Wort zum Sonntag 20./21.08.2011 „Gebt Ihr ihnen zu essen!“
Es gibt Tage, die schlagen mir richtig auf den Magen – auch wenn im Privatleben – Gott sei Dank – alles seinen erfreulich geordneten Gang geht. In allen Nachrichten: Euro- und Finanzkrise, wir reden über hunderte von Milliarden. „Alles oder Nichts“ Poker um den Staatshaushalt in Amerika – es geht um Billionen Dollar. Der Spaceshuttle geht nach 30 Jahren Weltraumflug in den Ruhestand – seit über dreißig Jahren können wir zum Mond fliegen. Und in der Zeitung steht dann, dass die Situation in Somalia, Kenia und Äthiopien offiziell zur Hungersnot mit Hunderten von Toten täglich erklärt wird. Es gibt keine Nahrung mehr. Die wehrlosen Kinder sterben als Erste. Das würde nur für unseren Ort Verl bedeuten, dass zusätzlich zur normalen Sterblichkeit bei uns jedes Jahr noch etwa 7.000 Personen (in Worten sieben Tausend) vor Hunger sterben.
Als Christenmensch stellen sich mir da zunächst nur zwei Fragen. „Was geht mich das an?“ und „Was würde Jesus dazu sagen?“
Euro/Finanz-Krise, Weltraumfahrt, Hungersnot: beim letzten, der Hungersnot, wissen wir Christen alle Bescheid. Worte und Taten Jesu liegen da auf einer eindeutigen und klaren Linie: „Ich bin hungrig gewesen – und ihr habt mir zu essen gegeben!“ Damit meint Jesus auch heute noch ganz klar Dich und mich. Eigentlich brauche ich nicht mehr zu wissen, um meine Überweisung noch heute zu tätigen. Vielleicht kann eine Geschichte die Situation erhellen.
Also, die Hölle war total überfüllt, und noch immer stand eine lange Schlange am Eingang. Schließlich kam der Teufel persönlich heraus. „Bei mir ist alles so überfüllt, dass nur noch ein einziger Platz frei ist“, sagte er. „Den muss der ärgste Sünder bekommen.“ Also forschte er unter den Anstehenden und hörte sich deren Verfehlungen an. Was auch immer sie ihm erzählten, nichts schien ihm schrecklich genug, als dass er dafür den letzten Platz in der Hölle hergeben mochte. Wieder und wieder blickte er die Schlange entlang. Schließlich sah er einen, den er noch nicht befragt hatte.
„Was ist eigentlich mit ihnen – mein Herr, der sie da für sich alleine stehen? Was haben sie getan?“ „Nichts“ sagte der Mann, den er so angesprochen hatte. „Ich bin ein guter Mensch und nur aus Versehen hier. Ich habe geglaubt, hier gibt es etwas umsonst.“ „Aber sie müssen doch etwas getan haben“, sagte der Teufel. „Jeder Mensch tut etwas.“ „Ich sah es wohl“, sagte der ‚gute Mensch‘, „aber ich hielt mich davon fern. Ich sah, wie Menschen ihre Mitmenschen verfolgten, aber ich beteiligte mich niemals daran. Sie haben Kinder hungern lassen und in die Sklaverei verkauft; sie haben auf den Schwachen herum getrampelt. Überall um mich haben Menschen von Übeltaten profitiert. Ich allein widerstand der Versuchung und tat nichts.“ – „Absolut nichts?“, fragte der Teufel ungläubig. „Sind sie sicher, dass sie das alles mit angesehen haben? Und nichts haben sie getan?“ wiederholte der Teufel. „Nein!“ „Komm herein, der Platz gehört dir!“ Und als er den ‚ guten Menschen‘ einließ, drückte sich der Teufel zur Seite, um nicht mit ihm in Berührung zu kommen.
Ihnen und Ihren Familien wünsche ich einen sorgenfreien und gesegneten Sonntag.
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)