in unserem eigenen Leben.
Suchen und heben müssen wir diesen Schatz schon selbst und wir werden den Himmel finden, wenn wir ihn verschenken.

Gott schafft den Himmel nicht auf Erden, er greift nicht selbst in unsere Geschichte ein, sonst würden die Menschen in Mossul und Bagdad nicht explodieren, würden die Kinder in Somalia nicht schreiend verhungern, die Menschen im Jemen nicht jämmerlich an Cholera sterben und die Hilfesuchenden nicht im Mittelmeer elendig ersaufen.
Wenn Gott eingreift, würde euer alter und kranker Nachbar nicht alleine in der Wohnung sitzen und die ausländische Familie bekäme netten Besuch – nein ER tut es nicht! Dazu braucht er Euch!

Gott braucht Dich und Euch und Mich um seinen Himmel hier auf der Erde zu schaffen.
Er braucht Deine und Eure und meine Hände um Hilfe zu bringen.
Gott braucht Deinen und Euren und meinen Mund um seine Liebe weiter zu sagen.

Und dann fällt uns auch ein passender Name für ihn ein, wenn wir mit ihm sprechen, ein ganz persönlicher, und bei jedem verschieden.
Aber dann ist dieser unser Gott ganz nah und dann spüren wir das auch und das tut so gut.
Versuchen sie es doch einfach mal.

Wenn ich abends schlafen will, nehme ich mein kleines Holzkreuz vom Nachttisch in die Hand, jeden Abend, und dann sage ich immer – jeden Abend –
„Hey Chef, da bin ich wieder. Danke für den Tag“. „Hey Chef“, ganz respektvoll und lieb meine ich das.
Und dann erzähle ich ihm alles – und er hört mich, und er antwortet ganz liebevoll und nicht immer lobend.
Sagen Sie doch zu Gott was sie wollen und mit ihren Worten. Er versteht das, weil er jeden von uns so unendlich liebt.
Und dann versuchen sie das zu tun, was unser aller Freund ihnen sagt.
Und – wollen wir wetten?
Wir schaffen das!
– einzeln und zusammen.
Mit ihm finden wir den Schatz in dem Acker und der Himmel wird uns ganz nahe sein, ganz nahe! Und dann – behalten sie ihn nicht für sich – leben sie ihn weiter!

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Franz von Assisi schlug eines Tages einem jungen Mönch vor, sie wollten in die Stadt gehen und dort den Leuten predigen.
So machten sie sich auf den Weg nach Assisi und sie gingen über die Straßen und über den Marktplatz und unterhielten sich dabei über ihre geistlichen Erfahrungen und Erkenntnisse.
Erst als sie wieder auf dem Weg nach Hause waren, rief der junge Mönch erschrocken aus: „Aber Vater, wir haben vergessen, den Leuten zu predigen!“
Franz von Assisi legte lächelnd die Hand auf die Schulter des jungen Mannes: „Wir haben die ganze Zeit nichts anderes getan“, antwortete er.
„Wir wurden beobachtet, und Teile unseres Gesprächs wurden mitgehört. Unsere Gesichter und unser Verhalten wurden gesehen.
So haben wir gepredigt.“
Dann fügte er hinzu: „Merke Dir, es hat keinen Sinn, zu gehen, um zu predigen, wenn wir nicht beim Gehen predigen.“

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