Wortgottesfeier 21.02.2018 – Fastenzeit – beten –

Wortgottesfeier 21.02.2018 – Fastenzeit – beten –

LIED: 266 1+2+3+7 Bekehre uns …
Begrüßung:
Liebe Schwestern und Brüder in Christus, schön, dass Ihr da seid. Ich hoffe, die dafür erforderliche Überwindung war nicht zu groß. Manchmal ist ja nur der erste Schritt schwer. Dafür dürft ihr Euch hier beim Herrn ausruhen, dürft auch die ganze Zeit sitzenbleiben, wenn ihr wollt. Es gibt heute ein bisschen mehr Text als sonst, aber früher ging man nach Fastenpredigten gebeugt nach Hause, heute dürft ihr Euch freuen und ein erlöstes Gesicht machen.

Zuerst wollen wir uns gemeinsam unter das Kreuz unseres Heilandes stellen. Das Kreuz unserer Schuld, das Kreuz der Liebe, das Kreuz unserer Erlösung: Im Namen des Vaters …….

Na? Was habt Ihr euch denn gerade dabei gedacht, als ihr das Kreuzzeichen gemacht habt? Wahrscheinlich nicht so viel. Kann man auch nicht so schnell. Vater – Sohn – Heiliger Geist – was müsste man da alles bedenken! Schaffe ich auch nicht und darum mache ich das für mich alleine meisten so: Gott + hat + mich + lieb! Hab ich im Kindergarten mit den Kindern so geübt. Klappt toll! Das verstehen die Kinder und das verstehe ich. Sollen wir das mal zusammen versuchen?
Gott + hat + mich + lieb!

Ich möchte regelmäßig Zeit finden
für dich, guter Gott!
Ich möchte mir die Zeit nehmen
für dein Wort,
um dich besser kennen zu lernen.
Ich möchte deine Nähe spüren
und deine Stille
in deinem Angesicht aushalten,
bis ich in meinem Herzen höre,
was du mir sagen willst.
Ich bin sicher,
dass deine Nähe mich verändert
und frei macht für das wirkliche Leben.
Gott, du bist das Leben,
lass es mich in deiner Nähe einatmen.
Ich möchte regelmäßig Zeit finden
für dich, himmlischer Vater!
Lass es bitte nicht
bei einem guten Vorsatz bleiben!

Kyrie:

Du lädst uns ein, Herr, zu dir zu kommen und herauszutreten
aus all dem, was uns umgibt.
Bei dir haben wir alles, was wir brauchen!
Bei dir finden wir mehr, als wir vermuten!
Kyrie, eleison.

Manches lassen wir zurück.
Wir brechen auf und machen uns auf den Weg
in unsere Leere, in unsere Wüste, in unsere Verlorenheit.
Christe, eleison.

Ungeschminkt und ohne Maske betrachten wir unser Leben.
Wir erkennen uns und finden dich,
weil du schon längst durch alles hindurchgegangen bist.
Wo du uns erwartend empfängst, entsteht neues Leben.
Kyrie, eleison.

Der gute Gott erbarme sich unser, er mache alles heil, was wir beschädigt und kaputt gemacht haben, er gebe uns jede Minute neu die Kraft einen neuen Angang zu machen, mit seiner Hilfe. Amen

EVANGELIUM: Mt 6, (5-6) 7-13 (14-15)
Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, damit sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten. Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet. Darum sollt ihr so beten:
(gemeinsam) Unser Vater im Himmel ……

LIED: Der mich atmen läßt

Liebe Freunde,
als Kind war ich oft bei meiner Oma auf ihrem damals kleinen Bauernhof, war nur gut 5 Minuten zu Fuß. Und natürlich habe ich da auch gegessen und natürlich wurde vor dem Essen auch gebetet. Das hat Tante Sinni gemacht. Das Gebet dauerte gefühlt eine halbe Minute, aber gebetet wurde immer dasselbe: ein Tischgebet, ein Vater Unser, ein Gegrüßet seist du Maria, für die Toten natürlich auch extra und das eine oder andere Sondergebet.
Ich glaube, sie hat nicht mal Luft geholt zwischen Beginn und Ende – aber alle waren zufrieden.

Fastenzeit, Zeit der Buße und Umkehr. Also das mit dem Fasten ist ja ok – weniger oder kein Alkohol, kaum Süßigkeiten, kein Nachtisch in der Woche und anderes fällt Euch sicher auch noch ein. Und dann, nach 6 Wochen manchmal schlechter Stimmung zu Ende – und meine Frau hat wieder nur 130 Gramm abgenommen, es hat sich nicht gelohnt – und dabei liebe ich jedes Gramm.
Wenn Jesus von Buße tun spricht, meint er nicht Fasten im herkömmlichen Sinne.
Er meint: Neu anfangen, umkehren, das Schlechte lassen, hinkehren zu Gott.
Wenn ich mit jemandem Kontakt aufnehmen will, jetzt nicht per Handy, sondern auf die traditionelle Art, dann muss ich mit ihm sprechen, – so wie jetzt – ihn vielleicht dabei anschauen, muss ich überlegen was ich sagen will. Beim Gespräch mit Gott nennt man das in allen Religionen beten.

Ein frommer alter Hirte beschloss jeden Tag mit einem Gebet. Manchmal betete er lang und ausführlich. Er liebte es zu beten. Er erzählte Gott von seinem Tag. Er dankte für alles Gute, was er an diesem Tag erleben durfte, und er bat um Gottes Schutz für die Nacht. Manchmal aber sprach er ein ganz besonderes Gebet. Und zwar dann, wenn der Tag hart war und er vor Müdigkeit kaum mehr stehen oder sitzen konnte. Dann begann sein Gebet so: „A – B – C – D – E – F – G –….– X – Y – Z. Lieber Gott hier sind alle Buchstaben, mach dir daraus mein Gebet, ich bin zu müde, aber du weißt um meinen Dank und meine Bitten. Amen.“

Diese kleine Geschichte kenne ich schon lange, ich weiß gar nicht mehr, woher ich sie habe. Sie gefällt mir, weil sie menschlich ist.
Manchmal fühle ich mich als Christ auch überfordert. Immer dann, wenn ich vergesse, das Glauben und Müssen nicht zusammenpassen. Als Diakon bin ich eigentlich verpflichtet, fünf Mal am Tag das Stundengebet zu beten. Viele uralte Texte, die mit meinem Denken nicht zusammenpassen. Und solche Texte haben wir in unseren Gottesdiensten auch noch zu viele. Auch darum kommen unsere Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht gerne.
Unsere katholische Kirche, genauso unsere evangelische hat da einen großen Renovationsstau.

Im Zusammenhang »Beten und Gebet« finden wir von Jesus klare, wirklich befreiende Worte. Wir haben diese Worte aus der Bergpredigt schon am Anfang gehört.

„Wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler“ „Ihr sollt nicht plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. Euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet.«
Das sind mal deutliche Worte an uns, unser Vater möchte, dass wir mit ihm mit unseren Worten sprechen und dann spricht er mit uns, und wir können ihn verstehen.

Unser Gott weiß den Inhalt meines Gebets noch ehe ich damit angefangen habe, noch ehe ich dazu die Worte gesucht habe. Was mich belastet, was mich freut, was ich brauche – Er weiß es sogar, auch ohne, dass ich bete. Brauche ich dann gar nicht zu beten? Ist mein Gebet, mein Gespräch mit Gott also überflüssig?

Ja, es ist überflüssig, so lange ich es als Mittel dazu verstehe, Gott zu beeinflussen.
Überhaupt nicht überflüssig, sondern lebensnotwendig ist mein Gebet aber für mich selbst, denn es richtet mein Denken und Empfinden zu Gott hin aus. Es zeigt mir in der Tiefe meines Herzens, was an meinem Tun richtig oder falsch ist. Und es zwingt mich, meine Gedanken und Gefühle zu ordnen und schenkt mir immer wieder Kraft neu zu beginnen, umzukehren.
Gott braucht mein Gebet nicht, aber ich brauche es. Und Sie brauchen es und du brauchst es. Jeder Mensch braucht es.
Und es ist kein Zufall, dass auch Menschen, die sich selbst als ungläubig bezeichnen oder als unreligiös, dass auch sie in manchen Situationen, immer wenn es eng und schwierig wird, zu beten beginnen. „Das Gebet ist ein Reden des Herzens mit Gott,“ sagt Martin Luther.
Und wenn es niemanden mehr gibt, mit dem ein Mensch über seine Situation, seine Angst und Dunkelheit reden kann, dann beginnt oft sein Herz zu beten, noch ehe der Verstand dafür oder dagegen entscheidet.

Vor Kurzem hatte ein Priester einen gehörlosen Mann zu beerdigen. Beim Vorbereitungsgespräch mit seiner Frau, ebenfalls gehörlos, und seinen beiden erwachsenen Kindern die beide hören konnten, erlebte er eine Überraschung.
Die beiden nun großen Kinder erzählten, dass ihr Vater jeden Abend an ihrem Bett ein Gebet gesprochen habe, als sie klein waren.
Ein Gebet in Lautsprache. Er sagt nur:
„Lieber Gott, bin ins Bett. Amen.“ Die beiden erzählten das ganz liebevoll, aber auch ein bisschen verlegen. Was würde ein Priester dazu sagen? „Lieber Gott, bin ins Bett. Amen.“

Dieser gehörlose Mann, der gar nicht besonders kirchlich war, er hatte verstanden, worum es geht beim Beten. Keine weitschweifigen Worte – oder, wie Jesus sagt: „nicht plappern wie die Heiden“. Sondern ausschließlich das eine: Ich bringe meine ganz persönliche Situation mit Gott in Verbindung.
Ich tue dies im Vertrauen darauf, dass Er weiß, was jetzt gut und richtig für mich ist. Wenn mir danach ist, kann ich ihm erzählen, kann danken und bitten. Aber entscheidend ist das eine: Ich wende mich zu Gott und gebe ihm Raum, einen Platz in meinem Alltag.

„Lieber Gott, bin ins Bett. Amen.“ oder: „Lieber Gott, ich fahre jetzt los. Amen.“ oder: „Lieber Gott, meine Nachbarin ist krank. Hilf ihr, hilf mir. Amen.“ Oder auch „Gott hat mich lieb!“

„Lieber Gott, bin ins Bett. Amen.“ oder: „Lieber Gott, ich fahre jetzt los. Amen.“ oder: „Lieber Gott, meine Nachbarin ist krank. Hilf ihr, hilf mir. Amen.“ Oder auch „Gott hat mich lieb!“
Es ist so egal was man sagt, wenn es von Herzen kommt, dann ist das genug. Mehr als genug. Gott versteht das schon „Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet.“   Amen.

3 Minuten Musik leise

Wenn ein Mensch mit Gott redet, dann betet er. Das ist eigentlich schon alles. Dabei ist es völlig egal, wie viele Worte gesprochen werden. Selbst ein verzweifeltes „Oh mein Gott!“ ist ein Gebet.

Jeder kann Gott so ansprechen, wie ihm „der Schnabel gewachsen ist“. Niemand braucht für das Gebet ein besonderes Vokabular oder wichtige Begriffe erlernen. Mit Gott darfst man in jeder Situation so reden, wie es gerade auf dem Herzen liegt – fröhlich, verzweifelt, traurig, wütend, glücklich … Mit ihm kann man reden, wie man mit einem Freund oder mit der Familie redet.

Eine Aussage aus der Bibel verdeutlicht das: „Der Herr ist denen nahe, die zu ihm beten und es ehrlich meinen.“ (Psalm 145 Vers 18)

Natürlich ist es auch gut, fertige Gebete zu kennen, dass kann einem helfen, besonders wenn man in der Gemeinschaft betet. Gott ist unser Freund, trotz aller Geheimnisse, die wir im Keller haben. Wenn ich in der Messe mit euch das Vater Unser bete, öffne ich meine Hände um mich von Gott – wieder mal – beschenken zu lassen und wenn ich dann die Augen zu mache, kann ich oft nicht weiter beten, weil durch mein Denken an den Inhalt des Gebetes, ich nicht weiß, wie es weitergeht.
Ich muss oft in der Messe meinen Verstand ausschalten, um mit euch zusammen flüssig das Gebet zu sprechen.
Aber dieses sprechen mit Gott, dass tut so gut. Ich brauch mich nicht verstellen. Ich muss kein Geheimnis haben, und wenn ich ihm dann sage: „War nix heute, morgen mache ich es besser“. Dann hat sein „Kehrt um!“ mich erreicht.
Ich lade sie jetzt ein, drei Minuten ganz offen, ganz intim und vertraulich mit Gott zu sprechen.

3 Minuten Musik leise

FÜRBITTEN

Guter und liebender Gott, du bist unser Freund, du lachst mit uns und du weinst, wenn wir weinen. Du sprichst jede Sprache und du verstehst unser Stottern. Wir bitten Dich:

  • Hilf allen, die für diese Fastenzeit gute Vorsätze gefasst haben.  Du guter Vater!
  • Stärke alle, die bereit sind ihr Leben zu ändern.
  • Hilf allen, die dich anrufen, dass sie Zeiten und Orte finden, wo du ihnen begegnest.
  • Sei bei den Menschen, die im täglichen Wirrwarr fast untergehen, dass Minuten der Begegnung mit Dir haben.
  • Bekehre unsere Kirche, dass sie deine Liebe und Freundschaft beispielhaft lebt.
  • Nimm alle Verstorbenen, die wir geliebt haben in Deine Arme und richte ihnen unseren Dank aus.

Lasst uns nun gemeinsam nochmal das Vater Unser beten, egal ob sitzend oder stehend, zuhause auch liegend. Lass uns unsere Augen schließen, unsere Hände öffnen und ganz langsam mit Gott sprechen:
Vater unser im Himmel, …….

Der Herr segne Euch,
die ihr gebildet wurdet
aus dem Staub der Erde
und gesegnet seit von seinem Atem.
Er lasse Euch seine Stimme hören,
wenn ihr einen Weg geht
der euch entfernt
von ihm, als Quelle allen Lebens.

Er öffne euch die Augen
für die Vergänglichkeit der Welt.
Er lasse euch seine Nähe spüren,
wenn Ihr anruft.

Und wenn euer Leib den
Weg hier auf der Erde beendet,
schenke er euch in seinem Haus
eine Heimat bis in Ewigkeit.

Er begleite euch jeden Tag,
auch in eurer Angst vor der letzten Stunde.
Das schenke Euch Unser Gott,
der Vater und der Sohn mit dem Heiligen Geist. Amen
Wer nicht betet, ist wie eine Lampe, die keinen Strom mehr bekommt.

Geht hin in Frieden!

LIED: 453 1-4 Bewahre uns Gott

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