Wort zum Sonntag 21.04.2012 „Emmaus ist Morgen“
Zu den bekannten Ostererzählungen der Bibel, gehört eine Geschichte, die sicher jeder nachempfinden kann, weil sie zutiefst menschlich ist. Zwei Männer wollen endlich nach Hause. Sie sind müde, enttäuscht, verzweifelt, einfach fertig. Sie sind bald da in ihrem Heimatdorf Emmaus. Schlimmes haben sie erlebt. Jesus, ihr Freund und Lehrer, wird unter furchtbaren Umständen getötet. Sie hatten auf ihn gebaut, ihm vertraut und vor allem gehofft, er würde ihr Volk endlich aus allem Leid und von aller Unterdrückung befreien. Und jetzt ist alles aus, alles zu Ende, sie müssen ihren Weg alleine weitergehen – alleine in Angst, Hoffnungslosigkeit und tiefer Verzweiflung. Kein Problem ist gelöst, im Gegenteil. Einige Frauen hatten zwar behauptet, sie wären dem auferstandenen Jesus begegnet, aber wer kann das schon glauben? Dann lesen wir in der Bibel, dass sich auf dem steinigen Weg ihnen jemand anschließt. Dieser will ihnen klar machen, dass alles doch einen tieferen Sinn hat, dass es doch gottgewollt und schon lange in den alten Schriften vorhergesagt wurde. Und als sie abends dann mit dem Fremden das Brot teilen, da gehen ihnen die Augen auf, wie es in der Bibel heißt. Sie erkennen nun auch, dass der brutal Gekreuzigte lebt. Alle Verzweiflung und schwere Last erscheint auf einmal in einem neuen Licht und dann – ist Jesus weg, er entzieht sich ihren Blicken.
Der Weg von Jerusalem nach Emmaus ist auch unser Weg, unser Lebensweg. Das ist genau der Weg durch alle Ereignisse und Erlebnisse auch in unserem Leben, die uns belasten, die wir manchmal nicht verstehen können, an denen auch wir manchmal sogar verzweifeln. Es ist auch unser Weg durch eine Welt, in der es oft und immer wieder so aussieht, als gäbe es keinen Gott. Es ist unser Weg mit vielen ungelösten Rätseln hinter uns und vielen offenen Fragen vor uns.
Wir kennen das. Manchmal wurden auch uns die Augen geöffnet, aus Unglück wurde Glück, wir erkennen dann, warum der Weg gut war, den wir oft mühsam und gedrückt gehen mussten. Manchmal erahnen wir auch, dass wir nicht allein auf dem Weg sind, manchmal erkennen wir, dass unser Gott doch an unserer Seite geht und uns an die Hand nimmt, Mut macht und Hoffnung gibt. Aber die Augenblicke des Glücks, die oft kurzen Momente können wir nicht festhalten, auch wir verlieren den Herrn immer wieder aus dem Blick. Wir müssen viele Kilometer, Tage, Wochen vielleicht Jahre, alleine unsere Wege weitergehen, Wege des Suchens, des Fragens, des Findens und des Irrens.
Unser Leben heißt täglich, immer auch auf dem Weg sein, auf dem Weg zum Erkennen. Gehen und hoffen auf innerem Frieden, suchen nach tieferem Sinn. Wer glaubt eine Antwort zu haben und stehen bleibt, wird sie schnell wieder verlieren. Niemand hat das göttliche Licht dauerhaft gepachtet und in Besitz, selbst der zutiefst Gläubige nicht. Sogar Mutter Teresa hat uns davon berichtet, wie viele Heilige schon vor ihr.
Darum muss auch die ganze Kirche – das sind wir – auf dem Weg sein und bleiben und Gott so suchen, als ob sie ihn wirklich verlieren könnte. Um dieses Glück des Erkennens, um dieses heilende und helfende und leuchtende Licht auf unserem Weg, müssen wir täglich kämpfen und dabei auch alle Fragen, alles Ungelöste und Offene aushalten.
Ostern ist vorbei, aber die Begegnung mit dem Auferstandenen liegt immer vor uns, jeden Tag. Mögen Sie IHN auf Ihrem Weg immer öfter erkennen. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)