Wort zum Sonntag, 15.02.2012 „Versöhnt euch wieder“
Das habe ich in jungen Jahren schon von meinem Papa gelernt, immer wieder. Lange Zeit habe ich gedacht, er hätte den Spruch erfunden. „Lasst die Sonne nicht über eurem Streit untergehen!“
Guten Morgen! Ich hoffe, Sie hatten eine gute Nacht. Konnten friedlich schlummern, mit sich selbst und der Welt im Reinen. Ich hoffe, Sie haben nicht wach gelegen, vielleicht weil ein Streit oder Ärger Sie bis in die Träume verfolgt hat. Ärger oder Wut im Bauch kann einem schon den Schlaf rauben. Und dann war es doch nicht mein Papa, sondern Paulus, der schon vor vielen hundert Jahren geschrieben hat: „Wenn ihr in Zorn geratet: Versöhnt euch wieder und lasst die Sonne nicht untergehen über eurem Zorn!“ Auch da steht die Bibel mitten im Leben. Es macht Freude sie zu lesen, weil es da an den meisten Stellen so menschlich zugeht. Niemand kennt uns Menschen mit unserer oft streitsüchtigen und zänkischen Natur so gut wie unser Gott.
Auf jemanden wütend sein, ist menschlich. Jemanden mal am liebsten auf den Mond schießen zu wollen, kommt in den besten Kreisen und Familien vor. Es ist normal sich zu streiten und manchmal fliegen dann die Fetzen. Es fallen aber oft Worte, manchmal sehr böse Worte, die einem sonst nie über die Lippen kämen. Dann knallen die Türen laut zu und man geht auseinander im Zorn.
Wenn ich in so einen Streit gerate, erschrecke ich mich oft über meine Worte, aber bereue meistens sehr schnell was ich gesagt habe. Aber leider kann man die Worte nicht zurückholen. Sie bleiben manchmal sehr lange in der Luft.
Wenn Paulus sagt: „Lasst die Sonne nicht untergehen über eurem Zorn!“, dann heißt das: Komm wieder runter, besinne dicht, schalte deinen Verstand ein, denk nach. Die Wut in deinem Bauch muss sich nicht über Nacht einbrennen in deine Seele und dir deinen Schlaf rauben. Oft, fast immer ist der Streit größer als die Sache um die es eigentlich ging. Die Menschen, die ich eigentlich gern habe, die Gott mir geschenkt, vielleicht an die Seite gestellt hat, sind am Ende wichtiger als jeder verletzende Streit. Wenn Dampf abgelassen wurde, wenn die Emotionen abgekühlt sind, muss es auch wieder vorwärts gehen. Dann ist es ganz wichtig, sich selbst einen Ruck zu geben und versuchen zu flicken oder zu heilen, was im Streit gesagt wurde: Tut mir leid. War echt nicht so gemeint. Ich war zornig ohne Verstand. So ein Satz wirkt im Normalfall Wunder. Die Hand ausstrecken, den Streit – oft hat man schon den Grund vergessen – ganz schnell beenden. Den anderen in den Arm nehmen und ihm zeigen, wir wollen wieder gut sein, wir gehören zusammen.
Ich hoffe, sie hatten eine gute Nacht zu diesem Wochenende. Und falls Ihnen ein Streit oder Ärger doch den Schlaf geraubt hat, dann findet sich bis heute Abend ganz sicher eine passende Gelegenheit zur Versöhnung, dann wird mit der Sonne – sie ist da, auch wenn man sie nicht sieht – auch Ihr Streit wieder untergehen.
Ihnen, allen die Sie lieb haben und mit denen Sie sich noch versöhnen wollen, wünsche ich einen gesegneten Sonntag. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)