Wort zum Sonntag – PFINGSTEN 2018 – „Ich liebe Dich!“

Wort zum Sonntag – PFINGSTEN 2018 – „Ich liebe Dich!“

Wo ai ni! Ye fikireka eye! Waan ku jecelahay! Alle verstanden? Das war Pfingsten. Das war die Botschaft, die die Jünger erreichte. Das war die Geburtsstunde unserer Kirchen. Jesus schickte seinen Freunden den Heiligen Geist, indem er jedem sagte: „Ich liebe Dich!“ „Ich liebe jeden von euch, egal wo ihr herkommt und welche Sprache ihr sprecht“. Und sie haben es verstanden, in allen Sprachen – auch in Chinesisch, Tigrinja und Somali. Sie haben sich untereinander verstanden, weil sie sich verbunden fühlten durch den einen Geist der Liebe, durch ein „Ich hab dich lieb“ von Gott.

Und sie erzählten allen davon, dass sie nun mehr Mut haben und nicht mehr ängstlich sind.
Wir singen an Pfingsten: „Komm Schöpfer Geist kehr bei uns ein!“ Aber, wie finden wir diesen Geist, oder er uns?
Niemand von uns muss ihn rufen und ihn auch nicht suchen. Er ist längst da und das seit 2000 Jahren. Und jedem von uns ist dieser Geist zugesagt, schon in der Taufe und nochmals bekräftigt in der Firmung und Konfirmation. Und niemand kann uns den wieder wegnehmen, denn unser Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern den Geist der Kraft und der Beständigkeit.

Aber wenn an diesem Wochenende wieder in allen Kirchen verkündet wird, dass auch wir alle vom Heiligen Geist erfüllt wurden, dann habe ich schon viele Fragen und ziemlich große Probleme.
Warum ertrinken dann tausende im Mittelmeer?
Warum sterben hunderttausende von Kindern im Kongo, im Jemen und anderswo an Unterernährung, während wir mehrheitlich im Überfluss leben, auch in den Kirchen?
Warum leben auch bei uns viele Menschen auf den Straßen und benötigen Hilfe von Tafel und Warenkorb?
Warum werden Menschen ausgegrenzt, die nicht unseren Vorstellungen entsprechen?
Wo bleibt da das Wirken des Heiligen Geistes? Oder ist er doch nicht da?

Aber „Gott sei Dank“, Pfingsten passiert auch heute noch, jeden Tag und immer wieder.
Wenn Menschen aufeinander zugehen, selbst wenn die Landessprache sie trennt.
Wenn die Schwester dem Bruder, die Kinder der Mutter und zerstrittene Lebenspartner sich endlich die Hand zur Versöhnung reichen.
Wenn Menschen ihre Türen öffnen und den Nächsten willkommen heißen.
Wenn wir, die wir privilegiert sind, andere an unserem Reichtum teilhaben lassen.
Wenn Gottes Geist in unseren Kirchen gelebt wird durch geteilte Liebe und nicht durch Brokat, Gold oder Marmor.

Gottes Geschenk an uns ist eine Liebesbeziehung, eine Beziehung, die uns immer wieder so viel Mut und Hoffnung gibt, ist aber auch eine Beziehung, die wir pflegen müssen. Und wenn ich diese Beziehung will, muss ich sie auch lieben. Dann muss ich sie küssen, muss sie umarmen, muss ihr Raum geben. Ja, und ich muss dem Heiligen Geist auch eine Angriffsfläche bieten, damit er nicht nur da ist, sondern auch wirklich wirken und im wahrsten Sinne des Wortes eingreifen kann.

Darum beten wir heute besonders. Das ist der eigentliche Grund Pfingsten zu feiern – am besten jeden Tag. Unser Gott gibt sich uns nicht als Geist in Portionen, immer wenn wir ihn brauchen. Er gibt sich uns ganz und verlässlich in einer lebendigen Beziehung. Und wie in jeder Beziehung muss man immer wieder neu um das Gelingen ringen, ja vielleicht auch kämpfen.
Und immer, wenn wir spüren, dass Gottes Geist unser Handeln beeinflusst, tut uns das gut und gibt uns Kraft neu zu denken und sein „I love you“ als Auftrag wahr zu nehmen. Es tut so gut, von ihm geliebt zu werden!
Ihnen allen wünsche ich an diesem Pfingstfest und jeden Tag, die Erfahrung seines Kusses, seiner Umarmung, seiner Liebe.
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

 

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