Wort zum Sonntag Jahreswechsel 2018/2019
Diese Ballerei an Sylvester brauche ich nicht mehr. Die Kinder sind aus dem Haus und die Luft ist schmutzig genug. Es reicht, dass ich mit meinem alten Diesel nicht mehr überall hinfahren darf. Aber, wenn man die Freude in den Augen der Kinder sieht, wenn die bunten Sterne „vom Himmel fallen“, möchte man vielleicht doch alle Augen zudrücken – oder, gerade deshalb, aufmachen.
Ein neues Jahr, einen neuen Anfang feiern und froh nach vorne schauen, das tut schon gut.
Es war Dag Hammarskjöld, der damalige Generalsekretär der Vereinten Nationen, der zum Jahreswechsel in sein Tagebuch schrieb:
Für das Vergangene: Dank – Für das Kommende: Ja!“
Worte von einem Mann, der sich bis zum „Geht nicht mehr“ für den Frieden in der Welt und die Verständigung unter den Völkern eingesetzt hat. Er starb nach einem Flugzeugabsturz, der wahrscheinlich ein Attentat war. Nach seinem Tod hat man erst sein Tagebuch gefunden und erkannt, dass er ein tiefgläubiger Mensch gewesen ist. Dieser Satz im Tagebuch richtete sich eigentlich an Gott:
Für das Vergangene: Dank – Für das Kommende: Ja!“
Für Gutes und Schönes dankbar zu sein, ist ja wirklich eine gute menschliche Tugend.
Aber können wir auch für Schmerzhaftes und Dunkles dankbar sein?
Ein bisschen älter bin ich ja schon und wenn ich zurückschaue, kann ich erkennen, dass auch schmerzende Stunden oft ihren Sinn haben. Das kann ich aber nur im Rückblick erkennen. Und darum bin ich dankbar dafür und möchte die meisten nicht missen.
An allen Ecken, am Telefon und im Internet hört und liest man in diesen Tagen: “Ein gesegnetes Neues Jahr!“ Aber, was meinen wir damit eigentlich? Denn, das kann noch so aus dem Herzen kommen, dennoch wird sich auch im Jahr 2019 Schlimmes ereignen. Und was in meiner Familie passiert, mit meinen Freunden oder mit mir, wer weiß das?
Manche sagen „Wie gut, dass man nicht weiß, was kommt!“ und verstecken dahinter ihre Angst.
Nochmal Dag Hammarskjöld vor ungefähr 60 Jahren:
Für das Vergangene: Dank – Für das Kommende: Ja!“
Wenn man heute weiß, dass er bald darauf dem Attentat erlag, haben diese Sätze ein besonderes Gewicht. Im Blick auf eine uns unbekannte Zukunft blind „Ja“ sagen, das braucht Mut und viel Vertrauen – Gottvertrauen. Sollten wir das eigentlich nicht alle haben, vielleicht gelernt von unseren Eltern oder Großeltern? Würden wir sonst morgens überhaupt noch aufstehen können?
Es ist gut, dass die meisten Menschen so viel Grundvertrauen, auch vielleicht Glauben haben, dass sie immer wieder neu beginnen – trotz vieler schlimmer Erfahrungen.
Das können wir wahrscheinlich nur, weil wir die uns geschenkte Zeit vor einem größeren Horizont sehen wollen und dürfen. Geht mein Blick nur bis zum Platz in der Holzkiste, oder wage ich, versuche ich auch, darüber hinaus zu glauben und zu hoffen?
Ein Name für diesen unendlichen Horizont, diese unbeschreibliche Weite, ist „Gott“. Wir Christen glauben, dass dieser Jesus, dessen Geburtsfest gerade hinter uns liegt, in unsere kurze Zeit hier auf Erden eingetreten ist und uns durch seine Liebe täglich nahe ist. Wir glauben, dass unser Leben nicht einfach zu Ende geht, sondern eine unbeschwerte und glückliche Zukunft bei ihm wartet.
Und diese nicht endende Liebe, die leuchtet auch in unsern grauesten Alltag, die bringt auch Licht in unser Dunkel, wenn wir die Augen und unser Herz öffnen.
Darum dürfen auch wir „Danke“ sagen für 2018 und „Ja“ sagen zu jedem neuen Tag und zum neuen Jahr 2019.
Von ganzem Herzen wünsche ich Ihnen darum: „Ein gesegnetes neues Jahr!“
Ihr Arthur Springfeld (Diakon)