Wort zum Sonntag 26./27.03.2011 „Lasst uns zusammen beten!“
Ein wunderbare Zeit und schöne Tage im März könnten das werden, einige hatten wir schon. Warm und sonnig, Vorfrühling – beinah wie im Paradies. Auf die Wettervorhersage kann man mittlerweile gut vertrauen. Es ist für mich die schönste Zeit im Jahr, das Wachsen und blühen macht mir nur Freude. Wenn ……., wenn die Bilder und Informationen im Fernsehen nicht wären. Diese Bilder aus Japan – sie gehen nicht aus meinem Kopf. Dieses gewaltige Erdbeben, diese furchtbare alles zerstörende Flutwelle, die alles mit sich reist und in Bruchteilen von Sekunden alles tötet was im Weg ist. Wie grausam und von schlimmster Angst begleitet muss das sein, wenn man so plötzlich den Boden unter den Füßen verliert und nicht mehr weiß, wo oben oder unten ist. Immer wieder muss ich an die Menschen denken, die alles, alles verloren haben, alles was ihr Leben bedeutet und sinnvoll gemacht hat. Immer wieder, meistens in unvollständigen Sätzen und Gedanken bete ich, dass sie wieder Halt finden, dass sie jemals wieder dem Leben vertrauen können.
Und überall gibt es die vielen schlauen Erklärungen für diese Katastrophe. Und dennoch kann ich es nicht begreifen, dass ein intaktes und frohes Leben so labil, so plötzlich bedroht und zerstörbar ist. Für mich ist das nicht wirklich erklärbar, außer, dass unsere Welt eben doch nicht das Paradies ist. Oder muss es vielleicht Beides geben, hier die tödliche Katastrophe – dort der beginnende Frühling der immer wieder neu keimen und wachsen lässt? Und Schlimmes lässt sich immer noch steigern, die geschädigten Atomkraftwerke bedrohen das wenige Leben, das geblieben ist. Der menschliche Fortschritt beinhaltet immer auch Risiken. Hier das Messer zum Brot teilen, da der Dolch zum töten. Hier die Atomkraft, sauber und geruchslos – da Zerstörung und unmögliches Leben für tausende von Jahren.
Gutes und Böses liegen ganz nah beieinander in unserer Welt, die wirklich nicht das Paradies ist. In der Bibel wird erzählt, wie das Paradies verloren gegangen ist. Sie kennen die Geschichte von Adam und Eva bestimmt. Mit eindrücklichen Bildern wird erzählt, wie die Welt geworden ist, wie sie ist: wunderschön und schrecklich. Gutes und Böses ganz nah beieinander – manchmal sogar in einem einzigen Menschen. Es friert mich, mitten im Frühling, wenn ich daran denke. Aber in der Bibel steht auch, Gott denkt an die Menschen in dieser schrecklich schönen Welt. Er gibt ihnen Kleidung damit sie nicht frieren. Das heißt: Gott gibt ihnen Mitgefühl. Gott gibt den Menschen füreinander Liebe, damit es nicht so kalt ist. Damit sie einander Mut machen können zu helfen, zu trösten und neu anzufangen, wenn alles in Trümmer gefallen ist.
Gott hat uns Menschen die Liebe gegeben, damit wir füreinander da sein können, gerade weil die Welt nicht das Paradies ist. Ich hoffe, dass auch in Japan niemand allein sein muss mit seinem Leid. Sicher können ja auch unsere Gedanken und Gebete und unser Tun ein bisschen dazu helfen. Heute und in den letzten Tagen reihe ich mich ein in diese lange Kette von Menschen, die beten. Ich ringe um Worte, weiß oft genug gar nicht, was ich sagen soll. Ich bete vor allem darum, dass Gott all das fasst und umfasst, was ich nicht fassen kann. Dass all denen, die in Japan von Erdbeben, Tsunami und atomarer Katastrophe bedroht sind, Hoffnung und Zukunft bleibt. Lasst uns zusammen beten!
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)