Wort zum Sonntag 25.03.2018 – Palmsonntag – Die Steine schreien!
Halleluja Palmsonntag! Wir feiern den Einzug Jesu in Jerusalem. Viele hatten ihn erwartet. Ihn, der Menschen getröstet, geheilt, ja, so wie es in der Bibel steht, selbst Menschen aus dem Tod zurückgeholt hat. Und immer wieder hat er voller Hoffnung und Vertrauen vom Vater erzählt, von einem Platz im Himmel, für alle Menschen guten Willens. Jesus wurde empfangen wie ein König. Ein richtiger Triumphzug – wenn auch auf einem Esel, und wenige Tage später – nichts mehr mit Hosianna. Erniedrigung, Schmerzen, Ohnmacht, Verzweiflung, Stille – elender Tod.
Die Menschen, die vorher jubelten, hörte man nicht mehr. Sie schwiegen, zogen sich zurück, selbst die Freunde versteckten sich und gaben auf. Keiner protestierte wirklich, niemand demonstrierte, nirgends Solidarität – alle schwiegen. Jesus starb, nicht ohne vorher diese Botschaft für uns zurückzulassen: „Wenn diese schweigen, werden die Steine schreien!“(Lk19)
Und sie schreien die Steine, an so vielen Enden der Erde. Ihre Stimme wird täglich leiser, weil die Panik und der Staub ihnen die Luft zum Atmen nehmen. Sie können nicht mehr, sind fertig – am Ende.
Staub in der Luft, und Stille legt sich übers Land,
die Bombe traf, erschüttert tödlich jede Wand,
der laute Schrei, stimmt wieder großes Weinen an,
die Mutter ruft, wenn sie noch rufen kann.
Und jeder Tag ist dem von gestern gleich,
die Stimme zittert und die Knie weich,
der Tod holt jeden, der hier leben muss,
und Abschied geht für viele – ohne Kuss.
Niemand begreift, warum so viele Kinder sterben,
warum Menschen gegen Willen Terror erben,
und täglich Panzer durch die Straßen rollen,
wo Kinder spielen und nur Freude wollen.
Der Schrei nach Frieden, niemals darf verstummen,
er ist geschafft, wenn wieder Bienen summen,
wenn Kinder lachen, und keine Mutter weinen muss,
dann schenkt der Himmel, den Trauernden den Kuss.
Den Kuss, der Hoffnung und Versöhnung schenkt,
bei dem vor Freude gerne man an Zukunft denkt,
er bringt das Leben, Wärme, Geborgenheit und Glück,
durch unser Tun, mit Gottes Kraft zurück. (Aleppo Kuss, AS)
Und wo sind wir? Wo sind die Menschen, Muslime und Christen, Politiker, Bischöfe und Pfarrer, die auf die Straße gehen, weil sie das Schreien der Menschen gehört haben? Unser Schrei darf nicht leiser werden, weil wir seit Jahren täglich die Toten unter Tonnen von Trümmern oder unter Kubikmetern von Wasser verschwinden sehen! Unser Schrei darf nicht aufhören, wenn weltweit Menschen wegen ihres Glaubens verfolgt werden! Unser Schreien muss lauter werden, wenn das Verhungern von Millionen Menschen zur Selbstverständlichkeit wird! Unser Schrei darf nicht verstummen, unsere Augen dürfen wir nicht verschließen. „Lasst uns nicht kneifen“, da wo andere wegschauen. Lasst uns miteinander sprechen, aufeinander hören, einander achten, voneinander anrühren, miteinander handeln – lasst uns gemeinsam schreien! Ich bin so froh, dass Jesus sich nach Jerusalem aufgemacht hat. Ich bin so dankbar, dass er den Weg zu Ende gegangen ist. Ich selbst möchte manchmal am liebsten vor allem weglaufen, alles hinschmeißen, weil ich denke: Ich schaffe das nicht, ich halte das nicht aus. Aber dann erlebe ich den Kuss, den Kuss der Hoffnung, dann spüre ich, dass ich nicht alleine kämpfen muss, dass jemand mir hilft. Lasst uns nicht aufhören zu schreien, wenn andere schweigen. Lasst uns unseren Beitrag leisten, dass nach Karfreitag auch noch Ostern kommt. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)