Wort zum Sonntag, 15.07.2018 – „Wo bist Du, Adam?“
Ich kann es (fast) nicht mehr ertragen! Es gibt kaum noch eine Situation im Leben, wo nicht irgendjemand sein Handy betrachtet. Kaum eine Mahlzeit, wo das Ding nicht mit auf dem Tisch liegt. Kaum ein Treffen, wo mich nicht jemand nach meiner Handynummer fragt. Selbst in der Kirche oder bei Beerdigungen pingelt manchmal dieses S……ding!
Scheinbar hatte Adam damals noch kein Handy. Unvorstellbar! Sie erinnern sich!? Das paradiesische Leben neigte sich nach dem „Apfelklau“ dem Ende zu. Die ersten Menschen versteckten sich und plötzlich rief Gottes Stimme: „Adam, wo bist Du?“ („Adam“, ist der hebräische Name für „Erdling“, Mensch.)
„Mensch, wo bist Du?“ – „Ich suche Dich!“. Das ist wohl sein Anruf, der noch häufiger erfolgt, als das oft lästige Handyklingeln.
Und dieser „Mensch“ der gebraucht wird, ist nicht Moslem oder Katholik, nicht Hindu oder Protestant, nicht Nigerianer oder Verler. Dieser Mensch sind Sie und ich – wir alle! Dieser Mensch ist jeder, der den Namen Mensch trägt. Und unser aller Gott will unsere Hilfe, weil er uns braucht, denn wir sind seine Hände und sein Mund.
Aber wir hören seine Stimme nur, wenn wir unser Herz öffnen, weil er in so vielen verschiedenen Sprachen und Situationen ruft.
„Adam, dein Nachbar ist krank und fühlt sich so einsam!“ „Adam, dein Freund wartet auf deinen Anruf!“ „Adam, deine Frau kann nicht schlafen, weil du dich nicht versöhnen willst!“ „Adam, kauf lieber den fair gehandelten Kaffee!“ „Adam, vermiete doch die leere Wohnung an die Flüchtlingsfamilie!“ „Adam, hilf der älteren Dame doch die Taschen zum Auto zu bringen!“ „Adam, sag ein freundliches Wort zu den Kindern, auch wenn sie laut sind!“
Wir Menschen, vielleicht aller Religionen, beten und rufen täglich zu unserem Gott, immer wieder und immer lauter. „Gott, wo bist Du? Wie finden wir dich? Warum hilfst du nicht? Warum lässt du das zu? Greif doch endlich mal ein!“ Und wir schreien so laut, dass wir seinen Ruf: „Adam, wo bist du?“ gar nicht hören.
Er – oder auch sie – ruft jeden von uns, jeden – nur manchmal auch ganz leise und doch unüberhörbar, auch wenn wir manchmal die Kopfhörer im Ohr haben.
Und unser Gott macht keinen Unterschied, zwischen Christen und Hindus, Moslems oder Sikhs, er lässt selbst die scheinbaren Atheisten nicht in Ruhe.
Und wir können uns nicht mehr vor ihm verstecken wie Adam, der Angst hatte, weil er Schuld auf sich geladen hatte und sich darum schämte. Das ist sein Angebot – die Welt wird nur schöner, friedlicher und liebevoller, wenn wir ihn hören.
Und egal, welche Geschichte oder Hautfarbe, welche Sprache oder welches Geschlecht, welche Talente oder Schwächen wir vorweisen, jeder Tag ist ein Neubeginn, eine neue Chance seinem Ruf zu folgen, auch wenn wir ihn gestern vielleicht noch verleugnet haben.
Jesus hat damals die Menschen aus Galiläa an seinen Tisch gerufen hat, zum gemeinsamen Mahl ohne Test und Prüfung, niemand wurde gefragt, ob er würdig ist. Mit Jesus am Tisch sitzen zu wollen, ist die einzige Würdigkeit. Und die genügt! So genügt auch unser guter Wille seine Töne zu hören und zu spielen und den Rest, den wird ER schon tun.
Ihnen Adam, wünsche ich immer wieder, auch im bevorstehenden Urlaub, einige stille Minuten, damit sie den himmlischen Klingelton hören. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)